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Everyone Wants US Forces in Ukraine Except the US

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MERDRE! Trump's Ubu-Esque Antics Draw Cheers...And Fear & Loathing, by Kevin Barrett and E. Michael Jones

Rumble link Bitchute link FFWN link Stripe deplatformed me. Here are the workarounds: Spotfund Paypal NEW go-to free speech system SPDonate On December 10, 1896, a new king seized the throne in Paris: King Ubu. It happened during the one and only public performance of Alfred Jarry’s play Ubu Roi, which begins with a bloodcurdling...
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due North – Trumps Opens the War Against Russia from Greenland, by John Helmer

Over-confidence in the face of the adversary can be the death of kings. In the two great battles whose outcomes turned a small, defensive Anglo-Saxon island into an offensive global empire, the Battle of Hastings in 1066 and the Battle of Bosworth Field of 1485, the ruling English kings, Harold Godwinson and Richard III, launched...
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Patriot Trump Vows Revenge Against Woke Columbians After They Refuse to Take Back Their Useless Niggers, by Andrew Anglin

Patriots are in control of America, but Colombia is still run by woke niggers who don’t want their filth returned to them. Trump will turn Colombia into Gaza. Colombia thought it was a good strategy to go woke, now they’re going to go broke! New York Post: “This order was given by Colombia’s Socialist President...
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Israel Against the World – With US Aid

I once represented a man charged with first-degree murder.  At the preliminary hearing, the courtroom was filled with the family and friends of the victim. When my client was led out of the holding cell, the officer who brought him out leaned over and whispered to me: “Boy, it’s you against the world – you … Continue reading "Israel Against the World – With US Aid"
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To Make America Great Again, Separate Money and State, by Ron Paul

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Wie in Russland über Trumps „revolutionäre Veränderungen in den USA“ berichtet wird

ANTI-SPIEGEL - Fundierte Medienkritik - 27. Januar 2025 - 6:00
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""Amerikanische" Plutokratie: Ein Beitrag aus Kuba zum Amtsantritt von Trump

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Bei der Bekämpfung eines Waldbrandes im Süden von Chile sterben drei Einsatzkräfte

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mSpy-Leak: So stoppt man Spionage-Apps

netzpolitik.org - 27. Januar 2025 - 5:00

Mit Überwachungs-Programmen wie mSpy können Privatpersonen einander ausspionieren. Wir erklären, wie man solche Angriffe aufdecken und abwehren kann.

Selbst gut versteckte Spionage-Apps lassen sich mit ein paar Tricks finden. – Public Domain Midjourney

Viele Spionage-App-Anbieter versprechen, dass ihre Programme nicht gefunden werden können. So soll es möglich sein, andere ohne deren Wissen auszuspähen. Die Anbieter werben damit, dass man mit ihren Produkten fremde Telefone orten kann. Dass man Nachrichten und Kalender einsehen und teilweise sogar aus der Ferne auf Mikrofon und Kamera zugreifen kann.

„Sie bleiben unsichtbar. Es gibt kein App-Symbol, das sie (die Opfer, Anm. d. Red.) sehen können, so dass sie nicht wissen, dass Sie die App verwenden.“ So wirbt die App mSpy, offiziell ein Kinderüberwachungswerkzeug, auf ihrer Website. Tatsächlich wird sie häufig auch zur Kontrolle von Partner*innen benutzt.

Eva-Maria Maier hat sich für eine Forschungsarbeit an der österreichischen Fachhochschule St. Pölten Apps heruntergeladen, die sich als Kinderüberwachungssoftware ausgeben. Von 20 Apps, die nicht in offiziellen App-Stores erhältlich waren, versuchten 17 ihre Installation zu verschleiern, indem sie unverfängliche Icons und Tarnnamen benutzten und zum Teil schwerer für den User zu finden waren. „Vielen ist nicht bewusst, wie einfach das theoretisch ist, andere mit solchen Apps zu überwachen“, sagt Maier.

Vom Partner verwanzt

In Zukunft werde das Problem eher noch größer, so Maier. Bislang war die Installation von Spionage-Apps auf Apple-Geräten ein komplexer Prozess, der erforderte, das Betriebssystem zu modifizieren. Seit vergangenem Jahr aber müssen aktuelle Apple-Betriebssysteme auch die Installation von Apps erlauben, die nicht aus dem eigenen App Store stammen. „Das könnte den Markt nochmal zum Aufblühen bringen“, sagt Maier.

Erst Risiko prüfen

Doch es ist möglich, Spionage-Apps auf dem Handy zu erkennen. Zudem gibt es Wege, deren Installation von vornherein zu verhindern. Und den Zugriff solcher Apps auf die Daten eines Telefons zu stoppen, ist sogar ganz leicht.

Doch bevor man technische Maßnahmen ergreift, sollte erst ein anderer Schritt kommen. Bei Verdacht von Cyberstalking, so Cordelia Moore, Beraterin für Digitale Gewalt, ist es zunächst wichtig, eine Risikoanalyse zu machen: „also einzuschätzen, ob es ein Risiko gibt, dass die Gewalt eskaliert.“ Andernfalls könnte zum Beispiel die überwachende Person die Deinstallation einer Überwachungsapp bemerken und darauf mit erweiterter Gewaltanwendung reagieren.

In solchen Bedrohungslagen sollte man über ein sicheres Gerät eine Beratungsstelle kontaktieren und mit dieser die nächsten Schritte planen, rät Moore. Dort könne man zum Beispiel entscheiden, ob man die Spionage-App loswerden oder lieber als Beweismittel der Polizei zukommen lassen will.

So entdeckt man Spyware auf dem Telefon

Dass man überwacht werde, sagt Eva-Maria Maier, die die Apps auf einem Testgerät installierte, merke man zum Beispiel am höheren Datenverbrauch und der schnelleren Akkuleerung. Doch laut der Coalition Against Stalkerware gibt es auch Apps, die ohne diese offensichtlichen Nebenwirkungen laufen.

Janik Besendorf vom Digital Security Lab der Reporter ohne Grenzen empfiehlt, bei einem Android-Gerät in den Datenschutzeinstellungen zu prüfen, welche Apps welche Berechtigungen haben, zum Beispiel Zugriff auf Kamera oder Mikrofon. Besonders interessant seien dabei die Accessibility Services oder deutsch: Barrierefreiheitseinstellungen.

Sie sind eigentlich dazu gedacht, Menschen mit Behinderungen zu unterstützen. Apps können damit zum Beispiel Text aus anderen Apps vorlesen, falls man nicht oder schlecht sehen kann. „Das wird von Stalkerware missbraucht, um Nachrichten an die Überwacher zu schicken“, sagt Besendorf.

Bei der Prüfung, welche Apps die Berechtigung haben, „muss man vorsichtig sein, weil die App normalerweise nicht Stalkerware oder Überwachungsprogramm heißt“, so Besendorf. Im Zweifelsfall solle man jeder App, die nicht aktiv für Barrierefreiheit genutzt wird, diese Berechtigung entziehen.

Kundenservice gibt Tipps für Straftaten

Manipulation erkennen via Banking-App

Neben dem Zugriff über die Barrierefreiheitseinstellungen gibt es für Spionage-Apps weitere Wege, persönliche Daten zu erhalten. Der weitreichendste wird auf iOS Jailbreak und auf Android Rooten genannt. Dabei erhält das Telefon eine Konfiguration, mit der sich ein Angreifer erweiterte Rechte auf dem Gerät verschaffen kann.

Ob das eigene Gerät betroffen ist, findet man laut Besendorf heraus, indem man eine Banking-App installiert und benutzt. „Die stellt den Betrieb ein, wenn das Telefon gejailbreakt oder gerootet wurde“, sagt er. Für Android-Geräte sei auch die App Root Checker zu diesem Zweck einsetzbar.

Bei iPhones mit dem aktuellen Betriebssystem ist laut Besendorf ein Jailbreak nicht möglich. Ein Update würde die Installation einer Spionage-App entsprechend verhindern. Wer befürchtet, dass ein älteres iPhone infiziert ist, könne das Gerät, wie auch bei Android, auf Werkseinstellung zurücksetzen. „Dann ist alles so wie du es gekauft hast“, sagt Besendorf. Spionage-Apps, die ohne Manipulation des Betriebssystems auskommen, lassen sich laut Besendorf wie jede andere App deinstallieren – sobald man herausgefunden hat, unter welchem Namen sie sich verstecken.

„Wer das Passwort kennt, kann das Gerät manipulieren“

Auf iOS-Geräten bleibt Überwacher:innen eine weitere Möglichkeit für den Zugriff. Wenn die spionierende Person das iCloud-Passwort des Opfers kennt, kann sie einer Spionage-App erlauben, sich in deren Cloud anzumelden. Die App kann dann Standort, Bilder, Videos und eventuell sogar Chatnachrichten mit eigenen Servern synchronisieren.

„Das auszuschließen ist ganz einfach“, sagt Besendorf. Dafür müsse man in den Einstellungen des Apple-Accounts die verknüpften Geräte überprüfen. „Wenn das ausschließlich deine Geräte sind, bist du auf der sicheren Seite.“ Wer besonders sichergehen will, kann zusätzlich in den iCloud-Einstellungen „Über das Internet auf iCloud-Daten zugreifen“ deaktivieren.

„Grundsätzlich sollte man sein Gerät nicht aus der Hand geben und auch nicht in der Familie oder der Partnerschaft die PIN-Codes oder Entsperrmuster teilen. Wenn man sein Gerät einer Person überlässt, die das Passwort kennt, kann die das Telefon manipulieren“, sagt Besendorf. Außerdem solle man darauf achten, dass man Geräte nutzt, die noch Sicherheitsupdates erhalten.

Wie eine Spionage-App Kund:innen abzockt

Mit Software nach Spionage-Apps suchen

Es gibt neben diesen Hausmitteln auch eine ganze Reihe von Software-Instrumenten zur Bekämpfung von Spionagesoftware. Das vom Amnesty International Security Lab entwickelte Mobile Verification Toolkit findet nicht nur Spionage-Apps, sondern auch Spuren längst gelöschter Staatstrojaner.

Die französische NGO Echap sammelt in einem Verzeichnis Indikatoren für eine Infektion mit einer von 168 verschiedenen Spionage-Apps, Entwickler:innen können es für die Konstruktion von Detektoren nutzen.

Auf dem Verzeichnis basiert etwa das Projekt spytrap-wifi eines Teams um die Beraterin Cordelia Moore. Die Hotspot-Anwendung durchsucht den Datenstrom gekoppelter Geräte nach Kommunikation mit Stalkerware-Servern. Ein weiteres Tool desselben Entwicklerteams, spytrap-adb, scannt die Software auf einem Telefon nach bekannten Spionage-Apps und sucht nach verdächtigen Berechtigungen.

Als Analyse-Hotspot funktioniert ebenfalls das von Kaspersky-Entwickler:innen geschriebene Open-Source-Programm TinyCheck für den Raspberry Pi. Kaspersky wird aufgrund seiner Herkunft aus Russland kritisiert, doch das Programm liefert laut Janik Besendorf gute Ergebnisse.

Beratungsstellen zu digitaler Gewalt

Inga Pötings Organisation Ein Team gegen digitale Gewalt berät unter anderem Frauenhausmitarbeiterinnen in digitaler Selbstverteidigung. Das Team hat gute Erfahrungen mit der App G DATA Mobile Security Light gemacht. „mSpy wurde damit in unserem Test verlässlich gefunden. Das Problem ist natürlich immer: Wenn das Programm Apps noch nicht kennt, findet es sie vielleicht nicht“, sagt Pöting.

Überwachungswillige könnten auch das heimische WLAN manipulieren und darüber Daten ableiten, sagt Cordelia Moore. Dagegen hilft die Verwendung eines vertrauenswürdigen VPN oder die Einstellung Private DNS in Android oder Private Relay in iOS.

Weitere Anleitungen zur Verteidigung gegen Cyberstalking bieten die Haecksen, Hacker*innen aus dem Umfeld des Chaos Computer Clubs. Auf Englisch gibt es Informationen der Clinic to End Tech Abuse. Der Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe hat auch ein Team, das zu digitaler Gewalt arbeitet. Auf der Website www.aktiv-gegen-digitale-Gewalt.de gibt es eine Suchmaske, in der Betroffene die nächste Beratungsstelle zum Thema digitale Gewalt  finden können.

Wie man Spionage-Software erkennt, beschreibt auch die Schweizer Hackerin Maia Arson Crimew. Hilfe für Opfer von Gewalt bietet der Weisse Ring. Fragen zur IT-Security können auf CryptoPartys beantwortet werden. Mehr Tipps zur digitalen Selbstverteidigung bieten wir hier.

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mSpy-Leak: Wie eine Spionage-App Kund:innen abzockt

netzpolitik.org - 27. Januar 2025 - 5:00

Mit mSpy soll man fremde Handys rundum überwachen können. Das Unternehmen ermöglicht damit nicht nur Straftaten – es zieht auch Menschen über den Tisch. Oft hält die Spionage-App nicht, was sie verspricht.

Achtung: die Nutzung von mSpy kann schlechte Laune produzieren. – Public Domain Midjourney

Sie sind jetzt auf dem Weg, genau die Antworten zu finden, die Sie suchen. Wir glauben, dass Sie lieben werden, was Sie mit mSpy tun können.

Das schreibt der Kundenservice der Spionage-App mSpy einer Person, die gerade eine Lizenz erworben hat.

Die App kann laut mSpy-Website Bildschirmfotos machen, Standorte tracken, sogar Tastenanschläge protokollieren. Mit ihr soll man Social-Media-Nachrichten mitlesen können, auch gelöschte, außerdem Browserverlauf, Kontakte, Kalender, Fotos, Videos, die Anrufliste sowie die Liste installierter Apps einsehen können. Kund:innen sollen aus der Ferne Websites und Apps blockieren, sowie das Mikrofon und die Kamera aktivieren können.

41,99 Euro kostet die Nutzung laut Website für einen Monat. Bei zwölf Monaten sollen es nur noch 9,92 Euro monatlich sein. Ein vergleichsweise günstiger Preis für die vermeintlich volle Einsicht in das digitale Leben einer anderen Person.

Eltern sollen mit mSpy ihren Nachwuchs überwachen. Das ist die vordergründige Botschaft auf der Website der App. Tatsächlich nutzen viele mSpy aus anderen Gründen – etwa um heimlich und damit illegal Partner:innen auszuspähen.

Nutzer:innen wollen ihr Geld zurück

Viele Nutzer:innen sind mit dem Leistungsumfang äußerst unzufrieden. Das zeigen geleakte Nachrichten an den Kundenservice von mSpy, die netzpolitik.org und der SWR ausgewertet haben.

Einen großen Teil der Nachrichten schrieben Nutzer:innen, die ihr Geld zurückfordern. Die App halte nicht, was sie verspricht, heißt es oft. Laut der mSpy-Website sollte eine Rückerstattung kein Problem sein. Dort steht, mSpy gewähre 14 Tage Rückerstattungsgarantie.

In den Nachrichten fanden wir keinen Fall, in dem mSpy Geld zurückerstattete. Als größtes Entgegenkommen bot der Support an, die Lizenz zu pausieren, bis Kund:innen die App-Probleme gelöst hatten. Es ist allerdings möglich, dass mSpy Geld erstattet hat, ohne zu antworten, oder dass Kund:innen mit der Rechnungsabteilung eine Erstattung ausgehandelt haben.

Wir haben mSpy und die Firmen, die möglicherweise dahinterstehen, um eine Stellungnahme gebeten zu den Vorwürfen, die im Laufe der Recherche zutage traten. Wir erhielten keine Antwort.

Kundenservice gibt Tipps für Straftaten

Eine weitere verbreitete Beschwerde von Nutzer:innen, die den Support kontaktieren, betrifft die Voraussetzungen für die App-Nutzung. Viele schreiben, dass sie die App gar nicht erst zum Laufen bekommen. Sie haben keinen Zugriff auf das Gerät oder kennen das erforderliche Passwort nicht.

Dass beides notwendig ist, um mSpy auf einem fremden Mobiltelefon zu installieren, erwähnt mSpy auf seiner Website. Viele Kund*innen übersehen dies aber offenbar. Bis sie verstehen, dass sie mSpy nicht wie erwünscht einsetzen können, hängen sie oft schon in den Abos fest.

Versteckt im Kleingedruckten

Viele Nutzer:innen klagen über wiederholte Kreditkartenabbuchungen, obwohl sie das Abo sofort gekündigt oder nur für einen Monat abgeschlossen hätten. Einige berichten, die Beträge seien höher als angekündigt.

Im Buchungsprozess von mSpy steht unter der Auswahl der Abo-Dauer ein kaum sichtbarer Hinweis in grauer Schrift: „Der Preis ist rabattiert. Ab der nächsten Abonnementverlängerung berechnen wir den vollen Preis.“ Laut der untersuchten Nachrichten ist die automatische Verlängerung offenbar voreingestellt.

Im Datensatz fanden wir auch mehrere Anfragen von Ermittlungsbehörden aus Deutschland, die Kreditkartenbetrug und falsche Abbuchungen untersuchen. Sie ermitteln gegen Unbekannte, die mit den Kreditkarten der Betroffenen Abos für mSpy bezahlt haben sollen. Unternehmen müssen in solchen Fällen den Behörden Auskunft geben.

mSpy antwortet mit einem standardisierten Textblock, den auch unzufriedene Kund:innen erhalten: „Lieber Kunde, Danke für Ihre Rückmeldung. Bitte senden Sie uns einen Screenshot der Zahlung, auf dem die Erläuterungen sowie das Datum und der Betrag, der Ihnen in Rechnung gestellt wurde, angezeigt werden.“

Vom Partner verwanzt

„Der letzte Scheiß, ganz miserabel“

Manuel* fällt uns im mSpy-Datensatz auf, weil er bemängelt, dass der Zugriff auf WhatsApp gar nicht und auf die Foto-Galerie nur eingeschränkt möglich sei.

Manuel hatte mSpy etwa ein Jahr lang auf seinem Smartphone. Er wurde von seiner damaligen Partnerin überwacht – allerdings mit seinem Einverständnis. Unter den Fällen von Partnerüberwachung, die wir während der Recherche fanden, ein Ausnahmefall. „Meine damalige Partnerin hat dann auf ihrem Telefon geguckt, was ich mache und mir gelegentlich auch mal eine App gesperrt. Das war eine spezielle Beziehung“, sagt der Mittfünfziger. Sie sei dominant, er devot. Die Partnerin habe sich die Überwachung gewünscht.

Die App habe nie wie erhofft funktioniert. „Der letzte Scheiß, ganz miserabel“, sagt Manuel heute. Ständig habe sich das Telefon aufgehängt. Die Einrichtung auf seinem Galaxy s10 sei nur mit kostenpflichtiger Unterstützung von mSpy möglich gewesen.

Zuerst buchten er und seine Partnerin das „Basispaket“. Dann merkten sie, was alles nicht funktionierte, und zahlten nochmal drauf, um auch Mikrofon und Kamera aus der Ferne steuern zu können. Dafür braucht man laut Website das erweiterte Abonnement „Extreme“. Doch selbst damit blieb der Funktionsumfang stets begrenzt. Über 500 Euro habe Manuel in dem Jahr der Überwachung insgesamt für die App ausgegeben.

Mutmaßlich meistverkauft

mSpy wirbt mit unbelegten Behauptungen. Auf der Startseite steht „Wahl Nr. 1 in Deutschland*“. Das Land, in dem mSpy angeblich die meistverkaufte Spy-App sei, ändert sich, je nachdem, von wo man die Seite aufruft. Ganz unten auf der Seite, steht in kleiner, blasser Schrift dann noch: „*Die Aussage „Wahl Nr. 1 in Deutschland“ beruht ausschließlich auf unserer subjektiven Meinung und ist nicht durch Marktforschung untermauert.“

„87 Prozent unserer Kunden sind vollkommen zufrieden“ schreibt mSpy auf der Website. Auf der Rezensionsplattform Trustpilot sieht das anders aus. Dort erhält die App im Schnitt drei von fünf Sternen.

Rund ein Drittel der Nutzer:innen ist absolut unzufrieden und gibt einen Stern. Weniger geht nicht. Die Bewertungen tragen Titel wie: „Sie werden dich scammen!“ oder „Unter allen Umständen vermeiden“. Rezensionen mit zwei bis vier Sternen gibt es kaum, dafür 62 Prozent Fünf-Sterne-Bewertungen. In vielen davon werden mSpy-Supportmitarbeiter:innen namentlich gelobt. Das Fehlen von ausgewogenen Bewertungen kann auf ein schlechtes Produkt hinweisen, das sich gute Bewertungen einkauft.

„Das ist nur Abzocke“

Dimitri* ist Mitte 40 und hat im Mai 2024 eine Spionage-App heruntergeladen, die ebenfalls vom mSpy-Kundenservice betreut wird: Eyezy. Er wollte das Smartphone seines Teenagers überwachen. „Damit der sich nicht Pornographie anschaut oder mit Drogen beschäftigt.“ Drei Monate lang habe Dimitri jeden Monat rund 50 Euro gezahlt, obwohl die App nie auch nur ansatzweise nutzbar gewesen sei, erzählt er am Telefon.

„Die Firma ist total unseriös. Das ist nur Abzocke. Die buchen das einfach von der Karte ab, aber die App funktioniert überhaupt nicht. Die wird automatisch von Android blockiert und ist völlig unbrauchbar“, sagt Dimitri. Nach dem Ausfall forderte er sein Geld zurück, der Support habe aber nie darauf geantwortet. Seinem Sohn habe er dann ein Handy ohne Spyware gegeben.

Versprochene Funktionen nur mit Jailbreak

Kolleginnen von SWR Data installierten mSpy zu Testzwecken auf einem Android-Telefon. Die ersten Schwierigkeiten traten schon beim Bestellprozess auf: Eine kostenpflichtige Installationsunterstützung ließ sich nur mit Mühe abwählen. Bei der installierten App haben dann die Bildschirmaufnahmen nicht funktioniert und auch der Zugriff auf Kamera und Mikrofon blieb verwehrt, obwohl SWR Data dafür ein teures Zusatzangebot gebucht hatte.

120 Euro für drei Monate kostete das Abo, mit Rabattcode. Eine kürzere Laufzeit war nicht wählbar. Zur Kündigung waren zwölf Arbeitsschritte nötig, darunter der Upload einer bestimmten Datei, die Auswahl aus sieben kryptischen Themengebieten, von denen keines Kündigung heißt, und die Bestätigung mit einem Code.

So stoppt man Spionage-Apps

Viktor Schlüter berät am Digital Security Lab von Reporter ohne Grenzen Journalist:innen zur Sicherheit von Geräten. Er sagt, dass eine App mit dem versprochenen enormen Funktionsumfang von mSpy auf einem gewöhnlichen Mobiltelefon nicht laufen kann. Die „Hausregeln“ der Betriebssysteme würden solch tiefgreifende Eingriffe in die Privatsphäre unmöglich machen.

Um die umfassenden Überwachungsmöglichkeiten zu nutzen, müsse man das Betriebssystem rooten oder jailbreaken, also so verändern, dass die Hausregeln außer Kraft gesetzt werden. Eine solche Manipulation des Betriebssystems ließe sich für Betroffene leicht feststellen, so Schlüter, damit sei die App nicht unsichtbar, wie auf der Website des Anbieters versprochen.

„Ein Schrottprogramm“

Inga Pöting leitet Ein Team gegen digitale Gewalt, eine Gruppe von Freiberufler:innen, die Frauenhäuser und Beratungsstellen technisch unterstützt. Das Team hat ebenfalls zu Testzwecken eine mSpy-Lizenz gekauft und die Software ausprobiert. „Das Ding ist ein Schrottprogramm, das wahnsinnig hakelig läuft“, sagt Pöting.

Die Synchronisation der Standortdaten mit den Servern von mSpy habe mitunter einen halben Tag gedauert, berichtet Pöting. „Dann ist die Person aber glücklicherweise schon ganz woanders“, sagt sie.

Auf Android-Geräten seien viele Funktionen nur verfügbar, wenn das Gerät gerootet ist. Der Prozess des Rootens sei allerdings so kompliziert, dass Menschen ohne Programmierkenntnisse das nicht hinbekämen.

Dafür braucht man kein mSpy

Und der Jailbreak auf älteren Apple-Geräten verschwinde, sobald das Gerät neu gestartet würde. Für die Alternative, den Zugang über die iCloud, brauche man kein mSpy. Wer diese Zugangsdaten kennt, kann sich auch einfach so in die Cloud einloggen und im dort gespeicherten Backup Daten wie das Adressbuch und den Standort sehen.

Das Versprechen von mSpy, auf Messenger und Apps wie WhatsApp, Snapchat und Tinder zugreifen zu können, habe sich in den Tests als Unfug erwiesen, sagt Pöting. „Technisch hat das gar keinen Zugriff auf diese anderen Apps.“ Nur mit Hilfe von Aufnahmen, die mSpy vom Bildschirm des betroffenen Gerätes mache, würde man mit Glück Ausschnitte aus den Nachrichten sehen.

Teils habe mSpy auch mit einer systeminternen Funktion die Inhalte des Bildschirms geteilt. In solchen Fällen sei auf dem Telefon aber ein gut sichtbarer Hinweis zu sehen gewesen, dass der Bildschirm an eine andere Stelle gesendet wird. Drückte die betroffene Person auf einen Stopp-Button, endete die Übertragung. Erst nach einer Neuinstallation von mSpy lief die Spionage dann wieder.

„Der Markt ist anfällig für Scams“

Eva-Maria Maier hat mSpy und andere Überwachungsapps für Android in einer Studie an der österreichischen Fachhochschule St. Pölten getestet. Sie sagt: „Da die Apps nur selten aktualisiert werden und teilweise schlecht programmiert sind, ist es möglich, dass je nach Handymodell oder Android-Version Dinge nicht funktionieren. Eine Rückerstattung bekommt man aber in der Regel nicht.“

Manchmal sei der Funktionsumfang sogar gleich null gewesen. „Der Markt ist sehr anfällig für Scams, die nur dein Geld kassieren“, sagt Maier. Das wisse wohl auch ihre Bank, die für fragwürdige Services eine „Grey-List“ führt. Mehrfach seien beim Versuch, die Apps zu bezahlen, Zahlungen verweigert worden.

Diese Recherche entstand in Kooperation mit dem SWR. Mitarbeit bei der Datenauswertung: Matthias Mehldau. Mit * markierte Namen haben wir geändert.

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mSpy-Leak: Kundenservice gibt Tipps für Straftaten

netzpolitik.org - 27. Januar 2025 - 5:00

Die Spionage-App mSpy vermarktet sich als Werkzeug für besorgte Eltern. Aber geleakte Nachrichten belegen: Kund:innen, die ihre Partner:innen illegal überwachen wollen, bekommen nicht Ärger, sondern Ratschläge. Die Profiteure verstecken sich hinter einem Netz aus Tarnfirmen.

Der mSpy-Kundendienst unterstützt engagiert bei der Überwachung. – Public Domain Midjourney

ICH MÖCHTE DEN AACOUNT MEINER Freundin HACKEN

Das schreibt ein Interessent. Ein Mitarbeiter antwortet nur wenige Sekunden später:

Werden wir machen. Folgen Sie einfach meinen Anweisungen.

Die Chat-Nachrichten sind Teil eines geleakten Datensatzes aus dem Kundenservice der Spionage-App mSpy. netzpolitik.org und SWR haben ihn untersucht und darin zahlreiche Beispiele von Menschen gefunden, die heimlich und damit illegal ihre Partner:innen überwachen wollen. Und der Kundenservice hilft engagiert dabei.

Zugriff auf Anrufe, E-Mails, Chats, Kontakte, Kalender, Bilder, Videos, die Browser-Historie, den Standort, dazu Fernsteuerung von Kamera und Mikrofon – all das verspricht mSpy Kund:innen, die mit der Spionage-App ein Smartphone überwachen wollen. Ein paar Minuten alleine mit dem Handy reichen aus, um die App zu installieren.

Eine App zur Kinderüberwachung?

mSpy vermarktet sich heute als App für Eltern, die wissen wollen, was ihr Kind auf WhatsApp macht oder ob es sicher in der Schule angekommen ist. Anfangs richtete sich mSpy jedoch noch offen an eifersüchtige Partner:innen.

„Entdecken Sie, ob Ihr Lebensgefährte Sie betrügt“, hieß es 2012 auf der Webseite zu den möglichen Einsatzgebieten, und: „Finden Sie ein für alle Mal heraus, ob Ihr Verdacht begründet ist, indem Sie mSpy auf dem Mobiltelefon Ihres Partners installieren.“

Dabei ist dieses Ausspionieren erwachsener Personen nach deutschem Recht illegal, wenn es heimlich und ohne die Zustimmung der überwachten Person erfolgt. Rufen Unternehmen öffentlich zu Straftaten auf, sind auch polizeiliche Ermittlungen etwa gegen deren Geschäftsführer:innen möglich.

Spätestens seit 2014 ist auf der Webseite kein Hinweis mehr auf Ausspähen in Partnerschaften zu lesen. Sicherheitsforscher:innen des kanadischen Citizen Lab hatten 2019 jedoch entdeckt, dass mSpy einen Textblock im HTML-Code seiner Seite versteckt hatte. Der Text war im Browser nicht sichtbar, konnte aber von Suchmaschinen gefunden werden. Darin warb die Spionage-App: „Obwohl dieser Tracker für Eltern entwickelt wurde, die ihre rebellischen Teenager kontrollieren wollen, kann er auch von Ehepartnern verwendet werden, die ihre Partner ausspionieren wollen.“

Vom Partner verwanzt

Technologie zur verdeckten Spionage

Eva-Maria Maier hat als Teil der Forschungsgruppe „Gender and Tech“ mehrere Spionage-Apps technisch untersucht und auch Marketinganalysen durchgeführt. Sie fand heraus, dass nach mSpy mehrere Hersteller für kommerzielle Spionage-Apps ihre Marketingbotschaft neu ausrichteten. Hin zu: Wir sind eine App für Kindersicherheit und zur Überwachung von Mitarbeiter:innen.

Laut Maier ist das ein Ablenkungsmanöver. Tatsächliche Apps für Eltern hätten häufig bestimmte Features wie einen Panik-Knopf, den das Kind im Notfall drücken kann, oder digitale Stundenpläne. Gäbe es so etwas nicht, „ist das ein Indiz, dass Eltern eigentlich nicht die Zielgruppe sind“.

Gegenüber Menschen, die ihre E-Mail-Adresse bei mSpy hinterlassen, wirbt mSpy auch heute noch ganz offen für den Einsatz aus Eifersucht, der wohl kaum offen, also legal ablaufen wird. In einer Mail von Mitte Januar heißt es: „Finde heraus, ob sie dir das Herz brechen…“ Und weiter: „Etwa 20 % der Ehepaare gehen fremd. Und während sich das Fremdgehen gestern noch auf billige Motels beschränkte, geschieht es heute digital, direkt am Telefon.“

Der Kundenservice hilft beim Ausspähen

Die Nachrichten an den Kundenservice von mSpy, die netzpolitik.org gemeinsam mit dem SWR ausgewertet hat, zeigen: Den Mitarbeiter:innen ist durchaus bewusst, wer das Produkt einsetzt und dass es dabei auch um strafbare Handlungen geht. Mehr noch: Sie unterstützen die Kund:innen aktiv bei ihren Straftaten.

ich möchte gerne heimlich die whats App Nachrichten meiner freundin mit lesen ohne dass sie was davon weiß.

schreibt ein Interessent. Der Kundendienst verweist auf die Lizenzvereinbarung, in der steht, das dürfe nur mit Zustimmung der überwachten Person passieren. Und schreibt dann:

Sie können die Apple ID und das Passwort des Ziel-iCloud-Kontos für die Fernüberwachung verwenden.

Im deutschsprachigen Teil des Datensatzes haben wir mit Hilfe von Suchbegriffen wie „Freundin“ oder „Ehefrau“ viele solche Konversationen mit Kund:innen oder Interessent:innen gefunden.

„Ich schicke dir 1000000 Rosen, Babe!“

Ein Kunde schreibt, er wolle das Handy seiner Ehefrau überwachen. Zwei Stunden später bekommt er Zugangsdaten zur App geschickt, dazu die Aufforderung: „Schnappen Sie sich das Telefon, das Sie überwachen möchten.“

Ein anderer Kunde beschwert sich, die Datenverbindung zu einem überwachten Handy sei abgebrochen. Der Kundenservice fordert ihn auf, eine SMS an das Telefon zu senden, um die Verbindung wieder herzustellen. „Die Nachricht sollte diese Symbole enthalten: 1000000.“ Und gibt dann den Tipp: „Sie können sie auch innerhalb einer SMS senden (z. B. „Ich schicke dir 1000000 Rosen, Babe!“).“ Eine Nachricht, die wohl kaum jemand an sein Kind schicken würde.

Auch dem Rechercheteam boten Service-Mitarbeiter:innen ihre Hilfe bei der heimlichen Überwachung einer fiktiven Ehefrau an.

Die Inszenierung von mSpy als App für besorgte Eltern scheint als Fassade zu dienen. Die Mitarbeiter:innen im Kundenservice verweisen routiniert mit Textbausteinen auf die Nutzungsbedingungen. Anschließend unterstützen sie bereitwillig beim Ausspähen – selbst wenn Kund:innen klar sagen, dass sie heimlich Partner:innen überwachen wollen.

Ein verzweigtes Firmennetz

Wer etwas über die Firmen hinter mSpy herausfinden will, steht vor einem undurchsichtigen Netzwerk. Die Website verweist auf eine Firma namens Altercon Group in Tschechien. Die Adresse führt zu einem Mietbüro-Komplex in Prag. Doch der Datensatz, den netzpolitik.org gemeinsam mit dem SWR analysiert hat, zeigt in eine andere Richtung: eine IT-Firma namens Brainstack mit Sitz in der Ukraine.

In den Daten finden sich mehrere Personen mit Brainstack-E-Mail-Adressen. Sie betreuen unter Decknamen die Kund:innen von mSpy, beantworten Fragen oder bearbeiten Abo-Kündigungen.

Im Portfolio von Brainstack: „Lifestyle-Apps“, „Crypto & Blockchain“ und „Parental Control“. Einen Verweis auf mSpy findet man hier nicht. Dafür viele Bilder von jungen Menschen in Freizeitkleidung, in einem Großraumbüro, das auch nach Berlin oder Brooklyn passen würde.

Eine Holding in den Emiraten

Als Inhaber von mSpy tritt öffentlich ein anderes Unternehmen auf: Virtuoso Holding, vor kurzem registriert in den Arabischen Emiraten. Neben mSpy führt die Holding noch die App Detectico im Portfolio, mit der man angeblich Telefone anhand ihrer Nummer lokalisieren kann. Auch diese App taucht im Datensatz auf. Die Brainstack-Mitarbeiter:innen im Kundenservice betreuen offenbar mSpy und Detectico, außerdem die Spionage-Apps Eyezy, mLite und Scannero.io.

Laut Unterlagen im US-Patentamt hält Virtuoso die Rechte an der Marke und dem Logo von mSpy. Der vorherige Eigentümer Bitex Group übertrug sie im Juli 2023 an die Holding. Vergangenes Jahr hat die Holding außerdem eine Beschwerde gegen einen italienischen Nachahmer von mSpy eingelegt – und bekam daraufhin dessen Domain mspyitaly.com zugesprochen.

Gründerin und Geschäftsführerin von Virtuoso Holding ist Viktoriia Adamchuk. Ende 2024 wird sie in mehreren Blog-Einträgen als neue Eigentümerin von mSpy genannt. Tatsächlich arbeitet die angebliche Firmenchefin als Zahnärztin in Luzk in der Westukraine. Am Telefon gibt sie sich zunächst freundlich, doch als eine SWR-Reporterin nach der Virtuoso Holding und mSpy fragt, sagt Adamchuk, dass sie mit Journalist:innen nicht darüber sprechen wolle.

Es gibt weitere Hinweise darauf, dass die Holding nur die wahren Hintermänner hinter mSpy verschleiern soll. Eine Beschwerde, die im vergangenen Jahr beim Hosting-Anbieter FlokiNET einging, deutet zurück zu Brainstack in die Ukraine. FlokiNET hostet die Server der Organisation DDosSecrets, die im Mai 2024 die geleakten Daten aus dem Kundenservice von mSpy öffentlich machte.

In der Beschwerde heißt es, auf der Website von DDoSecrets würden „gestohlene Daten gehostet, darunter persönliche Informationen von Nutzern und vertrauliche Unternehmensdaten, die mSpy, einer Marke unseres Unternehmens, gehören.“ Der Absender: pr@brainstack.team.

https://netzpolitik.org/2025/mspy-leak-wie-eine-spionage-app-kundinnen-abzockt

Auf Beihilfe stehen bis zu 27 Monate Haft

„Das Verhalten der Kundenservice-Mitarbeiter:innen deutet stark darauf hin, dass das eine vorsätzliche Beihilfehandlung war, eine Teilnahme an der Haupttat“, sagt Nico Kuhlmann, Anwalt bei der Kanzlei Hogan Lovells International LLP. „So ein pseudomäßiger Verweis auf die AGBs reicht da natürlich nicht.“

In den vorliegenden Fällen sei es mehr oder weniger klar, dass die geplante Überwachung nicht einvernehmlich erfolgte. „Und das werden auch nicht einzelne Vergehen von Mitarbeiter:innen sein, sondern das scheint System zu haben“, sagt Kuhlmann.

Für das Ausspähen von Daten drohen bis zu drei Jahre Haft. Die Beihilfe dazu ist mit bis zu zwei Jahren und drei Monaten Haft strafbewehrt. Bei mehreren Beihilfehandlungen für verschiedene Kunden kann sich der Strafrahmen zusätzlich erhöhen.

Die Grenzen des Rechts

Auch Vorgesetzte, die illegaler Überwachung autorisieren oder gar anordnen, könnten von der Strafandrohung erfasst sein, sagt Kuhlmann. Wenn deutsche Täter:innen deutsche Opfer überwachten, sei die Beihilfe auch in Deutschland justiziabel, egal wo die Supportmitarbeiter:innen sitzen.

Die Rechtsdurchsetzung bei Straftaten, die vom Nicht-EU-Ausland aus begangen werden, kann allerdings äußerst schwierig sein. Und das Unternehmen selbst ist in diesen Fällen ohnehin nicht bedroht, da das Strafrecht nicht für Firmen gilt. mSpy drohen maximal Bußgelder wegen Verstößen gegen die Datenschutzgrundverordnung der EU. Rechtlich gesehen sind das Ordnungswidrigkeiten.

„Derzeit sind die rechtlichen Möglichkeiten, gegen die Hersteller solcher Apps vorzugehen, beschränkt bis kaum vorhanden“, sagt auch der Datenschutzbeauftragte von Baden-Württemberg Tobias Keber. Da es einen möglichen legalen Einsatzbereich gibt, sei ein Vorgehen seitens staatlicher Behörden kaum möglich. Die Grenze zur Strafbarkeit könnte aber überschritten sein, wenn sich ein Anbieter „widersprüchlich zu den Angaben in den Nutzungsbedingungen“ verhält.

In Deutschland verbietet die Bundesnetzagentur immer wieder Produkte, die heimlich Bild oder Ton aufzeichnen können. Doch die Rechtsgrundlage gilt ausschließlich für Hardware. Apps wie mSpy, die ein Mobiltelefon zur Wanze machen, fallen durch die Maschen des Gesetzes.

https://netzpolitik.org/2025/mspy-leak-so-stoppt-man-spionage-apps

Cyber-Staatsanwaltschaften nicht zuständig

Bei den von uns angefragten Cyber-Staatsanwaltschaften waren einige Ermittlungen im Zusammenhang mit mSpy bekannt. In dem uns vorliegenden Datensatz finden sich auch Ermittlungsanfragen. Allerdings ermittelten die Behörden nicht gegen das Unternehmen, sondern stets gegen einzelne Beschuldigte, die mit mSpy überwachten.

Mehrere Cyber-Staatsanwaltschaften antworteten, sie seien erst zuständig, wenn es sich um organisierte Kriminalität handele. Die Landeszentralstelle Cybercrime Rheinland-Pfalz schreibt: „Unsere Zuständigkeit könnte allenfalls dann gegeben sein, wenn ein derartiges Verfahren gegen Betreiber einer Software geführt würde, die systematisch zum Zwecke der illegalen Überwachung hergestellt würde.“

Die Zentralstelle Cybercrime Bayern schreibt allerdings auch: „Sollte aktiv und mit Kenntnis des kriminellen Zwecks Hilfe zu einem Ausspähen von Daten geleistet werden, wäre sicherlich ein Anfangsverdacht gegeben.“

In den USA gehen Behörden immer wieder gegen Anbieter von kommerziellen Spionage-Apps vor. So hat etwa die Wettbewerbsaufsicht FTC dem Hersteller Retina-X strenge Auflagen erteilt. Auch dessen Apps liefen heimlich im Hintergrund. Zwei Jahre später hat die FTC es einem anderen Hersteller verboten, seine App SpyFone weiter zu verkaufen.

In den USA und auch in Australien sind Verkäufer von Spionage-Apps in der Vergangenheit auch verhaftet worden. Erstmals geschah dies im Jahr 2014. Damals ging das US-Justizministerium gegen die App StealthGenie vor und verhaftete den Entwickler.

Diese Recherche entstand in Kooperation mit dem SWR. Mitarbeit bei der Datenauswertung: Matthias Mehldau. Mit * markierte Namen haben wir geändert.

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mSpy-Leak: Vom Partner verwanzt

netzpolitik.org - 27. Januar 2025 - 5:00

Mit der Spionage-App mSpy überwachen Menschen heimlich die Handys ihrer Partner:innen. Das ist illegal. Jetzt gibt ein Leak Einblick in die Kommunikation mit Kund:innen. Die zeigt, wie skrupellos die Täter:innen ihre engsten Bezugspersonen ins Visier nehmen – auch in Deutschland.

Opfer von Spionagesoftware stehen unter ständiger Beobachtung. – Public Domain Midjourney

Ich vertraue meiner Freundin nicht, ich muss unbedingt ihr snapchat sehen.

Wir möchten gerne Zugriff auf Whatsapp (unseres Sohnes) erhalten.

Gerne möchte ich das Telefon von meiner Freundin checken, Android. Sie wird davon gar nichts mitbekommen.

Diese Nachrichten sollten niemals öffentlich werden. Menschen aus Deutschland haben sie an mSpy geschrieben, ein Unternehmen, das Spionagesoftware an Privatpersonen verkauft. Sie wollen mit mSpy ihre Partner:innen oder Kinder überwachen.

Nicht nur Sicherheitsbehörden beäugen unseren Datenverkehr. Auch viele Privatpersonen nutzen digitale Spionage-Tools. Das belegen geleakte Nachrichten aus dem Kundensupport-System des Unternehmens, die netzpolitik.org gemeinsam mit dem SWR ausgewertet hat.

Anrufe, E-Mails, Chats, Kontakte, Kalender, Bilder, Videos, die Browser-Historie, der Standort, die Tastenanschläge: All das soll sich mit mSpy verfolgen lassen. Sogar das Mikrofon und die Kamera können aus der Ferne aktiviert werden, verspricht mSpy.

Die Überwachten sollen davon nichts mitbekommen. Die App läuft im Hintergrund und bleibt auf dem Handy für sie unsichtbar, wirbt das Unternehmen. Das Telefon wird zur Wanze.

Tausende Anfragen aus Deutschland

Auf den ersten Blick ist mSpy eine App für Eltern, die das Handy ihres Kindes im Blick behalten wollen. Und solange erwachsene Zielpersonen der Überwachung zustimmten, sei mSpy auch „völlig legal“. So steht es zumindest auf der Website des Unternehmens.

Doch aus den Nachrichten wird schnell klar: Viele Nutzer:innen wollen mit der App Partner:innen unbemerkt überwachen. Das ist in Deutschland illegal.

3,6 Millionen Supportickets mit E-Mails und Chatnachrichten an den Kundenservice umfasst der Datensatz, den wir ausgewertet haben. Dazu zahlreiche angehängte Dateien. Die Schweizer Hackerin Maia Arson Crimew übergab das Paket der Organisation DDoSecrets, die es im Mai 2024 veröffentlichte. Sie sagt, die Daten wurden ihr zugespielt. Das Rechercheteam hat mit mehreren Personen Kontakt aufgenommen, deren Nachrichten sich darin fanden. Sie haben bestätigt, dass die Daten echt sind.

Die ältesten Nachrichten stammen aus dem Jahr 2014, die jüngsten von Mai 2024. Darunter sind mehr als 24.000 Mailwechsel mit Menschen mit einer .de-Mailadresse. Insgesamt mehr als 42.000 Nachrichten sind in deutscher Sprache verfasst.

Die Nutzer:innen bitten um Hilfe bei der Installation, erkundigen sich, wie man mit mSpy andere verdeckt ausspähen kann, beschweren sich, wenn mal die Verbindung zu einem überwachten Gerät ausfällt. Und der Kundendienst hilft engagiert.

Vom Taxifahrer bis zur Staatsanwältin

Die Menschen, die sich für Spionagesoftware interessieren, kommen aus der gesamten Gesellschaft. Anwält:innen für Strafrecht sind darunter ebenso wie Fitness-Trainer oder Taxifahrer. Ein Versicherungsmakler. Ein BMW-Händler. Ein Maurermeister. Ein Airbus-Ingenieur. Der Betreiber einer Reinigungsfirma. Ein Polizist. Eine Staatsanwältin.

In den Nachrichten stehen auch Kontaktdaten von Menschen, die glauben, mit mSpy überwacht zu werden, so wie Ulla*. Sie hatte Anzeige gegen ihren damaligen Mann erstattet, weil er sie ausgespäht haben soll. Ein Ermittler schrieb daraufhin an mSpy.

Ulla ist Mitte 50, trägt Designerbrille und einen eleganten Kurzhaarschnitt. Im Videotelefonat wirkt sie ruhig, wenn sie über die Ereignisse spricht. Vielleicht liegt es daran, dass ihre Geschichte schon Jahre zurückliegt, sagt sie. Sie lebt inzwischen getrennt von ihrem Ex-Mann, hat neu geheiratet.

Angefangen habe die Überwachung im Jahr 2014. Ihr Ex-Mann war schon immer kontrollierend, berichtet Ulla. Arbeiten durfte sie nicht, sie sollte zu Hause bleiben bei den Kindern. Sie hatte kein eigenes Konto. Zu Arztterminen durfte sie nur in seiner Begleitung. „Er hat mit Gewalt versucht, mich klein zu halten“, sagt sie.

Nachdem Ulla ausgesprochen hatte, sich trennen zu wollen, sei die Kontrollwut des Mannes eskaliert. „Er wusste von Arztterminen, von Verabredungen mit Freunden und von Telefonaten, die ich geführt hatte.“ Dabei sei er beruflich viel unterwegs gewesen. „Ich dachte: Der ist doch gerade gar nicht in der Stadt. Woher weiß der das?“

„Ich mache das für dich, kein Ding“

Ulla fragt ihren Bruder. Der warnt, dass ihr Mann eine Spionage-App auf ihrem Handy installiert haben könnte. Ulla fällt ein, dass ihr Mann stundenlang ihr neues Samsung-Handy eingerichtet hatte, nachdem sie daran gescheitert war. „Er hat gesagt: Komm, ich mach das für dich, kein Ding.“ Sie habe sich damals nichts dabei gedacht.

Später wird Ulla jedoch misstrauisch. Sie kauft sich ein zweites Gerät, „so ein Prepaid-Ding, ohne Schnickschnack“, und versteckt es. „Um mit meiner Mutter zu telefonieren oder mit dem Anwalt.“ In dieser Zeit schläft sie mit dem Handy unter dem Kopfkissen. Die Tür zum Zimmer schließt sie ab.

Als Ulla mit ihren Kindern in eine eigene Wohnung zieht, legt sie sich ein neues Telefon mit einer neuen Nummer zu. Sie fährt auf einen Autobahnrastplatz und wirft das alte Handy dort in den Müll.

Ulla weiß nicht, ob ihr Ex-Mann tatsächlich mSpy auf ihrem Handy installiert hat. Die Polizei, bei der sie damals Anzeige erstattete, fand auf ihrem Gerät keine Spuren der App. Ullas Vermutung basiert auf ihrer eigenen Netzrecherche zu Handyspionage. mSpy ist dabei stets der erste Treffer.

Der Mann verwaltet die Geräte

Dass der Mann die Geräte und Accounts verwaltet, sei typisch für eine heterosexuelle Beziehung, obwohl sich die Männer gar nicht zwangsläufig besser auskennen, sagt Leonie Tanczer. Sie ist Professorin am University College in London und erforscht dort den Zusammenhang zwischen Geschlecht und Technologie.

So wie auch Ulla denken sich die Betroffenen meist nichts dabei. Sie freuen sich über die Hilfestellung. „So können Täter, und manchmal Täterinnen, das ausnutzen“, sagt Tanczer.

Guten Tag, ich will meinen Mann überwachen.

Könnte er das herausfinden das ich ihn beobachte?

In den Daten finden sich auch Nachrichten von Männern, die befürchten, ausspioniert zu werden. Eine dieser Nachrichten schrieb Dieter. Er hatte 2016 in Unterhaltungen mit seiner damaligen Frau das Gefühl, dass sie mehr über ihn weiß, als sie sollte. Sie erwähnte Details aus Telefonaten, wusste, wann er wo war, kannte Inhalte seiner Mails, sagt der heute 67-Jährige.

Ein Bekannter mit technischem Sachverstand untersuchte daraufhin sein Telefon und fand ein Schadprogramm. „Das war schon ein Hammer. Und wir kriegten das Programm auch nicht von dem Handy runter, das ließ sich nicht deinstallieren.“ Ein großer Schreck für Dieter. „Aber dann auch erlösend, weil mir klar wurde, warum meine Frau so viele Dinge wusste“.

„Werde ich immer noch abgefiltert?“

Dieter hat nach der Entdeckung den Hersteller angeschrieben, dessen Spionagesoftware sein Bekannter auf seinem Telefon vermutete: mSpy. Mit einer neuen E-Mail-Adresse, damit seine Frau nichts davon mitbekommt. mSpy möge ihm bitte helfen, den Betrieb der App auf seinen Geräten zu unterbinden.

„Die Situation ist so verfahren, dass auch Deinstallationsversuche mich nicht weitergebracht haben, da meine Frau wiederholt in der Lage ist, sich meines Handys zu bemächtigen, um dann erneut Spyware zu installieren“, schreibt er. Mit dieser Nachricht haben wir ihn im Datenleak des mSpy-Kundenservices gefunden. mSpy hat, so Dieter, nicht darauf reagiert.

Dieter hat sich letztlich einen neuen Computer, ein neues Handy und eine neue SIM-Karte organisiert. Um zu vermeiden, dass er beim Umzug auf die neuen Geräte die Schadsoftware mitnimmt, hat er die Telefonnummern seiner Kontakte einzeln abgetippt, erzählt er.

Von der Frau ist er inzwischen geschieden. Aber selbst jetzt, acht Jahre später, hat Dieter immer noch ein ungutes Gefühl. „Ist mein Handy wirklich sauber oder werde ich immer noch abgefiltert?“, fragt er sich. Er sei durch den Vorfall „in einer Phobie gelandet“.

https://netzpolitik.org/2025/mspy-leak-so-stoppt-man-spionage-apps

Der Spion im eigenen Haushalt

Fachleute bezeichnen die heimliche Überwachung, wie mSpy sie ermöglicht, als digitale Gewalt. Programme wie mSpy nennen sie Spyware oder Stalkerware: Software für Stalking. mSpy ist nur eines von vielen Produkten auf diesem Markt. Sicherheitsforscher:innen sprechen von einer ganzen Industrie.

In den meisten Fällen werden solche Apps zur Überwachung in der Familie oder in der Beziehung eingesetzt. Gerade bei Paaren, die in einem Haushalt leben, sind die Voraussetzungen für den Zugriff ideal, sagt Forscherin Leonie Tanczer. Denn die App lässt sich nicht aus der Ferne installieren. Man muss das Handy in der Regel selbst in der Hand haben – zumindest für einige Minuten. „Wenn man zusammen wohnt, ist es viel einfacher, so ein Programm zu installieren, als wenn man nur datet“, sagt Tanczer.

Auch Passwörter würden in einer Beziehung viel eher miteinander geteilt. Aus praktischen Gründen, sagt Tanczer. Problematisch werde es, wenn das Vertrauensverhältnis missbraucht wird. Erst teilen sich die Partner:innen bestimmte Accounts, dann wird dieses Wissen eingesetzt, um den anderen heimlich zu überwachen.

Spionage als digitale Beziehungsgewalt

„Ich glaube, wir brauchen eine große Diskussion über Zustimmung“, sagt Tanczer und zieht eine Parallele zu den Debatten, die in vergangen Jahren um Einvernehmlichkeit beim Sex geführt wurden. Wie beim Sex jedes Mal neu die Zustimmung des anderen abgefragt werden müsse, bedeute auch ein weitergegebenes Passwort nicht, dass man es ein weiteres Mal verwenden dürfe.

In den Beziehungen, die sie untersucht hat, sei digitale Gewalt nie allein aufgetreten, sagt Tanczer. „Sie ist immer Teil eines größeren Gewaltzirkels“. In allen Fällen fand sie die technische Überwachung gemeinsam mit Faktoren wie physischer, sexueller oder psychischer Gewalt. „Wir reden von Tech Abuse oder digitaler Gewalt nicht als separates Phänomen. Es ist nur eine Ausweitung in eine andere Sphäre.“

„Wie eine Vergewaltigung“

Um Einvernehmlichkeit ging es auch Manuel*, der sich etwa ein Jahr lang mit mSpy ausspionieren ließ. Als submissiver Part einer BDSM-Beziehung hat er seiner Partnerin erlaubt, ihn zu überwachen. In den Fällen, die das Rechercheteam in den Nachrichten an den Kundenservice findet, ist diese offene und besprochene Überwachung ein Einzelfall.

„Es war ein Kick, solange ich das Gefühl hatte, die Person, die mich überwacht, geht gut mit mir um“, sagt Manuel, aber: „Hätte ich eine stinknormale Beziehung gehabt und hintenraus festgestellt, die hat mir so eine App draufgeladen, das wäre ein massiver Vertrauensbruch gewesen.“

Es sei vergleichbar mit Bondage und anderen BDSM-Spielen: „Im Fall von Einvernehmen kann sich das gut anfühlen. Aber wenn das Gegenüber nicht zustimmt, ist das wie eine Vergewaltigung.“

Anfragen von Ermittler:innen

Die Person installierte Ihr Produkt auf einem fremden Handy und kontrollierte den Handybesitzer und stalkte die Person.

Hier liegt eine Strafanzeige wegen des Ausspähens von Daten vor. Es wurde bekannt, dass der Mann eines Ehepaares seine Frau mithilfe Ihrer Software mSpy ausspionierte.

Wir möchten Sie daran erinnern, dass mSpy eine völlig legale Anwendung ist und dass alle unsere Kunden die Zustimmung der Zielpersonen haben müssen, um mSpy zu installieren. Sollten Sie den Verdacht haben, dass jemand Ihr Gerät illegal überwacht, empfehlen wir Ihnen dringend, sich direkt mit der Person in Verbindung zu setzen, die eine solche Anwendung gegen Sie verwenden könnte. Wir ermutigen unsere Kunden nicht, unsere Software illegal zu nutzen.
– Antwort des Kundensupports auf eine Ermittlungsanfrage wegen Betrug und Stalking

Dass mSpy regelmäßig zur nicht-einvernehmlichen Überwachung in Beziehungen eingesetzt wird, geht auch aus den Anfragen hervor, die deutsche Polizeibehörden an den Kundenservice schickten. In mindestens fünf Fällen ermittelten Behörden wegen Stalking und des Ausspähens von Daten. Immer ging es dabei um Beziehungsgewalt: Frauen, die angaben, von ihrem Partner oder Ex-Partner überwacht zu werden.

Die Ermittler:innen schildern die Fälle und bitten mSpy um Informationen zu den Beschuldigten. Unternehmen sind in solchen Fällen laut Strafprozessordnung dazu verpflichtet, Auskunft zu geben.

In einem Fall kann der Ermittler die Kundennummer angeben, mSpy nennt daraufhin Details zum Nutzerkonto der beschuldigten Personen und des Telefons, das überwacht wurde – etwa das Gerätemodell und die Seriennummer.

In der Regel folgt aber eine Standardabsage: Man möge bitte genauere Informationen schicken. mSpy schütze die Privatsphäre seiner Nutzer:innen. Ohne die Kundennummer, die Bestellnummer, das Bestelldatum und die Registrierungs-Email könne mSpy keine Information zu einzelnen Konten erteilen. Es ist allerdings möglich, dass mSpy den Behörden auf Wegen geantwortet hat, die sich im Datensatz nicht nachvollziehen lassen.

netzpolitik.org hat die Unternehmen hinter mSpy um Stellungnahme gebeten – auch zur Frage, wie mSpy mit Anfragen von Ermittlungsbehörden umgeht. Eine Antwort haben wir nicht erhalten.

Kundenservice gibt Tipps für Straftaten

Überwachung verpackt als Fürsorge

Wir haben viele Personen angeschrieben, die sich in den Nachrichten als Kund:innen oder Interessenten für mSpy zu erkennen geben. Wir wollten wissen: Warum wollten sie andere heimlich überwachen? Ist ihnen klar, dass sie sich damit womöglich strafbar machen?

Geantwortet hat uns nur Dimitri*. Er wollte sicherstellen, dass sein Teenager auf dem Handy nicht nach Pornografie und Drogen sucht, sagt er. Er schloss ein Abo ab, habe die Spionage-App jedoch am Ende nicht einsetzen können. Das Android-Handy seines Kindes habe die Installation verhindert.

Leonie Tanczer spricht für ein aktuelles Forschungsprojekt auch mit Täter:innen, die in Großbritannien wegen Partnerschaftsgewalt an einem Rehabilitationsprogramm teilnehmen müssen. „Interessant fand ich die Ähnlichkeit in der Erklärungshaltung von Täter:innen und Eltern, warum sie überwachen“, sagt sie. „In beiden Kontexten wird die Sicherheit hervorgehoben.“

In ihrer Selbstwahrnehmung tun die Menschen, die Partner:innen überwachen, nichts Falsches, sagt Tanczer. „‚Ich will für dich da sein.‘ Oder: ‚Ich will nur sicher sein, dass du sicher bist.‘ So wird das häufig von den Tätern verpackt.“

Misstrauen und Eifersucht

In ihren Anfragen an den Kundenservice schildern die Nutzer:innen allerdings weniger das Bedürfnis nach Fürsorge. Stattdessen dominiert vor allem ein Motiv: Eifersucht. Viele fürchten, betrogen zu werden, wollen Partner:innen überführen, hoffen auf „Klarheit“ oder „Antworten“.

Ihre Nachrichten formulieren sie mit einer großen Dringlichkeit. Eine Frau schreibt zum Beispiel: „Ich will, dass bitte jetzt alles funktioniert, weil ich das unbedingt brauche.“ Wir haben einige derart getriebene Menschen im Datensatz gefunden.

Viele kommunizieren mit den Supportmitarbeiter:innen, als seien diese engste Vertraute: völlig distanzlos. Ein Mann schreibt, seine Frau habe wahrscheinlich ein Verhältnis mit ihrem Kollegen. „Ich habe keine Beweise, mein Gefühl sagt mir, dass sie mich betrügt.“

Ein Strauß an Straftaten

Egal wie Nutzer:innen selbst ihre Tat bewerten: Wer heimlich eine Spionage-App auf dem Gerät eines Partners installiert, macht sich in Deutschland in der Regel strafbar, erklärt Nico Kuhlmann, Rechtsanwalt bei der Hamburger Kanzlei Hogan Lovells International.

Gleich mehrere Staftaten könnten hier zusammenkommen. Zunächst einmal müsse man sich unbefugt Zugang zu einem in der Regel passwortgeschützten Gerät verschaffen – nach deutschem Recht gilt das als Ausspähen von Daten. Außerdem kann die heimliche Überwachung als Stalking strafbar sein.

Werden dann aus der Ferne zusätzlich noch das Mikrofon oder die Kamera aktiviert, kommen laut Kuhlmann weitere Straftatbestände dazu wie die Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes oder des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen. Je nach Vorstrafen und Kontext drohen dann bis zu drei Jahre Haft.

Eine Ausnahme davon gäbe es nur, wenn die Zielperson der Überwachung zugestimmt hat. Allerdings sagt Kuhlmann: „Die erste Frage, die ich mir dann stellen würde: War die Zustimmung freiwillig oder wurde sie erzwungen?“ Eine Zustimmung, die aus einer Zwangslage erfolgt – etwa, weil jemand die Partnerin sonst nicht aus dem Haus lässt –, sei rechtlich wertlos.

Wer ein Handy überwacht, überwacht viele Personen

Kuhlmann gibt noch einen weiteren Punkt zu bedenken: Selbst wer ein Handy mit der Zustimmung der Zielperson ausspäht, wie im Fall von Manuel geschehen, bekommt stets auch die Nachrichten und Bilder von Dritten zu sehen. Diese hätten in der Regel nicht zugestimmt, sagt Kuhlmann. Womit deren Überwachung wiederum strafbar wird. Das heißt: Auch Manuels Partnerin hat sich strafbar gemacht, wenn sie seine Kommunikationspartner:innen ausspähte.

Die Anfragen von deutschen Ermittlungsbehörden zeigen, dass zumindest einige der Betroffenen Anzeige erstatten. Viele Betroffene tun dies aber nicht, weil sie es als belastend empfinden und eine Anzeige auch nicht immer erfolgreich ist, sagt Elizabeth Ávila González vom Bundesverband der Frauenberatungsstellen. Zudem würden Betroffene oft davor zurückscheuen, ihr Telefon bei der Polizei zur Analyse abzugeben, weil sie dann keinen Kontakt mehr zu ihrem Unterstützungsnetzwerk hätten.

Zum Tracking von Kindern ungeeignet

Und was ist mit der Überwachung eigener minderjähriger Kinder: dem legalen Anwendungsfall, den mSpy bewirbt? Im Datensatz finden sich viele Anfragen von Eltern, die mit mSpy die Geräte ihrer Kinder heimlich überwachen wollen oder das bereits tun.

Juristisch ist das ein Graubereich, denn auch Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre, betont Anwalt Nico Kuhlmann. Außerdem sei auch in so einem Fall immer die Kommunikation von Dritten als Beifang mit dabei.

Die Anwältin Olivia Alig weist in ihren Handreichungen für Eltern auf dieses Spannungsverhältnis hin: Im Zweifel müssten Eltern ihre rechtlich verankerte Aufsichtspflicht gegen die Rechte des Kindes abwiegen. Diese ergeben sich aus der UN-Kinderrechtskonvention, etwa das Recht auf informationelle Selbstbestimmung.

Ein massiver Vertrauensbruch

Die Schweizer Hackerin Maia Arson Crimew beschäftigt sich seit Jahren mit Spionage-Apps und warnt: „Auch die Überwachung von eigenen Kindern mit Tools wie mSpy ist ein weitreichender Eingriff in die Privatsphäre und meist ein massiver Vertrauensbruch.“

Spionage-Apps seien zudem nicht gut gesichert, so dass die Daten regelmäßig nicht nur bei den Kund:innen landeten, sondern offen im Internet. Laut einer Recherche von TechCrunch wurden seit 2017 mehr als 20 solcher Anbieter gehackt oder sie haben aufgrund von Nachlässigkeit selbst die Daten ihrer Kund:innen öffentlich gemacht.

Allein mSpy wurde bereits dreimal gehackt. Das erste Mal landeten 2015 Daten von Nutzer:innen im Darknet. Die größte Panne wurde 2018 bekannt: Ein Sicherheitsforscher hatte damals Einsicht in Nachrichten und Standortdaten der Überwachten. Im Mai 2024 folgte der dritte Leak: der Datensatz, den netzpolitik.org gemeinsam mit dem SWR für diese Recherche untersucht hat.

Forscherin Leonie Tanczer ist noch aus einem weiteren Grund besorgt. „Ich verstehe natürlich, dass viele Eltern Unsicherheiten haben, was die Kinder online machen. Aber ich glaube, als Gesellschaft haben wir nicht wirklich eine Diskussion darüber geführt, wo die Grenzen für eine Überwachung liegen sollten.“

Eine technologische Lösung würde das Vertrauensproblem nicht beheben, sagt Tanczer. „Wenn man der Meinung ist, man muss das hinterrücks installieren, dann ist schon von vornherein irgendwas nicht richtig, oder?“

Diese Recherche entstand in Kooperation mit dem SWR. Mitarbeit bei der Datenauswertung: Matthias Mehldau. Mit * markierte Namen haben wir geändert.

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Brasilien: Social Media-Plattformen ignorieren Anhörung zu Desinformation und Hassrede

Brasília. Bei einer öffentlichen Anhörung der Staatsanwaltschat am 22. Januar zum Thema Falschinformationen und Moderation in den Sozialen Medien sind die Stühle der großen Sozialen Netzwerke leer geblieben. Vertreter:innen von Alphabet (Google und YouTube), Discord, Kwai, LinkedIn... weiter 27.01.2025 Artikel von zu Brasilien, Medien, Menschenrechte, Politik, Wirtschaft
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Bundestagsabgeordnete Gökay Akbulut rassistisch angegriffen

Die Bundestagsabgeordnete Gökay Akbulut (Die Linke) ist nach eigenen Angaben auf einer Zugfahrt Opfer eines rassistischen und sexuellen Übergriffs geworden. Das teilte die Politikerin auf Instagram mit. Demnach befand sie sich am Samstag in einem Zug von Heidelberg nach Stuttgart, in dem sich viele Fußballfans, offenbar des VfB Stuttgart, befunden haben sollen. Die Männer hätten sie wiederholt sexuell belästigt und rassistisch beleidigt, eine Gruppe habe lautstark AfD-Parolen gerufen.

Als sie die Geschehnisse fotografierte und filmte, habe ein Mann eine Bierflasche gegen ihren Kopf geworfen, schildert Akbulut in dem Post. Sie habe „unter Schock“ gestanden, sei am Stuttgarter Bahnhof schnell ausgestiegen und habe nach der Polizei gerufen. Ihre im Krankenhaus behandelten Verletzungen seien nicht schwerwiegend gewesen, so die kurdischstämmige Politikerin.

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Akbulut macht die aktuelle Migrationsdebatte verantwortlich: „Eine aufgeheizte gesellschaftliche Stimmung, in der Migration als das Übel aller Dinge dargestellt wird, macht solche Angriffe auf Menschen mit Migrationsgeschichte erst möglich“, schreibt die 42-Jährige in ihrem Instagram-Beitrag weiter. Sie fordert Politikerinnen und Politiker, insbesondere der Union, auf, „ihren Tonfall zu mäßigen“ und nach „sachlichen Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit“ zu suchen.

Statt Forderungen der politischen Rechten zu übernehmen, brauche es „klare Kante gegen Rassismus und Rechtsextremismus“. Auch fordert Akbulut den VfB Stuttgart auf klarzustellen, „wie er künftig mit solchen rechtsextremen Fans in seinen Reihen umgehen möchte“.

Foto: https://kommunalinfo-mannheim.de/

https://anfdeutsch.com/aktuelles/gokay-akbulut-kurzzeitig-in-der-turkei-festgenommen-38619 https://anfdeutsch.com/aktuelles/akbulut-die-bundesregierung-nimmt-falsche-rucksicht-auf-die-turkei-37978 https://anfdeutsch.com/aktuelles/kon-med-verurteilt-angriffe-auf-deutsche-politiker-innen-42080

 

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Sachbuch «Ausgegendert» – eine linguistisch fundierte Verteidigung der deutschen Sprache

Transition News - 27. Januar 2025 - 0:05

Sternchen, Doppelpunkte, Unterstriche: Im deutschsprachigen Schriftverkehr wird zunehmend gegendert – in Behörden, in den Schulen und im Internet sowieso. Selbst so manche Redaktionen können nicht anders, als die eigene moralische Haltung über journalistische Standards zu stellen. Besonders Engagierte gendern selbst beim Sprechen. Ihr Ziel: die Sprache gerechter zu machen und möglichst alle Minderheiten einzuschließen.

Das Feindbild ist dabei das sogenannte generische Maskulinum. Dieses stellt Gerald Ehegartner in den Mittelpunkt seines neuen Buchs «Ausgegendert», um zu zeigen, dass diese linguistische Entität anders als von dessen Gegnern behauptet nicht auf Exklusion und schon gar nicht auf Diskriminierung abzielt.

Ehegartner ist kein Laie, kein Konservativer, der krampfhaft am Hergebrachten festhält, sondern Deutschlehrer, ein Fachmann mit linguistischem Hintergrund. Wenn er in seinem Buch in der indogermanischen Sprachgeschichte zurückgeht, wird es sehr schnell erkennbar, genauso wie seine Liebe zur deutschen Sprache. Um ihr Ausdruck zu verleihen, nimmt er sich viel Zeit. Knapp ein Drittel des Buches beschäftigt sich mit ihren Vorzügen.

Gelobt wird der reichhaltige Wortschatz, die intelligente Struktur, der beflügelnde Klang. Ehegartner versäumt es auch nicht, einflussreiche Personen zu erwähnen, Dichter, Theologen und Gelehrte, die der deutschen Sprache zu ihrer Entwicklung verhalfen. Doch ihre Eleganz ist in Gefahr, lautet die Mahnung. Die «Gender-Linguisten», wie Ehegartner die ideologischen Gegenkräfte nennt, machen die deutsche Sprache ungenießbar. «Der Schreib-, Lese-, Sprech- und Hörfluss ist aufgrund des Genderns massiv beeinträchtigt», so der Autor.

Investigative Sprachreise von den Indogermanen bis in die Gegenwart

Dabei beruht ihr Kampf für mehr Gerechtigkeit auf einer Fehlinterpretation jenes generischen Maskulinums. Das ist die Hauptthese des Buches, die Ehegartner nach dem ersten Drittel argumentativ untermauert. Dies macht er mit einer «investigativen Sprachreise von den Indogermanen bis in die Gegenwart, von der Geburt des grammatischen Geschlechts bis zur Einführung der vermeintlich gendersensiblen Sprache».

Auf diesem linguistischen Kurztrip lernen die Leser allerhand. Sie werden vertraut gemacht mit den engsten Familienmitgliedern der deutschen Sprache, sie erfahren, welche Funktionen das grammatisch männliche Geschlecht hat, und sie tauchen ein in das Geschlechterwirrwarr der Gegenwart.

Zu unterscheiden sind das biologische Geschlecht, auch Sexus genannt; das grammatische Geschlecht, als Genus bezeichnet; und das soziale Geschlecht, auch Gender genannt. Für die Anklage gegen die vermeintlich diskriminierende deutsche Sprache, schreibt Ehegartner, würden diese drei Formen «wild durcheinandergeworfen». In seinem Buch bringt er ein bisschen Ordnung in die Debatte – mit lehrreichen wie entlarvenden Aussagen.

Personenbenennung in der Einzahl und in der Mehrzahl

Sein wichtigstes Argument lautet: Das generische Maskulinum, dem Gender-Linguisten Exklusion vorwerfen, ist übergeschlechtlich und benennt allgemein Personen in der Einzahl und in der Mehrzahl. Dabei bestehe kein Interesse an der biologischen Geschlechtlichkeit, so Ehegartner.

Der Gedanke der Diskriminierung sei also fremd:

«Erst die Reduktion des grammatischen Geschlechts auf ein biologisches Niveau, was jedoch als Erweiterung propagiert wird, führt zu jenem Sexismus, der weder durch Gendersternchen, -unterstriche und -doppelpunkte, noch durch ein künstlich geschaffenes generisches Femininum überwunden werden kann.»

Auf dieser Folie demonstriert Ehegartner, dass das generische Maskulinum eben eine inkludierende Funktion hat, so wie andere Wörter, an denen sich die «Gender-Linguisten» allerdings nicht stören. Der Autor führt es an dem Wort «Tag» vor. Es kann «zum einen eine Zeiteinheit von 24 Stunden meinen, zum anderen die hellen Tagesstunden, die in Opposition zur Nacht stehen».

Auch hier inkludiert der Begriff sowohl «Tag» als auch «Nacht». Die Funktion ist somit die gleiche, nur dass es hier kein generisches Maskulinum gibt. Doch dieses wurde, wie Ehegartner schreibt, «zum Hauptfeind, zur Persona non grata auserkoren, da man ihm unterstellt, es würde die Macht der Männer festigen, in Wahrheit nur Männer ansprechen und Frauen bloß mitmeinen».

Pädagogisch geschickt

Um die deutsche Sprache vom angeblichen Sexismus und von Queerfeindlichkeit zu befreien, wird sie von den heutigen Ideologen in eine diskriminierungsfreie Sprachzone transformiert – mit bisweilen akrobatischen Verrenkungen. Wie sie aussehen, veranschaulicht Ehegarnter ebenfalls. Man lernt Pronomen wie «xier, xie, nin, sier, sif, es, per oder dey» kennen und Satzkonstruktionen, die wie eine Fremdsprache klingen.

Bei solchen Beispielen muss man zwangsläufig schmunzeln, bisweilen sogar lachen, obwohl es der Autor an diesen Stellen nicht beabsichtigt. An anderen jedoch sehr wohl: Viele Passagen sind mit Humor angereichert. Ehegartner baut hier und da einen Witz ein, gelegentlich sogar einen Kalauer.

Er bemüht auch eine einfache, verständliche Sprache, hebt besonders wichtige Aussagen in Fettschrift hervor und gibt Lektüreempfehlungen, beispielsweise das 2023 veröffentlichte Standardwerk «Studien zum genderneutralen Maskulinum» des Sprachwissenschaftlers Eckhard Meineke.

In dieser Art der Aufbereitung erkennt man den Pädagogen, der es versteht, den Stoff so zu vermitteln, dass er gut verdaubar wird. Sein Buch ist ein linguistisches Kleinod. Wer sich für Sprache interessiert, wer sich für Streitgespräche mit Argumenten munitionieren möchte, muss es lesen.

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