«Der Staat ist eine Institution, die von Banden geführt wird, die aus Mördern, Plünderern und Dieben besteht, umgeben von willfährigen Handlangern, Propagandisten, Speichelleckern, Gaunern, Lügnern, Clowns, Scharlatanen, Blendern und nützlichen Idioten - eine Institution, die alles verdreckt und verdunkelt, was sie berührt.» (– Prof. Hans-Hermann Hoppe).
Externe Ticker
When the Russia ‘Experts’ Get It Wrong
How Western Media Helped Turn Israel’s Genocide Into ‘Fake News’
Talabanî: Rechte der Kurd:innen in Syrien sichern
Der Vorsitzende der Patriotischen Union Kurdistans (YNK), Bafel Talabanî, hat sich bei einem Treffen mit Vertreter:innen der Partei der Demokratischen Einheit (PYD) für eine politische Lösung in Syrien ausgesprochen, die auch die Rechte der Kurd:innen in der neuen Staatsordnung verfassungsrechtlich absichert.
Wie das Präsidialbüro der YNK mitteilte, empfing Talabanî die PYD-Delegation um den Ko-Vorsitzenden Xerîb Hiso sowie die Exekutivratsmitglieder Salih Muslim und Foza Yûsif in seinem Amtssitz in Dabaşan. An dem Gespräch nahmen auch YNK-Funktionäre wie Kosret Resûl und Salar Lale Serhed teil.
Foto: YNK/Handout
Im Mittelpunkt des Austauschs standen die aktuellen Entwicklungen in Rojava und Syrien. Talabanî bekräftigte dabei seine Unterstützung für die Errungenschaften der Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien. Es sei unabdingbar, dass die Rechte der Kurd:innen in einer zukünftigen syrischen Verfassung garantiert und das Land auf kooperativer, gleichberechtigter Grundlage regiert werde. Eine syrische Regierung müsse alle Bevölkerungsgruppen angemessen vertreten, so Talabanî.
Die PYD-Delegation überbrachte Talabanî außerdem die Grüße von Mazlum Abdi, dem Generalkommandanten der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), und bekräftigte die Unterstützung von PYD und QSD für einen gemeinsamen politischen Weg.
https://deutsch.anf-news.com/rojava-syrien/dialog-ja-unterordnung-nein-foza-yusif-uber-verhandlungen-mit-damaskus-47674 https://deutsch.anf-news.com/kurdistan/talabani-pkk-entwaffnung-ist-signal-fur-neue-dialogphase-47047 https://deutsch.anf-news.com/kurdistan/turkei-verlangert-luftraumsperre-fur-fluge-aus-silemani-46960 https://deutsch.anf-news.com/kurdistan/ynk-begrusst-entscheidung-der-pkk-46259
Zweite Konferenz zum Völkermord an den Kurd:innen in Silêmanî beendet
In der südkurdischen Stadt Silêmanî ist am Dienstag die 2. Internationale Wissenschaftskonferenz zum Völkermord an den Kurd:innen zu Ende gegangen. An zwei Tagen diskutierten Teilnehmer:innen aus verschiedenen Ländern über die historischen Dimensionen kurdischer Traumata sowie die politische Notwendigkeit, die Verbrechen als Genozid anzuerkennen.
Der zweite Konferenztag widmete sich insbesondere der Rolle von Medien und Literatur bei der Aufarbeitung und Vermittlung der Völkermorde. In Podiumsdiskussionen, die teils auf Kurdisch, teils auf Arabisch geführt wurden, betonten Journalist:innen, Autor:innen und Wissenschaftler:innen die Verantwortung medialer Akteur:innen, über die Geschichte und die fortdauernden Folgen der Gewalt aufzuklären.
Dabei wurde hervorgehoben, dass Anfal, Helebce, Zîlan und Dersim exemplarisch für eine Reihe systematischer Massaker stehen, die sich gegen die kurdische Bevölkerung richteten – und dies ausschließlich aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit. Die Verbrechen durch das irakische Baath-Regime und den türkischen Staat seien nicht nur politische Repressionen gewesen, sondern gezielte Akte ethnischer Vernichtung.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden auch Personen geehrt, die sich in besonderer Weise mit dem Thema Völkermord und kurdischer Kultur auseinandersetzen oder selbst betroffen sind. Auszeichnungen erhielten unter anderem der Schriftsteller und Forscher Dr. Mehmûd Zayîd, die ezidische Überlebende Iman Abdullah, der Musiker Serbest Ahmed und der Fotograf Ekbe Muhsîn.
Den Abschluss der Konferenz bildete eine Rede des Kulturministers der Kurdistan-Region des Irak, der sich bei den Teilnehmer:innen bedankte und die Bedeutung kollektiver Erinnerung für gesellschaftlichen Zusammenhalt betonte.
https://deutsch.anf-news.com/kurdistan/silemani-zweite-konferenz-zu-volkermorden-an-kurd-innen-gestartet-47668 https://deutsch.anf-news.com/kurdistan/ferman-gedenken-drei-minuten-stillstand-in-Sengal-47370 https://deutsch.anf-news.com/kurdistan/4-mai-gedenktag-des-tertele-genozids-in-dersim-46159 https://deutsch.anf-news.com/kurdistan/14-april-gedenktag-fur-die-opfer-des-anfal-genozids-45929 https://deutsch.anf-news.com/kurdistan/16-marz-1988-der-giftgasangriff-auf-helebce-45606
Enger Mitarbeiter Kennedys: US-Regierung nimmt COVID-«Impfstoffe» bald vom Markt
Die Kritik an den COVID-mRNA-«Impfstoffen» reißt nicht ab und könnte gravierender kaum sein. Zuletzt bezeichnete die Wissenschaftsautorin Debbie Lerman die experimentellen Genpräparate als «unregulierte militärische Gegenmaßnahmen». Denn sie seien keinem gesetzlich geregelten Zulassungs- oder Herstellungsprozess für Arzneimittel unterzogen, sondern auf Basis einer Notfallnormative für Kriegs- oder Terrorvorfälle mit Massenvernichtungswaffen auf den Markt gebracht worden (siehe TN-Artikel).
Jetzt könnte zumindest in den USA «innerhalb weniger Monate» das geschehen, was Kritiker der Injektionen für überfällig halten: dass sie vom Markt genommen werden. Das berichtet etwa The Daily Beast unter Berufung auf einen der engsten Mitarbeiter von Robert F. Kennedy Jr, Leiter des US-Gesundheitsministeriums HHS.
Dabei handele es sich um den britischen Kardiologen Aseem Malhotra, einen führenden Berater der Bewegung «Make America Healthy Again» (MAHA). Ihm zufolge werde Kennedys Haltung von «einflussreichen» Mitgliedern der Familie von Präsident Donald Trump geteilt. The Daily Beast weiter:
«Er sagte gegenüber dem Beast, dass viele Menschen aus dem engsten Umfeld von RFK Jr. ihm gesagt hätten, sie könnten ‹nicht verstehen›, warum der Impfstoff weiterhin verschrieben werde. Eine Entscheidung, den Impfstoff bis zum Abschluss weiterer Forschungen vom US-Markt zu nehmen, werde [ihnen zufolge] ‹innerhalb weniger Monate› fallen, auch wenn dies wahrscheinlich ‹Angst vor Chaos› auslösen und schwerwiegende rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen werde.»
Dies könnte in mehreren Phasen geschehen, wird Malhotra weiter zitiert. Dabei habe der 48-Jährige auch auf eine laufende Untersuchung von «Impfschäden» durch das Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP) hingewiesen. «Angesichts der zunehmenden Diskussionen über Impfschäden in den vergangenen Wochen innerhalb der Regierung könnte es aber auch zu einer klaren Entscheidung kommen.»
Malhotra habe auch darauf verwiesen, dass die Skepsis in Kennedys Umfeld gegenüber der COVID-19-«Impfung» auf eine in der Zeitschrift Vaccine im Jahr 2022 erschienene Placebo-Studie zurückzuführen sei. Die Arbeit trägt den Titel «Serious adverse events of special interest following mRNA COVID-19 vaccination in randomized trials in adults», und in ihr heißt es:
«Insgesamt bestand bei Empfängern des mRNA-Impfstoffs ein um 16 Prozent höheres Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen ... Das in unserer Studie festgestellte erhöhte Risiko schwerwiegender unerwünschter Ereignisse weist auf die Notwendigkeit formaler Schaden-Nutzen-Analysen hin, insbesondere solcher, die nach dem Risiko schwerwiegender COVID-19-Verläufe stratifiziert sind.»
Malhotra gehöre zwar nicht zu den Autoren der Studie, so The Daily Beast, er habe die Ergebnisse aber während einer Videokonferenz des MAHA-Aktionsteams am 9. Juli vorgestellt, an der auch hochrangige Mitarbeiter Kennedys teilgenommen hätten. Ihm zufolge hätten die Ergebnisse der Studie bei vielen Anwesenden einen «Du-heilige-Scheiße»-Aufschrei ausgelöst.
Es werde nun erwartet, dass Malhotra im September im Rahmen einer Reise zu Kennedy und anderen HHS-Mitarbeitern persönlich mit Trump zusammentrifft, um ihm seine Ansichten zu den mRNA-Spritzen darzulegen. Dazu Malhotra weiter:
«Ich denke, Trump wird es verstehen, weil es in seinem Interesse ist. Diese Informationen weisen nur in eine Richtung: Mit dem System läuft etwas ganz und gar nicht. Ich denke, sobald er die Situation versteht, wird ihn das ermutigen, das System zu ändern. Er ist in der Lage, es zu ändern. Damit kann er ein bleibendes Erbe hinterlassen.»
Dies wäre auch deshalb äußerst bemerkenswert, da es niemand anderes als Tump war, der am 8. Dezember 2020 – also während seiner ersten Amtszeit und kurz vor der Einführung der Präparate – die Entwicklung eines Corona-«Impfstoffs» im Rahmen der «Operation Warp Speed»* als «monumentale Errungenschaft» präsentierte. Wörtlich sagte er:
«Wir sind hier, um über eine monumentale nationale Errungenschaft zu sprechen. Von dem Moment an, als das Coronavirus unsere Küsten erreichte, haben wir mit rasender Geschwindigkeit an der Entwicklung eines sicheren und wirksamen Impfstoffs gearbeitet. Normalerweise würde dies fünf, sechs, sieben oder sogar noch länger dauern.
Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir die gesamte Macht der Regierung, das Genie amerikanischer Wissenschaftler und die Macht der amerikanischen Industrie genutzt, um weltweit Millionen von Menschenleben zu retten. Wir sind nur noch wenige Tage von der Zulassung durch die FDA entfernt und setzen uns mit Hochdruck dafür ein. Anschließend werden wir umgehend mit der Massenverteilung beginnen.»
Dass die COVID-Injektionen in der Trump-Administration keinen guten Stand haben, zeigt sich auch daran, dass RFK Jr. bereits vor wenigen Wochen mRNA-«Impfstoff»verträge im Wert von 500 Millionen Dollar aufgekündigt hatte. Kritiker der mRNA-Präparate erachteten diese Entscheidung als «Schritt in die richtige Richtung» (siehe TN-Beitrag dazu).
* «Operation Warp Speed» war eine öffentlich-private Partnerschaft, die von der ersten Trump-Administration initiiert wurde, um die Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb von COVID-19-«Impfstoffen», -Therapeutika und -Diagnostika zu erleichtern und zu beschleunigen.
Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki – Fakten und Fiktionen
Michael Palmer, Mediziner und Mitglied des Vereins Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie (MWGFD), bürstet gerne gegen den Strich. Das ist grundsätzlich auch eine gute Sache, denn wenn man sich den vielerorts erbärmlichen Zustand der Welt anschaut, so gibt es Etliches, wogegen protestiert und angegangen werden sollte. Wichtig dabei ist halt, dass der «Protest» stets faktisch sauber unterfüttert ist.
Zu Palmers Thesen zu den Themen Virusnachweis und Polio wurde auf Transition News ausführlich Stellung bezogen. Nun hat sich Peter F. Mayer, Herausgeber von TKP, in seinem Beitrag «Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki – Fakten und Fiktionen» dezidiert der Behauptung von Palmer angenommen, die er in seinem Buch «Hiroshima revidiert» aufstellt: dass gar keine Atombomben gezündet wurden. Mayers Analyse erschien zuerst am 18. August auf seinem Portal und wurde mit seiner freundlichen Genehmigung übernommen.
Die Thematik hat auch eine Aktualität, hat sich doch die Zerstörung der beiden japanischen Großstädte Anfang August zum 80. Mal gejährt (siehe dazu auch den TN-Artikel «US-Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki eröffneten den ‹Kalten Krieg›»).
***
Die ersten Atombomben wurden gegen Hiroshima und Nagasaki eingesetzt. Michael Palmers Buch «Hiroshima revidiert» versucht, daran Zweifel zu wecken. Das wurde in dem TKP-Artikel «Warfen die USA 1945 Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki ab?» als faktisch falsch kritisiert (die Replik dazu von Palmer findet sich hier).
Zu diesem Artikel gab es einige Leserbriefe und Kommentare, die die Existenz von Atombomben grundsätzlich anzweifelten oder verneinten. Auch wurde behauptet, es hätte nie Unfälle mit Atombomben gegeben. Palmer selbst äußert sich allerdings bereits auf Seite 3 seines Werkes sehr zweideutig. So erwähnt er ein Buch, das «die Existenz von Atomwaffen gänzlich ablehnt» und das behauptet, «dass Atombomben prinzipiell unmöglich sind». Palmer weiter: «Er legt in der Tat reichlich Beweise dafür vor, dass die Fälschungen weit über Hiroshima und Nagasaki hinausgehen und ich empfehle sein Buch wärmstens.»
In einer Fußnote rückt Palmer aber etwas davon ab und merkt an, dass er «atomare Detonationen prinzipiell [sic!] für möglich halte». Angesichts des Umstandes, dass allein die USA im Besitz von 6000 Nuklearwaffen sind, und dass es offensichtlich eine wachsende Gefahr eines Nuklearkrieges gibt, halte ich solche zweideutigen Äußerungen für verantwortungslos.
Im Folgenden werde ich zuerst kurz über Zwischenfälle mit Atombomben und den Test mit der bisher größten Nuklearwaffe berichten. Dann kommt die «Gegendarstellung» von Palmer und danach noch eine Replik von mir. Es wird also etwas länger, aber bleiben Sie dran, ich verspreche solide und aufschlussreiche Information.
Die verlorenen Atombomben von PalomaresEin mit vier Wasserstoffbomben bestückter US-Bomber und ein Tankflugzeug kollidierten am 17. Januar 1966 in der Luft. Keine der Wasserstoffbomben ging hoch, aber die mit Plutonium gefüllten konventionellen Sprengladungen von zwei der Bomben explodierten und verteilten mehrere Kilo radioaktives Plutonium-239 über circa 435 Hektar Agrarland. Die Franco-Diktatur spielte den Absturz herunter.
Das andalusische Dorf Palomares wurde nicht evakuiert und es wurde darauf verzichtet, es zu reinigen. Am 2. Februar 1966 einigten sich die Repräsentanten der amerikanischen und spanischen Atombehörden lediglich auf ein beschränktes Dekontaminierungsprogramm: Etwa 1400 Tonnen Erdboden radioaktiv kontaminierter Tomatenplantagen wurden abgetragen. Die radioaktiv verseuchten Flächen wurden ohne jede Einschränkung zum Anbau landwirtschaftlicher Produkte freigegeben und über Jahrzehnte hinweg, zum Teil bis heute, genutzt. Erst im Jahr 2007 wurden einige der am stärksten kontaminierten Gebiete, insgesamt 40 Hektar, enteignet und als 5 Sperrzonen abgezäunt. Nach 1985 erhielten rund 522 Einwohner von Palomares eine Entschädigung der US-Regierung in Höhe von insgesamt 600.000 US-Dollar und die Stadt weitere 200.000 US-Dollar für eine Entsalzungsanlage.
Ein weiterer Unfall sowie der Absturz eines Nuklearwaffen-beladenen B-52-Bombers nahe der Thule Air Base ereigneten sich am 21. Januar 1968, bei dem es ebenfalls zu radioaktiver Kontamination kam, wobei nicht alle Teile der Wasserstoffbomben wiedergefunden werden konnten.
Der größte jemals durchgeführte Test einer WasserstoffbombeAm 30. Oktober 1961 erzeugte eine Wasserstoffbombe die größte jemals von Menschen verursachte Explosion. Die «Zar-Bombe» (auf Englisch «Tsar Bomba») wog 27 Tonnen, war 8 Meter lang und maß 2,1 Meter im Durchmesser. Sie war als dreistufige Fusionsbombe konstruiert und für eine maximale Sprengkraft von 100 MT ausgelegt.
Maßstabsgerechtes Modell der Zar-Bombe im Sarower Atombombenmuseum; Quelle: Wikipedia
Um die radioaktive Belastung um 97 Prozent zu reduzieren, wurde für den Test die Sprengkraft auf die Hälfte (50 MT) verringert, indem das durch schnelle Neutronen spaltbare Uran-238 des Mantels der dritten und möglicherweise auch der zweiten Stufe durch Blei ersetzt wurde. Als Fusionsbrennstoff wurde Lithiumdeuterid verwendet. In Relation zu ihrer Sprengkraft wurde diese Bombe damit zur «saubersten» jemals eingesetzten Kernwaffe. Eine «konventionelle» Atombombenexplosion erzeugte die Temperatur und den Druck, um den Lithiumhydridbrennstoff zu fusionieren, woraus sich dann die gigantische Energie und damit Sprengkraft ergab.
Die USA, die in der Nähe des öffentlich angekündigten Tests Beobachtungsflugzeuge stationiert hatten, schätzen die Sprengkraft auf 57 Megatonnen TNT, ungefähr das 4000-fache der Hiroshima-Bombe.
Die Explosion fand in einer Höhe von etwa 4000 m statt. Der Feuerball der Explosion berührte den Erdboden nicht, obwohl er etwa die Flughöhe des Trägerflugzeuges erreichte. Ursache war die vom Boden zurückgeworfene Druckwelle, die den Feuerball flach und nach oben drückte. Dadurch hielt sich die radioaktive Verstrahlung in Grenzen.
Der charakteristische kurze Strahlungsblitz der eigentlichen thermonuklearen Explosion im Bereich unter 1 Millisekunde sowie der kurz darauf folgende Strahlungsimpuls des Feuerballes im Sekundenbereich wurden von vielen Beobachtungsstandorten aus registriert und vermessen. Trotz bewölkten Himmels war die Wärmestrahlung in 270 km Entfernung spürbar und der Blitz war in 1000 km Entfernung sichtbar. In Norwegen und Finnland zerbrachen Fensterscheiben.
Widerlegung der Behauptungen von PalmerZunächst zum Bericht in den Memoiren des Physikers Michael Carmac. Palmer schreibt, «Camac geht in seiner Beschreibung der Experimente von 1944 überhaupt nicht auf den Grad der Anreicherung von Uran 235 ein, und auch nicht auf die Verwendung von Moderator-Materialien».
Das ist teils falsch und teils irreführend. Palmer hat entweder den von ihm zitierten Bericht nicht gelesen oder nicht verstanden. Wenn ein Physiker schreibt
«Ich nahm an einem Experiment teil, bei dem Uran-235 in einer Plastiktüte durch die Mitte einer aus Kohlenwasserstoffen bestehenden Kugel fallen gelassen wurde. Der Zweck war, die kritische Masse zu bestimmen.»
dann meint er Uran-235 und nicht Natururan oder Uran-238. Es muss also angereichert gewesen sein und das wohl waffenfähig, sonst macht die Absicht, «die kritische Masse zu bestimmen», keinen Sinn.
Und das sagt Carmac ganz zu Beginn des von Palmer zitierten Textes auch explizit, wie ich in meinem Artikel in deutscher Übersetzung wiedergegeben habe:
«… arbeitete in der Gruppe, die die Menge an Uran-235 bestimmte, die für die Herstellung einer Atombombe benötigt wurde.»
Was genau ist daran unverständlich? Es geht um Uran-235 für die Herstellung einer Atombombe. Es muss mindestens 80 Prozent angereichert gewesen sein.
Aber es geht noch weiter. Carmac schreibt:
«Die Experimente dienten dazu, die von Uran-235 (eine Anordnung von ½-Zoll-Uran-235-Würfeln) erzeugte Kernstrahlung zu messen, die in der Mitte eines Tamper-Behälters platziert war.»
Carmac erwähnt hier ganz explizit Moderator-Materialien, was der Mediziner Palmer entweder nicht zur Kenntnis genommen hat, oder er kennt den Fachausdruck Tamper nicht, was für den Autor eines Buches über Atombomben wenig hilfreich ist.
Als Tamper wird zum Beispiel ein Kaffeedrücker bezeichnet, als Zeitwort verwendet, meint es «verhindern», «ändern», «einschließen».
Und in der Nuklearindustrie bedeutet es auf Englisch und Deutsch Neutronenreflektor, Eindämmung und Abschirmung, also genau das, was Palmer abgeht.
Und was wurde genau damit gemacht? Carmac (siehe auch meinen Artikel «Warfen die USA 1945 Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki ab?»):
«Der Tamper war mit Kohlenwasserstoffen, Metallen oder anderen Materialien gefüllt. Ein Teil der bei den Kernreaktionen von Uran-235 entstandenen Neutronen verließ das Uran, drang in den Tamper ein und wurde wieder in das Uran zurückgestreut. Es wurden Tests mit unterschiedlichen Mengen an Uran, Tampergrößen oder Tampermaterialien durchgeführt.»
Carmac nahm also an Tests teil, bei denen Reflektoren und Abschirmungen für die Atombombe getestet wurden, also genau die Moderator-Materialien, von denen Palmer nichts mitbekommen hat.
Und weiter:
«Es wurden Tests mit unterschiedlichen Mengen an Uran, Größen oder Tamper-Materialien durchgeführt. Mit den Tests sollten die kritischen Konfigurationen ermittelt werden.»
Was Tamper in der Nuklearindustrie bedeutet, kann man binnen drei Minuten im Netz finden. Oder man fragt irgendeine KI, dann hat man es in 10 Sekunden.
Der Tamper ist ein zentraler Bestandteil vieler Nuklearwaffen und spielt eine wichtige Rolle bei der Steigerung der Effizienz und Sprengkraft der Explosion. Ein Tamper ist eine dichte Schicht aus Material, die das spaltbare Material (wie Uran-235 oder Plutonium-239) in einer Nuklearwaffe umgibt. Dieses Material kann aus hochdichtem Metall bestehen (etwa Uran-238, Beryllium, Wolfram oder Blei). Bei Fusionsbomben wird spaltbares Material verwendet, um die Explosionsausbeute zu erhöhen.
Der Tamper hält das spaltbare Material für einen kurzen Moment zusammen, nachdem die Kettenreaktion begonnen hat. Dadurch wird mehr Material gespalten, bevor die Waffe auseinanderfliegt.
Viele Tamper-Materialien reflektieren Neutronen zurück in den Reaktionskern, was die Effizienz der Spaltung erhöht. In einer klassischen Plutonium-Implosionswaffe (zum Beispiel die «Fat Man», die am 9. August 1945 über Nagasaki abgeworfen wurde) wird ein Tamper aus natürlichem Uran verwendet.
Palmer zitiert also gleich auf den ersten beiden Seiten seines Buches «Memoiren eines Physikers», aus denen zweifelsfrei hervorgeht, dass er an einer Atombombe gearbeitet hat und dass die dafür erforderlichen Experimente vorgenommen wurden.
Die Memoiren könnten auch eine Fälschung sein und beweisen daher die Existenz und den Abwurf nicht schlüssig. Aber wir sehen, dass Palmer den einfachen und klaren Text offenbar noch immer nicht richtig rezipiert. Es ist schon sehr mutig, ein Buch über ein Thema zu verfassen und gleich auf den ersten beiden Seiten ein Beweisdokument völlig sinnverkehrt darzustellen.
Zum Thema AnreicherungPalmer schreibt in seiner Gegendarstellung:
«Aber es waren die Sowjets selbst …, welche in den Nachkriegsjahren die erste praktische Methode zur Uran-Anreicherung entwickelten! Diese Methode, nämlich die Gaszentrifugation, setzte sich sofort weltweit durch, nachdem sie allgemein bekannt geworden war, und sie ist bis heute ohne Konkurrenz geblieben.»
Auch hier irrt Palmer. Selbst bei geringem technischen und naturwissenschaftlichen Basiswissen wird man mehrere Möglichkeiten erwarten, um die Unterschiede der einzelnen Isotopen zu deren Trennung zu verwenden. Und tatsächlich kennen wir Gasdiffusion, thermische Diffusion, elektromagnetische Trennung, Zentrifugierung und Laseranreicherung. Die ersten drei Verfahren sind historisch und wurden im Manhattan-Projekt [1] zumindest getestet und angewendet. Gaszentrifugen sind derzeit die am meisten verbreitete Methode, Laseranreicherung ist die bei Weitem effektivste.
Die Anreicherung von U-235 via dem gasförmigen Uranhexafluorid erfolgte im Manhattan-Projekt hauptsächlich durch Gasdiffusion. Das Verfahren wurde von den Physikern Franz Simon und Nicholas Kurti ab April 1940 entwickelt und aufgebaut. Simon, der als einer der weltbesten Experten auf dem Gebiet der Gasdiffusion galt, wurde durch die MAUD-Kommission angeheuert und beauftragt, die Methode zu entwickeln und einzusetzen.
Das 235U wurde im Oak Ridge National Laboratory in Y-12 angereichert, das 239Pu stammte aus Reaktoren in Hanford.
Mehr dazu und zu den Entwicklungsarbeiten an den Bomben ist in einer Studie von Jesson Hutchinson mit dem Titel «Criticality Experiments with Fast 235U and 239Pu Metal and Hydride Systems During the Manhattan Project» beschrieben.
Auch die Plutoniumproduktion startete im gleichen Zeitraum. Das Plutonium in den Bomben kommt mittlerweile in die Jahre und soll um 1,5 Billionen Euro «aufgefrischt» werden. Dazu gibt es einen interessanten Artikel von InfoSperber vom Dezember 2023 mit dem Hinweis, dass «Plutonium erst vor 80 Jahren zum ersten Mal synthetisiert wurde», also im Jahr 1943.
Palmer stützt sich weiter darauf, dass «Atom-Spion Klaus Fuchs … seinen Kontaktleuten im Jahr 1944 [sagte], dass effektive Methoden zur Uran-Anreicherung zu diesem Zeitpunkt noch nicht beherrscht wurden, und er war nicht optimistisch, dass sich dies bis zum Juli 1945 ändern würde».
Fuchs war in der theoretischen Abteilung beschäftigt. Die Abteilungen waren streng getrennt und die Mitarbeiter einer Abteilung erfuhren gar nichts über das, was die anderen Abteilungen taten. Fuchs war also offenbar nur unvollständig informiert.
Die UdSSR machte ihren ersten Atomtest erst am 29. August 1949, die USA veranstalteten dagegen bereits am 20. Juni 1946 im Bikini-Atoll einen weiteren Test mit einer dem Nagasaki-Modell baugleichen Plutoniumbombe, abgeworfen aus einem Flugzeug und gezündet in 158 m Höhe:
Die «Baker»-Explosion, Teil der «Operation Crossroads», eines Atomwaffentests des US-Militärs am 25. Juli 1946 im Bikini-Atoll in Mikronesien. Die weitere, äußere Wolke ist eigentlich nur eine Kondensationswolke, die nur sehr kurzzeitig existierte. Es gab keinen klassischen Atompilz, der in die Stratosphäre aufstieg. Das bei der Explosion freigesetzte Wasser war hochradioaktiv und verseuchte viele der in der Nähe stationierten Schiffe; Quelle: commons.wikimedia.org
Anwesend waren viele Medien und zivile Beobachter, unter anderem aus der Sowjetunion.
Am 24. Juli wurde dann eine baugleiche Bombe ebenfalls beim Bikini-Atoll in 27 Metern Wassertiefe gezündet.
Der radioaktive Fallout in Hiroshima und NagasakiNoch unter dem Kapitel «Anreicherung» merkt Palmer an:
«In Hiroshima finden sich im Fallout von 1945 nur extrem geringe Spuren von Uran-235, und ein hoher Grad von Anreicherung dieses Spuren-Isotops lässt sich nicht nachweisen.»
Um über den Fallout sowie die Erzeugung radioaktiver Isotope urteilen zu können, müssen wir die Dynamik des Explosionsgeschehens studieren. Und da gibt es gravierende Unterschiede, je nach Explosionshöhe. Der größte Fallout ist zu erwarten bei einer Explosion am Boden. Was bei der Explosion unten geschleudert wird, verbleibt wohl zu großen Teilen am Boden. Die Kontamination wird nicht so stark sein wie in Palomares, aber ähnlich stark.
Bei einer Explosion in großer Höhe wird durch die vom Boden zurückgeworfene Druckwelle, die den Feuerball flach und nach oben drückt, auch die Kontamination überwiegend auf die Seiten gedrückt und über ein größeres Gebiet verteilt. Im Hypozentrum ist daher die Kontamination gering. Weiter sind Wind und Wetter zu berücksichtigen.
Das stimmt mit den Befunden überein, die Palmer fälschlich gegen die Explosion der beiden Atombomben in Stellung bringt. Zum Beispiel die Erkrankungen von Personen am Rande des Gebietes.
Schon in meinem erwähnten Artikel vom 12. August stand, dass die Bomben in etwa 600 Metern über dem Boden gezündet worden waren. Auf dem Boden unmittelbar unter der Bombe ist daher nur ein geringer Teil des Bombenmaterials zu erwarten.
Die wesentlichen Strahlungskomponenten dieser Art von Bomben waren Neutronenschauer, die in der Materie am Boden vielfältige radioaktive Isotope erzeugen. So wurden radioaktive Isotope wie 152Europium oder 60Cobalt erzeugt, deren Messungen in einer Reihe von Studien dokumentiert sind (siehe etwa hier).
Eine ganze Reihe von Studien zeigt, dass die von den Neutronenschauern erzeugten radioaktiven Isotope den klaren Nachweis liefern, dass tatsächlich Atombomben über Hiroshima und Nagasaki explodiert sind. Zu den durch die Neutronenstrahlung ausgelösten Reaktionen gehören übrigens auch Transmutationen stabiler Stoffe, wie etwa Uran-238 → Plutonium-239 (über Zwischenreaktionen), was das Auffinden von Plutonium erklärt.
Es gibt eindeutige wissenschaftliche Belege dafür, dass 152Eu-Konzentrationen in Hiroshima nach dem Atombombenabwurf signifikant erhöht waren – insbesondere aufgrund von neutroneninduzierten Aktivierungen in Materialien wie Gestein und Beton. Zahlreiche Studien belegen diesen Effekt und vergleichen die Messwerte mit theoretischen Dosismodellen.
Details einer kleinen Auswahl aus den Studien aus Hiroshima sind hier dokumentiert.
Messungen des Plutonium-Fallout in NagasakiDie Verteilung von Plutonium nach dem Atombombenabwurf in Nagasaki lässt sich durch umfassende, interdisziplinäre Studien gut rekonstruieren. Dabei werden Methoden wie Boden- und Sedimentanalysen, Isotopensignaturen, biologische Marker und histologische Organanalysen kombiniert.
Das Ergebnis: Plutonium wurde weitflächig, insbesondere in Richtung Osten, abgelagert, größtenteils vom Bombenabwurf selbst, und ist auf vielfältigen Wegen – auch in Biota und Organen – nachgewiesen worden. Details von einigen wenigen der vielen Studien finden sich hier.
Zu den von Neutronen induzierten Isotopen gibt es für Nagasaki ebenso wie für Hiroshima eine Reihe von Studien, die beweisen, dass diese durch die Explosion der Atombombe verursacht wurden.
Gefälschte und zensierte medizinische BerichteWir müssen uns zudem noch kurz mit den medizinischen Daten befassen. Palmer beruft sich auf medizinische Berichte von den Verletzungen, die direkt nach den Explosionen erstellt wurden. Diese sind vermutlich stark verfälscht worden, und die gröbsten Verletzungen sind nicht berichtet worden. Darauf weisen jüngste Medienbeiträge hin.
Auf einen bisher unbekannten Aspekt und Zweck des Angriffs verweist ein Artikel des US-Journals Miltiary Watch Magazine unter dem bezeichnenden Titel «Japanische Zivilisten als ‹Versuchskaninchen›: Die dunklen Folgen der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki».
Es geht dabei um «das höchst umstrittene Verhalten der amerikanischen Streitkräfte gegenüber der Bevölkerung von Hiroshima und Nagasaki».
Es wird auch über massive Verletzungen der medizinischen Ethik berichtet:
«Spezialisten, darunter auch amerikanische Ärzte, war es jedoch strengstens untersagt, die Opfer zu behandeln oder Informationen über ihre Erkenntnisse weiterzugeben, die zu deren Behandlung hätten beitragen können. Dies hatte zur Folge, dass japanische Ärzte das neue Phänomen der Strahlenvergiftung nicht verstehen konnten.»
Offenbar gab es auch im US-Militär genügend Bereitschaft, sich so zu benehmen wie die deutschen Ärzte in den KZs. Palmer hat recht, wenn er von Lügen und Fälschungen schreibt. Allerdings stammen sie von den Ärzten und nicht von den Atomphysikern und Naturwissenschaftlern.
Noch schwerwiegender war jedoch, dass sie die Existenz einer radioaktiven Kontamination oder ungewöhnlicher Zustände bei den Überlebenden der Atomangriffe leugneten und jegliche Erwähnung dieses Themas streng zensierten.
Die Datenfälschung wird also aktuell von einem US-Fachmagazin bestätigt.
Auf die verbrecherischen Aktivitäten der Ärzte in Hiroshima und Nagasaki geht der Mediziner Palmer in seiner Replik auf meinen Bericht darüber bezeichnenderweise nicht ein.
Worauf ich derweil noch eingehen muss, ist der Abschnitt «Lügen und Wahrheit in der wissenschaftlichen Literatur»: Palmer schreibt:
«Die Situation ist hier ganz ähnlich wie bei COVID-19 oder beim ‹Klimawandel›. Wenn man blindlings dem Konsens der Literatur folgt, die sich in PubMed oder ähnlichen Datenbanken findet, dann wird man unweigerlich zum folgenden Ergebnis kommen: Nur die COVID-Impfstoffe haben uns vor dem sicheren Tod bewahrt, und in spätestens drei Wochen wird Grönland in Flammen stehen.
Alle drei Beispiele sind Symptome derselben zutiefst korrupten ‹Wissenschafts›-Kultur. Der Konsens beruht immer und überall auf einseitigen Anreizen, Zensur und Betrug. Im Fall der angeblichen Atombomben wurde viel physikalische Evidenz getürkt. Wir haben das oben am Beispiel des Fallouts gesehen; die Evidenz für Gamma- und Neutronenstrahlung wurde nachweislich ebenfalls gefälscht.»
Physiker und Mathematiker wie Niels Bohr, Enrico Fermi, Hans Bethe, Eugene Wigner, John von Neumann, Richard Feynman, James Chadwick, Ernest Lawrence, Isidor Isaac Rabi, Wolfgang Pauli und einige weitere Nobelpreisträger Lügner und Betrüger zu nennen, ist ein starkes Stück.
Denn gerade diese Wissenschaftler haben den Konsens immer wieder gesprengt und Neues geschaffen – ganz anders als die Corona-Virologen und Pharmalobbyisten oder die Ökonomen, Erdwissenschaftler und Modellierer der IPCC-Klimapaniker und Sonnenleugner. Auch hier sind es die Physiker, die dagegenhalten, saubere Studien und Messungen machen und etwa ein modernes solares Minimum mit einer kommenden kleinen Eiszeit prognostizieren.
Palmer wäre gut beraten, sein Buch zurückzuziehen. Die Verharmlosung und Leugnung von Nuklearwaffen könnte zu keiner gefährlicheren Zeit kommen als heute.
[1] Das Manhattan-Projekt (nach der Tarnbezeichnung «Manhattan Engineer District») war ein militärisches Atomforschungsprojekt. Ab 1942 wurden darin alle Tätigkeiten der Vereinigten Staaten während des Zweiten Weltkrieges zur Entwicklung und zum Bau einer Atombombe zusammengefasst und damit die 1938 von Otto Hahn, Fritz Straßmann und Lise Meitner entdeckte Kernspaltung militärisch nutzbar gemacht.
***
Peter F. Mayer ist Herausgeber und Eigentümer von TKP, einem «Blog für Science & Politik», das sich versteht als ein Redaktionsnetzwerk eigenständiger Autoren, unabhängig von politischen Parteien oder Organisationen.
Wo steht unsere Ökonomie? Kommt endlose Stagnation?
Am 22. August konnte man in den Medien lesen: «Deutsche Wirtschaft schrumpft mehr als erwartet.» Demnach ging die deutsche Wirtschaftsleistung im 2. Quartal 2025 gegenüber dem 1. Quartal real, also inflationsbereinigt, um 0,3 Prozent zurück. Als Grund wurden fallende Investitionen, enttäuschender Konsum und Zölle genannt. In den nächsten Quartalen soll das Wachstum schwach bleiben oder gar die Schrumpfung weitergehen.
Stagnation seit sechs JahrenDas offizielle reale, kaufkraftbereinigte Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist heute niedriger als vor fünf Jahren. Es lag 2024 bei 62.800 US-Dollar, 2019 bei 62.900. Seit 2018 stagniert die reale Wirtschaftskraft pro Kopf in Deutschland.
Laut Statistischem Bundesamt waren die Reallöhne in Deutschland im ersten Quartal 2025 niedriger als im ersten Quartal 2019. Die arbeitenden Menschen verdienen heute nach offiziellen Angaben real, inflationsbereinigt also weniger als vor fünf Jahren.
Kurz: Seit etwa sechs bis sieben Jahren stagnieren die deutsche Wirtschaft und die Reallöhne. Und die Aussichten für die kommenden Monate sind schlecht. Was ist los mit der deutschen Wirtschaft, der deutschen Gesellschaft?
Die Schere geht aufDas sind die offiziellen Durchschnittszahlen. Allerdings hat sich in den letzten Jahren, ja, seit Jahrzehnten, die Ungleichverteilung der Einkommen in Deutschland verstärkt. So war das Einkommen der obersten 20 Prozent der Menschen 2018 etwa 4,3-mal so hoch wie das der untersten 20 Prozent, 2022 war es 4,6-mal so hoch.
Die Zahl der in armen Haushalten lebenden Menschen betrug 2018 16,4 Prozent, 2021 waren es 17,8 Prozent. Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung schreibt dazu im Dezember 2024:
«Der Anteil der Bevölkerung, der unterhalb der Armutsgrenze lebt, ist seit 2010 um mehr als drei Prozentpunkte auf 17,8 Prozent gestiegen und hat damit am aktuellen Rand einen Höchstwert erreicht. Der Anstieg vollzieht sich fast kontinuierlich über alle untersuchten Jahre hinweg. Der Anteil der Menschen in strenger Armut ist – relativ gesehen – noch stärker gestiegen als die Armutsquote (von 7,8 Prozent auf 11,3 Prozent).»
WohnenAußerdem leiden ärmere Haushalte stark unter steigenden Mietkosten. Überhaupt ist Wohnen heute offenbar teurer und weniger erschwinglich als vor einer Generation. Reuters spricht von der «stärksten Wohnungsmarktkrise seit einer Generation». Innerhalb der letzten 30 Jahre verdreifachte sich demnach der Anteil der Haushalte, die über 40 Prozent ihres Einkommens für Miete ausgeben von 5 auf 14 Prozent.
Bereits im November 2022 lautete der Titel eines Berichtes im staatlichen MDR: «Eigene Immobilie für junge Menschen kaum bezahlbar: Hohe Immobilienpreise, Baukosten, steigende Bauzinsen machen gerade für junge Familien eigene vier Wände unerschwinglich. Fachleute sprechen schon von einem ‹Intergenerationenproblem›.» Was heißt Intergenerationenproblem? Dass es heute junge Familien schwerer haben also vor einer Generation, sich die eigenen vier Wände zu leisten. Nach offiziellen Angaben ist das BIP in Deutschland von 2000 bis heute real um etwa 28 Prozent gewachsen. Wo ist dieses ganz Wachstum hingegangen? Warum können sich junge Menschen trotz einer offiziellen Wohlstandmehrung um knapp ein Drittel heute schlechter eine Eigentumswohnung leisten als vor einer Generation?
Exkurs: Zunehmende Rüstungsausgaben senken allgemeinen Wohlstande und verteuern WohneigentumAm Rande sei bemerkt, dass sich durch die dramatisch steigenden Rüstungsausgaben der neuen Bundesregierung unter Kanzler Merz an den Kapitalmärkten die langfristigen Zinsen für Deutschland deutlich erhöht haben, das internationale Vertrauen in die Rückzahlfähigkeit Deutschlands hat abgenommen. Durch die gestiegenen Zinsen wird es für junge Familien seit Kanzler Merz noch schwieriger, sich die eigenen vier Wände zu leisten. Im Gegenzug sorgen steigende Rüstungsausgaben, das wissen alle Volkswirte, zu einer Senkung des Wohlstandes, weil dann weniger Ressourcen für die Zivilproduktion zur Verfügung stehen. Die jüngsten Militarisierungsbeschlüsse der Regierung Merz sorgen also dafür, dass der Wohlstand in den kommenden Jahren unter Druck kommt und Wohnen insbesondere für junge Familien teurer werden wird.
Wie geht es den Menschen «ganz unten»?Dass es den Menschen am unteren Rand in Deutschland immer schlechter geht, zeigt auch ein Blick auf den Besuch der «Tafeln». Heute nutzen die Tafeln etwa 1,5 bis 2 Millionen Menschen, 2018 waren es etwa 1,5 Millionen, 2010 etwa eine Million. Die Armut in Deutschland nimmt also ganz unübersehbar zu. Auch ein Spaziergang durch diverse deutsche Innenstädte, insbesondere durch Bahnhofsviertel, zeigt unmissverständlich, wie Elend, Not, Obdachlosigkeit, Drogenopfer, Verwahrlosung, Gleichgültigkeit und Sorge vor Kriminalität, vor allem bei Frauen, ganz offen in den Straßen zunehmen. Solche Zustände waren vor 30 Jahren undenkbar.
ZwischenergebnisKurz: Anders als die offiziell ausgewiesenen Zahlen zeigen, dürfte es der unteren Bevölkerungshälfte, mindestens dem untersten Viertel, heute nicht genauso «gut» gehen wie vor sieben Jahren, sondern deutlich schlechter. Vermutlich auch schlechter als vor 25 Jahren. Und die jüngsten Beschlüsse der Bundesregierung dürften dafür sorgen, dass es auch nicht besser wird. Im Gegenteil.
Ein längerfristiger BlickWas passiert in unserem Land? Was sind die längerfristigen Treiber dieser Entwicklungen? Betrachtet man die ökonomische Entwicklung über einen längeren Zeitraum, so zeigt sich, dass die offiziellen BIP-Zahlen sehr wenig darüber aussagen, wie es den Menschen tatsächlich materiell, ökonomisch geht. Denn vermutlich geht es den meisten Menschen in unserem Land heute real schlechter als vor 25 Jahren. Aber das wird durch die offiziellen Regierungszahlen verschleiert. Das ist für die Regierenden durchaus hilfreich, da kann man leichter regieren, dann regt sich das Wahlvolk nicht so sehr auf.
Fragwürdige BIP-MessungEigentlich ist so ziemlich allen Volkswirten spätestens seit der Enquete-Kommission «Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität» von 2010 bis 2013 klar, dass die derzeitige Messung des BIP ungeeignet für die Ermittlung des tatsächlichen Wohlstandes ist. Laut dem Schlussbericht kann man der BIP-Messung keine «Proxyfunktion für die Wohlstandsmessung» zusprechen. Keine Proxyfunktion [1] für die Wohlstandsmessung. Was heißt das genau? Dass die BIP-Messung nicht einmal annähernd etwas über die Entwicklung des Wohlstandes aussagt. Das ist ein ziemlich vernichtendes Urteil über einen so weit verbreiteten Indikator, das 2013 von über 30 Experten gefällt wurde. Was macht man, wenn ein Indikator nicht das misst, was er soll – Wohlstand? Man behält ihn bei. Warum eigentlich?
Wie geht es den Menschen heute real im Vergleich zum Jahr 2000?Wie oben erwähnt, stieg offiziell die Wirtschaftskraft Deutschlands, das BIP, seit dem Jahr 2000 real um 28 Prozent. Vermutlich gab es jedoch in den letzten vielleicht 25 Jahren trotz dieses offiziell ausgewiesenen realen Wirtschaftswachstums um knapp ein Drittel für den Großteil der Menschen in Deutschland keine Erhöhung des tatsächlichen materiellen Wohlstands. Im Wesentlichen gibt es dafür drei Gründe:
1) Wir werden immer kränker. Daher müssen immer mehr Menschen in Heilberufen arbeiten, um uns schmerzfrei und arbeitsfähig zu erhalten.
2) Es gibt immer mehr unproduktive Arbeit wie Bürokratie, Sicherheit, Überwachung, Werbung, geplanter Verschleiß usw. Je mehr wir Kraft und Zeit für nicht wertschaffende Tätigkeiten verwenden, desto ärmer werden wir.
3) Wegen der seit etwa 40 Jahren steigenden Ungleichverteilung in Deutschland kommt bei der unteren Hälfte der Bevölkerung vom Wirtschaftswachstum schon lange kaum mehr etwas an.
Ich möchte hier aus Platzgründen nur auf Punkt 2) (unproduktive Arbeit) eingehen. Das hängt stark mit Moral- und Ethikstandards zusammen.
Unproduktive Arbeit, Moral und EthikWenn die Moral- und Ethikstandards in einem Land sinken, hat das gravierende schädliche ökonomische Auswirkungen. Schlüsselfaktoren für Produzieren sind Vertrauen und Verlässlichkeit. Unsere Wirtschaft ist in höchstem Maße arbeitsteilig organisiert. Die Produktionsketten sind oft sehr lang und erstrecken sich über viele Länder und Kontinente. Wenn ein Glied in der Produktionskette bricht, funktioniert die ganze Lieferkette nicht mehr, darunter die Lockdowns und die Sanktionen im Zuge des Ukraine-Krieges, die unseren Mittelstand stark geschwächt haben. Auch die Turbulenzen nach den jüngsten Zoll-Maßnahmen der USA haben dies aufgezeigt.
Meiner Einschätzung nach nehmen Vertrauen und Verlässlichkeit seit Jahrzehnten ab. Im Gegenzug steigen Kriminalität, Wirtschaftsdelikte, Unehrlichkeit und Übervorteilung im Wirtschaftsleben deutlich und werden absolut und prozentual vermutlich weiter ansteigen [2] [3].
Wie wirkt sich das konkret auf unser Leben aus? Ein Beispiel: Wenn wegen sinkender Moralstandards die Kriminalität zunimmt, brauchen wir immer mehr Polizisten, Security- und Wachpersonal, mehr Menschen, die Überwachungskameras oder andere Sicherheitsgegenstände wie Schlösser, Riegel, Sicherheitssoftware, Waffen, Schutz- und Abwehrgeräte oder Verteidigungsgegenstände herstellen, mehr Anwälte, Richter und Gefängnisse. Eine Zunahme der Leistungen dieser Menschen steigert zwar das BIP, nicht jedoch den realen Wohlstand. Im Gegenteil. Bei zunehmender Kriminalität und Überwachung fühlen sich die Menschen weniger wohl als zuvor, als es keine oder nur selten Verbrechen gab und das BIP niedriger war.
Laut Statista nimmt in Deutschland die Sorge vor Kriminalität in den letzten Jahren stark zu. 2022 gaben 28 Prozent aller Befragten an, dass sie Kriminalität zu den wichtigsten Problemen Deutschlands zählen, 2024 waren es 38 Prozent. Bei den Befragten ohne Migrationshintergrund stieg der Anteil gar von 29 auf 41 Prozent. Das zeigt, dass gerade sogenannte «Bio-Deutsche» immer größere Angst vor Kriminalität bekommen.
Ein Blick auf die Umsatzentwicklung der Security-Branche bestätigt das. Im Zuge der «Willkommenskultur» von Kanzlerin Merkel, also in den Jahren 2014 bis 2016, erhöhten sich die Umsätze der Wach- und Sicherheitsdienste dramatisch. Bei dem oben erwähnten Spaziergang durch verschiedene deutsche Innenstädte, besonders häufig in den Bahnhofsgegenden, zeigt sich auf offener Straße ein Bild von Verwahrlosung, Armut und Bedrohung, insbesondere für Frauen, wie es vor 30 Jahren noch undenkbar war. Da helfen auch die vielen, vielen neu eingestellten Security-Leute wenig.
Abgesehen von den gesellschaftlichen und seelischen Verheerungen, die solche beunruhigenden Entwicklungen mit sich bringen, erschwert das alle Arten von vernünftigem Wirtschaften. Je mehr sich also unsere Gesellschaft in eine solche Richtung entwickelt, desto stärker wird der Wohlstand und vor allem das Wohlbefinden zurückgehen. Das führt auch dazu, dass immer mehr Menschen aus Deutschland auswandern.
Was tut die Politik?Die Politik sieht dem Geschehen seit Jahrzehnten zu, ohne etwas Nennenswertes dagegen zu unternehmen.
Zu glauben, dass man sinkende, im menschlichen Inneren liegende Ethikstandards durch äußere strenge Gesetze, Spielregeln und deren Durchsetzung mittels Druck von außen kompensieren kann, ist ein großer Irrtum [4]. Gerade die Durchsetzung von Regeln durch äußeren Druck, mit Drohung von Strafen usw., führt zu steigendem Kontroll-, Überwachungs- und Bürokratieaufwand, der keinen Wohlstand schafft, sondern nur immer mehr Ressourcen unproduktiv aufsaugt. Wenn wir so weitermachen, dürfte der von Oswald Spengler Anfang des 20. Jahrhunderts prophezeite Untergang des Abendlandes eintreten [5]. Wir befinden uns meiner Einschätzung nach seit Jahrzehnten in voller Wucht in dem von Spengler geschilderten Prozess.
Was könnte man tun?Außer vielen, vielen konkreten politischen und sozialen Maßnahmen, die man sofort ergreifen könnte, möchte ich hier insbesondere auf folgende Hintergrundmaßnahmen hinweisen:
Das Allerwichtigste wäre langfristig meiner Einschätzung nach eine Reform unseres Bildungssystems, ein freies Geistesleben, insbesondere die Einführung eines freiheitlichen, toleranten und pluralen Hochschulsystems, beispielsweise durch Bildungsgutscheine. Das Gleiche gilt für unser Schulsystem. Auch dort müssten Bildungsgutscheine eingeführt werden oder eine 100-Prozent-Finanzierung aller freien Schulträger. Wir bräuchten ganz dringend freie, Non-Profit-Schulen und Hochschulen auf dem Boden des Grundgesetzes. Wissenschafts- und Kultusministerien können wir abschaffen. Schulen und Hochschulen sollen sich so frei wie möglich selbst verwalten. Ohne Einfluss des Staates, ohne Einfluss von Konzernen und Milliardären. Auf dem Boden des Grundgesetzes.
Auch aus unseren Medien, Zeitungen, Zeitschriften usw. muss aller Einfluss von Millionären oder Milliardären sowie des Staates verschwinden [6].
Wie wir heute denken, so sieht morgen die Welt aus. Nur durch eine grundlegende Reform unseres Bildungssystems und unserer Medienlandschaft können wir langfristig unsere Gesellschaft in eine menschlichere, vernünftige Bahn bringen. Wir brauchen ein freies Geistesleben.
Referenzen:
[1] Eine Proxyfunktion wird verwendet, wenn eine bestimmte ökonomische Größe (z. B. Nutzen, Produktivität, Wohlstand) nicht direkt messbar oder schwer zu beobachten ist. Stattdessen nimmt man eine gut messbare Variable, die eng mit dieser Größe zusammenhängt, als „Proxy“ (Ersatz).
[2] Kreiß, Christian und Siebenbrock, Heinz. Blenden, Wuchern, Lamentieren – Wie die Betriebswirtschaftslehre zur Verrohung der Gesellschaft beiträgt, Europaverlag, München und Berlin, 2019
[3] Kreiß, Christian. Das Mephisto-Prinzip in unserer Wirtschaft, tredition Hamburg, 2019 (das Buch kann hier kostenlos komplett als pdf heruntergeladen werden)
[4] Kreiß, Christian und Siebenbrock, Heinz, Blenden, Wuchern, Lamentieren – Wie die Betriebswirtschaftslehre zur Verrohung der Gesellschaft beiträgt, Europaverlag, München und Berlin 2019
[5] Spengler, Oswald, Der Untergang des Abendlandes – Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte, dtv, München 1986. Ersterscheinung 1918
[6] Kreiß, Christian. Das Mephisto-Prinzip in unserer Wirtschaft, tredition Hamburg, 2019 (das Buch kann hier kostenlos komplett als pdf heruntergeladen werden)
***
Prof. Dr. Christian Kreiß, Jahrgang 1962, Studium und Promotion in Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsgeschichte an der LMU München. Neun Jahre Berufstätigkeit als Bankier, davon sieben Jahre als Investmentbanker. Seit 2002 Professor für BWL mit Schwerpunkt Investition, Finanzierung und Volkswirtschaftslehre. Autor von acht Büchern: Das Ende des Wirtschaftswachstums – Die ökonomischen und sozialen Folgen mangelnder Ethik und Moral (2023); Gekaufte Wissenschaft (2020); Das Mephisto-Prinzip in unserer Wirtschaft (2019); BWL Blenden Wuchern Lamentieren (2019, zusammen mit Heinz Siebenbrock); Werbung nein danke (2016); Gekaufte Forschung (2015); Geplanter Verschleiß (2014); Profitwahn (2013). Drei Einladungen in den Deutschen Bundestag als unabhängiger Experte (Grüne, Linke, SPD). Zahlreiche Fernseh-, Rundfunk- und Zeitschriften-Interviews, öffentliche Vorträge und Veröffentlichungen. Mitglied bei ver.di und Christen für gerechte Wirtschaftsordnung. Homepage: www.menschengerechtewirtschaft.de.
Der (verdächtige) Zeitpunkt der ukrainischen Spur bei der Sabotage von Nord Stream 1 und 2
Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung von l'AntiDiplomatico übersetzt und übernommen.
********
Es ist kein Geheimnis, dass sogenannte «Polizeioperationen» als Erfolge dargestellt werden, die dank «zufälliger Umstände» im letzten Moment zustande gekommen seien, in Wirklichkeit auf wesentlich längere Zeitabläufe zurückgehen und vor allem politischen Logiken folgen, die über Ablauf und Zeitpunkt entscheiden.
Nun, den Berichten zufolge – selbst jenen der Regimeblätter – wurden die Bewegungen des Ukrainers Sergej Kuznetsov, eines der sechs angeblichen Beteiligten an der Sabotage der Nord-Stream-Pipelines 1 und 2, seit geraumer Zeit von den Polizeibehörden verschiedener Länder überwacht. Dass seine Verhaftung jedoch erst vor wenigen Tagen erfolgte, liegt gewiss nicht daran, dass man ihn, wie es heißt, im Pyjama entspannt an einem Strand von Rimini erwischen wollte. Der Zeitpunkt der Operation folgt vielmehr einer klaren «europäistischen» Logik, die höchstwahrscheinlich mit den Plänen zur Entmachtung (wenn auch vielleicht noch nicht physischen) des Chefs der nazistischen Putsch-Junta der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, zusammenhängt.
Nach Ansicht des Militärexperten Konstantin Sivkov könnte es sich dabei um einen «Tauschhandel» handeln, den die europäischen Kanzleien Moskau angeboten haben: die Beseitigung Selenskyjs im Gegenzug für das russische Einverständnis zu «einfachen» Bedingungen – vollständige Anerkennung der Volksrepubliken Luhansk und Donetzk durch Russland, während die Regionen Cherson und Saporoschje nur zur Hälfte an Russland fallen würden. Um jedoch die Ausschaltung Selenskyjs und seiner Clique rechtfertigen zu können, muss ein Anschein von Legalität geschaffen werden, sodass die Verhaftung Kuznetsovs den Auftakt zu einer Kampagne bilden könnte, die Selenskyj und seine Leute, insbesondere den Inlandsgeheimdienst SBU unter Kirill Budanow, ins Visier nimmt.
Die Amerikaner dürften ihn problemlos loswerden. Anders verhält es sich mit Walerij Saluschnyj, dem ehemaligen Oberbefehlshaber der Streitkräfte, der später als Botschafter in London ins Exil geschickt wurde. Er stehe den Briten zwar näher, aber «er hat sich nicht die Hände schmutzig gemacht und ist eine gemäßigtere Figur»: Die Amerikaner könnten eine solche Figur akzeptieren. In Alaska, so Sivkov, habe Moskau seine eigenen Bedingungen gestellt. Trump habe sich beeilt, «das Problem mit Europa zu lösen, und dass man sich nun für die Liquidierung Selenskyjs und seines Gefolges entscheide, sei unter anderem das Ergebnis von Trumps Zusammenarbeit mit Europa und Selenskyj». Laut The Guardian blieb übrigens das jüngste Telefonat von Vizepräsident James Vance mit Saluschnyj nicht unbemerkt.
Jewgeni Umerenkow äußerte sich in der Komsomolskaja Prawda ähnlich und erklärte, Brüssel sehe allmählich das Bedürfnis, Selenskyjs Unverschämtheit zu dämpfen. Die Verhaftung eines ehemaligen SBU-Hauptmanns und damit eines Mitglieds des Budanow-Selenskyj-Kreises würde genau dies bewirken und die Verantwortung für den Pipeline-Angriff den Putschisten in Kiew zuschieben. Mit Deutschland als wichtigstem europäischen Sponsor ist Kiew nun alles andere als daran interessiert, die «ukrainische Verbindung» zu den Sabotageakten wieder aufleben zu lassen. Doch war es die deutsche Bundesanwaltschaft selbst, die Kusnezow als einen der Koordinatoren der Operation identifizierte, wenn auch mit einer für gerichtliche Äußerungen untypischen Formulierung: «scheinbar».
Wozu also die Ukraine-Verbindung jetzt wieder aufgreifen? Die Version, dass es einer Handvoll Menschen auf einer 15-Meter-Yacht mit nur 300.000 Dollar gelungen sei, das milliardenschwere Tiefseeprojekt Nord Stream lahmzulegen, erscheint zumindest «originell». Niemand hat jemals die auf Enthüllungen von Beamten der Biden-Administration beruhende Version des US-Journalisten Seymour Hersh ernsthaft in Frage gestellt, wonach die Pipelines von den Amerikanern während Militärmanövern vermint worden seien; die Norweger hätten dann die Sprengladungen gezündet. Diese Version wird einfach mit allen Mitteln vertuscht.
Und nun sprechen wir wieder über die «mutigen ukrainischen Taucher» unter dem Kommando des ehemaligen SBU-Kapitäns, mit «eiskalten Augen, einem engen schwarzen T-Shirt, einem muskulösen Körperbau und einem frisch rasierten Kopf», wie Andreina Baccaro ihn am 23. August fast bis zum Orgasmus im Corriere della Sera beschrieb und ihn dabei porträtierte, wie er «mit einer Hand das ukrainische Dreizackzeichen, ein Symbol patriotischen Stolzes» machte: ja, Bandera-Nazi-«Stolz». Warum also kommt man jetzt plötzlich wieder auf die ukrainische Spur zurück? Schließlich gibt es kaum verlässliche Beweise; alles beruht auf «höchstwahrscheinlich» und «den Anzeichen nach».
Es ist sicherlich nicht das erste Mal, dass die wenig juristische Formel «höchstwahrscheinlich» verwendet wird, um Theorien zu untermauern und in die Öffentlichkeit zu schmuggeln. Es gehe darum, die «richtigen Leute» überzeugend zu beschuldigen und politische Schlussfolgerungen zu ziehen, bemerkt Umerenkov: Ein System von solchen «Beweisen» wird nun um die Version der angeblich von den Ukrainern gesprengten Gaspipelines herum aufgebaut, mit Details, die in den Medien verbreitet werden und deren Wahrheitsgehalt niemand überprüft. So ergibt sich etwas in der Art: «Scheinbar» steckte Selenskyj hinter dem Angriff? Und Saluschny, war er wenigstens informiert? Und wie kommt es, dass die Amerikaner sie nicht davon überzeugt hatten, es sein zu lassen? Ah, sie haben nicht auf sie gehört. Und so weiter.
Tatsächlich stellt der «juristische Durchbruch» im Fall der Gaspipeline einen schweren Schlag für Selenskyj dar, den seine «europäischen Freunde» ihm versetzt haben. Tatsächlich hat der Chef der Junta in letzter Zeit übertrieben, indem er sich als «Souverän» präsentierte, dessen Anhänger, die europäischen Staats- und Regierungschefs, lediglich sein Gefolge sind. Selenskyj steht im Zentrum, während die Macrons, Mertzes, Melonis und Starmers lediglich seine Backgroundsänger sind, denen die Aufgabe zukommt, Geld bereitzustellen, Waffen zu kaufen und Sanktionen zu verschärfen.
Natürlich, so die Komsomolskaja Prawda, unterstützen die Europäer Kiew weiterhin «unerschütterlich»; und wie könnten sie auch anders, wenn ihre einzige Aussicht darin besteht, gemeinsam zu unterliegen. Doch die Unnachgiebigkeit Selenskyjs, der alle Vorschläge, selbst die von US-Präsident Trump, abgelehnt hat, scheint für seine europäischen Unterstützer zur Belastung zu werden. In solchen Fällen gibt es einen bewährten westlichen Mechanismus: die Kehrtwende in den Beziehungen zu einem ehemaligen Partner. Daher wird Kiew nun vorgeworfen, an «Vergehen gegen europäische Wohltäter» beteiligt gewesen zu sein.
Einige Beobachtungen von Le Figaro-Lesern sind treffend: «Fassen wir es zusammen: Wir bezahlen die Ukraine dafür, die Gaspipeline zu sprengen, die uns mit Energie versorgt, und dann bezahlen wir die Amerikaner dafür, die Ukraine mit Waffen und uns mit Gas zu versorgen … Und hat niemand bedacht, dass das vielleicht doch nicht die beste Strategie ist?» Und weiter: «Langsam dämmert uns, dass die USA seit Beginn dieses ganzen Ukraine-Skandals, also seit dem von der CIA organisierten Maidan von 2014, die Ukraine benutzt haben, um Russland zu destabilisieren und Europa zu zerstören und zu unterwerfen.»
Doch dann kam er, «eiskalte Augen, frisch rasierter Kopf», für höchstens 15 bis 20 Minuten: Die Friseuse-Reporterin des Corriere scheint sich damit auszukennen. Es brauchte wirklich jemanden wie ihn für diese «heikle, gefährliche Aktion. Die richtige Sprengstoffmischung musste vorbereitet, 70 bis 80 Meter unter dem Meeresboden positioniert und dann perfekt synchronisiert werden, das Timing eingehalten und im Verborgenen operiert werden. Eine Operation für Militär oder Geheimagenten.» Zum Glück war er da, «Serhii Kuznietsov» (genau so geschrieben, ukrainischer oder ukrainisch-piemontesischer geht es nicht: Copyright La Stampa, 22. August), um «das Kommando zu koordinieren, wie es scheint».
***
Fabrizio Poggi hat mit Novoe Vremja (Neue Zeiten), Radio Moskau, Il Manifesto, Avvenimenti und Liberazione zusammengearbeitet. Heute schreibt er für L'Antidiplomatico, Contropiano und die Zeitschrift Nuova Unità. Er ist Autor des Buches «Falsi storici» («Fälschungen der Geschichte»).
Interessant: Systemische Aufstellungen zur Neutralität und der Rolle der Schweiz im Ringen um Frieden
Der Modelhof in Müllheim im Kanton Thurgau öffnet seine Türen für ein außergewöhnliches Veranstaltungsformat: Unter der Leitung von Peter Klein und Burkhard Gottlieb (Integral-Systemics-Schweiz) finden verdeckte systemische Kollektivaufstellungen zu aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen statt.
Im Fokus stehen Fragen wie die Neutralität der Schweiz in Europa, die Rolle des Landes im Ringen um Frieden, die Auswirkungen neuer US-Zölle unter Donald Trump sowie die Entwicklung alternativer Gesundheitskonzepte. Ergänzt wird das Programm durch Vorträge, Meditationen, Reflexionen und offene Diskussionsrunden.
Bei verdeckten Aufstellungen wird ein Szenario mit Stellvertretern durchgespielt, ohne dass diese wissen, wofür oder für wen sie stehen – für die Neutralität, für den Bundesrat, die NATO oder für wen auch immer, der bei der gestellten Frage eine Rolle spielt.
Als Gäste angekündigt sind unter anderem die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Ulrike Guérot und Gastgeber Daniel Model sowie Dr. Andreas Heisler, der eine Aufstellung zur geistigen, körperlichen, finanziellen und seelischen Gesundheit begleitet. Ziel sei es, so die Veranstalter, Orientierung und konkrete Handlungsperspektiven in einer Zeit großer Unsicherheit zu entwickeln.
Programmzeiten:
Freitag: 12.09.2025 von 14:00 - 19:00 Uhr
Samstag: 13.09.2025 09:30 - 12:30 Uhr & 13:30 - 17:30 Uhr
Sonntag: 14.09.2025 von 09:30 - 12:30 Uhr & 13:30 - 17:30 Uhr
Der Kostenbeitrag beträgt 200 CHF / 220 Euro.
Interessierte schreiben bitte eine E-Mail an in-sys-ch@bgottlieb.ch.
Die Veranstaltung richtet sich an alle engagierten Menschen, die sich mit Herz und Geist individuell aus fremden Zwängen, welche auch immer das sein mögen, befreien wollen. Aus den Aufstellungen Schlüsse für das politische Handeln abzuleiten, ist selbstverständlich nicht verboten.
New Accountable.US Report Reveals How Trump’s Tariffs Are Hiking Grocery Prices
New research from Accountable.US finds that Trump’s tariffs are being cited as the primary factor for rising grocery costs. Nearly 90% of Americans said in August 2025 they are “stressed about the cost of groceries,” with over 50% calling food prices a “major source of stress.”
This research comes as grocers shift the added costs of Trump’s tariffs onto consumers – while he gives corporations the largest tax cuts in modern history. Food prices are projected to rise by an additional 3% in the short- and near-term due to tariffs, including fresh produce jumping by 7% and processed rice soaring by over 10%.
Here’s what major grocers that provide food to millions of American people are saying about Trump’s tariffs:
- Walmart’s CEO has warned that Trump’s tariffs “will result in higher prices,” has“made it clear that he wasn’t freezing prices,” and has observed “stress behaviors” among consumers—all while grocery sales were a “financial driver” for Walmart.
- Costco has warned that “grocery items will be particularly vulnerable” to Trump’s tariffs, that its food margins were “very tight,” and reported that it saw “inflation as a result of tariffs” for imported fresh foods.
- Kroger’s CEO observed that consumers were stretching their food budgets, while the company projected impact from Trump’s tariffs on its fresh products and planned to shift purchasing processes to mitigate tariff pressure.
- Albertsons’ CEO said the company may “pass the higher cost of goods to customers” due to Trump’s tariffs, while the company warned suppliers it would not accept cost increases, “wielding its market power like a cudgel” over smaller suppliers struggling with tariff price pressures.
- Ahold Delhaize warned Trump’s tariffs “could lead to price increases for American consumers,” cited the tariffs as an example of “geopolitical volatility” the company faced, and warned of “tight” pricing negotiations with suppliers due to tariff and inflation pressures.
“While Trump grants massive tax cuts to massive corporations and the ultra-rich, his reckless tariff policy is wreaking warrantless chaos on our economy, with grocery giants shifting market uncertainty onto consumers – all at a time when 9 in 10 Americans remain gravely concerned about food costs,” said Accountable.US President Caroline Ciccone. “It’s only the latest example of how Trump’s reckless trade policy comes at the cost of Americans’ pocketbooks.”
“Grocers are ringing alarm bells because they’re seeing the same shocking food price trends that thousands of Americans are tracking at DontInflateOurPlates.com. Working families are being crushed by Republican tariffs every time they check out at the grocery store,” said Unrig Our Economy Campaign Director Leor Tal.“It’s bad enough that Trump and congressional Republicans’ policies are driving up the cost of seeing your doctor and paying your utility bill. Sadly, Republicans are also deadset on inflicting additional pain at the checkout line – all to pay for massive tax breaks for billionaires and big corporations.”
See the full report HERE.
Diabolisch: Merkel feiert sich für ihr Zerstörungswerk
In diesen Tagen jährt sich zum zehnten Mal Angela Merkels einsame Entscheidung, Deutschland für jeden zu öffnen, der das Wort Asyl ausspricht. Damit hat sie das Land de facto zur Besiedelung und Plünderung freigegeben. Die katastrophalen Folgen sind kaum in Worte zu fassen: Millionen von Menschen, vor allem Muslime aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und […]
<p>The post Diabolisch: Merkel feiert sich für ihr Zerstörungswerk first appeared on ANSAGE.</p>
Syria, Pakistan to enhance cultural ties
Damascus, SANA- As part of the Syrian Ministry of Culture’s efforts to boost international cultural partnerships, Minister of Culture Mohammad Yassin Al-Saleh discussed on Tuesday with the Chargé d’Affaires of the Embassy of the Islamic Republic of Pakistan in Damascus, Umer Hayat Khan, areas of joint cooperation in the cultural sector.
Minister Al-Saleh said that cultural collaboration between Syria and Pakistan serves as a strategic platform for launching joint initiatives in thought, arts, and literature.
He added that Culture plays a vital role as a bridge among peoples, and that the ministry incorporates such partnerships into its broader vision of reviving Syria’s civilizational role regionally and globally.
For his part, Mr. Hayat Khan affirmed Pakistan’s keenness in expanding cultural cooperation with Syria, including strategic projects in cinema, music, language and literature, as well as initiatives focused on preserving and revitalizing cultural heritage.
He said that culture is a fundamental pillar for deepening the historical ties between the two countries and opening new horizons for future collaboration.
Mazen Eyon
Russia Calls on Israel to Allow Urgent Humanitarian Aid into Gaza
Moscow, SANA- Russian Foreign Ministry called on the Israeli authorities to take “immediate steps to prevent worsening famine” in the Gaza Strip, and allow unhindered delivery of humanitarian aid for Palestinians.
The Ministry explained in a statement Tuesday that the situation in the Gaza Strip is “rapidly deteriorating” and could threaten the lives of 132,000 children under age of five, including 41,000 children suffering from severe malnutrition. It also cautioned that the famine could extend to Khan Yunis and Deir al-Balah by the end of September.
The Ministry called on Israel for an “immediate ceasefire and unhindered access to humanitarian aid” and emphasized that the ongoing siege is deepening the humanitarian disaster.
The Ministry said that UN Security Council member states are planning a new initiative to deal with the humanitarian catastrophe in Gaza. Adding that Russia “awaits the adoption of such a document.”
Noura/Abdul
Eines Shitholes würdig: Von der Leyen als Bundespräsidentin?
Als ob es nicht genug Hiobsbotschaften gäbe, kursiert im politischen Berlin derzeit ein bemerkenswertes Gerücht, wonach EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die nächste Bundespräsidentin werden könnte. Dies will jedenfalls die stellvertretende „Spiegel“-Chefredakteurin Melanie Amann aus „Regierungskreisen“ erfahren haben. Auch wenn eine Restwahrscheinlichkeit besteht, dass es sich dabei um eine Ente handelt (zumal Amann von etlichen Themen, […]
<p>The post Eines Shitholes würdig: Von der Leyen als Bundespräsidentin? first appeared on ANSAGE.</p>
Nächtliche Ausgangssperre in Raqqa
Der Rat für Inneres im nordsyrischen Raqqa hat für den gesamten Kanton eine nächtliche Ausgangssperre zwischen 0:00 Uhr und 5:00 Uhr verhängt. Die Maßnahme, die bereits am 24. August in Kraft trat, wurde laut Behördenangaben im Rahmen eines erweiterten Sicherheitskonzepts beschlossen.
Wie der Rat mitteilte, zielt die Entscheidung darauf ab, verdächtige Aktivitäten frühzeitig zu unterbinden und die Bevölkerung vor möglichen Gefahren zu schützen. Die Behörde für innere Sicherheit in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien (Asayîş) setzt die Maßnahme mit regelmäßigen Patrouillen in der Nacht um.
Die Asayîş-Vertreterin Dalida Muhammad Saeed erklärte, dass der Schritt nicht auf ein akutes Bedrohungsszenario zurückzuführen sei, sondern als präventive Reaktion auf verschiedene Risikofaktoren erfolge. Dazu zählten die zunehmenden Aktivitäten von Schläferzellen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS), die Verbreitung manipulativer Informationen sowie Versuche, gesellschaftliche Spannungen zu schüren.
„Bislang gab es keine unmittelbaren Vorfälle, die die Ausgangssperre direkt ausgelöst hätten“, so Saeed. Vielmehr sei sie ein notwendiger Schritt, um die öffentliche Ordnung zu stabilisieren und die Sicherheitslage zu festigen.
Die Einschränkung gelte für das gesamte Verwaltungsgebiet des Kantons. Sobald sich die Sicherheitslage normalisiert habe, werde die Maßnahme aufgehoben, so Saeed weiter. Die Sicherheitskräfte arbeiteten rund um die Uhr daran, die Bevölkerung und die gesellschaftlichen Errungenschaften der Region zu schützen.
https://deutsch.anf-news.com/rojava-syrien/msd-sagt-geplanten-verfassungsworkshop-ab-47653 https://deutsch.anf-news.com/rojava-syrien/neun-mutmassliche-is-mitglieder-bei-operation-in-raqqa-festgenommen-47318 https://deutsch.anf-news.com/aktuelles/stadtepartnerschaft-oldenburg-raqqa-stellt-sich-vor-40528
Militär will Gräber von Gefallenen in Licê entfernen
In einem Weiler der nordkurdischen Provinz Amed (tr. Diyarbakır) haben Angehörige der türkischen Armee versucht, die Gräber zweier gefallener Guerillakämpfer:innen zu entfernen. Die betroffene Familie widersprach der Maßnahme.
Die Gräber von Azize Önkol (Dicle Avaşin), Kämpferin der Frauenguerilla YJA Star, und Rojhat Önkol (Laşer Çem), Mitglied der Volksverteidigungskräfte (HPG), die als Geschwister aus der Region stammen, befinden sich in Çemê Elika (Birlik), einem Ortsteil des Landkreises Licê.
Nach Angaben der Familie erklärten die Soldaten bei ihrem Eintreffen, sie handelten auf Anweisung des Innenministeriums, das die Staatsanwaltschaft zur Räumung der Gräber aufgefordert habe. Als die Angehörigen widersprachen, forderten die Soldaten stattdessen die Entfernung der auf dem Grabstein angebrachten Porträts der Verstorbenen. Anschließend fotografierten sie die Grabstätte und verließen das Gelände.
Die Familie Önkol reagierte empört und wies darauf hin, dass derartige Eingriffe nicht nur schmerzhaft seien, sondern auch im Widerspruch zum Geist des Friedens- und Demokratisierungsprozesses stünden, auf den sich derzeit viele Hoffnungen richteten.
https://deutsch.anf-news.com/kultur/trailer-zu-dokumentation-hey-hawar-veroffentlicht-47373 https://deutsch.anf-news.com/menschenrechte/opferangehorige-fordern-instandsetzung-zerstorter-friedhofe-47473 https://deutsch.anf-news.com/menschenrechte/ihd-bericht-dokumentiert-schwerwiegende-menschenrechtsverletzungen-in-kurdistan-47483
„Digitale Souveränität“: BSI-Chefin Plattner erntet Widerspruch
Die BSI-Präsidentin bekommt Gegenwind in Fragen der digitalen Unabhängigkeit. Sie schaffe mit ihren Aussagen „Verunsicherung in Politik und Wirtschaft“, so der Wirtschaftsverband OSBA. Viele Abhängigkeiten könnten sehr wohl kurzfristig abgebaut werden, wenn Lösungen aus Europa gezielter berücksichtigt würden, heißt es in einem offenen Brief. Die Angesprochene rudert zurück.
Nationales IT-Lagezentrum im BSI. – Alle Rechte vorbehalten BSI/Bernd Lammel/bundesfotoDie Chefin des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Claudia Plattner, hatte sich kürzlich in die laufende Debatte um die „digitale Souveränität“ eingemischt. Ihrer Meinung nach könne die technologische Abhängigkeit Deutschlands von Soft- und Hardware aus dem Ausland in absehbarer Zeit nicht überwunden werden, sagte sie der dpa am 12. August. Das beträfe etwa Cloud-Lösungen, Satelliten-Technik oder generative Sprachmodelle.
Es wäre unrealistisch zu glauben, „dass wir das kurzfristig alles selbst können werden“, sagte Plattner. Sie verteidigte auch die enge Kooperation des BSI mit Google.
Dafür bekommt die BSI-Präsidentin nun Kritik in Form eines offenen Briefes, den die Open Source Business Alliance (OSBA) und 60 Mitzeichner heute an sie adressiert haben. Plattner müsse eigentlich qua Amt „eine der stärksten Befürworterinnen von Open-Source-Software sein und sich für den Ausbau von digital souveränen Alternativen aussprechen“, so der OSBA-Vorstandsvorsitzende Peter Ganten. Stattdessen aber säe sie „mit ihren pauschalen Aussagen Verunsicherung in Politik und Wirtschaft“.
Digitale Unabhängigkeit Wir berichten seit Jahren unter dem Stichwort Digitale Souveränität über Abhängigkeiten von Technologien, vor allem aus dem Nicht-EU-Ausland. Unterstütze unsere Arbeit! Jetzt spendenPlattner hatte in Bezug auf Investitionen gesagt, „dass manche der großen Firmen, vor allem aus den USA, jetzt schon zehn Jahre Vorsprung“ hätten. Dem halten die Unterzeichner des Briefes entgegen, dass diese Aussage „in dieser Pauschalität ein Marketing-Narrativ“ wiederhole. Es diene häufig nur dazu, „Wirtschaft und Verwaltung vom Einkauf europäischer Lösungen abzuhalten“. Außerdem würde die Aussage „politisch häufig als Begründung herangezogen, um dringend notwendige Beschaffungs- und Investitionsentscheidungen zu vertagen“.
Plattners „Doppelstrategie“Tatsächlich aber könnten „viele Abhängigkeiten kurzfristig abgebaut werden, wenn die Politik vorhandene Lösungen auch aus Europa gezielt in Ausschreibungen berücksichtigen und fördern würde“. Ganten verweist auf die Angebote der 240 Mitgliedsunternehmen der OSBA: „In zentralen Bereichen existieren bereits heute leistungsfähige und erprobte Open-Source-Lösungen.“ Der Verband ist auch mit dem Zweck geschaffen worden, eine Plattform zu bilden, um „dem gemeinsamen Ziel der digitalen Souveränität mehr Gewicht“ zu verleihen.
Plattners „Doppelstrategie“: Eigene Digitalindustrie stärken, internationale Produkte absichern.Zwischenzeitlich ist Plattner etwas zurückgerudert. Gestern sagte die BSI-Chefin gegenüber der dpa, dass es nicht stimme, dass „wir als BSI die digitale Souveränität Europas für unerreichbar halten. Entsprechende Berichte weise ich entschieden zurück, das habe ich nie gesagt.“
Man verfolge eine „Doppelstrategie“, auf die das BSI schon bei der ursprünglichen dpa-Meldung via Social Media hingewiesen hatte. Sie besteht darin, zum einen die eigene „Digitalindustrie“ zu stärken und zum anderen Software und Dienstleistungen Dritter technisch so abzusichern, „dass ein souveräner Einsatz möglich ist“.
Heute schrieb Plattner auf Linkedin, dass digitale Souveränität für das BSI vor allem bedeute, „Optionen zu haben“. Wenn mehr vertrauenswürdige Produkte verfügbar seien, könne man souveräner entscheiden. „In diesem Zusammenhang auch Open-Source-Software zu stärken und strategisch weiterzuentwickeln, ist uns genauso ein Anliegen wie der OSBA“, so Plattner.
Abhängig von US-Tech-KonzernenIn Deutschland köchelt die Debatte um „digitale Souveränität“ verstärkt seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump. Denn seine offen zur Schau gestellte Allianz mit den Konzernen des Silicon Valley und seine strikte „America First“-Politik wird diesseits des Atlantiks zunehmend politisch hinterfragt. Die Diskussionen, ob die Vereinigten Staaten noch ein vertrauenswürdiger Partner sein können, nahmen noch zu, als klar wurde, mit welcher Wucht und Rücksichtslosigkeit Trump das Land in seiner zweiten Amtszeit umbaut.
Der Europäischen Union drohen durch den US-Präsidenten weiterhin massive Strafzölle in Milliardenhöhe. Gerade Deutschland kann das nur als wirtschaftspolitischen Angriff interpretieren. Zudem verärgern Trump zwei EU-Gesetze, da sie die Geschäftsmodelle der US-Tech-Konzerne in Europa regulieren: Digital Markets Act (DMA) und Digital Services Act (DSA).
Europa und Deutschland versuchen seit dem offen gärenden Streit um die Zölle, ihre Abhängigkeiten zu reduzieren. Ideen dafür sind keine Mangelware: Die Regierungskoalition könnte in den weiteren Ausbau von Open-Source-Infrastrukturen investieren, die EU-Gesetze DMA und DSA konsequenter durchsetzen und mehr unabhängige nicht-kommerzielle Dienstleistungen und offene Protokolle unterstützen.
In diese Richtung gehen auch die Forderungen der OSBA und ihrer Unterstützer im offenen Brief: Nötig seien „gezielte Investitionen in Open-Source-Software und eine Ausgabenpolitik der öffentlichen Hand, die Nachfrage nach offenen, europäischen Lösungen schafft“. Nur so könne man Abhängigkeiten tatsächlich reduzieren, „statt sie nur zu verwalten“. Digitalwirtschaft und Zivilgesellschaft brächten „dazu seit Jahren konkrete Vorschläge ein“.
Was „digitale Souveränität“ für die öffentliche Verwaltung bedeutet
Auch CDU-Minister unterzeichnetPlattner hatte schon in einem im März veröffentlichten Artikel ihre Haltung zu „digitaler Souveränität“ dargelegt. Demnach sei sie „in vielen Fällen schlichtweg nicht möglich“. Grund sei, dass „viele der notwendigen technischen Services und Innovationen bisher außerhalb der EU entstehen“.
Sie erklärte im März, es sei „nicht leistbar, kurzfristig alle relevanten digitalen Lösungen lokal zu entwickeln und bereitzustellen“. Dafür müsste man auch „mehrstellige Milliardeninvestitionen“ nachholen. Für Wirtschaft und Verwaltung in Deutschland sei dies folgenschwer, denn sie würden sich „von globaler Innovation abrupt und unvorbereitet“ abwenden.
Der offene Brief hingegen betont: „Digitale Souveränität für Deutschland ist möglich. Wir müssen sie nur wollen und beherzt vorantreiben.“ Unterzeichnet wurde das Schreiben beispielsweise vom Digitalminister Schleswig-Holsteins, Dirk Schrödter (CDU), von gleich drei Arbeitskreis-Sprechern der Gesellschaft für Informatik (GI), von Vereinen der Zivilgesellschaft sowie von Nextcloud-Chef Frank Karlitschek und vielen weiteren CEOs von Digitalunternehmen.
Der OSBA-Vorstandsvorsitzende Ganten stellt heraus, dass die heutigen strategischen Entscheidungen bestimmen würden, „ob wir in fünf Jahren weiter hinter amerikanischen oder chinesischen Tech-Giganten zurückliegen oder ob wir aufgeholt und signifikante Teile unserer digitalen Infrastruktur unabhängiger und resilienter gemacht haben“.
Das BSI hat der OSBA nun eine Einladung zum Gespräch zukommen lassen, die der Verband gern angenommen hat. Welche Vertreter der zahlreichen unterzeichnenden Verbände, Vereine und Unternehmen dabeisein werden, ist noch nicht überliefert.
Die Arbeit von netzpolitik.org finanziert sich zu fast 100% aus den Spenden unserer Leser:innen.
Werde Teil dieser einzigartigen Community und unterstütze auch Du unseren gemeinwohlorientierten, werbe- und trackingfreien Journalismus jetzt mit einer Spende.