Göring-Röttgen: Schwarz-Grüne Koalition in Aleppo

Wer Assad stürzen will, der will das Massaker

Ulrich Gellermann, Berlin

Ob sie gut gefrühstückt hatten? Saßen sie warm und trocken? Der ewige Messdiener Norbert Röttgen (CDU) und die frömmelnde Grüne Katrin Göring-Eckardt. Als sie unisono die Russen als Kriegsverbrecher bezichtigten, weil die in Syrien an der Seite der Regierung Assad gegen die fanatischen Truppen unter den schwarzen Fahnen des Dschihad kämpfen. Wissen sie wer sie sind, die Enkel der deutschen Kriegsverbrecher? Die Erben des Russlandfeldzuges zur Vernichtung der Völker der Sowjetunion. Und mehr noch: Wissen sie, auf wessen Seite sie kämpfen? An der Seite der USA, deren aktuelle Blutspur von Afghanistan über den Irak und Libyen eben bis nach Syrien reicht.

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Nicht einmal in all den Kriegsjahren mochten die beiden auch nur ein Kriegsverbrechen der USA entdecken. Doch jetzt schäumen sie, wüten, werfen mit den Verbrechen nur so um sich. Verschärfen schwätzend einen Krieg, dessen Ursache sie nicht kennen wollen und doch kennen könnten: den ungestillten Hunger der imperialen USA nach einem weiteren ausländischen Militärstützpunkt, denn die bisherigen 761 existierenden reichen dem Imperium noch nicht. Nach einer weiteren Beherrschung von Rohstoff-Quellen, denn mit mehr als der Hälfte der Reichtümer unserer Welt ist die Gier der USA nicht gestillt. Mehr, mehr, mehr schreit die Wall Street, mehr, mehr, klingt das Echo aus Washington. Und in den Chor mischen sich die Stimmen der Röttgens und der Eckardts, wie die Töne von Aufzieh-Puppen.

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Arbeitsverweigerung: Hillary Clinton und das Versagen der Medien

von Jens Berger / NDS

Echter Qualitätsjournalismus sollte Distanz halten und sich nicht gemein machen mit einer Sache; auch nicht mit einer guten. So formulierte es einst der Tagesthemen-Moderator Hanns Joachim Friedrichs. Gemessen an diesem Standard sind die Stars des US-Journalismus die schwarzen Schafe in einer Branche, in der man offenbar die weißen Schafe mit der Lupe suchen muss. Die Medienkonzerne finanzieren Hillary Clinton, Clinton bedient ausgesuchte Journalisten mit „Informationen“ aus erster Hand und gemeinsam arbeitet man an einer Strategie, das Weiße Haus zu erobern. So nah waren sich Politik und Medien in einem als demokratisch geltenden Staat noch nie.

Die New York Times (NYT) macht heute mit einer Geschichte auf, in der man lustvoll darüber berichtet, dass es bei den Republikanern immer mehr Spitzenpolitiker gibt, die Trump den Rücken kehren. Gleich daneben berichtet das „Editorial Board“ von der „verschrobenen“ Welt des Donald Trump. Bei der Washington Post (WaPo) heuchelt man in der Spitzenstory des Tages immer noch darüber, wie böse Donald Trumps „frauenfeindliche“ Sprüche sind und auch auf allen anderen großen Zeitungs- und Medienseiten findet man nahezu ausschließlich negative Berichte und Kommentare über den Kandidaten Trump. ??

► Ist in den USA sonst nichts passiert?

Gab es nicht erst vor wenigen Tagen einen echten Scoop, bei dem den Medien von Hackern Tausende interne Mails von Hillary Clintons Wahlkampfchef zugespielt wurden? Darüber berichten natürlich auch die Massenmedien. Die New York Times macht sich beispielsweise Gedanken darüber, ob die Leaks aus den Reihen der Trump-Kampagne stammen und echauffiert sich darüber, dass offenbar russische Hacker hinter dem Datenraub stehen. Während man bei MSNBC nichts besseres zu tun hat, als schnell einen „Experten“ aus dem Hut zu zaubern, der bar jeder Indizien behauptet, die Mails von Wikileaks seien Fälschungen. Nun gut, so lange man „den Russenals universellen Bösewicht heranziehen kann, muss man sich ja nicht mehr mit Inhalten beschäftigen.

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Chemnitz: Jagd auf Terrorverdächtigen

. . . mündet in gigantische Polizeistaatsübung

von Marianne Arens / wsws.org

Die Fahndung nach einem mutmaßlichen syrischen Bombenbauer mündete am Wochenende in eine umfassende Polizeistaatsübung. Im Morgengrauen des 8. Oktober umstellten schwer bewaffnete Einheiten der sächsischen Spezialeinsatzkräfte (SEK) einen Wohnblock in der Chemnitzer Fritz-Heckert-Siedlung. Ihr Auftrag: der Zugriff auf einen mutmaßlichen Terrorverdächtigen, den 22-jährigen Dschaber al-Bakr aus Syrien, den die Geheimdienste seit Wochen observiert hatten.

Kurz nach sieben Uhr verließ ein junger Mann das Haus. Polizisten riefen ihn an und gaben einen Warnschuss ab, ließen ihn aber entkommen, obwohl es sich höchst wahrscheinlich um den Gesuchten handelte.

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Darauf riegelte die Polizei das ganze Viertel ab. Aberhunderte Beamte von Polizei, SEK, Bundespolizei, Landeskriminalamt und weiteren Behörden beteiligten sich an einer bundesweiten Großfahndung. In der City von Chemnitz, aber auch in Dresden zogen bis an die Zähne bewaffnete Polizeikolonnen auf. Der Hauptbahnhof Chemnitz wurde stundenlang ganz gesperrt. An mehreren Flughäfen, darunter Schönefeld und Tegel in Berlin, wurden massive Sicherheitsmaßnahmen hochgefahren. Im ganzen Bundesgebiet und auch europaweit lief die Fahndung nach al-Bakr.

In Chemnitz bereiteten die Polizisten derweil den Sturm der observierten Wohnung vor. Sie weckten alle Hausbewohner und evakuierten mehrere Dutzend Menschen mit bereitgestellten Bussen. Dann sprengten sie die Wohnungstür auf. In der Wohnung fand sich, wie die Polizei berichtete, ein halbes Kilo des hochexplosiven Sprengstoffs TATP, daneben ein weiteres Kilo anderer Chemikalien, sowie Teile einer Rohrbombe.

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Der schmutzige Krieg gegen Syrien (The Dirty War on Syria)

Buchbesprechung von Dr. Ludwig Watzal, Bonn

Regierungspropaganda und die Desinformation von Nichtregierungsorganisationen haben die Medienberichterstattung über den Syrienkonflikt von Beginn an stark beeinflusst. „Der schmutzige Krieg gegen Syrien“ wurde von einer Fülle von Desinformation begleitet, wie sie die Welt bisher noch nie gesehen hat. Diese Faktoren haben Tim Anderson motiviert, dieses Buch zu schreiben.

Von Beginn des inszenierten Aufstandes in der Stadt Daraa durch Agenten der USA und befreundeter Geheimdienste haben die internationalen Nachrichtenagenturen und fast alle führenden westlichen Medien dem syrischen Präsidenten Bashar al-Assad die alleine schuld an diesem Konflikt zugewiesen.

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Tim Anderson, australischer Politikwissenschaftler hat mit seiner Untersuchung den Schleier der Propaganda über den Krieg in Syrien gelüftet. Hervor kamen die USA, ihre westlichen Alliierten, deren despotische arabische Freunde, Israel und die Türkei, die sich Terrororganisationen wie den  „Islamischen Staat“, al-Kaida“ oder die „al-Nusra-Front“ als nützliche Idioten halten, um einen weiteren Umsturz eines säkularen Regimes im Nahen Osten zu bewerkstelligen. Mit dem Schutz der Menschenrechte hatte diese zynische Politik des Westens nie etwas zu tun. Hätte nicht Präsident Vladimir Putin in diesen Konflikt eingegriffen, und zwar auf Einladung von al-Assad, wäre der Umsturzplan des Westens vermutlich schon längst aufgegangen.

Der Autor bietet nicht nur der Leserschaft, sondern insbesondere den Medienschaffenden einen alternativen Narrative an, da letztere nur die US-amerikanische Propaganda nachgeplappert und somit die westliche Öffentlichkeit manipuliert haben. Seine Untersuchung beruht auf Tatsachen und nicht wie die des Westens auf Fiktionen. Meldungen einer obskuren „Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ in London werden von westlichen Journalisten ungeprüft übernommen und als Tatsachen verkauft. Dieser Ein-Mann-Betrieb ist ähnlich fragwürdig wie die damalige „Lybische Liga für Menschrechte“ in Genf.

Beide „Beobachtungsstellen“ erschienen auf der Bildfläche, als der Westen seine Aggressionskriege gegen Libyen und Syrien startete. Erinnert sei an die angeblichen Gräueltaten von Saddam Hussein in Kuwait, als angeblich Neugeborene aus den Brutkästen herausgenommen worden seien. Oder das die Soldaten von Gaddafi angeblich Frauen vergewaltigt haben sollen. Diese Schauermärchen entpuppten sich als eine von den USA inszenierte Propagandashow, um ihre anschließend begangenen kolossalen Kriegsverbrechen in einem „positiven“ Licht erscheinen zu lassen.

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"Der schmutzige Krieg gegen Syrien" von Tim Anderson

Washington, Regime Change und Widerstand.

Autor: Tim Anderson, Verlag: Liepsen-Verlag Marburg. ISBN  978-3-9812703-9-6

Erschienen am 22.6.2016. Kostet 15.00 Euro. In der deutschen Übersetzung von Jochen Mitschka und Hermann Ploppa. Marburg 2016.

Die Öffentlichkeit ist entsetzt über den Krieg in Syrien, der von beispielloser Brutalität geprägt ist. Die Lage scheint unkontrollierbar geworden zu sein. Kritische Beobachter wie Jürgen Todenhöfer gehen davon aus, dass die Unfähigkeit der USA, die politische Lage im Nahen und Mittleren Osten richtig einzuschätzen, mit verantwortlich sei für die ungeheure humanitäre Katastrophe und die immensen Flüchtlingsbewegungen.

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Dieser Auffassung widerspricht der australische Soziologe Tim Anderson energisch. Seine These: das angerichtete Chaos ist das logische Ergebnis der geostrategischen Konzeption eines ‚Neuen Mittleren Ostens‘ durch die USA. Während die USA in diesem Konflikt als Akteur nur am Rande in Erscheinung treten, haben sie durch Stellvertreterarmeen vor Ort systematisch und absichtsvoll die gewachsenen Strukturen des Nationalstaats Syrien zerschlagen. Das Ziel ist ein Regime Change oder sogar die Erschaffung ganz neuer Mini-Staaten vor Ort. Die Methode ist keineswegs neu: im Falle Nicaraguas in den 1980er Jahren wurden die USA sogar vom Internationalen Gerichtshof für diese Vorgehensweise verurteilt.

Tim Anderson stützt seine Thesen vornehmlich auf anerkannte westliche Quellen: Zeitungsberichte, Memoranden von Think-Tanks, oder auch auf wissenschaftliche Expertisen. Anderson beleuchtet logische Widersprüche und Zugeständnisse in diesen Quellen. Es entsteht ein logisches Handlungsmuster:

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Auf einem Auge blind: Wenn ein SPD-Vors. Wirtschaftspolitik macht

Stand und Auswirkungen der Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel

von Annette Brückner (Abbe) / CIVES Redaktionsbüro

REWE und die anderen Kläger wollen ihren Widerstand gegen die Ministererlaubnis aufgeben. Damit wäre der Weg frei für die Übernahme der 450 Läden von Kaiser’s Tengelmann durch EDEKA. Angeblich werden dadurch die Arbeitsplätze bei KT „weitgehend“ erhalten. Doch das könnte zum Pyrrhussieg werden zu Lasten von Verbrauchern, Produzenten und Anbietern. Ein teuer und auf Kosten aller erkaufter, kurzfristiger Imagegewinn für den SPD-Vorsitzenden.

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Es mag zaghafte Zuversicht aufgekommen sein bei den Beschäftigten von Kaiser‘s Tengelmann, als sie hörten, dass die Zerschlagung des Unternehmens doch noch nicht beschlossene Sache sei: Die Kläger gegen die Ministererlaubnis, nämlich der potentielle Übernehmer REWE, sowie die Handelsketten MARKANT und NORMA, sollen „unter bestimmten Bedingungen“ zugestimmt haben, ihre Klage gegen die Ministererlaubnis zurückzuziehen. Wesentlich mehr ist derzeit zum Stand oder Ergebnis der Verhandlungen nicht bekannt, außer dass man sich bis zum 17. Oktober auf Einzelheiten verständigen möchte.

Ob dabei tatsächlich ein Sieg für die Beschäftigten herauskommt, bleibt abzuwarten. Der SPD-Vorsitzende Gabriel, der sein Gewicht als Wirtschaftsminister in die Waagschale geworfen hatte, um sein Bild als SPD-Vorsitzender aufzupolieren und „für die Arbeitnehmer zu kämpfen“, wird die aktuelle Entwicklung als Sieg auslegen.

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Im Dienste Moskaus: Die Bush-Family

Die TAGESSCHAU auf der Spur des Verbrechens

von Ulrich Gellermann, Berlin

Die TAGESSCHAU, jene berühmte Maschine zur Verbreitung bedeutender Nachrichten aus Washington, hat wieder ein Meisterstück abgeliefert: Unter dem Titel „Hackt Russland die US-Wahl?“, noch zaghaft mit einem Fragezeichen versehen, gibt die TAGESSCHAU eine Meldung des „Ministerium für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten“ ziemlich ungeprüft weiter. Das auch „Heimatschutzministerium“ (Homeland Security) genannte Amt, die drittgrößte Behörde der USA (200.000 Mitarbeiter), hat zwar den repressiven Charakter der DDR-Staatssicherheit, aber nicht deren bürokratische Akkuratesse: Es gilt auch als Ministerium für die Verbreitung von aufblasbaren Fürzen zur Irritation der Öffentlichkeit.

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Der jüngste, brav von der TAGESSCHAU referierte Furz, stellt sich bei genauer Betrachtung als eine Aktion der Enthüllungsplattform Wikileaks heraus. Die hatte schon im August gehackte E-Mails von Mitgliedern und Mitarbeitern des Parteivorstandes der Demokraten veröffentlicht. Aus denen wurde klar, dass der Wahlkampf von Hillary Clinton gegen ihren parteiinternen Rivalen Bernie Sanders bevorzugt, also manipuliert worden war. Aus dieser uralten Nachricht macht das US-Ministerium zur Verbreitung gasförmiger Gerüchte jetzt eine nagelneue Botschaft: Der Russe war´s! Und die TAGESSCHAU referiert diesen altbackenen Unsinn: „Schon damals verdächtigen Experten und Regierungskreise russische Hacker mit Verbindungen zu Regierungsorganisationen.

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DGB-Ausbildungsreport 2016: erschreckendes Untersuchungsergebnis

. . . über die Situation junger Menschen in den Ausbildungsbetrieben

von Laurenz Nurk, Dortmund

dgb_studie_ausbildungsreport_2016_ausbildung_berufsausbildung_ausbildungsplaetze_kritisches_netzwerk_ausbildungsplatz_ausbildungsplaetze_leistungsdruck_arbeit_bildung.pngEnde September war es wieder soweit: Dann wurde für das Berufsausbildungsjahr 2016 Bilanz gezogen und mitgeteilt, wie viele junge Menschen eine Berufsausbildung begonnen haben und wie viele auf der Strecke geblieben sind.

Es schließt sich ein seit Jahrzehnten bekanntes Schauspiel an. Die Gewerkschaften drohen mit der Ausbildungsplatzabgabe und die Unternehmen machen Versprechungen, um das duale Ausbildungssystem, das seine Ineffektivität hinreichend unter Beweis gestellt hat, zu retten. Dieses System hat ihnen bisher immer billige Arbeitskräfte beschert, obwohl sich die Ausbildung in ihren eigenen Betrieben ständig verringert hat und der Staat mit Steuermitteln ihnen die Facharbeiter zunehmend ausgebildet hat.

Zum Beginn des Berufsausbildungsjahres 2016 hatte die DGB-Jugend den Ausbildungsreport 2016 herausgebracht. Die Untersuchung ergab ein erschreckendes Ergebnis über die derzeitige Situation hinter den Türen der Ausbildungsbetriebe.

Wie früher schon häufiger geschehen, trafen die Beteiligten mal wieder eine Vereinbarung. Gemeinsam hatten sich Gewerkschaften, Politik und Wirtschaft in der „Allianz für Aus- und Weiterbildung“ zum Ziel gesetzt, der Schieflage auf dem Ausbildungsmarkt entgegenzuwirken. Mit solchen unverbindlichen Zusagen sollte auch für eine verbesserte Ausbildungsqualität gesorgt, die duale Ausbildung attraktiver werden und im besseren Licht stehen.

Außerdem wurden von der Wirtschaft für 2015 zusätzlich 20.000 Ausbildungsplätze zugesagt, wie so häufig wurde dieses Versprechen nicht eingehalten, es wurden gerade mal 7.300 Plätze zusätzlich geschaffen.

An der repräsentativen Befragung für den Ausbildungsreport 2016 haben sich 13.603 Auszubildende aus den 25 häufigsten Ausbildungsberufen beteiligt.

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Bundesgerichtshof lehnt Entschädigung für Kundus-Opfer ab

von Verena Nees / wsws.org

Sieben Jahre nach dem von der Bundeswehr organisierten Luftangriff im afghanischen Kundus, dem über hundert Zivilisten zum Opfer fielen, hat der Bundesgerichtshof (BGH) Schadenersatzansprüche für Hinterbliebene abgewiesen. Wie bereits die Vorinstanzen urteilte das Karlsruher Gericht am Donnerstag, dass die Opferfamilien keinen „unmittelbaren völkerrechtlichen Anspruch“ auf Schadensersatz hätten. Derartige Ansprüche könnten nur zwischen Staaten abgewickelt werden.

Zugleich entschied das BGH, dass die Kläger auch keinen Schadensersatzanspruch nach nationalem Recht hätten. Das deutsche Amtshaftungsrecht sei grundsätzlich auf „militärische Handlungen der Bundeswehr im Rahmen von Auslandseinsätzen nicht anwendbar“, erklärten die Richter des III. Zivilsenats des BGH.

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Schließlich sprachen sie auch den verantwortlichen Kommandeurs des blutigen Massakers an Zivilisten, den Bundeswehroberst und heutigen Brigadegeneral Georg Klein, von jeder Amtspflichtverletzung frei. Seine militärische Entscheidung am 4. September 2009 sei nicht fehlerhaft und „völkerrechtlich zulässig“.

Dieses Urteil hat politisch weitreichende Bedeutung für die militärischen Planungen der Bundesregierung. Es stärkt die Position des Militärs in der Politik und senkt die Hemmschwelle für künftige Verbrechen in Kampfeinsätzen. [Pressemitteilung des BGH: Urteil vom 6. Oktober 2016 – III ZR 140/15 ]

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Italien ist der US-Stützpunkt für Afrika

von Manlio Dinucci / voltairenet.org

Dem Pentagon genügt es nicht, Kriege im Donbass, in Syrien und im Jemen zu organisieren. Gegenwärtig entsendet es Streitkräfte nach Afrika, um sich den Schwarzen Kontinent untertan zu machen.

Die Scheinwerfer der politischen Medien sind auf Syrien gerichtet, das im Zentrum einer kolossalen PSYOP [psychologische Kriegsführung] steht, die Angegriffene als Angreifer erscheinen lässt. Dadurch bleibt im Schatten verborgen, was sich in anderen Gebieten des Nahen Ostens und Afrikas ereignet.

Die Vereinigten Staaten, Saudi-Arabien, Katar, Kuwait und die "Vereinigten Arabischen Emirate" (VAE) – die seit fünf Jahren mit Hilfe von eingeschleusten terroristischen Kräften in Syrien Krieg führen und jetzt der syrischen Regierung Kriegsverbrechen vorwerfen, indem sie die morgen in Rom gezeigte Fotoausstellung „Caesar“ sponsern [1] – morden weiterhin Zivilpersonen im Jemen hin.

 Das  "United States Central Command" (CENTCOM; deutsch Zentralkommando der Vereinigten Staaten) beteiligt sich an dem Krieg mit offiziell dokumentierten „antiterroristischen“ Angriffen, die im Jemen mit Drohnen und Jagdbombern ausgeführt werden.

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Noch tiefer im Schatten bleiben in den Medien die Einsätze des US-Militärs in Afrika. Sie werden durch das "United States Africa Command" (AFRICOM; deutsch Afrikanisches Kommando der Vereinigten Staaten) vorgenommen, das in Italien zwei wichtige untergeordnete Kommandobehörden hat.

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Bußgeldverfahren gegen Hartz-IV-Bezieher

Bei der Bespitzelung von Hartz-IV-Beziehern erhalten

Jobcenter ähnliche Kompetenzen wie die Staatsanwaltschaft

von Laurenz Nurk

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat eine neue Weisung für die Bußgeldparagraphen 63 und 64 im Zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II) herausgegeben, die es in sich hat. Die neue Weisung regelt das Bußgeldverfahren gegen Hartz-IV-Bezieher.

Vorgegangen werden soll damit gegen Bezieher von SGB II-Leistungen ab dem 14. Lebensjahr, denen vorgeworfen wird, mangelhaft mitgewirkt zu haben. Dies geschieht alles unter dem Dach des Jobcenters. Einmal wird dort der Verdacht der mangelnden Mitwirkung bzw. des ordnungswidrigen Verhaltens festgestellt, dann werden dort weitere Ermittlungen durchgeführt und schließlich die Geldbuße festgesetzt.

Die für die Betroffenen zuständigen Sachbearbeiter sollen mit der neuen Weisung Verdachtsfälle besser erkennen können und an die hausinterne Bearbeitungsstelle für Ordnungswidrigkeiten (OWi) weiterleiten, die dann die monatlichen automatischen Datenabgleiche erstellt.

Die ermittelnden Sachbearbeiter besitzen weitgehend dieselben Rechte und Pflichten wie die Staatsanwaltschaft bei der Verfolgung von Straftaten. Die Weisung empfiehlt ihnen, sich nach den Vorschriften der Staatsanwaltschaft, z.B. der Strafprozessordnung, zu richten.

Selbst wenn sich der Verdacht nicht bestätigt und das Bußgeldverfahren eingestellt wird, ist nicht alles gut. Die Weisung sieht vor, dass der Betroffene, seine Auslagen, etwa die Rechtsanwaltskosten, selbst zu tragen hat. Nur auf Antrag kann das Jobcenter nach eigenem Gutdünken entscheiden, ob der Staat doch diese Kosten übernimmt.

Für die Bußgeldparagraphen 63 und 64 im SGB II hat die BA nun eine 75 Seiten umfassende sogenannte Fachliche Hinweise herausgegeben. (siehe PDF_Symbol.gif im Anhang)

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Krisenherd Naher und Mittlerer Osten: Die Kraftprobe

von Thierry Meyssan / voltairenet.org

Für Thierry Meyssan kann der syrische Konflikt jederzeit zum Weltkrieg degenerieren. Die Vereinigten Staaten sind nicht mehr in der Lage, ihre Zusagen einzuhalten, wie beim Abkommen des  Eid al-Adha [islamisches Opferfest] zu sehen war, aber wollen deswegen nicht ihr Ziel aufgeben (die Entwicklung Chinas und Russlands zu verhindern, um eine unipolare Weltordnung zu wahren). Moskau und Peking ihrerseits sehen sich von jetzt an in einer Position der Stärke. Wir nähern uns dem entscheidenden Moment des Umsturzes der Weltordnung oder des Atomkriegs.

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Moskau hat nie an die Aufrichtigkeit Washingtons geglaubt. Trotzdem hat es seit dem Juni 2012 ohne Ende Abkommen aneinandergereiht, die nie gehalten wurden. Es betrachtet die Vereinigten Staaten nicht als Herrn der Welt, sondern als ein Imperium im Niedergang. Im Bewusstsein der enormen militärischen Kräfte des Pentagon, vor allem der nuklearen, will es Washington freundlich zum Friedhof geleiten und verhindern, dass es aufmuckt und einen Weltkrieg auslöst.

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Michael Csaszkóczy: "Der Verfassungsschutz ist Teil des Problems"

Ein Interview mit Michael Csaszkóczy, der seit über 25 Jahren vom Geheimdienst bespitzelt wird

Michael Csaszkóczy (* 1970 in Heidelberg) ist Realschullehrer und Antifa-Aktivist. Bekannt wurde er durch die am Ende erfolglosen Versuche der Bundesländer Baden-Württemberg und Hessen, ihm wegen "Zweifel an seiner Verfassungstreue" die Anstellung als Lehrer zu verweigern. (GWR-Red.)

ueberwachung_bnd_bundesnachrichtendienst_spitzel_geheimdienst_verfassungsschutz_bespitzelung_datenschutz_inlandsgeheimdienst_kritisches_netzwerk_schnueffelstaat_spionage.pngGraswurzelrevolution: Michael, seit dem 17. Juni 2016 hast du es schriftlich: Der "Verfassungsschutz" (VS) darf dich ganz offiziell überwachen, wie er das schon seit über 25 Jahren tut. Mit welcher Begründung hat ihm das Verwaltungsgericht Karlsruhe diesen Freibrief ausgestellt?

Michael Csaszkóczy: Im Wesentlichen erklärt das Gericht, dass der Inlandsgeheimdienst zur Erfüllung seiner Aufgaben jedem Verdacht nachgehen dürfe. Um die Beantwortung der Frage, ob ich selbst denn nun ein Verfassungsfeind sei, wie der ‚Verfassungsschutz' das ja auch nach den einschlägigen Urteilen behauptet, hat sich das Gericht damit herumgemogelt.

Ein Verdacht bestehe allein schon deshalb, weil ich mich ‚in den falschen Kreisen bewege', präziser: in der Roten Hilfe, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der AntifaschistInnen (VVN/BdA) und der Antifaschistischen Initiative Heidelberg organisiert bin.

GWR: Im Jahr 2010 hast du dich erstmals an Datenschutzbehörden und Gerichte gewandt, um zu verlangen, dass der Inlandsgeheimdienst endlich aufhört, dich zu bespitzeln. Ein riesiger Aufwand für dich und deine MitstreiterInnen, zumal sich das Verfahren über fast sechs Jahre hinschleppte, bis es schließlich mit einer klaren juristischen Niederlage für dich endete. Bist du enttäuscht? Überrascht?

Michael Csaszkóczy: Ach na ja, enttäuscht: Ich hatte wenig vom Gericht oder gar vom Geheimdienst erwartet. Enttäuscht bin ich allenfalls davon, dass wir es nicht geschafft haben, das Verfahren besser zur Skandalisierung der Geheimdienstpraktiken zu nutzen. Aber das ist eine generelle politische Enttäuschung: Die Machenschaften des Verfassungsschutzes - insbesondere im Zusammenhang mit dem NSU - sind ja mittlerweile kein Geheimnis mehr und flimmern zur Prime-Time fast allabendlich über die Bildschirme. Trotzdem rührt sich politisch nahezu nichts. Ohne Gegenwehr wurden die Machtbefugnisse der Schlapphüte sogar ausgeweitet und ihr Etat erheblich aufgestockt.

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Offene Ganztagsschule: Die bildungspolitische Fehlkonstruktion

Kinder, Eltern und pädagogische Fachkräfte werden im Regen stehen gelassen

von Laurenz Nurk, Dortmund

Konzipiert hatte man Anfang dieses Jahrhunderts die Offene Ganztagsschule (OGS) als Übergangslösung zum gebundenen Ganztag (Schulpflicht am Nachmittag), aber 13 Jahre danach gilt die Übergangslösung immer noch. Es gibt immer noch keine landesweiten Regeln oder Standards zu Kosten, Betreuungsstandards, Qualifikation des Betreuungspersonals. Alles  ist von der Kommune und deren finanziellem Zuschuss oder dem jeweiligen Träger der OGS abhängig. Die Stadt schließt mit den freien Trägern Leistungsvereinbarungen, die in der Regel nur den Umfang der Betreuung festschreibt, den Trägern aber das programmatische und personale Planen komplett überlässt.

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Einen Rechtsanspruch auf einen Platz ihrer Kinder in der Tagesbetreuung, wie in den Vorschuleinrichtungen, haben die Eltern in der Grundschule nicht. Die Versorgung mit Ganztagsplätzen ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich, genauso unterschiedlich sind auch die Rahmenbedingungen für die Arbeit der pädagogischen Fachkräfte.

In den letzten 10 Jahren sind in NRW über 200 000 Plätze im OGS-Bereich entstanden. Gab es 2005 noch 12 000, sind es in diesem Jahr 265 000 Plätze. Finanziert wird ein Platz für ein Kind mit 700,00 Euro vom Land NRW und 410,00 Euro von der Kommune, die auch noch zusätzlich einen Betrag bis zu 150,00 Euro erheben kann. Bundesmittel gibt es mittlerweile gar keine mehr.

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New York Times brandmarkt Russland als „Unrechtsstaat“

von Bill Van Auken / wsws.org

Am Donnerstag veröffentlichte die New York Times einen Leitartikel, in dem sie Russland als einen „Unrechtsstaat“ brandmarkte. Gleichzeitig wächst die Gefahr, dass die USA eine weitere militärische Eskalation in Syrien vorbereiten.

Die verschärfte Rhetorik, die im Bezug auf Russland immer hysterischer wird, ist eine Reaktion auf das unübersehbare Debakel des US-Imperialismus, der seit fünf Jahren einen Stellvertreterkrieg für einen Regimewechsel in Syrien führt. Mithilfe der Rückendeckung russischer Luftstreitkräfte stehen die syrischen Regierungstruppen offenbar kurz davor, den ganzen Ostteil Aleppos einzunehmen. Das wäre die letzte größere Bastion der „Rebellen“, die von den USA unterstützt werden und im Wesentlichen aus islamistischen, mit al-Qaida verbündeten Milizen bestehen.

Außenminister John Kerry stellte seinem russischen Amtskollegen Sergei Lawrow am Mittwoch ein Ultimatum: Entweder Russland stelle die Aktivitäten seiner Luftwaffe und die der syrischen Kampfflugzeuge ein, oder Washington werde alle Syrien-Gespräche mit Moskau abbrechen.

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Die Bedeutung dieser Drohung wurde vom Sprecher des Außenministeriums, John Kirby, noch einmal in einer Pressekonferenz betont. Er erklärte, wenn Russland sich nicht den Forderungen der USA beuge, „dann werden Extremisten und extremistische Gruppen… ihre Operationen ausweiten, die sich sicher auch gegen russische Interessen, vielleicht sogar gegen russische Städte richten werden. Die russischen Truppen werden weitere Opfer beklagen und materielle Verluste erleiden, und vielleicht auch weitere Flugzeuge verlieren.

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Das Drei-Säulen-Modell der Altersvorsorge

Zwei von drei Säulen wackeln schon

von Laurenz Nurk, Dortmund

Zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde das alte Ziel der Rentenversicherung, der Sicherung des Lebensstandards nach einem langen Erwerbsleben, verlassen und die Beitragsstabilität, sprich Senkung der „Lohnnebenkosten“ in den Vordergrund gestellt. Die Beiträge sollen bis zum Jahr 2030 nicht über 22 Prozent steigen und bis zu diesem Zeitpunkt das Rentenniveau um 20 Prozent sinken. Für die Beschäftigten heißt das, dass die gesetzliche Rente an Wert verlieren wird und sie privat und betrieblich vorsorgen sollen.

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Das neue System wird das „Drei-Säulen-Modell“ genannt. Die Gesetzliche Rentenversicherung als erste Säule der Altersversorgung beruht auf dem Umlageverfahren, das heißt, die Erwerbstätigen zahlen mit ihren Beiträgen die laufenden Renten. Dagegen basieren die betriebliche Altersversorgung und die private Altersvorsorge auf dem Kapitaldeckungsverfahren. Die Beiträge der Versicherten werden dabei auf einem persönlichen Beitragskonto zuzüglich Zinsen und Zinseszinsen, sowie der von den Versicherungsunternehmen erwirtschafteten Überschüsse angesammelt. Hieraus werden dann die Versicherungsleistungen entweder in einer einzigen Summe oder als monatliche private Rente ausgezahlt. Der Staat unterstützt die betriebliche und private Altersvorsorge mit Zuschüssen.

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Was steckt hinter dem Drama um die Deutsche Bank?

von Ernst Wolff - Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“

Die Ereignisse um die Deutsche Bank sind nicht nur ein Lehrstück in Sachen Korruption, Manipulation und politischer Erpressung. Sie enthüllen auch die gewaltigen Gefahren, die derzeit hinter den Vorgängen an den Finanzmärkten lauern.

Der Kurssturz der Deutsche-Bank-Aktie in den vergangenen zwei Wochen ging auf die Ankündigung des US-Justizministeriums zurück, das Geldhaus wegen illegaler Hypothekengeschäfte mit einer Rekordstrafe in Höhe von $14 Mrd. zu belegen.

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Bei dieser unverhüllten Drohung dürfte es sich um eine Antwort der USA auf die Ende August von der EU-Kommission wegen Steuerbetrugs gegen den US-Großkonzern Apple verhängte Strafe in Höhe von 13 Mrd. Euro handeln. Außerdem war der Schachzug eine kühle Machtdemonstration Washingtons gegenüber Berlin und ein Versuch, Öl ins Feuer der zerstrittenen EU zu gießen.

Die gegen Apple und die Deutsche Bank verhängten Strafen zeigen, dass sich zurzeit hinter den Kulissen ein erbitterter Kampf abspielt: Die Kontrahenten USA und EU kämpfen beide auf eigenem Boden mit unlösbaren Problemen und versuchen daher mit allen Mitteln, dem jeweils anderen größtmöglichen Schaden zuzufügen – um sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen und um von den eigenen Problemen abzulenken.

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Dresden: Einheitsfeier unter Polizeistaatsbedingungen

von Marianne Arens und Ulrich Rippert / wsws.org

An diesem Wochenende beginnen die alljährlichen Feierlichkeiten zum Jahrestag der Deutschen Einheit. Die zentrale Festveranstaltung soll in Dresden stattfinden. Am Montag wird Bundespräsident Joachim Gauck im "Internationalen Congress Center Dresden" (ICD) der sächsischen Landeshauptstadt erwartet.

Nachdem Anfang der Woche zwei Sprengsätze explodierten – einer am Eingang zur Fatih Camii Moschee im Stadtteil Cotta, ein anderer am Kongresszentrum unweit des Landtags, auf einer Terrasse an der Elbe – herrscht in Dresden Ausnahmezustand. Die Stadt gleicht einer Polizei-Festung.

2.600 Polizisten wurden zusammengezogen, darunter ein Spezialkommando der sächsischen Polizei und die Eliteeinheit GSG9. 3.800 Meter Gitter-Absperrungen sind aufgebaut, 50 Fahrzeugsperren errichtet, dazu wurden 1400 große Betonblocks angeliefert und blockieren Zufahrtswege zu den Schauplätzen der Feiern. Seit zwei Tagen finden nachts in der Innenstadt verdachtsunabhängige Personenkontrollen statt. Alle staatlichen Institutionen und muslimischen Einrichtungen stehen unter verstärktem Polizeischutz. Rund um den Einheitstag sollen auch Flugverbotszonen eingerichtet werden, die sogar für Drohnen gelten; zeitweise wird die Elbe für den Schiffsverkehr gesperrt.

Die beiden Bombenanschläge vom Montag werden für eine beispiellose Polizeistaatsinszenierung genutzt. Wer hinter den Anschlägen steht, ist bisher ungeklärt. An beiden Tatorten wurden Reste selbstgebastelter Sprengsätze gefunden. Verletzt wurde niemand.

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Nationalismusanspruch von CDU/CSU

von Peter Weber, Klotten

Grundlage meines Beitrages ist ein am 30.09.2016 bei taz.de veröffentlichter Artikel mit dem Titel "Leitkultur-Versuch der CSU/CDU Sachsen - Heimat und Patriotismus".

In Zeiten gesellschaftlicher Unruhe wird wichtig, was Halt und Orientierung gibt.“ So lautet der erste Satz eines Papiers, das Vertreter der CSU und der CDU Sachsen in Berlin vorgestellt haben. Was „Halt und Orientierung“ geben soll, steht in ihrem „Aufruf zu einer Leit- und Rahmenkultur“. Als „Kraftquellen“ nennen sie „Heimat und Patriotismus“ sowie „Leitkultur“. - weiter.

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Das hat uns gerade noch gefehlt: Die CDU/CSU will eine Leitkultur für Sachsen unter dem Motto „Heimat und Patriotismus“ installieren. Dann kann man doch nur konstatieren: „Nachtigall ick hör dir trapsen.“ Mit solch populistischen und nationalistischen Sprüchen versucht die CDU/CSU die AfD rechts zu überholen. Populistischer geht es wirklich nicht mehr. Wenn man sich die, nachfolgend zitierten, abgesonderten und absurden Sprüche kritisch betrachtet, stellt sich doch unweigerlich die Frage, ob wir uns im Jahre 2015 oder 1933 befinden:

In Zeiten gesellschaftlicher Unruhe wird wichtig, was Halt und Orientierung gibt.

Da fehlt nur noch Ordnung, Disziplin, Frohsinn und völkisches Denken. Und vor allem der Traum von unserer Überlegenheit über Barbaren.

Aufruf zu einer Leit- und Rahmenkultur“.

Was soll die denn darstellen? Orientierung an Standards einer christlichen Religion, die die Menschheit gegeißelt hat? Oder an eine rein egozentrische nationalistische und wirtschaftsfeudalistische „Kultur“, die andere Länder unterbuttert und niederkonkurriert?

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Lied für Dr. Angela Merkel von Christoph Holzhöfer

Danke für alles ... du liebe Kanzlerin von Deutschland.

Angela_Merkel_Volk_Neoliberalismus_Totengraeber_Demokratie_CDU_Charlie_Hebdo_Heuchler_Amtsmissbrauch_Bundesnachrichtendienst_Verfassungsschutz_Kritisches_Netzwerk.jpgDer Musiker und Dichter Christoph Holzhöfer wurde 1960 in einem kleinen Dorf im Sauerland geboren. Er lebt und arbeitete einige Zeit in Berlin und jetzt wieder im Sauerland. Er macht Musik, schreibt Gedichte (von denen einige bereits in Druck gegangen sind) und tritt damit gelegentlich auch bei diversen politischen und sonstigen Veranstaltungen auf.

Neben vielen selbstverfassten und selbstkomponierten Liedern hat Christoph Holzhöfer auch eine Reihe von Vertonungen bekannter Dichter der deutschen Arbeiterbewegung, wie beispielsweise Erich Mühsam oder Kurt Tucholsky geschaffen, welche er mit eigenen Kompositionen umrahmte. Von einigen davon waren bislang gar keine musikalischen Vertonungen vorhanden.

Seine Gedichte und vor allem Liedertexte haben meist einen sozial- und gesellschaftskritischen Aspekt und umfassen viele historische aber auch brandaktuelle Themen. Sein Repertoire ist dementsprechend groß und kann sich auf jeden Fall sehen und hören lassen. Da seine Lieder bisher auf keinem Tonträger erschienen sind, lassen sie sich auch nur via YouTube anhören.

Christoph Holzhöfer gibt auch Bücher heraus ... verdient aber nichts daran ... ist nur aus Idealismus & um die Bücher zu unschlagbaren Preisen anzubieten ... so dass jeder diese kaufen kann ... [Kontakt bitte über KN-ADMIN H.S. - siehe Impressum]

        

Lied für Dr. Angela Merkel

Danke für alles ... du liebe Kanzlerin von Deutschland

 Es ist wohl wahrlich an der Zeit, mal Danke zu sagen
Nach 11 langen schönen Jahren, die du jetzt Kanzlerin bist
Danke, dass so viele Menschen Arbeit haben
Wie noch nie in diesem Land! Ach, wie schön das doch ist

Danke! für die tollen Handelsbilanzüberschüsse
Du hast dieses Land so mächtig & so reich gemacht
Danke! für die Banken- & Euro-Rettung
& dass du die Griechen so fertig gemacht hast

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Menschen mit Behinderung sind vom Arbeitsmarkt abgehängt

Ihre Lebenssituation verbessert sich nicht

von Laurenz Nurk, Dortmund

Die meisten Menschen wünschen sich, mit einem sicheren Arbeitsplatz den Lebensunterhalt selbst zu verdienen, wenn möglich sogar mit einer Arbeit, die den eigenen Fähigkeiten und Interessen entspricht. Doch wer behindert ist, hat es auf dem deutschen Arbeitsmarkt schwer, eine seinen Fähigkeiten entsprechende Beschäftigung zu finden. Die Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten sind zwar gesetzlich verpflichtet, fünf Prozent ihrer Stellen mit Schwerbehinderten zu besetzen, doch viele Arbeitgeber zahlen lieber eine Ausgleichsabgabe, als dass Menschen mit Behinderungen einstellen.

Behinderung-Ankettaktion-Ausgrenzung-Barrierefreiheit-Integration-Inklusion-Separation-Exklusion-Behinderte-Schwerbehinderung-Kritisches-Netzwerk-Handicap-Teilhabe

Seit einigen Jahrzehnten be­we­gt sich we­nig in die­ser Grup­pe. Die Arbeitslosenquote von Menschen mit einer Schwerbehinderung ist fast doppelt so hoch wie bei Menschen ohne Behinderung und genau das nimmt kaum jemand wahr.

Viele behinderte Menschen hatten ursprünglich große Hoffnungen in das neue Bundesteilhabegesetz (BTHG) gesetzt und wurden herbe enttäuscht. Das umstrittene Gesetz soll nun Anfang 2017 in Kraft treten.

Nun haben sich viele Betroffene zusammengetan und machten Druck auf die Bundestagsabgeordneten und auf die Länder, um deren Zustimmung für das Bundesteilhabegesetz (siehe teilhabegesetz.org) im Bundesrat zu verhindern, leider ohne Erfolg.

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Krisenimperialismus: Tod und Zerstörung

von Tomasz Konicz

Der »Krisenimperialismus« ist kaum mehr auf Beherrschung aus. Ziel ist, die »Überflüssigen« von den kapitalistischen Zentren fernzuhalten.

 Der Kapitalismus ist kein Naturding. Er ist nicht die ewige Voraussetzung menschlicher Entwicklung, wie es die herrschende Ideologie mit ihrer Naturalisierung kapitalistischer Verhältnisse propagiert. Beim kapitalistischen Weltsystem handelt es sich um eine historisch kurze, instabile und autodestruktive Gesellschaftsformation, die – ausgehend von ersten Ansätzen vor rund 500 Jahren – ihren gesamtgesellschaftlichen Durchbruch im Rahmen der berüchtigten ursprünglichen Akkumulation erst vor gut 300 Jahren erlebte. Die Zivilisationsgeschichte spielte sich somit überwiegend außerhalb der kapitalistischen Vergesellschaftungsformen ab, die heutzutage als selbstverständlich angesehen werden.

Was den Kapitalismus von all den vorherigen Gesellschaftsformationen unterscheidet, ist die ungeheure, mehrdimensionale Expansionsdynamik dieses Weltsystems, die Folge eines tendenziell grenzenlosen Akkumulationsprozesses des Kapitals ist, der auf der Verwertung von Lohnarbeit in der Warenproduktion basiert. Der Verwertungszwang des Kapitalverhältnisses – die konkurrenzvermittelte Notwendigkeit, aus Geld mehr Geld zu machen – ist in sich selbst widersprüchlich. Die entscheidende, das kapitalistische Weltsystem tendenziell in den Kollaps führende Schranke ist das Kapital selbst.

Die Lohnarbeit bildet die Substanz des Kapitals, doch zugleich ist das Kapital bemüht, durch konkurrenzbedingte Rationalisierungsmaßnahmen die Lohnarbeit aus dem Produktionsprozess zu verdrängen. Derjenige Kapitalist, der als erster solche Maßnahmen erfolgreich einführt, kann auf Extraprofite hoffen. Diese Extraprofite, die daraus resultieren, dass der »innovative« Kapitalist – etwa durch neue Maschinen – in kürzerer Zeit mit weniger Arbeitskräften mehr Waren produzieren lassen kann, schmelzen allerdings ab, sobald seine übriggebliebenen Mitbewerber diese Innovationen übernehmen. Im Endeffekt sinkt die Gesamtmasse des im betroffenen Industriezweig generierten Werts, während der Ausstoß an Gebrauchswerten zunimmt.

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Al-Qaida-Kommandeur: „Wir kämpfen an der Seite der USA“

Jens Wernicke (NDS) mit Jürgen Todenhöfer, Journalist und Publizist

Bereits 1916, als die Staatsgrenzen Syriens und seiner Nachbarstaaten gezogen wurden, war die Region ein Spielball der Großmächte. Hundert Jahre später liegt das Land in Trümmern. Jens Wernicke sprach – anlässlich neuer Beweise von vor Ort – mit dem Publizisten und ehemaligen Medienmanager Jürgen Todenhöfer zur Lage in Syrien und der Verantwortung auch und insbesondere des Westens hierfür. Wie zuvor bereits Karin Leukefeld berichtet auch Todenhöfer von einem gezielt betriebenen Wirtschafts- und Stellvertreterkrieg des Westens gegen Syrien, der zunehmend zum Exitus des syrischen Staates führe, die Bevölkerung in den Hungertod treibe und bereits 11 Millionen Syrer auf die Flucht getrieben hat.

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Jens Wernicke: Herr Todenhöfer, gestern Abend veröffentlichten Sie ein Video vom syrischen Bürgerkrieg im Internet, dem gar nicht genug Aufmerksamkeit zuteilwerden kann. Worum geht es konkret – und wie kam es dazu?

Jürgen Todenhöfer: Es war mein siebter Besuch im syrischen Bürgerkrieg. 13 Tage waren wir dort. Mit Worten lässt sich das Ausmaß der Zerstörungen und des Leids auf beiden Seiten kaum noch beschreiben. Mein Sohn Frederic ist daher gerade dabei, drei Kurzfilme vorzubereiten. Den ersten haben wir gestern veröffentlicht. Ein Interview mit einem Al-Qaida-Kommandeur in Aleppo. Aufgenommen vor 10 Tagen in einem Steinbruch im Niemandsland von Aleppo. 200 Meter vor den Linien der Al-Qaida-Filiale Jabhat al-Nusra.

Er berichtet offen über seine Geldgeber Saudi-Arabien, Katar und Kuwait und seine leicht eingeschränkte Dankbarkeit gegenüber den USA, über die Ablehnung jeder säkularen Lösung und die Forderung eines „Islamischen Staats“, über die Ablehnung des Waffenstillstands, der Hilfskonvois und vieles mehr.

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US-Russisches Abkommen: Die Masken sind gefallen

von Thierry Meyssan / voltairenet.org

Nach fünf Jahren Krieg in Syrien sind die Masken gefallen. Die Verbreitung des Textes des US-Russischen Abkommens legt die versteckten Absichten der beiden Großen offen: Die "Seidenstraße" abschneiden für Washington, die Dschihadisten vernichten für Moskau. Darüber hinaus zeugen das Scheitern dieser Vereinbarung und die Debatten im Sicherheitsrat vom Surrealismus der Rhetorik von Präsident Obama: in fünf Jahren war er nicht in der Lage, eine Gruppe "moderater" Opposition aufzubauen und konnte sie daher auch nicht einsetzen, dem Wortlaut des Abkommens widersprechend. Die Vereinigten Staaten sind nicht fähig, Wort zu halten.

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Das Scheitern des US-Russischen Abkommens vom 9. September und die folgenden resultierenden Diskussionen im Sicherheitsrat erlauben, mehrere Hypothesen zu bestätigen.

Das aktuelle strategische Ziel der Vereinigten Staaten in Syrien ist also, die "Seidenstraße" abzuschneiden. Seit vielen Jahren in Vorbereitung, und dann mit der Machtübernahme von Präsident Xi Jinping im Mai 2013, hat China aus der Wiederherstellung dieser historischen Kommunikations-Achse sein Hauptziel gemacht. Da China aber der größte Hersteller der Welt geworden ist, hat Xi beschlossen, sie durch eine "neue Seidenstraße" über Sibirien und Osteuropa, bevor sie in die Europäische Union mündet, zu verdoppeln.

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Ethik und Profitsystem: globaler Wertewandel nötig

von Conrad Schuhler / Vors. des Instituts für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.

ingo_schulze_kapitalismus_ethik_moral_profit_profitstreben_oekononie_wertewandel_marktkonforme_demokratie_demokratiekonforme_maerkte_dresdner_reden_kritisches_netzwerk.jpgIn seiner Dresdner Rede hat Ingo Schulze sich auf die Suche nach dem „Zauberwort“ gemacht, das mit einem Mal die Natur des Kapitalismus offenlegen würde. Ganz im Sinne der modernen Semantik hatte einst Joseph von Eichendorff, der Sänger der Romantik, gedichtet:

Schläft ein Lied in allen Dingen,
die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.

Das Zauberwort, das Ingo Schulze fand, heißt kapitalistisches Profitstreben. Aus ihm leitet er ab die absurd ungleiche Verteilung des Reichtums in unserem Land, die Übervorteilung der Verbraucher, die Ausbeutung der Beschäftigten und schließlich die Abschaffung der Demokratie, die nach den Worten von Frau der Merkel eine marktkonforme Demokratie zu sein habe. Müssten wir, fragt Schulze, nicht eher demokratische Marktzustände haben? [kompletter Dresdner Redetext und als PDF_Symbol.gif im Anhang!]

Der Literat aus Dresden bringt also die kapitalistische Ökonomie in Gegensatz zu Ethik und Moral, wo es bekanntlich um das Richtige, das sittlich Vernünftige zu gehen hat. Auch die Veranstalter des heutigen Austauschs sehen diesen Widerspruch zwischen Ethik und Profitsystem und plädieren für einen globalen Wertewandel.

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Nazigeldwäsche: Ein Geschenk des Himmels.

Wie Daimler-Benz Nazigeld waschen durfte

Doku von Dr. Gabriele 'Gaby' Weber, San Telmo/ Buenos Aires (ARG) und zeitw. Berlin

daimler_benz_argentinien_argentina_jorge_antonio_juan_peron_nazigeldwaesche_nazigold_gaby_weber_geldwaesche_nationalsozialismus_kritisches_netzwerk_steuerhinterziehung_korruption.jpgDer Mythos sagt, dass wir unseren Wiederaufbau Ludwig Erhard verdanken, dem Wirtschaftsminister Adenauers und späteren Bundeskanzler. Doch die Realität ist eine andere: Danach verdanken wir unser Wirtschaftswunder einem ganz anderen Mann: dem Argentinier Jorge Antonio (* 14.10.1917; † 11.02.2007), rechte Hand des damaligen Präsidenten Juan Perón und Wäscher “unseres” Nazigoldes.

Unter Erhards Regie und mit ausdrücklicher Erlaubnis der USA wuschen er und Daimler-Benz ab 1949 im grossen Stil das während des Zweiten Weltkrieges in der Schweiz versteckte Kapital. Im Beipack wurden Nazis im Werk Mercedes-Benz Argentina untergebracht. Das Imperium Antonios war eine “monströse Organisation”, wie später Richter urteilen werden.

Geldwäsche? Welch hässliches Wort! “Es war für die Deutschen ein Geschenk des Himmels”, sprach Antonio der Autorin ins Mikro. Wie dieses System von Währungsmanipulationen, Steuerhinterziehung, Korruption und schwarzen Kassen funktionierte, beschreibt der Film mit zahlreichen Dokumenten.

Die Dokumente der "Untersuchungskommission Jorge Antonio" waren verschollen, bis die Autorin sie in einem Verlies einer Bank fand. Das Interview mit Jorge Antonio führte die Autorin kurz vor seinem Tod im Jahre 2007. Es wird zum ersten Mal in diesem Film gezeigt.

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CETA: Wie weiter nach dem Einknicken der SPD?

von Leo Mayer / isw München

Ist es die Lust an der Inszenierung des eigenen Untergangs? Oder was treibt die SPD? Da demonstrieren 320.000 Menschen gegen CETA, da unterschreiben in Bayern 50.000 Menschen an einem Tag das Volksbegehren ‚CETA im Bundesrat ablehnen‘ und Sigmar Gabriel sagt nach der Zustimmung des SPD-Konvents zu CETA, das sei „ein guter Tag“ für die SPD gewesen.

Im Vorfeld des Konvents wurde das politische Schicksal von Sigmar Gabriel als SPD-Chef und Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl 2017 vom Abstimmungsverhalten der Delegierten abhängig gemacht. Aber nicht in dem Sinne, dass er eine Mehrheit seiner Partei für das Anliegen der Mehrheit der Bevölkerung gewinnen müsse, sondern im Gegenteil. Kanzlerkandidat könne er nur werden, wenn er die SPD dazu bewegt, sich gegen die Mehrheit der Bevölkerung und große Teile seiner eigenen Partei zu positionieren.

Das ist ihm gelungen. Sigmar Gabriel hat sich durchgesetzt. Zwar mit Tricks und Täuschungen. Aber mit Zweidrittelmehrheit hat sich der SPD-Parteikonvent für das Freihandelsabkommen mit Kanada ausgesprochen. Auch Matthias Miersch, Sprecher der Parlamentarischen Linken in der SPD-Bundestagsfraktion und vorher einer der einflussreichsten Kritiker des CETA-Abkommens, warb in Wolfsburg für ein Ja des Konvents.

Dass die Wirtschaftsverbände begeistert sind, das überrascht nicht. Irritierend vielleicht, dass SPD-Vizevorsitzender Ralf Stegner, der häufig dem linken Parteiflügel zugeordnet wird, meint: „Das stärkt die Partei und ihren Vorsitzenden.“ Wie das? Wo doch nach einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid zwei Drittel der SPD-Wähler eine vorläufige Anwendung von CETA ablehnen und nur ein Drittel CETA positiv sieht.

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Weder Donald Trump, noch Hillary Clinton

US-Politik wird von US-amerikanischer Finanzindustrie (Wall Street) entschieden

von Ernst Wolff - Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“

Das politische Schauspiel, das die Amerikaner derzeit erleben, ist nicht neu: Alle vier Jahre findet in den USA eine Medien- und Materialschlacht statt, die den Eindruck erwecken soll, das amerikanische Volk stimme auf demokratische Weise über den künftigen Kurs des Landes ab.

In Wahrheit wird nur darüber entschieden, wer in den kommenden vier Jahren vom Weißen Haus aus die Interessen der Wall Street vertreten, das amerikanische Volk durch immer neue Scheingefechte von seinen wahren Problemen ablenken und es durch gezielte Manipulation auf weitere Kriege vorbereiten soll.

Die Unterschiede zwischen den Kandidaten Clinton und Trump spiegeln dabei die verschiedenen Standpunkte der amerikanischen Finanzindustrie wider. Im Umgang mit Russland zum Beispiel setzt Clinton auf Konfrontation und die Fortsetzung der laufenden Kriegsvorbereitungen, während Trump den von Ex-Präsidentenberater Zbigniew Brzezinski propagierten Kurs der „Neuausrichtung“ („realignment“) der Beziehungen zu Russland verfolgt.

 Brzezinskis Kurs beharrt auf der Rolle der USA als Weltmacht Nr. 1, erkennt aber an, dass das Land an Wirtschaftskraft verloren hat und seinen Status nur dann aufrechterhalten kann, wenn es einem bewaffneten Konflikt mit Russland – zumindest vorerst – aus dem Weg geht.

Hintergrund dieser Strategie ist keinesfalls eine Hinwendung zu friedlicherer Politik. Im Gegenteil - die Neuausrichtung gegenüber Russland erlaubt die Konzentration aller militärischen Kräfte der USA auf einen anderen Konflikt, der für die Wall Street derzeit Priorität besitzt: den Krieg im Nahen Osten.

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Oktoberfest 2016: Wiesn hinter Gittern.

Doch die Gefährdung kam von oben

von Wolfgang Blaschka, München

oktoberfest_munich_bierfest_volksfest_theresienwiese_wiesn_muenchen_oktoberfestung_kotzhuegel_kotzwiese_terrorangst_terrorhysterie_hendl_dirndl_bavaria_kritisches_netzwerk.jpgManch ein Schießbudenbesitzer war den Tränen nahe, weil es ihm gar so nass reingegangen war zum Wiesn-Auftakt: "Heute haben wir 25 Euro eingenommen. Davon kann ich kaum den Strom bezahlen". Geschweige denn die Angestellten. Die rund 400 kleinen Schausteller, Eisverkäufer, Karussell- und Fressbuden-Betreiber waren verzweifelt und drohten am vierten Tag mit Protestaktionen.
 
Ab 21 Uhr wollten sie die Lichter löschen und in partiellen Wiesnstreik treten. Und das auf dem größten Volksfest der Welt! Die Sause drohte zu floppen. Seppi Schmid, der Wiesn-Chef und CSU-Großstadt-Großkoalitionär thematisierte großspurig schon mal kleine Nachlässe bei den Standmieten, konnte und wollte aber nichts versprechen. Denn der Sicherheitsaufwand mit Zaun und 450 Einlass-Ordnern kostet die Stadt immerhin 3,6 Millionen. Die werden immerhin erst nächstes Jahr draufgeschlagen. Den Großwirten kann das egal sein: Bier geht immer. Da darf es durchaus nass reinlaufen, wenn man im Trockenen sitzt. Die Polizei meldete die erste Alkoholleiche allerdings erst gegen 15 Uhr, so spät wie selten. Nur eine halbe Million kam am ersten Wochenende, also halb so viele wie sonst.

War es die Terrorangst oder einfach nur das vermaledeite Sauwetter? 25.000 konnte es nicht abhalten zur Anti-CETA-Demo zu gehen. Aber Teufelsrad und Achterbahn fahren gegen den Terror? Sich im Kettenkarussell oder per Schiffschaukel in die prasselnden Böen werfen, nur um "unsere Lebensart" zu verteidigen, das ginge den meisten Feierwütigen dann doch zu weit.

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Syrien, der russische Brückenkopf im Nahen Osten

von Alexandre Artamonov

Thierry Meyssan beantwortete die Fragen von Alexandre Artamonov für Pravda TV, über die Situation in Syrien und die Geopolitik des Mittelmeers.

Eine kurze, nicht wörtliche Übersetzung des Interviews:

Pravda TV: Guten Tag auf Pravda.ru. Ich, A. Artamonov, habe das Vergnügen hier Thierry. Meyssan, den bekannten Geoanalytiker per Skype aus Syrien zu empfangen. Guten Tag T. M. Jeder kennt T. Meyssan, in Frankreich und in Russland und so brauche ich ihn nicht vorzustellen mit seiner Website Voltaire.

Erste Frage an Thierry Meyssan (TM): Laut dem französischem Außenminister Jean-Yves Le Drian (11.Sept 2016) käme die französische Flotte auf Dauer ins Mittelmeer und ins Schwarze Meer, was einer Änderung der Politik der NATO gleichkäme.

TM: Zuerst zur dauernden Anwesenheit der Flotte: laut den internationalen Abkommen dürfen die westlichen Schiffe nicht länger als 21 Tage im Schwarzen Meer verweilen. Daher wird es sich um ein kontinuierliches Abwechseln der westlichen Schiffe handeln. Ich glaube nicht dass es etwas Neues ist, da die NATO, besonders seit dem Kiew-Putsch, dort schon präsent ist. Dann zum Mittelmeer im Allgemeinen: es ist ein Meer mit Geschichte. Es ist nicht, wie man glaubt, eine konfliktreiche Geschichte zwischen dem Norden und Süden, sondern seit Jahrhunderten ein Konflikt zwischen dem Westen und dem Osten des Mittelmeeres. Die Staaten die dort Interesse besitzen sind Frankreich, England, aber auch die USA, Russland und was man vergisst, auch China, weil schon am Ende des Altertums das Mittelmeer ein chinesisches Meer war.

Pravda TV: Hm. Einverstanden. Und noch etwas zum Schwarzen Meer: Ein franz. Schiff „Le Dupuy de l’homme“ (genauer Name unverständlich) wäre permanent im Schwarzen Meer anwesend.

TM: haha! Es ist ein Spionage-Schiff, aber es wird nicht lange dort bleiben, weil Russland dort, wie hier in Syrien und in Kaliningrad [ehemaliges Königsberg;] an der deutschen Grenze eine Art Störgerät, das die NATO-Kommunikationen im Umkreis von 300km unmöglich macht, rund um die Krimbasis installiert hat. So glaube ich nicht, dass dieses Schiff dort noch lange bleiben wird.

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Die Identität von Flüchtlingen hat mit „Sicherheit der Bevölkerung“ nichts zu tun

Mit letzter Sicherheit kann die Identität von Flüchtlingen ohnehin nicht mehr festgestellt werden

von Annette Brückner / Redaktion POLICE-IT

syrian_passport_syria_syrie_civil_war_refugees_ausweis_kritisches_netzwerk_fluechtlinge_damaskus_aleppo_asylbewerber_staatsbuergerschaft_fake_blanko-paesse.jpgWenn vier von fünf Flüchtlingen im Herbst letzten Jahres ohne Ausweise gekommen sind, und die Übrigen echte syrische Pässe kaufen konnten, in die Fälscher für viel Geld die Wunschpersonalie und das Passfotos des Käufers eingesetzt haben, dann steht fest, dass Identitätsangaben von Asylbewerbern auf deren Angaben beruhen. Die können stimmen oder auch nicht. Doch nicht jeder, der falsche Angaben gemacht hat, weil er sich dadurch einen Vorteil im Asylverfahren verspricht, ist deswegen gleich ein Terrorist. Die Behörden sollten sich auf tatsächliche Verdachtsfälle konzentrieren; Politiker sollten Stimmung gegen Asylbewerber nicht weiter mit falschen Argumenten anheizen.

In der Sicherheitsdebatte gibt es einen neuen Aufreger. Der Bote war diesmal Thomas Roth, der Anchorman der Tagesthemen. Der legte sich am vergangenen Samstag bedeutungsschwer ins Zeug: Es sei für die Sicherheit der Bevölkerung „entscheidend“, wer mit welcher Identität ins Land gekommen sei [1]. Damit leitete er über zu einem Filmbeitrag über ein Hickhack zwischen einzelnen Bundesländern, die dem "Bundesamt für Migration und Flüchtlinge" (BAMF) vorwerfen, „gefälschte“ syrische Pässe nicht erkannt zu haben.

So ziemlich alles an dieser Meldung ist irritierend:

► Vier Fünftel aller Asylbewerber haben doch angeblich gar keine Pässe …

Anfang des Jahres berichteten diverse Medien [2] unter Berufung auf das Bundesministerium des Inneren, dass zwischen 77 und 80% aller Asylbewerber (damals) ganz ohne Ausweispapiere eingereist sind. Ihre ‚Identität‘, also Namen, Herkunft, Geburtsdatum usw. konnten sie sich nach freien Stücken aussuchen: Ob sie stimmte oder nicht, wissen nur sie selbst.

Dass man ohne Pass auf eine Flucht geht, mag gute Gründe haben und ist nicht schon per se verwerflich, geschweige denn kriminell: In vielen Ländern, aus denen Flüchtlinge kommen, ist es nicht üblich, Pässe zu haben. Eine Flucht geschieht häufig so plötzlich, dass keine Gelegenheit mehr ist, sich einen Pass zu besorgen. Auch ist die Vorstellung etwas „deutsch“, dass man vor einer Flucht zunächst auf die Meldebehörde marschiert und dort ein zur Ausreise geeignetes Dokument beantragt. Selbst vorhandene Ausweispapiere wurden in vielen Fällen vernichtet, weil die Flüchtlinge Probleme bei der Einreise befürchteten. Insofern gibt es mehrere nachvollziehbare Gründe, warum ein Schutzsuchender ohne Ausweis einreist. [3].

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Windflüchter – Werner Rügemer: Bis diese Freiheit die Welt erleuchtet

Buchtipp von Harry Popow

Windflüchter – das sind Bäume und Sträucher an der Meeresküste, die unter konstanten Westwinden stark gekrümmt wurden. Ein anderer Wind weht in der menschlichen Gesellschaft. Er ist eisig und menschenfeindlich, fegt mit aggressiver Gewalt über den ganzen Globus, zwingt mit finanzgewaltigen Helfern und den Medien die Menschen, sich krumm zu machen, sich abzuducken, sich willenlos anzupassen. Ja, dieser Kapitalwind macht die Konsumenten im Namen des Neoliberalismus glauben, das sei alles vernünftig und normal und wer nicht mithalten kann, sei selber Schuld. Und wer das ändern will, der unbequeme Fragen stellt, der sei ein Störenfried im System. Oder ein Krimineller. Oder gar ein Terrorist?

werner_ruegemer_bis_diese_freiheit_die_welt_erleuchtet_transatlantische_sittenbilder_aus_politik_wirtschaft_geschichte_kultur_kritisches_netzwerk_desinformation_vergessensproduktion.jpg           werner_ruegemer_kritisches_netzwerk_arbeitnehmerrechte_ttip_windfluechter_fertigmacher_vergessensproduktion_ratingagenturen_arbeiterfotografie_arbeitsunrecht_colonia_corrupta.jpg 

Zu den Widerständigen zählen Millionen ehrlicher nach Wahrheit strebender Leute, Verbände, Bündnisse, Parteien in aller Welt, freilich mit sehr unterschiedlichen Gedankenkonstruktionen oder gar Illusionen. Unter ihnen einzelne Politiker und Künstler. Einer von ihnen ist Werner Rügemer, (Dr. phil.), geboren 1941, Publizist, Lehrbeauftragter an der Universität zu Köln. Er ist Mitglied im deutschen P.E.N.-Club, im wissenschaftlichen Beirat von Attac und bei Business Crime Control. 2002 erhielt er den Journalistenpreis des Bundes der Steuerzahler NRW, 2008 den Kölner Karlspreis für kritische Publizistik.

► Manipulierungstechniken des Kapitals

In seinem neuen Sammelband “Bis diese Freiheit die Welt erleuchtet“ hat uns der unbeugsame Autor einiges zu sagen. Im Vorwort heißt es: „Wie genau konnte der Kapitalismus in die Poren des Verhaltens, Denkens und Fühlens so tief eindringen?“ Und sei er überall derselbe? Täuschen sich die „Deutschen“ nicht darüber hinweg, dass „sie selbst Vasallen sind, freilich privilegierte Vasallen?

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Grün-Schwarz in Ba.-Wü. für Bundeswehreinsatz im Innern

von Anna Rombach und Marianne Arens / wsws.org

 In Baden-Württemberg hat die erste grün-schwarze Landesregierung einem gemeinsamen Manöver von Bundeswehr und Polizei im Februar 2017 zugestimmt. Fünf Monate nach ihrer Amtsaufnahme erweist sich die Koalition unter Winfried Kretschmann als Vorreiterin von Militarismus, Sparpolitik und Angriffen auf Flüchtlinge.

Ministerpräsident Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) begrüßt den Einsatz der Bundeswehr im Innern schon lange. Während Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) ausgerechnet zum traditionellen Antikriegstag am 1. September, dem Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs, solche gemeinsamen Übungen von Bundeswehr und Polizei ankündigte, rechtfertigte dies Kretschmann mit den Worten: „Da es diese Möglichkeit [einer Unterstützung der Polizei durch die Bundeswehr] als ‚ultima ratio‘ gibt, muss man eine solche Unterstützung auch mal einüben.

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Die Wandlung der Grünen von Pazifisten zu Militaristen zählt schon bald zwanzig Jahre. Noch vor Bildung der rot-grünen Bundesregierung im Herbst 1998 stimmten die Grünen dem Kampfeinsatz der Bundeswehr im NATO-Krieg gegen Jugoslawien zu. Jetzt spielen sie eine Schlüsselrolle, um den Einsatz militärischer Kräfte im Inland gesellschaftsfähig zu machen.

Doch die traumatischen Erfahrungen mit Krieg, Faschismus und Polizeiterror sind in der Bevölkerung noch sehr lebendig. Keine Regierung seit 1945 hat es bisher gewagt, das Militär im Inneren gegen die Bevölkerung einzusetzen. Schon die Gründung der Bundeswehr 1955 wurde von der Adenauer-Regierung nur gegen massive Proteste durchgesetzt. Der Bevölkerung wurde damals versprochen, das Militär würde niemals im Innern eingesetzt. Zwar wurde schon 1968 das Grundgesetz durch die Notstandsgesetze aufgeweicht und 2012 erlaubte das Verfassungsgericht bestimmte Bundeswehreinsätze im Innern, aber der Widerstand gegen die gesellschaftliche Militarisierung ist nach wie vor in der Bevölkerung weit verbreitet.

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Moderner Sklavenhandel. Leiharbeit: "Schmuddeltarif" statt "equal pay"?

von Mag Wompel

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"Wer die Leiharbeit aus der Schmuddelecke herausholen will, der muss dafür sorgen, dass gleicher Lohn für gleiche Arbeit gezahlt wird." Das ist kein Zitat aus dem Jahre 1972, als das Verbot der Leiharbeit durch die erstmalige Einführung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) von einer SPD/FDP Koalition - mit Unterstützung der DGB-Gewerkschaften - aufgehoben wurde! Es stimmt, die deutschen DGB-Gewerkschaften waren damals und lange Zeit danach immer noch für ein Verbot der Leiharbeit, weil sie in der Tat in die Schmuddelecke gehört. Pikant an diesem Zitat ist, dass es aus dem Jahre 2013 stammt, vom damaligen DGB-Vorsitzenden Michael Sommer.

Ausgesprochen hat er es nur kurz bevor die DGB-Tarifgemeinschaft aus den meisten der DGB-Gewerkschaften zum wiederholten Mal Tarifverträge zur Regulierung der Leiharbeit mit den großen Verbänden des Gewerbes geschlossen haben.

Ich stifte Verwirrung: Was kann pikant sein an Tarifverträgen?

► Kann Tarif denn Sünde sein?

Viele von uns glauben, Tarifverträge dienen der Besserstellung der Lohnabhängigen gegenüber der gesetzlichen Regelung - ob in Sachen Gehalt, Arbeitszeit oder sonstiger Arbeitsbedingungen. Das sollten sie unbedingt und immer noch. Doch bereits seit Ende der 1970er und verschärft der 1980er Jahre fingen einige Belegschaften an, beim Wort "Tarifverhandlungen" die Geldbörse festzuhalten, denn immer üblicher wurden Absenkungen erkämpfter Standards durch Tarifvorbehalte, Differenzierungsklauseln und Standortvereinbarungen.

Die Motivation der Gewerkschaften bzw. ihrer Betriebsräte?

Einerseits "Rettung" von Arbeitsplätzen vor Arbeitsplatzabbau und -verlagerung durch ihre Verbilligung. Eine Dumpingspirale, die um die Welt zieht und bis heute kein Ende gefunden hat. Und andererseits pure Regulierungssucht, mit der die Gewerkschaftsapparate ihre Notwendigkeit unter Beweis stellen: "Hauptsache mit Tarifvertrag" und mit dem berüchtigten "Fuß in der Tür".

► Schmuddeltarif

Die Tarifverträge in der Leiharbeit sind dennoch besonders pikant, denn sie verhindern das auf europäischer wie nationaler Ebene festgeschriebene Equal-Pay-Gebot - ein echter Schmuddeltarif eben.

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Oliver Stone - Agent Moskaus

Wenn deutsche Pro-Amerikaner echte Amerikaner zu Anti-Amerikanern machen

von Ulrich Gellermann, Berlin

Von Oliver Stone weiß man, dass er ein zu Recht berühmter US-amerikanischer Regisseur, Drehbuchautor und Filmemacher ist. Mit Filmen wie "Platoon" (zum Vietnamkrieg), wie "John F. Kennedy – Tatort Dallas" (JFK), "Natural Born Killers" und "Nixon – Der Untergang eines Präsidenten", hat er dem politischen Film wichtige und erfolgreiche Beiträge geliefert. Von Stone weiß man, dass er zur anderen, zur besseren Seite der USA gehört. Jetzt bringt er auch noch den Film "Snowden“, über den von Obama gejagten und von der deutschen Regierung verachteten Whistleblower in die Kinos.

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Das geht nicht, haben sie bei der obersten Medien-Agentur Deutschlands, der TAGESSCHAU-Redaktion gedacht. Da könnte ja das schöne Bild von den sauberen USA ins Wanken geraten, an dem die Reaktion seit Jahrzehnten so tapfer arbeitet. Aber den Film, der verspricht ein Welterfolg zu werden, gar nicht wahrnehmen? Das kann die TAGESSCHAU bei Nazis in der Ukraine machen, bei Friedensaufrufen von Prominenten, bei terroristischen Aktivitäten der Saudis. Das alles kann die Doktor-Gniffke-Truppe, nach dem TAGESSCHAU-Chef benannt, unter den Redaktionstisch fallen lassen. Aber einen der berühmtesten Filmemacher der Welt? Der außerdem seinen Film auch noch in Deutschland produziert hat? Da muss man sich was einfallen lassen.

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Fabio De Masi: So viel Unterhaltung wie Gabriel bietet nicht mal Donald Trump

Jens Wernicke (NDS) mit dem Europa-Abgeordneten Fabio De Masi

TTIP, CETA und TISA sind gut. Wer dagegen ist, ist Nationalist, dumm, wahrscheinlich Nazi. Das schrieb der SPIEGEL schon vor Längerem. Und neuerdings reiht sich auch das kritische Webmagazin Telepolis in diese „Querfront-Demagogieein. Wie die Bürger sich auch drehen und wenden, der Kampfpresse-Journaille machen sie es offenbar nie recht: Wenden sie sich von der verlogenen Politik, die beständig ihre Interessen mit Füßen tritt, ab, beschimpft man sie als „politikverdrossen“; begehren sie hiergegen auf, werden sie als „Wutbürger“ stigmatisiert. Tragen sie tumbe Parolen wie „Lügenpresse!“ gegen die alltägliche Medienmanipulation auf die Straße, sind sie rechts, weil nicht intellektuell genug.

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Jens Wernicke sprach mit dem Europa-Abgeordneten Fabio De Masi, der die Sache deutlich anders einschätzt und kein heiles Haar an der entsprechenden Propaganda der Leitmedien lässt.

Jens Wernicke: Herr De Masi, am Wochenende gab es bundesweite Großdemonstrationen gegen TTIP und CETA. Bei ersterem sei die Politik in die Defensive geraten, bei zweiterem würde es nun aber ernst: Beim Treffen der Handelsminister in Bratislava am 22. und 23. September soll der Weg für die Unterzeichnung und vorläufige Anwendung freigemacht werden. Wie stellt der Sachstand bei beiden Abkommen sich aus Ihrer Sicht dar?

Fabio De Masi: Ein Abschluss von TTIP, dem Abkommen mit den USA, ist derzeit wegen der US-Präsidentschaftswahlen unwahrscheinlich.

Man sollte sich aber nicht täuschen lassen. Wirtschaftsminister Gabriel und die EU-Kommission wollen CETA durchdrücken. Die US-Seite ist daher sehr entspannt. Denn CETA, das Abkommen mit Kanada, enthält teils sogar weitergehende Regelungen als bei TTIP angestrebt. Um das Abkommen zu nutzen, reicht es für einen US-Konzern oder EU-Konzerne, eine Zweigniederlassung in Kanada zu unterhalten.

Hinzu kommt das Dienstleistungsabkommen TISA. Das soll noch vor den US-Wahlen unter Dach und Fach gebracht werden.

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Brasilien: Rousseffs Absetzung - die nationale Schande

von Wolf Gauer, São Paulo - Brasilien

Böllerschüsse und teures Feuerwerk in den „besseren“ Vierteln von São Paulo signalisierten am 31. August 2016 das Ergebnis der Schlussabstimmung des brasilianischen Senats im beschämenden Amtsenthebungsprozess gegen Dilma Vana Rousseff, die legitime Präsidentin Brasiliens: „Dilma“ ist abgewählt. Mit 61 Ja- und 20 Nein-Stimmen. Trotz ihrer fulminanten Verteidigungsrede, die so sicher in die brasilianische Geschichte eingehen wird wie das vergleichbare „Politische Testament“ des Präsidenten Getúlio Vargas, der sich nach der Niederschrift erschoss (1954).

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Der ungeliebte Interims-Präsident Michel Elias Temer Lulia, vormals Rousseffs Vize (eine Konzession an den sozialdemokratischen Koalitionspartner PMDB), ist nunmehr Regierungschef bis zu den Präsidialwahlen von 2018. Einige Senatoren geben zu, dass sie gegen ihre Überzeugung gestimmt haben, nämlich so, wie es die extreme Hasskampagne der Medienkonzerne gegen die integre Nachfolgerin von Präsident Lula da Silva diktierte (vgl. Dilma und die repräsentative Demokratie, Ossietzky 12/2016). Ihre politischen Rechte hat man Rousseff in separater Abstimmung überraschend belassen, und sie kämpft weiter. Beim Obersten Bundesgericht ist schon Beschwerde gegen das Verfahren eingelegt. Altpräsident Lula da Silva bemüht sich um eine nationale demokratische Front gegen die Regierung der Putschisten.

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Bratislava: der Gipfel des Kleingeistes

von Thierry Meyssan / voltairenet.org

Die 27 Staaten, die in der Europäischen Union bleiben wollen, haben in Bratislava (Slowakei) ein separates Gipfeltreffen – ohne Großbritannien – abgehalten. Sie sollten über ihr gemeinsames Projekt nachdenken, gaben sich aber damit zufrieden, die abgedroschenen alten Platten neu aufzulegen. Die Welt verändert sich. Großbritannien passt sich an. Die Europäische Union stagniert.

Drei Monate nach der Entscheidung der britischen Wähler, aus der Europäischen Union auszutreten, haben sich deren Staats- und Regierungschefs – mit Ausnahme der Premierministerin des Vereinigten Königreichs – in Bratislava getroffen, um der EU neue Impulse zu geben.

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Man hoffte auf ein Überdenken von dem, was zum Brexit geführt hatte, und wie das Bündnis damit umgehen sollte. Doch dazu kam es nicht. Die 27 begnügten sich auszusprechen, was möglicherweise die Auflösung der EU beschleunigen könnte, und redeten über Terrorismus, ohne zu begreifen, dass die Gefahr eine innere ist, dass Deutschland und Frankreich den Plan einer gemeinsamen europäischen Streitmacht wieder auferstehen ließen und dass Jean-Claude Juncker die Interessen der luxemburgischen Banker vertrat.

Anlässlich des Brexit haben wir erklärt, dass der Buckingham Palast und eine einflussreiche Partei der herrschenden britischen Klasse sich von Washington distanzieren wollten und sich wirtschaftlich an China sowie militärisch an Russland anzunähern wünschten [1]. Downing Street hat indessen keine seiner Karten aufgedeckt und hält seine Absichten bis zur Eröffnung der Verhandlungen über den Austritt aus der EU geheim.

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Bürger stemmen sich gegen CETA, TTIP und TiSA

Frankfurt, 17. September 2016, 12.00 Uhr Opernplatz

von Marie-Luise Volk

Es gibt wohl kaum eine Stadt in Deutschland, die prädestinierter für den Protest gegen die sogenannten Freihandelsabkommen CETA, TTIP und TiSA ist als Frankfurt am Main. Als Finanzmetropole Deutschlands ist sie Ausdruck eines ungezügelten Finanzkapitalismus, der völkerverachtender nicht sein kann. Allein in Frankfurt haben 50.000 Bürger Flagge gezeigt. Allein in Frankfurt sind 50.000 Bürger auf die Straße gegangen und haben den Befürwortern von CETA & Co. gezeigt, dass sie wissen, um was es geht und dass sie dem Ansinnen der Politik, die Regeln für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit außer Kraft zu setzen, eine klare Absage erteilen. Ein großes Aufgebot an Polizei sorgte dafür, die Innenstadt zu sperren.

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Ca. 30 Organisationen hatten ein breites Bündnis geschaffen, um den Protest auf die Straße zu bringen. Wochenland wurde für die Teilnahme am Protest getrommelt. Die Stimmung auf dem Opernplatz war eindeutig: Wurden Politiker zitiert, die sich für die sogenannten Freihandelsabkommen aussprachen, erschallten die Buh-Rufe und schrillen Trillerpfeifen. Kam die Botschaft „CETA, TTIP und TiSA – stoppen“ überschlugen sich die Beifallsbekundungen. Das Publikum hatte sich offensichtlich mit den Folgen der sogenannten Freihandelsabkommen auseinandergesetzt.

Die Redebeiträge der Referenten zielten auf die verschwiegenen Schwachstellen der geplanten Abkommen: Ob Arbeitnehmerrechte, bäuerliche Landwirtschaft, Umweltschutz, nichts, aber auch gar nichts wird von Veränderungen ausgenommen sein. Und zwar von Veränderungen, von denen die Großkonzerne profitieren – natürlich zu Lasten der Bevölkerung. Zu Recht blitzte bei den Referaten und Statements auch die Kritik am Kapitalismus durch. Es fehlte jedoch der gezielte Hinweis auf das fehlerhafte Geldsystem. Ist doch dieses untaugliche Geldsystem verantwortlich für die einseitige Vermögensvermehrung zugunsten der 1-Prozent-Finanzelite.

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Kinderarmut in Deutschland wächst weiter

von Dietmar Henning / wsws.org

In Deutschland sind im letzten Jahr fast zwei Millionen Kinder und Jugendliche in Armut aufgewachsen. Als arm gelten sie, wenn ihre Eltern auf staatliche Leistungen nach dem zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II), landläufig Hartz IV, angewiesen sind.

Die bundesweite Quote der Kinder unter 18 Jahren in Hartz-IV-beziehenden Familien ist auf 14,7 Prozent angestiegen und liegt damit um 0,4 Prozentpunkte höher als 2011. Die Hauptstadt der Kinderarmut ist Berlin. In keiner anderen deutschen Stadt wohnen mehr arme Kinder und Jugendliche als hier. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung hervor.

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Zwar ging die Armutsquote in Berlin in den vergangenen Jahren leicht von 33,7 auf 32,2 Prozent zurück. „Zugleich nahm aber die Zahl armer Kinder und Jugendlicher zu, weil insgesamt mehr Kinder in der Hauptstadt leben“, so die Autoren der Studie. Fast jeder dritte Unter-18-Jährige in Berlin lebe mit seiner Familie von Sozialleistungen.

Die Daten der Studie stammen aus Statistiken der Bundesagentur für Arbeit sowie einer Langzeitstudie zu Armutsfolgen für Kinder und Jugendliche.

Betrachtet man die regionalen Armutsquoten, so zeigt sich, dass es nach wie vor große Unterschiede gibt. Die von Armut geprägten ostdeutschen Bundesländer verharren auf einem hohen Niveau. Die Quote sank dort zwar seit 2001 um 2,4 Prozentpunkte, lag aber im letzten Jahr immer noch bei 21,6 Prozent. Jedes fünfte Kind ist hier arm.

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#Bayer, #Monsanto und die Zukunft der Landwirtschaft

von Leo Mayer / isw München

Für 66 Milliarden US-Dollar übernimmt Bayer den Saatgutmonopolisten Monsanto. Damit entsteht der mit Abstand größte Agro-Konzern der Welt. Angeblich geht es um den Kampf gegen den Hunger und die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung. Da kommt das isw-spezial 28 (Angela Müller: „Das Geschäft mit der Nahrung“) gerade zum richtigen Zeitpunkt. Die Menschheit kann ernährt werden. Aber nicht durch Agrargiganten wie Bayer/Monsanto und weitere Industrialisierung der Landwirtschaft, sondern nur wenn umgesteuert wird – wenn Kleinbauern zum Motor der Ernährungssicherung gemacht werden, wenn von der intensiven zu einer nachhaltigen Landwirtschaft übergegangen wird, die es den Böden erlaubt, sich zu regenerieren.

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Mit der Übernahme von Monsanto durch Bayer erreicht die Konzentration auf dem Agro-Markt einen neuen Höhepunkt – Bayer steigt zum größten Agrochemie-Konzern der Welt auf. Schlüsselelemente der Nahrungsmittelkette liegen nun in der Hand eines einzigen Konzerns. Bei den Pestiziden erreichen Bayer und Monsanto zusammen einen Marktanteil von rund 25%, beim Saatgut für gentechnisch veränderte und konventionelle Ackerfrüchte einen von rund 30%. Allein die Gen-Pflanzen betrachtet, erreichen die beiden Gesellschaften vereint mit weit über 90% sogar eine klare Monopolstellung auf dem Markt.

66 Mrd. US-Dollar legt Bayer für Monsanto auf den Tisch. Dies ist die größte Übernahme, die je ein deutscher Konzern geschmiedet hat. Allerdings: so deutsch ist der Chemieriese Bayer mittlerweile nicht mehr. Nur 20,6% des Grundkapitals sind in der Hand deutscher Aktionäre. Es dominieren die Shareholder aus dem angelsächsischen Bereich: 27,6% des Aktienkapitals sind im Portefeuille US-amerikanischer Fonds, weitere 18,9% werden von britischen Institutionellen (teilweise Dependancen von amerikanischen) gehalten. Es handelt sich also weitgehend um eine Verschmelzung von US-Kapital.

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Wieder mehr junge Menschen im HARTZ-IV-System

Die im Dunkeln sieht man nicht

von Laurenz Nurk, Dortmund

Vor zwei Jahren war das Thema Griechenland noch in aller Munde, ebenso war die Rede von einer verlorenen Generation, von den arbeitslosen Jugendlichen in den südlichen EU-Ländern, man sprach von Europas Tragödie.

Beide Themen sind aus den Schlagzeilen raus. Dabei ist in Italien immer noch mehr als jeder dritte der unter 25-Jährigen arbeitslos, in Griechenland jeder zweite, in Frankreich immer noch jeder vierte. Die Verarmung der jungen Menschen schreitet voran.

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In Deutschland ist die Zahl der HARTZ-IV-Empfänger zwischen 15 und 24 Jahren von 2014 zu 2015 erstmals seit Jahren wieder gestiegen. Der DGB spricht von einer Verfestigung von Armutslagen im Hinterhof unserer Wohlstandsgesellschaft.

Die DGB-Studie zeigt auf, dass die Zahl der HARTZ-IV-Empfänger zwischen 15 und 24 Jahren von 2014 zu 2015 erstmals seit Jahren wieder um 8.600 auf 746.000 gestiegen ist. Etwa 300.000 junge Menschen sind sogar schon seit vier Jahren auf die staatliche Grundsicherung angewiesen.

Immer mehr Menschen erfahren die gesellschaftliche Benachteiligung und Spaltung oftmals schon in jungen Jahren. Sie wachsen mit permanentem Verzicht auf, während andere sich scheinbar alles leisten können.

Jugendliche, die im Umfeld des Hartz-IV-Systems leben, haben ein höheres Risiko für mehrfache Benachteiligung. Neben finanziellen Problemen und Überschuldung sind es vor allem Arbeitslosigkeit, niedriges Erwerbseinkommen in der Familie und entsprechend schlechte Wohnverhältnisse. Dazu kommen schlechtere Chancen in der Schule, im Berufsausbildungssystem und in der Arbeitswelt.

Wenn man genauer hinschaut wird deutlich, dass nicht jeder junge Mensch, der HARTZ-IV bezieht, automatisch als Arbeitsloser registriert ist. Bei den unter 25-Jährigen geht ein großer Teil noch zur Schule, er studiert, macht eine Ausbildung und lebt noch bei den Eltern, die meistens selbst hilfebedürftig sind.

Die andere große Gruppe ist tatsächlich auf Jobsuche und benötigt staatliche Hilfe, da sie über kein Einkommen verfügt. Wieder andere sind krank oder stehen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung, weil sie Kinder erziehen oder ihre Eltern pflegen.

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„Values and deals“ Anmerkungen zu einem verborgenen Aspekt des syrischen Krieges

Dass es in Syrien nicht um das Wohlergehen der dort lebenden Menschen geht, bedarf keiner Beweise: 400.000 Tote, 11,6 Millionen Menschen auf der Flucht, ein zerstörtes Land. Diese Tatsachen sprechen für sich. Dass dem Terrorismus mit Bomben nicht beizukommen ist, gleich, wo sie produziert, von wem sie abgeworfen werden und wie entschlossen sich alle Beteiligten geben, ist ebenso offensichtlich. Dass es um den geostrategischen Zugriff auf diesen Raum geht, um Zugriff auf Ressourcen, um den Zugang zum Mittelmeer wie auch zum Indischen Ozean, ist auch klar. Das alles kann selbstverständlich nicht oft genug wiederholt werden.

Aber etwas Drittes rückt in den aktuellen Absprachen zwischen USA und Russland um einen Waffenstillstand zur Zeit in Syrien zutage, was einer genaueren Betrachtung bedarf. Deutlich wurde das durch einen irritierenden Auftritt Baschar al-Assads unmittelbar nach Bekanntgabe der zwischen den USA und Russland getroffenen Absichtserklärungen ihre Parteigänger – „Rebellen“ hier, Assads Truppen dort – zu einer Einstellung der Kämpfe veranlassen zu wollen:

Der syrische Staat“, ließ Assad bei einem, wie die FAZ zu Recht als besonders bemerkenswert hervorhebt, „seltenen öffentlichen Auftritt“ demonstrativ verlauten, „ist entschlossen, jedes Gebiet von den Terroristen zurückzuerobern“. Die syrischen Streitkräfte, so Assad  weiter,  würden ihre „Arbeit unerbittlich und ohne Zögern, unabhängig von inneren oder  äußeren Umständen“  fortsetzen. (Zitiert nach FAZ, 13.09.2016)

Was war das? Die Ansage eines unverbesserlichen „Schlächters“? Eine Provokation? Verzweiflung? Eine Dummheit? Ein abgesprochener Auftritt? Wenn abgesprochen, dann mit wem und wofür?

► Schweigen zu Assad

 Bei genauerem Nachforschen fällt auf, dass in den aktuellen Verlautbarungen zu den Waffenstillstandsverhandlungen nichts darüber ausgesagt wird, welche Rolle Assad in der von Amerikanern und Russen angekündigten Wende spielen soll, nachdem zuvor aggressiv über die Rolle Assads als Staatspräsident gestritten wurde.

Die russische Position war bisher eindeutig: Syrien ist ein souveräner Staat, Assad sein gewählter Präsident. Niemand hat das Recht zu intervenieren und einen „Regimechange“ zu erzwingen. Eine Ablösung Assads kann nur durch Wahlen erfolgen.

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Ungarn raus, Niger rein: Die Zukunft der Europäischen Union ist schwarz

von Ulrich Gellermann, Berlin

jean_asselborn_aussenminister_immigration_asyl_migration_luxemburg_europaeische_union_european_union_kritisches_netzwerk_luxembourg_ungarn_groussherzogtum_letzebuerg.jpgUngarn raus aus der EU! Forderte jedenfalls der EU-Außenminister Jean Asselborn und wahrte dabei die gewohnte luxemburgische Zurückhaltung. Denn natürlich könnte er beim Rauswurf auch an Polen denken. Auch an Tschechien, die Slowakei und Österreich. Alles Länder, die sich brutal gegen Flüchtlinge abschotten. Alles Länder, in denen die bürgerliche Demokratie ordentlich beschädigt ist. Alles Länder, die in der einen oder anderen Weise der Eurokratie zu widersprechen wagen. Und wenn man mal beim Rauswerfen ist: Was ist eigentlich mit den baltischen Staaten?

Ginge es nicht um die Aufnahme von Flüchtenden, sondern um die Ursachen der Flucht, müsste sich die EU natürlich komplett selbst rauswerfen. Selbst bei AfD-Wählern soll sich rumgesprochen haben, dass zu den wesentlichen Fluchtursachen Kriege gehören. Und an der Spitze der weltweiten Waffenexporteure stehen Länder wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Die beiden letzteren waren führend an der kriegerischen Zerstörung Libyens beteiligt. Und es gibt kaum einen Krieg in Afrika, an dem die alten Kolonialmächte nicht wenigsten ein bisschen mitgemischt haben. Also, wenn einer was davon versteht, die Völker der Welt in Bewegung zu setzen, dann die EU. Unter sachkundiger Hilfe der USA versteht sich.

Nicht wenige Flüchtlinge verlassen ihre Länder auch, weil sie schlicht hungern. Hunger herstellen, dass ist für die Europäische Union die leichteste Übung: Afrikanische Futtermittel billig einkaufen, in der europäische Hühnchenmast verwenden, die „besseren“ Hühnerteile selber fressen, Flügel, Hälse, Füße, Knochen und Innereien nach Afrika exportieren, mit Niedrigstpreisen für das Abfallfleisch die heimische Geflügelproduktion kaputt machen und so eines der Wunder kapitalistischer Ökonomie bewirken: Mit dicken Hühnchen magere Afrikaner und fette Profite erzeugen. Damit das so bleibt, drückt die EU gerade diverse „Economic Partnership Agreements“ (EPA) mit afrikanischen Ländern durch, Freihandelsabkommen, die in Afrika die Freiheit des Neoliberalismus herstellen. Allein Kenia würde der Abbau der Zölle auf europäische Importe nach Schätzungen eines kenianischen Wirtschaftsinstitutes jährlich bis zu 110 Millionen Euro kosten.

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Es sind Duma-Wahlen – und keiner kriegt es mit

von Lothar Deeg, Sankt Petersburg

Stell Dir vor, am übernächsten Sonntag wären Bundestagswahlen – und es interessiert niemanden. Und der Wahlkampf verläuft kaum bemerkbar. So stellt sich die Situation gegenwärtig in der russischen Demokratie dar.

Am 18. September ist in Russland der nur einmal jährlich stattfindende Wahltag: Dieses Jahr werden sowohl die Abgeordneten des Parlaments, der Staatsduma, wie auch die Parlamente von gleich 39 Regionen sowie sieben Gouverneure neu gewählt. Etwa in der Hälfte des Landes fallen also „Bundestagswahlen“ auch noch mit „Landtagswahlen“ zusammen.

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In Deutschland wie in wohl jedem westeuropäischen Land würde sich der Wahlkampf nun überschlagen. Russland beweist dieser Tage wieder einmal, dass es anders funktioniert: Wer fernseh-abstinent lebt und Politik nicht für ein Thema von Privatgesprächen hält, hat alle Chancen, gar nicht mitzubekommen, dass Wahlen anstehen.

► Wahlplakate fehlen im Stadtbild

In St. Petersburg, wo ebenfalls das Stadtparlament zusammen mit der Duma gewählt wird, gibt es beispielsweise so gut wie keine Plakatwerbung – und wenn, dann auf ohnehin vorhandenen Werbeflächen. Gelegentlich stehen Flugblattverteiler an Metrostationen, ab und an findet sich auch eine Wahlkampfzeitung oder ein Kandidaten-Flyer im Briefkasten – aber dies geht im üblichen alltäglichen Werbungs-Wust schlichtweg unter.

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Deutschland u. Frankreich schlagen europäisches Militärbündnis vor

von Alex Lantier / wsws.org

Im Vorfeld des EU-Gipfels in Bratislava am Freitag drängen Berlin und Paris auf die Weiterentwicklung der EU zu einem Militärbündnis, das zu umfangreichen Operationen innerhalb und außerhalb Europas fähig ist.

Die Süddeutsche Zeitung und Le Figaro berichteten über einen sechsseitigen Vorschlag der deutschen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und ihres französischen Amtskollegen Jean-Yves Le Drian. Er zielt darauf ab, den Austritt Großbritanniens aus der EU zum Anlass zu nehmen, die Streitkräfte der verbliebenen EU-Staaten enger miteinander zu vernetzen. Großbritannien hatte, ebenso wie die USA, von der NATO getrennte europäische Militärbündnisse immer abgelehnt. Da die verbliebenen EU-Staaten Großbritannien von dem Treffen in Bratislava ausgeladen haben, gilt es technisch als „informeller“ EU-Gipfel.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident  François Hollande begannen bereits kurz nach dem Brexit Anfang Juli, mit Diskussionen über diesen Vorschlag. Laut Le Figaro heißt es in dem Dokument, es sei „höchste Zeit, unsere Solidarität und die Europäischen Verteidigungsfähigkeiten zu stärken, um unsere Grenzen und die Bürger der EU effektiver zu schützen […]. Unter der Prämisse der Entscheidung des Vereinigten Königreichs, die Europäische Union zu verlassen, ist es nun unser Ziel, mit den verbleibenden 27 Mitgliedsstaaten weiter voranzuschreiten.

Stefan Kornelius schrieb in der Süddeutschen: „Viele Jahre lang scheiterte die Kooperation am Widerstand der USA, die eine Konkurrenz zur Nato befürchteten […]. Der Brexit hat die Situation nun schlagartig geändert. Britischen Widerstand wird es nicht mehr geben, auch wenn London formell noch der EU angehört. In Windeseile haben deshalb zwei Staaten ihre Chance erkannt: Deutschland und Frankreich lassen ihren europäischen Gründergeist aufblitzen und spielen Avantgarde.“[ SZ-Artikel]

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Wir gründen eine Freie Schule: Geschichte einer Elterninitiative

von Björn Kunter

Seit einem Jahr gibt es uns. Die Freie Schule Wendland in Grabow oder auch "Freie Morgenrotschule Wendland", noch benannt nach ihrer Vorgängerschule. 67 SchülerInnen der Jahrgänge 1 bis 7, unterstützt von zehn LernbegleiterInnen und fast ebenso vielen IntegrationshelferInnen. Später wollen wir bis zur 10. Klasse und maximal 100 SchülerInnen wachsen. Dies ist meine Geschichte unserer Elterninitiative.

Als SchülerInnenvertreter in den 1980er Jahren träumte ich von Summerhill. Diese vom Reformpädagogen A.S. Neill gegründete Schule, in der die Kinder selber entscheiden durften, ob sie lernen und zum Unterricht kommen wollten, erschien mir in den täglichen Auseinandersetzungen in Klassen- und Schulkonferenzen wie eine unerreichbare Utopie.

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Wahrscheinlich hätte ich 25 Jahre später mein Kind daher ganz selbstverständlich in die lokale Grundschule eingeschult. Eher zufällig ging ich vor zweieinhalb Jahren zu einem Infotreffen der Elterninitiative für eine Freie Schule Wendland und war begeistert.

Inzwischen gibt es auch in Deutschland 92 Freie Alternative Schulen (FAS), in denen die Kinder selbstbestimmt lernen und frei von Klassenarbeiten und Notendruck aufwachsen können. Klar, dass ich das auch für meine Kinder wollte und in die Gründungsinitative einstieg.

Zum Glück wussten wir nicht, auf was wir uns eingelassen hatten. Anfangs schienen sich alle Probleme von selbst aufzulösen. Schulmöbel erhielten wir von anderen Schulen, ein Gebäude stand in Aussicht, die Schulbehörde schien aufgeschlossen und die Finanzierung, naja, dafür bekommen wir dann den Kredit.

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Wahlen ändern nichts. Scheingefechte zwischen Pest und Cholera

von Ernst Wolff - Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“

Ob es um das Amt des Präsidenten der USA, die Posten im Berliner Senat oder die Zusammensetzung der Gemeinderäte in der niedersächsischen Provinz geht – Wahlen haben heute alle eines gemeinsam: Sie ändern nichts.

Es handelt sich um reine Scheingefechte, bei denen die beteiligten Akteure sehr genau darauf achten, die wirklich brennenden Fragen zu umgehen und die Wählerschaft von den wahren Verursachern der derzeitigen Probleme abzulenken.

Die Mittel, mit denen die Wahlkandidaten arbeiten, sind nicht neu: Es werden Vorurteile bedient, Feindbilder aufgebaut und Ängste geschürt – eine sichere Methode, um die Wähler zu verunsichern und ihren Blick auf die drängendsten Probleme der Gegenwart zu vernebeln.

► Das größte Problem unserer Zeit

Das Hauptproblem unserer Zeit, das eigentlich im Mittelpunkt eines jeden Wahlkampfes stehen müsste, ist die rasante Zunahme der sozialen Ungleichheit. Nach Angaben der Hilfsorganisation OXFAM verfügten 2014 85 Einzelpersonen über ein Vermögen, das dem Besitz der ärmeren Hälfte der Menschheit entspricht. 2015 waren es nur noch 62 Personen.

So erschreckend die Zahlen sind, es handelt sich dabei nur um die Spitze eines Eisberges: In den USA leben inzwischen 60 Millionen Menschen von Essenmarken, Hunderttausende mussten Häuser und Wohnungen aufgeben und leben in Zeltstädten. Die Obdachlosigkeit unter sozial Schwachen nimmt zu, die Lebenserwartung ab. Gleichzeitig haben die Spitzenverdiener in den USA ihr Vermögen kontinuierlich vermehrt.

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Russland hackt zurück: Dopingunterlagen von US-Sportlern geleakt

von Jens Berger / NDS

ritalin_methylphenidate_doping_dopingkontrolle_dopingtest_steroide_opioide_kritisches_netzwerk_steroids_stimulans_stimulanzien_stimulant_upper_drug_dope_test_anti-doping.jpgDie vor wenigen Wochen ausgetragenen Olympischen Spiele von Rio könnten zu einem sportpolitischen Skandal erster Güte werden. Wir erinnern uns: Auf starken Druck westlicher Medien hin wurden große Teile des russischen Olympiateams bei den Spielen gesperrt. Systematisches Doping – so der keinesfalls von der Hand zu weisende Vorwurf. Dass nicht nur die Russen systematisch dopen, war eigentlich von vorn herein klar; jedoch gefielen sich vor allem die deutschen Journalisten offenbar in der Rolle des Anklägers und biederten sich zudem dabei nur all zu gerne an der antirussischen politischen Großwetterlage an. Hochmut, so sagt das Sprichwort, kommt vor dem Fall. Die russische Hackergruppe „Fancy Bear“ veröffentlichte heute die ersten Dokumente, die sie aus einem Hack der Welt-Anti-Dopingagentur WADA erbeutet haben will. Diese Dokumente belegen – so sie denn authentisch sind – systematisches Doping auch bei US-Sportlern. Und „Fancy Bear“ kündigt bereits an, dass viele weitere Dokumente folgen sollen.

Für das US-Publikum war Simone Biles wohl neben dem Schwimmer Michael Phelps der größte Star der Spiele von Rio. Nicht zu unrecht, schließlich konnte die afroamerikanische Turnerin in Rio vier goldene und eine bronzene Medaille gewinnen. Was für ein Erfolg. Dumm nur, dass mindestens drei der Dopingproben, die Biles in Rio abgab, positiv ausfielen. Die Proben enthielten, so die geleakten Dokumente, Methylphenidat, besser bekannt unter dem Handelsnamen Ritalin, ein Stoff, der als Stimulanz auf der Dopingliste steht.

Warum gab es keine große Meldung? Warum wurden der US-Turnerin die Medaillen nicht wieder abgenommen? Ganz einfach, Biles Betreuer deklarierten am 16. August – pikanterweise also zumindest laut den geleakten Dokumenten erst nach Auswertung der Dopingproben -, dass sie das Methylphenidat enthaltende Präparat namens Focalin XR eigenommen habe und dies medizinisch gerechtfertigt sei. Warum die Sportlerin ein Medikament einnehmen „muss“, das auf der Dopingliste (PDF) steht, ist freilich unbekannt.

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Vom 10. September 2001 bis heute: 15 Jahre Verbrechen

von Thierry Meyssan / voltairenet.org

Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten gedenken dem 15. Jahrestag des 11. September. Er ist für Thierry Meyssan eine Gelegenheit, eine Bilanz der Politik von Washington seit diesem Datum zu ziehen; eine besonders düstere Bilanz. Entweder - oder: entweder die Version der Attentate vom Weißen Haus ist authentisch, dann ist ihre Reaktion auf die Attentate besonders kontraproduktiv; oder sie ist falsch, und in diesem Fall haben sie es geschafft, den Nahen und mittleren Osten zu plündern.

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Vor 15 Jahren in den Vereinigten Staaten, am 11. September 2001, wurde "der Plan der Kontinuität der Regierung" um 10:00 morgens durch den nationalen Koordinator für Sicherheit, Infrastrukturschutz und Terrorismusbekämpfung, Richard Clarke, aktiviert. [1]. Ihm zufolge ging es darum, auf die Ausnahmesituation zu reagieren, die durch die beiden Flugzeuge, die in dem World Trade Center in New York eingeschlagen hatten und durch das dritte, das in dem Pentagon eingeschlagen hätte, entstanden war. Dieser Plan sollte aber nur im Falle der Zerstörung der demokratischen Institutionen, zum Beispiel im Fall eines nuklearen Angriffs, verwendet werden. Niemals war vorgesehen, ihn zu aktivieren, solange der Präsident, der Vizepräsident und die Präsidenten der beiden Kammern lebendig und in der Lage waren, ihre Aufgaben zu erfüllen.

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NATO auf Kurden-Jagd. Europäische Union jagt mit

von Ulrich Gellermann, Berlin

Wie Zwillinge traten sie in Ankara auf: Der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini. Der selbe Tag, die selbe Stadt: Sie hätten ihre jeweiligen Pressekonferenzen auch gemeinsam abhalten können. Stoltenberg sicherte der Türkei „die Solidarität des Bündnisses“ zu. Mogherini verstieg sich gar zur Unterstützung der Türkei bei „ihrem Engagement für Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit“.

In den Gefängnissen der Türkei sitzen, im Ergebnis von Massenverhaftungen, die Opfer türkischer Menschenrechte. Dutzende Zeitungen sind im Gefolge der türkischen Form von Demokratie verboten. Zehntausende Lehrer und Hochschullehrer wurden ohne Grund und Verfahren entlassen, sicher weil die Türkei ein Rechtsstaat ist, den die Europäische Union unterstützt.

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Ein synchroner Trick macht die Augenwischerei möglich: Im Mittelpunkt aller Kommentierung und medialer Verarbeitung türkischer Verhältnisse steht der misslungene Putsch. Dass lange vor dem Putsch alle Vorformen der Diktatur geprobt wurden, dass nach dem Putsch ein Erdoğan-Rachefeldzug auch die trifft, die mit dem Putsch nichts zu tun haben, ist aus der öffentlichen Wahrnehmung nahezu verschwunden.

Das soll eine Türkei reinwaschen, die in Syrien jeden Moment auf russisches Militär stoßen kann: Was ist, wenn türkische Panzer bei ihrer Jagd auf syrische Kurden auch nur versehentlich von russischen Raketen getroffen werden? Der Krieg zwischen der NATO und den russischen Streitkräften wäre nicht auszuschließen. Das ist der größte anzunehmende Unfall, der vor einem atomaren Konflikt denkbar wäre.

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Bundesregierung plant massive Aufrüstung der Geheimdienste

von Sven Heymanns / wsws.org

Die deutsche Bundesregierung plant eine massive Aufrüstung der Geheimdienste. Das Budget für das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) soll allein im kommenden Jahr um achtzehn Prozent steigen, der Bundesnachrichtendienst (BND) soll zwölf Prozent mehr Geld erhalten. Das berichtet der Rechercheverbund von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR.

Der Ausbau der deutschen Geheimdienste ist Bestandteil einer umfassenden inneren und äußeren Aufrüstung. Allein bei der Bundespolizei sollen nach Aussage von Innenminister Thomas de Maizière (CDU) von 2016 bis 2020 mehr als 7.000 neue Stellen entstehen. In seiner Rede zur Haushaltsdebatte im Bundestag am Dienstag verkündete Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) neben der Erhöhung des Verteidigungshaushalts auch „die Ausgaben für die innere Sicherheit bis 2020 deutlich zu erhöhen, um mehr als 2,2 Milliarden Euro gegenüber der bisherigen Finanzplanung“.

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Offiziell wird diese massive Aufrüstung mit Defiziten und Sicherheitslücken im Kampf gegen den Terrorismus begründet. Tatsächlich ist das Ziel dieser weitreichenden Maßnahmen die möglichst umfassende Überwachung der Bevölkerung und der Aufbau eines regelrechten Polizeistaats. Angesichts einer weit verbreiteten Opposition gegen den Kriegskurs aller Parteien, einer immer schärferen sozialen Ungleichheit und der anhaltenden Wirtschaftskrise bereitet sich die herrschende Klasse gezielt auf den Ausbruch offenen Klassenkampfs vor.

Aus geheimen Haushaltsunterlagen, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen, geht das Ausmaß der inneren Aufrüstung im Detail hervor. Das Bundesamt für Verfassungsschutz soll im kommenden Jahr 45 Millionen Euro mehr erhalten als bisher. Bei einem Budget von zukünftig 307 Millionen Euro jährlich entspräche dies einer Erhöhung von achtzehn Prozent binnen eines Jahres.

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G20 - Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer

von Thierry Meyssan / voltairenet.org

Die Staats- und Regierungschefs suchen nach Gelegenheiten, um sich für bilaterale und sogar multilaterale Diskussionen zu treffen. Sie frönen daher der Versammlungen, eine Krankheit, die aus nutzlosen Gipfeltreffen besteht, nur um über andere Themen hinter den Kulissen verhandeln zu können, ohne diese Gespräche rechtfertigen zu müssen. Der G20-Gipfel in Hangzhou entging nicht dieser Mode.

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Die Staatschefs des G20 versammelten sich in Hangzhou (China). Der G20 ist die Sitzung der 19 größten Volkswirtschaften der Welt – aber ohne Spanien, den Niederlanden oder die Schweiz - plus der Europäischen Union. Dieser Organismus wurde 1999, am Rande des G7, mit den Finanzministern gegründet, um die aufstrebenden Volkswirtschaften an den Beschlüssen des Westens zu beteiligen. Er machte anlässlich der Finanzkrise von 2008 einem Gipfel der Staatsoberhäupter Platz, in der Hoffnung, die Ausbreitung der Krise eindämmen zu können.

In Wirklichkeit hat kein einziger G20-Gipfel über irgendetwas entschieden. Das ist auch eher beruhigend, weil, wenn diese Versammlung es erreicht hätte, würde es bedeuten, dass die Reichen für die Armen entscheiden.

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Die Revolution bist Du! Der Tolstojanismus als soziale Bewegung in den Niederlanden

anarchismus_christlicher_christian_anarchist_leo_lev_lew_tolstoi_tolstoj_tolstojaner_bergpredigt_gewaltlosigkeit_pazifismus_kritisches_netzwerk_bibel_jesu_christen-anarchisten.pngDie niederländischen TolstojanerInnen, die sich selbst "Christen-Anarchisten" nannten, bildeten ein ausgedehntes Netzwerk, dessen Mitglieder sich auf verschiedenen Gebieten betätigten. Sie kämpften gewaltfrei gegen Militarismus und Ausbeutung, aber auch gegen Alkohol, Rauchen und Tierversuche und traten für den Vegetarismus und die freie Ehe, aber gegen ungezügelten sexuellen Genuss ein. Sie lehnten Staat und Kapitalismus ab, widersetzten sich aber gleichzeitig dem Parteisozialismus.

Praktisch umgesetzt haben sie ihre Ideen in Vorformen sozial-kultureller Stadtteilarbeit in Amsterdam und in Siedlungen wie der Kolonie der Internationalen Bruderschaft sowie in der Humanitären Schule in Blaricum. Dies alles waren Aspekte des Strebens nach einem besseren Menschen und einer besseren Welt. Der anarchistische Aspekt wird u. a. in der auf die individuelle Veränderung ausgerichteten Strategie deutlich, die nicht auf gesetzliche Regelungen oder "Lobbyarbeit" abzielte, aber auch in direkten Handlungen der Verweigerung.

Dennis de Langes Studie ist die erste, welche die TolstojanerInnen als soziale Bewegung in den Niederlanden beschreibt. Sie stellt die wichtigsten Protagonisten vor, diskutiert deren Visionen und Kämpfe und behandelt umfassend all die unterschiedlichen Aspekte, Phasen und Projekte dieser Bewegung.

► Die Revolution bist Du!

Der Tolstojanismus als soziale Bewegung in den Niederlanden

Autor: Dennis de Lange

Herausgegeben, kommentiert und aus dem Niederländischen übersetzt von Renate Brucker

177 Seiten, 24 Abb., 16,90 Euro; ISBN 978-3-939045-27-4; >> Erscheint Ende September 2016 im Verlag Graswurzelrevolution.

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Von CDU bis LINKE: Die AfD-Helfer. Brennende Flüchtlingsheime stören die Geschäfte nicht

von Ulrich Gellermann

In der Fundamentalopposition erreicht man mehr als in einer Regierung. Das Ziel ist eine andere Republik“, sagte der Parteifunktionär dem Berliner Inforadio. Ja, ist denn die Linkspartei zurück zu ihren revolutionären Wurzeln? Ach Gottchen, nein. Es ist Alexander Gauland, der nach der Wahl in Mecklenburg frech und unbekümmert die „nationale“ Revolution rauslässt wie andere die Sau. Und während die spitzen Schreie des Entsetzens noch den gesellschaftlichen Raum erfüllen, lauern im Hinterzimmer schon die Strategen: Klar, mit der Merkel an der Spitze ist eine Koalition mit der AfD nicht möglich. Aber ohne sie? Würde sich der Seehofer-Horst wirklich schwer tun, mit dem alten CDU-Parteifreund Gauland ein Koalitiönchen einzugehen? Nur aus staatsmännischer Verantwortung versteht sich. Man kann das Land ja nicht unregiert lassen. Wir wollen doch keine spanischen Verhältnisse.

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Seit langen Jahren leben Innen-und Aussenpolitik der Bundesrepublik vom Terror: Im Rahmen des Krieges gegen den Terror haben Regierung und Medien jeden noch so widerlichen Krieg der USA zumindest gebilligt, gern auch unterstützt. Im Land wurde jeder dumme Furz eines Nachwuchs-Salafisten zum Kurz-Vor-Anschlag-Alarm aufgeblasen: Das stank zwar nach Sensationsmache, erzeugte aber ordentlich Angst. Und rechtfertigte die nächste Überwachungsmaßnahme. Das Wort Burka wurde mit drei R geschrieben. Die Innere Sicherheit wurde im offiziellen Berliner Mund der Hauptspeichelspender. Man arbeitete tapfer an der von Gauland gewünschten anderen Republik. Und als dann die Fremden kamen, in großen Mengen, als sie ohne Sinn und Plan, als pure Bedrohung im Land erschienen, da ging die Saat der Angst auf. Man musste schon stark sein, wenn man nicht ins Zittern geraten und AfD wählen wollte.

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Die Kurdistan-Projekte. Neun Antworten zur kurdischen Frage

von Thierry Meyssan / voltairenet.org

Das aktuelle von Frankreich und den Vereinigten Staaten unterstützte Projekt für Kurdistan hat nichts mit dem legitimen zu tun, das bei der Konferenz von Sèvres (1920) von den gleichen Ländern anerkannt wurde. Es betrifft überhaupt nicht das gleiche Gebiet!

Dieses Pseudo-Kurdistan ist nur ein Köder des Westens, um die syrischen Kurden gegen Damaskus umzudrehen. Seine Gründung wäre keine Lösung der kurdischen Frage und würde einen Konflikt verursachen, der mit dem fast 70 Jahre alten Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern vergleichbar wäre.

Um die aktuelle Situation zu entwirren, erläutert Thierry Meyssan hier die widersprüchlichen Positionen der neun wichtigsten ausländischen Mächte, die in diesen Fall verwickelt sind.

Die Truppen-Bewegungen und die Schlachten im Sommer in Nord-Syrien sind für Beobachter Augen unverständlich. Dennoch verfolgt jede gegenwärtige Macht ihre eigenen Ziele mit Hartnäckigkeit.

Obwohl alle Protagonisten behaupten gegen Daesh zu kämpfen, bewegt sich das islamische Emirat wohl, aber zieht sich nur in die Wüste zurück. Das wirkliche Thema der Ereignisse ist aber die mögliche Schaffung eines Kurdistans auf Kosten der arabischen und christlichen Bewohner [1].

Hier ist eine Analyse der Kriegs-Ziele der dortigen hauptsächlichen Mächte, wobei klar ist, dass Syrien ein souveräner Staat ist und dass keiner der unten angeführten Protagonisten nicht das geringste Recht besitzt, Syrien zu amputieren, um einen neuen Staat zu schaffen.

► Neun Antworten zur kurdischen Frage, wovon sieben illegal sind:

1- Daesh wird sich der Schaffung eines Kurdistan nicht entgegensetzen, solange es nicht östlich des Euphrat liegt

Das von John Negroponte, dann von General David Petraeus erstellte islamische Emirat im Irak, wird nach wie vor von ihm gesteuert. Letzterer vertraute den Befehl dieser Vereinigung der Muslim-Bruderschaft, der Naqchbandis und der syrisch-irakischen sunnitischen Wüstenstämme, der Türkei an.

So zogen sich die Dschihadisten, anlässlich der Einnahme vom Daesh-besetzten Dscharabulus durch die türkische Armee, ohne Kampf zurück, indem sie ihrem türkischen Mentor gehorchten. Nach der Schlacht von Ain al-Arab (Kobané) hat Daesh das Prinzip eines Kurdistans akzeptiert, aber nicht östlich des Euphrat.

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Hillary Clinton fordert Militarismus und Krieg

von Patrick Martin / wsws.org

hillary_clinton_american_exceptionalism_militarismus_kriegstreiber_war_crimes_establishment_wall_street_russia_china_neocons_democratic_party_democrats_kritisches_netzwerk.jpgDie Demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton ist entschlossen, den Kriegskurs der Vereinigten Staaten fortzusetzen und auszuweiten. Das bekräftigte Clinton am 31. August in einer Rede vor der Amerikanischen Legion, einem Verband der Kriegsveteranen. Ihr zufolge hätten die USA das Recht und die Pflicht, die Welt mit militärischer Gewalt zu beherrschen.

Die Kandidatin gelobte, als Präsidentin werde sie dafür sorgen, dass die USA die dominierende Militärmacht der Welt bleiben würden. Der US-Imperialismus werde die Militärbündnisse weiterführen, mit denen er Europa und den Fernen Osten kontrolliert, und, falls notwendig, auch unabhängig von der Weltmeinung einseitig Krieg führen.

Clinton nannte wiederholt Russland und China als mögliche Ziele eines amerikanischen Kriegs, obwohl jeder derartige Konflikt die Gefahr eines Atomkriegs heraufbeschwören würde. Einmal mehr betete Clinton die unbewiesenen Anschuldigungen gegen Russland herunter und erwähnte die angeblichen russischen Hacker- und Cyberangriffe, zum Beispiel gegen das Nationalkomitee der Demokraten.

Sie erklärte: „Als Präsidentin werde ich klarstellen, dass die Vereinigten Staaten Cyberangriffe wie jeden anderen Angriff behandeln. Wir werden darauf mit massiver politischer, wirtschaftlicher und militärischer Vergeltung reagieren.

In drohendem Ton erklärte sie, eine ihrer ersten Amtshandlungen werde darin bestehen, eine umfassende Überprüfung der amerikanischen Nuklearwaffen durchzuführen: „Wir müssen sicherstellen, dass das US-Waffenarsenal für zukünftige Bedrohungen gerüstet ist“, d.h. um einen Atomkrieg zu führen.

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Der Bundestag schafft sich ab: Eine Akklamations-Maschine macht sich überflüssig

von Ulrich Gellermann, Berlin

bundesadler_sturzflug_absturz_bundesregierung_deutscher_bundestag_bundeswappen_wappentier_staatswappen_kritisches_netzwerk_demokratie_entdemokratisierung.pngEs muss demnächst die Stelle eines Bundestag-Herolds ausgeschrieben werden. Der sollte, in einer schicken Uniform, versteht sich, vor Beschlüssen des Bundestages, neben das Rednerpult treten, dreimal mit seinem Zeremonienstab nachdrücklich auf den Boden des Hohen Hauses klopfen und in die Kameras rufen: „Hört! Hört! Hört! Falls die Versammlung dieser, in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählten Vertreter des ganzen Volkes (Artikel 38 Grundgesetz) zu irgendeinem Beschluss kommen sollte, dann ist das alles unverbindlicher Unsinn. Selbst wenn es kein Unsinn sein sollte, kann und wird sich die Regierung davon distanzieren, wann immer es ihr beliebt!

Das würde nicht nur der Wahrheitsfindung dienen, sondern auch der Abbildung der Wirklichkeit. Denn wenn der Bundestag wirklich einmal eine Meinung hat, die von der Regierungsmeinung abweicht, dann ruft die Regierung schnell „gilt nicht“ und schon ist der Rechtsfrieden wieder hergestellt. Wie jüngst im Fall der Armenien-Resolution.

Im Teil I des Beschlusses des Bundestages heißt es:

„Der Deutsche Bundestag verneigt sich vor den Opfern der Vertreibungen und Massaker an den Armeniern und anderen christlichen Minderheiten des Osmanischen Reichs, die vor über hundert Jahren ihren Anfang nahmen. Er beklagt die Taten der damaligen jungtürkischen Regierung, die zur fast vollständigen Vernichtung der Armenier im Osmanischen Reich geführt haben. Ebenso waren Angehörige anderer christlicher Volksgruppen, insbesondere aramäisch/assyrische und chaldäische Christen von Deportationen und Massakern betroffen. Im Auftrag des damaligen jungtürkischen Regimes begann am 24. April 1915 im osmanischen Konstantinopel die planmäßige Vertreibung und Vernichtung von über einer Million ethnischer Armenier. [...] Der Bundestag bedauert die unrühmliche Rolle des Deutschen Reiches, das als militärischer Hauptverbündeter des Osmanischen Reichs trotz eindeutiger Informationen auch von Seiten deutscher Diplomaten und Missionare über die organisierte Vertreibung und Vernichtung der Armenier nicht versucht hat, diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu stoppen.“

Deutscher Bundestag, Drucksache 18/8613

Im Teil II des Beschlusses fordert der Deutsche Bundestag die Bundesregierung u. a. dazu auf, „sich gegenüber der türkischen und der armenischen Regierung für die Ratifizierung der 2009 unterzeichneten Zürcher Protokolle einzusetzen.“

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Vom Schicksal der Verdammten: sexueller Missbrauch, Prostitution, Organhandel

von Emran Feroz

Laut Europol gelten allein in Europa mindestens 10.000 minderjährige Geflüchtete als vermisst. Diese Schätzung ist weiterhin sehr konservativ. Nach anfänglichen Randmeldungen liest und hört man mittlerweile jedoch nichts mehr davon. Sowohl die Medien als auch die Polit-Elite haben sich dazu entschlossen, dieses tiefgreifende Problem, welches die dunkelsten Seiten unserer Gesellschaft hervorbringt, zu verdrängen. Dabei muss man sich der Frage stellen, was mit all diesen Kindern passiert istund welchen kriminellen Machenschaften sie womöglich in die Hände geraten sind.

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Anfang 2016 gab Europol bekannt, dass mindestens 10.000 geflüchtete, unbegleitete Kinder in Europa verschollen seien. Der Behörde zufolge verlor man die Spur von Tausenden von Kindern, nachdem sie in einem europäischen Staat registriert worden sind. Demnach verschwanden allein in Italien mindestens 5.000 Kinder, während man in Schweden von 1.000 Vermissten sprach. Auch in Deutschland sprach das BKA von 5.000 vermissten Flüchtlingskindern. Europol betonte in diesem Kontext, dass kriminelle Strukturen sich seit dem Beginn der sogenannten Flüchtlingskrise zunehmend auf Menschen mit Fluchthintergrund fokussieren und fügte hinzu, dass die Annahme berechtigt sei, dass weitaus mehr als 10.000 Kinder vermisst seien.

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China und Syrien

von Thierry Meyssan / voltairenet.org

Selbst wenn man nicht weiß, was tatsächlich zwischen den chinesischen und den syrischen Streitkräften vereinbart worden ist, so verändert allein die Existenz eines Abkommens zwischen ihnen zugleich das Schlachtfeld und das Gleichgewicht der internationalen Beziehungen. Während die angelsächsischen Geheimdienste im letzten Jahr originelle Falschmeldungen über eben dieses Thema verbreitet haben, arbeitet Thierry Meyssan heraus, um welche Herausforderungen es geht.

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Obwohl der Besuch in Syrien von Admiral Guan Youfei (Chef der neuen chinesischen Behörde für internationale militärische Zusammenarbeit) im Rahmen einer Kontaktaufnahme mit den Ländern der gesamten Region stattfindet, hat er doch den Westen in Besorgnis versetzt. Dem unterzeichneten Vertrag zufolge hat das chinesische Heer es zunächst nur übernommen, syrisches Militär in China im Sanitätsdienst auszubilden. Allerdings hat jeder gut verstanden, dass sich hinter diesem Abkommen anderes verbirgt, denn die Hälfte der Militärärzte wird schon seit vier Jahren in China ausgebildet. Obgleich nicht bekannt ist, was wirklich beschlossen wurde, markiert allein die Existenz dieses Vertrags einen Strategiewandel.

Tatsächlich hat sich die Volksrepublik China in den letzten fünf Jahren von jeder Form der Zusammenarbeit zurückgehalten, die von Washington als militärische Unterstützung verstanden werden könnte. Entsprechend verweigerte sie nicht nur die Lieferung von Waffen, sondern auch von ziviler Ausrüstung wie Tunneldetektoren, die in diesem Krieg unbedingt notwendig sind.

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US-Wahlen: Trump kontra Hillary. Wall Street meets Wall Street?

von Conrad Schuhler / Vors. des Instituts für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.

Die Präsidentschaftswahlen der USA im November 2016 finden in einer prekären politischen und ökonomischen Lage statt. Nach acht Jahren Obama-Präsidentschaft werden die USA von schroffer sozialer Ungleichheit zerrissen. Über die Hälfte des gesamten Einkommenswachstums zwischen 2009 und 2014 floss zum obersten „1 %“ der Bevölkerung. Das Einkommen dieser Reichsten stieg um gute 25 %. Die US-Durchschnittsfamilie verfügt heute hingegen um 3.000 Dollar pro Jahr weniger als im Antrittsjahr Obamas. Während das oberste Prozent der Haushalte 40 % des Gesamtvermögens besitzt, müssen sich die Arbeiter – in der US-Terminologie die „middle class“ – als die Verlierer der wirtschaftlichen Entwicklung erfahren.

Die Angst vor weiterem Abstieg treibt ihre Wut auf das Establishment und sie zu großen Teilen an die Seite von Donald Trump. Der skrupellose, milliardenschwere Immobilienspekulant Trump kann sich gegen die „betrügerische Hillary“, die Personifizierung von Wall Street-Washington, als Robin Hood des Mittelklassen-Amerikas darstellen.

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Auch das Erbe der Obama-Regierung in Sachen Außen- und Sicherheitspolitik kann weder die Zustimmung der Linken noch die von „Middle America“ hervorrufen. Obama war zwar zurückhaltender im Einsatz von Bodentruppen als seine Vorgänger, stattdessen aber hat er schnell und kräftig den Einsatz von Spezial-Operationen und vor allem den globalen Drohneneinsatz ausgedehnt.

  • Er hat sich der Errichtung einer atomwaffenfreien Zone im Nahen Osten widersetzt (offenbar, um die israelischen Atomwaffen vor der Kontrolle zu schützen).
  • Er hat die Spannungen an der Grenze zu Russland intensiviert.
  • Er hat ein Programm in Billionenhöhe für die Entwicklung des US-Nukleararsenals aufgelegt.
  • Er hat auf der pazifischen wie der atlantischen Seite „Freihandelsabkommen“ vorangetrieben, in deren Mittelpunkt der sog. Schutz der Investoren-Rechte steht, die also den Konzernen nützen, nicht den Verbrauchern oder Beschäftigten.

Andererseits hat Obama Schritte unternommen in Richtung Normalisierung der Beziehungen zu Kuba und auch zu China. Solche und andere Maßnahmen fügen sich, urteilt Noam Chomsky, zu einer gemischten Geschichte, die von kriminell bis zu bescheidenen Verbesserungen reicht.

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Der Terror und die Religion. Religion ist das Vehikel, Terror die Praxis, Profit ist das Ziel.

Jens Wernicke (NDS) mit dem Autor und Friedensforscher Werner Ruf.

werner_ruf_islamischer_staat_profit_religion_globalisierter_terror_kritisches_netzwerk_syrien_staatszerfall_geostrategie_konfessionalisierung_schiiten_sunniten.jpgGeostrategische Erwägungen und die Kontrolle von Öl und Gas bestimmen seit dem 19. Jahrhundert die Interessen der großen Mächte im Nahen Osten. Mit dem »arabischen Frühling« schienen sich die Hoffnungen der Menschen auf ein Leben in Würde zu erfüllen. Doch der Sturz säkularer Diktatoren mündete in Staatszerfall, Aufstieg des politischen Islam und unverhohlene Hegemonialpolitik der Despotien am Golf, allen voran Saudi-Arabien.

Ausgetragen werden die Konflikte mit Hilfe privater Gewaltakteure, unter denen der »Islamische Staat« sich dadurch auszeichnet, dass er sich von seinen Sponsoren weitgehend unabhängig gemacht hat. Religion wird instrumentalisiert zur Errichtung neuer Ordnungen und Machtstrukturen, die ethno-religiöse Säuberungen gigantischen Ausmaßes zur Folge haben. Über die politische Ökonomie von Terror und pervertierter Religion sprach Jens Wernicke mit dem Autor und Friedensforscher Werner Ruf.

Jens Wernicke: Herr Ruf, in Ihrem aktuellen Buch untersuchen Sie die politische Ökonomie von unter anderem dem sogenannten „Islamischen Staat“. Was ist der „Islamische Staat“ überhaupt?

Werner Ruf: Der „Islamische Staat“ ist nur einer von gut einem Dutzend von Gewaltakteuren, die in Syrien ihr Unwesen treiben und sich dabei auf eine sektiererische Auslegung des Islam berufen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Gewaltakteuren hat der IS es vermocht, im Irak und in Syrien staatliche Strukturen aufzubauen, ein Mindestmaß an Sicherheit für die Menschen herzustellen, Grundbedürfnisse wie die Wasser- und Energieversorgung einigermaßen zu sichern und so eine gewisse Akzeptanz zu erreichen. Religion – oder besser: Konfession – ist dafür das Vehikel. Gnadenlos verfolgt werden „Ungläubige“, als da sind: Christen, Zoroastrier, Jesiden, aber auch säkulare Muslime jedweder Richtung und vor allem Schiiten.

Letzteres hat seinen Ursprung in der Konfessionalisierung der Politik, die die USA nach dem Krieg von 2003 im Irak betrieben haben, wo nicht nur die Armee, sondern der gesamte öffentliche Dienst einschließlich Erziehungs- und Gesundheitswesen von „Sunniten“ gesäubert und durch „Schiiten“ ersetzt wurden. Saddam Hussein stammte zwar aus eine sunnitischen Region, aber er war säkular, beispielswiese war der Dauer-Außenminister des Irak, Tariq Aziz, Christ.

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TERROR IST NÜTZLICH. Instrumentierung des Terrorismus

. . . als staatspolitisches Mittel für den Freibrief zur Willkür

von Peter A. Weber, Klotten

Terror_Hass_Wut_Angst_Terroranschlag_Terrorbekaempfung_Widerstand_Voelkerrecht_Menschenrechte_Humanitaet_Staatsterrorismus_Fundamentalisten_Hassprediger_by_Thomas_Max Müller_pixelio.d.jpgAuf Uli Gellermanns Blog RATIONALGALERIE findet sich ein Artikel vom 31.01.2013 mit dem Titel „Terror ist nützlich“. Er enthält einen wesentlichen Ausspruch, der das teuflische Wesen des Terrorismus treffend brandmarkt: „Der Terrorismus ist - wo immer auf der Welt - ein Phänomen der Armut. Doch es wird nicht die Armut bekämpft, sondern eine ihrer Folgen: Der Terror.“

Wir sollten jedoch vorsichtig sein, wenn wir den verurteilenden Begriff Terrorismus zielgerichtet verwenden und Individuen als „Terroristen“ beschuldigen. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich oft, daß Differenzierung erforderlich ist. Nicht jeder, der als „Terrorist“ diffamiert wird, hat die Begriffszuweisung verdient. Nicht wenige selbsternannte Terrorismusbekämpfer und angebliche Vorreiter der Freiheit sind in Wirklichkeit verkappte Militaristen und Kriegstreiber, die nur ihre eigenen Vorteile im Sinne haben und ihre Machtansprüche zementieren wollen.

Es dürfte sich langsam herumgesprochen haben, daß die wirklichen Ursachen für die Entstehung von Terror- oder Widerstandsbewegungen hauptsächlich in herrschender Armut, Ungleichheit, Ungerechtigkeit, Entrechtung, Diskriminierung, Arbeitslosigkeit und Ausgrenzung zu suchen sind. Man betrachte nur einmal die Ghettos der Megastädten dieser Welt und in Europa beispielsweise die Banlieues in Frankreich. Hier rächt sich der Kolonialismus der letzten Jahrhunderte – und durch eine verpaßte Integration schafft man sich eine Brutstätte des radikal-fundamentalistischen Islamismus sowie des Terrorismus im eigenen Lande. Alles handgemacht!

Aber die sog. Experten für Terrorbekämpfung sowie die Vertreter der Machtblöcke und Wirtschaftslobby machen ihren Einfluß geltend, um von dieser Tatsache abzulenken. Terrorismus ist in der Realität sehr willkommen, weil er den idealen Persilschein darstellt, um ohne weitere Rechtfertigungen und demokratischen Legimitationen willfährige Aktionen einzuleiten. Wo er noch nicht existiert, wird er bewußt provoziert. Wo er bereits wuchert, gießt man gerne noch ein wenig Öl ins Feuer, um die unheiligen Projekte umzusetzen, die man insgeheim im Schilde führt. Es gibt eine ganze Palette von Arten des Terrorismus, die sich nach ihrem Ursprung unterscheiden und bei denen auch die Erscheinungsformen verschieden sind:

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Der Untergang Deutschlands: Burka überholt Dirndl

Das Wahlkampf-Kettensägen-Massaker

von Ulrich Gellermann, Berlin

In Ergolding, Niederbayern, haben sie jüngst einen Mann notschießen müssen. Nicht tot, nein, not wie Notwehr. Weil: Der Mann ist mit einer laufenden Motorsäge auf einen Polizisten losgegangen. Ob er „Allahu akbar“ gerufen hat? Warum? Es täte in den Wahlkampf passen. Denn Wahlkampf ist. Woran man das merkt? Alle Welt fragt Frau Merkel, ob sie wieder Kanzler werden wolle. Es müsste Kanzlerin heißen? Aber nicht im Falle Merkel. Und außerdem sind schon am 4. September Landtagswahlen in Mecklenburg. Da könnte die AfD mehr Stimmen bekommen als die CDU. Und wenn der Mann in Niederbayern, der mit der Motorsäge in der Hand, jetzt „Allahu akbar“ gerufen hätte, und die CDU ihn hätte totschießen lassen können, dann hätte auch die Frau Merkel der Frau von dem Mann aus Niederbayern das Burkatragen verbieten können. Denn die Burka ist undeutsch. Und wenn jetzt die Burka das Dirndl rechts überholt, dann ist Deutschland am Ende.

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Was die Burka mit der Kanzlerwahl im nächsten Herbst zu tun hätte haben sollen? So viel wie das Riesenfoto von Nina Queer, einer bekannten Dragqueen aus der Hauptstadt, auf dem Wahlplakat der Berliner SPD. Die sieht zwar aus wie eine fett gewordene Nina Hagen, ist aber trotzdem ein Mann, oder so ähnlich. Oder so ähnlich wie Politik lautet auch der Slogan der SPD in Berlin, wo am 18. September Wahlen sind: „Berlin bleibt frei“ steht auf dem Plakat. Ja, ist denn der Russe schon wieder ante portas, also kurz vor Spandau? Muß die Freiheit gegen Panzer verteidigt werden? Nein, die Dragqueen - Schaut auf diese Stadt! - steht einfach für die sexuelle Freiheit. Und weil die Berliner Sozialdemokraten keinen echten Schwulen mehr an der Spitze haben und ihr aktueller Spitzen-Kandidat den abenteuerlich Namen Michael Müller trägt und das coole Image einer Büroklammer hat, also da muss die Berliner SPD einfach zum Äußersten greifen: Zu Nina Queer, um nur ja nichts Inhaltliches erzählen zu müssen.

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Möglichst gleiche Bildungschancen, das war einmal

Wie Arbeiterkinder schon während des Studiums in die Schuldenfalle getrieben werden

von Laurenz Nurk, Dortmund

Als am 1. September 1971 das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) in Kraft trat, konnte man noch von einer Reform sprechen, die auch ihren Namen verdiente. Das BAföG gab es als Vollzuschuss, es musste nichts zurückgezahlt werden. Individuell bedürftigen Studierenden wurde ein garantierter Rechtsanspruch auf Förderung zugesprochen, damit war diese Förderung einklagbar.

Erst das BAföG ermöglichte in den 1970er Jahren es den Kindern, einen Bildungsweg einzuschlagen, der in ein Studium münden konnte und den Arbeiterfamilien die reale Chance, in die Mittelschicht aufzusteigen. Die jungen Menschen hatten das Gefühl, in eine Gesellschaft hineinzuwachsen, die an ihnen interessiert ist und sie als Vollmitglied integrieren will.

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Die Erfolgsstory des BAföGs war anfangs recht rasant. BAföG half z.B. die Ende der 1960er Jahre durch den Sputnikschock (Start des ersten künstlichen Erdsatelliten Sputnik 1, am 4. Oktober 1957) ausgelöste Bildungslücke zu schließen und führte zu einer umfassenden Reformierung des deutschen Bildungssystems. Doch das ging nicht lange gut.

Während es bis Mitte der 1970er Jahre noch Erweiterungen der Förderungsvoraussetzungen und strukturelle Verbesserungen gab, wurde dann der Kreis der Anspruchsberechtigten und die Ausgestaltung der Förderung immer wieder verändert. So ging man bei der Förderung von Studierenden von der Vollförderung auf eine Mischförderung durch Zuschuss und Grunddarlehen über und für Schüler, insbesondere an allgemeinbildenden Schulen wurde die Leistung von einengenden Voraussetzungen abhängig gemacht.

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