

Unsere Schulen müssen demokratisiert werden
Unsere weitestgehend nutzlosen Bildungsinstitutionen
Ein pädagogisches Paradoxon
von Patrick Zimmerschied | RUBIKON
Der Erziehung zu einem mündigen Bürger liegt ein fundamentales Problem zugrunde, auf das bereits Immanuel Kant in seiner Abhandlung über Pädagogik verwiesen hat: „Wie kultiviere ich die Freiheit bei dem Zwange?“ Auch über 200 Jahre nachdem er seine Schrift verfasst hat und Generationen von Philosophen und Erziehungswissenschaftlern nach ihm dieser Frage auf den Grund gegangen sind, haben es unsere Gesellschaft und ihre weitestgehend nutzlosen Bildungsinstitutionen nicht geschafft, all die Erkenntnisse vergangener Geistesgrößen in ein funktionierendes staatliches Schulsystem umzusetzen.
Das Recht auf Bildung, das in der 'Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte' (AEMR) und zusätzlich in der 'UN-Kinderrechtskonvention' (KRK) seinen einflussreichsten Ausdruck fand, hat als Ziel die Emanzipation Minderjähriger, führt jedoch in der Praxis in nahezu allen Schulen zu regelmäßigen und zahlreichen Verletzungen gerade solcher Kinderrechte. Kinder werden dort normalerweise nicht, wie in der UN-Kinderrechtskonvention gefordert, als aktive und kompetente Bürger und Rechtssubjekte betrachtet, sondern vielmehr als unmündige, defizitäre Menschen, deren Mängel in den Bildungsinstitutionen behoben werden müssen [1].
Zudem kritisierte der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Bildung, Vernor Muñoz, [bei seinem 10-tätigen Besuch in Deutschland; H.S.] im Februar 2006 neben diskriminierenden Mängeln im deutschen Schulsystem auch die restriktive deutsche Schulpflicht, die alternative Lernformen kriminalisiere [2]. [>> Deutschlandbericht; H.S.]
Tatsächlich wird die Schulpflicht aber oft aus der UN-Kinderrechtskonvention abgeleitet. Bei genauerer Betrachtung der entsprechenden Artikel wird deutlich, dass der zwingende Charakter von Bildung dort in direktem Zusammenhang mit ihrer Eigenschaft als Recht steht, ohne einer logischen Begründung, warum aus einem Recht plötzlich eine Pflicht folgen sollte. Es erscheint wie ein seltsamer Denkfehler, der zu der paradoxen Situation führt, dass ein Menschenrecht zugleich zu einer Pflicht des Trägers dieses Rechtes wird. Eigentlich steht einer Pflicht immer ein Recht gegenüber. Das heißt, man erbringt eine Pflicht für jemanden, der ein Recht darauf hat. Sonderbarerweise sind die beiden Personen in diesem Fall allerdings identisch [3].
► Es gibt eine doppelte Antinomie
In vielen Ländern, in besonderem Maße in Deutschland, ist die „befreiende Pflicht“ zur Bildung deckungsgleich mit der Pflicht, sich in die Institution Schule einzufügen, um die Weitergabe dieser notwendigen Bildung zu gewährleisten.
Damit Kindern kritisches Denken und demokratische Prinzipien vermittelt werden, versetzt man sie folglich durch die Schulpflicht in eine Situation, in der sie einer Autorität gehorchen müssen und ihre Grundrechte in erheblichem Maße beschnitten werden, also genau das vorgegeben ist, was durch diese Begriffe ausgeschlossen wird.
Damit in direktem Zusammenhang steht außerdem das Dilemma, dass die angestrebte Mündigkeit der Schüler eben nicht vermittelt werden kann, sondern sich entwickeln muss. Der entsprechende Lerninhalt ist kein Wissen, sondern eine Erkenntnis. Es entsteht also eine doppelte Antinomie, bei der einerseits der Lehrende zielgerichtet handelt, er aber zugleich unwissend über die genauen Folgen seines Vorgehens ist, und andererseits die Autonomie der Schüler in einem Kontext von Restriktionen und Reglementierungen gefördert werden muss, in dem sie sich nicht freiwillig befinden.
Es gibt zwei entgegengesetzte Handlungsalternativen an den extremen Enden des Spektrums der Möglichkeiten, um mit dieser Situation umzugehen: Entweder man bleibt passiv und hofft darauf, dass die erwünschten Einsichten irgendwann von selbst eintreten werden, oder man formuliert normative Grundsätze und setzt diese als absolut. Beides ist problematisch, da einmal einer mehr oder weniger willkürlichen Sozialisation die Verantwortung überlassen wird, und im anderen Fall über die Sinnhaftigkeit bestimmter gesellschaftlicher Regeln nicht durch die vernünftige Entscheidung des Individuums geurteilt wird [4].
► Kann Schule überhaupt eine positive erzieherische Wirkung haben?
Natürlich kann man einwenden, dass die Erfolgsaussichten von Erziehung nicht völlig unkalkulierbar sind und man im Unterricht durchaus einigermaßen präzise an das Denkvermögen und die Einsichtsfähigkeit der Lernenden appellieren kann, ohne davon ausgehen zu müssen, dass das gesamte Unterfangen völlig ins Leere laufen wird.
Doch wer entscheidet letztendlich über die Qualität der Ergebnisse schulischer Einflüsse? Die Lehrperson? Das Kollegium? Der Schulrat? Die Studienergebnisse der Erziehungswissenschaftler? Oder doch diejenigen, deren Bestes von allen Beteiligten angeblich gewollt wird? Deren Urteil ist jedoch in den meisten Fällen alles andere als schmeichelhaft.
Auch wenn Schule heute Humanität und Toleranz anstrebt und als eine sinnvolle Ordnung und hilfreiche Unterstützung dienen soll, sehen die von ihren Auswirkungen unmittelbar Betroffenen generell diese Einrichtung mit Desinteresse bis Ablehnung. Es stellt sich, bei all diesen Hindernissen und Widersprüchlichkeiten, ganz grundlegend die Frage, ob Schule in ihrer aktuellen Form überhaupt in irgendeiner Art und Weise eine positive erzieherische Wirkung entfalten kann [5].
An diesen Zweifel anschließend, muss man folgerichtig auch die Sinnhaftigkeit der Schulpflicht überdenken, die ja einen Erziehungsauftrag erfüllen soll. Erziehung ist dabei im modernen Sinne gemeint, nämlich, dass sie Menschen urteilsfähig werden lassen soll und damit für das Recht konstitutiv ist [4].
Die darin zum Ausdruck kommende tautologische Natur der Schulpflicht liegt in ihrer Eigenart begründet, ein Recht auf Bildung zu sein, das per definitionem optional ist, aber zu dessen Aufkündigung niemand autorisiert ist, bis es vollständig ausgeübt wurde und man damit, zumindest theoretisch, ein mündiger Bürger ist. Doch selbst wenn man das zirkelhafte Wesen dieser Argumentation akzeptiert, sollte das Recht der betroffenen Subjekte, angehört zu werden, dennoch Beachtung finden [3].
► Der Wille des Kindes muss ernst genommen werden
Das Recht auf Gehör ist auch in Artikel 12 — und damit verbunden in den Artikeln 13, 14, 15 und 16 — der UN-Kinderrechtskonvention (KRK) ausformuliert und stellt einen deutlichen Perspektivenwechsel dar: vom Kind als Objekt und schutzbedürftigen Wesen, das auf die Fürsorge von Erwachsenen angewiesen ist, hin zu einem Subjekt mit dem Recht auf Respektierung der eigenen Meinung. Die Partizipationsrechte in den genannten Artikeln sind nicht nur einfach mit kindlichen Bedürfnissen begründet, sondern mit der Vorstellung, dass Kinder spezielle Interessen haben, die sie selbst erkennen und vertreten können.
Ein authentischer Wille des Kindes muss nicht erst bewiesen werden. Er wird vorausgesetzt und muss ernst genommen werden. Genauso wie sich Erwachsene gekränkt fühlen, wenn ihre Wünsche ignoriert werden, so werden auch die Gefühle von Kindern verletzt, wenn man sie nicht beachtet [4].
Ganz ähnlich werden auch die Interessen und die natürliche Neugierde von Schülern durch die Schulpflicht disqualifiziert. Die Unzulänglichkeit des zwangsverordneten Schulbesuchs wird besonders deutlich an der Unfähigkeit des Unterrichts, systematisch zwischen opportunistischen Strebern und ihren wirklich wissbegierigen Klassenkameraden zu unterscheiden.
Das hat nicht selten zur Folge, dass eigentlich lernfreudige Schüler aus Trotz und zur Abgrenzung ihre Anstrengung mindern und in Opposition zu den Lehrkräften treten. Zudem sind die Themen und Lernaufgaben des Unterrichts meist ein Abarbeiten des Curriculums und entstehen nicht organisch.
Die Schulpflicht macht die Schule daher zu einer disziplinarischen Anstalt im Geiste von Arbeitshäusern, auch wenn das im Einzelnen eine durchaus sanfte und wohlwollende Gestalt annehmen kann [6].
Macht man sich klar, dass Schulbildung, wie erwähnt, ein Recht ist, das nur deshalb zur Pflicht wird, weil es für seinen Träger nicht möglich ist, darauf zu verzichten, so wird die Absurdität dieser Situation noch offensichtlicher.
Es sollte selbstverständlich sein, dass es viel eher die Aufgabe des Staates ist, die Interessen der Lernenden zu berücksichtigen, die ihr Recht in Anspruch nehmen, als die Unterstützung von Zielen der Gesamtgesellschaft oder von Bedürfnissen der Unternehmen [3].
► Kinder gelten nicht als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft
Dieses Spannungsverhältnis besteht seit den Anfängen der modernen Pädagogik. Die Schulpflicht, die sich seit Mitte des 18. Jahrhunderts sukzessive aus den Notwendigkeiten der Industrialisierung und der demokratisierten Nationalstaatsbildung entwickelte, sollte sicherstellen, dass die Arbeiter und Bürger über die sozial erforderlichen Grundkenntnisse in Lesen, Schreiben und Rechnen verfügen sowie minimal abstraktionsfähig und informiert sind [6].
Der Theologe und Pädagoge Peter Villaume (* 16. Juli 1746 in Berlin; † 11. Juni 1825 in Fyrendal auf Fünen) ging zu dieser Zeit sogar so weit zu sagen, dass „die Gesellschaft ein unwidersprechliches, heiliges Recht“ habe, dass die Menschen ihre Selbstvervollkommnung zugunsten ihrer standesbezogenen Brauchbarkeit opfern, um ein „Rad in einer großen Maschine“ zu werden, und es sei die Aufgabe der Erziehung, dies zu gewährleisten [7].
Heute steht hingegen offiziell die Mündigkeit der Schüler im Mittelpunkt der Bemühungen von Bildungseinrichtungen. De facto wird allerdings immer noch davon ausgegangen, dass Minderjährige nur zu akzeptablen Mitgliedern der Gesellschaft werden, wenn Erwachsene sie instruieren und kontrollieren.
Ihre Mitbestimmung beschränkt sich zumeist auf die formale Beteiligung im Rahmen der Schülermitverwaltung [1]. Inwieweit Kinder eine aktive Rolle in der Formulierung und Durchsetzung ihrer Rechte spielen können, wird jedoch kaum diskutiert. Es ist offensichtlich, dass die Entwicklung zu einer vollen Bürgerschaft von Kindern durch ihren marginalisierten Status unterminiert wird: Sie gelten heute, wie in früheren Zeiten Frauen und manche ethnischen Minderheiten, als ungeeignet, vollwertige Mitglieder der Gesellschaft zu sein. Folglich wird in der Literatur über Kinderrechte immer wieder betont, dass Kinder und Jugendliche ein tiefes Gefühl von Machtlosigkeit und Ausschluss empfinden.
Der Sozialwissenschaftler Manfred Liebel schlägt als Abhilfe vor, dass Kinder in der Schule nicht erst befähigt werden sollten, vollwertige Bürger zu werden, sondern dass der Lernprozess der Kinder darin besteht, sich ihrer Wichtigkeit und ihres eigenen Beitrags zum gesellschaftlichen Leben bewusst zu werden. Es geht um den Aufbau von Solidargemeinschaften und die Einforderung von Teilhabe und Mitverantwortung. Kinder müssen die Möglichkeit haben, eigene gruppenspezifische Interessen geltend machen zu können, auch wenn diese von den Erwartungen und Sichtweisen der Erwachsenen abweichen.
► Vergangene Bemühungen zur Demokratisierung der Schule sind gescheitert
Diese Ansätze kamen mit der Idee der „Schulgemeinden“ in den 1920er Jahren bereits auf. In solchen pädagogischen Einrichtungen waren die Kinder und die Erzieher gleichberechtigt und es gab ein gemeinsames Entscheidungsrecht aller. Das Konzept war nicht als Spiel für die Kinder gedacht, in dem Demokratie bloß simuliert wird, sondern es gab ihnen die Möglichkeit, ihre eigenen Vorstellungen erfolgreich umzusetzen und solidarisches Handeln zu erleben.
In den 1960er Jahren wurden diese Gedanken wieder von der Schülerbewegung aufgegriffen [8]. Diese heute weitgehend in Vergessenheit geratene Protestbewegung sah Schüler als rechtlose, unterdrückte und von undemokratischen Instanzen abhängige Gruppe.
Gefordert wurde: „Mitbestimmung in allen die Schüler bestimmenden Angelegenheiten, in Zeugnis- und Versetzungskonferenzen — in Fächerbewertung, Lehrplangestaltung und Lehrmittelauswahl“ [9].
Die Ansätze und Forderungen dieser und ähnlicher Bemühungen um eine Demokratisierung der Schule sind weitestgehend an der Macht des bestehenden Systems gescheitert. Ihre Motivation ist jedoch nachvollziehbar und auch im Hinblick auf die vielbeschworene Erziehung zur Mündigkeit erstrebenswert, denn es ist einfacher, in einer partizipativen Umgebung die Vorzüge eigenständigen Denkens zu begreifen als in einengenden Verhältnissen. Insbesondere da aus dem Recht auf Bildung durch den erwähnten sophistischen Kunstgriff eine Einschränkung der Freiheit abgeleitet wird, wäre es durchaus angebracht, ein Mitbestimmungsrecht derjenigen zu etablieren, die hiervon in erheblichem Maße betroffen sind.
Die Konsequenzen aus der juristischen Einordnung der Bildung als einem reinen Recht, und nicht einer Pflicht, sind enorm. Die Anerkennung dieser Schlussfolgerung würde der Leichtfertigkeit, mit der Regierungen und Schulen über Lehrpläne und Vorschriften entscheiden, ohne den Willen der Schüler zu berücksichtigen, ein Ende bereiten [3]. Das wäre eine begrüßenswerte Entwicklung und ein Schritt hin zu einer für alle Beteiligten respektvolleren und harmonischeren Beziehung.
Patrick Zimmerschied
Bitte auch die nachfolgenden Infos zu den drei Buchtipps und darunter die zahlreichen Lesetipps zu Kinderarmut, Schule, Bildung, Bildungssysteme, (Früh-)Konditionierung etc. beachten. -Helmut Schnug
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Patrick Zimmerschied hat Philosophie und Politikwissenschaft an der Technischen Universität Darmstadt studiert und war dort Hilfskraft am Lehrstuhl für Wissenschaftsphilosophie. Seine Studienarbeiten wurden in diversen Büchern zitiert und in die Bibliothek des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit aufgenommen. Er ist als Übersetzer und Publizist tätig.
Quellen und Anmerkungen:
[1] Maywald, Jörg 2016: 25 Jahre UN-Kinderrechtskonvention. Der Kinderrechtsansatz in der Schule. In: Krappmann, Lothar/Petry, Christian (Hrsg.): Worauf Kinder und Jugendliche ein Recht haben. Kinderrechte, Demokratie und Schule: Ein Manifest. Schwalbach/Ts.: Debus Pädagogik Verlag/Wochenschau Verlag, 57-69.
[2] Restriktives Recht. Jürgen Amendt über Inklusion und Schulpflicht, Sept. 2017, nd-aktuell >> weiter.
[3] Bildung - Ein Pflichtrecht? Eine grundlegende Spannung innerhalb eines Grundrechts Von José-Luis Gaviria, tandfonline.com >> weiter. (englisch!!)
[4] Dr. phil Kira Amman 2020: (studierte Erziehungswissenschaft und Psychologie) »Kinderrechte und Bildsamkeit. Ein kritisches Plädoyer aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive.« Weilerswist: Velbrück Wissenschaft.
[5] Göppel, Rolf 2011: Schule und Erziehung — Ein kompliziertes Verhältnis. In: Göppel, Rolf/Rihm, Thomas/Strittmatter-Haubold, Veronika (Hrsg.): Muss — kann — darf die Schule erziehen? Heidelberg: Mattes Verlag, 9-17.
[6] Oevermann, Ulrich 2003: Brauchen wir heute noch eine gesetzliche Schulpflicht und welches wären die Vorzüge ihrer Abschaffung? In: Pädagogische Korrespondenz, 2003, 30, 54-70.
[7] Helsper, Werner 2004: Pädagogisches Handeln in den Antinomien der Moderne. In: Einführung in Grundbegriffe und Grundfragen der Erziehungswissenschaft. Einführungskurs Erziehungswissenschaft I. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 15-34.
[8] Liebel, Manfred 2007: Bürgerschaft von unten — Kinderrechte und soziale Bewegungen von Kindern. In: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, 2(1), 83-99. >> weiter.
[9] Schildt, Axel 2003: Nachwuchs für die Rebellion — die Schülerbewegung der späten 60er Jahre. In: Reulecke, Jürgen (Hrsg.): Generationalität und Lebensgeschichte im 20. Jahrhundert. München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 229-251.
Kira Ammann: Kinderrechte im Fokus der Bildsamkeit
Ein kritisches Plädoyer aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive
Verlag Velbrück Wissenschaft. 412 Seiten, broschiert, € 44,90 - 1. Auflage 2020,
ISBN print: 978-3-95832-227-1, ISBN online: 978-3-7489-1172-2.
Beschreibung:
»Obwohl es die seit 1989 durch die UN-Kinderrechtskonvention normierte politisch-rechtliche Situation erwarten lassen würde, wurden Rechte von Kindern und Jugendlichen in der Erziehung bislang noch nicht als Problem gesehen. Die vorliegende Untersuchung greift die Frage auf, wie der rechtliche Status der Heranwachsenden in der Erziehung gefasst werden kann und wirft damit ein neues Licht auf Debatten, die um Demokratiepädagogik und die Umsetzung von Kinderrechten in der pädagogischen Praxis geführt werden.
Mit disziplinübergreifenden Ausführungen legt die Autorin dar, was alles zu bedenken ist, wenn über Kind(er), Kindheit(en) und Kinderrechte gesprochen wird und was zukünftig in den interdisziplinären und öffentlichen Diskussionen berücksichtigt werden sollte. Anhand einer historischen Rekonstruktion der gesamten Konventionsgeschichte zeigt sie auf, wie es überhaupt dazu kam, dass heute von Kinderrechten gesprochen wird und inwiefern die Bildsamkeit des Menschen eine neue Perspektive auf das Verhältnis von Erziehung und Recht einzunehmen erlaubt.«
Kira Ammann, Dr. phil., studierte Erziehungswissenschaft und Psychologie und wurde 2019 promoviert. Sie ist am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Bern in der Abteilung Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Forschung und Lehre tätig. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten gehören Kinderrechte, erziehungswissenschaftliche Kindheitsforschung und die Frage nach dem Kind als Subjekt im Verhältnis von Erziehung und Recht.
Der Verlag Velbrück Wissenschaft wurde im Herbst 1999 mit dem Vorhaben gegründet, Werke aus dem breiten Spektrum der Soziologie, der Philosophie, der Kultur- und Geisteswissenschaften in den Mittelpunkt des Verlagsprogramms zu stellen. Seitdem hat sich der Velbrück Wissenschaft zu einem der renommiertesten deutschsprachigen Fachverlage für Theorie entwickelt. Die Publikationen sind Ergebnisse spezialisierter Forschungen, die Themenbereiche verbindet ihre theoretische Orientierung und ihre Anschlussfähigkeit über Disziplingrenzen hinweg. >> weiter.
Titelei/Inhaltsverzeichnis . . . . . . . Seite 1–13
1. Einleitung . . . . . . . Seite 14–17
2. Pädagogisches Sprechen über Kinderrechte? . . . . . . . Seite 18–46
2.1 Forschungs(gegen)stand und methodisches Vorgehen
2.2 Bildsamkeit – eine neue Perspektive?
2.3 Aufbau der Arbeit
3. Kinderrechte – ein Problem? . . . . . . . Seite 47–101
3.1 Kind, Kindheit oder the changing image of the child
3.2 Recht
3.3 Menschenrechte
3.4 Kinderrechte
4. Die Kinderrechtskonvention . . . . . . . Seite 102–242
4.1 Die Entstehung des Übereinkommens über die Rechte des Kindes
4.2 Umsetzung und Monitoring
4.3 Ausblick
4.4 Kinderrechte in der Schweiz
5. Ein pädagogischer Kommentar . . . . . . . Seite 243–269
5.1 Kommentierung ausgewählter Artikel
5.2 Bildsamkeit und Recht
6. Zum Schluss . . . . . . . Seite 270–281
6.1 Beantwortung der Fragestellungen
6.2 Kritische Reflexion
6.3 Menschenrechtsbildung als praktische Konsequenz
Literaturverzeichnis . . . . . . . Seite 282–341
Rechtssammlung . . . . . . . Seite 342–401
Sachverzeichnis . . . . . . . Seite 402–412
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Adultismus: Die Macht der Erwachsenen über die Kinder. Eine kritische Einführung.
Von Manfred Liebel und Philip Meade. Verlag Bertz + Fischer, Januar 2023,
Taschenbuch 440 Seiten, 13 Fotos, ISBN 978-3-86505-768-6, Preis 19,00 EUR.
Beschreibung:
»Rassismus und Sexismus sind als Herrschaftsverhältnisse und Formen der Diskriminierung ebenso allgegenwärtig wie (formal) geächtet. Wie aber verhält es sich mit der kaum thematisierten Macht, der junge Menschen unterworfen sind?
Kinder und Jugendliche erleben Adultismus auf vielfältige Weise, als . .
Geringschätzung, Missachtung, Entwürdigung, Entwertung, Unterstellung, Stigmatisierung, Vereinnahmung, Überwältigung, Fremdbestimmung, Unterwerfung, Benachteiligung oder Bestrafung. Bei manchen führt Adultismus zu Unsicherheit und Selbstentwertung, bei anderen zu Frustration und Widerstand. Wiederum andere resignieren, verstummen oder geben den erlebten Schmerz an Schwächere weiter.
Adultismus versteckt sich häufig sogar hinter Handlungen und Maßnahmen, die vorgeben, dem Schutz junger Menschen zu dienen. Er ist in fast allen Gesellschaften so alltäglich, dass er selten als Problem wahrgenommen wird. Auch in den Wissenschaften ist er bisher kaum untersucht worden.
Die Autoren blicken auf Adultismus als Diskriminierungsachse, aber auch als strukturelles Machtverhältnis, das sich etwa in Institutionen, Raumgestaltung oder Politik eingebrannt hat. Sie zeigen mit vielen Beispielen, in welchen Formen er auftritt und das Zusammenleben zwischen jungen und älteren Menschen beeinflusst. Sie erklären, wie er zustande kommt und sich immer wieder erneuert. Sie zeigen aber auch Wege auf, wie ihm der Boden entzogen werden kann, durch Erwachsene ebenso wie durch Kinder und Jugendliche selbst, im Privaten und Beruflichen wie im Politischen.
Die Autoren verstehen ihr Buch als eine Anregung zum Handeln, für eine Gesellschaft, in der nicht länger Mächtige über Ohnmächtige herrschen, in der junge Menschen und zukünftige Generationen zu ihrem Recht kommen.« (Verlagstext)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort . . . . . . 9
I. Was ist Adultismus? Eine erste Annäherung . . . . . . 13
Wie Adultismus erlebt wird . . . . . . 13
Die Alltäglichkeit des Adultismus . . . . . . 15
Wie verstehen wir Adultismus? . . . . . . 21
Deutungen des Adultismus . . . . . . 23
Die Vorläufer der Adultismuskritik und ein Überblick zur Forschung . . . . . . 24
Verwandte Begriffe und konzeptionelle Erweiterungen . . . . . . 29
Vorteile und Fallstricke des Etikettierens . . . . . . 34
Intersektionale Perspektive . . . . . . 36
Mangelndes Bewusstsein für Adultismus . . . . . . 37
Der historische Kontext . . . . . . 40
II. Adultismus in gesellschaftlichen Praxen . . . . . . 43
Kurze Vorbemerkung . . . . . . 43
Soziale Unterordnung junger Menschen in früheren Epochen und nicht-bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaften . . . . . . 44
Unterdrückung von Kindern in »antiken Hochkulturen« bis zureuropäischen Neuzeit . . . . . . 47
Gewalt und Diskriminierung gegen Kinder im Kolonialisierungsprozess . . . . . . 53
Gewalt und Diskriminierung gegen Kinder in der postkolonialen Epoche . . . . . . 56
Egalitäre Altersordnungen in indigenen Gemeinschaften . . . . . . 59
Institutionelle Grundpfeiler des Adultismus in zeitgenössischenbürgerlich-kapitalistischen Gesellschaften . . . . . . 64
Familie als Keimzelle des Adultismus . . . . . . 64
Schule als Hort des Adultismus . . . . . . 76
Recht und Politik als Manifestation des Adultismus . . . . . . 86
Sechs Bereiche adultistischer Diskriminierung junger Menschen . . . . . . 95
Sanktionierung nichtkonformen Verhaltens . . . . . . 96
Eingrenzender und paternalistischer Kinderschutz . . . . . . 102
Beschränkter Zugang zu Ressourcen . . . . . . 107
Herstellung von Normativität . . . . . . 115
Ausbeutung und Instrumentalisierung . . . . . . 131
Generationale Diskriminierung . . . . . . 140
III. Bausteine einer kritischen Theorie des Adultismus . . . . . . 147
Zum Stand der Theorie . . . . . . 147
Adultismus als Diskriminierungsform . . . . . . 148
Macht als Grundlage des Adultismus . . . . . . 154
Wirkungen und Rückwirkungen des Adultismus . . . . . . 162
Voraussetzungen und Entwicklung des Adultismus . . . . . . 169
Adultismus in der rechts- und moralphilosophischen Debatte über Kinderrechte . . . . . . 177
Adultismus unter Rechtfertigungsdruck . . . . . . 188
Agency junger Menschen als Kritik des Adultismus . . . . . . 199
Elemente einer Theorie des Kinder-Protagonismus . . . . . . 207
IV. Dem Adultismus entgegenwirken . . . . . . 221
Einleitung . . . . . . 221
Wer spricht hier für wen? . . . . . . 222
Kritisches Erwachsensein . . . . . . 225
Gibt es eine adultismuskritische (Sozial-)Pädagogik? . . . . . . 230
Das hierarchische Erziehungsverhältnis infrage stellen . . . . . . 231
Zur Geschichte adultismuskritischer pädagogischer Praxis . . . . . . 232
Subjektorientierte Zugänge zum Erwachsenen-Kind-Verhältnis . . . . . . 236
Versuche adultismuskritischer Praxis in der Kinder- und Jugendhilfe . . . . . . 241
Kinderbücher gegen den kulturellen Adultismus . . . . . . 247
Gemeinsam gegen Adultismus in der Schule vorgehen . . . . . . 249
Aus dem politischen Schweigen herausfinden . . . . . . 256
Mit Kinderrechten dem Adultismus entgegenwirken . . . . . . 268
Wege zu einem nicht-adultistischen Kinderschutz . . . . . . 275
Politische Partizipation und Wahlrecht von Kindern . . . . . . 284
Für intergenerationale Gerechtigkeit . . . . . . 294
Dem Adultismus im städtischen Raum entgegenwirken . . . . . . 302
Wie junge Menschen den Adultismus infrage stellen . . . . . . 310
Selbstbefreiung und Widerstand . . . . . . 313
Kampf für eine bessere Gesellschaft . . . . . . 316
Überlebensstrategien . . . . . . 330
Fazit . . . . . . 340
V. Ausblick: Auf dem Weg zu einer adultismusfreien Gesellschaft . . . . . . 344
Anmerkungen . . . . . . 360
Literatur . . . . . . 380
► Quelle des Inhaltsverzeichnisses: Bertz + Fischer GbR, Berlin. Verlagsseite bertz-fischer.de/ . Die Verwendung dieses Inhaltsverzeichnisses im Kritischen-Netzwerk erfolgt aus nicht-kommerziellem, aber journalistisch-redaktionellem Zweck mit dem Ziel, möglichst zahlreiche (Kauf-)Interessenten für das Buch zu erreichen. Der Betreiber des KN zieht daraus keinen finanziellen Nutzen! Die Rechte verbleiben selbstverständlich beim Verlag! Copyright ©️ Bertz + Fischer GbR, Berlin.
Chronik des von Dieter Bertz (Politologe, Filmkritiker) 1995 gegründeten Verlages 'Bertz + Fischer Verlag GbR' in Berlin >> weiter.
https://www.bertz-fischer.de/adultismus
https://www.bertz-fischer.de/IMG/pdf/adultismus_inhalt.pdf
https://www.bertz-fischer.de/IMG/pdf/adultismus_vorwort.pdf
Bertz + Fischer GbR | Franz-Mehring-Platz 1 | D-10243 Berlin | mail[at]bertz-fischer.de | Tel.: [+49] 030 / 2978 3543
Unerhört. Kinder und Macht.
von Manfred Liebel, Verlag BELTZ JUVENTA in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel,
broschiert, 336 Seiten, ISBN: 978-3-7799-6152-9. Erschienen: 12.02.2020.
Preis 29,95 EUR. Auch als EBOOK/PDF für 27,99 EUR.
»Was würde aus der Welt, wenn Kinder an der Macht wären? Ein sinnloses Gedankenspiel? Eine schiefe Utopie? Kinder sind in ihrem Leben in vielerlei Hinsicht mit Macht konfrontiert. Im Buch geht es darum, die Handlungsmöglichkeiten von Kindern zu erkunden. Mit Beispielen aus verschiedenen Zeiten und Weltregionen wird gezeigt, was Kinder könnten, wenn man sie ließe. Und wenn sie die nötige Solidarität und Unterstützung derer fänden, die bisher noch Macht über sie haben. Es geht nicht darum, Macht über andere zu gewinnen, sondern darum, zu einem gleichgewichtigen Miteinander zu finden.« (-Verlagsmeldung)
Kurzer Auszug auf dem Vorwort:
»Kinder und Macht – das Thema beschäftigt mich, seit ich mit Kindern und Jugendlichen arbeite und forsche.
Als ich vor nunmehr 50 Jahren gemeinsam mit Franz Wellendorf eine Untersuchung zur Schülerbewegung in Deutschland machte und wir das daraus hervorgegangene Buch Schülerselbstbefreiung nannten (Liebel & Wellendorf 1969), standen Fragen der Macht bereits im Zentrum. Aber es dauerte Jahre, bis ich mich intensiver dem Thema widmete. Dies geschah insbesondere in meinen Studien zu Kinderrechten. Immer wieder stieß ich darauf, dass Kinderrechte zwar von allen, mit denen ich darüber sprach, bejubelt wurden, aber in der Praxis zeigte sich, dass sie vielfach an den Machtverhältnissen zwischen Kindern und Erwachsenen und denen sozialer Ungleichheit auf große Hindernisse stießen und vielfach totes Papier blieben. Rechte können dazu beitragen, an den bestehenden Machtverhältnissen zu rütteln, aber sie sind ein sperriges Instrument und tragen, in Gesetze gegossen, oft auch zu ihrer Konservierung bei.
Mit diesem Buch will ich dazu beitragen, besser zu verstehen, wie Macht von Kindern erlebt wird und wie sie damit umgehen. Macht bedeutet für sie meist Ohnmacht, aber es gibt auch Momente und Anzeichen, wo Kinder diese zumindest ein Stück weit hinter sich lassen. Solche Vorgänge lösen bei Erwachsenen und denen, die über einen Machtvorteil oder gar ein Machtmonopol verfügen, oft Ängste und Abwehrreaktionen aus. Sie befürchten, auf eigene Macht zu verzichten, könnte bei Kindern die gleichen Verhaltensweisen hervorbringen, die sie selbst gegenüber Kindern praktizieren.« (-Manfred Liebel, kurzer Auszug aus dem Vorwort).
Inhaltsverzeichnis >> weiter.
Leseprobe >> weiter.
https://www.beltz.de/fachmedien/paedagogik/produkte/details/42850-unerhoert-kinder-und-macht.html
https://www.beltz.de/fileadmin/beltz/inhaltsverzeichnisse/978-3-7799-6152-9.pdf
https://www.beltz.de/fileadmin/beltz/leseproben/978-3-7799-6152-9.pdf
Über die Verlagsgruppe Beltz (Julius Beltz GmbH & Co. KG) Weinheim und Campus Verlag GmbH Frankfurt:
1841 ist das Gründungsjahr der Druckerei Julius Beltz im thüringischen Langensalza, nahe Erfurt. 1868 übernahm Julius Beltz (1819-1892) den Verlag Adolph Büchting in Nordhausen. Daraus wurde das »Verlagsgeschäft Julius Beltz«, ein Verlag für Lehrbücher mit regionaler Verbreitung. Heute ist der Verlag in den Themenbereichen Kinder- und Jugendbuch, Pädagogik und Erziehungswissenschaft, Training, Coaching und Beratung, Sachbuch/Ratgeber und Psychologie tätig. Seit 1974 bringt der Verlag zudem das Monatsmagazin Psychologie Heute heraus. [..]
Bei Beltz Juventa steht das Soziale im Fokus. Der Verlagsbereich ist in den Gebieten Bildung und Erziehung, Weiterbildung, Sozialwissenschaften, Pädagogik und Psychologie tätig. Das Programm umfasst wissenschaftliche Fachpublikationen und 18 Fachzeitschriften inkl. dem Sozialmagazin. Als Partner von wissenschaftlichen Instituten, Stiftungen und Bibliotheken platzieren wir erfolgreich Open Access Veröffentlichungen. Das Sachbuch-Programm bietet Sachbücher und Ratgeber für die Bereiche Baby und Kleinkind, Kindheit, Jugend, Eltern, Familie, Bildung, Schule, Psychologie an. >> weiter.
Verlagsgruppe Beltz - Julius Beltz GmbH & Co. KG, Werderstr. 10, 69 469 Weinheim, Telefon: 0049-6201-6007-0.
E-Mail: info(at)beltz.de - Internet: www.beltz.de
Die Verwendung dieser Texte und des Buchcovers im Kritischen-Netzwerk erfolgt aus nicht-kommerziellem, aber journalistisch-redaktionellem Zweck mit dem Ziel, möglichst zahlreiche (Kauf-)Interessenten für das Buch zu erreichen. Der Betreiber des KN zieht daraus keinen finanziellen Nutzen! Die Rechte verbleiben selbstverständlich beim Verlag! Copyright ©️ Verlagsgruppe Beltz (Julius Beltz GmbH & Co. KG) Weinheim.
Lesetipps: (zu Kinderarmut, Schule, Bildung, Bildungssysteme, (Früh-)Konditionierung etc.)
"Unsere Schulen müssen demokratisiert werden. Unsere weitestgehend nutzlosen Bildungsinstitutionen. Ein pädagogisches Paradoxon. Der Erziehung zu einem mündigen Bürger liegt ein fundamentales Problem zugrunde, auf das bereits Immanuel Kant in seiner Abhandlung über Pädagogik verwiesen hat: „Wie kultiviere ich die Freiheit bei dem Zwange?“ Auch über 200 Jahre nachdem er seine Schrift verfasst hat und Generationen von Philosophen und Erziehungswissenschaftlern nach ihm dieser Frage auf den Grund gegangen sind, haben es unsere Gesellschaft und ihre weitestgehend nutzlosen Bildungsinstitutionen nicht geschafft, all die Erkenntnisse vergangener Geistesgrößen in ein funktionierendes staatliches Schulsystem umzusetzen." Von Patrick Zimmerschied | RUBIKON, im KN am 25. Februar 2023 >> weiter.
"Deutschland fehlen massenhaft Lehrkräfte: Das Land braucht aktuell bis zu 40.000 Lehrkräfte, in naher Zukunft wohl noch viel mehr. Es wird alles unternommen, jungen Menschen den Beruf zu verleiden. Da wird doch jeder frischgebackene Pädagoge mit Kusshand genommen – sollte man meinen. Dass dem nicht so sein muss, zeigt der Fall eines voll ausgebildeten Junglehrers mit Topabschluss und allerbesten Voraussetzungen, beruflich durchzustarten." Von Ralf Wurzbacher | NDS, im KN am 17. Februar 2023 >> weiter.
"Grassierender Engpass bei Lehrern und Pädagogen: Die Lösungs-in-kompetenz der Kultusministerkonferenz. Mehrarbeit, größere Klassen, Hybridunterricht, Reaktivierung von pensionierten Lehrkräften, Einsatz von Quereinsteigern. Die „Empfehlungen“ einer Kommission der Landeskultusminister, um dem historischen Engpass bei Pädagogen zu begegnen, sorgen für Entsetzen bei Gewerkschaften und Bildungsverbänden. Das Gremium tischt so ziemlich alle Fehler der Vergangenheit als Rezept für die Zukunft auf. Die Therapie ist krank, macht krank und kann nur nach hinten losgehen." Von Ralf Wurzbacher | NDS, im KN am 07. Februar 2023 >> weiter.
"Deutschland ist arm an Kindern, aber reich an armen Kindern. Jedes fünfte Kind arm? Jedes vierte? Egal, Panzer sind wichtiger. edes Jahr gibt es neue Zahlen zur Armut, die den alten gleichen, und immer wieder gibt es Berichte der Bertelsmann Stiftung dazu. Aber es ändert sich nichts, zumindest nicht zum Guten. Wenn es nächstes Jahr noch einen solchen Bericht geben sollte, sind noch mehr Kinder arm." Von Dagmar Henn, im KN am 30. Januar 2023 >> weiter.
"Der Akademikeranteil in der Bevölkerung ist zu hoch. Er lässt eine Gesellschaft in eine destruktive Eigendynamik abgleiten. Das akademische Übergewicht bringt die Gesellschaft ins Ungleichgewicht. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Anteil akademisch ausgebildeter Menschen in der Gesellschaft drastisch erhöht. Man kann es an der deutlich gestiegenen Anzahl Studierender sehen, die sich in Universitäten und Fachhochschulen um einen Abschluss bemühen, um für die höhere Laufbahn in Institutionen und Ministerien oder der Wirtschaft und den Medien bereit zu sein. Manche bleiben auf der Universität, um zu lehren oder Wissenschaft zu treiben; andere gehen in Unternehmen oder in staatliche Institutionen, um dort Karriere zu machen.
Durch das hohe Angebot und die relativ geringe Nachfrage entsteht einerseits ein hoher Leistungsdruck, aber ebenso ein starker Anpassungswille. Hinzu kommt noch die mediale Ehrgeizpropaganda, nach der jeder seines Glückes Schmied sein soll. Man fragt sich: Wozu werden so viele Akademiker gebraucht?" Von Thomas Eblen | RUBIKON, im KN am 12. Januar 2023 >> weiter.
"Schulen ohne persönlich anwesende Schüler und Lehrer. Schulen sind die Labore unserer Zukunft. Das Verblödungssystem." Von Willy Meyer, im KN am 5. Oktober 2022 >> weiter.
"Lehrermangel durch jahrzehntelange Fehlplanung. Bildungskahlschlag auf dem Rücken unserer Kinder und Jugendlichen. Sachsen-Anhalt probt die Vier-Tage-Woche, Nordrhein-Westfalen verschiebt Tausende Pädagogen auf fremdes Terrain und Sachsen setzt auf „planmäßigen Unterrichtsausfall“. Ein so nie dagewesener Lehrermangel treibt die seltsamsten Blüten und wird künftig doch nur der Normalfall sein. Es rächen sich jahrzehntelange Fehlplanung im Zeichen von Rotstift und Entstaatlichung und mit dem letzten Aufgebot an Amateurpaukern wird der neoliberalen Privatisierungslobby der Boden bereitet." Von Ralf Wurzbacher | NDS, im KN am 28. September 2022 >> weiter.
"Schulfrei: Vom Teilzeitgefängnis Schule zum Vollzeitgefängnis Familie? Es genügt nicht, Kinder „wegen Corona“ jetzt zuhause abzurichten — nötig wäre ein Paradigmenwechsel hin zu selbstbestimmtem Lernen." Von Bertrand Stern, im KN am 25. Mai 2021 >> weiter.
"Das Halbtagsschulsystem in Österreich konserviert eine Bildungsungleichheit. Halber Tag, doppelter Nachteil?" von Elke Larcher und Oliver Gruber / A&W blog, 21. September 2020, im KN am 25. Sept. 2020. >> weiter.
"OECD: Bildung auf einen Blick 2020 - OECD-INDIKATOREN". ("Education at a Glance 2020 - OECD Indicators") >> weiter. (PDF).
"Kinderarmut: Medien berichten zu oberflächlich und mit zu wenig Nachdruck" von Marcus Klöckner | NDS, 08. August 2020, am 10.08. im KN >> weiter.
"Maskenzwang im Unterricht: Ein bizarrer Plan. Für Schüler soll nun teils sogar im Unterricht eine Maskenpflicht gelten. Diese Pläne sind unverantwortlich und unwissenschaftlich." von Tobias Riegel | NDS, 05. August 2020. >> weiter.
"Die Ernüchterungsanstalt: Die Schule erstickt das Interesse für Poesie im Keim, indem sie Schüler zwingt, diese rational zu zergliedern." von Nicolas Riedl / RUBIKON, 26. April 2020, im KN 28. Juli 2020 >> weiter.
"Factsheet Kinderarmut in Deutschland" von Antje Funcke und Sarah Menne, Bertelsmann Stiftung - Juli 2020 >> weiter.
"Materielle Unterversorgung von Kindern" von Dr. Torsten Lietzmann und Dr. Claudia Wenzig, IAB und Bertelsmann Stiftung - Juli 2020 >> weiter.
"Deutschland verlernt seine Kulturtechniken: Die Missachtung des Musikunterrichts ist ein Skandal" von Tobias Riegel | NDS, 18. März 2020 >> weiter.
"Was kosten Kinder?" - Studie "Kosten von Kindern. Erhebungsmethoden und Bandbreiten" von Stefan Humer, Severin Rapp, Judith Lengyel-Wiesinger / A & W blog >> weiter.
"Kosten von Kindern - Erhebungsmethoden und Bandbreiten" von INEQ Wien, Stefan Humer und Severin Rapp, 24. Januar 2020 >> weiter.
"Kinderarmut: Sie mussten früh erwachsen werden." von Marcus Klöckner | NDS im Interview mit Dr. Irina Volf, 19. März 2020 >> weiter.
"Kinderarmut in Deutschland verharrt auf hohem Niveau" von Dietmar Gaisenkersting, 10. Februar 2020 >> weiter.
"Lehrermangel und Unterrichtsausfall. Soziale Ungleichheit verschärft sich!" von Harold Hambacher, 23. Januar 2020 >> weiter.
"Unser staatlich geprägtes Bildungssystem ist veraltet. Perspektiven der individuellen und sozialen Selbstverwirklichung.", von Lars Grünewald, 13. April 2019, im KN 28.12.2019 >> weiter.
"Digitale Bildung. Frühe Medienkompetenz oder digitale Verdummung?. Wie die Entwicklung der Kinder durch digitale Bildung schwer geschädigt wird." von Herbert Ludwig, 9.12.2019 >> weiter.
"Lobbyismus: 20 von 30 DAX-Unternehmen bieten Unterrichtsmaterial an" von Felix Kamella / LobbyControl, 30. Oktober 2019 >> weiter.
"Stifter und Schenker. Wie der Kommerz das Klassenzimmer kapert." von Redaktion NDS, 17. Oktober 2019 >> weiter.
"Der kleine Erwachsene – oder die Verdummung des Kindes" von Herbert Ludwig, 26. September 2019 >> weiter.
"Wählen mit 16 – oder die Infantilisierung der Politik" von Herbert Ludwig, 4. Juli 2019 >> weiter.
"Digitale Verdummung – wie sie in der Schule veranlagt wird und in der Politik schon angekommen ist!" von Herbert Ludwig, 12. Juni 2019 >> weiter.
"Abgeordnete: Denn sie wissen nicht, was sie beschließen" von Herbert Ludwig, 26. Februar 2019 >> weiter.
"Wie hat sich die Einkommenssituation von Familien entwickelt. Ein neues Messkonzept", Bertelsmann Stiftung Studie 2018, Februar 2018 >> weiter.
"Digitale Bildung – was macht die Politik? Positionen der Parteien im Bundestag." von Lena Herzog / die Debatte, 02. Februar 2018 >> weiter.
"Digitalisierung von Bildung als neoliberales Projekt. Internet als Brandbeschleuniger der Globalisierung und Infrastruktur des neoliberalen Regimes." von Matthias Burchardt, 30. Juli 2017 >> weiter.
"Allmächtiger Staat – Die Fesselung des Bildungslebens" von Herbert Ludwig, 16. Juni 2017 >> weiter.
► Quelle: Der Artikel erschien am 23. Februar 2023 als Erstveröffentlichung bei RUBIKON >> rubikon.news/ >> Artikel. RUBIKON versteht sich als Initiative zur Demokratisierung der Meinungsbildung, vertreten durch die Geschäftsführerin Jana Pfligersdorffer. RUBIKON unterstützen >> HIER.
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1. Kinder in einer Klassenzimmer. Foto: airunique / unique hwang, Seoul/Korea. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto.
2. Kinder haben ein Recht auf Würde und Mitbestimmung. Foto OHNE Inlet: freepik. (detaillierter Urhebername nicht benannt!) Quelle: freepik >> https://de.freepik.com/ . Freepik-Lizenz: Die Lizenz erlaubt es Ihnen, die als kostenlos markierten Inhalte für persönliche Projekte und auch den kommerziellen Gebrauch in digitalen oder gedruckten Medien zu nutzen. Erlaubt ist eine unbegrenzte Zahl von Nutzungen, unbefristet von überall auf der Welt. Modifizierungen und abgeleitete Werke sind erlaubt. Eine Namensnennung des Urhebers und der Quelle (Freepik.com) ist erforderlich. >> Foto. Der Text wurde von Helmut Schnug eingefügt.
3. Buchcover: »Kinderrechte im Fokus der Bildsamkeit. Ein kritisches Plädoyer aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive« von Kira Ammann, Verlag Velbrück Wissenschaft. 412 Seiten, broschiert, € 44,90 - 1. Auflage 2020, ISBN print: 978-3-95832-227-1, ISBN online: 978-3-7489-1172-2.
4. Sieben lachende Kinder zu einem Kreis formiert. Foto: rawpixel.com. Quelle: freepik >> https://de.freepik.com/ . Freepik-Lizenz: Die Lizenz erlaubt es Ihnen, die als kostenlos markierten Inhalte für persönliche Projekte und auch den kommerziellen Gebrauch in digitalen oder gedruckten Medien zu nutzen. Erlaubt ist eine unbegrenzte Zahl von Nutzungen, unbefristet von überall auf der Welt. Modifizierungen und abgeleitete Werke sind erlaubt. Eine Namensnennung des Urhebers (rawpixel.com) und der Quelle (Freepik.com) ist erforderlich. >> Foto.
5. »Es ist nicht vorstellbar, dass unsere Kultur vergisst, dass sie Kinder braucht. Aber dass Kinder eine Kindheit brauchen, hat sie schon halbwegs vergessen.« (- Neil Postman: »Das Verschwinden der Kindheit«).
Neil Postman (* 8. März 1931 in New York; † 5. Oktober 2003 ebenda) war ein US-amerikanischer Medienwissenschaftler, insbesondere ein Kritiker des Mediums Fernsehen und in den 1980er-Jahren ein bekannter Sachbuchautor. Einige seiner bekanntesten Werke wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug bereits vor Jahren mit Begeisterung mehrmals gelesen: (die Bücher gibt es mittlerweile antiquarisch für sehr wenig Geld bei BOOKLOOKER.de
»Das Verschwinden der Kindheit«, Fischer, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-596-23855-2. (The Disappearance of Childhood, 1982)
»Wir amüsieren uns zu Tode. Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie«, Fischer, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-10-062407-6. (Amusing Ourselves to Death, 1985.).
»Die Verweigerung der Hörigkeit«, Fischer, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-10-062408-4. (Conscientious Objections: Stirring Up Trouble About Language, Technology and Education, 1988)
»Das Technopol. Die Macht der Technologien und die Entmündigung der Gesellschaft«, Fischer, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-10-062413-0. (Technopoly. The Surrender of Culture to Technology, 1992).
»Wir informieren uns zu Tode.«, 1992 DNB 948188960. (How to Watch TV News, mit Steve Powers, 1992)
»Keine Götter mehr. Das Ende der Erziehung.«, dtv, München 1995, ISBN 3-423-36046-1. (The End of Education, 1995).
6. Mädchen mit traurigem Blick. Die Mündigkeit der Unmündigen: Kindeswohl und Kinderrechte. Die Frage der normativen Bestimmung von Kinderrechten steht im Zusammenhang und teilweise auch im Konflikt mit Gruppeninteressen, vor allem von Frauen, Männern, Bildungsinstitutionen, Kultusministerien, der Werbeindustrie etc..
Ein Kinder wird von Anfang an auf seine Rolle im Erwachsenenleben 'vorbereitet', wobei man eher von 'fremdbestimmter Konditionierung und Indoktrination' sprechen sollte. Kindergefühle, Kinderinteressen, Kindeswohl, Kinderrechte und die Würde eines Kindes bleiben oftmals auf der Strecke, was der freien Kindesentfaltung und Kindesentwicklung zuwiderläuft.
Kinder und Jugendliche empfinden dabei ein tiefes Gefühl von Machtlosigkeit, Geringschätzung, Marginalisierung, Demütigung, Entwürdigung und Ausschluss. Seelische und psychische Erkrankungen sind vorprogrammiert und begleiten Kinder und Jugendliche oft ihr Leben lang. Foto: Inactive account – user ID 19420761. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto.
7. Buchcover: »Adultismus: Die Macht der Erwachsenen über die Kinder. Eine kritische Einführung.« Von Manfred Liebel und Philip Meade. Verlag Bertz + Fischer GbR Berlin, Januar 2023, Taschenbuch 440 Seiten, 13 Fotos, ISBN 978-3-86505-768-6, Preis 19,00 EUR.
8. Buchcover »Unerhört. Kinder und Macht.« von Manfred Liebel, Verlag BELTZ JUVENTA in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel, broschiert, 336 Seiten, ISBN: 978-3-7799-6152-9. Erschienen: 12.02.2020. Preis 29,95 EUR. Auch als EBOOK/PDF für 27,99 EUR.