Können Grüne Wohnungspolitik?
Was für eine Frage!
von Egon W. Kreutzer
Die Enteignung als Ultima Ratio im Kampf gegen hohe Mieten wird jetzt tatsächlich Gegenstand der Parteiprogrammatik. Wem damit auf welche Weise geholfen werden könnte, erschließt sich nicht so einfach.
Die gewerbsmäßige Bereitsstellung von Wohnraum gegen Entgelt ist eine Möglichkeit, Einkommen aus Kapitalvermögen zu generieren. Wie alle Unternehmen der privaten Wirtschaft werden auch die privaten Wohnungsunternehmen ihre Investitionen primär nach dem Verhältnis zwischen der realistisch zu erwartenden Rendite und dem Risiko des Verlusts des eingesetzten Kapitals ausrichten.
Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften wirtschaften hingegen nicht, um Renditen für Eigentümer zu erzielen, sondern um den Gestehungs- und Erhaltungsaufwand ihres (aus Überschüssen wachsenden) Wohnungsbestandes zu decken.
Gemeinnützige Wohnungsgesellschaften bilden die natürliche Konkurrenz zu den privaten Wohnungsgesellschaften, können mit ihrem Angebot den Markt jedoch nur dann beeinflussen, wenn sie der jeweils aktuellen Nachfrage ein quantitativ ausreichendes Angebot an Wohnraum gegenüberstellen können.
Das ist da nicht der Fall, wo in einem leergefegten Wohnungsmarkt die Nachfrage nach Wohnungen schneller wächst als das Angebot an freien Wohnungen. Wird in einem solchen Szenario durch staatliche Eingriffe die Bautätigkeit der privaten Wohnungsunternehmen durch Schmälerung der Renditeerwartungen reduziert, ohne dass auf der gemeinnützigen Seite entsprechende Neubauvorhaben die Lücke füllen, wird das Niveau der geforderten Mieten nicht sinken.
Da die Grünen die Förderung des öffentlichen, gemeinnützigen, bzw. sozialen Wohnungsbaus offenbar nicht präferieren, wohl aber Teile der Renditen der privaten Wohnungsunternehmen abschöpfen wollen und sogar den totalen Verlust des Investments durch Enteignungen androhen, kann diese Politik nicht zu Entspannungen auf dem Wohnungsmarkt führen.
Folglich handelt es sich bei alledem um nichts als um eine taktische Finte, mit der sich die Partei als eine Art „Robin Hood“ präsentiert, die – wenn sie schon den Armen nichts zu geben hat – wenigstens verspricht, den Reichen etwas wegzunehmen.
Egon W. Kreutzer, Elsendorf
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»Verkämpft im Wohnungskampf? Über die Sackgassen der Wohnungspolitik« von Charles Pauli, 29. Oktober 2018 >> weiter.
»Der Mangel an bezahlbaren Wohnungen. Was ist die Wurzel des Übels?« von Claus Schreer, 25. September 2018 >> weiter.
»Ausrichtung der Wohnungspolitik: Was tun gegen Mietenwahnsinn?« von Leo Mayer, 22. September 2018 >> weiter.
»Wohnverhältnisse in Deutschland: Mietbelastung, soziale Ungleichheit und Armut« von Sozialverband Deutschl. (SoVD), August 2018 >> weiter. (PDF)
»Wie viele und welche Wohnungen fehlen in deutschen Großstädten? Die soziale Versorgungslücke nach Einkommen und Wohnungsgröße« von Hans-Böckler-Stiftung, April 2018 >> weiter. (PDF)
»In Deutschlands Großstädten fehlen fast 2 Mio. bezahlbare Wohnungen.« von Hans-Böckler-Stiftung, 15. April 2018 >> weiter.
»Wohnen ist Menschenrecht für alle!« von Bündnis „AufRecht bestehen“, 12. März 2018 >> weiter.
»Feuchte Wände, kalte Wohnung, kein Auto. Wie sich Einkommensarmut im Alltag auswirken kann« von Laurenz Nurk, 2. Dezember 2017 >> weiter.
»Wohnen als Anlageobjekt, Zwangsräumung als Marktregulierung. Staatliches Hilfesystem funktioniert nicht mehr« von Laurenz Nurk, 29. Mai 2017 >> weiter.
»Wohnungsnot und Mieten: Pfusch am Bau« von Charles Pauli, 31. Oktober 2016 >> weiter.
► Quelle: Der Artikel wurde am 04. Oktober 2019 erstveröffentlicht auf Egon W. Kreutzers Webseite egon-w-kreutzer.de >> Artikel. ACHTUNG: Die Bilder und Grafiken sind nicht Bestandteil der Originalveröffentlichung und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten ggf. folgende Kriterien oder Lizenzen, s.u.. Grünfärbung von Zitaten im Artikel und einige zusätzliche Verlinkungen wurden ebenfalls von H.S. als Anreicherung gesetzt.
► Bild- und Grafikquellen:
1. PROFIT - "PROFIT OVER PEOPLE". Wie alle Unternehmen der privaten Wirtschaft werden auch die privaten Wohnungsunternehmen ihre Investitionen primär nach dem Verhältnis zwischen der realistisch zu erwartenden Rendite und dem Risiko des Verlusts des eingesetzten Kapitals ausrichten. Grafik / Foto: geralt / Gerd Altmann, Freiburg. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Bild.
2. Grafik Mieten-Entwicklung (Neuvertragsmieten), Deutschland. Quelle: Bundesbank, Destatis. Darstellung: BLICKPUNKT WiSo >> www.blickpunkt-wiso.de . Diese Grafik ist Bestandteil des Originalartikels. Dieser wurde (inkl. der Grafik) mit Genehmigung durch Patrick Schreiner auch im Kritischen Netzwerk veröffentlicht.
3. Protest für eine andere Wohnungspolitik 18.1.19: Bündnis Mietenwahnsinn Hessen anlässlich der Konstituierung des 20. Hessischen Landtags am 18.1.2019 am Rande der Bannmeile in Wiesbaden. Foto: Sebastian Scholl. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0).