Deutschland fehlen massenhaft Lehrkräfte
Das Land braucht aktuell bis zu 40.000 Lehrkräfte
Es wird alles unternommen, jungen Menschen den Beruf zu verleiden.
Von Ralf Wurzbacher | NachDenkSeiten
Deutschland fehlen massenhaft Lehrkräfte, aktuell bis zu 40.000, in naher Zukunft wohl noch viel mehr. Da wird doch jeder frischgebackene Pädagoge mit Kusshand genommen – sollte man meinen. Dass dem nicht so sein muss, zeigt der Fall eines voll ausgebildeten Junglehrers mit Topabschluss und allerbesten Voraussetzungen, beruflich durchzustarten.
Aber was erlebt Thilo B.* aus M. seit über einem halben Jahr?
Aussichtslose Bewerbungsverhöre, stundenlange Autofahrten für die Katz’ und Absagen ohne Absage. Im Interview mit den NachDenkSeiten schildert der 28-Jährige seine ganz persönliche Odyssee durch die deutsche Schulbürokratie, für die er bisher bloß als billiger Lückenstopfer mit prekärem Status herhält.
Thilo B. aus M.*, Jahrgang 1995, ist fertig ausgebildeter Junglehrer mit Lehramtsabschluss und erfolgreich absolviertem Referendariat in den Fächern Latein und Spanisch. Trotz eines in dieser Größenordnung nie dagewesenen Lehrermangels in Deutschland bemüht sich B. seit über einem halben Jahr erfolglos um eine dauerhafte Anstellung im Schuldienst.
* Aus Sorge vor beruflichen Repressionen zieht es der Interviewte vor, nicht unter seinem Namen in der Öffentlichkeit aufzutreten.
Mit ihm sprach Ralf Wurzbacher.
Ralf Wurzbacher: Herr B., Sie haben Ihr Lehramtsstudium mit Bravour gemeistert, Sie sind jung, motiviert und voller Tatendrang, dem grassierenden Lehrermangel an Deutschlands Schulen mit Ihrer Leibhaftigkeit wenigstens ein Stückchen beizukommen. Aber: Die deutsche Schulbürokratie will Sie nicht haben. Warum nicht?
Thilo B.: Wenn ich das so genau wüsste. Vielleicht habe ich die falschen Fächer gewählt, vielleicht passt es mit der Schulform nicht. Dass ich mich zu wenig beworben hätte oder nicht mit der nötigen Professionalität, kann ich mir auch nicht vorwerfen. Und ja, ich habe ein gutes bis sehr gutes Master-Zeugnis. Ich erfülle alle Voraussetzungen, mit hundertprozentiger Tatkraft sofort loslegen zu können und zu wollen. Aber man lässt mich einfach nicht.
Ralf Wurzbacher: Aber vorsprechen lässt man Sie schon?
Thilo B.: Ja, Vorstellungsgespräche hatte ich schon einige. In Nordrhein-Westfalen gibt es einen zentralen Bewerbertag, zu dem sich jeweils ein mehrköpfiges Gremium, bestehend unter anderem aus Schulleitung, Personal- und Elternvertretern und Gleichstellungsbeauftragtem, konstituiert. Die Einladung dazu erhält man mitunter erst am Tag davor. Möglichst viele Gespräche an einem Tag zu schaffen, erfordert Organisationsgeschick und man fährt Hunderte Kilometer durch die Gegend. Es kommt schon vor, dass man einen Termin ganz absagen muss, weil es sich einfach nicht regeln lässt. Dann fragt man sich natürlich im Nachhinein, ob einem nicht genau da die Chance fürs Leben durch die Lappen gegangen ist.
Ralf Wurzbacher: Während Sie da, wo man Sie angehört hat, den Vorstellungen nicht entsprachen. Was lief schief?
Thilo B.: Ich hatte gute und weniger gute Gespräche. Manchmal kommt man sich vor wie bei einem Verhör. In einem hochformalisierten Prozess werden da protokollartig Fragen abhakt, dabei keine Miene verzogen, für Persönliches ist kein Platz, eigentlich ist man als Person total uninteressant. Man ahnt dann ziemlich schnell, dass man hier von vornherein nicht gewollt war und nur abgewimmelt werden soll.
Ralf Wurzbacher: Warum hat man Sie dann eingeladen?
Thilo B.: Weil das die Regularien bei einer Stellenausschreibung vorsehen. Man liest und hört ja immer wieder, die öffentliche Verwaltung gehöre nach unternehmerischen Effizienzkriterien modernisiert. Aber dann erlebt man, dass der Bewerberprozess das genaue Gegenteil davon ist. Ich habe kein Problem damit, wenn eine Schule sich schon frühzeitig auf einen Kandidaten festlegt, zum Beispiel die Referendarin mit Stallgeruch. Dann schreibe ich die Stelle aber doch nicht so aus, als wäre das Rennen völlig offen, und bestelle pro forma Leute ein, nur um die dann abzuservieren. Es ist eine Ressourcenverschwendung sondergleichen, an so einem Tag 300 oder 400 Kilometer im Auto durch die Lande zu gondeln, dafür den eigenen Unterricht ausfallen zu lassen, und am Ende des Tages wird einem klar, du hattest nicht den Hauch einer Chance.
Und bei all dem halten es manche Schulen nicht einmal für nötig, einem abzusagen.
Ralf Wurzbacher: Aha …
Thilo B.: Es ist vollkommen legitim, wenn eine Schule einen anderen Kandidaten vorzieht. Dann erwarte ich aber auch, dass man das wenigstens mit einem Dreizeiler per E-Mail kommuniziert. Selbst das haben in meinem Fall gleich mehrere Schulen unterlassen. Man sitzt da zu Hause auf glühenden Kohlen, aber keiner meldet sich. Ich bin mit 28 Jahren in einem Alter, in dem man sich so langsam stabile Verhältnisse wünscht, man denkt über Dinge wie Familie und Häuslebauen nach. Aber dafür braucht es wenigstens mal eine berufliche Perspektive für die nächsten fünf Jahre.
Ralf Wurzbacher: Nun waren Sie nach Abschluss Ihres Referendariats im Sommer 2022 ja nicht völlig ohne Engagement.
Thilo B.: Zum Schuljahresbeginn konnte ich auf der letzten Rille eine Teilzeitstelle in Vertretung ergattern, befristet auf drei Monate, später eine 60-Prozent-Stelle als Vertretung in Latein, wofür ich täglich 100 Kilometer zurücklegen musste. Das ist sogar noch komfortabel, wenn man sich andere Angebote ansieht. Mein lieber Scholli! Da ist man für ein paar Wochen für ein paar Stunden Lückenbüßer und dann wird auch noch erwartet, dass man sich aktiv in irgendwelchen Schulgremien einsetzt. Da fasse ich mir an den Kopf, einmal wegen der Dreistigkeit solcher Angebote, und dann mit Blick auf die armen Schweine, die in ihrer Verzweiflung nach so einem Strohhalm greifen und sich derart ausnutzen lassen müssen.
Ralf Wurzbacher: Wenn man Ihnen zuhört, fällt es schwer zu glauben, dass aktuell ein nie dagewesener Mangel an Pädagogen an Deutschlands Schulen herrscht. Bis zu 40.000 Kräfte sollen im laufenden Schuljahr fehlen und die Aussichten für die Zukunft sind noch viel schlechter. Fühlen Sie sich angesichts des persönlich Erlebten manchmal wie im falschen Film?
Thilo B.: Bei mir macht sich vor allem Verständnislosigkeit breit. Entweder ist es ein Märchen, dass wir zu wenige Lehrer haben, wogegen meine Erfahrungen sprechen: Alle Schulen, an denen ich bisher war, haben auf jeden Fall Bedarf. Oder geht es um ein Ressourcenproblem, weil einfach nicht genug Geld da ist, Lehrer einzustellen? Ich frage mich auch, wer für die Planung zuständig ist. Als ich begonnen hatte, Spanisch und Latein zu studieren, hieß es, in beiden Fächern wären die beruflichen Aussichten in NRW rosig. Zumindest hat das damals ein Studienberater an der Uni Münster so dargestellt.
Ralf Wurzbacher: Ihnen wurde ausdrücklich zu der Fächerkombination geraten. Und jetzt: Pustekuchen …
Thilo B.: Genau. Ich weiß nicht, wie dieser Studienberater zu seinem Votum kam. Man selbst findet nämlich keinerlei verlässliche Daten darüber, auf deren Grundlage man sich für oder gegen eine Fächerkombination entscheiden könnte. Für mich ging es aber auch um Berufung: Ich brenne für meine Fächer und ich halte die Vermittlung von Sprachen in unserer globalisierten und konfliktbeladenen Welt für etwas immens Wichtiges.
Ralf Wurzbacher: Könnte man Sie nicht in anderen Fächern einsetzen?
Thilo B.: Tatsächlich bin ich im Rahmen der neuerlichen Vertretungsstelle, die ich gerade erst angetreten habe, im Unterstufenbereich für das Fach Geschichte eingeteilt. Wegen meines Studiums und meines ohnehin bestehenden geschichtlichen und politischen Interesses sehe ich mich der Herausforderung auch gewachsen.
Ralf Wurzbacher: Bekanntlich unterrichten heutzutage ja sehr viele Lehrkräfte, die eigentlich keine echten, also voll ausgebildeten Pädagogen sind: Quer- und Seiteneinsteiger, Lehrer ohne volle Lehrbefähigung (Lovls), Lehramtsstudierende, mithin werden Pensionäre oder sogar Eltern eingesetzt, um den Betrieb irgendwie am Laufen zu halten. Wenn dann jemand wie Sie als echter pädagogischer Profi haufenweise Steine in den Weg gelegt bekommt: Ist das dann nicht doppelt frustrierend?
Thilo B.: Ich vergleiche das damit: Wer gibt sein Auto in eine Werkstatt ohne Kfz-Meister, aber mit einem Mechaniker, der sein Handwerk in einem Dreiwochen-Crashkurs erlernt hat? Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich schätze die Arbeit und das Engagement von Quer- und Seiteneinsteigern im Schuldienst sehr, manch einer von ihnen ist sogar motivierter als der alteingesessene Kollege, der sich in 30 Jahren krummgebuckelt hat. Aber natürlich machen Profis einen anderen und in der Regel gedeihlicheren Unterricht. Und es kann doch auch nicht die Lösung sein, die Löcher nur noch mit Quer- und Seiteneinsteigern zu stopfen.
Ralf Wurzbacher: Aber genau darauf setzen im Wesentlichen die jüngst durch eine Expertenkommission der Kultusministerkonferenz (KMK) präsentierten „Notmaßnahmen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel“. [>> Stellungnahme ] Das Hauptmanko besteht nun einmal darin, dass von den Hochschulen viel zu wenig professioneller Nachwuchs nachkommt. Das wundert Sie nicht?
Thilo B.: Es wurde und wird ja alles unternommen, jungen Menschen den Lehrerberuf zu verleiden. Das geht mit dem bürokratischen Wahnsinn beim Bewerben los und damit weiter, dass ein BWL-Student, der nach sechs Semestern seinen Bachelor-Abschluss macht, in der freien Wirtschaft sofort einen gut bezahlten Job bekommt. Als voll ausgebildete Lehrkraft mit Bachelor, anschließendem Master und späterem Referendariat kommt man nach vielleicht sieben Jahren zum Geldverdienen – oder auch nicht.
Ich stehe mit Ende 20 noch immer in einem prekären Beschäftigungsverhältnis und kann bestenfalls für ein halbes Jahr planen. So etwas spricht sich natürlich herum, genauso wie die schlechten Arbeitsbedingungen, wie sie an den Schulen herrschen. Und besser wird das bestimmt nicht damit, dass man jetzt auch noch die Klassen größer machen oder die Leute aus der Teilzeit drängen will.
Ralf Wurzbacher: Auch das gehört zu den Rezepten besagter KMK-Kommission.
Thilo B.: Und dabei wird sogar behauptet, dass höhere Klassenfrequenzen sich nicht negativ auf den Unterrichtserfolg auswirken würden. Was für ein Unsinn! Im NRW-Schulgesetz ist verbrieft, dass jeder Schüler ein Recht auf individuelle Förderung hat und gemäß seiner Stärken und Schwächen Unterstützung erhalten soll. In einer Gruppe mit 15 Schülern kann ich mir doch viel mehr Zeit für den Einzelnen nehmen als bei 30 Schülern. Das Gegenteil zu propagieren, zeugt entweder von kompletter Unwissenheit oder ist schlicht Desinformation.
Wo soll das hinführen? Wollen wir zurück zu Zuständen wie im 19. Jahrhundert, als man in der Volksschule die Kinder und Jugendlichen des ganzen Dorfes in eine Klasse gesteckt hat? Herzlichen Glückwunsch!
Ralf Wurzbacher: Was ist davon zu halten, Lehramtsstudierende schon vor dem Referendariat für den Unterricht einzuspannen?
Thilo B.: Schon der Übergang von der Uni ins Referendariat ist ein Sprung ins kalte Wasser, trotz aller Praktika davor. Ich habe höchsten Respekt vor denen, die als Studierende ohne jede Rückendeckung durch einen Lehrer vor eine Klasse treten. Ich fürchte nur, dass viele eher ein Erweckungserlebnis haben werden und für sich feststellen: lieber doch nicht diesen Job. Hier drohen massenweise Leute verheizt zu werden.
Ralf Wurzbacher: Was später auch für jene gilt, die den Beruf jahrelang praktizieren. Welchen Eindruck haben Sie von Ihren bisherigen Kollegen gewonnen?
Thilo B.: Der Wunsch, krankzufeiern, weil so viel zu korrigieren, vorzubereiten oder sonst zu regeln ist, ist im Lehrerzimmer praktisch greifbar. Ich habe Hochachtung vor denen, die eine 100-Prozent-Stelle ausfüllen und trotzdem nicht zusammenklappen. Aber es gibt eben auch nicht wenige, die unter der Last kapitulieren und nur noch Dienst nach Vorschrift machen.
Ralf Wurzbacher: Immerhin haben Sie selbst dieser Tage das nächste Beschäftigungsverhältnis auf Zeit angetreten.
Thilo B.: Ja, nachdem es eigentlich schon zum 1. Februar losgehen sollte, durfte ich eine Woche mehr den Irrsinn deutscher Schulbürokratie durchleben, also Krankenversicherung informieren oder mich für eine Woche arbeitslos melden. Das setzt einem schon zu: Man war froh, willig und gespannt auf die neue Herausforderung – und dann steht man frühmorgens vor der Arbeitsagentur. Aber am Ende ging es ja dann doch gut.
Ralf Wurzbacher: Wie lange haben Sie die Stelle?
Thilo B.: Ich profitiere von einer Neuerung der NRW-Schulpolitik, wonach befristete Lehrkräfte nicht mehr vor den Sommerferien rausgeschmissen werden, um Geld zu sparen, das dann zu Lasten der Arbeitslosenversicherung geht. Für mich heißt das, dass ich erst nach den Ferien vor die Tür gesetzt werde.
Ralf Wurzbacher: Ohne Chance auf Vertragsverlängerung?
Thilo B.: Da bin ich skeptisch. Für meine ausgelaufene Stelle bestand auch weiterer Bedarf, nur wurde das Budget dafür nicht bewilligt. Aber natürlich werde ich vor den Sommerferien das Gespräch mit der Schulleitung suchen.
Ralf Wurzbacher: Wie desillusioniert sind Sie nach ein paar Monaten Schuldienst?
Thilo B.: Ich bin politisch ein kritischer Zeitgenosse und weiß ziemlich gut, was läuft und was nicht. Ich habe kaum noch Hoffnung auf durchgreifende Besserung in Sachen Bildung und Schulen. Es bedürfte schon eine riesengroße Kelle an Reformen, Mitteln und Personal, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Es braucht multiprofessionelle Teams, Sozialarbeiter, Schulpsychologen, Inklusions- und Integrationshelfer, Übersetzer, IT-Fachkräfte. Und an jeder Ecke müsste eine Werbetafel stehen, um Leute anzuwerben und für den Beruf zu begeistern.
Aber der nötige bildungspolitische Doppelwumms lässt sich nicht einmal erahnen. Stattdessen prangen überall Werbeplakate für die Bundeswehr. Entsprechend resigniert sind auch viele Kollegen, manche sind schon über den Burnout hinaus in einer Art Coolout nach dem Motto: Rutscht mir den Buckel runter.
Ralf Wurzbacher: Wie lange werden Sie sich das alles noch antun?
Thilo B.: Ich mache das vielleicht noch, bis ich die Dreißig voll habe. Wenn ich bis dahin keine sichere Anstellung mit langfristiger Perspektive habe, wird es höchste Zeit, mich beruflich umzuorientieren.
Ralf Wurzbacher im Gespräch mit Thilo B.
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Ralf Wurzbacher, geboren 1973, ist freischaffender Jornalist und Diplom-Medienberater. Ein Schwerpunkt seiner journalistischen Arbeit ist die Bildungs- und Hochschulpolitik.
Bitte die nachfolgenden Videos und darunter die Lesetipps zu Kinderarmut, Schule, Bildung, Bildungssysteme, (Früh-)Konditionierung etc. beachten. -Helmut Schnug
Prof. Dr. Gerald Hüther - Wenn der (Lern-)Raum zum Traum wird! (Dauer 43:30 Min.)
Vorab noch zwei Aussagen von Prof. Hüther: «Ein guter Schulabschluss ist kein Indikator für Intelligenz, sondern von guter Anpassungsfähigkeit. [..] Als Neurobiologe kann ich nur sagen, dass das Allerwichtigste, das ein Mensch besitzt, und das die Voraussetzung ist, dass er viel lernt und sich später im Leben zurechtfindet, die angeborene Lust am Entdecken und am gemeinsamen Gestalten ist.»
Viel hat sich an unserem Bild, was Schule sein kann, die letzten Jahrzehnte nicht verändert. Ganz anders unsere Anforderung an eine Gesellschaft mit Zukunft. Wieso fällt es uns so schwer, eingeschlagene Wege zu verlassen und uns an die neuen Gegebenheiten anzupassen?
Braucht es erst eine existentielle Krise, um uns klar zu werden, dass ein „Weiter so!“ uns nur noch näher an den Abgrund treibt? Reicht die Corona-Pandemie aus, um ein Umdenken – ein so wichtiges Neu-Denken – anzustoßen und haben wir die Kraft, das Neu-Gedachte auch zur Realität werden zu lassen? Was ist der zentrale Faktor, der eine neue Realität erwachsen lässt?
Prof. Gerald Hüther (Neurobiologe, Lernforscher, Autor, Vater von 3 Kindern >> https://www.gerald-huether.de/) und Roland Forberger (ebenfalls Vater von 3 Kindern) gehen diesen Fragen nach. Sie kommen im Gespräch auch zu einer Antwort, wie die Menschen wieder zu einem Leben, als Teil eines großen-Ganzen kommen können.
Die Wahrheit über unser Schulsystem - Prof. Dr. Gerald Hüther spricht Klartext (Dauer 35:32 Min.)
In der Schule lernen unsere Kinder das, was sie für die Zukunft brauchen – zumindest hoffen wir das. Doch die Wahrheit sieht anders aus: „Im Grunde weiß doch keiner, welche Kompetenzen in 20 Jahren noch gebraucht werden“, mahnt der Hirnforscher Prof. Dr. Dr. Gerald Hüther im Gespräch mit Robert Fleischer. Die heutige Form der Schule ist ein Modell aus der Kaiserzeit, perfekt gemacht für das derzeitige Gesellschaftssystem, in dem es ums Konsumieren und Befriedigen ungestillter Sehnsüchte geht, und nicht um die freie Entfaltung des vollen kindlichen Potenzials. Doch wie müsste sie aussehen, die Schule der Zukunft? Darüber reden wir in diesem Talk.
Lesetipps zu Kinderarmut, Schule, Bildung, Bildungssysteme, (Früh-)Konditionierung etc.
»Kein Interesse am Kindeswohl durch Bildungskahlschlag
Kinder und Jugendliche zunehmend Opfer einer Verdummungskampagne. Piepegalpakt 2.0: Eine Runde digitaler Antibildung ist nicht genu. Schulische Leistungen werden kontinuierlich schlechter.
Der „Digitalpakt Schule“ war gestern. Deshalb braucht es schleunigst ein Anschlussprogramm, finden nicht nur IT-Industrielle und -Lobbyisten, sondern auch die hiesigen Gewerkschaften. Dass bisher so technikverliebte Länder wie Dänemark und Schweden die Flucht zurück zum Analogen ergreifen, um das Klassenzimmer wieder zum Bildungsraum zu machen, stört sie nicht, so wenig wie ein allgemeines Schulleistungsniveau im freien Fall. Bleibt nur die Hoffnung auf Gegenwehr durch Eltern, Lehrer und vielleicht ja sogar die größten Leidtragenden – die Kinder. Und darauf, dass die Politik für das Quatschprojekt kein Geld zusammenkratzt«. Von Ralf Wurzbacher | NachDenkSeiten, im KN am 20. Mai 2024 >> weiter.
»Das Ende einer Illusion: Skandinavien nimmt Abstand von Schul-Digitalisierung. Im Frühjahr 2023 kündigte die schwedische Regierung an, die Digitalisierung im Schulunterricht zurückzufahren, was zu so mancher “Verstimmung” führte. Wie so oft, zog die norwegische Regierung im Herbst letzten Jahres nach (TKP hat berichtet) und kam zu ähnlichen Ergebnissen. Nun erschien kürzlich noch ein weiterer Hinweis zu dem dritten “Vorreiter” in Sachen Digitalisierung, Finnland, wo man auf der Sekundärstufe ebenso “vor einem Scherbenhaufen” steht.
Skandinavien gilt in vielfacher Hinsicht als eine Art “Extremvorbild” für viele Themen, die in Mitteleuropa von Politik, “Experten™” und Leitmedien beklagt werden. Vielfach aber sind die Realitäten durchaus “anders” als man sich dies aus der Ferne vorstellt, und auch “Fact Finding”-Missionen wie von einer Abteilung der österreichischen (vom Oligarchen Hans-Peter Haselsteiner finanzierten “liberalen” Klein-) Partei NEOS letztes Jahr unternommen zeitigen oft ausgesprochen widersprüchliche wie -sinnige “Lernerfolge”«. Von von Assoc. Prof. Dr. Stephan Sander-Faes, tkp.at, 05. Januar 2024 >> weiter.
»Fördern unsere Schulen den demokratischen Geist? Schulen funktionieren nicht so, wie es in den Schulgesetzen eigentlich vorgesehen ist: Sie fördern nicht kritisches Denken und einen demokratischen Geist, sondern Konformismus und einseitig ausgerichtete Weltbilder. Das ist in komprimierter Form die Kritik eines Gymnasiallehrers, der das getan hat, was in einer Demokratie eigentlich selbstverständlich sein sollte:
Er übte Kritik an den Verhältnissen an seiner Schule, was ihm sehr viel Ärger eingebracht hat. Deshalb schrieb er sein Buch „Mensch, lern das und frag nicht!“, in dem er deutsche Schulbücher und den Schulunterricht an sich analysiert. Dies war nur möglich, weil er sein Buch unter einem Pseudonym (Hauke Arach) veröffentlichte. NDS-Autor Udo Brandes im Interview mit dem Pädagogen zu seinem Buch und seiner Kritik am Schulunterricht an deutschen Schulen.« >> NDS-Artikel vom 27. Dezember, im KN am 29. Dezember 2023 >> weiter.
»Marode Bildungspolitik zulasten des Leistungsniveaus. Die PISA-Ergebnisse zeigen ein Versagen mit Ansage.
Allenthalben wird erstaunt bis schockiert auf die Ergebnisse der PISA-Studie reagiert. Wer aber die Entwicklung der letzten Jahrzehnte in der Bildungspolitik beobachtet hat, wundert sich eher, dass sich dieses Versagen nicht schon früher manifestiert hat.
Schon vor 50 Jahren konnte beobachtet werden, dass eine höhere Abiturientenquote immer mit Abstrichen an der Qualität des Abiturniveaus verbunden ist. Wer zum Beispiel in Bayern am Abitur zu scheitern drohte, der konnte nach Hessen oder noch besser nach Bremen wechseln, um dort sein „Zeugnis der Reife“ ohne weitere Probleme zu erhalten.
Ich hatte Klassenkameraden, die ohne diese Not in diese Bundesländer wechselten und dort sogar eine Klasse überspringen konnten. Diese Beobachtung lässt den Schluß zu, dass es in jeder Gesellschaft eine gewisse Menge an begabten gibt, die zu einem ordentlichen Abitur geeignet sind. Will man also die Quote an Abiturienten erhöhen, ist das nur möglich, indem man Abstriche an den Anforderungen macht. Bayern hatte immer eine verhältnismäßig kleine Abiturientenquote und Bremen eine hohe. Die Qualität des Abiturs war reziprok.« Von Peter Haisenko, im KN am 28. Dezember 2023 >> weiter.
»Der Intelligenzkiller im Kinderzimmer. Babys ausgiebig mit Handys spielen zu lassen kann desaströse Auswirkungen auf spätere kognitive Leistungen haben. Wissenschaft, Medizin und Beratungsinstitutionen stemmen sich zu wenig dagegen.
Seit einigen Jahren gibt es immer mehr 5. Klässler, die den 10-er Übergang nicht beherrschen, also nicht in einem Atemzug sagen können, wie viel 9+5 ergibt. Oder 6.-Klässler, die beim Einmaleins abzählen. Meistens handelt sich dabei um Kinder aus bildungsfernen Haushalten. Für mich als Primarlehrerin ist eindeutig klar, was dahintersteckt: Das Smartphone. Beziehungsweise all die Primärerfahrungen, die es behindert, also Bälle rollen, Steinchen schmeissen, Flaschen aufschrauben.
Die Wissenschaft spricht von Vorläuferkompetenzen, die vorhanden sein müssen, damit sich mathematisches Können überhaupt einstellen kann. Das fängt beim Aufschichten von Bauklötzchen oder Legosteinen an und geht bis zu den Gesellschaftsspielen. Aber auch Springen, Laufen, Drehen sind Raum- und damit mathematische Erfahrungen. All dies fehlt, wenn Spiele und Bewegung im Smartphone zusammenschmelzen.« Von Samia Guemei, Zeitpunkt.ch, 06. November 2023 >> weiter.
»Die deutsche Schulbildung rutscht in die Mittelmäßigkeit. Mensch, lern das und frag nicht! In den Schulen der BRD wird schon immer „politisch korrekt“ gelehrt. Was nicht sein durfte, durfte auch nicht angezweifelt werden. Während der 1990er Jahre hat sich diese unwissenschaftliche Indoktrinierung kontinuierlich weiter entwickelt. Immer neue Lehrbücher mit handverlesenen Inhalten haben die gymnasiale Bildung auf ein Niveau des stumpfen Auswendiglernens reduziert. Ein wissenschaftsähnliches Hinterfragen von Inhalten ist nicht vorgesehen.
Ich erzähle ein Beispiel aus meiner Schulzeit in den 1960er Jahren. 1964 fand am Münchner Oberlandesgericht ein Prozess statt. Die Witwe eines SS-Offiziers hatte den „Spiegel“ auf Unterlassung verklagt. Er sollte nicht mehr behaupten dürfen, dass es die SS war, die die polnischen Offiziere in Katyn ermordet hat. Mein Vater war als Dolmetscher zu diesem Prozess berufen, für die russische und ukrainische Sprache. Dokumente mussten übersetzt werden werden. Dieser Prozess fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, aber weil mein Vater der Dolmetscher war, konnte ich als Teenager den Prozess und seinen Ausgang beobachten. Die Witwe des SS-Offiziers hat diesen Prozess mit wehenden Fahnen gewonnen.« Von Peter Haisenko, im KN am 01. November 2023 >> weiter.
»Tablets sollten von Geburt an Teil der Welt eines Babys sein. Handys in Kinderhand – „Erziehung“ zur Denkschwäche. Die Bilder häufen sich: Eine Familie am Nachbartisch im Restaurant unterhält sich, die 7-jährige Tochter und sogar der 3-jährige Benjamin sind mit eigenen Handys ruhiggestellt. Während des Gesprächs sieht man auch den Vater und den 18-jährigen Neffen zwischendurch ständig wie zwanghaft ihr Handy aus der Tasche ziehen und herunterscrollen.
Auf dem Spielplatz im Park hängen die Schaukeln unberührt, denn die Kinder sitzen oder stehen herum und sind ganz in ihre Handys oder Tablets vergraben. – Mit diesen Phänomenen ist eine Fülle von schweren pädagogischen und sozialen Problemen verbunden, von denen nachfolgend nur einem näher nachgegangen werden soll.« Von Herbert Ludwig, Fassadenkratzer, im KN am 30. Oktober 2023 >> weiter.
»Die BRD rutscht bei den „PISA-Rängen“ immer weiter ab. Ganztagsschulen: Kultusminister wollen mehr Qualität. Die Qualität der Schulbildung bewegt sich auf ein gefährlich niedriges Niveau zu. Da kommt die Meldung zur rechten Zeit, dass die Kultusminister mehr Qualität in den Ganztagsschulen fordern. Doch wo liegen da die Schwerpunkte?
Die Pressemeldung zur Kultusministerkonferenz war kurz und sie zeigt auf, dass es einen echten Reformwillen nicht gibt. Zwölf „Empfehlungen“ werden diskutiert und sie sollen beschlossen werden. Sollen... Bezeichnenderweise wird nur über einen dieser Punkte berichtet und der hat mit Bildung als solcher nichts zu tun.« Von Peter Haisenko, im KN am 16. Oktober 2023 >> weiter.
»Die „finstere Agenda“ von Big Tech, die Kinder an die Technik fesselt. Da sich Babys mit einem Tablet in der Hand entwickeln, ist der nächste logische Schritt, angeblich zur Bequemlichkeit aller, die Implantation eines Mobilfunkgeräts – ja, eines Mini-Handys – in den Körper unserer Kinder.« Artikel auf UNCUT.news, 20. September 2023 >> weiter.
»Es steht zappenduster um die Bildungsqualität. Sackgasse Klassenzimmer. Die vormalige Bildungsnation Deutschland wird von immer mehr aufstrebenden Ländern überholt — statt das Problem im Kern zu lösen, wird nur Geld zugeschossen.
Die Zukunft eines Landes spiegelt sich in der gegenwärtigen Bildungsqualität. Und da sieht es in Deutschland zappenduster aus. Der Anteil der von Burnout bedrohten Lehrkräfte ist alarmierend. Der Ausweg, den viele Lehrerinnen und Lehrer gewählt haben, durch Teilzeit wenigstens etwas Druck aus dem psychischen Kessel zu lassen, wird seitens der Bildungspolitik immer weiter verbaut.« Von Roberto J. De Lapuente | MANOVA (vormals RUBIKON), im KN am 18. April 2023 >> weiter.
»Unsere Schulen müssen demokratisiert werden. Unsere weitestgehend nutzlosen Bildungsinstitutionen. Ein pädagogisches Paradoxon. Der Erziehung zu einem mündigen Bürger liegt ein fundamentales Problem zugrunde, auf das bereits Immanuel Kant in seiner Abhandlung über Pädagogik verwiesen hat: „Wie kultiviere ich die Freiheit bei dem Zwange?“ Auch über 200 Jahre nachdem er seine Schrift verfasst hat und Generationen von Philosophen und Erziehungswissenschaftlern nach ihm dieser Frage auf den Grund gegangen sind, haben es unsere Gesellschaft und ihre weitestgehend nutzlosen Bildungsinstitutionen nicht geschafft, all die Erkenntnisse vergangener Geistesgrößen in ein funktionierendes staatliches Schulsystem umzusetzen.« Von Patrick Zimmerschied | RUBIKON, im KN am 25. Februar 2023 >> weiter.
»Deutschland fehlen massenhaft Lehrkräfte: Das Land braucht aktuell bis zu 40.000 Lehrkräfte, in naher Zukunft wohl noch viel mehr. Es wird alles unternommen, jungen Menschen den Beruf zu verleiden. Da wird doch jeder frischgebackene Pädagoge mit Kusshand genommen – sollte man meinen. Dass dem nicht so sein muss, zeigt der Fall eines voll ausgebildeten Junglehrers mit Topabschluss und allerbesten Voraussetzungen, beruflich durchzustarten.« Von Ralf Wurzbacher | NDS, im KN am 17. Februar 2023 >> weiter.
»Grassierender Engpass bei Lehrern und Pädagogen: Die Lösungs-in-kompetenz der Kultusministerkonferenz. Mehrarbeit, größere Klassen, Hybridunterricht, Reaktivierung von pensionierten Lehrkräften, Einsatz von Quereinsteigern. Die „Empfehlungen“ einer Kommission der Landeskultusminister, um dem historischen Engpass bei Pädagogen zu begegnen, sorgen für Entsetzen bei Gewerkschaften und Bildungsverbänden. Das Gremium tischt so ziemlich alle Fehler der Vergangenheit als Rezept für die Zukunft auf. Die Therapie ist krank, macht krank und kann nur nach hinten losgehen.« Von Ralf Wurzbacher | NDS, im KN am 07. Februar 2023 >> weiter.
»Deutschland ist arm an Kindern, aber reich an armen Kindern. Jedes fünfte Kind arm? Jedes vierte? Egal, Panzer sind wichtiger. edes Jahr gibt es neue Zahlen zur Armut, die den alten gleichen, und immer wieder gibt es Berichte der Bertelsmann Stiftung dazu. Aber es ändert sich nichts, zumindest nicht zum Guten. Wenn es nächstes Jahr noch einen solchen Bericht geben sollte, sind noch mehr Kinder arm.« Von Dagmar Henn, im KN am 30. Januar 2023 >> weiter.
»Der Akademikeranteil in der Bevölkerung ist zu hoch. Er lässt eine Gesellschaft in eine destruktive Eigendynamik abgleiten. Das akademische Übergewicht bringt die Gesellschaft ins Ungleichgewicht. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Anteil akademisch ausgebildeter Menschen in der Gesellschaft drastisch erhöht. Man kann es an der deutlich gestiegenen Anzahl Studierender sehen, die sich in Universitäten und Fachhochschulen um einen Abschluss bemühen, um für die höhere Laufbahn in Institutionen und Ministerien oder der Wirtschaft und den Medien bereit zu sein. Manche bleiben auf der Universität, um zu lehren oder Wissenschaft zu treiben; andere gehen in Unternehmen oder in staatliche Institutionen, um dort Karriere zu machen.
Durch das hohe Angebot und die relativ geringe Nachfrage entsteht einerseits ein hoher Leistungsdruck, aber ebenso ein starker Anpassungswille. Hinzu kommt noch die mediale Ehrgeizpropaganda, nach der jeder seines Glückes Schmied sein soll. Man fragt sich: Wozu werden so viele Akademiker gebraucht?« Von Thomas Eblen | RUBIKON, im KN am 12. Januar 2023 >> weiter.
»Schulen ohne persönlich anwesende Schüler und Lehrer. Schulen sind die Labore unserer Zukunft. Das Verblödungssystem.« Von Willy Meyer, im KN am 5. Oktober 2022 >> weiter.
»Lehrermangel durch jahrzehntelange Fehlplanung. Bildungskahlschlag auf dem Rücken unserer Kinder und Jugendlichen. Sachsen-Anhalt probt die Vier-Tage-Woche, Nordrhein-Westfalen verschiebt Tausende Pädagogen auf fremdes Terrain und Sachsen setzt auf „planmäßigen Unterrichtsausfall“. Ein so nie dagewesener Lehrermangel treibt die seltsamsten Blüten und wird künftig doch nur der Normalfall sein. Es rächen sich jahrzehntelange Fehlplanung im Zeichen von Rotstift und Entstaatlichung und mit dem letzten Aufgebot an Amateurpaukern wird der neoliberalen Privatisierungslobby der Boden bereitet.« Von Ralf Wurzbacher | NDS, im KN am 28. September 2022 >> weiter.
»Entwicklungspsychologe Piaget: Die Theorie der Kognitiven Entwicklung. Über die Natur und Entwicklung menschlicher Intelligenz. Die Theorie der kognitiven Entwicklung nach dem Entwicklungspsychologen Piaget ist eine umfassende Theorie über die Natur und Entwicklung menschlicher Intelligenz. Die Theorie befasst sich mit der Natur von Wissen und Erkenntnis, mit deren Erwerb, Konstruktion und Gebrauch. Piagets Theorie ist hauptsächlich als Theorie kognitiver Entwicklungsstufen bekannt.
Piaget glaubte, dass Kinder nicht wie ‚kleine Erwachsene‘ seien, die nur über weniger Wissen verfügten – Kinder dächten und sprächen grundsätzlich anders. Da Piaget davon ausging, dass Kinder über große kognitive Fähigkeiten verfügen, entwickelte er vier verschiedene Stufen der kognitiven Entwicklung, die er in Tests untersuchte.« Von Jonas Koblin | Sproutsschools - Sprouts Deutschland, im KN am 22. Februar 2022 >> weiter.
»Die entwurzelte Generation: Eine Zustandsbeschreibung der heutigen Jugend. Allgegenwärtige Smartphone-Nutzung und die Omnipräsenz des Digitalen. Eine Jugend wächst heran, der die Freiheit fremd und das Denken zu anstrengend geworden ist und der man das Fühlen abtrainiert hat.
„Die jungen Leute heutzutage ...“, hörte und hört man des Öfteren die Älteren lamentieren. Das Unverständnis über die nachfolgende Generation galt in der Vergangenheit ihrem rebellischen Unwesen. Seit einiger Zeit — so scheint es — hat sich der Generationenkonflikt in sein Gegenteil verkehrt. Weniger wird das Rebellentum der Jugend beklagt oder kritisiert als ihre Neigung zum Konformismus sowie der unkritischen Anpassung an all die Agenden, die multimedial durchgepeitscht werden. Sei es das Gendern hier, der Klimaschutz dort oder aktuell die totale Durchimpfung der Bevölkerung. Wie ein ungeschützter Rechner lässt sich das Betriebssystem der Jugend mit jedem beliebigen Programm bespielen. Was sind die tragenden Säulen dieser Entwicklung?« Von Nicolas Riedl | RUBIKON, im KN am 14. Oktober 2021 >> weiter.
»Digitale Bildung. Frühe Medienkompetenz oder digitale Verdummung? Wie die Entwicklung der Kinder durch digitale Bildung schwer geschädigt wird. Ein breites System „Digitaler Bildung“, das den Lehrer überflüssig machen soll, wird in den Schulen vorangetrieben, da eine frühe Medienkompetenz erforderlich sei, um den Anschluss an die globale digitale Entwicklung nicht zu verpassen. Dabei werden jedoch die Bedingungen der verschiedenen Entwicklungsstufen des Kindes völlig außeracht gelassen – mit verheerenden Folgen.« von Herbert Ludwig, im KN am 9. Dezember 2019 >> weiter.
»Digitale Verdummung – wie sie in der Schule veranlagt wird und in der Politik schon angekommen ist! In ungeheurem Maße werben einschlägige Wirtschaftsunternehmen für breite „Digitale Bildung“ in Kitas und Schulen. Und die Bundes- und Landesregierungen treiben mit einem „Digitalpakt“ intensiv die Ausstattung der Schulen mit digitalen Medien voran, wofür der Bund über einen Zeitraum von fünf Jahren insgesamt fünf Milliarden Euro zur Verfügung stellt. Es bahnt sich eine technologische Neuausrichtung des Erziehungswesens an, eine weitgehende Übernahme des Unterrichtsgeschehens durch Computer-gesteuerte Bildungs-Einheiten und Programme – mit weitreichenden und verheerenden Folgen für die Entwicklung der Kinder.« Von Herbert Ludwig | Fassadenkratzer, 12. Juni 2019 >> weiter.
»Das Kind vor dem Bildschirm – Auswirkungen auf seine Entwicklung. Weithin ist die Vorstellung verbreitet, dass die Kinder nur kleine Erwachsene seien, gleichsam deren unvollständige Miniaturausgaben, die über die gleichen Fähigkeiten und Denkformen verfügten wie diese, graduell eben nur noch nicht so ausgebildet. Danach wird die Entwicklung als ein linearer Vorgang angesehen, der von Anfang bis Ende denselben Bedingungen und Gesetzmäßigkeiten unterliege. Entwicklung bestünde praktisch in einer quantitativen Steigerung derselben Fähigkeiten. Daher müsse eine Fähigkeit, wie beispielsweise das intellektuelle, logische Denken, schon früh geübt werden, damit es dem Erwachsenen dann in bestmöglicher Weise zur Verfügung stünde.« Von Herbert Ludwig | Fassadenkratzer, 12. Dezember 2014 >> weiter.
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»Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren,
verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten
und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht
mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten.
Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft,
verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander
und tyrannisieren ihre Lehrer.«
(-Sokrates, griechischer Philosoph, * um 469 vChr Athen; † 399 vChr Athen)
► Quelle: Der Artikel mit Interview von Ralf Wurzbacher erschien als Erstveröffentlichung am 16. Februar 2023 auf den „NachDenkSeiten – die kritische Website“ >> Artikel. Die Formulierungen der Übernahmebedingung für Artikel der NachDenkSeiten änderte sich 2017, 2018 und 2020 mehrfach. Aktuell ist zu lesen:
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KN-ADMIN Helmut Schnug suchte zur Rechtssicherheit ein Gespräch mit Albrecht Müller, Herausgeber von www.Nachdenkseiten.de und Vorsitzender der Initiative zur Verbesserung der Qualität politischer Meinungsbildung (IQM) e. V. Herr Müller erteilte in einem Telefonat und nochmal via Mail am 06. November 2017 die ausdrückliche Genehmigung. NDS-Artikel sind im KN für nichtkommerzielle Zwecke übernehmbar, wenn die Quelle genannt wird. Herzlichen Dank dafür.
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4. "Eine Zivilisation die mehr Geld für Kriege ausgibt als für Bildung und Frieden ist alles andere als zivilisiert!" Grafikbearbeitung: Wilfried Kahrs (WiKa) - qpress.de .
5. Schulklasse im Königreich Sachsen: Wollen wir zurück zu Zuständen wie im 19. Jahrhundert, als man in der Volksschule die Kinder und Jugendlichen des ganzen Dorfes in eine Klasse gesteckt hat? Das Königreich Sachsen entstand aus dem Kurfürstentum Sachsen und existierte von 1806 bis 1918. Es gehörte von 1806 bis 1815 dem Rheinbund und von 1815 bis 1866 dem Deutschen Bund an. Seit 1867 war es Bundesstaat des Norddeutschen Bundes und von 1871 bis 1918 des Deutschen Reiches. Die Hauptstadt war Dresden. Foto: Thermostrand (user_id:13149980). Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto.
6. Gestresster, überforderter Lehrer. Engagierte Lehrkräfte und Schulleitungen werden verschlissen, weil von ihnen die entsprechenden konzeptionellen Überlegungen zusätzlich zu ihrer normalen Arbeit erwartet werden. Der Lehrerberuf ist für viele längst kein Traumberuf mehr. »Die ersten Jahre war ich hochmotiviert, doch die Arbeitsbelastung laugt mich aus! Bevor ich noch meine Gesundheit ruiniere mache ich nur noch Dienst nach Vorschrift.«
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7. Ein prekär beschäftigter Lehrer schaut gefrustet auf eine Schultafel: »Ich erfülle nun wirklich alle Voraussetzungen, um als Lehrer mit 100%iger Tatkraft in Vollzeit unterrichten zu wollen. Doch stattdessen unzählige Vorstellungsgespräche in einem schier endlosen, kostenzehrenden und unwürdigen Bewerbungsmarathon - nur um wieder als Lückenfüller irgendwo befristet und prekär arbeiten zu können. Die inkompetente Kultusministerkonferenz (KMK) und die Kultusbürokratie kotzen mich an!«. Foto OHNE Textinlet: mohamed_hassan / Mohamed Hassan. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto. Das Textinlet wurde von Helmut Schnug eingearbeitet, zuvor der Bildauschnitt verändert. Die Lizenz bleibt natürlich erhalten!