Der Akademikeranteil in der Bevölkerung ist zu hoch

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Der Akademikeranteil in der Bevölkerung ist zu hoch
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Der Akademikeranteil in der Bevölkerung ist zu hoch

Er lässt eine Gesellschaft in eine destruktive Eigendynamik abgleiten.

Das akademische Übergewicht bringt die Gesellschaft ins Ungleichgewicht.

von Thomas Eblen

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Anteil akademisch ausgebildeter Menschen in der Gesellschaft drastisch erhöht. Man kann es an der deutlich gestiegenen Anzahl Studierender sehen, die sich in Universitäten und Fachhochschulen um einen Abschluss bemühen, um für die höhere Laufbahn in Institutionen und Ministerien oder der Wirtschaft und den Medien bereit zu sein. Manche bleiben auf der Universität, um zu lehren oder Wissenschaft zu treiben; andere gehen in Unternehmen oder in staatliche Institutionen, um dort Karriere zu machen.

Gesellschaft-Fremdbestimmung-Selbstbestimmung-Gemeinschaftswillen-Menschenmenge-Kritisches-Netzwerk-Identitaet-Volksgemeinschaft-Zugehoerigkeit-Gruppenzwang

Durch das hohe Angebot und die relativ geringe Nachfrage entsteht einerseits ein hoher Leistungsdruck, aber ebenso ein starker Anpassungswille. Hinzu kommt noch die mediale Ehrgeizpropaganda, nach der jeder seines Glückes Schmied sein soll. Man fragt sich: Wozu werden so viele Akademiker gebraucht?

Der Vorteil dieser Menschen ist — neben ihrer Intelligenz —, dass sie sich eloquent ausdrücken können und immer Argumente dafür finden, gebraucht zu werden. Das kann dazu führen, dass eine Eigendynamik entsteht, in der sie sich in irrationalen und destruktiven Verhältnissen verlaufen und wiederfinden, die sie selbst geschaffen haben. Wenn ihnen dann der Spiegel vorgehalten wird, werden sie sich entweder wortreich verteidigen oder ebenso wortreich leugnen, um für nichts verantwortlich sein zu müssen — gerade weil ihnen so viel einfällt, wie es die politische Theoretikerin und Publizistin Hannah Arendt im Gespräch mit dem Journalisten Günter Gaus einmal treffend festgestellt hat. [Video und vollständiges Transkript unter diesem Artikel; H.S.]

Goetz_Haydar_Aly_Historiker_Vordenker_der_Vernichtung_akademische_Klasse_Akademiker_Akademikerkaste_Akademikerschwemme_Auschwitz_Kritisches-NetzwerkZu diesem Thema gibt es ein interessantes Video von dctb.tv, in dem Alexander Kluge mit Prof. Dr. Götz Aly (* 3. Mai 1947 in Heidelberg, Betonung: Ály) über sein Buch „Vordenker der Vernichtung“ spricht. [zuerst 1991, erweiterte Neuausgabe Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2013]. Darin beschreibt er eindrücklich das Wirken der akademischen Klasse. [Video unter diesem Artikel; H.S.]

Eine Gesellschaft gelingt am ehesten, wenn sich die Klassen in einem einigermaßen erträglichen Gleichgewicht befinden. Dieses Gleichgewicht zu erhalten, bedeutet eine enorme Anstrengung, ist aber zugleich schöpferisch und lebendig.

Das erste Anzeichen für eine Gesellschaft, die sich in einem akademischen Übergewicht befindet, ist die Beliebigkeit. Durch ihre rhetorischen Fähigkeiten — auch Eloquenz genannt — umgarnen die AkademikerInnen die Menschen und wiegen sie in einer nebulösen Sicherheit. Da sie von oben herab sprechen, glauben „die da unten“, ist man gebildet, versteht man die Welt. Nichts könnte falscher sein.

Die Aufwertung der akademischen Laufbahn hat dazu geführt, dass eine Akademikerschwemme entstanden ist, die auf den Arbeitsmarkt drängt. Es werden einerseits neue Berufsbilder und Tätigkeitsfelder geschaffen oder Berufe akademisiert, um die Absolventen unterzubringen, anderseits wandeln sich Berufe, die früher sicher waren, in Leiharbeiterverhältnisse, oder führen gar zu Entlassungen.

Ein Beispiel führt der Kultur-Anthropologe und Publizist David Rolfe Graeber (* 12. Februar 1961 in New York; † 2. September 2020 in Venedig) in seinem Buch „Bürokratie. Die Utopie der Regeln.“ (Klett-Cotta, 2016) an, in dem er von einer Teefabrik in Frankreich erzählt, die ihr mittleres Management aufgestockt hat — auf Kosten der Arbeiter, die die Produktion durch immer wieder neue Innovationen marktfähig gehalten haben: Man wollte sie entlassen. Zum Glück wehrten sich die Arbeiter und besetzten den Betrieb.

David-Rolfe-Graeber-Digitalisierung-Pflegeberufe-Werteordnung-Bullshitisierung-Kritisches-Netzwerk-parasitaere-sinnlose-sinnstiftende-ueberfluessige-Arbeit-Jobs

Gewiss ein eher außergewöhnliches Beispiel, aber auch in seinem Buch „Bullshit Jobs. Vom wahren Sinn der Arbeit.“ (Klett-Cotta, 2018) beschreibt er eindrücklich, wie hauptsächlich in Konzernen das mittlere Management mit sinnfreien Tätigkeiten aufgestockt wird und auf der Produktionsebene ganze Bereiche ausgelagert und fremdvergeben werden. Diesen Zusammenhang kann man zumindest vermuten, obwohl er ihn nicht explizit beschreibt und dies sicher auch nicht der einzige Grund ist.

David_Rolfe_Graeber_Bullshit_Jobs_Vom_wahren_Sinn_der_Arbeit_Kritisches_Netzwerk_meaningful_work_Kapitalismus_capitalism_Downshifting_Buerohengste_Schattenarbeit_Sinnfrage [Zu David Graeber bitte auch diese beiden Artikel lesen >> HIER und HIER, RIP lieber David. Unser reger Mailaustausch wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Man beachte bitte auch die 4 Videos zu D.G. unter diesem Artikel. H.S.]

Wer wurde nicht schon von einer Beratungsfirma heimgesucht, deren einzige Kompetenz darin besteht, eine in sich gewachsene Struktur zu zerstören, um die eigene zu etablieren? In allen Bereichen hat diese Verschiebung stattgefunden. Was übrig bleibt, ist ein Gerede. Ein Versprechen wollen, ohne dieses halten zu können, ein Seifenopernverhalten und Laientheatergehabe.

Das fundierte Wissen eines langjährigen Berufslebens zählt nichts mehr, aber ein dahergelaufener akademischer Bückling, eingeklemmt in die Konservendose des Selbsterhalts, erklärt der Welt, wie es gehen soll. Das Ergebnis sehen wir jetzt, die akademische Elite kann es nicht mehr verschleiern. Sie sind da angekommen, wo Inzucht immer ankommt: in einer dümmlichen Infantilität und Realitätsverweigerung.

Hinzu kommt, dass die jetzt Dreißigjährigen eine stille Revolution durchgeführt haben. Gemerkt hat es deshalb kaum jemand, weil sie eine durch die digitale Technik verschleierte ist. Da sie im Verhältnis zu den Alten eine wesentlich kleinere Gruppe darstellen, haben sie den digitalen Hebel angewandt. Die wenigen suggerieren damit, eine Mehrheit zu sein, und demonstrieren gleichzeitig eine gewisse Überlegenheit.

Wer war nicht schon peinlich berührt, wenn einem das eigene Kind erklärt hat, wie man ein Handy einrichtet? Durch diesen technischen Vorsprung gegenüber der Elterngeneration entstand in ihnen das Gefühl, man könne auch ohne Erfahrung die Geschicke der Gesellschaft lenken.

Dadurch haben sie viele Positionen erklommen, an die noch die vorherige Generation niemals gekommen wäre. Das könnte ja positiv sein, im Sinne einer jugendlichen Erneuerung. Doch das Gegenteil ist der Fall. Durch die Verinnerlichung der digitalen Möglichkeiten, die ja ohne jegliche Evidenz auskommen und alles in Modellen darstellen können, sind viele dieser jungen Leute zu Oberflächengeistern verkommen.

Sie lutschen an der Welt wie Kinder am Lolli. Sie haben den Erfahrungsschatz einer Eintagsfliege und reden über die Rettung der Welt, als planten sie einen Urlaub. Den Bezug zur Wirklichkeit haben sie gänzlich verloren, deshalb auch die Tendenz zur Radikalisierung und Idealisierung.

Ricarda_Lang_Bundesvorsitzende_Buendnisgruene_Die_Gruenen_frauenpolitische_Sprecherin_linker_Parteifluegel_Feminismus_Body_Positivity_Kohleausstieg_Kritisches-NetzwerkWenn man träumt, gibt es keinen Stein, über den man stolpern kann. Sie schaffen sich eine eigene Zukunft, in der sie glauben, die Welt gerettet zu haben, aber gleichzeitig ein freies unabhängiges Leben verlieren.

Durch ihr Übergewicht erreichen die Akademiker eine enorme Deutungsmacht, die sich fatal auf die Gesellschaft auswirkt.

Durch die starke Unausgewogenheit werden die Interessen der nicht zugehörigen Klassen ignoriert oder marginalisiert.

Die akademische Weltsicht wird etabliert. Sie bestätigen sich gegenseitig und ignorieren die anderen. Man muss diese Unterscheidung treffen, um klarzumachen, wie fatal es ist, solchen Menschen die Gestaltung der Gesellschaft alleine zu überlassen.

Nichts ist überzeugender, als sich die Verhältnisse der Gegenwart anzuschauen.

Dem ist nichts hinzuzufügen, außer . . . .

Wer nur auf Leistung setzt, produziert Bildungsidioten.
Gelernt wird nur für die Prüfung, Zusammenhänge interessieren nicht.
Sozialkompetenz mangelhaft, Selbstdenken gänzlich unerwünscht.
(H.S.)

Bierspruch_Bildung_ist_gut_kuehles_Bier_ist_guter_Akademiker_Akademikerkaste_Akademikerschwemme_Klugscheisser_Bildungsidioten_Kritisches-Netzwerk

In diesem Zusammenhang möchte ich auf ein Büchlein der französischen Sozialrevolutionärin, Philosophin und Mystikerin Simone Weil (* 3. Februar 1909 in Paris; † 24. August 1943 in Ashford, England) hinweisen. Sie war zeitweise Marxistin und hat 1934 Hitlerdeutschland besucht. Das Buch hat den Titel „Anmerkungen zur generellen Abschaffung politischer Parteien“ (diaphanes, Zürich 2009). Darin behandelt sie die kollektiven Leidenschaften, die alles, was nicht dazugehört, ausschließen und anfeinden und deshalb letztendlich totalitär werden.

Dies trifft nicht nur auf politische Parteien zu, sondern auch auf Klassen; überall, wo sich Menschen versammeln, um andere auszuschließen, gilt dieses Phänomen. Die Kunst — sie führt den Kubismus an — und selbst Vereine sind da nicht ausgenommen, wenn auch in einer mehr oder wenig erträglichen Form. Die akademische Klasse lebt eine solche kollektive Leidenschaft.

Es wird endlich Zeit, diesen Wahrnehmungsraum für alle gesellschaftlichen Schichten zu öffnen. Könnte nicht auch mal eine Diskussion zwischen einer Krankenschwester, einem Lkw-Fahrer, einer Bäckerin und einem Wissenschaftler stattfinden?

Und wäre es nicht eine wundervolle Herausforderung für jeden Moderator, so etwas zu gestalten?

Oder dass Künstler die volle Breite und Tiefe unserer Gesellschaft in neuen Geschichten erzählen, in Film und Tanz und allen anderen Gestaltungsarten präsentieren und sogar in neuen Formen und Strukturen ausdenken?

Da müsste doch jeder schöpferische Mensch ob der unendlichen Möglichkeiten vor Freude „im Viereck springen“! Stattdessen: immer und immer wieder nur das Gleiche.

Thomas Eblen, Ditzingen-Heimerdingen >> info@thom-eblen.de

P.S.: Ich freue mich auf neue Kontakte, ziert Euch nicht und schreibt mir. Lest bitte auch meine weiteren Artikel, die Ihr hier weiter unten aufgelistet findet.

Hannah Arendt im Gespräch mit Günter Gaus. "Zur Person", Sendung des rbb vom 28.10.1964. (Dauer 1:12:18 Std.).

Hier gibt's ein vollständiges Transkript des Gesprächs >> weiter.

Generalplan Ost - Planungshorizont Krim - Zielrichtung Ukraine - Vordenker der Vernichtung (Dauer 44:54 Min.).

Prof. Dr. Götz Aly über die Planer einer neuen Europäischen Ordnung (1941 - 1943) im Gespräch mit Alexander Kluge.

pin_green.gif  David Graeber - Anarchist erklärt was "Bullshit-Jobs" sind - Buch 2018 (Dauer 9:25 Min.)

pin_green.gif  BULLSHIT JOBS - David Graeber (Dauer 9:23 Min.)

pin_green.gif  David Graeber - Bullsh*t Jobs: A Theory (Dauer 1:03:06 Std.)

pin_green.gif  36C3 - From Managerial Feudalism to the Revolt of the Caring Classes (Dauer 59:10 Min.)

«Ein offensichtliches Paradoxon der Digitalisierung der Arbeit ist, dass die Produktivität in der Fertigung in die Höhe schießt, während die Produktivität in den Pflegeberufen (Gesundheit, Bildung) tatsächlich zurückgeht - und damit eine globale Welle des Arbeitskampfes auslöst. Die bestehenden wirtschaftlichen Paradigmen machen uns blind für das Verständnis, wie die Wirtschaft organisiert ist. Wir haben eine völlig neue Disziplin entwickelt, die auf einer anderen Werteordnung basiert.» (-David Graeber)

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Thomas Eblen, Jahrgang 1962, ist Handwerksmeister und hat 30 Jahre mit psychisch kranken Menschen gearbeitet. Jetzt ist er freischaffender Künstler, Dichter, Musiker und Maler. Er betreibt den Podcast „Dichterseele“ auf Spotify, wo man seine Musik und Texte hören kann. Er hat eine CD mit eigener Klaviermusik herausgebracht. Sie heißt „Spiralen im Luftgespräch“. Man kann sie auf den meisten Streamingdiensten hören und beim Künstler erwerben.

Weitere Informationen unter thom-eblen.de.

  »Zumutungen sollen nicht Abwehr, sondern Neugier erzeugen. Auf der Isolierstation (III).

Vorbem. Manova-Red.: "Im Literatur-Salon von Manova (vormals Rubikon) soll ab und zu auch Platz für Texte sein, welche Erkenntnisse über den Menschen und das Menschenmögliche, über Kommunikation und Isolation, über die „Condition humaine“ (Bedingungen oder Umstände des Menschseins) experimentell aus der Sprache herausdestilliert. Platz für Texte, die verstören. Hier ist ein solcher Text. Viel wird über Spirituelles und Seele und Selbstfindungen theoretisiert ― dieser Text kommt von der anderen Seite her.

Er ist eine gelebte, in Sprache gesetzte Vision in verschiedenen Teilen, die wohl besser als Impressionen zu bezeichnen sind. Aus dem Innern, aus einem Konzert, aus einem Restaurant. Gedanken schießen durch den Kopf. Ungehindert, auch politisch, eine kurze klare Reflexion inbegriffen. Am besten laut lesen, langsam ― ein Tropfen Rotwein kann förderlich sein. Das Licht nicht zu grell."

T. Eblen: Dicke Wand: Liege da, schwimme auf meinem eigenen Horizont. Die Nase, um das Atmen zu gewährleisten, versucht sich durch das eigene Medium zu drücken, damit sie Luft bekommt. Die Arme winden sich, sie halten den Körper in der Waagrechten. Der Blick geht nach oben und sieht nichts. Als ob ich in einem Gewässer läge. Früher schon war mein Blick liegend am sehnsüchtigsten.

Ist er es jetzt auch? . . Zumindest bin ich unauffindbar oder auch unauflösbar.

Es gibt Menschen, die mich begreifen, aber die Unzahl derer, die vor mir eine dicke Wand bilden, scheint übermächtig. Sie lieben keine Geheimnisse. Man hat sie niemals aufgeklärt. In der Klarheit der Argumentation, oder der Prosa erinnerter Schulaufsätze, ist alles so einfach. Führt zu nichts, bleibt eine Kreisbewegung, hat keinen Zug in die Tiefe. Diese Tiefe ist mein Schatz, den ich zugleich heben und küssen will. Ich begehre ihn. . . Wäre er nur weiblich.« Von Thomas Eblen, im KN am 22. Juni 2023 >> weiter.

»Facetten des Verhältnisses zwischen Arbeitern und Gesellschaft. Die Möchtegern-Proletarier. Vorbemerkung der Manova-Red.: Versuche, Intellektuelle und Arbeiter zusammenzubringen, gibt es schon lange ― meist scheitern sie, weil sich beide Milieus zutiefst fremd geblieben sind. Thomas Eblen, ein Arbeiterkind zeit seines Lebens, beleuchtet in einem essayistischen Streifzug Facetten des Verhältnisses zwischen Arbeitern und Gesellschaft. Er zeigt insbesondere, dass das „Proletariat“ überwiegend für akademische Theorien instrumentalisiert wird, selbst aber keine eigene Stimme bekommt. Intellektuelle linker Ausrichtung sprechen mit Vorliebe über, selten aber mit Arbeitern. In der Widerstandsbewegung, die mit Corona aufgekommen ist, droht sich dieses Muster zu wiederholen.

Thomas Eblen: Ich stamme aus dem Milieu der Arbeiter und bin dortgeblieben. Doch wer sind eigentlich die Arbeiter. Sie werden von der Intelligenz, so nenne ich die Deutungsmacht, definiert und instrumentalisiert für ihre Theorien. Mit ihnen wird kaum gesprochen, geschweige denn, dass sie Platz bekämen im Debattenraum. Besonders enttäuschend für mich ist, dass auch die freien Medien nicht in der Lage sind, mit ihnen wirklich in einen Dialog zu treten beziehungsweise ihnen eine Stimme zu geben.

Es scheint mir, kritische Kreise würden die Arbeiter lediglich brauchen für den Fall, dass es eskaliert, da die Arbeiter bei weitem die größte gesellschaftliche Gruppe ausmachen, also den Gesellschaftskörper bilden, während die Intellektuellen meist nur Einflüsterer sind. Aber zu Macht sollen Arbeiter nicht kommen, das soll in der Hand der sogenannten Eliten bleiben. Oder interpretiere ich das falsch? Dazu einige Anmerkungen. « Von Thomas Eblen, im KN am 16. Juni 2023 >> weiter.

  »Drei Menschen und die Auswege aus ihren Miseren. Verwandlung als Rettungsversuch. Die Poetik-Ecke XVI skizziert am Beispiel von Franz Kafka, Peter Handke und Gertrud Kolmar, wie Menschen Auswege aus ihren Miseren suchen, indem sie eine Gegenwelt auffächern.

„Der du dies liest, gib acht; denn sieh, du blätterst einen Menschen um.“ Dieses Zitat stammt von der deutschen Lyrikerin und Schriftstellerin Gertrud Kolmar. Thomas Eblen beleuchtet in der Poetik-Ecke XVI drei Künstler, die ihr Schicksal und ihr Leben in unaufgeregte, aber betörende Bilder, Räume, ja Welten verwandelt haben. Die Möglichkeit der Verwandlung ist einer der großen Vorzüge des Menschen.« Von Thomas Eblen, im KN am 16. März 2023 >> weiter.

»Massenverkasperungen durch Politik, Wirtschaft und Medien. Irgendwo lauert der Irrsinn! Nachrichten aus Gagaland Teil 2 - ein ironisch grotesker Seitenblick. Politik: Der neue Verteidigungsminister hat ein innovatives Waffensystem in Auftrag gegeben. Schon seine Vorgängerin war darüber informiert, zögerte allerdings zu lange, was, so aus gemieteten Kreisen, ein Grund für den Rücktritt in voller Länge war. Der Arbeitstitel heißt 'Wespe Maya'. Ein Zwitter zwischen Angriff und Verharmlosung, Scharfschütze und Badewanne, zu Fuß gehen oder Fahrrad fahren.« von Thomas Eblen, im KN am 08. März 2023 >> weiter.

»Eine verrückt gewordene Gesellschaft. Nachrichten aus Gagaland - ein ironisch grotesker Seitenblick. Wenn das Unerträgliche unerträglich wird, müssen wir die Wahrnehmung brechen, um ein wenig Distanz zu gewinnen. Dazu gehört die Ironie, der Sarkasmus oder die Absurdität. Ansonsten bleibt einem nur noch die Depression, so dass wir im Weltschmerz gleichzeitig erfrieren und verglühen.

Somit ist das Lachen, wenn es einem nicht im Hals stecken bleibt, befreiend in dem Sinn das man Abstand gewinnt. Eine beliebte Art die Menschen auf Distanz zu halten, oder ihnen verblümt die Meinung zu sagen. Da wir in einer verrückten Welt leben, muss man mit einer noch verrückteren antworten, neben der viel wichtigeren Wahrhaftigkeit und die damit verbundene Aufklärung.

Die Wissenschaft und die Politik versucht Ordnung in die Sphäre zu bringen, indem sie Gesetze formuliert oder deduktive Ketten der Vernunft beschreibt. Das ist „voll witzig“ denn wer jemals einen Menschen kennengelernt hat, weiß dass sein innerer Haushalt aus Gefühlen und daraus resultierenden Irrationalitäten besteht, wir alle der unheimlichen Kontingenz unterliegen, und versuchen mit unseren eingeschränkten Sinnen, eine Wahrnehmung in eine Festung zu verwandeln, wo der Feind keinen Weg findet uns zu erobern.

Da ist alles möglich. Darum die jetzt noch ironisch überhöhte Sicht die in der Zukunft wirklich werden könnte. Ohne Spaß!« von Thomas Eblen, im KN am 09. Februar 2023 >> weiter.

»Gedanken zu Art und Weise über Kunst und Künstler: Die Kunst, die wieder vonnöten wäre, beginnt bei Selbsterkenntnis und endet in Bewegung. Im Geiste des Hölderlin-Zitats „Komm! ins Offene, Freund!“ Heutzutage wird ja immer zuerst gefragt. Darf ich noch Kinder in die Welt setzen, darf ich noch ein Mann, eine Frau sein, muss ich mich einschränken, darf ich über meine körperlichen Verhältnisse leben, darf ich noch reisen, lieben, schwimmen, anders sein, gleich sein und so weiter und so weiter.

Wenn man Fragen stellt, glaubt man, sie nicht selber beantworten zu können. Deshalb gibt es Experten, die genau dies tun. Doch dies zeugt von einer fast schon degenerierten Eigenwahrnehmung. Thomas Eblen denkt im Geiste des Hölderlin-Zitats „Komm! ins Offene, Freund!“ auf originelle Art und Weise über Kunst und Künstler nach und zeigt dadurch die Leerstellen dieser Zeit.« von Thomas Eblen | RUBIKON, im KN am 08. Februar 2023 >> weiter.

»Unsere Wahrnehmung von Geschwindigkeit, Zeit, Mitmenschen. Der Mensch ist ein Betrüger seiner selbst und betrügt auch die anderen. Die Wiedergewinnung der Langsamkeit.

Wenn wir unseren allzu hektischen und zerrissenen Alltag erfolgreich entschleunigen wollen, brauchen wir vor allem wieder mehr Mut zur Selbstbegegnung. Ja, die Langsamkeit ist ein Phänomen, das wir meistens an anderen wahrnehmen, und zwar wenn wir in Eile sind. Sie ist also dynamisch und von unserer Wahrnehmung abhängig. Dadurch dass wir, zumindest heutzutage, nur die Langsamkeit der anderen wahrnehmen — und zwar als Last, als Ärgernis — merken wir selber nicht, wie schmerzlich wir sie vermissen. Denn jeder Langsamkeit geht ein Grundgefühl voraus, nämlich Zeit zu haben. Also frei über sie verfügen zu können.

Hier nun einige Beispiele, wie sehr uns das heutige Leben unsere verfügbare Zeit raubt. Wir können auf diese Weise gar nicht mehr zu uns selbst kommen. Vielleicht wollen wir es auch gar nicht, denn um uns selbst kennenzulernen, braucht es Zeit. Und Mut!« von Thomas Eblen, im KN am 22.01.2023 >> weiter.

»Unser Wahrnehmungsvermögen und seine Tücken. Paranoia, Unsicherheit, Gruppengefüge, Kontrollzwang und der unsichtbare Feind. Die Angst vor einer nicht greifbaren Gefahr bewirkt, dass sich Menschen nur noch mit einer bedrohlichen Außenwelt beschäftigen, statt sich selbst zu vertrauen.

Da unser Wahrnehmungsvermögen eingeschränkt ist, sehen wir immer nur einen Bruchteil der Wirklichkeit. Hätten wir das Sehvermögen eines Adlers oder den Geruchssinn eines Hundes, würden wir die Welt völlig anders wahrnehmen. Eben weil wir ahnen, dass da mehr ist, als wir überblicken können, macht uns dies unsicher. Deshalb bilden wir uns manchmal vorschnell ein Urteil oder sind angewiesen auf die Einschätzung anderer.« von Thomas Eblen | RUBIKON, im KN am 15. Januar 2023 >> weiter.

»Der Akademikeranteil in der Bevölkerung ist zu hoch. Er lässt eine Gesellschaft in eine destruktive Eigendynamik abgleiten. Das akademische Übergewicht bringt die Gesellschaft ins Ungleichgewicht. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Anteil akademisch ausgebildeter Menschen in der Gesellschaft drastisch erhöht. Man kann es an der deutlich gestiegenen Anzahl Studierender sehen, die sich in Universitäten und Fachhochschulen um einen Abschluss bemühen, um für die höhere Laufbahn in Institutionen und Ministerien oder der Wirtschaft und den Medien bereit zu sein. Manche bleiben auf der Universität, um zu lehren oder Wissenschaft zu treiben; andere gehen in Unternehmen oder in staatliche Institutionen, um dort Karriere zu machen.

Durch das hohe Angebot und die relativ geringe Nachfrage entsteht einerseits ein hoher Leistungsdruck, aber ebenso ein starker Anpassungswille. Hinzu kommt noch die mediale Ehrgeizpropaganda, nach der jeder seines Glückes Schmied sein soll. Man fragt sich: Wozu werden so viele Akademiker gebraucht?« von Thomas Eblen | RUBIKON, im KN am 12. Januar 2023 >> weiter.

»Das Du im Widerstreit mit dem Ich. Das Du in mir. Auseinandersetzungen in der Außenwelt sind oft nur ein Spiegel der Dialoge, die wir mit Instanzen in uns selbst führen. Unser inneres Geschehen ist überbordend, irrational, emotional und vor allem weltgestaltend. Wir projizieren es auf unser Umfeld. Um uns selbst zu rechtfertigen, verfallen wir in Monologe oder treten mit uns selbst in einen Dialog, um uns entweder zu bestätigen, zu verteidigen oder gar zu zerstören.

Diesem Dialog, in dem das Ich mit dem Du konferiert, geht der Dichter Thomas Eblen nach, indem er Situationen beschreibt, in denen sich dieses Du im Widerstreit mit dem Ich artikuliert. Dabei wird das Ich empfänglich, auch für das, was uns anfällig macht: Angst. Auch politische Verletzungen und Wünsche können auf jenen Kampf zurückgeführt werden, den wir mit dem Gegenüber in uns selbst führen. Eine unpolitische-politische Meditation.« von Thomas Eblen | RUBIKON, im KN am 11. Januar 2023 >> weiter.

»Die echten Gefühle bleiben heute auf der Strecke. Sie werden zum großen Teil künstlich geschaffen. Als Fiatgeld bezeichnet man ein Zahlungsmittel, das aus dem Nichts geschaffen wird. An diesem Prinzip gab es viel Kritik. Doch wie steht es mit den Gefühlen, die über Kino, Fernsehen, die Zeitung und andere Medien auf uns einströmen? Sind diese Gefühle nicht auch aus dem Nichts geschaffen, um uns, die Empfänger, zu manipulieren?

Für eine genauere Betrachtung muss man zwei Sphären unterscheiden, jene der persönlichen Begegnung und die der virtuellen Sphäre. Der Bildschirm ist es, von dem all die Gefühle in unsere Herzen strömen, ohne dass wir uns bewusst sind, was diese mit uns machen.

Echte Gefühle sind keine Wissenschaft, die man lehren oder erlernen kann. Schon gar nicht kann man sie standardisieren, weil sie unmittelbar wirken. Sie haben ihren Nährboden in der unmittelbaren Nähe anderer Menschen. Die Gefühle aus der virtuellen Welt zerstören dagegen diese Nähe. Dazu nachfolgend einige meiner Gedanken.« von Thomas Eblen | RUBIKON, im KN am 7. Januar 2023 >> weiter.

»Szenen sanfter Ausgewogenheit: Bewahren und Festhalten, Veränderung und innere Leere. Ein stiller Beobachter nähert sich in der nötigen Distanz den Menschen. Thomas Eblen, der Dichter aus der Isolierstation, zeigt hier Situationen, denen Menschen ausgesetzt sind und denen sie manchmal berechnend, oft aber nur hilflos gegenüber stehen. Es geht um das Bewahren und Festhalten, um Veränderung und die innere Leere, die dazu führt, dass sich Menschen in unserer Angestelltengesellschaft nur noch verhalten. Sie werden nie zur Person. Am Ende steht noch ein sehr dichter Text — zugegeben eine Zumutung — als Ausklang gedacht.« von Thomas Eblen | RUBIKON, im KN am 5. Januar 2023 >> weiter.

»Die Menschen haben sich in eine Schläfrigkeit begeben. Die Schönheit des Lebendigen scheint vergessen. Der freischaffende Künstler, Dichter, Musiker und Maler Thomas Eblen hat auf die Dichter-Kollegen gewartet, auf ihr Wort zu dieser Zeit. Dieses Wort blieb aus. Und so hat er selber nach diesen Worten gesucht, nach Worten, die vor Augen führen, was in dieser Zeit geschieht. Herausgekommen ist ein essayistischer, mit Bildern durchsetzter Text eines „Außenseiters“, der bei aller Beklemmnis einen Weg aufzeichnet. Wie werden wir mit der Macht, die über uns und in uns ist, fertig? In dem Sinn, dass wir mit ihr leben können?« von Thomas Eblen | RUBIKON, im KN am 29. Dezember 2022 >> weiter.

»Rückzug aus der Gesellschaft, auf Isolierstation. Zeugnis eines Verzweifelten und zugleich Hoffenden. Hier geht es um einen Menschen, der sich vollkommen aus der Gesellschaft zurückgezogen hat — er ist nur noch Beobachter, der Wahnsinn des Normalen macht ihn ohnmächtig. Er hat viele Möglichkeiten. Er kann sich ausdrücken in Musik, Bild und Sprache. Doch er ist anachronistisch, wie es so schön heißt. Er kann nicht an die heutige Welt andocken, zu hermetisch sind seine Aussagen. Deshalb verharrt er in einem seltsamen Inneren.

Das Äußere überwältigt ihn, ohne ihn zu berühren. Er ist fassungslos. Er ist nicht fähig, Widerstand zu leisten, zu weich ist sein innerer Kern. Er kann nur seine Welt, seinen Sehnsuchtsort, nach außen tragen. Ja, es ist die Reise eines Abenteurers ohne Mut, eines Feiglings, der trotzdem genug Kraft aufbringt, um etwas aus sich selbst heraus zu schaffen, um es der Öffentlichkeit preis zu geben. Hier nun Teile seiner Aufzeichnungen.« von Thomas Eblen | RUBIKON, im KN am 27. Dezember 2022 >> weiter.


► Quelle: Der Artikel erschien am 20. September 2022 als Erstveröffentlichung bei RUBIKON >> rubikon.news/ >> Artikel. RUBIKON versteht sich als Initiative zur Demokratisierung der Meinungsbildung, vertreten durch die Geschäftsführerin Jana Pfligersdorffer. RUBIKON unterstützen >> HIER.

Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz 'Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International' lizenziert. >> CC BY-NC-ND 4.0. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen dürfen Sie es verbreiten und vervielfältigen.

ACHTUNG: Die Bilder und Grafiken sind nicht Bestandteil der Originalveröffentlichung und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten ggf. folgende Kriterien oder Lizenzen, s.u.. Grünfärbung von Zitaten im Artikel und einige zusätzliche Verlinkungen wurden ebenfalls von H.S. als Anreicherung gesetzt, ebenso die Komposition der Haupt- und Unterüberschriften verändert.

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1. Identität in der Menschenmenge: Die unverwechselbare Identität des Individuums ist der eigentliche Wesenskern jedes Menschen, dem Leib und Seele als Instrumente untergeordnet sind. Sie zu kontrollieren und zu beherrschen, bzw. sich immer mehr von ihrer Fremdbestimmung zu befreien und sie in seine Beherrschbarkeit zu bringen, ist die Intention seiner ihm innewohnenden potentiellen Autonomie und Selbstbestimmung.

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Anteil akademisch ausgebildeter Menschen in der Gesellschaft drastisch erhöht. Man kann es an der deutlich gestiegenen Anzahl Studierender sehen, die sich in Universitäten und Fachhochschulen um einen Abschluss bemühen, um für die höhere Laufbahn in Institutionen und Ministerien oder der Wirtschaft und den Medien bereit zu sein. Manche bleiben auf der Universität, um zu lehren oder Wissenschaft zu treiben; andere gehen in Unternehmen oder in staatliche Institutionen, um dort Karriere zu machen.

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2. Götz Haydar Aly (* 3. Mai 1947 in Heidelberg, Betonung: Ály ist ein deutscher Politikwissenschaftler, Historiker und Journalist. Seine Themenschwerpunkte sind nationalsozialistische Rassenhygiene, Holocaust und Wirtschaftspolitik der nationalsozialistischen Diktatur sowie Antisemitismus des 19. und 20. Jahrhunderts. Zahlreiche seiner Bücher wurden in verschiedene Sprachen übersetzt. Götz Aly ist verheiratet, hat vier Kinder und wohnt in Berlin. Foto/Quelle: Wydawnictwo Filtry, Ul. Filtrowa 61 m. 13, 02-056 Warszawa. >> www.wydawnictwofiltry.pl >> Artikel in Polnisch inkl. dem Foto >> /goetz-aly/ . Dort wird das Bild für den Druck, also die redaktionelle Nutzung, zum herunterladen zur Verfügung gestellt.

Wydawnictwo Filtry ist ein Buchverlag in Warschau. Nach eigener Darstellung veröffentlichen nur Bücher, die sie für wichtig halten, die zur Diskussion anregen, die Denkmuster durchbrechen. Im Sachbuchbereich konzentrieren sie sich auf die Sozialgeschichte und scheuen sich nicht, schwierige, kontroverse und schamhaft verschwiegene Themen anzusprechen sowie kritische Biografien kulturell bedeutender Persönlichkeiten zu veröffentlichen. Der Verlag stellt Autoren vor, die scheinbar bekannte Geschichte neu interpretieren, entmythologisieren, revidieren und aus einem anderen Blickwinkel betrachten. >> weiter.  (polnisch!!)

3. David Rolfe Graeber (* 12. Februar 1961 in New York City; † 2. September 2020 in Venedig) war ein US-amerikanischer Kulturanthropologe und Publizist, der anarchistische Positionen vertrat. Er lehrte an der London School of Economics and Political Science. Er war einer der Anführer der Bewegung Occupy Wall Street und Miterfinder von deren Motto „We are the 99 percent“. Bekanntheit erlangte er unter anderem auch durch seine in den 2010er Jahren veröffentlichten Bücher Debt: The First 5000 Years, The Utopia of Rules und Bullshit Jobs.

«Ein offensichtliches Paradoxon der Digitalisierung der Arbeit ist, dass die Produktivität in der Fertigung in die Höhe schießt, während die Produktivität in den Pflegeberufen (Gesundheit, Bildung) tatsächlich zurückgeht - und damit eine globale Welle des Arbeitskampfes auslöst. Die bestehenden wirtschaftlichen Paradigmen machen uns blind für das Verständnis, wie die Wirtschaft organisiert ist. Wir haben eine völlig neue Disziplin entwickelt, die auf einer anderen Werteordnung basiert.» (-David Graeber, „Bullshit Jobs. Vom wahren Sinn der Arbeit.“)

4. Buchcover:Bullshit Jobs. Vom wahren Sinn der Arbeit.“ von Prof. David Graeber. Aus dem Englischen von Sebastian Vogel. (Orig.: Bullshit Jobs, a Theory). Klett-Cotta, Stuttgart 2018, 4. Druckaufl. 2019, 464 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 26,00 Euro, ISBN: 978-3-608-98108-7. (vergriffen!). Das Buch ist als Taschenbuchversion für 12,00 Euro [D] erhältlich, ISBN: 978-3-608-98245-9, dritte Auflage 2020. E-Book basiert auf der 1. Auflage 2018 der Print-Ausgabe, 9,99 EUR, ISBN-epub: 978-3-608-11506-2.

Ein Bullshit-Job ist eine Beschäftigungsform, die so völlig sinnlos, unnötig oder schädlich ist, dass selbst der Arbeitnehmer ihre Existenz nicht rechtfertigen kann. Es geht also gerade nicht um Jobs, die niemand machen will, sondern um solche, die eigentlich niemand braucht.

Seien Sie ehrlich: Wenn es Ihren Job nicht gäbe, würde ihn jemand vermissen? Hast du dich jemals gefragt, warum nicht? Bis zu 40% von uns glauben heimlich, dass unsere Jobs wahrscheinlich nicht notwendig sind. Mit anderen Worten: Es sind beschissene Jobs. Dieses Buch zeigt, warum und was wir dagegen tun können.

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts prophezeiten die Menschen, dass die Technologie uns alle fünfzehn Stunden lang arbeiten und fliegende Autos fahren lassen würde. Stattdessen geschah etwas Seltsames. Nicht nur die fliegenden Autos sind ausgeblieben, auch die durchschnittliche Arbeitszeit ist gestiegen und nicht gesunken. Und heute, in den Industrieländern, sind drei Viertel aller Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor, im Finanzbereich oder in der Verwaltung angesiedelt: Arbeitsplätze, die keinen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten scheinen.

In Bullshit Jobs untersucht David Graeber, wie dieses Phänomen - eines, das mehr mit der Sowjetunion in Verbindung gebracht wird, das der Kapitalismus aber beseitigen sollte - passiert ist. Dabei betrachtet er, wie die Arbeit, anstatt etwas zu produzieren, zum Selbstzweck geworden ist; wie diese Arbeit das derzeit kaputte System des Finanzkapitals aufrechterhält; und schließlich, wie wir aus ihr herauskommen können.

Dieses Buch ist für jeden, dessen Herz beim Anblick einer Tafel versunken ist, der glaubt, dass "Workshops" nur dazu dienen sollten, Dinge zu machen, oder der nur vermutet, dass es einen besseren Weg geben könnte, unsere Welt zu führen.

Der Autor behauptet, dass mehr als die Hälfte der gesellschaftlichen Arbeit sinnlos ist, sowohl große Teile einiger Arbeitsplätze als auch, wie er beschreibt, fünf Arten von völlig sinnlosen Arbeitsplätzen:

Lakaien, die dazu dienen, dass sich ihre Vorgesetzten wichtig fühlen, z.B. Empfangsdamen, Verwaltungsassistenten, Türsteher, etc.

Schläger, die im Namen ihrer Arbeitgeber aggressiv handeln, z.B. Lobbyisten, Wirtschaftsanwälte, Telemarketer, PR-Spezialisten, etc.

Klebebänder, die vermeidbare Probleme beheben, z.B. Programmierer, die schlechten Code reparieren, Airline-Desk-Mitarbeiter, die Passagiere beruhigen, deren Taschen nicht ankommen.

Häkchensetzer, die Formulare oder Grafiken als Handlungsvollmacht verwenden, z.B. Performance-Manager, betriebseigene Firmenmagazin-Journalisten, Freizeitkoordinatoren, etc.

Verantwortliche, die zusätzliche Arbeit für diejenigen erledigen oder schaffen, die sie nicht benötigen, z.B. mittleres Management, Führungspersonal.

5. Ricarda Lang (* 17. Januar 1994 in Filderstadt) ist eine deutsche Politikerin (Bündnis 90/Die Grünen) und Mitglied des Deutschen Bundestages. Sie ist frauenpolitische Sprecherin und seit Februar 2022 zusammen mit Omid Nouripour eine der Bundesvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen. Zuvor war sie Sprecherin der Grünen Jugend.

Nach dem Abitur am Hölderlin-Gymnasium Nürtingen begann Lang 2012 ein Studium der Rechtswissenschaften, zunächst an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, später an der Humboldt-Universität zu Berlin und brach dieses schließlich 2019 ohne Abschluss ab. Foto: © Stefan Müller (climate stuff) from Berlin, Germany. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0). Der Bildausschnitt des Originalfotos wurde von Helmut Schnug verändert und eingerahmt. Die Lizenz bleibt natürlich erhalten.

6. Bier statt Bildung: »Wer nur auf Leistung setzt, produziert Bildungsidioten. Gelernt wird nur für die Prüfung, Zusammenhänge interessieren nicht. Sozialkompetenz mangelhaft, Selbstdenken ist unerwünscht. Deshalb: Bildung ist gut, aber kühles Bier ist guter!« (H.S.). Foto: jlamping / Jay Lamping, Honolulu/USA (user_id:8437383). OHNE Textinlet: Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto. Der Text wurde von Helmut Schnug in das Bild eingearbeitet.