Woran erkennt man ein faschistisches System?

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Woran erkennt man ein faschistisches System?
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Woran erkennt man ein faschistisches System?

14 Merkmale des Urfaschismus nach Umberto Eco

Das Wiedererstarken der faschistischen Bewegungen in Europa

von Valentin Grünn | Umberto Eco | Helmut Schnug (Ergänzungen)

Umberto-Eco-Faschismus-Ur-Fascism-Freedom-liberation-Kritisches-Netzwerk-Urfaschismus-Mehrheitsherrschaft-Totalitarismus-Autokratie-Korporatismus-KollektivismusHeutzutage werden viele diktatorische Regime und politische Parteien als „faschistisch“ bezeichnet. „Faschismus wurde zu einem „Allzweckbegriff“, weil man aus faschistischen Regimen Merkmale eliminieren kann und es trotzdem noch als faschistisch erkennbar sein wird.“ schrieb Umberto Eco 1995.

Nehmen Sie den Imperialismus vom Faschismus und Sie haben noch Francisco Franco und António de Oliveira Salazar. Nehmen Sie den Kolonialsmus weg und sie haben noch den Balkanfaschismus der Ustascha. Fügen Sie dem italienischen Faschismus einen radikalen Antikapitalismus hinzu, (der Benito Mussolini nie fasziniert hat) und Sie haben Ezra Pound. Addieren Sie einen Kult der keltischen Mythologie und die Gral-Mystik (völlig fremd dem offiziellen Faschismus) und Sie haben einen der angesehensten faschistischen Gurus, Julius Evola.

Viele Namen sagen uns heute kaum noch was. Sie sind im Kontext von Umberto Ecos Zeit zu sehen. In der Konsequenz können sich faschistische Regime deutlich unterscheiden.

► Was also macht den Kern des Ur-Faschismus aus?

Umberto Eco, der unter Mussolini aufgewachsen ist, erarbeitete eine Liste von 14 Merkmalen. Es lohnt sich, die einzelnen Punkte mit den Forderungen von Parteien wie der AfD, der 'Freiheitliche Partei Österreichs' (FPÖ), dem 'Front National' [im Juni in 'Rassemblement National' in (RN) umbenannt: H.S.] oder Recep Tayyip Erdoğans AKP zu vergleichen.

1. Traditionenkult: Der Traditionalismus als Gegenbewegung zum Synkretismus (Vermischung verschiedener Religionen, Konfessionen, philosophischer Lehren) → „Es kann keinen Fortschritt der Erkenntnis geben, die Wahrheit ist ein für allemal verlautbart“.

2. Ablehnung der Moderne: Trotz Technikverehrung fußt die Ideologie auf Blut und Boden. Im Grunde werden die Aufklärung und die Werte von 1789 abgelehnt.

3. Irrationalismus:Denken als Form der Kastration“. Kultur wird verdächtigt, sobald sie kritisch wird. Misstrauen gegenüber dem Intellekt.

4. Ablehnung der analytischen Kritik: Wenn die Wissenschaft mangelnde Übereinstimmung als nützlich ansieht, ist es für den Ur-Faschismus Verrat.

Umberto-Eco-Der-ewige-Faschismus-Kritisches-Netzwerk-Totalitarismus-Transcultura-Identitaet-Urfaschismus-Roberto-Saviano-Fundamentalismus-Integralismus-Franco-Fortini5. Ablehnung von Meinungsvielfalt und Pluralismus: Die natürliche Angst vor Unterschieden wird ausgebeutet und verschärft. Der erste Appell des Faschismus oder Vorfaschismus richtet sich gegen Eindringlinge.

6. Entstehen durch individuelle oder soziale Frustration: Der Appell an die frustrierte Mittelklasse in einer ökonomischen Krise oder bei politischer Demütigung.

7. Nationalismus: Menschen, die sich der sozialen Identität beraubt fühlen, wird ein einziges Privileg zugesprochen: In demselben Land geboren zu sein. Die Wurzel der urfaschistischen Psychologie ist Verschwörung. Die Anhänger müssen sich belagert fühlen, am besten durch Fremde.

8. Demütigung vom Reichtum und der Macht der Fremden: Damals: „Juden sind reich und haben ein geheimes Netz gegenseitiger Unterstützung“. Heute „Flüchtlinge kriegen alles, haben iPhones und haben sich zur „Invasion“ verschworen“.

9. „Das Leben ist nur um des Kampfes Willen da“. und „Pazifismus ist die Kollaboration mit dem Feind“.

10. „Elitedenken“: Man gehört dem besten Volk, der besten Rasse an. Der Führer weiß, dass ihm die Macht nicht demokratisch übertragen werden kann, dass seine Kraft in der Schwäche der Masse wurzelt. Jeder Unterführer verachtet seine Untergebenen. Die Folge ist ein massenhaftes Elitebewußtsein.

11. Erziehung zum Heldentum: Ein Held ist in der Mythologie ein außergewöhnliches Wesen. Im Faschsimus ist der Held die Norm. Das Heldentum hängt eng mit einem Todeskult zusammen. Der Held im Faschismus sucht ungeduldig den heroischen Tod als beste Belohnung und schickt in dieser Ungeduld gerne andere in diesen Tod.

12. Übertragung des Willens zur Macht und des Heldentum auf die Sexualität: Das ist der Ursprung der Frauenverachtung und der Intoleranz gegenüber ungewöhnlichen Sexualpraktiken (von Keuschheit bis Homosexualität) und die Neigung zur „phallischen Ersatzübung, dem Spiel mit der Waffe.

13. Selektiver Populismus: Der individuelle Bürger wird durch den Volkskörper ersetzt. Das Nürnberger Reichstagsgelände wird zum Internetpopulismus.

14. Urfaschismus spricht „Neusprache“: Ein verarmtes Vokabular mit Framing und Deutungshoheit. VonLügenpressebisUmvolkungwerden Begriffe neu etabliert. [hier enden Umberto Ecos eigene Worte! H.S.]

Der Ur-Faschismus ist immer noch um uns, manchmal sehr unscheinbar gewandet. Es wäre für uns so viel leichter, träte jemand vor und verkündete: „Ich will ein zweites Auschwitz, ich will, daß die Braunhemden wieder durch unsere Städte marschieren.“ Das Leben ist nicht so einfach. Der Urfaschismus kann in der unschuldigsten Verkleidung wieder auftreten. Wir haben die Pflicht, ihn zu entlarven und jedes seiner neueren Beispiele kenntlich zu machen.

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Nicht jedes Merkmal trifft auf jede Partei der 'Neuen Rechten' zu und manche widersprechen sich auch, aber die Marschrichtung ist klar erkennbar.

Wohlgemerkt: Diese Gedanken stammen aus einer Rede von Umberto Eco 1995, also lange vor dem Wiedererstarken der faschistischen Bewegungen in Europa.

Valentin Grünn
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Valentin Grünn, Jahrgang 1966 und im Schwarzwald aufgewachsen und lebend. Er hat die geschäftige Lebensphase hinter sich gelassen und schreibt um sich dem schwindende Einfluss von Humanismus und der Menschlichkeit in der Gesellschaft entgegen zu stellen. Seine Frieden findet er in der Meditation und den Bergen beim Hüten von Vieh. Sein Artikel bis hierher erschien am 17.10.17 bei PRESSENZA. (Lizenz Creative Commons 4.0.)

Nachfolgende Zeilen wurden von Helmut Schnug als sinnvolle Ergänzung erachtet - bitte weiterlesen.

Eco selbst fügte in seiner Rede hinzu:

Freiheit und Befreiung sind eine unendliche Aufgabe.

Umberto-Eco-Filosofo-Scrittore-Roccasecca-Castello-Medievale-San-Tommaso-D'Aquino-Thomas-von-Aquin-fascismo-eterno-Faschismus-Fascism-Kritisches-Netzwerk»Der Faschismus ist eine autoritäre nationalistische politische Ideologie, die die Nation (und oft auch die Rasse) über das Individuum stellt und für eine zentralisierte autokratische Regierung mit einem diktatorischen Führer an der Spitze, strenge wirtschaftliche und soziale Reglementierung und die gewaltsame Unterdrückung von Opposition steht. Sie behauptet oft, sich mit Vorstellungen von kulturellem Niedergang oder Dekadenz zu befassen, und strebt eine nationale Wiedergeburt an, indem sie die Interessen des Einzelnen unterdrückt und stattdessen Kulte der Einheit, Energie und Reinheit fördert.

In der Wirtschaft versteht sich der Faschismus als ein dritter Weg zwischen dem Laissez-faire-Kapitalismus einerseits und dem Kommunismus oder Sozialismus andererseits. Er erkennt die Rolle des Privateigentums und des Profitmotivs als legitime Produktivitätsanreize an, aber nur insoweit, als sie nicht mit den Interessen des Staates kollidieren. Faschistische Regierungen neigen dazu, Schlüsselindustrien zu verstaatlichen, ihre Währungen streng zu kontrollieren und massive staatliche Investitionen zu tätigen. Sie neigen auch dazu, Preiskontrollen, Lohnkontrollen und andere Arten von Wirtschaftsplanungsmaßnahmen einzuführen (wie z. B. die staatlich regulierte Zuweisung von Ressourcen, insbesondere im Finanz- und Rohstoffsektor).

Der Begriff "Faschismus" wurde von dem italienischen faschistischen Diktator Benito Mussolini (1883 - 1945) und dem selbsternannten "Philosophen des Faschismus" Giovanni Gentile (1875 - 1944) geprägt. Der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort "fasces" ab, einem altrömischen Symbol, das aus einem Bündel von Ruten besteht, die um eine Axt gebunden sind, und das "Stärke durch Einheit" suggerieren soll. Ursprünglich wurde der Begriff speziell für die politische Bewegung Mussolinis verwendet, der Italien von 1922 bis 1943 regierte, wurde aber auch für andere Regime verwendet.

Umberto-Eco-Der-ewige-Faschismus-Kritisches-Netzwerk-Totalitarismus-Transcultura-Identitaet-Urfaschismus-Roberto-Saviano-Fundamentalismus-Integralismus-Franco-FortiniFaschismus beinhaltet in der Regel ein gewisses Maß an einigen oder allen der folgenden Elemente:

Nationalismus (basierend auf den kulturellen, rassischen und/oder religiösen Eigenschaften einer Region).

Totalitarismus (staatliche Regulierung fast aller Aspekte des öffentlichen und privaten Sektors).

Statismus (staatliche Eingriffe in persönliche, soziale oder wirtschaftliche Angelegenheiten).

Patriotismus (positive und unterstützende Einstellung zu einem "Vaterland").

Autokratie (politische Macht in den Händen eines einzigen selbsternannten Herrschers).

Militarismus (Aufrechterhaltung einer starken militärischen Kapazität und die Bereitschaft, diese aggressiv zur Verteidigung oder Förderung nationaler Interessen einzusetzen).

Korporatismus (Förderung nicht gewählter Gremien, die die Kontrolle über das soziale und wirtschaftliche Leben in ihrem jeweiligen Gebiet ausüben).

Populismus (direkte Appelle an die Massen, in der Regel durch einen charismatischen Führer).

Kollektivismus (Betonung der menschlichen Interdependenz anstelle der Bedeutung des einzelnen Individuums).

In der Regel wird damit auch eine Ablehnung der folgenden Punkte zum Ausdruck gebracht:

Liberalismus (Politik der minimalen Einmischung der Regierung, sowohl politisch als auch wirtschaftlich)

Kommunismus (insbesondere Marxismus, aber generell jede kommunale soziale Organisation).

Demokratie (Mehrheitsherrschaft, kompetitive Wahlen mit Redefreiheit, Pressefreiheit und einem gewissen Maß an Rechtsstaatlichkeit).

Individualismus (Betonung der menschlichen Unabhängigkeit und der Bedeutung der individuellen Selbstständigkeit und Freiheit).« [hier enden Umberto Ecos eigene Worte! H.S.]

Es ist schwierig, sich Ecos Liste anzusehen, ohne Parallelen zwischen ihr und der neuen Biden-Regierung zu erkennen, aber auch denen in Frankreich und zahlreichen anderen Staaten dieser Welt. Auch die neue Ampel-Koalition in Deutschland befördert - wie schon ihre Vorgänger - den Weg. Die orchestrierte Corona-Plandemie mit der gewollten Spaltung der Gesellschaft bis in die Familien hinein hat neue Dimensionen beschritten . . und der Great Reset ist noch lange nicht vollzogen.

Umberto-Eco-Klassenspaltung-kritischer-Geist-Selbstdenken-Bibliothek-fascismo-eterno-Faschismus-Fascism-Kritisches-Netzwerk-ars-oblivionalis-Vergessenskunst

Wir müssen Widerstand leisten. Nicht zustimmen. Modern sein. Wissen verbessern. Außenseiter willkommen heißen. Die Schwachen beschützen. Fremdenfeindlichkeit ablehnen. Unterschiede willkommen heißen. Am Ende seines Beitrags sagte Eco: "Freiheit und Befreiung sind eine unendliche Aufgabe."

Was kann man dem noch hinzufügen? Vielleicht noch eine weitere Aussage Ecos aus dem Jahr 1999: "Wir bewegen uns auf eine neue Klassenspaltung zu, die nicht mehr auf Geld beruht, sondern auf der Fähigkeit, seinen kritischen Geist einzusetzen und Informationen zu sortieren."

Helmut Schnug (bitte lesen Sie auch die Texte der Bildbeschreibungen mit interessanten Infos über Eco!)
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»Das Update der Unmenschlichkeit: Der Faschismus war nie weg. Er verbarg sich unter immer neuen Gewändern. Immer wieder hört man von den Herrschern dieser Welt, dass unser Planet überbevölkert sei und dass man etwas dagegen tun müsse. Doch nicht nur das: Es werden auch misanthropische Visionen für unsere Gesellschaft ganz offen kommuniziert, vor allem durch das World Economic Forum (WEF) und dessen Gesicht Klaus Schwab sowie von seinem Berater Prof. Dr. Yuval Noah Harari.

Obwohl diese zutiefst menschenverachtend sind, ist seitens der großen Medien sowie der Politik kein Aufschrei zu hören. Im Gegenteil: Man schenkt ihnen Aufmerksamkeit und bietet ihnen eine Plattform, um diesen Wahn verbreiten zu können. Auch sieht man sie immer wieder bei politischen Gipfeltreffen, woraus man schließen kann, dass sie keine Nebenrollen spielen, sondern Vertreter von Visionen sind, die zumindest in Erwägung gezogen werden.« von Gustav Viktor Śmigielski, im KN am 17. Januar 2023 >> weiter.

»Willensfreiheit? Freier Wille liegt in Fesseln. In unserer Vorstellung genießen wir immer noch weitgehende Freiheit. Mit der Realität hat dies jedoch wenig zu tun. Ein selbstbestimmtes Leben nach eigenen Vorstellungen gilt den meisten Menschen heute als Selbstverständlichkeit. Man hält sich für den Meister des eigenen Schicksals und weist Eingriffe in die persönliche Entscheidungshoheit weit von sich. Dabei räumt man gewisse Sachzwänge ein, moniert lästige Pflichten. Dies relativiert den Eindruck der Mehrheit, ihr Dasein individuell gemäß ihrem freien Willen gestalten zu können, jedoch nur unwesentlich.« von Willy Meyer, im KN am 26. Dezember 2022 >> weiter.

»Wahrheit, Freiheit, Redlichkeit & Unbestechlichkeit: Die Unfreiheit wird durch Lügen und Unterwürfigkeit etabliert. Der langjährige Chefarzt und Medizinhistoriker Dr. Gerd Reuther machte kürzlich angesichts des gegenwärtig auf allen Ebenen erneut anwachsenden Totalitarismus einerseits auf die sich zwangsläufig fortzeugenden Lügen aufmerksam, mit denen Diktaturen arbeiten müssen, und andererseits auf die kriechenden Helfershelfer sowie die Masse der unterwürfigen Sklaven, ohne die es niemals eine autoritäre Herrschaft geben könnte.« Von Herbert Ludwig | FASSADENKRATZER, im KN am 24. Dezember 2022 >> weiter.

»Die Notwendigkeit bestehender Machtverhältnisse. Wir können die gesellschaftlichen Realitäten verändern, wenn wir unseren Glauben daran konsequent aufgeben. Wir nehmen heutzutage die Dinge so, wie sie sind, als gegeben hin. Die einen Menschen haben Geld und Macht, die anderen eben nicht. Die einen sind arm, während andere reich sind, und wir haben uns daran gewöhnt, dass Reiche den Armen Befehle erteilen. Regierungen entscheiden über unsere Köpfe hinweg über unsere Leben und richten dabei nicht selten erheblichen Schaden an. Doch all diese Zustände müsste es so nicht geben, denn sie haben eine gemeinsame Basis: unseren Glauben an ihre Notwendigkeit.« von Felix Feistel, im KN am 07. November 2022 >> weiter.

»Der ganz normale Faschist: Der Totalitarismus stützt sich auf die Mehrheit der willigen Mitläufer. Wie kann es sein, dass totalitäre Regime, wie das derzeitige, von einem großen Teil der Menschen einfach so akzeptiert werden? Warum bleibt der große Aufstand gegen die ganz und gar unmenschlichen Auswüchse eines offenkundig faschistischen Systems aus? Warum verteidigen viele Menschen sogar noch aktiv die unmenschlichen Zustände? Wie seit jeher, stützt sich auch dieser faschistische Totalitarismus auf die große Menge der passiven Mitläufer. Sie sind die ganz normalen Faschisten, die jede Grausamkeit des Systems möglich machen.« von Felix Feistel, im KN am 31. März 2022 >> weiter.

»Das Schweigen der Jugend: Gerade junge Menschen scheinen sich für autoritäre Ideen begeistern zu können. Warum ist das so? Die Autorin gehört zu einer Generation, zu der sie manchmal nicht gehören möchte. Während sie immer davon ausgegangen war, es sei eine evolutionäre Aufgabe der 14- bis 25-Jährigen, als engagierte Anwälte des Neuen zu fungieren, es in die Welt zu tragen, sich gegen Autoritäten aufzulehnen und so die Gesellschaft progressiv zu verändern, scheinen sich die meisten dieser jungen Menschen heute für einen anderen Weg entschieden zu haben.

Es ist nicht nur ein Weg des Gehorsams und des Desinteresses, vielmehr zeigt sich durchaus die Begeisterungsfähigkeit, die sonst für diese Altersgruppe typisch ist. Allerdings beruht dieser Enthusiasmus auf der wahnhaften Vorstellung von einer Überlegenheit der eigenen Gruppe und auf der strukturellen Ausgrenzung anderer. Es ist eine wiederauflebende Begeisterung für das Recht des Stärkeren. Wie kann das sein? Und warum weicht jugendliche Rebellion gerade in Zeiten des aufstrebenden Autoritarismus einer Tendenz zur blinden, fast fanatischen Regierungstreue?« von Madita Hampe, im KN am 14. Februar 2022 >> weiter.

»Gedanken zum Prozess der Gesellschaftsspaltung: Was ist das Ziel der Spaltung . . und was nicht. Ein Mann von einiger Reputation in unserem Lande schrieb jüngst diesen bemerkenswerten Satz: „Insofern ist auch unsere Bekanntschaft mit ein Opfer dieser unseligen Spaltung des Landes, von Familien und Freundschaften geworden, die allerdings nicht von der großen Mehrheit ausgeht, zu der auch ich mich zähle.“« von Egon W. Kreutzer, im KN am 7. Januar 2022 >> weiter.

»Unfreiheit als zweite Natur. Der Ausgang aus selbstverschuldeter Unmündigkeit. Aufklärung, selbstverschuldete Unmündigkeit, Parteienoligarchie, Vernunftgebrauch in der Politik – alte Begriffe der politischen Philosophie. Aber immer noch aktuell und wertvolle gedankliche Instrumente, um die Situation unserer Gesellschaft, unseres Staates und unserer Ökonomie unter Corona-Bedingungen und der Herrschaft eines finanziell-digitalen Netzwerks zu verstehen« von Rechtsanwalt Friedemann Willemer | LAUFPASS.com, im KN am 4. Januar 2022 >> weiter.

»Das Jahr des New-Normal-Faschisten. Arnold Schwarzeneggers Botschaft: „Scheiß auf eure Freiheit“« by C. J. Hopkins, Consent Factory und Neue Debatte, im KN am 27. Dezember 2021 >> weiter.

Die komplette Rede Ecos: »Ur-Fascism. Freedom and liberation are an unending task«. (-The New York Review on Books, June 22, 1995 issue - gefunden im Archiv von www.pegc.us/ (PROJECT TO ENFORCE THE GENEVA CONVENTIONS) >> weiter.

»Woran erkennt man ein faschistisches System? Vierzehn Merkmale des Urfaschismus nach Umberto Eco. Das Wiedererstarken der faschistischen Bewegungen in Europa« von Valentin Grünn | Umberto Eco, im KN am 25. Dezember 2021 >> weiter.

»Ohne Mut ist keine Revolte möglich. Selbstdenken und sich zu trauen, gegen die Strömung zu gehen« by Neue Debatte, im KN am 7. Dezember 2021 >> weiter.

»Der Stiefeltritt der Unterdrücker: Je abhängiger das Opfer vom Täter, desto höriger wird es. George Orwell: „Lass es nicht geschehen! Es hängt ab von dir!“« By Dr. Rudolf Hänsel, im KN am 10. Oktober 2021 >> weiter.

»Die psychologischen Methoden des autoritären Staats. Propaganda, permanente Angstmache & Repression. Willkür und Unterwerfung sind Instrumente des Totalitarismus.« by Neue Debatte, im KN am 19. September 2021 >> weiter.

Propaganda, permanente Angstmache & Repression  Video als MP4-Beitrag, Dauer 1:12:44 Std.

»Freiheit und Unfreiheit? Die Freiheit, die wir zu haben glauben. Die deutsche Obrigkeitshörigkeit und ihr Ursprung: Ein Deutscher ist mit Vergnügen alles, nur nicht er selber.« von Herbert Ludwig, im KN am 22. November 2019 >> weiter.


Es gibt sieben soziale Prozesse, die den "rutschigen Abhang zum Bösen" schmieren:

Gedankenlos den ersten kleinen Schritt tun
Entmenschlichung der anderen
Entindividualisierung des Selbst (Anonymität)
Diffusion der persönlichen Verantwortung
Blinder Gehorsam gegenüber Autoritäten
Unkritische Anpassung an Gruppennormen
Passive Duldung des Bösen durch Untätigkeit oder Gleichgültigkeit


Biblioteche: Umberto Eco - Ecos Bibliothek (durfte sie zu seinen Lebzeiten besuchen, Helmut Schnug. RIP Eco!)


Umberto-Eco-Privatbibliothek-Kritisches-Netzwerk-ars-oblivionalis-Vergessenskunst-Der-Name-der-Rose-Semiotik-Intertextualitaet-Renate-Ramge-Monte-CerignoneACHTUNG: Die Bilder und Grafiken sind nicht Bestandteil der Originalveröffentlichung und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten ggf. folgende Kriterien oder Lizenzen, s.u.. Die Grünfärbung von Zitaten im Artikel und einige zusätzliche Verlinkungen wurden ebenfalls von H.S. als Anreicherung gesetzt - ebenso die Unterstreichungen zur besseren Wahrnehmung einzelner Aussagen.

Bild- und Grafikquellen:

1. 2005 Nahaufnahme - Umberto Eco (*5. Januar 1932 in Alessandria, Piemont; †19. Februar 2016 in Mailand, Lombardei) war ein italienischer Schriftsteller, Kolumnist, Philosoph, Medienwissenschaftler und einer der bekanntesten Semiotiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Foto/Urheber: Università Reggio Calabria. Quelle1: Ufficio Stampa Università Mediterranea di Reggio Calabria. Quelle2: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert (CC BY-SA 3.0). 

2. Buchcover "Der ewige Faschismus" von Umberto Eco. Übersetzt aus dem Italienischen von Burkhart Kroeber. Carl Hanser Verlag (München), Januar 2020. ISBN 978-3-446-26576-9. Gebunden, 76 Seiten, 10,00€ - auch als eBook 978 3 446 26673 5. Preis 7,99€.

Faschismus und Totalitarismus, Integration und Intoleranz, Migration und Europa, Identität, das Eigene und das Fremde – die zentralen Begriffe in Umberto Ecos fünf Essays könnten kaum aktueller sein. Gerade in ihrer zeitlichen Distanz zeigt sich die Stärke von Ecos Gedanken: Losgelöst vom tagesaktuellen Geschehen, scheinen in ihnen die überzeitlichen Strukturen auf, die unserem Denken und Handeln zugrunde liegen. Präzise, wortgewandt und gespickt mit persönlichen Erinnerungen rufen seine Texte die komplexe Geschichte der Herausforderungen wach, vor denen wir heute stehen.

Rezension von Prof. Stefan Müller-Teusler in: socialnet Rezensionen >> weiter.

Rezension von Thomas Scheiwiller, Universität Wien >> weiter.

3. Umberto Eco, am 24. April 2010 interviewt von Benutzer:Aubrey in seiner Mailänder Wohnung für Wiki@Home (Wikinews). Foto/Urheber: Aubrey (Andrea Zanni). Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 1.0 generisch“ (US-amerikanisch) lizenziert (CC BY-SA 1.0).

4. Umberto Eco am 14. März 2015 beim Besuch des 'Castello Medievale dei conti S. Tommaso D'Aquino', Roccasecca. Angeblich wurde in der Burg Thomas von Aquin von seiner Familie vom Mai 1244 bis Herbst 1245 eingesperrt, um ihn von seiner Hinwendung zum geistlichen Beruf abzuhalten. Da Thomas von Aquin fest in seinem Entschluss blieb, Dominikaner zu bleiben, gab die Familie nach und ließ ihn in den Dominikanerkonvent von Neapel zurückkehren.

Umberto-Eco-Vergessenskunst-Privatbibliothek-Il-nome-della-rosa-Kritisches-Netzwerk-Renate-Ramge-Monte-Cerignone-Totalitarismus-Vorfaschismus-Alessandria-BolognaUmberto Eco, der seine Diplomarbeit dem großen Philosophen widmete, veröffentlichte später unter dem Titel "Das ästhetische Problem bei Thomas von Aquin". Am 14. März 2015 hielt Umberto Eco in der Kirche 'Santa Margherita' in Roccasecca (FR) einen Vortrag über Thomas von Aquin.

Knapp ein Jahr später, am 19. Februar 2016, starb Eco im Alter von 84 Jahren in seiner riesigen Etagenwohnung eines Mailänder 'Palazzos' an den Folgen eines Bauchspeicheldrüsenkrebses, der ihn zwei Jahre zuvor befallen hatte.

La biblioteca di Umberto Eco: Hier schreitet Eco durch die Raumfluchten seines literarischen Labyrinths, vorbei an schier endlos langen Bücherregalen. Am liebsten hätte er noch einen Tunnel zur nahegelegenen 'Biblioteca Ambrosiana' gegraben, um Tag und Nacht Zugang zu weiteren 200.000 Büchern, Handschriften, Inkunabeln, Zeichnungen etc. zu haben. Ecos Büchererbe, um das sich zahlreiche Mythen ranken, kommt an zwei Standorte >> FAZ Artikel (Feb. 2021).

Eco hatte noch einen Landsitz in der Nähe des kleines Dorfes 'Monte Cerignone' im Conca-Tal (Provinz Pesaro und Urbino). "Umberto Eco kam hierher, um nicht Umberto Eco zu sein: keine Warteschlangen, keine Interviews, keine Verwirrung. Wir trafen uns in der Bar auf einen Aperitif, er plauderte mit allen, und dann schloss er sich zu Hause ein, um zu arbeiten, lange Zeit sogar allein: Der 'Name der Rose' wurde hauptsächlich hier geschrieben, und auch andere Bücher", sagte Michele Maiani, ehemaliger Bürgermeister von Monte Cerignone.

1976 kaufte der Semiotiker ein ehemaliges Kloster unweit der das Tal beherrschenden Festung aus dem 13. Jahrhundert, ließ es renovieren und lebte dort die meiste Zeit der Sommer-, Oster- und Weihnachtsferien. An seinem Geburtstag, dem 5. Januar, war Eco immer in Monte Cerignone, seit dem 22. Juli 1982 war er dort Ehrenbürger. Monte Cerignone war für Eco vor allem ein Ort des Herzens.

In seinem Testament bat der Schriftsteller seine Familie, zehn Jahre lang nach seinem Tod (d. h. bis 2026) keine Seminare oder Konferenzen über ihn zu genehmigen oder zu fördern. 1962 heiratete Umberto Eco Renate Ramge, eine in Frankfurt am Main geborene Wissenschaftlerin (eine Expertin für Museums- und Kunstdidaktik) und Schriftstellerin, die drei Jahre jünger als ihr Mann die italienische Staatsbürgerschaft angenommen hatte. Die beiden haben zwei Kinder, Tochter Carlotta, geboren 1964, und Stefano, geboren 1966. Die Tochter ist heute eine erfolgreiche Architektin, während der Sohn in die Fußstapfen seines Vaters im Verlagswesen trat. Er arbeitete 12 Jahre in New York in der Verlagswelt, danach in der Pressestelle der Mediengruppe RBS in Rom (?). Foto: Tilly Sfortunato. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0).  

5. Eco in Paris 2010 (s/w). Bereits im Jahre 1999 sagte Eco in einem Interview: »Wir bewegen uns auf eine neue Klassenspaltung zu, die nicht mehr auf Geld beruht, sondern auf der Fähigkeit, seinen kritischen Geist einzusetzen und Informationen zu sortieren.« Foto OHNE INLET: © Abderrahman Bouirabdane. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0). Der Text wurde von Helmut Schnug eingebaut.

6. Buchcover "Der ewige Faschismus" von Umberto Eco. Übersetzt aus dem Italienischen von Burkhart Kroeber. Carl Hanser Verlag  GmbH & Co. KG (München), Januar 2020. ISBN 978-3-446-26576-9. Gebunden, 76 Seiten, 10,00€ - auch als eBook 978 3 446 26673 5. Preis 7,99€.

7. Eco in Paris 2010 (Farbfoto). Eco in einem SPIEGEL-Interview 11.2009 auf seine Bibliothek angesprochen:

»Ich fürchte, es könnten inzwischen 50.000 Bücher sein. Als meine Sekretärin sie katalogisieren wollte, habe ich sie gebeten, es zu lassen. Meine Interessen wandeln sich ständig, also auch meine Bibliothek. Übrigens: Wenn du ständig deine Interessen änderst, erzählt auch deine Bibliothek ständig etwas anderes über dich. Außerdem bin ich ohne Katalog gezwungen, mich an meine Bücher zu erinnern. Ich habe einen Flur für Literatur, er ist 70 Meter lang, ich gehe mehrmals am Tag durch und fühle mich wohl. Kultur ist nicht, zu wissen, wann Napoleon gestorben ist. Kultur bedeutet zu wissen, wie ich es in zwei Minuten herausfinden kann. Natürlich kann ich so etwas im Internet heute schnell finden. Aber wie gesagt: Beim Internet weiß man nie.«

(Umberto Eco in einem SPIEGEL-Interview von 11.2009, aus DER SPIEGEL 45/2009).« Foto: © Abderrahman Bouirabdane. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0).

8. Eco in Paris 2010 (s/w). Von 2008 bis zu seinem Tod im Alter von 84 Jahren war er emeritierter Professor an der Universität Bologna, wo er seit 1971 gelehrt hatte. Für seine wissenschaftlichen Verdienste hat Eco nicht weniger als 40 Ehrentitel von italienischen, europäischen und amerikanischen Universitäten erhalten.

Umberto Eco auf eine im Jahr 1997 gestellte Frage zur Bedeutung von Bibliotheken, weil kein Mensch jemals in der Lage sein wird, zum Beispiel alle Bücher zu lesen, die eine Bibliothek wie die Ambrosiana besitzt, sagte er: »Aber das ist nicht der Punkt. Für uns ist es schon beruhigend zu wissen, dass es diese Bibliotheken gibt. Selbst in unseren Wohnungen ist es wichtig, Bücher zu haben: Durch das Bewegen, Berühren und Abstauben entsteht eine Art Osmose, und nach ein paar Jahren merkt man, dass man bereits weiß, was in den Büchern steht, auch wenn man sie nie gelesen hat.

Ich bin überzeugt, dass das Buch noch mehrere Jahrtausende lang gesund bleiben wird, denn es gehört zu den Werkzeugen (wie der Löffel, die Schere, das Fahrrad...), die, wenn sie einmal erfunden sind, durch nichts ersetzt werden können, was ihre Funktionalität verbessert. Das Buch ist immer noch die einfachste, bequemste und menschlichste Art, Informationen zu vermitteln. Es ist wahrscheinlich, dass viele Nachschlagewerke, die heute ganze Regale füllen, bald durch kleine Disketten ersetzt werden: aber woher soll man das Material nehmen, um diese Disketten zu "füllen"? Es ist offensichtlich: in den alten und doch ganz neuen Bibliotheken.«

Eco gab zu, an einer immer selteneren und obskuren Krankheit namens 'libridine' erkrankt zu sein, auch bekannt als 'Bibliothekskrankheit' ;) Foto: © Abderrahman Bouirabdane. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0).

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