Gedanken zu Art und Weise über Kunst und Künstler

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Gedanken zu Art und Weise über Kunst und Künstler
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Gedanken zu Art und Weise über Kunst und Künstler

Die Kunst, die wieder vonnöten wäre, beginnt bei Selbsterkenntnis und endet in Bewegung.

Im Geiste des Hölderlin-Zitats „Komm! ins Offene, Freund!

von Thomas Eblen

Kunst_Surreal_Avantgarde_Kunstbegriff_Kuenstler_Kuenstlertum_nichtnormative_Aesthetik_Kreativitaet_Expressionismus_Futurismus_Kritisches-NetzwerkHeutzutage wird ja immer zuerst gefragt. Darf ich noch Kinder in die Welt setzen, darf ich noch ein Mann, eine Frau sein, muss ich mich einschränken, darf ich über meine körperlichen Verhältnisse leben, darf ich noch reisen, lieben, schwimmen, anders sein, gleich sein und so weiter und so weiter.

Wenn man Fragen stellt, glaubt man, sie nicht selber beantworten zu können. Deshalb gibt es Experten, die genau dies tun. Doch dies zeugt von einer fast schon degenerierten Eigenwahrnehmung. Thomas Eblen denkt im Geiste des Hölderlin-Zitats „Komm! ins Offene, Freund!“ [Volltext UNTER diesem Artikel; H.S.] auf originelle Art und Weise über Kunst und Künstler nach und zeigt dadurch die Leerstellen dieser Zeit.

Nur der Einzelne kann über sein Leben etwas sagen, vorausgesetzt, er nimmt sich genügend und intensiv wahr. Erkennt, wer er wirklich ist. So gefestigt, kann er der Welt begegnen. Künstler sollten in diesem Sinne gefestigte Menschen sein und wenn sie es wirklich sind, lassen sie sich nicht korrumpieren, sondern tun, was sie tun müssen.

Wie Luther schrieb 1521 in einem selbst verfassten Redemanuskript „Ich kann nicht anderst/ hie stehe ich/ Got helff mir/ Amen.“ Sich so zu verhalten, erfüllt einen mit Stolz — aber auch mit Angst, da es die ganze Existenz gefährden kann. Deshalb sind sie echte Künstler, „randständig“, wie es so schön heißt. Ich weiß, das ist romantisch gedacht, aber ich sage: Lasst uns mutig sein, vielleicht auch nur, um mir selber Mut zu machen. Deshalb nenne ich mich einen Künstler.

► Ist das ein Künstler?

Letztens hörte ich ein Gespräch im Hörfunk. Dort wurde über das Künstlertum geredet. Die Moderatorin zerging fast vor Mitgefühl über die schweren Lebensverhältnisse des Künstlers. Ihr gegenüber ein Künstler, der wohlsituiert den Mainstreamkram mitmacht. Zum tausendsten Mal Christian Morgenstern in Lesungen abgenudelt, will nicht schon wieder eine Transe spielen und so weiter. Natürlich kennt er das Künstlerleben, hat wahrscheinlich auch schwierige Zeiten durchlebt.

Doch ist er wirklich ein Künstler?

► Künstler wollen das, was es noch nicht gibt

Viele würden verwundert schauen und sagen, ja natürlich ist er ein Künstler. Ich würde sagen, er ist ein Entertainer, und das ist nicht abwertend gemeint. Künstler dagegen leben auf einer Isolierstation, weil das, was sie hervorbringen, immer gegen die vorherrschende mediale Kultur ist wie überhaupt gegen die schon existierende Kunst, den Bildungskanon. Künstler wollen immer das, was es noch nicht gibt. Deshalb müssen sie sich mit den großen Künstlern auseinandersetzen, nicht in dem Sinn, dass sie wiederholen, sondern durch die Auseinandersetzung etwas finden.

Die Menschen wollen immer das hören oder sehen, was schon in ihnen angelegt ist. Sie wollen nicht Abwegiges, nicht Anderes wahrnehmen. Deshalb beruhigen sie sich mit dem Gewohnten und glauben Kunst wahrzunehmen, aber sie nehmen Kultur wahr: das, was sich durchgesetzt hat.

► Kunst aus Naivität des eigenen Anfangs

Natürlich wird in der Aufmerksamkeitsökonomie, in den Medien auch Kunst oder Neues geschaffen. Dies geht meist von Kollektiven aus. Man könnte die Vision Schwabs vom „Great Reset“ in diesem Sinne als „neu“ betrachten, als etwas, das es noch nie gab. Oder auch einzelne Menschen, die durch Ratingshows — also aus der Aufmerksamkeitsökonomie — als „Künstler“ hervorgebracht werden, können eine Idee in die Öffentlichkeit tragen. Aber das entsteht aus der Position des Systems, der Macht und dem Willen zur Macht heraus, wohingegen der Einzelne, der sich aussetzt, um seine eigene Kunst zu zeigen, aus der Schwäche kommt, ja aus der Naivität eines eigenen Anfangs.

Ist das nicht betörend?

Fragen_Neugier_Hinterfragen_Unsicherheit_degenerierte_Eigenwahrnehmung_Wahrnehmung_Fluxus_Bewusstsein_Selbstreflexion_Dadaismus_Kritisches-NetzwerkKunst wie auch Wissenschaft entstehen aus dem Individuum, so zumindest in der europäischen Tradition. Sie schafft in ihren Sphären neue Formen, neuen Sinn, neue Bilder. Natürlich ist sie von den Verhältnissen beeinflusst, hält diese — vielleicht — nicht aus, aber reagiert nicht mit Protest, sondern mit anderen Welten.

Die Grenze von Unterhaltung und Kunst ist fließend und muss mit der eigenen Wahrnehmung abgeglichen werden. Aber es ist meiner Meinung nach wichtig, den Kunstbegriff neu zu bestimmen. Das geht nur, indem man ihn zunächst isoliert. Später muss er sich freilich, wenn er eine gewisse Stärke hat, auch den gesellschaftlichen Einflüssen stellen. Ein Diskurs muss entstehen und irgendwann geht das daraus Entstandene, Neue, Andere entweder in die Kultur über - oder wird abgelehnt.

► Neugier auf das Andere

Die Kunst in diesem Sinn, im täglichen Austausch der Argumente, ist fast gar nicht präsent, auch nicht in den alternativen Medien. In der Wahrnehmung des Menschen gilt es, seine Meinung, sein Weltbild, sein Weltgefühl zu verteidigen und deshalb schaut man auf den Feind - das Gegenüber. Der Konflikt ist omnipräsent. Doch nur jenseits des Konfliktes entsteht Neues.

Könnte eine neue Romantik entstehen, eine neue Renaissance gar?

Wäre möglich. Doch sie muss vorbereitet sein, das heißt, das Feld muss bereitet werden. Dazu waren einmal die Philosophen da, manchmal auch die Intellektuellen. Man schaue nur in die Frühzeit der Romantik oder der Renaissance und natürlich auf die Künstler, Handwerker und alle, die neugierig auf das Andere waren.

All das inspiriert dann die Politik - im besten Fall. Bazon Brock, Kunstphilosoph und emeritierter Professor für Ästhetik und Kulturvermittlung (Foto u.), redet von der „Autorität durch Autorschaft – Gegen die Diktate des Kulturalismus“. [>> Brocks Webseite. >> Vortragsvideo]. Der Einzelne, der sich zu Wort meldet, sei es in der Wissenschaft oder der Kunst, der das Etablierte, Verfestigte wieder aufbricht, um Neuem Platz zu machen, ist das Fundament jeder Vielfalt. Das ist Demokratie. Wer Angst hat vor Neuem, darf sich in der Diktatur oder noch schlimmer - im Totalitarismus - wohlfühlen.

Bazon_Brock_Juergen_Johannes_Hermann_Brock_THEOREME_Fluxus_nichtnormative_Aesthetik_Kulturvermittlung_Kunst_Kunstbegriff_Kritisches-Netzwerk

► Die Fülle in sich entdecken

Man muss sich finden und nicht suchen. Räume müssen wieder geweitet werden. Die Menschen, wenn sie endlich einmal, ohne die wohlmeinenden Berater, in sich selber umhören, als beträten sie eine noch unentdeckte Insel, würden staunen. Wie würden die Augen funkeln, das Herz springen, die guten Gefühle überlaufen, denn sie erkennten, welch Fülle in ihnen wirken könnte.

Nur in der Aufmerksamkeit finden wir, ohne zu suchen.

All die Beeinflussung von außen führt ins Chaos. Durch die innere Wahrnehmung, die innere Beobachtung, entsteht Ordnung. Das ist nicht Esoterik, sondern Wirklichkeit. Man muss nur den Mut dazu aufbringen.

Erkenne dich selbst!

► Es fehlt an Neugier

Kunst_Surreal_nichtnormative_Aesthetik_Kreativitaet_Expressionismus_Innovation_unbekannte_innovative_Ausdrucksformen_Erneuerung_Avantgarde_Kritisches-NetzwerkAber wie sich finden, ohne zu suchen? Braucht es das Schicksal dazu, den Zufall?

Gewiss.

Doch der Weg kann, wie schon gesagt, geebnet werden, gerade von Menschen, die das herrschende Narrativ hinterfragen. Aber nicht nur, indem sie in den Disput gehen. Das ist zwar notwendig, um ein einigermaßen erträgliches Gleichgewicht zu erreichen. Doch viel wichtiger ist es, anderes wahrzunehmen und zu verknüpfen, ohne gleich „etwas zu wollen“. Vielmehr gilt es, etwas einfach geschehen zu lassen.

Wichtig scheint mir außerdem, bei der Suche sich nicht nur auf die Vergangenheit zu berufen, auf all die große Kunst, die es da gab. Das ist oft verlorene Liebesmühe, Nostalgie. Denn sie hat uns ja schon geprägt. Man muss sie — über diese Prägung hinaus — nicht immer wieder neu aus der Mottenkiste der Geschichte holen, um sich gut zu fühlen.

Gerade da fehlt es an Neugier, an Wahrnehmung, an Aufmerksamkeit für das Neue, weil man zu sehr im Alten verhaftet ist.

Neue oder andere Welten lassen sich nicht herbeischreiben, schon gar nicht über Wissenschaft. Die Aufmerksamkeit und die Neugier ist der Antrieb. Oder sagen wir lieber: der Humus für das Neue. Nicht in dem Sinn, dass es völlig autark wäre: Alles Neue schöpft sich, bisher zumindest, aus dem Alten und dem „noch nicht“.

Könnten wir allerdings innerlich die Vergangenheit wirklich in uns auslöschen, da sie sich ja aus der Zukunft speist und unsere Gegenwart prägt, käme dies einer Revolution gleich, die so weit weg ist wie die nächste Galaxie.

Aber sich endlich einmal von all dem Wust befreien?

Wäre das nicht die wirkliche Freiheit und könnte sie einen Neuanfang bedeuten?

Fragen über Fragen.

Die Menschen dürfen versprechen, sie ragen in die Zukunft hinein und werden von der Vergangenheit genötigt und inspiriert. Die Gegenwart ist der Halt.

► Hin zur Bewegung

Thomas_Eblen_Ditzingen_Heimerdingen_Dichterseele_Spiralen_im_Luftgespraech_Kuenstler_Isolierstation_Sehnsuchtsort_Tagtraum_Aussenwelt_Innwelt_Kritisches-NetzwerkKünstler sind verletzte Wesen. Sie tragen eine Wunde in sich, die sie nur dadurch schließen können, indem sie eine eigene Welt, einen eigenen Kosmos schaffen, der konfliktfrei ist und sie nicht verletzt. Das ist für mich der Ursprung aller Kunst.

Natürlich müssen sie sich dann den Menschen stellen, das ist ja das Paradoxe oder eben die Ambivalenz. Oder eben das Gleichgewicht, das entstehen kann. Natürlich werden sie aufs Neue verletzt, aber solche Wunden sind erträglich, weil sie das eigene Schaffen als Urgrund in sich tragen.

Also! Ich bin ein Künstler, weil ich genau das will.

Ich habe eine mir eigene Welt geschaffen, in Musik, Sprache und Bild. Redet nicht andauernd von Achtsamkeit, diesem Einbalsamieren des Selbst, sondern werdet aufmerksam, schaut auf Menschen, die anderes tun, die anders schreiben, die anders malen, die anders musizieren, die anders denken, die anders konstruieren.

Sich am Bildungskanon abzuarbeiten, ist wie das Schürfen in einem Bergwerk, das keine Diamanten mehr in sich trägt. Öffnet euch dem Neuen. Das allseitig Lebendige, das der Philosoph Jochen Kirchhoff besingt, darf nicht Theorie bleiben und in esoterischen Kreisen für Beruhigung sorgen, im Gegenteil:

Das Lebendige schläfert nicht ein, sondern schafft — was denn?

B e w e g u n g.

P.S.: Ich freue mich auf neue Kontakte, ziert Euch nicht und schreibt mir. Lest bitte auch meine weiteren Artikel, die Ihr hier weiter unten aufgelistet findet - ebenso einige Videos ganz am Ende.

Thomas Eblen, Ditzingen-Heimerdingen >> info@thom-eblen.de
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Thomas Eblen, Jahrgang 1962, ist Handwerksmeister und hat 30 Jahre mit psychisch kranken Menschen gearbeitet. Jetzt ist er freischaffender Künstler, Dichter, Musiker und Maler. Er betreibt den Podcast „Dichterseele“ auf Spotify, wo man seine Musik und Texte hören kann. Er hat eine CD mit eigener Klaviermusik herausgebracht. Sie heißt „Spiralen im Luftgespräch“. Man kann sie auf den meisten Streamingdiensten hören und beim Künstler erwerben.

Weitere Informationen unter thom-eblen.de.

  »Zumutungen sollen nicht Abwehr, sondern Neugier erzeugen. Auf der Isolierstation (III).

Vorbem. Manova-Red.: "Im Literatur-Salon von Manova (vormals Rubikon) soll ab und zu auch Platz für Texte sein, welche Erkenntnisse über den Menschen und das Menschenmögliche, über Kommunikation und Isolation, über die „Condition humaine“ (Bedingungen oder Umstände des Menschseins) experimentell aus der Sprache herausdestilliert. Platz für Texte, die verstören. Hier ist ein solcher Text. Viel wird über Spirituelles und Seele und Selbstfindungen theoretisiert ― dieser Text kommt von der anderen Seite her.

Er ist eine gelebte, in Sprache gesetzte Vision in verschiedenen Teilen, die wohl besser als Impressionen zu bezeichnen sind. Aus dem Innern, aus einem Konzert, aus einem Restaurant. Gedanken schießen durch den Kopf. Ungehindert, auch politisch, eine kurze klare Reflexion inbegriffen. Am besten laut lesen, langsam ― ein Tropfen Rotwein kann förderlich sein. Das Licht nicht zu grell."

T. Eblen: Dicke Wand: Liege da, schwimme auf meinem eigenen Horizont. Die Nase, um das Atmen zu gewährleisten, versucht sich durch das eigene Medium zu drücken, damit sie Luft bekommt. Die Arme winden sich, sie halten den Körper in der Waagrechten. Der Blick geht nach oben und sieht nichts. Als ob ich in einem Gewässer läge. Früher schon war mein Blick liegend am sehnsüchtigsten.

Ist er es jetzt auch? . . Zumindest bin ich unauffindbar oder auch unauflösbar.

Es gibt Menschen, die mich begreifen, aber die Unzahl derer, die vor mir eine dicke Wand bilden, scheint übermächtig. Sie lieben keine Geheimnisse. Man hat sie niemals aufgeklärt. In der Klarheit der Argumentation, oder der Prosa erinnerter Schulaufsätze, ist alles so einfach. Führt zu nichts, bleibt eine Kreisbewegung, hat keinen Zug in die Tiefe. Diese Tiefe ist mein Schatz, den ich zugleich heben und küssen will. Ich begehre ihn. . . Wäre er nur weiblich.« Von Thomas Eblen, im KN am 22. Juni 2023 >> weiter.

»Facetten des Verhältnisses zwischen Arbeitern und Gesellschaft. Die Möchtegern-Proletarier. Vorbemerkung der Manova-Red.: Versuche, Intellektuelle und Arbeiter zusammenzubringen, gibt es schon lange ― meist scheitern sie, weil sich beide Milieus zutiefst fremd geblieben sind. Thomas Eblen, ein Arbeiterkind zeit seines Lebens, beleuchtet in einem essayistischen Streifzug Facetten des Verhältnisses zwischen Arbeitern und Gesellschaft. Er zeigt insbesondere, dass das „Proletariat“ überwiegend für akademische Theorien instrumentalisiert wird, selbst aber keine eigene Stimme bekommt. Intellektuelle linker Ausrichtung sprechen mit Vorliebe über, selten aber mit Arbeitern. In der Widerstandsbewegung, die mit Corona aufgekommen ist, droht sich dieses Muster zu wiederholen.

Thomas Eblen: Ich stamme aus dem Milieu der Arbeiter und bin dortgeblieben. Doch wer sind eigentlich die Arbeiter. Sie werden von der Intelligenz, so nenne ich die Deutungsmacht, definiert und instrumentalisiert für ihre Theorien. Mit ihnen wird kaum gesprochen, geschweige denn, dass sie Platz bekämen im Debattenraum. Besonders enttäuschend für mich ist, dass auch die freien Medien nicht in der Lage sind, mit ihnen wirklich in einen Dialog zu treten beziehungsweise ihnen eine Stimme zu geben.

Es scheint mir, kritische Kreise würden die Arbeiter lediglich brauchen für den Fall, dass es eskaliert, da die Arbeiter bei weitem die größte gesellschaftliche Gruppe ausmachen, also den Gesellschaftskörper bilden, während die Intellektuellen meist nur Einflüsterer sind. Aber zu Macht sollen Arbeiter nicht kommen, das soll in der Hand der sogenannten Eliten bleiben. Oder interpretiere ich das falsch? Dazu einige Anmerkungen. « Von Thomas Eblen, im KN am 16. Juni 2023 >> weiter.

  »Drei Menschen und die Auswege aus ihren Miseren. Verwandlung als Rettungsversuch. Die Poetik-Ecke XVI skizziert am Beispiel von Franz Kafka, Peter Handke und Gertrud Kolmar, wie Menschen Auswege aus ihren Miseren suchen, indem sie eine Gegenwelt auffächern.

„Der du dies liest, gib acht; denn sieh, du blätterst einen Menschen um.“ Dieses Zitat stammt von der deutschen Lyrikerin und Schriftstellerin Gertrud Kolmar. Thomas Eblen beleuchtet in der Poetik-Ecke XVI drei Künstler, die ihr Schicksal und ihr Leben in unaufgeregte, aber betörende Bilder, Räume, ja Welten verwandelt haben. Die Möglichkeit der Verwandlung ist einer der großen Vorzüge des Menschen.« Von Thomas Eblen, im KN am 16. März 2023 >> weiter.

»Massenverkasperungen durch Politik, Wirtschaft und Medien. Irgendwo lauert der Irrsinn! Nachrichten aus Gagaland Teil 2 - ein ironisch grotesker Seitenblick. Politik: Der neue Verteidigungsminister hat ein innovatives Waffensystem in Auftrag gegeben. Schon seine Vorgängerin war darüber informiert, zögerte allerdings zu lange, was, so aus gemieteten Kreisen, ein Grund für den Rücktritt in voller Länge war. Der Arbeitstitel heißt 'Wespe Maya'. Ein Zwitter zwischen Angriff und Verharmlosung, Scharfschütze und Badewanne, zu Fuß gehen oder Fahrrad fahren.« von Thomas Eblen, im KN am 08. März 2023 >> weiter.

»Eine verrückt gewordene Gesellschaft. Nachrichten aus Gagaland - ein ironisch grotesker Seitenblick. Wenn das Unerträgliche unerträglich wird, müssen wir die Wahrnehmung brechen, um ein wenig Distanz zu gewinnen. Dazu gehört die Ironie, der Sarkasmus oder die Absurdität. Ansonsten bleibt einem nur noch die Depression, so dass wir im Weltschmerz gleichzeitig erfrieren und verglühen.

Somit ist das Lachen, wenn es einem nicht im Hals stecken bleibt, befreiend in dem Sinn das man Abstand gewinnt. Eine beliebte Art die Menschen auf Distanz zu halten, oder ihnen verblümt die Meinung zu sagen. Da wir in einer verrückten Welt leben, muss man mit einer noch verrückteren antworten, neben der viel wichtigeren Wahrhaftigkeit und die damit verbundene Aufklärung.

Die Wissenschaft und die Politik versucht Ordnung in die Sphäre zu bringen, indem sie Gesetze formuliert oder deduktive Ketten der Vernunft beschreibt. Das ist „voll witzig“ denn wer jemals einen Menschen kennengelernt hat, weiß dass sein innerer Haushalt aus Gefühlen und daraus resultierenden Irrationalitäten besteht, wir alle der unheimlichen Kontingenz unterliegen, und versuchen mit unseren eingeschränkten Sinnen, eine Wahrnehmung in eine Festung zu verwandeln, wo der Feind keinen Weg findet uns zu erobern.

Da ist alles möglich. Darum die jetzt noch ironisch überhöhte Sicht die in der Zukunft wirklich werden könnte. Ohne Spaß!« von Thomas Eblen, im KN am 09. Februar 2023 >> weiter.

»Gedanken zu Art und Weise über Kunst und Künstler: Die Kunst, die wieder vonnöten wäre, beginnt bei Selbsterkenntnis und endet in Bewegung. Im Geiste des Hölderlin-Zitats „Komm! ins Offene, Freund!“ Heutzutage wird ja immer zuerst gefragt. Darf ich noch Kinder in die Welt setzen, darf ich noch ein Mann, eine Frau sein, muss ich mich einschränken, darf ich über meine körperlichen Verhältnisse leben, darf ich noch reisen, lieben, schwimmen, anders sein, gleich sein und so weiter und so weiter.

Wenn man Fragen stellt, glaubt man, sie nicht selber beantworten zu können. Deshalb gibt es Experten, die genau dies tun. Doch dies zeugt von einer fast schon degenerierten Eigenwahrnehmung. Thomas Eblen denkt im Geiste des Hölderlin-Zitats „Komm! ins Offene, Freund!“ auf originelle Art und Weise über Kunst und Künstler nach und zeigt dadurch die Leerstellen dieser Zeit.« von Thomas Eblen | RUBIKON, im KN am 08. Februar 2023 >> weiter.

»Unsere Wahrnehmung von Geschwindigkeit, Zeit, Mitmenschen. Der Mensch ist ein Betrüger seiner selbst und betrügt auch die anderen. Die Wiedergewinnung der Langsamkeit.

Wenn wir unseren allzu hektischen und zerrissenen Alltag erfolgreich entschleunigen wollen, brauchen wir vor allem wieder mehr Mut zur Selbstbegegnung. Ja, die Langsamkeit ist ein Phänomen, das wir meistens an anderen wahrnehmen, und zwar wenn wir in Eile sind. Sie ist also dynamisch und von unserer Wahrnehmung abhängig. Dadurch dass wir, zumindest heutzutage, nur die Langsamkeit der anderen wahrnehmen — und zwar als Last, als Ärgernis — merken wir selber nicht, wie schmerzlich wir sie vermissen. Denn jeder Langsamkeit geht ein Grundgefühl voraus, nämlich Zeit zu haben. Also frei über sie verfügen zu können.

Hier nun einige Beispiele, wie sehr uns das heutige Leben unsere verfügbare Zeit raubt. Wir können auf diese Weise gar nicht mehr zu uns selbst kommen. Vielleicht wollen wir es auch gar nicht, denn um uns selbst kennenzulernen, braucht es Zeit. Und Mut!« von Thomas Eblen, im KN am 22.01.2023 >> weiter.

»Unser Wahrnehmungsvermögen und seine Tücken. Paranoia, Unsicherheit, Gruppengefüge, Kontrollzwang und der unsichtbare Feind. Die Angst vor einer nicht greifbaren Gefahr bewirkt, dass sich Menschen nur noch mit einer bedrohlichen Außenwelt beschäftigen, statt sich selbst zu vertrauen.

Da unser Wahrnehmungsvermögen eingeschränkt ist, sehen wir immer nur einen Bruchteil der Wirklichkeit. Hätten wir das Sehvermögen eines Adlers oder den Geruchssinn eines Hundes, würden wir die Welt völlig anders wahrnehmen. Eben weil wir ahnen, dass da mehr ist, als wir überblicken können, macht uns dies unsicher. Deshalb bilden wir uns manchmal vorschnell ein Urteil oder sind angewiesen auf die Einschätzung anderer.« von Thomas Eblen | RUBIKON, im KN am 15. Januar 2023 >> weiter.

»Der Akademikeranteil in der Bevölkerung ist zu hoch. Er lässt eine Gesellschaft in eine destruktive Eigendynamik abgleiten. Das akademische Übergewicht bringt die Gesellschaft ins Ungleichgewicht. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Anteil akademisch ausgebildeter Menschen in der Gesellschaft drastisch erhöht. Man kann es an der deutlich gestiegenen Anzahl Studierender sehen, die sich in Universitäten und Fachhochschulen um einen Abschluss bemühen, um für die höhere Laufbahn in Institutionen und Ministerien oder der Wirtschaft und den Medien bereit zu sein. Manche bleiben auf der Universität, um zu lehren oder Wissenschaft zu treiben; andere gehen in Unternehmen oder in staatliche Institutionen, um dort Karriere zu machen.

Durch das hohe Angebot und die relativ geringe Nachfrage entsteht einerseits ein hoher Leistungsdruck, aber ebenso ein starker Anpassungswille. Hinzu kommt noch die mediale Ehrgeizpropaganda, nach der jeder seines Glückes Schmied sein soll. Man fragt sich: Wozu werden so viele Akademiker gebraucht?« von Thomas Eblen | RUBIKON, im KN am 12. Januar 2023 >> weiter.

»Das Du im Widerstreit mit dem Ich. Das Du in mir. Auseinandersetzungen in der Außenwelt sind oft nur ein Spiegel der Dialoge, die wir mit Instanzen in uns selbst führen. Unser inneres Geschehen ist überbordend, irrational, emotional und vor allem weltgestaltend. Wir projizieren es auf unser Umfeld. Um uns selbst zu rechtfertigen, verfallen wir in Monologe oder treten mit uns selbst in einen Dialog, um uns entweder zu bestätigen, zu verteidigen oder gar zu zerstören.

Diesem Dialog, in dem das Ich mit dem Du konferiert, geht der Dichter Thomas Eblen nach, indem er Situationen beschreibt, in denen sich dieses Du im Widerstreit mit dem Ich artikuliert. Dabei wird das Ich empfänglich, auch für das, was uns anfällig macht: Angst. Auch politische Verletzungen und Wünsche können auf jenen Kampf zurückgeführt werden, den wir mit dem Gegenüber in uns selbst führen. Eine unpolitische-politische Meditation.« von Thomas Eblen | RUBIKON, im KN am 11. Januar 2023 >> weiter.

»Die echten Gefühle bleiben heute auf der Strecke. Sie werden zum großen Teil künstlich geschaffen. Als Fiatgeld bezeichnet man ein Zahlungsmittel, das aus dem Nichts geschaffen wird. An diesem Prinzip gab es viel Kritik. Doch wie steht es mit den Gefühlen, die über Kino, Fernsehen, die Zeitung und andere Medien auf uns einströmen? Sind diese Gefühle nicht auch aus dem Nichts geschaffen, um uns, die Empfänger, zu manipulieren?

Für eine genauere Betrachtung muss man zwei Sphären unterscheiden, jene der persönlichen Begegnung und die der virtuellen Sphäre. Der Bildschirm ist es, von dem all die Gefühle in unsere Herzen strömen, ohne dass wir uns bewusst sind, was diese mit uns machen.

Echte Gefühle sind keine Wissenschaft, die man lehren oder erlernen kann. Schon gar nicht kann man sie standardisieren, weil sie unmittelbar wirken. Sie haben ihren Nährboden in der unmittelbaren Nähe anderer Menschen. Die Gefühle aus der virtuellen Welt zerstören dagegen diese Nähe. Dazu nachfolgend einige meiner Gedanken.« von Thomas Eblen | RUBIKON, im KN am 7. Januar 2023 >> weiter.

»Szenen sanfter Ausgewogenheit: Bewahren und Festhalten, Veränderung und innere Leere. Ein stiller Beobachter nähert sich in der nötigen Distanz den Menschen. Thomas Eblen, der Dichter aus der Isolierstation, zeigt hier Situationen, denen Menschen ausgesetzt sind und denen sie manchmal berechnend, oft aber nur hilflos gegenüber stehen. Es geht um das Bewahren und Festhalten, um Veränderung und die innere Leere, die dazu führt, dass sich Menschen in unserer Angestelltengesellschaft nur noch verhalten. Sie werden nie zur Person. Am Ende steht noch ein sehr dichter Text — zugegeben eine Zumutung — als Ausklang gedacht.« von Thomas Eblen | RUBIKON, im KN am 5. Januar 2023 >> weiter.

»Die Menschen haben sich in eine Schläfrigkeit begeben. Die Schönheit des Lebendigen scheint vergessen. Der freischaffende Künstler, Dichter, Musiker und Maler Thomas Eblen hat auf die Dichter-Kollegen gewartet, auf ihr Wort zu dieser Zeit. Dieses Wort blieb aus. Und so hat er selber nach diesen Worten gesucht, nach Worten, die vor Augen führen, was in dieser Zeit geschieht. Herausgekommen ist ein essayistischer, mit Bildern durchsetzter Text eines „Außenseiters“, der bei aller Beklemmnis einen Weg aufzeichnet. Wie werden wir mit der Macht, die über uns und in uns ist, fertig? In dem Sinn, dass wir mit ihr leben können?« von Thomas Eblen | RUBIKON, im KN am 29. Dezember 2022 >> weiter.

»Rückzug aus der Gesellschaft, auf Isolierstation. Zeugnis eines Verzweifelten und zugleich Hoffenden. Hier geht es um einen Menschen, der sich vollkommen aus der Gesellschaft zurückgezogen hat — er ist nur noch Beobachter, der Wahnsinn des Normalen macht ihn ohnmächtig. Er hat viele Möglichkeiten. Er kann sich ausdrücken in Musik, Bild und Sprache. Doch er ist anachronistisch, wie es so schön heißt. Er kann nicht an die heutige Welt andocken, zu hermetisch sind seine Aussagen. Deshalb verharrt er in einem seltsamen Inneren.

Das Äußere überwältigt ihn, ohne ihn zu berühren. Er ist fassungslos. Er ist nicht fähig, Widerstand zu leisten, zu weich ist sein innerer Kern. Er kann nur seine Welt, seinen Sehnsuchtsort, nach außen tragen. Ja, es ist die Reise eines Abenteurers ohne Mut, eines Feiglings, der trotzdem genug Kraft aufbringt, um etwas aus sich selbst heraus zu schaffen, um es der Öffentlichkeit preis zu geben. Hier nun Teile seiner Aufzeichnungen.« von Thomas Eblen | RUBIKON, im KN am 27. Dezember 2022 >> weiter.


Der Gang aufs Land.

»Der Gang aufs Land. An Landauer« ist eine Elegie von Johann Christian Friedrich Hölderlin (* 20. März 1770 in Lauffen am Neckar, Herzogtum Württemberg; † 7. Juni 1843 in Tübingen, Königreich Württemberg). Obwohl unvollendet, ist sie berühmt geworden, schon wegen ihres die Sehnsucht vieler Menschen spiegelnden Eingangs-Anrufs: „Komm! ins Offene, Freund!

In Hölderlins Elegien bilden seit der – mit »Der Gang aufs Land. An Landauer« ungefähr gleichzeitigen – zweiten Fassung von »Der Wanderer« jeweils drei Distichen eine Einheit, „Triade“, und jeweils drei Triaden, also 18 Verse, eine Strophe. Der »Gang aufs Land« wäre, so vermutet man, vier- oder sechsstrophig geworden. Die zweite Strophe zählt nur 16 Verse; Hölderlin hat anscheinend ein auf Vers 22 folgendes Distichon in die Reinschrift zu übertragen vergessen. Von der dritten Strophe sind nur drei Distichen fertiggestellt (bis Vers 40).

Der Gang aufs Land.

An Landauer

Komm! ins Offene, Freund! zwar glänzt ein Weniges heute
Nur herunter und eng schließet der Himmel uns ein.
Weder die Berge sind noch aufgegangen des Waldes
Gipfel nach Wunsch und leer ruht von Gesange die Luft.

Trüb ists heut, es schlummern die Gäng’ und die Gassen und fast will
Mir es scheinen, es sei, als in der bleiernen Zeit.
Dennoch gelinget der Wunsch, Rechtglaubige zweifeln an Einer
Stunde nicht und der Lust bleibe geweihet der Tag.
Denn nicht wenig erfreut, was wir vom Himmel gewonnen,

(10) Wenn ers weigert und doch gönnet den Kindern zulezt.
Nur daß solcher Reden und auch der Schritt und der Mühe
Werth der Gewinn und ganz wahr das Ergözliche sei.
Darum hoff ich sogar, es werde, wenn das Gewünschte
Wir beginnen und erst unsere Zunge gelöst,

Und gefunden das Wort, und aufgegangen das Herz ist,
Und von trunkener Stirn’ höher Besinnen entspringt,
Mit der unsern zugleich des Himmels Blüthe beginnen,
Und dem offenen Blik offen der Leuchtende seyn.
____________

Denn nicht Mächtiges ists, zum Leben aber gehört es,
(20) Was wir wollen, und scheint schiklich und freudig zugleich.
Aber kommen doch auch der seegenbringenden Schwalben
Immer einige noch, ehe der Sommer ins Land.
Nemlich droben zu weihn bei guter Rede den Boden,
Wo den Gästen das Haus baut der verständige Wirth;

Daß sie kosten und schaun das Schönste, die Fülle des Landes,
Daß, wie das Herz es wünscht, offen, dem Geiste gemäß
Mahl und Tanz und Gesang und Stutgards Freude gekrönt sei,
Deßhalb wollen wir heut wünschend den Hügel hinauf.
Mög’ ein Besseres noch das menschenfreundliche Mailicht

(30) Drüber sprechen, von selbst bildsamen Gästen erklärt,
Oder, wie sonst, wenns andern gefällt, denn alt ist die Sitte,
Und es schauen so oft lächelnd die Götter auf uns,
Möge der Zimmermann vom Gipfel des Daches den Spruch thun,
Wir, so gut es gelang, haben das Unsre gethan.
____________

Aber schön ist der Ort, wenn in Feiertagen des Frühlings
Aufgegangen das Thal, wenn mit dem Nekar herab
Weiden grünend und Wald und all die grünenden Bäume
Zahllos, blühend weiß, wallen in wiegender Luft
Aber mit Wölkchen bedekt an Bergen herunter der Weinstok

(40) Dämmert und wächst und erwarmt unter dem sonnigen Duft.

Das Gedicht lässt sich als Wiedergabe von konkret Erlebtem (genauer als Fiktion von konkret Erlebtem) wie als Vision der Menschheitsgeschichte lesen. Das Konkrete ist bescheiden genug. „Trüb ists“ im Stuttgarter Talkessel. Tiefhängende Wolken verhüllen Berge und Wälder. „Weder die Berge sind noch aufgegangen des Waldes / Gipfel nach Wunsch und leer ruht von Gesange die Luft,“ schreibt Hölderlin statt „Weder die Berge noch des Waldes Gipfel sind nach Wunsch aufgegangen und die Luft ruht leer von Gesange“ – ein Beispiel seines Stils der „harten Fügung“. Ins Offene aufzubrechen, ruft der Dichter seinen Freund, den gebildeten, liberalen Tuchhändler Christian Landauer (* 1769; † 1845), auf. >> bei Wikipedia weiterlesen.

Diesen Brief an Landauer hat Hölderlin gegen Ende seines Aufenthalts in Hauptwil geschrieben. Der Grund für seine vorzeitige Kündigung der Hofmeisterstelle lag in seiner wechselhaften Stimmung begründet. Er hat niemanden, dem er sich mitteilen könnte: „Überhaupt ists seit ein paar Wochen ein wenig bunt in meinem Kopfe...(und ich) mich niemand mittheilen, hier vollends niemand mich äußern kann.

Hölderlin trug Landauers Stoffe auf dem Leib, er wohnte unter seinem Dach von Juni 1800 bis Anfang Januar 1801, sie teilten die Hoffnung auf politische Veränderungen im geliebten Württemberg, und Landauer teilte ein Geheimnis mit Hölderlin: das seiner großen Liebe zu Diotima. Beinahe drei Jahre lebten Friedrich Hölderlin und Suzette Gontard unter einem Dach. Suzette wird das Vorbild für die Gestalt der Diotima in Hölderlins Roman "Hyperion oder Der Eremit in Griechenland". >> Hörbuch oder gebraucht kaufen >> Booklooker.de .

FRIEDRICH HÖLDERLIN - AUS DEM HYPERION 1/4 (Dauer 5:31 Min.)

FRIEDRICH HÖLDERLIN - AUS DEM HYPERION 2/4 (Dauer 5:26 Min.)

FRIEDRICH HÖLDERLIN - AUS DEM HYPERION 3/4 (Dauer 5:55 Min.)

FRIEDRICH HÖLDERLIN - AUS DEM HYPERION 4/4 (Dauer 2:45 Min.)


► Quelle: Der Artikel erschien am 08. Februar 2023 als Erstveröffentlichung bei RUBIKON >> rubikon.news/ >> Artikel. RUBIKON versteht sich als Initiative zur Demokratisierung der Meinungsbildung, vertreten durch die Geschäftsführerin Jana Pfligersdorffer. RUBIKON unterstützen >> HIER.

Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz 'Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International' lizenziert. >> CC BY-NC-ND 4.0. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen dürfen Sie es verbreiten und vervielfältigen.

ACHTUNG: Die Bilder und Grafiken sind nicht Bestandteil der Originalveröffentlichung und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten ggf. folgende Kriterien oder Lizenzen, s.u.. Grünfärbung von Zitaten im Artikel und einige zusätzliche Verlinkungen wurden ebenfalls von H.S. als Anreicherung gesetzt, ebenso die Komposition der Haupt- und Unterüberschriften verändert.

Bild- und Grafikquellen:

1. Surreale Darstellung: Der Gang aufs Land. An Landauer. Komm! ins Offene, Freund!

Zur Avantgarde zählen politische und künstlerische Bewegungen, zumeist des 20. Jahrhunderts, die eine starke Orientierung an der Idee des Fortschritts gemeinsam haben und sich durch besondere Radikalität gegenüber bestehenden politischen Verhältnissen oder vorherrschenden ästhetischen Normen auszeichnen. Als Avantgarde wird gemeinhin eine Gruppe von Vorkämpfern dieser geistigen Entwicklungen bzw. avantgardistischen Zielvorstellung bezeichnet.

Avantgarde kann allgemein verstanden werden als eine kreative und innovative Bewegung, die selten den vorherrschenden gesellschaftlichen und ökonomischen Machteliten angehört. Außerhalb seines militärischen Ursprungs taucht der Begriff der Avantgarde in verschiedenen Zusammenhängen auf, bezieht sich meist jedoch entweder auf eine politische, kulturelle oder künstlerische Bewegung, die ausgetretene Pfade verlässt.

In der Geschichte der Bildenden Kunst steht der Ausdruck Avantgarde für die künstlerischen Bewegungen des (beginnenden) 20. Jahrhunderts und ist dabei mit dem Begriff der Moderne bzw. der modernen Kunst verknüpft. Eigentümlich ist vielen künstlerischen Avantgardebewegungen der Moderne das Bestreben einer „Aufhebung der Kunst in Lebenspraxis“.

Eine wichtige Rolle in der Geschichte der künstlerischen Avantgarden spielten die Russische Avantgarde sowie der italienische Futurismus, der in seinen Manifesten der „Kriegskunst“ eine eigene, als revolutionär empfundene Ästhetik zubilligte. Auch Kubismus, Kubofuturismus, Vortizismus, Konstruktivismus, Suprematismus, Dadaismus, Surrealismus, Expressionismus, Tachismus, Action Painting, Minimal Art, Op-Art, Pop Art, Lettrismus, Situationismus, Fluxus, Happening, der Wiener Aktionismus und die sogenannte Konzeptkunst gelten als Kunstbewegungen der Avantgarde.

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2. Wenn man Fragen stellt, glaubt man, sie nicht selber beantworten zu können. Deshalb gibt es Experten, die genau dies tun. Doch dies zeugt von einer fast schon degenerierten Eigenwahrnehmung. Illustration: CDD20, Shanghai/China (user_id:1193381). Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Illustration.

3. Bazon Brock (eigentlich Jürgen Johannes Hermann Brock; * 2. Juni 1936 in Stolp in Pommern) ist emeritierter Professor für Ästhetik und Kulturvermittlung an der Bergischen Universität Wuppertal, „Denker im Dienst“, „Künstler ohne Werk“ und Kunsttheoretiker. Brock gilt als Vertreter der Fluxus-Bewegung. >> Brocks WebseiteFoto/Urheber: Warburg1866. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist lizenziert unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“ (CC BY-SA 4.0).

4. Innovation (wörtlich „Neuerung“ oder „Erneuerung“; von lateinisch innovare ‚erneuern‘ abgeleitet) wird in der Umgangssprache im Sinne von neuen Ideen und Erfindungen und für deren wirtschaftliche Umsetzung verwendet. Im engeren Sinne resultieren Innovationen erst dann aus Ideen, wenn diese in neue Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren umgesetzt werden, die tatsächlich erfolgreich Anwendung finden und den Markt durchdringen (Diffusion).

Auch in der Geisteswissenschaft und der Kultur wird der Begriff Innovation verwendet. Das forschende Suchen nach neuen Erkenntnissen oder künstlerischen Lösungswegen und Lösungen setzt Neugier, Kreativität und Lust auf Erneuerung voraus. Merkmal künstlerischer Avantgarden ist es, bisher unbekannte („innovative“) Ausdrucksformen zu finden und zu nutzen.

Es fehlt an Neugier, an Wahrnehmung, an Aufmerksamkeit für das Neue, weil man zu sehr im Alten verhaftet ist. Neue oder andere Welten lassen sich nicht herbeischreiben, schon gar nicht über Wissenschaft. Die Aufmerksamkeit und die Neugier ist der Antrieb. Oder sagen wir lieber: der Humus für das Neue. Nicht in dem Sinn, dass es völlig autark wäre: Alles Neue schöpft sich, bisher zumindest, aus dem Alten und dem „noch nicht“.

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5. Thomas Eblen bei Aufnahmen in den Bauerstudios Ludwigsburg >> https://www.bauerstudios.de/. Aus diesen Aufnahmen entstand die CD: Spiralen im Luftgespräch. Die CD kann man auf fast allen Streamingdiensten anhören oder direkt beim Künstler erwerben. Foto: Copyright ©️ Thomas Eblen. Das Foto bitte nur mit ausdrücklicher Genehmigung von Thomas Eblen zur redaktionellen Nutzung veröffentlichen. >> info@thom-eblen.de.