Plan zur Rettung der Rente
Rente rauf! – So kann es klappen.
von Tobias Weißert | isw MÜNCHEN e.V.
Das Journalistenteam Dagmar Hühne und Holger Balodis beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der Talfahrt der Renten in Deutschland. Seine Bücher „Die Vorsorgelüge – wie Politik und private Rentenversicherungen uns in die Altersarmut treiben“ (Berlin, 2012), „Garantiert beschissen – der ganz legale Betrug mit den Lebensversicherungen“ (Frankfurt 2015) und „Die große Rentenlüge – warum eine gute und bezahlbare Alterssicherung für alle möglich ist“ (Frankfurt 2017) sind wichtigste Arbeiten für alle, die sich sorgenvoll mit der aktuellen Rentenpolitik beschäftigen.
In den Büchern wird detailliert nachgewiesen, dass die Rentenreformen die Interessen der privaten Wirtschaft und der Versicherungskonzerne bedienten und Teil einer gigantischen Umverteilungspolitik zugunsten der Reichen und zum Schaden der Armen sind. Während diese Bücher die Absichten der großen Wirtschaftsverbände und der Politik in deren Interesse enthüllen, hat das neueste Buch einen anderen Charakter.
Es heißt: „Rente rauf! – So kann es klappen“. Es ist eine politische Programmschrift und richtet sich an die, die das Rentendesaster und die wachsende Altersarmut nicht hinnehmen wollen. Die Autoren sind der festen Ansicht, dass das, was über Jahrzehnte von der Politik angerichtet wurde, auch wieder korrigiert werden kann, wenn die betroffene Mehrheit ihre Stimme erhebt und mit klarer Zielsetzung sich für eine neuerliche Reform einsetzt. Konsequent stehen deswegen im Mittelpunkt der jüngsten Veröffentlichung Vorschläge für eine grundlegende Rentenreform.
Zu Beginn des Buches wird überzeugend dargestellt, wie das an sich stabile deutsche Rentensystem in verschiedenen Schritten systematisch abgebaut wurde. Balodis/Hühne weisen nach, dass die Renten seit Anfang der 90er Jahre im Umfang von 30 bis 40 Prozent gekürzt wurden. Vor allem die Reformen von 2002 bis 2005 lösten das alte Ziel einer den Lebensstandard im Alter sichernden Rente auf. Die gesetzliche Rente könne das nicht mehr leisten, wurde behauptet, und deswegen müsste ergänzende private Zusatzversorgung gefordert und gefördert werden.
An Stelle der Versicherung aus einer Hand trat nun ein dreigliedriges System aus gesetzlicher Rente, privater Riesterrente und hauptsächlich auch privater Betriebsrente. Damit werden jetzt für die angeblich gleiche Leistung die Arbeitnehmer erheblich zusätzlich belastet, während die Arbeitgeber durch niedrige Sätze zur gesetzlichen Rentenversicherung in Milliardenhöhe entlastet werden.
Holger Balodis und Dagmar Hühne zeigen, dass das Drei-Säulen-Modell krachend gescheitert ist. Vor allem die ArbeitnehmerInnen der unteren Einkommensschichten können sich keine Zusatzversicherungen leisten und werden vom Abbau der gesetzlichen Rente schwer getroffen. Altersarmut habe sich deshalb schon weit ausgebreitet und werde erheblich zunehmen. Die Autoren schätzen, dass 2040 nahezu die Hälfte aller RentenbezieherInnen Renten unterhalb und an der Grenze zur Grundsicherung erhalten werden. Dieser gesellschaftliche Skandal sei wirklich Anlass, die Rente auf eine neue Grundlage zu stellen.
Auch ein Blick auf unsere unmittelbaren Nachbarn mache deutlich, wie weit die deutschen Renten gesunken seien. Es ist sehr interessant, sich die Zahlen von Balodis/Hühne aus Österreich, der Schweiz, aus Frankreich, Belgien, Luxemburg, den Niederlanden und Dänemark anzuschauen. Alle haben erheblich höhere Renten und sozialere Rentensysteme. Der Kapitalismus dort halte das aus und es bedürfe deshalb auch bei uns keines Systembruchs, um das Rentendesaster zu korrigieren.
Im weiteren zeigen die Autoren, wie die Unzufriedenheit in unserem Land über die Rentensituation wächst und berichten von der Haltung der Gewerkschaften, der großen Sozialverbände und sozialer Initiativen, die sich intensiv mit der Rentenprogrammatik befassen.
Als Ziel einer Rentenreform nennen sie die Erhöhung der Renten um mindestens 30 Prozent. Um das zu erreichen, schlagen sie ein 8-Punkte-Programm zur Reform der Rente vor. Diese sind:
• Den Beitragssatz anheben
• Erwerbstätigenversicherung einführen
• Den Bundesanteil erhöhen
• Politisch verordnete Einnahmeverluste beenden
• Erwerbstätigenpotenzial besser ausschöpfen
• Riester-Rente abschaffen
• Beitragsbemessungsgrenze aufheben
• Mindestrente einführen
Das Programm ist gut durchdacht und logisch aufgebaut. Es greift die meisten Gedanken und Forderungen auf, die in den sozialen Initiativen formuliert werden und verknüpft sie. Insofern könnten Buch und Programm zu einer Richtschnur gemeinsamen Handelns werden. Auch über die Finanzierung der Rentenreform stellen Balodis/Hühne klare Überlegungen an. Die großen Zahlen werden entmystifiziert und es wird sichtbar, dass eine wirkliche Änderung in der Rentenpolitik möglich wäre.
In einem abschließenden Glossar unter dem Titel „Rente kompakt“ erklären Balodis/Hühne wichtige Begriffe der Rentenpolitik und beleuchten Themen wie Demografie und Altersarmut. Dieser Abschnitt ist für alle, die sich in die Rentendebatte einlesen wollen, sehr aufklärend und nützlich.
Zu Ende des Buches kommen noch die Gewerkschaften, die Sozialverbände und soziale Initiativen mit eigenen Statements zu Wort. Das Buch ist in gut verständlicher Sprache sehr flüssig geschrieben. Dabei ist nahezu jeder Satz wissenschaftlich belegt. Ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis gibt davon Zeugnis.
Damit erfüllt das Buch sehr wichtige Funktionen. Es gibt eine klare Einführung in die Geschichte der Rentenpolitik und beschreibt die wichtigsten ideologischen Auseinandersetzungen. Es nimmt klar Partei für die große Zahl der Erwerbstätigen, die die Verlierer der neoliberalen Rentenpolitik sind und vermittelt ihnen die Hoffnung, dass die ihnen zugeordnete Altersarmut kein Natur-Schicksal sein muss, sondern von Menschen auch geändert werden könnte. Zuletzt ist das Buch auch für alle Aktivisten der Rentenpolitik wichtig, weil es eine tiefgehende Debatte über Ziele und Wege möglich macht.
Fazit: Für jeden, der sich für die Rentenfrage interessiert und an der Änderung der Situation mitwirken will, ist das Buch sowohl als Einstieg wie als Handlungsorientierung von großem Wert.
Tobias Weißert
Leseprobe aus: "Rente rauf! – So kann es klappen"
DVS (Verlag und Druckerei), 1. Auflage, © 2020 H. Balodis, D. Hühne
kartoniert, 210 Seiten, ISBN 978-3-932246-98-2, Preis: 18,00 €
portofrei direkt über die Autoren (info@vorsorgeluege.de)
1. Bessere Renten sind möglich
„Rente rauf!“ Das finden fast alle gut, jedenfalls bei der eigenen Rente. Und bei der Rente des Partners. Da sollten es schon ein paar Euro mehr sein, keine Frage. Aber insgesamt betrachtet, verlässt viele von uns schnell der Mut und es kommen leise Zweifel: Sind wir nicht wirklich viel zu viele, die demnächst eine Rente wollen? Werden die Jungen – Stichwort „Generationengerechtigkeit“ – dadurch nicht maßlos überfordert? Wer nun verschämt mit Ja antwortet, hat rentenpolitisch schon die weiße Fahne gehisst. Und gesteht sich still ein: Höhere Renten wären womöglich wirklich unfinanzierbar und unverantwortlich.
Genau genommen, so wäre dann die logische Folge, kann es noch nicht mal so weitergehen wie bisher. Die Renten müssten womöglich sogar sinken. Sonst bräche das Sozialsystem zusammen. Angelangt an diesem Punkt, erfasst viele Verzagtheit und Ratlosigkeit. Richtig wäre stattdessen, kräftig Einspruch einzulegen: Denn dieses Szenario ist grober Unfug, der aber leider sehr gesellschaftsfähig ist. Wer so argumentiert, hat nur vermeintlich die Logik auf seiner Seite, sondern ist vielmehr der jahrzehnte langen Einflüsterung von Finanzwirtschaft und Arbeitgeberverbänden auf den Leim gegangen. Es ist eine Propaganda, die uns weismachen will, dass das Ende der gesetzlichen Rente und das Ende des Sozialstaats insge samt kurz bevorstünden. Zwar werden uns noch ein paar wenige Jahre Schonfrist zugestanden, aber dann soll der rententechnische Weltuntergang folgen. Derzeit datieren die Apologeten diesen ungefähr auf das Jahr 2030.
► Demografie als Vorwand
In Reinform betreibt diese Propaganda die "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" (INSM). Sie ist eine PR-Truppe der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie. Mit tendenziösen Studien und als Experten auftretenden Botschaftern (darunter die Professoren Bernd Raffelhüschen und Michael Hüther sowie der Unternehmensberater Roland Berger) versucht die INSM immer wieder, die öffentliche Meinung zu manipulieren.
Ihr Mantra: Höhere Renten kosten Wachstum und Wohlstand. Stattdessen soll mehr private Vorsorge betrieben werden. Die Arbeitgeber bekämpfen gute Renten schlicht deshalb, weil sie möglichst niedrige Rentenbeiträge zahlen wollen. Das Demografie-Argument, also zu viele Alte, zu wenig Junge, dient hierfür nur als Vorwand.
Wer die demografische Entwicklung als Begründung heranzieht, hätte nahezu jeden Zeitpunkt in den vergangenen 100 Jahren nehmen können, um das nahe Ende der gesetzlichen Rente zu prophezeien. Die Geburtenzahlen sinken nämlich schon genau so lange mit großer Regelmäßigkeit – nur unterbrochen von einem Geburtenboom zwischen 1955 und 1970. Somit sank auf lange Sicht auch das Verhältnis von Jungen im erwerbsfähigen Alter zu den Alten im Rentenalter beständig: von einem Verhältnis von über 10 zu 1 im Jahr 1910 bis auf aktuell knapp 3 zu 1.7 Der demografische Wandel ist also Fakt. Nur ist er keine künftige Bedrohung. Er hat in ganz wesentlichen Teilen längst stattgefunden (siehe Rente kompakt: Demografie, Seite 123).
Wichtiger als das Verhältnis von Alten zu Jungen ist zudem das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenempfängern. Und noch wichtiger ist, wie sich die Wirtschaftskraft entwickelt und wie die Arbeitnehmer daran beteiligt werden. Steigen die Bruttoeinkommen kräftig und dauerhaft an, so war und ist die Versorgung von mehr Rentnern kein Problem. Deshalb ist der Zusammenbruch des Rentensystems bis heute ausgeblieben.
Die Furcht davor ist dennoch verbreitet. Die heute Jungen glauben vielfach schon gar nicht mehr daran, dass sie später überhaupt eine Zahlung aus der gesetzlichen Rentenversicherung bekommen werden. Dieser Fatalismus ist gefährlich: Wer die Rente schon abgeschrieben hat, ist auch nicht bereit, für bessere Renten zu kämpfen.
„Rente rauf!“ erscheint ihnen wie eine völlig unrealistische Forderung. Dabei übersehen die jungen Resignierten das Wesentliche: Die gesetzliche Rente bietet im Umlageverfahren ausgezeichnete Möglichkeiten, eine wachsende Rentnergeneration gut zu vorsorgen. Die Rezepte liegen auf dem Tisch: gute Beschäftigung und bessere Löhne, mehr Beitragszahler durch Einbeziehung aller Arbeitnehmer, politisch verordnete Einnahmeverluste beenden, höhere Beiträge und ein fairer, deutlich höherer Bundesanteil an den Renteneinnahmen.
Diese Stellschrauben bilden den Kern unseres 8-Punkte-Programms „Rente rauf!“. Zusammen eingesetzt, können sie den Niedergang der gesetzlichen Rente korrigieren, der Ende der 1980er Jahre Fahrt aufnahm und sich mit der Riester-Rentenreform 2001 beschleunigte. Nur wenn wir diese Wende zu besseren Renten schaffen, hat die gesetzliche Rente eine gute Zukunft. Wird sie weiter kaputtgespart, verliert sie zunehmend ihre Legitimation und die Jungen würden dann wirklich mit allem Recht fragen: Wozu sollen wir noch einzahlen?
► Retter als Täter
In die Existenzkrise geriet die Rente paradoxerweise erst durch ihre selbst ernannten Retter Gerhard Schröder, Walter Riester und all die anderen Politiker, die zur Jahrtausendwende willig den Interessen der Finanzwirtschaft folgten. Ihr Glaubensbekenntnis lautete:
1. Die Rentenbeiträge seien überhöht und schuld an der hohen Arbeitslosigkeit.
2. Die private, sogenannte kapitalgedeckte Geldanlage biete eine erheblich höhere Rendite.
3. Die gesetzliche Rente werde an der Alterung der Gesellschaft scheitern.
Alle drei Annahmen waren falsch, doch Schröder und Riester setzten ihre Reform durch und schalteten ihre Kritiker gezielt aus. Tatsächlich kreierten sie ein Dreisäulenmodell aus gesetzlicher Rente, betrieblicher Rente und Riester-Rente. Während die erste Säule, die gesetzliche Rente, ohne Not langsam, aber sicher durch zahlreiche Kürzungsmaßnahmen auf die Intensivstation geschickt wurde, sollten die beiden anderen Säulen diese Verluste ausgleichen.
Knapp 20 Jahre später wissen wir: Es funktioniert nicht.
Die von der Finanzwirtschaft bereitgestellten Vorsorgeprodukte der zweiten und dritten Säule liefern klägliche Ergebnisse. Ohne die staatlichen Zuschüsse lägen die meisten Renditen wohl tief im Minus. Und das liegt keineswegs nur an der Niedrigzinsphase. Es sind die gigantischen Kosten der Finanzwirtschaft, die Erträge nahezu unmöglich machen. Wer Jahr für Jahr allein im Bereich der Lebensversicherungen rund 9 Milliarden Euro an Kosten produziert, hat am Ende wenig zu verteilen.
► Die Qualität der Rentenkasse
Das sieht beim Non-Profit-Unternehmen Deutsche Rentenversicherung ganz anders aus. Hier verdienen keine Aktionäre, hier muss kein Heer von Außendienstmitarbeitern finanziert werden. Die Kosten sind mit 1,3 Prozent der Ausgaben sehr gering. Und ob die Zinsen am Kapitalmarkt hoch oder niedrig sind, kann der Rentenkasse praktisch egal sein. Sie verteilt die Einnahmen aus Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeiträgen sowie Bundesanteilen direkt um. Dieses Umlageverfahren ist ein besonders effektives und von den Kapitalmärkten unabhängiges Verfahren, das nicht nur bei uns, sondern in ähnlicher Form in nahezu allen Nachbarländern praktiziert wird.
Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Bund zahlen ein und rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner bekommen eine Rente. Rund 300 Milliarden Euro werden so derzeit pro Jahr ausgezahlt: als Altersrente, als Hinterbliebenenrente, als Erwerbsminderungsrente für jene, die wegen dauerhafter Erkrankung vorzeitig ausscheiden, und als Kranken- und Pflegekassenbeitrag für die Rentner. Auch die noch Aktiven profitieren, da die Rentenkasse darüber hinaus Reha-Maßnahmen bezahlt, um die Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen. Das ist ein Leistungspaket, das Allianz & Co. privat niemals in dieser Form bereitstellen könnten.
Dennoch wird gerade vonseiten der privaten Finanzwirtschaft die Zukunftsfähigkeit der gesetzlichen Rente in Zweifel gezogen. Dabei sprechen die Fakten eine andere Sprache. Alle ökonomischen Rahmendaten untermauern, dass die Basis für gute Renten seit Jahren exzellent ist. Die Einnahmen der Rentenkasse wachsen seit Jahrzehnten kräftig, Jahr für Jahr. Und die Rücklagen erreichten Ende 2019 einen neuen Rekordstand.
Selbst in Zeiten von Börsencrash und Finanzkrise ging es stetig nach oben. Ein Grund: Seit vielen Jahren steigt die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. In den vergangenen zehn Jahren kamen fast sechs Millionen Beschäftigte hinzu. Zwar hat auch die Zahl der Rentner zugenommen, doch das Verhältnis von Einzahlern zu Rentenbeziehern ist heute deutlich günstiger als etwa vor 20 Jahren. Und die Lohn- und Gehaltssumme der Arbeitnehmer wächst sowohl absolut als auch bezogen auf den Einzelnen Jahr für Jahr an. Auch das Bruttoinlandsprodukt, aus dem letztlich aller Sozialaufwand finanziert werden muss, steigt mit einer beeindruckenden Konstanz an.
Wer die Daten der Deutschen Rentenversicherung nüchtern analysiert, stellt fest, dass alle noch vor einem Jahrzehnt gemachten ökonomischen Prognosen sich nicht erfüllten: Die Zahl der Beitragszahler liegt um 17 Prozent höher, die Zahl der Arbeitslosen um 34 Prozent niedriger und der Beitragssatz um fast einen Prozentpunkt niedriger als erwartet. Wie so oft in den vergangenen Jahrzehnten lagen die Renten-Kassandras daneben. Wir sind davon überzeugt, dass dies auch für die Zukunft gelten wird, wenn die Weichen heute richtig gestellt werden (siehe Rente kompakt: Umlageverfahren statt Kapitaldeckung, Seite 114).
► Viel Potenzial für gute Renten
Zwar werden Millionen „Babyboomer“ in den nächsten Jahren in Rente gehen, doch lässt sich dieser Rückgang an Beschäftigung weitgehend kompensieren, wie eine Untersuchung des "Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung" (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung gezeigt hat.
Die Forscher sehen noch erhebliche Reserven bei Migranten, Frauen und Personen über 60 Jahren. Speziell für die gesetzliche Rente ist sogar noch ein riesiges Potenzial an Beitragszahlern relativ einfach zu gewinnen: durch die Eingliederung aller Erwerbstätigen in die Rente. Derzeit gibt es in Deutschland 33,6 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, doch die Zahl der Erwerbstätigen liegt mit rund 45,3 Millionen weit höher. Mit anderen Worten: Es gibt aktuell fast 12 Millionen Personen – Beamte, Selbstständige, Freiberufler, Politiker, Spitzenmanager, geringfügig Beschäftigte –, die sich in die Rentenkasse integrieren ließen, wenn das politisch gewünscht wäre. In Österreich und der Schweiz ist dieses Prinzip bereits verwirklicht. Dort zahlen alle in die Rentenkasse ein.
Die ökonomischen Grundlagen für „Rente rauf!“ sind also vorhanden. Dies belegt auch das Portal „Fakten zur Rente“, das das zuständige Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) seit dem Sommer 2019 auf seiner Internetseite präsentiert. Unter dem Titel „Ist die Bevölkerungsentwicklung eine Gefahr für das Sozialsystem?“ findet sich eine eindrucksvolle Grafik. Sie zeigt, dass die Last, die unsere Gesellschaft für die nicht arbeitenden Alten und Jungen tragen muss, heute deutlich niedriger ist als in den vermeintlich goldenen 1970er Jahren. Das liegt daran, dass der leicht steigende Altenquotient durch einen sinkenden Jugendquotienten mehr als ausgeglichen wird. So betrachtet, kann von einer demografischen Überlastung keine Rede sein. Das Schaubild zur Entwicklung der Rentenbeiträge im Ministeriumsportal belegt, dass diese Beiträge aktuell sehr niedrig sind. Mit 18,6 Prozent vom Bruttoeinkommen liegen sie immerhin 1,7 Prozentpunkte niedriger als vor 20 Jahren. Doch das ist keineswegs eine gute Nachricht: Dieser niedrige Rentenbeitragssatz ist einer der Gründe, warum die deutschen Renten im internationalen Vergleich so kümmerlich ausfallen.
Dazu passt ein weiteres Schaubild, das das Ministerium unter dem Titel „Wie viel Rentenausgaben hat Deutschland im Vergleich zum europäischen Ausland?“ veröffentlicht. Es dokumentiert, dass Deutschland hier noch reichlich Luft nach oben hat. Gemessen am jeweiligen Bruttoinlandsprodukt, liegt Deutschland klar unter dem EU-Durchschnitt. Soll heißen: Wir leben bei den Renten eindeutig unter unseren Verhältnissen.
Prozentual deutlich mehr vom gesellschaftlichen Reichtum gönnen Spanien, Belgien, die Niederlande, Finnland, Dänemark, Österreich, Portugal, Frankreich, Italien und Griechenland ihren Rentnerinnen und Rentnern. Die schwache deutsche Position wird sogar noch dadurch geschönt, dass in die Darstellung auch die hierzulande vergleichsweise hohen Beamtenpensionen sowie die Betriebsrenten und sogar die private Vorsorge in die Berechnung eingeflossen sind.
Bezogen auf die gesetzliche Rente für Arbeitnehmer sieht der internationale Vergleich noch düsterer aus. Genau diesen Vergleich stellt regelmäßig die "Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung" (OECD) an. Hier landet Deutschland mit einer Lohnersatzquote von kümmerlichen 38 Prozent auf einem hinteren Platz, weit abgeschlagen hinter Ländern wie den Niederlanden (97 Prozent), Dänemark (86 Prozent) oder Österreich (78 Prozent). Eine Lohnersatzquote von 38 Prozent besagt, dass ein deutscher Arbeitnehmer später mit einer Rente rechnen kann, die nur 38 Prozent seines durchschnittlichen früheren Bruttoeinkommens ausmacht. Es ist höchste Zeit, das zu ändern: „Rente rauf!“
Leseprobe aus: "Rente rauf! – So kann es klappen", DVS (Verlag und Druckerei), leicht überarbeitete 2. Auflage, © 2020 Holger Balodis und Dagmar Hühne; kartoniert, Kt., 210 Seiten, ISBN 978-3-932246-98-2, Preis: 18,00 € inkl. Versandkosten über DVS oder portofrei direkt über die Autoren (info@vorsorgeluege.de).
► Inhalt:
Über das Buch
Es muss etwas geschehen!
A: "Rente rauf!"
Der Kampf um höhere Renten ist nicht verloren
Wie die Rente demontiert wurde
Zaghafte Reparaturversuche – die Zerstörung geht weiter
Wer es besser macht als wir: Österreich, Schweiz, Frankreich, Luxemburg, Belgien, Niederlande, Dänemark
Der Widerstand wächst: Wer für die Rentenwende kämpft
Das Modell "Rente rauf!" – Wie viel Rente brauchen wir? Wie kann "Rente rauf!" funktionieren?
Wie lässt sich "Rente rauf!" finanzieren?
B: Rente kompakt
Wie funktioniert die gesetzliche Rente?
Rätselhaftes Rentenniveau
Ramsch-Riester-Rente
Etikettenschwindel Entgeltumwandlung
Überlegenes Umlageverfahren statt riskanter Kapitaldeckung
Achtung, Altersarmut
Dämon Demografie
C: Positionen von Unterstützern
DGB
IG Metall
ver.di Baden Württemberg
Der Paritätische
SoVD Sozialverband Deutschland
Seniorenaufstand
Rente zum Leben
Bündnis für Rentenbeitragzahler und Rentner
ADG Aktion Demokratische Gemeinschaft
Anmerkungen
Literatur
Anhang
► Über die Autoren
Holger Balodis und Dagmar Hühne leben in Köln. Sie forschen und berichten seit über 30 Jahren zu den Themen Rente und Altersvorsorge. Sie waren Fachautoren für TV-Magazine wie Monitor und plusminus im „Ersten“, haben zahlreiche Ratgeber für die Stiftung Warentest und Verbraucherzentralen geschrieben sowie mehrere Bücher veröffentlicht, darunter den Spiegel-Bestseller „Die Vorsorgelüge. Wie Politik und private Rentenversicherungen uns in die Altersarmut treiben“. Daneben bieten sie Schulungen zum Thema Renten, sind als Vortragsreisende unterwegs und erstellen Studien zu Fragen der Rente und Altersvorsorge.
Die beiden engagierten Autoren Holger Balodis und Dagmar Hühne sind zu erreichen über
balodis [@] vorsorgeluege.de / huehne [@] vorsorgeluege.de
Das Portal „vorsorgeluege.de“ informiert die kritische Öffentlichkeit mit einem aktuellen Newsletter aus dem Bereich der Altersversorgung, ganz egal ob gesetzlich oder privat. Immer provokant, immer unabhängig. Zeitungen, online- Dienste oder TV-Sender sind gerne eingeladen, mit Holger Balodis und Dagmar Hühne weiter über die angerissenen Themen zu diskutieren. Gerne kommen die beiden auch als Referenten im Rahmen von Vortragsveranstaltungen, Lesungen und Diskussionen zu den Themen Rente, Private Altersvorsorge und Altersarmut zu Ihnen.
Lesetipps: bitte auch die weiteren Artikel zum Thema Altersarmut, Rente, Grundrente etc. lesen
Rentenrekorderhöhung bedeutet Einkommensverlust. Etikettenschwindel: kein Segen für die Rentner und Rentnerinnen. Die geplante Erhöhung des Wehretats von 7,2 Prozent im laufenden Jahr werde fast vollständig von der Inflation konterkariert, so das Münchener Ifo-Wirtschaftsinstitut. Und die Rentenanpassung? Von einer Rekordrentenerhöhung wird gesprochen. Von Tobias Weißert | isw München e.V., im KN am 27. April 2022 >> weiter.
Altersarmutsproduktion läuft wieder auf Hochtouren. Ampelparteien kürzen Oma Ernas Rentenerhöhung.
Nachholfaktor eine rückwirkende und eine zukünftige Rentenkürzung in einem. Die Regierungskoalition in spe will den angekündigten Aufschlag bei der gesetzlichen Rente um mindestens 0,8 Prozentpunkte kappen und reaktiviert dafür den sogenannten Nachholfaktor. Den hatte die Große Koalition eigentlich bis 2026 ausgesetzt, um die Erosion des Systems ein bisschen abzubremsen. Ab sofort läuft die Altersarmutsproduktion wieder auf Hochtouren – mit Klecker- und Nullrunden bis 2025 und faktischen Minusrunden danach. Dann nämlich gibt es wegen wegfallender „Haltelinien“ nach unten gar kein Halten mehr. Gewerkschaften und Sozialverbände sind alarmiert, Wirtschaftsvertreter voll des Lobes – Auftrag erfüllt." Von Ralf Wurzbacher / NDS, im KN am 4. Dezember 2021 >> weiter.
Renten-Fake News demaskiert. Rentengehirnwäsche muß ein Ende haben! Von Holger Balodis und Dagmar Hühne, 15. November 2020 >> weiter.
Die Rentenerhöhung, nur ein Schlückchen aus der Pulle! Von Holger Balodis und Dagmar Hühne, 2. Juli 2020 >> weiter.
Plan zur Rettung der Rente. Rente rauf! – So kann es klappen. Von Tobias Weißert / isw MÜNCHEN e.V., 3. April 2020, im KN am 14. April 2020 >> weiter.
Rentnerverarschung: Grundrente – kaum Wirkung gegen Altersarmut. Schon der Name Grundrente ist eine Fälschung. Von Tobias Weißert / isw München, 26. Feb. 2020 >> weiter.
Verdeckte Altersarmut: zustehende Grundsicherung oft nicht beansprucht. Rund 60 % der Personen in Privathaushalten, denen Grundsicherung zustünde, nehmen diese nicht in Anspruch. Von Laurenz Nurk, 27. Jan. 2020 >> weiter.
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► Quelle: Erstveröffentlicht am 03. April 2020 bei isw-München >> Artikel. ACHTUNG: Die Bilder und Grafiken im Artikel sind nicht Bestandteil des Originalartikels und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für die Bilder gelten ggf. andere Lizenzen, siehe weiter unten. Grünfärbung von Zitaten im Artikel und einige Verlinkungen wurden ebenfalls von H.S. als Anreicherung gesetzt, ebenso die Inhaltsangaben und Leseprobe aus dem Buch.
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► Bild- und Grafikquellen:
1. Rentnerpärchen: Die Sackgasse private Altersvorsorge wird immer deutlicher. Doch anstatt daraus den logischen Schluss zu ziehen und die gesetzliche Rente zu stärken, braut sich über die EU-Ebene bereits eine „Reform“ zusammen, die genau in die falsche Richtung geht, Millionen Menschen in die Altersarmut treiben wird und den Sozialabbau beschleunigt. Foto: Jeremy Brooks. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung-Nicht kommerziell 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0).
2. Buchcover: "Rente rauf! – So kann es klappen", DVS (Verlag und Druckerei), 1. Auflage, © 2020 von Holger Balodis und Dagmar Hühne; kartoniert, Kt., 210 Seiten, ISBN 978-3-932246-98-2, Preis: 18,00 € inkl. Versandkosten über DVS oder portofrei direkt über die Autoren (info@vorsorgeluege.de).
3. Rentnerpärchen beim Spaziergang: Kann man nach erbrachter Lebensleistung zukünftig noch in Würde alt werden? Kaum vorstellbar angesichts der asozialen Vorstellung der Deutschen Bundesbank. Die Lebensarbeitszeit müsse über das 67te Lebensjahr hinaus angehoben werden, nachdem die Lebenserwartung von 84,4 im Jahr 2018 bis auf 89,0 Jahre in 2070 ansteige.
Das Renteneintrittsalter soll in 2070 dann bei 69 Jahren und vier Monaten liegen. Danach am besten sterben. Der dann überflüssige Mensch hat der neoliberalen Agenda zufolge seine Schuldigkeit getan. Urheber: cozmicphotos / Nathan Wright, Berlin. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto.
4. Die angedachte Grundrente ist asozial weil viel zu niedrig. Die Bezeichnung "Respektrente" für erbrachte "Lebensleistung" ist menschenverachtend! Millionen Menschen werden als Überflüssige in Altersamut (ver-)enden. Illustration: Alexas_Fotos. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Illustration.
5. Buchcover "Die große Rentenlüge! Warum eine gute und bezahlbare Alterssicherung für alle möglich ist." von Holger Balodis und Dagmar Hühne. 1. Auflage, © 2017 Westend Verlag, kartoniert, 208 Seiten, ISBN 978-3-86489-177-9, Preis: 18,00 € inkl. Versandkosten portofrei direkt über die Autoren (info@vorsorgeluege.de).
Eine gute Rente für alle ist machbar – gerecht und bezahlbar! Rund die Hälfte der heute Erwerbstätigen ist im Alter akut von Altersarmut bedroht. Das ist die unmittelbare Folge eines politisch gewollten Zerstörungsprozesses, sagen die Bestseller-Autoren Holger Balodis und Dagmar Hühne. In ihrem 2017 erschienenen Buch "Die große Rentenlüge" fordern sie einen radikalen Kurswechsel in der Altersversorgung und deutlich mehr Geld für alle Rentner. Und sie zeigen auch, wie es geht: Weg mit der Riester-Rente und dem Popanz des Drei-Säulen-Modells. Statt die Finanzwirtschaft zu subventionieren, muss sich Altersvorsorge auf den Kern konzentrieren: die gesetzliche Rente. Die ist sicher, krisenfest und preiswert. Und sie kann deutlich höher ausfallen, wenn endlich alle einzahlen – auch Politiker, Beamte und Topmanager.
6. Gerhard Schröder - SPD-Wahlplakat 2005, leicht modifiziert mit Protest gegen die Hartz-IV-Gesetze. Fotograf: © Diplomsoziologe / Dr. phil. Michael Westdickenberg, Berlin. Danke für die ausdrückliche Freigabe zur Veröffentlichung im KN. Die Bildrechte verbleiben beim Autor. Quelle: Flickr.
7. Pflege im Alter: Im Dezember 1999 gab es 2,02 Millionen Pflegebedürftige, im Dezember 2009 war ihre Zahl auf 2,34 Millionen gestiegen, 2015 waren es 2,86 Millionen und im Dezember 2019 waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 4,13 Millionen Menschen pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI).
Der Pflegenotstand in Deutschland könnte in den nächsten Jahren noch weit heftiger werden als befürchtet. Bereits für 2025 wird mit insgesamt 5,65 bis 5,72 Millionen Pflegebedürftigen gerechnet, für das Jahr 2030 dann mit 5,86 bis 6,04 Millionen. Auch nach einer aktualisierten Experten-Hochrechnung für den Barmer-Pflegereport erhöht sich die Zahl der Pflegebedürftigen hierzulande bis 2030 auf rund sechs Millionen Menschen. Das entspricht einer Steigerung von mehr als 30 Prozent. Und es liegt deutlich über bisherigen Schätzungen, die lediglich von fünf Millionen Pflegebedürftigen ausgingen.
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8. Buchcover: "Rente rauf! – So kann es klappen", DVS (Verlag und Druckerei), 1. Auflage, © 2020 von Holger Balodis und Dagmar Hühne; kartoniert, Kt., 210 Seiten, ISBN 978-3-932246-98-2, Preis: 18,00 € inkl. Versandkosten wenn direkt über den Verlag oder portofrei direkt über die Autoren (info@vorsorgeluege.de).
9. Buchcover: "Leitfaden Alg II / Sozialhilfe von A-Z". Standardwerk für Arbeitslosengeld II-Empfänger. 31. Auflage, Februar 2021, Lieferung voraussicht. im April 2021. Herausgeber: Harald Thomé u.a.; © Verlag: Digitaler Vervielfältigungs- und VerlagsService, Frankfurt/M. (DVS); Kt., 902 Seiten, ISBN 978-3-932246-68-5; Preis: 19,00 € inkl. Versandkosten. >> http://www.dvs-buch.de/ .
Inhalt:
Die 31. Auflage des bekannten "Standardwerks für Arbeitslosengeld II-Empfänger" (Spiegel 43/2005) ist im Februar 2021 erschienen. Der Leitfaden wird vom Autorenteam rund um Frank Jäger und Harald Thomé vom Erwerbslosen- und Sozialhilfeverein Tacheles e.V. in Wuppertal herausgegeben. Der Verein Tacheles hat das Ratgeberprojekt für Leistungsbeziehende, Berater/-innen und Mitarbeiter/-innen in sozialen Berufen aufgrund der Pensionierung von Prof. Rainer Roth von der AG TuWas übernommen.
Der Ratgeber beruht auf vielen Jahren Beratungs- und Schulungspraxis und einem bewährten Konzept, das im Laufe von über 40 Jahren "Leitfadenarbeit" entwickelt wurde.
Er stellt zugleich mit den Regelungen des Arbeitslosengelds II auch die Regelungen der Sozialhilfe und der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung dar. Als einziger umfassender Ratgeber für das SGB II (Grundsicherung für Arbeitsuchende) und das SGB XII (Sozialhilfe) ist er deswegen für Beratungszwecke und als Nachschlagewerk sowohl für Rechtsanwender als auch für Laien besonders geeignet.
Im ersten Teil werden in 92 Schlagworten alle Leistungen ausführlich in übersichtlicher und bewährt verständlicher Form erläutert. Der zweite Teil behandelt in 34 Schlagworten, wie Betroffene ihre Ansprüche durchsetzen und sich erfolgreich gegen die Behörde wehren können.
Die Rechtsprechung und Gesetzgebung sind mit Stand vom Januar 2021 eingearbeitet und kritisch kommentiert. Auch der Blick auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit, ihre sozialen und wirtschaftlichen Ursachen und die Zielsetzung aktueller Sozialgesetzgebung fehlt nicht.
Die Autoren wollen mit diesem Leitfaden BezieherInnen von Sozialleistungen dazu ermutigen, ihre Rechte offensiv durchzusetzen und sich gegen die fortschreitende Entrechtung und die Zumutungen der Alg II-Behörden zu wehren. Sie wollen dazu beitragen, dass sie bei SozialberaterInnen, MitarbeiterInnen der Sozial- und Wohlfahrtsverbände sowie Anwältinnen und Anwälten fachliche und parteiische Unterstützung für die rechtliche Gegenwehr erhalten, die dringend benötigt wird. Jäger und Thomé empfehlen Erwerbslosen, sich lokal zu organisieren und gemeinsam ihre Interessen zu vertreten. Um dem zunehmenden Abbau der sozialen Sicherung und der damit einhergehenden Ausweitung von Niedriglohn und schlechten Arbeitsbedingungen zu begegnen, treten sie dafür ein, dass solidarische Bündnisse zwischen Erwerbslosen, Beschäftigten und anderen vom Sozialabbau betroffenen Gruppen geschmiedet werden, die dem Sozialabbau und Lohndumping den Kampf ansagen.
Die Autoren üben detaillierte Kritik an der Höhe des Existenzminimums oder der rechtswidrigen Ausdehnung von Unterhaltsverpflichtungen. Sie decken die leeren Versprechungen der Politik auf, die vorgeben, die Verschärfung des Sozialrechts würde Langzeitarbeitslosen bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt verschaffen.
Gerade weil sich die Behörden immer rigider über geltendes Recht hinwegsetzen, ist dieser Leitfaden nötiger denn je. (Quelle: Verlagstext! >> http://www.dvs-buch.de/.).