Digitale Selbstüberwachung.

Self-Tracking im kybernetischen Kapitalismus

simon_schaupp_digitale_selbstueberwachung_im_kybernetischen_kapitalismus_kritisches_netzwerk_graswurzelrevolution_ueberwachung_zeitmanagement_disziplin_self-tracking.jpgSelf-Tracking und das Quantified-Self-Movement sind zu einem schnell wachsenden Trend geworden. Immer mehr Menschen überwachen mittels tragbarer digitaler Geräte minutiös ihren Lebenswandel, von der Arbeit bis zum Schlaf, vom Sport bis zum Sex - und das freiwillig.

Simon Schaupps Studie Digitale Selbstüberwachung geht diesem Trend kritisch auf den Grund. Er stellt dabei die Self-Tracker_innen nicht als obsessive Nerds dar, sondern fragt nach den gesellschaftlichen Ursachen für diese Praxis: Welche politischen und ökonomischen Strukturen machen es notwendig, sich permanent selbst zu überwachen und zu optimieren?

Um diese Frage zu beantworten, verfolgt Schaupp die Selbstoptimierung auf der Grundlage von Feedbackschleifen zu ihren historischen Wurzeln in der kybernetischen Steuerungstheorie zurück und skizziert eine Theorie des kybernetischen Kapitalismus. Dabei wird deutlich, dass die Allgegenwart miniaturisierter vernetzter Computer unsere Gesellschaft grundlegend verändert. Nicht nur verschmelzen Kommunikation und Warenproduktion immer mehr zu ein- und demselben Prozess, sondern es bildet sich auch eine neue Form sozialer Kontrolle heraus, die wesentlich auf permanenten (digitalen) Feedbacks gründet.

Das Self-Tracking wird hier als Ausdruck der Entwicklung hin zu einem kybernetischen Kapitalismus analysiert, die verstehen sollte, wer die Funktionsweise von Herrschaft in hoch technisierten Gesellschaften durchschauen will.

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Agenda der Solidarität für eine inklusive Gesellschaft

Beweggründe für meine Bewerbung um das Bundespräsidentenamt

von Prof. Dr. Christoph Butterwegge

christoph_butterwegge_buergergesellschaft_inklusion_sozialmoral_soziale_ungleichheit_neoliberalismus_kritisches_netzwerk_sozialstaat_rechtsentwicklung_umverteilung_solidaritaet_alg_ii.jpgMit meiner Kandidatur möchte ich die Öffentlichkeit für soziale Probleme sensibilisieren, denn obwohl die Gesellschaft immer stärker auseinanderfällt, nimmt das Establishment diesen Polarisierungsprozess nicht oder falsch wahr. Außerdem möchte ich der weiteren Zerstörung des Wohlfahrtsstaates durch neoliberale Reformen entgegentreten – gerade wird die Privatisierung der Autobahnen und damit ein neuerlicher Höhepunkt der Ökonomisierung und Kommerzialisierung aller Lebensbereiche vorbereitet – sowie jenen Teilen der Bevölkerung eine politische Stimme geben, die immer stärker ausgegrenzt werden.

Seit geraumer Zeit zerfällt unsere Gesellschaft stärker in Arm und Reich, weil die soziale Ungleichheit hinsichtlich der Einkommen und Vermögen enorm zugenommen hat. Während das reichste Geschwisterpaar der Bundesrepublik, Stefan Quandt und Susanne Klatten, im Frühsommer 2016 für das Vorjahr eine Rekorddividende in Höhe von 994,7 Millionen Euro nur aus ihren BMW-Aktien bezog, lebten fast zwei Millionen Kinder und Jugendliche in landläufig als „Hartz-IV-Familien“ bezeichneten SGB-II-Bedarfsgemeinschaften und mussten je nach Alter mit 237, 270 bzw. 306 Euro im Monat (plus Miet- und Heizkosten) auskommen. Mehrere hunderttausend alleinerziehende Mütter im Arbeitslosengeld-II-Bezug sind froh, wenn sie am 20. des Monats noch etwas Warmes auf den Tisch bringen.

Trotzdem vernimmt man im Kampf gegen die Armut von den etablierten Parteien und deren Spitzenpolitikern hauptsächlich Lippenbekenntnisse. Obwohl das Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes den Bund zur Armutsbekämpfung verpflichtet, hat keine Regierung die Armut bisher als Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt erkannt und ihr konsequent entgegengewirkt. So beschloss die Große Koalition vor Kurzem, den Hartz-IV-Regelbedarf der Kinder unter 6 Jahren im nächsten Jahr nicht zu erhöhen.

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Die aktuellen deutsch-türkischen Beziehungen

„Wir erleben eine neue Stufe der unterwürfigen Politik“

Emran Feroz im Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten Sevim Dagdelen

Besonders für Akademiker, Journalisten und Menschenrechtsaktivisten ist in diesen Tagen das Leben in der Türkei schwierig. Regelmäßig kommt es zu Festnahmen und anderweitigen Repressalien. Zum gleichen Zeitpunkt herrscht im Südosten des Landes Krieg. Doch gleichzeitig gilt die türkische Regierung als treuer Partner Berlins und der Europäischen Union. Die LINKE-Bundestagsabgeordnete Sevim Dağdelen hat ein Buch über die aktuellen deutsch-türkischen Beziehungen geschrieben. Sehr scharf kritisiert sie darin vor allem die Haltung der Bundesregierung gegenüber dem türkischen Präsidenten Erdoğan. Emran Feroz hat mit Dağdelen darüber gesprochen.

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Emran Feroz: Der EU-Flüchtlingsdeal mit der Türkei besteht nun schon seit längerem. Man hört allerdings nicht mehr viel davon, obwohl die Zahlen eine eindeutige Sprache sprechen. Wir wissen nämlich mittlerweile, dass die Zuwanderung von Geflüchteten nach Europa in den letzten Monaten stark abgenommen hat. Wie würden Sie diesen Deal zusammenfassen?

Sevim Dagdelen: Der EU-Türkei-Deal ist ein schmutziger Deal, der von Schutz suchenden Menschen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen, getragen wird. Diese Kriege wurden unter anderem auch vom Westen mitverursacht. Es stimmt, dass die Flüchtlingszahlen reduziert worden sind. Das heißt aber nicht, dass es weniger Flüchtlinge gibt. Sie sind immer noch da. Man hat die Flüchtlinge nur dazu gezwungen, die Routen zu ändern. Das Ziel des Deals mit der Türkei war vor allem die Schließung der Balkanroute.

Der Deal missachtet alle völkerrechtlichen Konventionen in Sachen Menschenrechtsschutz. Das hat unter anderem zur Folge, dass die Türkei sehr repressiv gegenüber Schutz suchenden Menschen auftritt. Es kam zum Beispiel immer wieder zu Erschießungen von Flüchtlingen an der türkisch-syrischen Grenze. Währenddessen werden schutzsuchende Menschen innerhalb der Türkei willkürlich inhaftiert. Der Deal hat auch die Folge, dass die deutsche Bundesregierung sich erpressbar gemacht hat, weil sie in der Flüchtlingspolitik alles auf diese Karte setzt.

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Merkels Pakt mit dem Terror. Der Fall Erdoğan: Ein Buch über die deutsche Demokratie

von Ulrich Gellermann, Berlin

Buchtitel: "Der Fall Erdoğan - Wie uns Merkel an einen Autokraten verkauft"

Buchautor: Sevim Dağdelen / Verlag: Westend

Immer noch leisten deutsche Soldaten Dienst auf dem NATO-Luftwaffenstützpunkt Incirlik in der Türkei. Immer noch starten deutsche Tornado-Jets von dort aus zu „Aufklärungsflügen“ in den Himmel über Syrien und den Irak. Aufgeklärt werden die Zielkoordinaten in einem völkerrechtswidrigen Krieg. Von einem Flughafen aus, der im Machtbereich des türkischen Despoten Erdoğan liegt. Eines guten Freundes der deutschen Kanzlerin: Recep Tayyip Erdoğan, der Präsident der Türkei, der an einer Restauration der osmanischen Türkei arbeitet. Der sein Herrschaftsgebiet auf Syrien ausdehnen will. Der auch in den Irak marschiert, dort vermeintlich einen Kampf gegen den Terror führt, und der durch ein konsequentes Wegsehen seiner NATO-Partner gedeckt wird. Über diesen Mann schreibt Sevim Dağdelen, die Frau aus Duisburg mit den kurdischen Wurzeln. Die Bundestagsabgeordnete, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Über den „Fall Erdoğan“, über dessen Gelüste in der Türkei, über dessen Projekte in Deutschland, und über sein NATO-Geflecht.

Ganz zu Beginn ihres Buches zitiert die Autorin ein Bonmot: Es sähe so aus, erzählte ihr ein Freund aus Zypern, als ginge es der deutschen Kanzlerin nicht um einen Beitritt der Türkei zur EU, sondern um einen Beitritt der EU zur Türkei. Es treibt sie um, die Abgeordnete des deutschen Bundestages: Das deutsch-türkische Verhältnis. „Ein Verhältnis,“ ist bei ihr zu lesen, „das von einer zunehmenden Unterwürfigkeit insbesondere der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihres Außenministers Frank-Walter Steinmeier gegenüber einer autokratisch regierten Türkei im Allgemeinen und ihrem Präsidenten Erdoğan im Besonderen geprägt ist.

Und sie zitiert den türkischen Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk zur aktuellen Türkei: „Die Gedankenfreiheit existiert nicht mehr. Wir bewegen uns mit großer Geschwindigkeit von einem Rechtsstaat zu einem Terrorregime.“ Und während Katrin Göring-Eckardt (Grüne) und Norbert Röttgen (CDU) in den Medien sonst gern und schnell zur Verteidigung der Menschenrechte aufrufen, ist es um die Türkei seltsam still. Es ist eine Grabesstille, in der leise ein türkischer Trauermarsch erklingt, und deren verwehte Glocken von einer Beerdigung deutscher Demokratie künden.

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Der Fluch des Reichtums: Warlords, Konzerne, Schmuggler und die Plünderung Afrikas.

Jens Wernicke (NDS) mit Tom Burgis, Buchautor u. Auslandsreporter für die Financial Times

tom_burgis_der_fluch_des_reichtums_warlords_konzerne_schmuggler_pluenderung_afrikas_michael_schiffmann_kritisches_netzwerk_afrika_kapitalismus_freibeuter_korruption_rohstoffvorkommen.jpgIn mancher Hinsicht ist Afrika der wohl reichste Kontinent der Welt: Ein Drittel der weltweiten Rohstoffvorkommen liegt hier unter der Erdoberfläche. Für die Mehrheit der Bevölkerung bedeutet dieser Reichtum allerdings weit mehr Fluch als Segen. Denn ein kriminelles Netzwerk aus zwielichtigen Händlern, internationalen Großkonzernen und kapitalistischen Freibeutern hat sich den Zugang zu den Ressourcen gesichert und greift die Gewinne systematisch ab.

Eine Art Neokolonialismus hat sich entwickelt, der dafür sorgt, dass sich vor Ort kaum etwas zum Besseren entwickeln kann, dass die Eliten korrupt sind und bleiben und die allgemeine Bevölkerung wie seit Jahrhunderten bereits konsequent unterdrückt und in Elend gehalten wird. Zur Situation vor Ort sprach Jens Wernicke mit Auslandsreporter Tom Burgis, dessen aktuelles Buch das Zusammenspiel von Warlords, Konzernen, Schmugglern und der Plünderung Afrikas thematisiert.

Jens Wernicke: Herr Burgis, gerade erschien Ihr neues Buch „Der Fluch des Reichtums“. Was dürfen wir uns unter diesem „Fluch“ vorstellen? Werben Sie um Empathie mit den elendigen Reichen, die ja oft an Liebeskummer, Depressionen und anderem laborieren?

Tom Burgis: Ich stelle zwar nicht in Frage, dass Depressionen und andere Beschwerden zwischen Arm und Reich nicht unterscheiden, will mit meinem Buch jedoch nicht für Mitleid mit den Reichen werben.

Tatsächlich ist der Fluch etwas, was Nationen widerfährt. Nehmen Sie zum Beispiel das Öl. Jedes Land in Afrika mit einer nennenswerten Erdölproduktion – ebenso wie weltweit fast alle Länder – ist beherrscht von Gewalt, wird schlecht regiert und ist, ausgenommen von einer winzigen, ultrareichen Führungselite, bitterarm. Das ist kein Zufall.

Ein Übermaß an Öl oder anderen wertvollen Mineralien, wie etwa Gold oder Diamanten, ist die Grundzutat für Korruption und Kleptokratie. Es bewirkt, dass das nationale Einkommen in einen einzigen Topf fließt, der von einer kleinen Gruppe kontrolliert wird.

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Angela Merkel for ever. Die Zukunft, die aus der Vergangenheit kommt

von Ulrich Gellermann, Berlin

raute_merkelxit_rautenverbot_angela_merkel_mutti_chancellor_bundeskanzlerin_kanzlerin_bundestagswahl_bundesgebiet_kritisches_netzwerk_verbotsschild_cdu_fluechtlingskrise.pngEs ist eine Frau! Das war das wirklich Neue, damals, als im November 2005 die Kanzlerin Angela Merkel ausgerufen wurde. Ganz sicher ist gegen Ende der dritten Wahlperiode dieser Frau, dass Frauen genauso abgefeimt, machtgeil und brutal sein können wie Männer. Nun steuert die Frau ihre nächste Kanzlerschaft an. Bald kann sie so lange im Amt sein wie ihre Pate, Helmut Kohl. Und ihm wurde sie im Verlauf der Jahre auch immer ähnlicher: Eine brillante Taktikerin hinter der Maske volkstümlicher Einfalt. Ich bin eigentlich wie Ihr, scheinen ihre einfach gehäkelten Sätze dem Volk zuzurufen. Und wie bei Kohl der Pfälzer Saumagen die Tarnung perfekt machte, so ist es bei Merkel die Pommersche Kartoffelsuppe.

Geheimnisse sollen sie umweben, behauptet das Internet und auch der bürgerliche Betrieb munkelt manchmal dies oder jenes vor sich hin. Doch die Merkel hat kein Geheimnis, sie war und ist nur die ideale Fassade für die Geldverdiener hinter der Politik. Sie wollte das Stück Macht, das im Amt zu haben ist. Sie bekam es und sie will es behalten.

Doch wer sich selbst ernsthaft für alternativlos hält, der muss einen Antrieb haben, der aus seltener Selbstüberzeugtheit kommt. Der muss irgendwann der Haut einer ziemlich normalen Mitarbeiterin der „Akademie der Wissenschaften der DDR“ (AdW) entwachsen sein, um zu jener einfältig lächelnden Maschine zu werden, die heute den Völkern der Europäischen Union ein Schrecken ist und der Mehrheit der deutschen Wähler ein schädliches Schlafmittel.

Es gibt nur einen Moment in Merkels Leben, der ihre Wandlung von einer angepassten DDR-Bürgerin zu einer anpassenden Machthaberin erklären kann. Er findet sich in der außerordentlichen Situation der DDR des Jahres 1989. Eine Lage in der die da oben nicht mehr konnten und die da unten nicht mehr wollten.

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Donald Trump – was kommt auf die Welt zu?

von Conrad Schuhler / Vors. des Instituts für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.

► Trumps Sieg – welche Zeitenwende?

Der Wahlsieg von Donald Trump hat die Demokraten in den USA und die in Europa erschüttert. Das Mindeste, was angesagt wird, ist, eine Zeitenwende habe stattgefunden. Es handele sich um eine „amerikanische Tragödie“, heißt es im „New Yorker“. Auf diese Weise, kommentiert der Chefredakteur, „könnte der Faschismus beginnen“. Paul Krugman, Nobelpreisträger für Wirtschaft und einer meistgelesenen liberalen Kommentatoren, spricht von dem Amerika, das er so geliebt habe, das Demokratie und Rechtsstaat geschätzt habe. Von dieser romantischen Version Amerikas, sagt Krugman, müsse man sich jetzt verabschieden.

donald_trump_seal_45th_president_usa_presidential_election_republikaner_republican_party_republicans_kritisches_netzwerk_washington_establisment_wall_street_make_america_great.pngIn Deutschland ist die Reaktion von links bis sozialdemokratisch und „linksliberal“ genauso erbittert. Die ZEIT, ein Zentralorgan des Neoliberalismus, stellt fest, mit der Wahl Trumps sei das amerikanische Jahrhundert beendet. Amerika, den guten, großen Bruder, den demokratischen Aufpasser gebe es nun nicht mehr.

Und gleich die neoliberale Quintessenz: Mit der Wahl Trumps, mit dem politischen Ausrasten der größten und mächtigsten Demokratie der Welt, bleibe vorderhand nur noch eine große Macht, die auf dieser Erde Demokratie und Vernunft verkörpern kann. Diese Macht heiße Europa. Vor allem auch militärisch müsse die Lücke, die Trumps Amerika nun reißen würde, von Europa und vor allem von Deutschland gefüllt werden.

Gabor Steingart, der Herausgeber des Handelsblatts, schreibt in seinem Morning Briefing:

Der Gewinner der Wahl in Amerika ist die weltweite Rüstungsindustrie. Alle EU-Staaten, auch Deutschland, wollen ihr Verteidigungsbudget deutlich erhöhen und enger zusammenarbeiten. Sie nennen es „Verantwortung übernehmen“. Wir stürmen ihre Bergdörfer, sie unsere Musikhallen. Wir zünden Raketen, sie ziehen am Gürtel.

Die Aktienmärkte haben ihren Kommentar auf ihre Weise abgegeben. Die Kurse an den Börsen der größten kapitalistischen Länder sind angezogen. Betrachten wir die Formel von der großen Zeitenwende näher. An dem Bild der ZEIT vom guten, großen Bruder Amerika, der bislang über die Demokratie global gewacht habe, stimmt nichts. Die USA und die NATO sind seit langem die treibende Kraft hinter den militärischen, völkerrechtswidrigen Überfällen auf Länder von Kuba bis Syrien. Sollte Trump jetzt noch mehr die Kriegskarte spielen, wäre das nichts Neues.

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Populisten und dumme Wähler?

Ihr habt nichts, aber auch rein gar nichts, verstanden.

von Jens Berger / NDS

 Während das politische Berlin und die Edelfedern letzte Woche mit einem bösen Kater erwacht sind und nun Gott und die Welt – oder um in ihrer Sprache zu bleiben, Populisten und die dummen Wähler – für den Sieg Donald Trumps verantwortlich machen, scharren Europas Trumps schon mit den Hufen. Im folgenden Jahr wird auch hier gewählt und ein Erfolg der Wilders, Le Pens und Petrys sollte nun auch niemanden mehr so wirklich überraschen.

Verblöden wir? Sind wir plötzlich alle zu Rassisten mutiert?

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Oder lässt sich die atemberaubende Erosion der traditionellen Politik nicht vielleicht auch durch eine angsterregende Entfremdung der „Eliten“ vom Volk und den kompletten Verlust von Empathie im linksliberalen Lager erklären? Trump, Wilders, Le Pen und Petry sind nicht vom Himmel gefallen. Paradoxerweise wurde und wird ihnen gerade vom linksliberalen Lager der Weg geebnet.

Die Standardreaktion gebildeter, weltoffener deutscher Akademiker auf den Wahlsieg Donald Trumps war eine Mischung aus offen zur Schau getragener Ablehnung und Witzeleien über die amerikanischen Hinterwäldler, die sich von so jemanden hinter die Fichte führen lassen. Klar, so was könnte uns in Deutschland nie passieren … ok, Ausnahmen bestätigen die Regel. Aber Spaß beiseite. Muss man als aufgeklärter Mensch nicht förmlich über einen Unsympathen wie Trump herfallen? Und darf man sich nicht über Menschen lustig machen, die einen gelb toupierten Westentaschen-Macho wählen, der unter anderen Umständen nur als Persiflage seiner selbst durchgehen würde? Klar, so kann man auf das Phänomen reagieren. Geholfen ist dabei jedoch niemanden und schlauer wird man dadurch auch nicht.

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Krawattenverbot: Fragen zu seiner Sozialadäquanz u. zur neueren Rechtsprechung

Auszüge aus einem Gutachten des wissenschaftl. Dienstes des Deutschen Bundestages, nur für den Dienstgebrauch

Verstößt nun das Krawattenverbot gegen Grundrechte, etwa das Recht der freien Meinungsäußerung, der Religionsfreiheit oder gar die Menschenwürde?

I.

Art. 4 GG garantiert die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses. Dies scheint zunächst auch die Krawatte unter die Grundrechtegarantie zu stellen, so dass ein Verbot verfassungswidrig wäre, wie es die Rechtsprechung anhand der geltenden Grundrechtsdogmatik auch immer wieder behauptet hat.

"Jemand, der sich an Konventionen hält, würde niemals jemandem auf den Schlips treten: Er bindet einen Four-in-Hand-Knoten oder einen Einfachen Windsor. Eine voluminöse Krawatte mit passendem Doppeltem Windsor verrät dagegen einen Träger mit großer Strahlkraft. Er nimmt sich Zeit für sein Styling und bleibt trotz einer Tendenz zur Egozentrik auf dem Boden." [1] lautet etwa eine beliebte Argumentation, die darstellen will, dass Krawatten sozialverträglich sind.

Aber greift diese Argumentation nicht zu kurz?

Stark verharmlosend erscheint auch eine Aussage wie: "Braune Krawatten vermitteln etwas Bodenständiges und Zurückgewandtes. Meist hat man einen älteren Herrn vor sich, ..." [2]

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Zweifellos handelt es sich beim Tragen von Krawatten um eine Meinungsäußerung. Dies gilt selbst dann, wenn auf explizite Motive verzichtet wird. Die rein schwarze Krawatte wird als Ausdruck von Trauer oder jedenfalls sehr ernster Stimmungen begriffen. Das Tragen einer Che Guevara Krawatte oder einer Krawatte mit Micky Mouse-Motiv stellt auch dann eine Meinungsäußerung dar, wenn dem Träger oder der Trägerin im Einzelfall am Inhalt nichts gelegen ist und nur ästhetische Überlegungen eine Rolle gespielt haben, diese Krawatte zu tragen. Ein unvoreingenommener Betrachter wird sich stets fragen, was der/die Krawattenträger damit mitteilen wollen.

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Die Berufsunfähigkeitsrente der gesetzlichen Rentenversicherung ist weg – das ist Verfassungsbruch !

von Laurenz Nurk, Dortmund

Von den Nichtbetroffenen kaum bemerkt, ist im Rahmen der damaligen rot-grünen sozialen Kahlschlagpolitik schon seit 16 Jahren die Berufsunfähigkeitsrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung verschwunden und das, obwohl jeder Vierte im Laufe seines Arbeitslebens berufsunfähig wird.

Die Berufsunfähigkeitsrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung wurde zum 31.12.2000 abgeschafft und durch die Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung (Erwerbsminderungsrente) ersetzt.

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Laut Verbraucherzentrale NRW konnten im vergangen Jahr 40 Prozent aller Ratsuchenden keine vernünftige Berufsunfähigkeitsversicherung auf dem Versicherungsmarkt finden. Betroffen sind nicht die Menschen in Risikoberufen, sondern es geht hier um die einfache Krankenschwester oder den Mechatroniker.

Versicherungswissenschaftler behaupten, dass die damalige Regierung beim Zerfleddern der gesetzlichen Rente Verfassungsbruch begangen hat, denn das Sozialstaatsprinzip, das in Artikel 20 des Grundgesetzes verankert ist, wurde verletzt. Außerdem hat der Staat als Rechtstaat auch seine – ebenfalls aus Artikel 20 resultierende – Gewährleistungsverantwortung verletzt.

In einem Sozialstaat, sowie er bei uns auch noch benannt wird, gilt der Grundsatz, dass der Staat für eine hinreichende Grundversorgung im Bereich der Kranken-, Renten-, Berufsunfall- und Pflegeversicherung zu sorgen hat. Ein Teil der gesetzlichen Rentenversicherung war, das Risiko berufsunfähig zu werden, abzusichern. Die Berufsunfähigkeit ist genau genommen eine langanhaltende, dauerhafte Erkrankung eines Menschen, durch die er seinen Beruf nicht oder zu einem erheblichen Teil nicht ausüben kann.

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Wählerbetrug in den USA: Donald Trump letzter gewählter Präsident?

Von Ernst Wolff / Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“

Donald Trump hat sich im US-Wahlkampf als Vorkämpfer für die Interessen des kleinen Mannes ausgegeben. Er hat versprochen, ins Ausland verlegte Arbeitsplätze zurückzuholen, Millionen gut bezahlte neue Arbeitsplätze zu schaffen und den Lebensstandard sowohl der Mittelschicht, als auch der Arbeiterschaft kräftig anzuheben. Er ist sich als "Feind des korrupten Establishments" aufgetreten und hat angekündigt, "den Sumpf in Washington" trockenzulegen.

Schon in der Wahlnacht dürften seine Anhänger sich verwundert die Augen gerieben haben. Nach monatelangen Forderungen, Hillary Clinton ins Gefängnis zu werfen, zollte er ihr in seiner Siegesrede "den höchsten Respekt" und lobte sie in blumigen Worten.

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Es war nicht die erste Überraschung, die Trumps Wähler hinnehmen mussten. Drei Tage zuvor hatte er bereits angedeutet, Steven T. Mnuchin zu seinem Finanzminister machen zu wollen. Steven Mnuchin ist ein ehemaliger Goldman-Sachs-Banker und ein Intimus eines der berüchtigtsten Spekulanten der Welt, des Milliardärs George Soros. Soros war in Trump-Wahlvideos als Beispiel für die unersättliche Raffgier der Ultrareichen gezeigt worden.

Inzwischen ist auch bekannt, wer zu Trumps "Übergangsteam" gehört, das gegenwärtig dabei ist, viertausend hochkarätigen Jobs in Washington zu besetzen: Es sind u.a. Lobbyisten der Großkonzerne Koch Industries, (Charles und David Koch), Walt Disney, Aetna, Verizon Communications und eben Goldman Sachs. Sie haben ihr Hauptquartier in einer der größten Anwalts- und Lobbykanzleien Washingtons aufgeschlagen, mitten im Herzen des angeblich zu bekämpfenden Sumpfs.

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Die Rentengehirnwäsche

Jens Wernicke (NDS) mit dem Versicherungsexperte und Fachautor Holger Balodis

Die gewollte Demontage der gesetzlichen Rentenversicherung und die damit verbundenen Kampagnen sind seit jeher eines der Kernthemen der NachDenkSeiten. In wohl kaum einen anderen Bereich gibt es in der öffentlichen Debatten so viele Lobbyisten, die sich „Rentenexperten“ nennen und am Ende des Tages doch nur die Einflussarbeit für die Finanzwirtschaft erledigen, die an der privaten Altersvorsorge fürstlich verdient. Eine rühmliche Ausnahme stellt da der Versicherungsexperte Holger Balodis[1] dar, mit dem Jens Wernicke für die NachDenkSeiten gesprochen hat.

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Jens Wernicke: Herr Balodis, in Zeiten, in denen eine immer größere Verarmung und Verelendung breiter Bevölkerungsteile zu beobachten sind, betätigen sich viele Medien als Sprachrohr der Oberen und vernebeln den Bürgern den Verstand. So hat etwa die Debatte über Armut immer skurrilere Züge angenommen, seitdem man nicht mehr über sozioökonomische Ausgrenzung spricht, sondern von „gefühlter Armut“ – so, als litten die Armen an einer Art „kollektivem Wahn“, den es nur zu therapieren gelte. Und auch die Debatte zur steigenden Altersarmut verläuft immer fragwürdiger. Etwa, indem man uns beizubringen versucht, Altersarmut sei nur „ein Mythos“ und jeder könne ja ohnehin „länger arbeiten“. Wie bewerten Sie die aktuellen Entwicklungen? In welcher Situation befinden wir uns?

Holger Balodis: Wir stecken in der Renten- und Armutsdebatte mittendrin in einem Kampf um Worte. Altersarmut, die bereits jetzt ein riesiges Problem darstellt und nachweisbar weiterwächst, wird neuerdings schlicht wegdefiniert. Und was es demnach nicht gibt, muss man ja auch nicht bekämpfen. Damit wurde und wird massiv Einfluss genommen auf die Rentenpolitik der Bundesregierung.

Jens Wernicke: Wer genau übt hier welchen Einfluss aus?

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#Volkswagen leugnet Abgasbetrug in Europa. Auch #AUDI lügt und betrügt.

von Dietmar Henning / wsws.org

Der im September letzten Jahres publik gewordene Abgasbetrug und die daraus folgenden Milliardenabschreibungen für Strafen und Entschädigungen haben den Volkswagen-Konzern bereits in seinen Grundfesten erschüttert. Doch die fortdauernde, abgehobene und arrogante Reaktion der Verantwortlichen auf den Skandal treibt den Konzern mit seinen weltweit über 600.000 Beschäftigten immer tiefer in den Abgrund.

Als VW-Konzernchef Matthias Müller Anfang des Jahres in den USA in einem Interview behauptete, man sei sich keiner Schuld bewusst und die kriminelle Abgasmanipulation sei ein kleines „technisches Problem“, galt das als Katastrophe in der „Außen-Kommunikation“. Inzwischen hat VW in den USA zugegeben, nicht nur „geschummelt“, sondern mithilfe der Abschaltautomatik für die Abgasreinigung staatliche Behörden und Kunden betrogen zu haben.

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Vor einem Bezirksgericht in Detroit hat sich ein Volkswagen-Ingenieur vor zwei Monaten schuldig bekannt, aktiv an der Abgasmanipulation beteiligt gewesen zu sein. Der 62-Jährige habe zugegeben, bis Mai 2008 am Konzernsitz in Wolfsburg „Teil einer fast zehn Jahre andauernden Verschwörung gewesen zu sein“, schreibt der NDR.

Die Arbeit an der speziellen Betrugs-Software für den US-Markt begann laut Aussagen des Ingenieurs ungefähr im Jahr 2006 in der Entwicklungsabteilung für Dieselmotoren. Er sei „einer von vielen, die bei Volkswagen“ in den Abgas-Betrug verwickelt seien, sagte der Anwalt des Angeklagten.

In den USA zahlt VW mindestens 15 Milliarden Euro an Strafen und Entschädigungen, bei knapp einer halben Million betroffenen Autos. Weltweit sind nach bisherigem Stand 11 Millionen Autos mit der Betrugs-Software verkauft worden, davon rund 8 Millionen in Europa.

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Waldai 2016: Putins Notruf – und kaum einer hört hin.

Betrachtungen im Schatten des US-Wahlkampfes

Waldai 2016: Unüberhörbar deutlich, und doch im Westen unter dem Getöse des amerikanischen Wahlkampfes nahezu ungehört, schickte der russische Präsident Wladimir Putin als Hauptredner der dreizehnten Waldai-Konferenz vom Ende Oktober, die inzwischen als östliches Gegenstück zur Münchner Sicherheitskonferenz gesehen werden muss, einen Notruf in die Welt: Nichts habe sich seit der letzten Konferenz zum Besseren gewendet, so leitete er seine Rede ein, tatsächlich, wäre es ehrlicher zu sagen, nichts habe sich geändert.

Noch „ehrlicher“ wäre es, in Fortsetzung des Putinschen Komparativs festzustellen, dass genau dieses „nichts“, so paradox es klingen mag, das ist, was die Lage verändert hat – und zwar zum Schlechteren hin.

Ein kurzer Rückblick auf die Reden, die Putin bei den Konferenzen 2014 und 2015 hielt, mag das verdeutlichen und damit den Ton der Rede von 2016 verständlicher werden lassen.

► Vom Angebot zur Mahnung

valdai_international_discussion_club_2016_1_sochi_vladimir_wladimir_putin_kritisches_netzwerk_waldai_club_shaping_the_world_of_tomorrow_kai_ehlers_notruf_kremlin_sotschi.jpgDie Rede vom elften Treffen 2014 stand unter der Frage „Weltordnung: Neue Regeln oder ein Spiel ohne Regeln?“. Die Rede enthielt, bei aller unüberhörbaren Kritik an der Einkreisungspolitik des Westens, die alle Reden Putins seit seinem Auftritt auf der Münchner „Sicherheitskonferenz“ [sic!] transportieren, ein klares Angebot.

Angeboten wurde von Putin die aktive Beteiligung Russlands an der Stabilisierung der internationalen Ordnung durch gezielte gegenseitige Achtung und Stärkung der Souveränität aller Nationen auf Basis des für alle gleichermaßen geltenden Völkerrechtes im Rahmen ihrer Kooperation in der UNO. In dieses Angebot war die Wahrung der eigenen russischen Interessen ausdrücklich mit eingeschlossen:

Russland hat seine Wahl getroffen“, erklärte Putin damals in voller Zuwendung zu Russlands „Partnern“, wie er seine westlichen Gegenüber nannte,

„unsere Prioritäten bestehen in einer weiteren Vervollkommnung der demokratischen Institutionen und einer offenen Wirtschaft, in einer beschleunigten inneren Entwicklung unter Berücksichtigung aller positiven derzeitigen Tendenzen der Welt und der Konsolidierung der Gesellschaft auf Grundlage traditioneller Werte und des Patriotismus.

Auf unserer Tagesordnung steht die Integration, diese Tagesordnung ist positiv und friedlich, wir arbeiten aktiv mit unseren Kollegen in der Eurasischen Wirtschaftsunion, der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, der BRICS und anderen Partnern zusammen. Diese Tagesordnung zielt auf die Entwicklung von Beziehungen der Staaten untereinander und nicht auf Absonderung.

Wir haben nicht vor, irgendwelche Blöcke zusammenzuzimmern oder uns in einen Schlagabtausch ziehen zu lassen. Jeder Grundlage entbehren auch Behauptungen, Russland sei bestrebt, irgendein Imperium wieder zu errichten oder verletze die Souveränität seiner Nachbarstaaten. Russland verlangt nicht nach irgendeinem besonderen, außerordentlichen Platz in der Welt, das möchte ich betonen. Indem wir die Interessen der anderen achten, möchten wir einfach, dass man auch unsere Interessen berücksichtigt und unsere Positionen achtet.“[1

In einer Rede die er am 29. September 2015 vor der UN-Vollversammlungzum, dem 70. Jahrestag der Organisation, hielt, bekräftigte Putin übrigens dieses Angebot noch einmal: „Russland glaubt an das riesige Potential der UNO, das uns helfen sollte, eine globale Konfrontation zu vermeiden und zur Strategie der Kooperation überzugehen. Zusammen mit anderen Staaten werden wir konsequent auf die Stärkung der zentralen und koordinierenden Rolle der UNO hinarbeiten.

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US-Präsident Donald Trump – wir sind Zeugen einer Zeitenwende

von Jens Berger / NDS

Es war eine Wahl zwischen Pest und Cholera und die Pest hat knapp gewonnen. Der Sieg Donald Trumps ist jedoch nicht überraschend und seine Wähler sind nicht nur durchgeknallte Rednecks. Es ging bei dieser Wahl auch nicht um „links“ oder „rechts“. Trump hat es vielmehr geschafft, sich selbst als Kandidaten zu inszenieren, der einen Feldzug gegen das Politik-Establishment führt. In einem Land, in dem die etablierte Politik abgewirtschaftet hat, nur noch 9% der Bevölkerung hinter dem gewählten Kongress stehen und auf Seiten der Demokraten mit Hillary Clinton die Personifizierung des politischen Establishments zur Wahl stand, hatte Trump am Ende die besseren Karten.

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Sicherlich werden wir in den nächsten Tagen unzählige hämische, hochnäsige und moralinsaure Kommentare aus unseren Medien und der deutschen Politik hören. Dabei sollten wir aber lieber innehalten. Nach dem Brexit ist der Sieg Trumps nun bereits der zweite Wendepunkt der jüngeren Geschichte. Und auch Deutschland befindet sich mitten im Transformationsprozess.

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Freie Berufswahl oder marktkonforme Berufsberatung für Jugendliche

von Laurenz Nurk, Dortmund

Wer bis 1997 als junger Mensch einen Termin bei der Berufsberatung hatte, konnte davon ausgehen, dass er dort eine vernünftige, seinen Eigenschaften, Neigungen, Interessen und persönlichen Situation entsprechende Beratung erhielt. Die Belange einzelner Wirtschaftszweige und ihrer Berufe waren zweitrangig. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen haben sich dann aber deutlich verändert. Als 1998 das Sozialgesetzbuch III (SGB III) in Kraft trat, sollte die Berufsberatung die Erteilung von Auskunft und Rat zur Lage und Entwicklung des Arbeitsmarktes und der Berufe umfassen.

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Seit dem Inkrafttreten des Job-AQTIV-Gesetzes [das Kürzel AQTIV steht dabei für das Leitmotiv "Aktivieren, Qualifizieren, Trainieren, Investieren, Vermitteln"] zu Beginn des Jahres 2002 musste mit den jungen Ratsuchenden sogar eine schriftliche Eingliederungsvereinbarung abgeschlossen werden, in der das Eingliederungsziel und konkrete Eigenbemühungen mit Nachweisen festgehalten werden. Wenn dann eine Einigung über die Ziele nicht möglich ist, sind „erforderliche Eigenbemühungen durch Verwaltungsakt“ festzusetzen. Das ist schockierend für die jungen Menschen, die eigentlich nur etwas Unterstützung bei der Berufswahl erwarten und nicht der Wucht einer Behörde ausgesetzt sein möchten.

Die Berufsberatung für Jugendliche hat sich von einer an den individuellen Bedürfnissen ausgerichteten Vermittlungshilfe zu einem marktorientierten Steuerungsinstrument entwickelt. Der Staat übt über die Berufsberatung einen erheblichen Anpassungsdruck auf die jungen Menschen aus. Dem neuen Konzept liegt ein Menschenbild zugrunde, das Jugendliche maßlos überschätzt. Sie werden als jemand verstanden, der nach rein rationalen Kriterien seinen individuellen Vorteil aus einer Vielzahl diverser Möglichkeiten wählen kann, Entscheidungen treffen muss, die für mehrere Perioden seines Lebens gelten werden und den staatlichen Interessen dienen muss, ob er selbst für sich sorgen oder von staatlichen Transferleistungen abhängig sein wird. Die Wünsche, Hoffnungen, Träume, aber auch Ängste und Zukunftsbangen des 16. bis 21.-jährigen Menschen werden gar nicht mehr berücksichtigt und seine konkrete Lebenssituation wird völlig ausgeblendet.

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#Brexit: Urteil des High Court über den EU-Austritt

Großbritannien stürzt noch tiefer in die Krise

von Julie Hyland / wsws.org

Das Urteil des Londoner High Court vom Mittwoch, 2. Nov., dass nur das Parlament das Recht hat, den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) zu veranlassen, hat eine schwere verfassungsrechtliche und politische Krise ausgelöst.

Das Urteil spricht Premierministerin Theresa May das Recht ab, ohne Abstimmung des Parlaments und nur unter Berufung auf das königliche Vorrecht mit dem Austritt aus der EU zu beginnen. Die Regierung wird gegen das Urteil Berufung einlegen. Das königliche Vorrecht beinhaltet archaische Befugnisse, die früher die britischen Monarchen ausübten und die jetzt der Regierung auf Empfehlung des Premierministers und des Kabinetts vorbehalten sind.

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Im Mittelpunkt der Anhörung vor dem Lord Chief Justice, Lord Thomas of Cwmgiedd (Foto), dem höchsten Richter in England und Wales, stand der Artikel 50 des EU-Vertrags, der besagt, dass ein Mitgliedsstaat die Gemeinschaft „in Übereinstimmung mit seinen eigenen verfassungsrechtlichen Vorschriften“ verlassen kann.

May hatte geplant, im kommenden März mit den Austrittsverhandlungen zu beginnen und eine Abstimmung im Parlament zu umgehen. Damit würden entsprechend den Vorschriften zweijährige Verhandlungen beginnen. Die EU-Minister hatten erklärt, Großbritannien solle als Abschreckung für andere Mitgliedsstaaten für seine Entscheidung bestraft werden. May, die sich für einen Verbleib in der EU ausgesprochen hatte, umwirbt derweil die lautstarke Pro-Brexit-Lobby in ihrer eigenen Partei. Angesichts dieser Lage ist ein großer Teil der Bourgeoisie besorgt, dies alles könne zu einem „harten Brexit“ führen, bei dem Großbritannien den Zugang zum EU-Binnenmarkt verlöre.

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Deutschland das Betrügerland: Kriminelle Machenschaften der Automobilindustrie

von Ulrich Gellermann, Berlin

In den frühen Morgenstunden: Der Generalbundesanwalt, von bewaffneten Polizisten begleitet, lässt die Tür des VW-Vorstandsvorsitzenden stürmen. Zeitgleich sind die Staatsanwaltschaften in vielen Bundesländern unterwegs. Überall dort, wo Autokonzerne im Verdacht der Abgas-Manipulation stehen. Also fast überall. Parallel stürmt die Polizei die Büros der Konzern-Komplizen in den Technischen Überwachungsvereinen. Laut Staatsanwaltschaft werden deren oberste Funktionäre wegen Verdacht auf Verdunkelung und Verschleierung in Untersuchungshaft genommen. Der bisherige Verkehrsminister Alexander Dobrindt versucht mit einem Rücktritt seiner Verhaftung als Mitwisser vorzubeugen. Der Justizminister soll auf der Flucht sein. Gegen beide wird wegen Bruch des Amtseides und Unterstützung einer kriminellen Vereinigung untersucht. Die Ermittlungen gegen das Kanzleramt laufen noch. Im Terminkalender von Frau Merkel konnte eine Vielzahl von Treffen mit den Spitzen der Automobil-Industrie festgestellt werden. Der Verdacht auf Begünstigung im Amt ist nicht von der Hand zu weisen.

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Natürlich ist dieses Szenario nur ein heiterer Traum. Zwar hat es im Vorbild-Land deutscher Eliten bereits Strafverfahren gegen VW, Porsche und Audi gegeben. Zwar wurden die ersten Milliarden bereits an US-Staaten gezahlt und Rückruf-Aktionen zur Behebung des Betrugs in die Wege geleitet, aber nichts auch nur annähernd Ähnliches ist bisher in Deutschland zu beobachten.

Die Unterschiede im Rechtsverständnis gehen bis zur Regierungsebene: Neben den zivilrechtlichen Auseinandersetzungen laufen selbstverständlich auch strafrechtliche Ermittlungen der US-Bundesjustiz. Das Justizministerium in Washington erklärte öffentlich, es sähe Anhaltspunkte für kriminelle Machenschaften. Zwar ist Leib, Leben und Eigentum von Menschen außerhalb der USA durch diese imperiale Vereinigung ständig bedroht, aber das Eigentum Einzelner erfährt, selbst wenn sie schwarz sind, in den Vereinigten Staaten einen nachdrücklichen Schutz.

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Auftrumpfen gegen Trump: Europas Besorgnis um den Ruf der USA

von Wolfgang Blaschka, München

Donald_Trump_Don_Establisment_Hispanics_Populismus_Presidential_election_2016_Republikaner_Republican_Party_Republicans_Kritisches_Netzwerk_Migration_Migrants_Xenophobie.jpgAlle trampeln nur noch auf Donald Trump herum. Das ist billig und gemein. Der Mann hat schließlich Qualitäten. Auch wenn diese einigermaßen "strange" anmuten. Doch nicht vergessen: Solche Leute haben die USA groß gemacht, ja überhaupt begründet: Hemdsärmlig, robust, gierig und schlicht im Gemüt. Hätten sie sonst den halben Kontinent in Besitz nehmen können? Hätten sie mit guten Manieren die Indianer besiegt und bis auf klägliche und beklagenswerte Reste dezimiert?

Selbstverständlich ist dieser Kerl ein Ekelpaket. Natürlich tickt er nicht wie ein vornehmer Ostküsten-Bourgeouis. Freilich hat er keinerlei Skrupel. Logisch ist er reich, brutal und ungehobelt. Immerhin kommt er sauber gewaschen zu den Fernseh-Duellen, und sogar ohne Cowboy-Hut. Er schießt nur mit derben Worten um sich. Er spuckt auf Etikette und scheißt auf Political Correctness. Wenn er lügt, dann glauben ihm seine Anhänger mehr als wenn Hillary Clinton nicht die ganze Wahrheit sagt. So gibt er sich als US-Erfolgsmensch, wenn schon nicht vom Tellerwäscher, so doch zumindest zum Milliardär empor gekämpft, entsprossen armen Einwanderern aus der verarmten Pfalz.
 
Ganz der Fleisch gewordene American Dream. Ganz der Aufsteiger, ein Durchmarsch der Rücksichtslosigkeit. Was interessieren ihn spätere Immigranten-Generationen?! Ein Vorbild für harte Einzelkämpfer. Kaum einer mag ihn als Mensch. Doch viele bewundern ihn als Cleverle. Das ist das eigentlich Befremdliche, dass er es soweit gebracht hat mit seiner Masche, die wie entlehnt wirkt aus dem Mythos der frühen Siedler. Man kann ihn hassen; es kann ihn nicht kränken. Der Mann geht seinen Weg. Aus der Pfalz ins Weiße Haus. Der Mann tut, was der Mann eben tun muss: Den Frauen zwischen die Beine fassen, Mexikaner hassen, Moslems schassen, kernige Sprüche ablassen. Küsst er ungefragt, scheint es ihm nicht weiter zu schaden. Allein sein Name zählt etwas, seine Gegner fürchten ihn, sein ramponierter Ruf eilt ihm voraus. Gibt es noch knarzigere, authentischere Westernhelden?

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"Neue Gesellschaft für Psychologie" . . . ein Verein wie jeder andere?

von Franz Witsch, Hamburg

Liebe FreundeInnen des politischen Engagements,

vom 9. bis zum 12. März 2017 wird die „Neue Gesellschaft für Psychologie - Gesellschaft für Theorie und Praxis der Sozialwissenschaften" (NGfP, www.ngfp.de) ihren jährlichen Kongress abhalten und zwar unter dem Thema „Gesellschaftliche Spaltungen – Erfahrung von Ungleichheit und Ungerechtigkeit“. Ich werde auf dem Kongress diesmal nicht mit einem Vortrag vertreten sein. Das wird, vermute ich mal, bei einigen Mitgliedern und vielleicht auch im (erweiterten) Vorstand mit Erleichterung aufgenommen. Unruhestifter sind nie gut, und wenn, nur notgedrungen gelitten.

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Ich wurde indes vergleichsweise elegant entsorgt. Zumindest schien es so: Meine Bewerbung wurde mit der Begründung zurückgewiesen, man wolle diesmal auch jüngere ReferentInnen Vorträge halten lassen, um die Massenbasis des Kongresses zu erweitern. Deshalb müssen diesmal Bewerber, die schon zwei oder mehr Vorträge gehalten haben, draußen bleiben.

Aus meiner Sicht ist eine solche Begründung blanker Unsinn, jedenfalls dazu angetan, die inhaltliche Ausrichtung, das Vereins-Profil, zu entschärfen. Politische Parteien arbeiten mit unscharfen Profilen, um ihre Massenbasis zu stärken, auch wenn dies insbesondere den Volksparteien immer weniger gelingt – mit den bekannten Folgen, über die sich nicht nur die NGfP beklagt.

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Flüchtlingsintegration braucht leistungsfähige öffentliche Strukturen

von Laurenz Nurk, Dortmund

Das Flüchtlings- und Migrationsthema wirft ein ganz neues Licht auf den Wert einer leistungsfähigen öffentlichen Daseinsvorsorge.

Ohne das ehrenamtliche Engagement so vieler Personen und Organisationen wäre die Aufnahme der Flüchtlinge in einem organisatorischen und humanitären Desaster geendet. Nun wird nochmals deutlich, dass die Aufgaben im gesamten öffentlichen Dienstleistungsbereich nicht mehr erfüllt werden können. Das Gerede vom angeblich zu großen öffentlichen Sektor ist ein bisschen leiser geworden, weil jeder Mensch spürt, dass nach aktuellen Schätzungen dem Staat fast 180.000 Beschäftigte, besonders in den Kommunalverwaltungen, fehlen.

Das ehrenamtliche Engagement so vieler Personen und Organisationen bei der Aufnahme der Flüchtlinge hat einerseits gezeigt, dass viele Menschen keine Zuschauer mehr sein, Solidarität leben und praktizieren wollen und andererseits, dass es dauerhaft darum geht, diese vielen Hilfen zu professionalisieren und den öffentlichen Dienst in den verschiedenen Aufgabenfeldern leistungsfähig zu machen.

Anfang der 1990er Jahre gab es im öffentlichen Dienst bundesweit 6,7 Millionen Beschäftigte, darunter 2,1 Millionen bei den Kommunen. Der Personalabbau erfolgte schwerpunktmäßig in der Zeit bis 2005, um mehr als zwei Millionen, auf nur noch 4,6 Millionen Beschäftigte wurde das Personal des öffentlichen Dienstes bis dahin reduziert. Die Einsparungen und der Stellenabbau gingen kontinuierlich weiter, so dass im Jahr 2014 Deutschland mit einem Anteil der Personenausgaben von nur noch 7,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) innereuropäisch gemeinsam mit Rumänien das Schlusslicht bildete.

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The New York Times schürt Kriegshysterie um Estland

von Bill Van Auken / wsws.org

the_new_york_times_magazine_nyt_jake_silverstein_scott_anderson_fractured_lands_cia_kritisches_netzwerk_medienhuren_irag_war_crimes_propaganda_imperialismus_imperialism.jpgDie New York Times ist ein verlässliche Propagandaorgan der US-Regierung gegen Russland. Seit dem Putsch in der Ukraine von 2014 macht sie den russischen Präsidenten Wladimir Putin praktisch für alles Schlimme verantwortlich, seien es die Gräuel im Syrienkrieg oder der Aufstieg Donald Trumps.

In ihrer Ausgabe vom 1. November setzte die Times diese anti-russische Kampagne mit einem Nachrichtenfeature fort. Es trägt den Titel: „Furcht vor russischen Ambitionen: Estland wird zur Nation der Aufständischen”. Der Artikel preist die Aktivitäten einer paramilitärischen Einheit in dem winzigen baltischen Land. Die ehemalige Sowjetrepublik ist heute NATO-Mitglied und liegt gerade einmal 140 Kilometer von St. Petersburg entfernt.

Unter der Leitung von James D. Bennet, Chefredakteur seit Anfang des Jahres, verfolgt die Times eine aggressive, anti-russische Linie. Sie spiegelt den Konsens im Pentagon und der CIA wider, wonach Russland heute das größte Hindernis für das Streben der USA nach globaler Hegemonie darstelle. Bennets Vater war früher Chef von USAID, einer Agentur, die immer wieder als CIA-Frontorganisation dient. Sein Bruder ist der dienstältere US-Senator von Colorado. Bennet ist also bestens für die Rolle als Kriegspropagandist gerüstet.

Ergänzt wird die redaktionelle Propaganda gegen Russland von diversen Experten vor Ort, die am laufenden Band so genannte „Nachrichten”-Artikel produzieren, die die schlimmsten Auswüchse der Boulevardpresse beinhalten.

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Saudis kämpfen für Menschenrechte in Jemen

Deutscher Rüstungskonzern liefert die Rechtshilfe

von Ulrich Gellermann, Berlin

joachim_ruecker_spd_sonderbeauftragter_bundesregierung_stabilitaetspartnerschaft_mittlerer_osten_menschenrechtsrat_united_nations_human_rights_council_unhrc_kritisches_netzwerk.jpgHoppla, wird sich der letzte deutsche Präsident des UN-Menschenrechtsrates (UNHRC) Joachim Rücker, unser SPD-Mann aus Schwaben, gedacht haben: Hoppla, da sind sie ja wieder, die Saudis, als die erneut in den UN-Menschenrechtsrat gewählt wurden. Von den Saudis weiß man ja, dass sie als wesentliches Menschenrecht die Scharia auf Vorrat halten, inklusive Enthauptungen, Steinigungen und Folterei aller Art.

Für einen Wimpernschlag könnte Rücker sich gefragt haben, ob das Land denn wirklich ausgerechnet in den Menschenrechtsrat gehöre, aber dann hat er sich wahrscheinlich an die Milliarden und Abermilliarden erinnert, die Deutschland mit den Saudis im Rüstungssektor umsetzt und war überzeugt: Wenn einer sich um Menschenrechte kümmert, dann doch wohl die Saudis. Inzwischen ist Joachim Rücker zum Job des neuen Beauftragten der Bundesregierung für die „Stabilitätspartnerschaft im Mittleren Osten“ gewechselt. Zu dieser Gegend gehören Saudi-Arabien wie auch der Jemen.

Besonders intensiv sorgen sich die saudischen Freunde Deutschlands um die Menschenrechte im Jemen. So gründlich, dass die Opfer ihrer Bomben – gern Frauen, Kinder, Alte, Zivilisten aller Art – gar nicht mehr an Menschenrechte denken müssen. Denn seit dem letzten Jahr führen die Saudis im Jemen etwas durch, das in deutschen Medien vornehm eine „Militärintervention“ genannt wird.

Na klar, wer eine blutige Diktatur ein „Königreich“ nennt, der muss einen völkerrechtswidrigen Überfall auf ein Nachbarland auch eine „Intervention“ nennen. Und wer sich die Partner dieser „Intervention“ ansieht, der weiß, dass die Menschenrechte der Jemeniten in guten Händen sind: Denn neben Saudi-Arabien bomben dort Bahrain, Katar, Kuwait, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Ägypten - eine prima Mischung aus islamischen Diktaturen und einer laizistischen. Unterstützt werden sie von Freiberuflern der al-Qaida im Jemen (AQAP) und eines Ablegers des Islamischen Staates (IS). Alles bekannte Kämpfer für Menschenrechte.

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Equal Pay für Leiharbeit

Diskriminierende Tarifverträge ersatzlos kündigen!

von Laurenz Nurk, Dortmund

Die Zersplitterung des Arbeitsmarktes schreitet immer weiter voran und hat sich mit den Jahren verfestigt und eigene Strukturen entwickelt, aus denen sich teils widersprüchliche Interessen unterschiedlicher Gruppen von Beschäftigten ergeben. So neigen die noch einigermaßen abgesicherten Stammkräfte dazu, Leiharbeiter als flexible Sicherheitspuffer zu sehen und sie damit auch sozial abwerten. Für sie selbst entsteht ein exklusiver Club in den Betrieben, bei einer ausgeprägten Solidarität mit den Angehörigen der eigenen Statusgruppe. Dagegen werfen die Leiharbeiter den Stammkräften häufig vor, sich auf ihren privilegierten Stellen einen ruhigen Job zu machen und sich nur um sich selbst zu kümmern.  

Diese Spaltung wird sich so lange fortsetzen, wie die Gewerkschaften und Betriebsräte keinen solidarischen Gegenkurs steuern.

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Doch genau das Gegenteil wird derzeit vom DGB mit den Tarifverhandlungen für die Beschäftigten in Leiharbeit und von der Bundesregierung mit dem Gesetz zur Änderung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) inszeniert.

Der Begriff Leiharbeit ist eigentlich nichtzutreffend, denn die Beschäftigten werden nicht verliehen, sondern vermietet. Das Ausmaß, das diese Arbeitsvermittlung angenommen hat ist erschreckend.

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Wie die westliche Heuchelei die Welt noch gefährlicher macht

von Michael Jabra Carley via NachDenkSeiten

Der Westen ist immer ein großer, geschäftiger Umschlagplatz der Heuchelei gewesen, der sich selbst als liberal, progressiv, zivilisiert und demokratisch hinstellt. Man kennt die entsprechenden Phrasen; die Liste ist sehr lang. Nehmen wir nur die Vereinigten Staaten – sie sind die „leuchtende Stadt auf dem Hügel“: gerecht, uneigennützig, demokratisch, und mit einer „Mission, die demokratischen Freiheiten auf der ganzen Welt zu verbreiten“.

Unsere Sache ist immer die Sache der gesamten Menschheit gewesen“, erklärte Lyndon Johnson während des Präsidentschaftswahlkampfs 1964. Um seinem Argument Rückendeckung zu geben, zitierte Johnson Präsident Woodrow Wilson, der ähnliche Dinge über die Tugendhaftigkeit der USA zu sagen hatte. Seitdem hat sich nichts geändert: Man höre sich nur an, wie Präsident Obama über den Altruismus der Vereinigten Staaten spricht: „Wir sind die Ausnahmenation“, sagt er häufig.

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Diese westlichen, besonders aber US-amerikanischen angeblichen Tugenden werden ins Feld geführt, um politische Strategien, Krieg und verdeckte Aktivitäten zu rechtfertigen, die alles andere als tugendhaft sind. Beginnen wir mit Präsident Wilson. Er ist am besten für die „Vierzehn Punkte“ bekannt, das heißt, nationale Selbstbestimmung, „Demokratie“, öffentliche Abkommen und so weiter. „Tut, was ich euch sage, nicht, was ich selber tue“, hätte Wilson in den Hinterzimmern der Diplomatie hinzufügen können. So sah er zum Beispiel keine „Selbstbestimmung“ für die Philippinen (eine US-Kolonie) oder, in den USA selbst, für die amerikanischen „Neger“ vor.

Dazu muss man wissen, dass Wilson ein Anhänger der Rassentrennung und ein Unterstützer der Rassengesetze und des Ku-Klux-Klan war. Er war der Meinung, „wir“ bräuchten den Ku-Klux-Klan, um die „Farbigen“ in Schach zu halten, besonders die, die aus Frankreich zurückkamen, wo sie in der US-Armee gedient hatten. Sie könnten ja nun denken, sie hätten Anspruch auf dieselben Rechte wie die Weißen. Und so wie die Schwarzen in den USA der Rassendiskriminierung unterworfen wurden, wurden die Bolschewiki in Russland einer Militärintervention der Entente ausgesetzt, um ihre sozialistische Revolution zu zerstören.

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Quellen des Terrorismus: Ergebnis der vom Westen betriebenen Globalisierung

von Conrad Schuhler / Vors. des Instituts für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.

Die Länder mit dem höchsten Terror-Index, die zugleich die wesentlichen Exportländer des Terrors sind, sind allesamt „fehlgeschlagene Staaten“, die deshalb „fehlgeschlagen“ sind, weil kriegerische Überfälle des Westens ihre staatlichen Strukturen und Apparate zerschlagen und ihre Ökonomien ruiniert haben.

In Afghanistan hatten die USA seit den 80-er Jahren die Terrororganisation al-Qaida aufgebaut. Mit Hilfe der Terrororganisationen der Taliban wurde die Kabuler Linksregierung und ihre sowjetischen Helfer niedergerungen bzw. aus dem Land getrieben. Als dem Sicherheitsberater des US-Präsidenten Carter, Zbigniew Kazimierz Brzezinski, vorgehalten wurde, es seien die USA gewesen, die die islamistischen Gruppen erst hochgepäppelt haben, sagte er: „Was ist wichtiger in der Weltgeschichte? Die Taliban oder der Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums?“ (Le Nouvel Observateur, 15.01.1998).

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Das Hochrüsten der Terrorgruppen und das anschließende jahrelange Gemetzel in Afghanistan mit dem Entstehen neue, antiwestlicher Terrorkräfte ist eine direkte Folge des militärischen Eingreifens der USA und der NATO. Drei Wochen nach den Anschlägen gegen die Twin Towers in New York starteten die USA ihren Angriff auf Afghanistan als „Bündnisfall“ der NATO. Vorgeblich ging es um die „Selbstverteidigung“ der westlichen Wertegemeinschaft gegen Afghanistan. Damit wurde das Gewaltverbot der UNO ausgetrickst, es genügte, die NATO-Partner zu überzeugen und die „Koalition der Willigen“ war perfekt. Der Angriff war völkerrechtswidrig, war illegal.

Unter dem Banner des „Kriegs gegen den Terror“ wurden und werden nun illegale Kriege überall dort durchgezogen, wo die USA und die NATO sie für ihre Interessen benötigen. Die USA und Großbritannien überfielen 2003 den Irak. Zuvor hatten sie sich vor der UNO mit ihren Lügen und Fälschungen zu den angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak blamiert.

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Amazon kommt nach Dortmund – ist das gut? Ja, aber!

von Laurenz Nurk

An das neue Logistik-Zentrum von Amazon sind in Dortmund große Hoffnungen geknüpft. Alle erwarten, dass ein spürbarer Beitrag geleistet wird, die hohe Arbeitslosigkeit in Dortmund und in der Region zu senken. Bei der geplanten Ansiedlung von Amazon sollen 27 Millionen Euro investiert werden, 2.000 Arbeitsplätze entstehen und Dortmund wird dann nach Werne und Rheinberg der dritte Amazon Standort in NRW.

Die Euphorie bekommt aber einen Dämpfer, wenn man sich einmal das Unternehmen selbst und die Arbeitsbedingungen in den Amazon Betrieben genauer anschaut.

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Während der Dortmunder Oberbürgermeister Ullrich Sierau sagt, „Faire Löhne für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen spielen eine wichtige Rolle“ und Thomas Westphal von der Dortmunder Wirtschaftsförderung meint: „Vor allem bedeutet es, Arbeit für alle‘, denn durch Amazon ergeben sich neue Jobs für hochqualifizierte, aber auch für geringqualifizierte Menschen,“ betont Roy Perticucci, Chef des Europäischen Logistiknetzwerks: „Amazon wird in Dortmund ab 2017 mehr als 1.000 neue feste Arbeitsplätze in der Region schaffen – mit wettbewerbsfähigen Löhnen und umfangreichen Zusatzleistungen ab dem ersten Tag”, und stapelt etwas tiefer. Da sind es nur noch 1.000 Arbeitsplätz und was „wettbewerbsfähige Löhne“ sind, kennt man von Amazon besonders gut.

Schauen wir uns die Logistikbranche im Allgemeinen und Amazon, den Riesen der Branche, im Besonderen, einmal genauer an.

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Wohnungsnot und Mieten: Pfusch am Bau

von Charles Pauli / isw München

Wohnungsmangel und explodierende Mieten sind zentrale politische Themen. Öffentliche Bauförderung und Maßnahmen wie die Mietpreisbremse sollen die Situation verbessern. Funktionieren wird das allerdings nicht, weil die gängige Wohnungspolitik nicht Lösung, sondern Teil des Problems ist.

Bekanntlich ist Wohnungsknappheit eine regionale Erscheinung. Es gibt Ballungsgebiete mit starkem Bevölkerungswachstum, allen voran München, aber auch Stuttgart oder Berlin und weite Regionen mit abnehmender Bevölkerung. Dort stehen Wohnungen und Häuser leer. Angesichts dieser simplen Tatsache könnte man auf die naheliegende Idee kommen, dass die Wohnungsnot mit Regionalentwicklung zu tun hat. Genauer gesagt, mit einer regional divergierenden Wirtschaftsentwicklung und einem zunehmenden regionalen Ungleichgewicht in Deutschland.

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Auf die Idee kommt aber keiner. Stattdessen wird beispielsweise in der Münchner Presse permanent über die Attraktivität dieser Stadt berichtet, die anscheinend so unwiderstehlich ist, dass jeder hierher will, koste es, was es wolle. Ursachen der Wohnungsnot wären demzufolge das Hofbräuhaus, der Englische Garten und der Starnberger See.

► Kapitalzentralisation

Nehmen wir also für einen etwas realistischeren Blick auf das Thema durchaus München als Beispiel her: Schaut man in die örtliche Statistik, fällt sofort auf, dass von 2010 bis 2014 in München 82.000 zusätzliche sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze aufgebaut wurden. Der Schreiber dieser Zeilen hat als Betriebsratsvorsitzender eines Münchner Großunternehmens jahrelang miterlebt, woher dieser Zuwachs unter anderem kommt: Dort wurden immer wieder Abteilungen aus anderen deutschen Städten nach München verlagert und zentralisiert. Mitarbeiter aus Frankfurt, aus Mannheim und natürlich aus der weiteren Umgebung Münchens mussten ihren Jobs folgen. Freiwillig war das genauso wenig, wie bei den Zehntausenden aus den neuen Bundesländern, die vor einigen Jahren nach München ziehen mussten und als Wochenendpendler noch heute die Autobahnen in Richtung Sachsen füllen. Begründet waren diese Zentralisierungen vor allem in der Strategie, möglichst große Einheiten zu schaffen, die man dann besser durchrationalisieren konnte.

Wir sehen hier also einen marktmäßig ganz normalen Vorgang der Zentralisation von Kapital und Investitionen. Arbeitsplätze wandern in einige Ballungsräume, weil das betriebswirtschaftlich profitabel ist. Die Menschen wandern hinterher, die Mieten steigen, die Infrastrukturen sind überfordert – und die Abwanderungs-Regionen und -Städte bluten aus.

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Pharmakologischer Seelenmord

von Götz Eisenberg via NachDenkSeiten

Immer mehr Eltern gehen dazu über, ihren schlaflosen und schreienden Babys und Kleinkindern Beruhigungsmittel und andere psychoaktive Substanzen zu verabreichen. Sie fügen ihren Kindern damit nicht nur Schaden zu, sondern üben sie obendrein – ohne es zu ahnen – in den Modus der chemisch-pharmakologischen Verhaltenssteuerung und Affektregulierung ein. Normgerechtes Verhalten wird mehr und mehr zu einer Frage der „Einstellung“ – auf das richtige Medikament und die richtige Dosis.

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Der Pharmaindustrie scheint im gesellschaftlichen Modernisierungsprozess die Aufgabe zuzufallen, die Anpassung der Individuen an die Verhaltenszumutungen des „flexiblen Kapitalismus“ (Richard Sennett) chemisch-pharmakologisch zu erleichtern und sie bei der Stange zu halten.

Welches Kind hätte nicht Grund, über seine Eltern zu weinen?“ (Friedrich Nietzsche)

Die tägliche Zeitungslektüre, die laut Hegel einmal das „Morgengebet des Bürgers“ gewesen ist, lehrt einen das Fürchten. Dieser Tage stieß ich in der Sonntagsausgabe der FAZ unter der Überschrift "Schlaf, Kindlein, schlaf" auf einen Artikel, der darüber berichtet, dass immer mehr Eltern ihren Babys und Kleinkindern, wenn diese zu sehr schreien oder nicht durchschlafen, Sedativa, also Beruhigungsmittel, verabreichen. Kinderärzte stellen offenbar auf Bitten der Eltern bereitwillig entsprechende Rezepte aus. „Atosil“ wurde früher Menschen verordnet, die als schizophren galten, heute kommt es als Beruhigungs- und Schlafmittel zum Einsatz.

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Warum schweigen die Lämmer? Strategien der Erzeugung von Duldung und Lethargie.

Zusammengefasst von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

rainer_mausfeld_warum_schweigen_die_laemmer_duldung_lethargie_demokratie_kritisches_netzwerk_kapitalismus_neoliberalismus_propaganda_freiheit_rassismus_manipulation.jpgDie Hauptverantwortung einer Regierung in einer "Demokratie" ist, die Minorität der besitzenden Klasse gegen die Majorität der Nicht-Besitzenden zu schützen. Eine repräsentative Demokratie repräsentiert NICHT den Willen des Volkes. Die bewusste und intelligente Manipulation der Verhaltensweisen und Einstellungen der Massen ist ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Gesellschaften.

Solche Sätze hören wir nicht sehr häufig. Aber dank der Aachener Friedenstage waren sie zu hören. "Warum schweigen die Lämmer? – Demokratie und Neoliberalismus – Strategien der Erzeugung von Duldung und Lethargie" – das ist der Titel eines außergewöhnlichen, eineinhalbstündigen Vortrags von Prof. Rainer Mausfeld, einem Psychologen und Kognitionsforscher an der Universität Kiel, gehalten am 22. April 2016 im Rahmen der 17. Aachener Friedenstage – veranstaltet vom Euregioprojekt Frieden in Kooperation mit dem Bundesverband Arbeiterfotografie. Es ist nach dem Vortrag über "Demokratie, Psychologie und Empörungsmanagement" der zweite Vortrag in der Reihe "Warum schweigen die Lämmer?"

In einem ersten Bericht geben wir die Inhalte der ersten Hälfte des Vortrags wieder, direkt im Anschluß folgt der zweite Teil.

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Der Neoliberalismus und das Ende der Demokratie. (1)

Das Interessante ist, dass solch eine Metapher wie selbstverständlich hingenommen wird. Was bedeutet das? Eigentlich sind wir das Volk. Und jetzt erfahren wir: eigentlich sind wir eine Schafsherde. Was charakterisiert eine Schafsherde? Sie lässt sich einfach leiten. Es gibt keine Individuen, stattdessen Mitläufer. Beabsichtigt ist damit zu sagen: die sind unverantwortlich, die sind triebgesteuert, affektgesteuert. Machen wir's kurz: die sind eigentlich blöd... Wer benutzt die Metapher? Es sind die Eliten, die das Volk als Herde bezeichnen... Die benutzen die Metapher als Unterscheidungsmerkmal zwischen Volk und Eliten. Bei den Eliten finden Sie keinen Herdendrang... Das heißt: die Unverantwortlichkeit ist immer die des Volkes. Und das Unterscheidungsmerkmal wird benötigt, um die Legitimation von Herrschaft zu begründen...

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NEIN zu CETA erwürgt die EU - in letztem Moment wohl doch nicht

von Ulrich Gellermann

wallonie_wallonien_wallonische_region_wallonia_belgien_belgium_ceta_comprehensive_economic_trade_agreement_kritisches_netzwerk_demokratie_eu_handelsabkommen_wallonne.png Schwere dicke Tränen rollten ihr die Wangen runter: Der kanadischen Ministerin für internationalen Handel, Chrystia Freeland. Da hatte es so ein europäisches Idiotenland gewagt – klein, hässlich, unbedeutend – und zunächst NEIN zum CETA-Abkommen gesagt. Wallo-Was, Wallo-Wer, Wallo-Wie? Na warte, da reiste sie ab, oder dann doch nicht, oder wie?

Vor laufenden Kameras erlebten wir alle diese Tragödie. Die Wallonie tat Kanada Gewalt an: „Kanada hofft auf Erwachen aus dem CETA-Alptraum“, referierte die TAGESSCHAU beflissen. Und fuhr fort: „Der Tonfall genervt, die Lippen schmal, die Geduld beinahe aufgebraucht. Kanadas Handelsministerin Chrystia Freeland weigert sich aber weiter tapfer, die letzte Hoffnung auf ein Handelsabkommen zwischen Kanada und der Europäischen Union aufzugeben.“ Nicht, dass sich die TAGESSCHAU erneut als schlicht korruptes Regierungsorgan entblößte.

Nein! Sie verteidigte nur die Demokratie! Denn immerhin hat Manfred Weber, Vorsitzender der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament, als CSU-Mann ein totaler Demokratie-Experte, gesagt: „Entscheidungen zur Handelspolitik durch 38 Parlamente inklusive einigen Regionalparlamenten haben nichts mit mehr Demokratie oder Transparenz zu tun.Ja, wo kommen wir denn da hin, wenn jedes dahergelaufene Parlament in Europa mitreden wollte! Das kann man nur noch Demokratur nennen.

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Desinformation und Propaganda durch Mainstreammedien

Meinungsmanipulation und Volksverdummung seitens des ORF

von LOGOS

Für Feedback bitte unbedingt die Ausführung im Abschnitt "Kommentierung" am Ende des Artikels lesen!

► 1 Vorbemerkungen

Vor kurzem jährten sich die Terroranschläge vom 11. September 2001 zum 15. Mal. In vielen Mainstreammedien war das Anlass genug, etwas darüber zu veröffentlichen. So auch im ORF. Zwar verwahren sich die Mainstreammedien, die sich gern selbst das Label "Qualitätsmedien" anheften möchten, regelmäßig aufs Schärfste gegen den Vorwurf „Lügenpresse“ - dennoch haben gerade ebenjene durch ihre mitunter grob einseitigen Beiträge diesem Vorwurf Vorschub geleistet [1].

Entzündet hat sich dieser Vorwurf an den zum Teil hetzerischen um nicht zu sagen Kriegs-treibenden Beiträgen zum Thema Ukraine - aber auch Freihandelsabkommen oder die Flüchtlingsthematik. Mehr aber noch als jene ist das Thema 9/11 durch eine zutiefst einseitige „Berichterstattung“ gekennzeichnet.

[1] Es sollte sich für jeden halbwegs intelligenten Menschen von selbst verstehen, dass sich der Vorwurf, so er denn ernst genommen werden soll, selbstverständlich nicht pauschal gegen die gesamte Presse und alle Journalisten richtet, sondern Diejenigen, die es infolge o.g. verzerrter Darstellungen de facto trifft. Pauschale und undifferenzierte Vorwürfe sind schon im Ansatz verrissen, weil sehr wohl mitunter auch ARD, ZDF etc. wirklich gute Beiträge und Artikel bringen. In diesem und nur in diesem Sinne sei hier der Vorwurf „Lügenpresse“ aufgegriffen. Von einem generalisierten Vorwurf distanzieren wir uns ausdrücklich.

Dass selbst diese Wertung mitunter noch euphemistisch geschmeichelt ist bewies das ORF mit dem letzten Betrag in der „Dokureihe zum Thema Verschwörungstheorien“ zum Thema 9/11.

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Bleiberechtsregelung für Geduldete: PRO ASYL veröffentlicht Gesetzentwurf des BMI

Das Bundesinnenministerium will die Bleiberechtsregelung für Geduldete aushebeln. PRO ASYL appelliert an SPD und die für rationale Argumente Zugänglichen: Dieser Gesetzentwurf muss gestoppt werden.

Bundesinnenminister de Maizière bringt aktuell eine erneute Verschärfung des Aufenthaltsrechts auf den Weg. PRO ASYL liegt der Gesetzentwurf des Bundesinnenministeriums (BMI) vor, der sich zur Zeit in der Ressortabstimmung befindet. Er verfolgt unter anderem das Ziel, die jahrelang diskutierte gesetzliche Bleiberechtsregelung für langjährig Geduldete leerlaufen zu lassen. »Das ist ein Rollback im Umgang mit Geduldeten in Deutschland. Einigen in der Union passte die gesetzliche Bleiberechtsregelung nie. Das ist nun der Versuch, sie zu sabotieren. Die gesetzliche Bleiberechtsregelung für Geduldete bleibt auf dem Papier bestehen, sie soll aber in der Praxis nicht mehr wirksam sein«, kommentiert PRO ASYL-Geschäftsführer Günter Burkhardt. PRO ASYL appelliert an die Regierungskoalition: »Die Bleiberechtsregelung wurde aus guten Gründen auf Basis des Koalitionsvertrages vom Deutschen Bundestag beschlossen. Dieser Versuch des BMI zur stillen Rückabwicklung muss gestoppt werden.«

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Der Gesetzentwurf des BMI ist inhuman und mit dem rechtsstaatlichen Verhältnismäßigkeitsgrundsatz nicht in Einklang zu bringen. Ohne Ankündigung sollen auch Menschen, die sich zum Teil bereits jahrelang in Deutschland aufhalten, abgeschoben werden können. (Folge der Streichung von §60 Abs. 5 Satz 5 AufenthG).

Erste Bewertung des »Entwurfs eines Gesetzes zur besseren Durchsetzung der Ausreisepflicht«

► Zu §60 Abs. 4a AufenthG

Neu eingeführt werden soll eine »Bescheinigung über die vollziehbare Ausreisepflicht«, die eine Duldung zweiter Klasse ist. Wer sie erhält, soll dauerhaft von Integrationsmaßnahmen ausgeschlossen werden. Ausländer*innen sollen die neue Bescheinigung erhalten, wenn aufenthaltsbeendende Maßnahmen selbstverschuldet nicht vollzogen werden können, z. B. wenn die Betroffenen bei der Beschaffung eines Passes oder Passersatzes zur Einreise in den Herkunftsstaat nicht mitwirken (Nr. 1), aber auch, wenn der Herkunftsstaat ihnen keinen Pass oder Passersatz ausstellt (Nr. 2). Nummer 2 stellt einen Dammbruch dar: Geduldete sollen für das Verschulden der Behörden ihrer Herkunftsländer haftbar gemacht werden und dadaurch schlechter gestellt werden. Vom persönlichen Verhalten des Betroffenen ist die Erteilung einer »Bescheinigung über die vollziehbare Ausreisepflicht« dann nicht mehr abhängig. Der Mensch wird zur Geisel seiner Herkunftsregierung, die z. T. aus politischen oder finanziellen Gründen die Rückkehr verzögert.

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Die Bundeswehr verkommt zum zentralen militärischen Akteur

. . . .  einer transatlantischen Weltpolizei

Jens Wernicke (NDS) mit Florian Kling, IT-Offizier in der Bundeswehr

bundesadler_sturzflug_absturz_bundesregierung_deutscher_bundestag_bundeswappen_wappentier_staatswappen_kritisches_netzwerk_demokratie_entdemokratisierung.png Die Bundeswehr ist eine Verteidigungsarmee. Sie verteidigt unser aller Freiheit am Hindukusch. Kämpft weltweit tapfer gegen Terroristen. Verhindert Kriege. Baut Brunnen. Hilft Hungernden und Leidenden. Und, ja, sorgt sogar dafür, dass wir Bananen im Supermarkt haben. Das wäre ohne sie und also ohne Militär kaum mehr möglich, weswegen sie immer weiter modernisiert und transformiert werden muss. Glauben Sie nicht? Halten Sie für Propaganda? Jens Wernicke auch. Daher sprach er für die NachDenkSeiten mit Florian Kling, dem Sprecher des Arbeitskreises „Darmstädter Signal“, einer Vereinigung kritischer Staatsbürger in Uniform, über aktuelle Entwicklungen bei der Bundeswehr, denen dringend Einhalt geboten gehört.

Jens Wernicke: Herr Kling, Sie sind Sprecher des Arbeitskreises „Darmstädter Signal“, einer Vereinigung aktiver und ehemaliger Soldaten, die sich zum Ziel gesetzt hat, kritisch die politischen Entscheidungen über die deutschen Streitkräfte zu begleiten. Die Gründer wandten sich bereits vor vielen Jahren gegen die „Nach“-Rüstung mit Atomraketen in West- und Ost-Europa und forderten eine kleinere, nicht angriffsfähige Bundeswehr sowie den Abbau aller Massenvernichtungsmittel weltweit. Das „Leitbild vom Staatsbürger in Uniform“ solle endlich verwirklicht werden, hieß es damals und heißt es nach wie vor.

Nun befindet sich die Bundeswehr seit Jahren in einem „Transformationsprozess“: ein „Krieg um die Köpfe“ ist entbrannt und die Bundeswehr wird immer häufiger dazu benutzt, Dinge zu tun, die eher als Kolonialkrieg denn Landesverteidigung zu interpretieren sind. Wie stellen sich diese Entwicklungen für Sie als kritischen Soldaten dar? In welcher Situation befinden wir uns?

Florian Kling: Tatsächlich haben wir heute eine Bundeswehr, die ganz anders ist als zur Zeit der Nachrüstung und der Gründung unseres Arbeitskreises im Jahr 1983. Die Bundeswehr hat von ihren Ausmaßen viel der erkennbaren Bedrohlichkeit verloren und – wie es regelmäßig in die Medien getragen wird – auch ausrüstungstechnisch nicht mehr die Schlagkraft, um etwa einen Krieg im Stile des Ost-West-Konfliktes zu führen, geschweige denn zu beginnen.

Leider geben die letzten Jahrzehnte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs aber keinen Grund zur Entwarnung. Aus einer Bundeswehr, die durch das Grundgesetz auf territoriale Landesverteidigung ausgerichtet war, ist über den Umweg der Bündnisse inzwischen eine weltweit flexibel agierende Einsatzarmee geworden, die fast überall dort anzutreffen ist, wo auf der Welt gerade gekämpft und Krieg geführt wird.

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Die Bundeswehr – der zukünftige Modellarbeitgeber?

von Laurenz Nurk

Die Bundeswehr soll mehr Verantwortung übernehmen. So verklausuliert meint man den immensen Schub bei der Aufrüstung zur Kriegsvorbereitung.

Nachdem es nur noch die Berufsarmee gibt, hat die Bundeswehr jetzt schon einen riesengroßen Personalmangel. Das liegt auch daran, dass die jungen Menschen, nachdem sie auf die bunten Werbebroschüren hereingefallen sind, nach den Alltagserfahrungen im Dienst, schnell wieder ins Zivilleben wechseln.

Um die zukünftigen Aufgaben personell überhaupt annähernd bewältigen zu können, wird nun nicht gekleckert, sondern richtig geklotzt.

Es gilt schon seit einiger Zeit nicht mehr, dass das Grundgesetz Angriffskriege verbietet und Einsätze nur zur Landesverteidigung zulässt. Im Jahr 2012 hat das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) geurteilt, dass Einsätze bei „Ereignissen katastrophischen Ausmaßes“ gestattet sind, wenn der Bundeskanzler sich dafür ausspricht.

Dass die Einsätze nicht nur zur Landesverteidigung durchgeführt werden, zeigten die Einsätze gegen Jugoslawien, gegen die Demonstranten gegen den G-8-Gipfel in Heiligendamm 2007 oder die seit langen schon laufenden Vorbereitungen des Einsatzes der Bundeswehr bei Streiks im öffentlichen Dienst. Auch der verfassungsfeindliche Bundeswehreinsatz im Inneren wird demnächst geprobt.

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Die Grenzen der Toleranz. Warum wir die offene Gesellschaft verteidigen müssen.

Vorstellung des neuen Buchs von Michael Schmidt-Salomon

Eigentlich wollte er einen philosophischen Roman schreiben, doch die Islam-, Flüchtlings- und Rechtspopulismus-Debatte veranlasste ihn dazu, ein politisches Sachbuch zu verfassen: In diesen Tagen erscheint im Piper Verlag "Die Grenzen der Toleranz – Warum wir die offene Gesellschaft verteidigen müssen" von Michael Schmidt-Salomon. Der Philosoph und Vorstandssprecher der  Giordano-Bruno-Stiftung wird das hochbrisante Buch nach der Premiere in Essen und einer Lesung zur Buchmesse in Frankfurt (21.10) am 23. Oktober am gbs-Stiftungssitz in Oberwesel vorstellen.

Mit den "Grenzen der Toleranz" hatte sich Schmidt-Salomon bereits 2007 in einem gleichnamigen Vortrag in Hamburg auseinandergesetzt. Die Reaktionen auf die islamistischen Attentate der vergangenen Monate und der Aufstieg rechtspopulistischer Bewegungen nicht nur in Deutschland brachten ihn Anfang 2016 dazu, das Thema noch einmal aufzugreifen. Anlass dafür, dem Problemfeld ein ganzes Buch zu widmen, war eine eher unscheinbare Pressemeldung, die davon berichtete, dass die italienischen Behörden zum Besuch des iranischen Präsidenten Rohani im Februar 2016 die nackten, antiken Statuen auf dem Kapitol verhüllten, um ihren Respekt gegenüber Rohanis religiösen Gefühlen zu dokumentieren.

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Foto: © Gerhardt / VIP BERLIN MAGAZIN – DAS FOTOBLOG. Berlin in Bildern. www.Berlin-Magazin.de

"Dieser Vorfall zeigt im Kleinen, was im Großen schiefläuft", erklärt Schmidt-Salomon. "Eine offene Gesellschaft sollte ihre Werte nicht schamhaft verhüllen, wie es die italienischen Behörden im Falle der antiken Statuen getan haben, sondern sich selbstbewusst zu ihnen bekennen. Denn Rationalität, Freiheit, Gleichheit, Individualität und Säkularität sind keine Prinzipien, für die man sich in irgendeiner Weise schämen müsste! Im Gegenteil: Sie sind die bedeutendsten Früchte und wichtigsten Motoren des zivilisatorischen Fortschritts unserer Spezies!"

Eben dies zeigt Schmidt-Salomon in seinem aktuellen Buch auf. Er analysiert die gefährliche Irrationalität der Islam- und Flüchtlingsdebatte, die zum Aufstieg rechtspopulistischer Bewegungen geführt hat, kritisiert die "rückgratlose Appeasementpolitik" des Westens gegenüber "rücksichtslosen Despoten", erläutert die "Kunst der zivilisierten Verachtung", die "Prinzipien der offenen Gesellschaft", die "Spielregeln des zivilisierten Widerstreits" und die "10 Gebote der Rationalität". Nicht zuletzt gibt er in dem Buch auch politische Handlungsempfehlungen, die dazu beitragen könnten, die offene Gesellschaft gegen ihre Feinde zu verteidigen.

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Skandal: Putin der Schreckliche tötet Berlin-Mitte

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von Roland Bathon

Seine erste Schandtat auf deutschem Boden hat der russische Präsident Putin schon verübt, bevor er ihn überhaupt  betrat: „Putin legt das Regierungsviertel lahm“ titelte heute der Tagesspiegel.

Offenbar waren also nach Informationen deutscher Journalisten all die Sicherheitsmaßnahmen, die zu einer weitgehenden Sperre der Berliner Innenstadt führten, nur durch Russlands Präsident verursacht. Wären Poroschenko und Hollande alleine gekommen, hätten sie wahrscheinlich einen Spaziergang durch eine jubelnde Menge gemacht. Wobei nicht die ganze Menge gejubelt hätte, da heute im Regierungsviertel laut unserer Reporterin Julia Dudnik nicht nur Putin-Hater, sondern auch Putin-Fans anwesend waren - und die mögen Poroschenko wahrscheinlich nicht. Nein, die Sicherheitsmaßnahmen sind schlimmer als jemals zuvor, schreibt der Tagesspiegel. Außer vielleicht, als Obama da war, schreiben wir hinterher. Oder die G7 in Deutschland stattfand. Oder der Staatspräsident von Israel uns besuchte – ja schrieb man da auch die Israelis, die G7-Gipfel-Teilnehmer oder der US-Präsident sind schuld, dass die deutsche Hauptstadt zusammenbricht? Wahrscheinlich nicht.

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► Offene Gullideckel und verpfuschte Geburtstagsfeiern

Dafür ist die Atmosphäre, die der Tagesspiegel blumig ausschmückt, auf jeden Fall so, wie man sich als Unerfahrener Russland vorstellt – ein Hauch von Totalitarismus in Berlin. „In der Wilhelmstraße fahren Panzerwägen auf, Anwohner kommen kaum in ihre Häuser, Sicherheitsbeamte leuchten in jeden Gulli.“ lesen wir da – na Gott sei dank waren es noch nicht russische Panzer, die nach Berlin eingerückt sind. Aber russischen Flair verbreiten Panzermeldungen ja immer. Es kommt noch schlimmer: „Ein Tagesspiegel-Redakteur befürchtet, dass ihn wegen der ganzen Sicherheitsvorkehrungen sein Sohn an seinem heutigen Geburtstag gar nicht besuchen kann.“ Das ist die Höhe! Und Putin ist Schuld!

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„Terror“ – wie die ARD ihre Zuschauer für dumm verkauft

. . . und „nebenbei“ auch noch die Kärrnerarbeit für die Feinde des Rechtsstaats erledigt

von Jens Berger / NDS

„Grandiose Quoten“ hat er eingefahren – der Themenabend „Terror“, den die ARD mit großem Tamtam am Montag zelebrierte. Zum Höhepunkt dieses „Populisten-Pornos“ (Zitat Heribert Prantl) durfte das „Volksgericht“ in Person der Zuschauer dann nach einem absurden und höchst manipulativen Schema abstimmen, ob „das Grundgesetz in globalisierten Zeiten nicht mehr genüge“ (Zitat Thomas Wassmann in der hartaberfair-Sendung zum Themenabend). Im Ergebnis stimmten fast alle Zuschauer im Sinne der Feinde des Rechtsstaats. Experiment geglückt? Offenbar schon; zumindest dann, wenn das Experiment darin bestand, wie einfach das Volk manipuliert werden kann.

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Mit „Terror“ hatte das auf ein gleichnamiges Theaterstück des Krimiautoren Ferdinand von Schirach basierende Fernsehspiel nur am Rande zu tun. Im Hintergrundplot entführten Terroristen einen nach München fliegenden Linienjet, den ein Bundeswehrpilot dann entgegen der Befehlslage abschoss, bevor er in ein vollbesetztes Fußballstadion gesteuert werden konnte. Im eigentlichen Fernsehfilm inszenierten die Macher das Gerichtsverfahren zu diesem Hintergrund. Fiktion trifft Realität.

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Berlin: Rot-Rot-Grün bereitet Fortsetzung des Sparkurses vor

von Verena Nees / wsws.org

Seit dem 6. Oktober führen SPD, Linke und Grüne in Berlin Koalitionsverhandlungen über die Bildung des nächsten Senats. Die drei Parteien wollen nicht, dass die Bevölkerung zuviel darüber erfährt. Sie haben Stillschweigen über den Inhalt der Gespräche vereinbart.

berlin_baer_bundeshauptstadt_bundestag_bundeskanzleramt_regierender_buergermeister_michael_mueller_berliner_senat_schloss_bellevue_ber_brandenburger_tor_kritisches_netzwerk.pngAm Verhandlungstisch sitzen Politiker, die von den Wählern bei der Abgeordnetenhauswahl vom 18. September für ihre rechte, unsoziale Politik massiv abgestraft worden sind. Die mit der CDU regierende SPD erhielt eines ihrer schlechtesten Wahlergebnisse. Ebenso gehörten die Grünen zu den Wahlverlierern, und die Linke konnte nur dank Stimmengewinnen in einigen Westbezirken ihr schlechtes Wahlergebnis von 2011 leicht verbessern. In ihren Hochburgen im Osten verzeichnete sie dagegen ebenfalls Verluste und erreichte kaum mehr Sitze als die rechtextreme AfD.

Bei den Koalitionsgesprächen lassen sich drei Parteien erstaunlich viel Zeit. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) ist seit vergangenem Freitag erst einmal auf Dienstreise in Südamerika, um Vorträge bei der UN-Siedlungskonferenz zu halten.

Erst am 24. Oktober, nach einer 14-tägigen Pause während der Berliner Herbstferien, sollen die Koalitionsgespräche fortgesetzt werden und inhaltliche Fragen wie Soziales, Wirtschaft und Sicherheit ins Zentrum rücken. Nach dem bisherigen Fahrplan ist für Mitte November der Abschluss der Verhandlungen geplant, und Anfang Dezember sollen Parteitage der drei Parteien die Ergebnisse diskutieren.

Die Linke hat jedoch nach der letzten Koalitionsrunde den Beginn ihres Landesparteitags um eine Woche auf den 10./11. Dezember verschoben; ursprünglich sollte bereits am 8. Dezember die Zusammensetzung der Regierungskoalition bekannt gegeben werden.

Auch wenn es nur dürftige Informationen über die ersten drei Verhandlungstreffen gibt, ist eines bereits deutlich geworden: Ein rot-rot-grünes Bündnis würde den bisherigen Kurs der Haushaltskonsolidierung und damit der Sparprogramme auf dem Rücken der Bevölkerung fortsetzen.

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Entschließung „Betriebsräte-Mobbing und kein Ende?

Jetzt konsequent Widerstand leisten!”

von Laurenz Nurk

Zunehmend ist zu beobachten, wie in den Betrieben Versuche gestartet werden, die Arbeit der Betriebsräte systematisch zu behindern, bis hin, sie ganz zu unterbinden. Verstöße gegen die Regelungen des Betriebsverfassungsgesetzes (BetrVG) durch den Arbeitgeber und die Geschäftsführung gehören leider in vielen Betrieben mittlerweile zum Alltag. Immer wieder werden die Rechte der Betriebsräte und der anderen betriebsverfassungsrechtlichen Organe nicht beachtet und deren Arbeit behindert. Es häufen sich Wahlbehinderungen und Beeinflussungen von Wahlen.

Die Betriebe versuchen ganz systematisch, die Etablierung und Arbeit gewerkschaftlicher Betriebsräte in ihren Betrieben zu unterbinden. Zur Unterstützung kaufen sie sich Anwälte ein, deren Kanzleien die richtigen Tipps und Methoden in ihrem antigewerkschaftlichen Angebot haben. Das Ziel dieses Vorgehens ist, einzelne Betriebe oder gar ganze Konzerne zu betriebsratsfreien Zonen zu machen oder den betriebsratsfreien Status quo dort zu wahren.

Die bisher bekannt gewordenen Fälle von Betriebsräte-Mobbing (BR-Mobbing) sind nur die sichtbare Spitze des Eisberges. Hunderte von aktiven Betriebsratsmitgliedern sind mittlerweile eingeschüchtert und gekündigt worden. Zehntausende der von ihnen vertretenen Beschäftigten in den Betrieben haben bis heute die Demontage ihrer demokratisch gewählten Interessenvertretungen durch Unternehmensleitungen und deren Helfern aus den Rechtsanwaltkanzleien und Beratungsfirmen erleben müssen.

Den Kampf gegen Mobbing der Betriebsräte ist mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu organisieren, er ist eine elementare Aufgabe der Gewerkschaften.

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Neue Kriegsschiffe gen Osten: Kurs auf Kaliningrad

Ulrich Gellermann, Berlin

Wenn das der Kaiser wüsste! Wilhelm II., der Flottenkaiser, der dem Deutschen Reich mit dem Aufbau seiner Flotte Weltgeltung verschaffen wollte, hätte fünf Gründe zur Freude: Denn genau fünf neue Korvetten stellt die Bundeswehr in den nächsten Jahren in Dienst. Und damit kein Irrtum entstehen kann, haben zwei Koalitionspolitiker, Eckhardt Rehberg (CDU) und Johannes Kahrs (SPD), der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, dem Zentralorgan für NATO-Botschaften, diesen Beschaffungsakt persönlich begründet: „Um den neuen sicherheitspolitischen Herausforderungen im Ostseeraum, im Mittelmeer und in globaler Hinsicht nachzukommen“. Das relativ Neue ist die Verschärfung der Vorkriegslage im Ostseeraum: Erst im Juni dieses Jahres fanden in der Ostsee die größten NATO-Manöver seit dem Zweiten Weltkrieg statt: 50 Kriegsschiffe, 60 Flugzeuge und Hubschrauber und mehr als 6.000 Marinesoldaten aus zwölf Ländern spielten Krieg mit Russland.

Die fünf neuen Kriegsschiffe werden, wie ihre Vorgänger, wieder bei den traditionellen Kriegsschiffswerften Blohm + Voss und der Bremer Fr. Lürssen Werft auf Kiel gelegt werden. Die früheren Konkurrenten werden gerade in diesen Tagen im Rahmen einer freundlichen Übernahme zusammenlegt. Lürssen hatte für den Kaiser und dessen Ersten Weltkrieg ferngelenkte Boote (FL-Boote) geliefert. Die Boote waren eine Art Torpedo-Ersatz und sollten mit Sprengstoff beladen zum Rammen gegnerischer Schiffe verwendet werden. Auch für die Schwarze Reichswehr, den illegalen Probelauf der Nazi-Wehrmacht, lieferte Lürssen im Geheimen Schiffe für den künftigen Einsatz als Torpedoschnellboote.

Die Partner-Werft Blohm + Voss, schon im Ersten Weltkrieg führend im U-Bootsbau, begrüßte die Machtergreifung der Nazis öffentlich und nachdrücklich, auch weil in Vorbereitung des Zweiten Weltkrieges öffentliche Mittel in den Schiffbau flossen und im Zuge der Aufrüstung die Zahl der Aufträge wieder zunahm.

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Aufrüstung und Militarisierung

von Dr. Rolf Gössner

Die Reaktionen auf die mörderischen Anschläge in Frankreich, Belgien und Deutschland 2015 und 2016 zeigen in aller Deutlichkeit, dass wir uns wieder mitten in einer fatalen Aufrüstungsdynamik befinden – mit altbekannten sicherheitspolitischen und medialen Reflexen: Neben der Beschwörung »unserer westlichen Werte« und »unserer Art zu leben« erschallt der immer gleiche hilflose Schrei nach dem starken Staat: nach abermaligen Gesetzesverschärfungen, verfassungswidrigen Militäreinsätzen im In- und Ausland, weiterer Polizei- und Geheimdienst-Aufrüstung, nach noch mehr Überwachung und Erfassung der Bevölkerung, nach zügiger Abschiebung von Flüchtlingen bis hin zu Forderungen, Burkas zu verbieten, eine Nationalgarde mit Reservisten einzurichten und Lebensmittelvorräte für Notfälle zu bunkern.

Angst ist das Schmieröl der Staatstyrannei – diese Erkenntnis verweist darauf, dass Verunsicherung und Angst als Herrschaftsinstrumente nutzbar sind. Die Umsetzung dieser Politik mit der Angst beschränkt abermalig die Grund- und Freiheitsrechte aller und schädigt Demokratie und Rechtsstaat – das hat sich seit 9/11 immer wieder deutlich gezeigt. Damit werden gerade jene viel beschworenen Werte beschädigt, die es doch zu schützen gilt: Demokratie und Bürgerrechte, Freiheit und Offenheit. Außerdem gerät dabei in Vergessenheit, dass es weder in einer hoch technisierten Risikogesellschaft, in der wir ja leben, noch in einer offenen und liberalen Demokratie absoluten Schutz vor Gefahren und Gewalt geben kann.

Trotz dieser Erkenntnisse, trotz Edward Snowdens NSA-Enthüllungen, trotz der skandalösen Praktiken bundesdeutscher Geheimdienste, ihrer Ineffizienz und strukturellen Kontrolldefizite kommt es nicht etwa zu begrenzenden Reformen, sondern zu einer weiteren Aufrüstung der prinzipiell demokratiewidrigen Geheimdienste. Anstatt Bevölkerung und Unternehmen endlich wirksam vor Ausforschung zu schützen, werden »Verfassungsschutz« (BfV) und »Bundesnachrichtendienst« (BND) noch weiter personell, finanziell und technologisch aufgestockt, stärker zentralisiert, mit Polizei und ausländischen Sicherheitsbehörden enger vernetzt. Der »Verfassungsschutz« darf sich inzwischen ganz legal krimineller V-Leute bedienen; und er darf künftig, wie auch der BND, soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter & Co. anlasslos und systematisch ausforschen.

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Neuvorstellung: ARMUT von Prof. Dr. Christoph Butterwegge

Basiswissen Politik, Geschichte, Ökonomie

Verlag: PapyRossa Verlag - ISBN 978-3-89438-625-2 - Pocketformat, 131 Seiten - 9,90 €

► Produktbeschreibung:

»Basiswissen« bringt in handlicher Form leicht verständliche kritische Einführungen in Grundbegriffe aus Politik, Geschichte, Gesellschaft und Ökonomie.

»Armut« ist ein brisanter, weil politisch-normativer, emotional besetzter und moralisch aufgeladener Begriff. Christoph Butterwegge diskutiert den Armutsbegriff, wirft einen Blick auf die Geschichte der Armut und vermittelt die theoretischen Grundlagen. Er stellt die Hauptrichtungen der Armutsforschung vor, erläutert die gängigen Methoden der Armutsmessung und hinterfragt die statistische Datenlage, wie sie die Armuts- und Reichtumsberichte der Bundesregierung dokumentieren.

christoph_butterwegge_armut_armutsbekaempfung_gerechtigkeit_buergerversicherung_reichtumsfoerderung_kritisches_netzwerk_soziale_grundsicherung_integration_hartz_iv_kinderarmut.jpgNeben den unterschiedlichen Erscheinungsformen und den Folgen der Armut für die Betroffenen wie die Gesellschaft beschäftigen ihn die Entstehungsursachen und die wenig überzeugenden Erklärungsansätze der (­Medien-)Öffentlichkeit. Abschließend geht es um den Kampf gegen die Armut sowie die Frage, welche Maßnahmen hierbei Erfolg versprechen und ob das bedingungslose Grundeinkommen ein Patentrezept darstellt.

Einleitung . . . . . . . . 6

1. »Armut« – ein heftig umkämpfter, aber kein Kampfbegriff  . . . . . . . . 8

2. Die bisherige Armuts- und Reichtumsberichterstattung der Bundesregierung: Daten statt Taten?  . . . . . . . . 33

3. Reichtumsförderung statt Armutsbekämpfung: Warum die Regierenden eine unsoziale Politik machen  . . . . . . . . 59

4. Der fragwürdige Umgang mit Armut und Armen  . . . . . . . . 78

5. Scheinbare und wirkliche Alternativen zur Armut  . . . . . . . . 104

Literaturauswahl  . . . . . . . . 129

► Einleitung:

Was ist Armut? Gibt es dafür eine allgemein verbindliche Definition, auf die sich Fachwissenschaftler/innen, Journalist(inn)en und verantwortliche Politiker/innen einigen können?  Existiert Armut etwa auch im wohlhabenden, wenn nicht reichen Deutschland? Falls ja, wie entsteht sie und wer ist davon betroffen oder bedroht? Auf diese und ähnliche Fragen gibt es unterschiedliche, manchmal auch gegensätzliche Antworten, was ebenso der Erklärung bedarf wie das Phänomen selbst. Kann man ihm wirksam begegnen, und wenn ja, welche Gegenmaßnahmen versprechen nachhaltigen Erfolg?

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Der gläserne Beschäftigte

Betriebliche Interessenvertretung kann und muss viel tun

von Laurenz Nurk

Nun ist es so weit. Es gibt den vollkommen durchsichtigen Beschäftigten. Jetzt kann man in die Belegschaft hineinhorchen, Schlüsselstellungen aufzeigen, Meinungsführer und Cliquen herausfiltern, die Arbeitsweise des Einzelnen und die Beziehungen untereinander offenlegen. Das ist Realität im Betrieb geworden, weil nun eine vielfältige Software dazu serienreif geworden ist und schon angeboten wird.

Mit der neuesten Analysesoftware können Arbeitgeber die kompletten innerbetrieblichen Kommunikationsbeziehungen auswerten, die gläserne Belegschaft ist Realität geworden. Nach mehreren Datenschutzskandalen in jüngerer Vergangenheit ist der Arbeitnehmerdatenschutz wieder in den Fokus gerückt.

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Doch die betriebliche Interessenvertretung kann und muss der Auswertung der riesigen Datenberge in den Unternehmen auch in Zeiten von Social Media und Big Data einen Riegel vorschieben. Für die praktische Betriebs- oder Personalratsarbeit kann die folgende Checkliste eine große Hilfe sein und auch eine Möglichkeit bieten, sich in das komplizierte Thema einzuarbeiten.

Es handelt sich bei den neuen Überwachungsmöglichkeiten nicht – wie Arbeitgeber oft beschwichtigend meinen -, um harmlose Suchtools, die lediglich das Auffinden von Dateien und Dokumenten erleichtern. Es sind hoch leistungsfähige Programme entstanden, die genaueste Auswertungen ermöglichen.

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WikiLeaks: Obamas Wahlkampf war vorsätzliche Täuschung

WikiLeaks-Enthüllung räumt letzte Zweifel aus

von Ernst Wolff - Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“

Das Politik-Magazin NEW REPUBLIC hat am 14. Oktober eine von WikiLeaks enthüllte  Email veröffentlicht, deren Inhalt auch den letzten Zweifel daran beseitigt, um was für eine Farce es sich bei US-amerikanischen Wahlen handelt und wer das Land in Wahrheit regiert.

Die Email wurde am 6. Oktober 2008 - also ca. einen Monat vor der Wahl am 04. November 2008 - von Michael B. Froman verfasst. Froman, zurzeit US-Handelsbeauftragter und Verhandlungsführer der USA bei der Vorbereitung des Transatlantischen Handelsabkommens TTIP, arbeitete damals in leitender Funktion für Citigroup, eines der größten und einflussreichsten Bankenkonsortien an der Wall Street.

Die Email war an John David Podesta gerichtet, von 1998 bis 2001 unter Bill Clinton Stabschef des Weißen Hauses und im Oktober 2008 als Leiter des „Transition Teams“ („Übergangsteams“) zuständig für die Vorbereitung von Barack Obamas Amtsübernahme im Januar 2009 und die damit zusammenhängende Personalauswahl.

► Unter dem Betreff „Listen“ enthält Fromans Email folgenden Wortlaut:

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#Erbschaftsteuerreform: Armut und Reichtum per Gesetz

Die unsozialen Folgen der jüngsten Erbschaftsteuerreform

von Prof. Dr. Christoph Butterwegge / NDS

Am 17. Dezember 2014 hatte der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts das Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuergesetz in der bislang gültigen Fassung wegen einer „Überprivilegierung“ der Firmenerben für grundgesetzwidrig erklärt und dem Gesetzgeber eine Frist bis zum 30. Juni 2016 eingeräumt, um eine verfassungskonforme Neuregelung zu treffen. Erst nach anderthalb Jahren und zahlreichen Verhandlungsrunden konnten sich CDU, CSU und SPD auf einen Gesetzentwurf verständigen, der zwar am 24. Juni 2016 den Bundestag passierte, aber vom Bundesrat am 8. Juli 2016 abgelehnt und an den Vermittlungsausschuss zur „grundlegenden Überarbeitung“ überwiesen wurde.

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Nachdem die großkoalitionäre Bundestagsmehrheit am 29. September 2016 auch den dort zwischen CDU, CSU, SPD und Landesregierungsgrünen, aber gegen die Stimmen der von LINKEN mitregierten Bundesländer Brandenburg und Thüringen sowie der Bundestagsgrünen beschlossenen „Kompromissvorschlag“ durchgewunken hat, entscheidet morgen [Freitag, 14. Oktober] der Bundesrat, in dem die von Bündnis 90/Die Grünen mitregierten Länder das Zünglein an der Waage bilden, abschließend über das Gesetz zur Anpassung des Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuergesetzes an die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts.

► Die erfolgreiche Einflussnahme der Wirtschaftslobbyisten auf die Legislative

Wer sehr reich ist, ist meistenteils auch politisch einflussreich. Mit einem durchschlagenden Erfolg des exzessiven Lobbyismus lieferte die jüngste Reform der Erbschaftsteuer dafür ein besonders drastisches Lehrbeispiel. Jan Hildebrand und Donata Riedel sprachen im Handelsblatt (v. 8./.9./10.7.2016) von einer „harte(n) Lobbyschlacht“, die durch das Missverständnis der Unternehmer ausgelöst worden sei, aufgrund des oben genannten Bundesverfassungsgerichtsurteils müsse sich an der weitgehenden Steuerbefreiung von Firmenerben kaum etwas ändern. Dabei fungierte die CSU als parlamentarischer Arm der Hardliner im Unternehmerlager, obwohl es in der Landesverfassung des Freistaates Bayern unmissverständlich heißt: „Die Erbschaftsteuer dient auch dem Zwecke, die Ansammlung von Riesenvermögen in den Händen einzelner zu verhindern.

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"Armut in einem reichen Land" von Prof. Dr. Christoph Butterwegge

Wie das Problem verharmlost und verdrängt wird

christoph_butterwegge_armut_in_einem_reichen_land_reichtum_problem_verharmlost_verdraengt_verarmung_hartz_iv_kritisches_netzwerk_grundsicherung_armutsbekaempfung.jpgAutor: Prof. Dr. Christoph Butterwegge

Verlag: Campus Verlag, Frankfurt/M. - ISBN:  978-3-59339-605-7; EUR 24,90 - Vierte, um die Darstellung der gesetzlichen Neuregelung von Hartz IV erweiterte und aktualisierte Auflage.

► Produktbeschreibung:

Die Folgen der Finanzkrise, Angst vor gesellschaftlichem Abstieg, soziale Ungleichheit: Diese Fragen treiben viele Menschen um, und doch, so konstatiert Christoph Butterwegge, wird Armut in Deutschland immer noch nicht konsequent bekämpft, sondern verharmlost und "ideologisch entsorgt". In der dritten, aktualisierten Auflage seines Standardwerks geht er auf die Neuregelung von Hartz IV sowie auf deren Folgen ein. Schließlich zeigt Butterwegge, was getan werden muss, damit sich die Kluft zwischen Arm und Reich wieder schließt.

In Deutschland geht das Gespenst der Armut um. Nicht länger tabuisiert, ist es inzwischen zum viel diskutierten Topthema geworden: Hartz IV, die Angst der Menschen vor sozialem Abstieg, die Folgen der Weltfinanzkrise. Dennoch wird Armut immer noch nicht konsequent bekämpft, sondern geleugnet, verharmlost und "ideologisch entsorgt". Wie dies in Politik, Medien und auch der Wissenschaft geschieht, zeigt Christoph Butterwegge an zahlreichen Beispielen.

In der zweiten, aktualisierten Auflage seines Buchs geht er unter anderem auf den Regierungswechsel im Jahr 2009 ein sowie auf die neuen Hartz IV-Bestimmungen. Er verdeutlicht, warum Äußerungen wie die von Guido Westerwelle über Hartz IV-Bezieher oder von Thilo Sarrazin über Arme und Migranten die Gesellschaft weiter spalten. Schließlich zeigt er, was getan werden muss, damit sich die Kluft zwischen Arm und Reich wieder schließt.

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Göring-Röttgen: Schwarz-Grüne Koalition in Aleppo

Wer Assad stürzen will, der will das Massaker

Ulrich Gellermann, Berlin

Ob sie gut gefrühstückt hatten? Saßen sie warm und trocken? Der ewige Messdiener Norbert Röttgen (CDU) und die frömmelnde Grüne Katrin Göring-Eckardt. Als sie unisono die Russen als Kriegsverbrecher bezichtigten, weil die in Syrien an der Seite der Regierung Assad gegen die fanatischen Truppen unter den schwarzen Fahnen des Dschihad kämpfen. Wissen sie wer sie sind, die Enkel der deutschen Kriegsverbrecher? Die Erben des Russlandfeldzuges zur Vernichtung der Völker der Sowjetunion. Und mehr noch: Wissen sie, auf wessen Seite sie kämpfen? An der Seite der USA, deren aktuelle Blutspur von Afghanistan über den Irak und Libyen eben bis nach Syrien reicht.

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Nicht einmal in all den Kriegsjahren mochten die beiden auch nur ein Kriegsverbrechen der USA entdecken. Doch jetzt schäumen sie, wüten, werfen mit den Verbrechen nur so um sich. Verschärfen schwätzend einen Krieg, dessen Ursache sie nicht kennen wollen und doch kennen könnten: den ungestillten Hunger der imperialen USA nach einem weiteren ausländischen Militärstützpunkt, denn die bisherigen 761 existierenden reichen dem Imperium noch nicht. Nach einer weiteren Beherrschung von Rohstoff-Quellen, denn mit mehr als der Hälfte der Reichtümer unserer Welt ist die Gier der USA nicht gestillt. Mehr, mehr, mehr schreit die Wall Street, mehr, mehr, klingt das Echo aus Washington. Und in den Chor mischen sich die Stimmen der Röttgens und der Eckardts, wie die Töne von Aufzieh-Puppen.

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Arbeitsverweigerung: Hillary Clinton und das Versagen der Medien

von Jens Berger / NDS

Echter Qualitätsjournalismus sollte Distanz halten und sich nicht gemein machen mit einer Sache; auch nicht mit einer guten. So formulierte es einst der Tagesthemen-Moderator Hanns Joachim Friedrichs. Gemessen an diesem Standard sind die Stars des US-Journalismus die schwarzen Schafe in einer Branche, in der man offenbar die weißen Schafe mit der Lupe suchen muss. Die Medienkonzerne finanzieren Hillary Clinton, Clinton bedient ausgesuchte Journalisten mit „Informationen“ aus erster Hand und gemeinsam arbeitet man an einer Strategie, das Weiße Haus zu erobern. So nah waren sich Politik und Medien in einem als demokratisch geltenden Staat noch nie.

Die New York Times (NYT) macht heute mit einer Geschichte auf, in der man lustvoll darüber berichtet, dass es bei den Republikanern immer mehr Spitzenpolitiker gibt, die Trump den Rücken kehren. Gleich daneben berichtet das „Editorial Board“ von der „verschrobenen“ Welt des Donald Trump. Bei der Washington Post (WaPo) heuchelt man in der Spitzenstory des Tages immer noch darüber, wie böse Donald Trumps „frauenfeindliche“ Sprüche sind und auch auf allen anderen großen Zeitungs- und Medienseiten findet man nahezu ausschließlich negative Berichte und Kommentare über den Kandidaten Trump. ??

► Ist in den USA sonst nichts passiert?

Gab es nicht erst vor wenigen Tagen einen echten Scoop, bei dem den Medien von Hackern Tausende interne Mails von Hillary Clintons Wahlkampfchef zugespielt wurden? Darüber berichten natürlich auch die Massenmedien. Die New York Times macht sich beispielsweise Gedanken darüber, ob die Leaks aus den Reihen der Trump-Kampagne stammen und echauffiert sich darüber, dass offenbar russische Hacker hinter dem Datenraub stehen. Während man bei MSNBC nichts besseres zu tun hat, als schnell einen „Experten“ aus dem Hut zu zaubern, der bar jeder Indizien behauptet, die Mails von Wikileaks seien Fälschungen. Nun gut, so lange man „den Russenals universellen Bösewicht heranziehen kann, muss man sich ja nicht mehr mit Inhalten beschäftigen.

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Chemnitz: Jagd auf Terrorverdächtigen

. . . mündet in gigantische Polizeistaatsübung

von Marianne Arens / wsws.org

Die Fahndung nach einem mutmaßlichen syrischen Bombenbauer mündete am Wochenende in eine umfassende Polizeistaatsübung. Im Morgengrauen des 8. Oktober umstellten schwer bewaffnete Einheiten der sächsischen Spezialeinsatzkräfte (SEK) einen Wohnblock in der Chemnitzer Fritz-Heckert-Siedlung. Ihr Auftrag: der Zugriff auf einen mutmaßlichen Terrorverdächtigen, den 22-jährigen Dschaber al-Bakr aus Syrien, den die Geheimdienste seit Wochen observiert hatten.

Kurz nach sieben Uhr verließ ein junger Mann das Haus. Polizisten riefen ihn an und gaben einen Warnschuss ab, ließen ihn aber entkommen, obwohl es sich höchst wahrscheinlich um den Gesuchten handelte.

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Darauf riegelte die Polizei das ganze Viertel ab. Aberhunderte Beamte von Polizei, SEK, Bundespolizei, Landeskriminalamt und weiteren Behörden beteiligten sich an einer bundesweiten Großfahndung. In der City von Chemnitz, aber auch in Dresden zogen bis an die Zähne bewaffnete Polizeikolonnen auf. Der Hauptbahnhof Chemnitz wurde stundenlang ganz gesperrt. An mehreren Flughäfen, darunter Schönefeld und Tegel in Berlin, wurden massive Sicherheitsmaßnahmen hochgefahren. Im ganzen Bundesgebiet und auch europaweit lief die Fahndung nach al-Bakr.

In Chemnitz bereiteten die Polizisten derweil den Sturm der observierten Wohnung vor. Sie weckten alle Hausbewohner und evakuierten mehrere Dutzend Menschen mit bereitgestellten Bussen. Dann sprengten sie die Wohnungstür auf. In der Wohnung fand sich, wie die Polizei berichtete, ein halbes Kilo des hochexplosiven Sprengstoffs TATP, daneben ein weiteres Kilo anderer Chemikalien, sowie Teile einer Rohrbombe.

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Der schmutzige Krieg gegen Syrien (The Dirty War on Syria)

Buchbesprechung von Dr. Ludwig Watzal, Bonn

Regierungspropaganda und die Desinformation von Nichtregierungsorganisationen haben die Medienberichterstattung über den Syrienkonflikt von Beginn an stark beeinflusst. „Der schmutzige Krieg gegen Syrien“ wurde von einer Fülle von Desinformation begleitet, wie sie die Welt bisher noch nie gesehen hat. Diese Faktoren haben Tim Anderson motiviert, dieses Buch zu schreiben.

Von Beginn des inszenierten Aufstandes in der Stadt Daraa durch Agenten der USA und befreundeter Geheimdienste haben die internationalen Nachrichtenagenturen und fast alle führenden westlichen Medien dem syrischen Präsidenten Bashar al-Assad die alleine schuld an diesem Konflikt zugewiesen.

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Tim Anderson, australischer Politikwissenschaftler hat mit seiner Untersuchung den Schleier der Propaganda über den Krieg in Syrien gelüftet. Hervor kamen die USA, ihre westlichen Alliierten, deren despotische arabische Freunde, Israel und die Türkei, die sich Terrororganisationen wie den  „Islamischen Staat“, al-Kaida“ oder die „al-Nusra-Front“ als nützliche Idioten halten, um einen weiteren Umsturz eines säkularen Regimes im Nahen Osten zu bewerkstelligen. Mit dem Schutz der Menschenrechte hatte diese zynische Politik des Westens nie etwas zu tun. Hätte nicht Präsident Vladimir Putin in diesen Konflikt eingegriffen, und zwar auf Einladung von al-Assad, wäre der Umsturzplan des Westens vermutlich schon längst aufgegangen.

Der Autor bietet nicht nur der Leserschaft, sondern insbesondere den Medienschaffenden einen alternativen Narrative an, da letztere nur die US-amerikanische Propaganda nachgeplappert und somit die westliche Öffentlichkeit manipuliert haben. Seine Untersuchung beruht auf Tatsachen und nicht wie die des Westens auf Fiktionen. Meldungen einer obskuren „Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ in London werden von westlichen Journalisten ungeprüft übernommen und als Tatsachen verkauft. Dieser Ein-Mann-Betrieb ist ähnlich fragwürdig wie die damalige „Lybische Liga für Menschrechte“ in Genf.

Beide „Beobachtungsstellen“ erschienen auf der Bildfläche, als der Westen seine Aggressionskriege gegen Libyen und Syrien startete. Erinnert sei an die angeblichen Gräueltaten von Saddam Hussein in Kuwait, als angeblich Neugeborene aus den Brutkästen herausgenommen worden seien. Oder das die Soldaten von Gaddafi angeblich Frauen vergewaltigt haben sollen. Diese Schauermärchen entpuppten sich als eine von den USA inszenierte Propagandashow, um ihre anschließend begangenen kolossalen Kriegsverbrechen in einem „positiven“ Licht erscheinen zu lassen.

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"Der schmutzige Krieg gegen Syrien" von Tim Anderson

Washington, Regime Change und Widerstand.

Autor: Tim Anderson, Verlag: Liepsen-Verlag Marburg. ISBN  978-3-9812703-9-6

Erschienen am 22.6.2016. Kostet 15.00 Euro. In der deutschen Übersetzung von Jochen Mitschka und Hermann Ploppa. Marburg 2016.

Die Öffentlichkeit ist entsetzt über den Krieg in Syrien, der von beispielloser Brutalität geprägt ist. Die Lage scheint unkontrollierbar geworden zu sein. Kritische Beobachter wie Jürgen Todenhöfer gehen davon aus, dass die Unfähigkeit der USA, die politische Lage im Nahen und Mittleren Osten richtig einzuschätzen, mit verantwortlich sei für die ungeheure humanitäre Katastrophe und die immensen Flüchtlingsbewegungen.

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Dieser Auffassung widerspricht der australische Soziologe Tim Anderson energisch. Seine These: das angerichtete Chaos ist das logische Ergebnis der geostrategischen Konzeption eines ‚Neuen Mittleren Ostens‘ durch die USA. Während die USA in diesem Konflikt als Akteur nur am Rande in Erscheinung treten, haben sie durch Stellvertreterarmeen vor Ort systematisch und absichtsvoll die gewachsenen Strukturen des Nationalstaats Syrien zerschlagen. Das Ziel ist ein Regime Change oder sogar die Erschaffung ganz neuer Mini-Staaten vor Ort. Die Methode ist keineswegs neu: im Falle Nicaraguas in den 1980er Jahren wurden die USA sogar vom Internationalen Gerichtshof für diese Vorgehensweise verurteilt.

Tim Anderson stützt seine Thesen vornehmlich auf anerkannte westliche Quellen: Zeitungsberichte, Memoranden von Think-Tanks, oder auch auf wissenschaftliche Expertisen. Anderson beleuchtet logische Widersprüche und Zugeständnisse in diesen Quellen. Es entsteht ein logisches Handlungsmuster:

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Auf einem Auge blind: Wenn ein SPD-Vors. Wirtschaftspolitik macht

Stand und Auswirkungen der Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel

von Annette Brückner (Abbe) / CIVES Redaktionsbüro

REWE und die anderen Kläger wollen ihren Widerstand gegen die Ministererlaubnis aufgeben. Damit wäre der Weg frei für die Übernahme der 450 Läden von Kaiser’s Tengelmann durch EDEKA. Angeblich werden dadurch die Arbeitsplätze bei KT „weitgehend“ erhalten. Doch das könnte zum Pyrrhussieg werden zu Lasten von Verbrauchern, Produzenten und Anbietern. Ein teuer und auf Kosten aller erkaufter, kurzfristiger Imagegewinn für den SPD-Vorsitzenden.

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Es mag zaghafte Zuversicht aufgekommen sein bei den Beschäftigten von Kaiser‘s Tengelmann, als sie hörten, dass die Zerschlagung des Unternehmens doch noch nicht beschlossene Sache sei: Die Kläger gegen die Ministererlaubnis, nämlich der potentielle Übernehmer REWE, sowie die Handelsketten MARKANT und NORMA, sollen „unter bestimmten Bedingungen“ zugestimmt haben, ihre Klage gegen die Ministererlaubnis zurückzuziehen. Wesentlich mehr ist derzeit zum Stand oder Ergebnis der Verhandlungen nicht bekannt, außer dass man sich bis zum 17. Oktober auf Einzelheiten verständigen möchte.

Ob dabei tatsächlich ein Sieg für die Beschäftigten herauskommt, bleibt abzuwarten. Der SPD-Vorsitzende Gabriel, der sein Gewicht als Wirtschaftsminister in die Waagschale geworfen hatte, um sein Bild als SPD-Vorsitzender aufzupolieren und „für die Arbeitnehmer zu kämpfen“, wird die aktuelle Entwicklung als Sieg auslegen.

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Im Dienste Moskaus: Die Bush-Family

Die TAGESSCHAU auf der Spur des Verbrechens

von Ulrich Gellermann, Berlin

Die TAGESSCHAU, jene berühmte Maschine zur Verbreitung bedeutender Nachrichten aus Washington, hat wieder ein Meisterstück abgeliefert: Unter dem Titel „Hackt Russland die US-Wahl?“, noch zaghaft mit einem Fragezeichen versehen, gibt die TAGESSCHAU eine Meldung des „Ministerium für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten“ ziemlich ungeprüft weiter. Das auch „Heimatschutzministerium“ (Homeland Security) genannte Amt, die drittgrößte Behörde der USA (200.000 Mitarbeiter), hat zwar den repressiven Charakter der DDR-Staatssicherheit, aber nicht deren bürokratische Akkuratesse: Es gilt auch als Ministerium für die Verbreitung von aufblasbaren Fürzen zur Irritation der Öffentlichkeit.

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Der jüngste, brav von der TAGESSCHAU referierte Furz, stellt sich bei genauer Betrachtung als eine Aktion der Enthüllungsplattform Wikileaks heraus. Die hatte schon im August gehackte E-Mails von Mitgliedern und Mitarbeitern des Parteivorstandes der Demokraten veröffentlicht. Aus denen wurde klar, dass der Wahlkampf von Hillary Clinton gegen ihren parteiinternen Rivalen Bernie Sanders bevorzugt, also manipuliert worden war. Aus dieser uralten Nachricht macht das US-Ministerium zur Verbreitung gasförmiger Gerüchte jetzt eine nagelneue Botschaft: Der Russe war´s! Und die TAGESSCHAU referiert diesen altbackenen Unsinn: „Schon damals verdächtigen Experten und Regierungskreise russische Hacker mit Verbindungen zu Regierungsorganisationen.

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DGB-Ausbildungsreport 2016: erschreckendes Untersuchungsergebnis

. . . über die Situation junger Menschen in den Ausbildungsbetrieben

von Laurenz Nurk, Dortmund

dgb_studie_ausbildungsreport_2016_ausbildung_berufsausbildung_ausbildungsplaetze_kritisches_netzwerk_ausbildungsplatz_ausbildungsplaetze_leistungsdruck_arbeit_bildung.pngEnde September war es wieder soweit: Dann wurde für das Berufsausbildungsjahr 2016 Bilanz gezogen und mitgeteilt, wie viele junge Menschen eine Berufsausbildung begonnen haben und wie viele auf der Strecke geblieben sind.

Es schließt sich ein seit Jahrzehnten bekanntes Schauspiel an. Die Gewerkschaften drohen mit der Ausbildungsplatzabgabe und die Unternehmen machen Versprechungen, um das duale Ausbildungssystem, das seine Ineffektivität hinreichend unter Beweis gestellt hat, zu retten. Dieses System hat ihnen bisher immer billige Arbeitskräfte beschert, obwohl sich die Ausbildung in ihren eigenen Betrieben ständig verringert hat und der Staat mit Steuermitteln ihnen die Facharbeiter zunehmend ausgebildet hat.

Zum Beginn des Berufsausbildungsjahres 2016 hatte die DGB-Jugend den Ausbildungsreport 2016 herausgebracht. Die Untersuchung ergab ein erschreckendes Ergebnis über die derzeitige Situation hinter den Türen der Ausbildungsbetriebe.

Wie früher schon häufiger geschehen, trafen die Beteiligten mal wieder eine Vereinbarung. Gemeinsam hatten sich Gewerkschaften, Politik und Wirtschaft in der „Allianz für Aus- und Weiterbildung“ zum Ziel gesetzt, der Schieflage auf dem Ausbildungsmarkt entgegenzuwirken. Mit solchen unverbindlichen Zusagen sollte auch für eine verbesserte Ausbildungsqualität gesorgt, die duale Ausbildung attraktiver werden und im besseren Licht stehen.

Außerdem wurden von der Wirtschaft für 2015 zusätzlich 20.000 Ausbildungsplätze zugesagt, wie so häufig wurde dieses Versprechen nicht eingehalten, es wurden gerade mal 7.300 Plätze zusätzlich geschaffen.

An der repräsentativen Befragung für den Ausbildungsreport 2016 haben sich 13.603 Auszubildende aus den 25 häufigsten Ausbildungsberufen beteiligt.

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Bundesgerichtshof lehnt Entschädigung für Kundus-Opfer ab

von Verena Nees / wsws.org

Sieben Jahre nach dem von der Bundeswehr organisierten Luftangriff im afghanischen Kundus, dem über hundert Zivilisten zum Opfer fielen, hat der Bundesgerichtshof (BGH) Schadenersatzansprüche für Hinterbliebene abgewiesen. Wie bereits die Vorinstanzen urteilte das Karlsruher Gericht am Donnerstag, dass die Opferfamilien keinen „unmittelbaren völkerrechtlichen Anspruch“ auf Schadensersatz hätten. Derartige Ansprüche könnten nur zwischen Staaten abgewickelt werden.

Zugleich entschied das BGH, dass die Kläger auch keinen Schadensersatzanspruch nach nationalem Recht hätten. Das deutsche Amtshaftungsrecht sei grundsätzlich auf „militärische Handlungen der Bundeswehr im Rahmen von Auslandseinsätzen nicht anwendbar“, erklärten die Richter des III. Zivilsenats des BGH.

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Schließlich sprachen sie auch den verantwortlichen Kommandeurs des blutigen Massakers an Zivilisten, den Bundeswehroberst und heutigen Brigadegeneral Georg Klein, von jeder Amtspflichtverletzung frei. Seine militärische Entscheidung am 4. September 2009 sei nicht fehlerhaft und „völkerrechtlich zulässig“.

Dieses Urteil hat politisch weitreichende Bedeutung für die militärischen Planungen der Bundesregierung. Es stärkt die Position des Militärs in der Politik und senkt die Hemmschwelle für künftige Verbrechen in Kampfeinsätzen. [Pressemitteilung des BGH: Urteil vom 6. Oktober 2016 – III ZR 140/15 ]

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Italien ist der US-Stützpunkt für Afrika

von Manlio Dinucci / voltairenet.org

Dem Pentagon genügt es nicht, Kriege im Donbass, in Syrien und im Jemen zu organisieren. Gegenwärtig entsendet es Streitkräfte nach Afrika, um sich den Schwarzen Kontinent untertan zu machen.

Die Scheinwerfer der politischen Medien sind auf Syrien gerichtet, das im Zentrum einer kolossalen PSYOP [psychologische Kriegsführung] steht, die Angegriffene als Angreifer erscheinen lässt. Dadurch bleibt im Schatten verborgen, was sich in anderen Gebieten des Nahen Ostens und Afrikas ereignet.

Die Vereinigten Staaten, Saudi-Arabien, Katar, Kuwait und die "Vereinigten Arabischen Emirate" (VAE) – die seit fünf Jahren mit Hilfe von eingeschleusten terroristischen Kräften in Syrien Krieg führen und jetzt der syrischen Regierung Kriegsverbrechen vorwerfen, indem sie die morgen in Rom gezeigte Fotoausstellung „Caesar“ sponsern [1] – morden weiterhin Zivilpersonen im Jemen hin.

 Das  "United States Central Command" (CENTCOM; deutsch Zentralkommando der Vereinigten Staaten) beteiligt sich an dem Krieg mit offiziell dokumentierten „antiterroristischen“ Angriffen, die im Jemen mit Drohnen und Jagdbombern ausgeführt werden.

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Noch tiefer im Schatten bleiben in den Medien die Einsätze des US-Militärs in Afrika. Sie werden durch das "United States Africa Command" (AFRICOM; deutsch Afrikanisches Kommando der Vereinigten Staaten) vorgenommen, das in Italien zwei wichtige untergeordnete Kommandobehörden hat.

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Bußgeldverfahren gegen Hartz-IV-Bezieher

Bei der Bespitzelung von Hartz-IV-Beziehern erhalten

Jobcenter ähnliche Kompetenzen wie die Staatsanwaltschaft

von Laurenz Nurk

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat eine neue Weisung für die Bußgeldparagraphen 63 und 64 im Zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II) herausgegeben, die es in sich hat. Die neue Weisung regelt das Bußgeldverfahren gegen Hartz-IV-Bezieher.

Vorgegangen werden soll damit gegen Bezieher von SGB II-Leistungen ab dem 14. Lebensjahr, denen vorgeworfen wird, mangelhaft mitgewirkt zu haben. Dies geschieht alles unter dem Dach des Jobcenters. Einmal wird dort der Verdacht der mangelnden Mitwirkung bzw. des ordnungswidrigen Verhaltens festgestellt, dann werden dort weitere Ermittlungen durchgeführt und schließlich die Geldbuße festgesetzt.

Die für die Betroffenen zuständigen Sachbearbeiter sollen mit der neuen Weisung Verdachtsfälle besser erkennen können und an die hausinterne Bearbeitungsstelle für Ordnungswidrigkeiten (OWi) weiterleiten, die dann die monatlichen automatischen Datenabgleiche erstellt.

Die ermittelnden Sachbearbeiter besitzen weitgehend dieselben Rechte und Pflichten wie die Staatsanwaltschaft bei der Verfolgung von Straftaten. Die Weisung empfiehlt ihnen, sich nach den Vorschriften der Staatsanwaltschaft, z.B. der Strafprozessordnung, zu richten.

Selbst wenn sich der Verdacht nicht bestätigt und das Bußgeldverfahren eingestellt wird, ist nicht alles gut. Die Weisung sieht vor, dass der Betroffene, seine Auslagen, etwa die Rechtsanwaltskosten, selbst zu tragen hat. Nur auf Antrag kann das Jobcenter nach eigenem Gutdünken entscheiden, ob der Staat doch diese Kosten übernimmt.

Für die Bußgeldparagraphen 63 und 64 im SGB II hat die BA nun eine 75 Seiten umfassende sogenannte Fachliche Hinweise herausgegeben. (siehe PDF_Symbol.gif im Anhang)

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Krisenherd Naher und Mittlerer Osten: Die Kraftprobe

von Thierry Meyssan / voltairenet.org

Für Thierry Meyssan kann der syrische Konflikt jederzeit zum Weltkrieg degenerieren. Die Vereinigten Staaten sind nicht mehr in der Lage, ihre Zusagen einzuhalten, wie beim Abkommen des  Eid al-Adha [islamisches Opferfest] zu sehen war, aber wollen deswegen nicht ihr Ziel aufgeben (die Entwicklung Chinas und Russlands zu verhindern, um eine unipolare Weltordnung zu wahren). Moskau und Peking ihrerseits sehen sich von jetzt an in einer Position der Stärke. Wir nähern uns dem entscheidenden Moment des Umsturzes der Weltordnung oder des Atomkriegs.

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Moskau hat nie an die Aufrichtigkeit Washingtons geglaubt. Trotzdem hat es seit dem Juni 2012 ohne Ende Abkommen aneinandergereiht, die nie gehalten wurden. Es betrachtet die Vereinigten Staaten nicht als Herrn der Welt, sondern als ein Imperium im Niedergang. Im Bewusstsein der enormen militärischen Kräfte des Pentagon, vor allem der nuklearen, will es Washington freundlich zum Friedhof geleiten und verhindern, dass es aufmuckt und einen Weltkrieg auslöst.

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Michael Csaszkóczy: "Der Verfassungsschutz ist Teil des Problems"

Ein Interview mit Michael Csaszkóczy, der seit über 25 Jahren vom Geheimdienst bespitzelt wird

Michael Csaszkóczy (* 1970 in Heidelberg) ist Realschullehrer und Antifa-Aktivist. Bekannt wurde er durch die am Ende erfolglosen Versuche der Bundesländer Baden-Württemberg und Hessen, ihm wegen "Zweifel an seiner Verfassungstreue" die Anstellung als Lehrer zu verweigern. (GWR-Red.)

ueberwachung_bnd_bundesnachrichtendienst_spitzel_geheimdienst_verfassungsschutz_bespitzelung_datenschutz_inlandsgeheimdienst_kritisches_netzwerk_schnueffelstaat_spionage.pngGraswurzelrevolution: Michael, seit dem 17. Juni 2016 hast du es schriftlich: Der "Verfassungsschutz" (VS) darf dich ganz offiziell überwachen, wie er das schon seit über 25 Jahren tut. Mit welcher Begründung hat ihm das Verwaltungsgericht Karlsruhe diesen Freibrief ausgestellt?

Michael Csaszkóczy: Im Wesentlichen erklärt das Gericht, dass der Inlandsgeheimdienst zur Erfüllung seiner Aufgaben jedem Verdacht nachgehen dürfe. Um die Beantwortung der Frage, ob ich selbst denn nun ein Verfassungsfeind sei, wie der ‚Verfassungsschutz' das ja auch nach den einschlägigen Urteilen behauptet, hat sich das Gericht damit herumgemogelt.

Ein Verdacht bestehe allein schon deshalb, weil ich mich ‚in den falschen Kreisen bewege', präziser: in der Roten Hilfe, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der AntifaschistInnen (VVN/BdA) und der Antifaschistischen Initiative Heidelberg organisiert bin.

GWR: Im Jahr 2010 hast du dich erstmals an Datenschutzbehörden und Gerichte gewandt, um zu verlangen, dass der Inlandsgeheimdienst endlich aufhört, dich zu bespitzeln. Ein riesiger Aufwand für dich und deine MitstreiterInnen, zumal sich das Verfahren über fast sechs Jahre hinschleppte, bis es schließlich mit einer klaren juristischen Niederlage für dich endete. Bist du enttäuscht? Überrascht?

Michael Csaszkóczy: Ach na ja, enttäuscht: Ich hatte wenig vom Gericht oder gar vom Geheimdienst erwartet. Enttäuscht bin ich allenfalls davon, dass wir es nicht geschafft haben, das Verfahren besser zur Skandalisierung der Geheimdienstpraktiken zu nutzen. Aber das ist eine generelle politische Enttäuschung: Die Machenschaften des Verfassungsschutzes - insbesondere im Zusammenhang mit dem NSU - sind ja mittlerweile kein Geheimnis mehr und flimmern zur Prime-Time fast allabendlich über die Bildschirme. Trotzdem rührt sich politisch nahezu nichts. Ohne Gegenwehr wurden die Machtbefugnisse der Schlapphüte sogar ausgeweitet und ihr Etat erheblich aufgestockt.

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Offene Ganztagsschule: Die bildungspolitische Fehlkonstruktion

Kinder, Eltern und pädagogische Fachkräfte werden im Regen stehen gelassen

von Laurenz Nurk, Dortmund

Konzipiert hatte man Anfang dieses Jahrhunderts die Offene Ganztagsschule (OGS) als Übergangslösung zum gebundenen Ganztag (Schulpflicht am Nachmittag), aber 13 Jahre danach gilt die Übergangslösung immer noch. Es gibt immer noch keine landesweiten Regeln oder Standards zu Kosten, Betreuungsstandards, Qualifikation des Betreuungspersonals. Alles  ist von der Kommune und deren finanziellem Zuschuss oder dem jeweiligen Träger der OGS abhängig. Die Stadt schließt mit den freien Trägern Leistungsvereinbarungen, die in der Regel nur den Umfang der Betreuung festschreibt, den Trägern aber das programmatische und personale Planen komplett überlässt.

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Einen Rechtsanspruch auf einen Platz ihrer Kinder in der Tagesbetreuung, wie in den Vorschuleinrichtungen, haben die Eltern in der Grundschule nicht. Die Versorgung mit Ganztagsplätzen ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich, genauso unterschiedlich sind auch die Rahmenbedingungen für die Arbeit der pädagogischen Fachkräfte.

In den letzten 10 Jahren sind in NRW über 200 000 Plätze im OGS-Bereich entstanden. Gab es 2005 noch 12 000, sind es in diesem Jahr 265 000 Plätze. Finanziert wird ein Platz für ein Kind mit 700,00 Euro vom Land NRW und 410,00 Euro von der Kommune, die auch noch zusätzlich einen Betrag bis zu 150,00 Euro erheben kann. Bundesmittel gibt es mittlerweile gar keine mehr.

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New York Times brandmarkt Russland als „Unrechtsstaat“

von Bill Van Auken / wsws.org

Am Donnerstag veröffentlichte die New York Times einen Leitartikel, in dem sie Russland als einen „Unrechtsstaat“ brandmarkte. Gleichzeitig wächst die Gefahr, dass die USA eine weitere militärische Eskalation in Syrien vorbereiten.

Die verschärfte Rhetorik, die im Bezug auf Russland immer hysterischer wird, ist eine Reaktion auf das unübersehbare Debakel des US-Imperialismus, der seit fünf Jahren einen Stellvertreterkrieg für einen Regimewechsel in Syrien führt. Mithilfe der Rückendeckung russischer Luftstreitkräfte stehen die syrischen Regierungstruppen offenbar kurz davor, den ganzen Ostteil Aleppos einzunehmen. Das wäre die letzte größere Bastion der „Rebellen“, die von den USA unterstützt werden und im Wesentlichen aus islamistischen, mit al-Qaida verbündeten Milizen bestehen.

Außenminister John Kerry stellte seinem russischen Amtskollegen Sergei Lawrow am Mittwoch ein Ultimatum: Entweder Russland stelle die Aktivitäten seiner Luftwaffe und die der syrischen Kampfflugzeuge ein, oder Washington werde alle Syrien-Gespräche mit Moskau abbrechen.

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Die Bedeutung dieser Drohung wurde vom Sprecher des Außenministeriums, John Kirby, noch einmal in einer Pressekonferenz betont. Er erklärte, wenn Russland sich nicht den Forderungen der USA beuge, „dann werden Extremisten und extremistische Gruppen… ihre Operationen ausweiten, die sich sicher auch gegen russische Interessen, vielleicht sogar gegen russische Städte richten werden. Die russischen Truppen werden weitere Opfer beklagen und materielle Verluste erleiden, und vielleicht auch weitere Flugzeuge verlieren.

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Das Drei-Säulen-Modell der Altersvorsorge

Zwei von drei Säulen wackeln schon

von Laurenz Nurk, Dortmund

Zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde das alte Ziel der Rentenversicherung, der Sicherung des Lebensstandards nach einem langen Erwerbsleben, verlassen und die Beitragsstabilität, sprich Senkung der „Lohnnebenkosten“ in den Vordergrund gestellt. Die Beiträge sollen bis zum Jahr 2030 nicht über 22 Prozent steigen und bis zu diesem Zeitpunkt das Rentenniveau um 20 Prozent sinken. Für die Beschäftigten heißt das, dass die gesetzliche Rente an Wert verlieren wird und sie privat und betrieblich vorsorgen sollen.

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Das neue System wird das „Drei-Säulen-Modell“ genannt. Die Gesetzliche Rentenversicherung als erste Säule der Altersversorgung beruht auf dem Umlageverfahren, das heißt, die Erwerbstätigen zahlen mit ihren Beiträgen die laufenden Renten. Dagegen basieren die betriebliche Altersversorgung und die private Altersvorsorge auf dem Kapitaldeckungsverfahren. Die Beiträge der Versicherten werden dabei auf einem persönlichen Beitragskonto zuzüglich Zinsen und Zinseszinsen, sowie der von den Versicherungsunternehmen erwirtschafteten Überschüsse angesammelt. Hieraus werden dann die Versicherungsleistungen entweder in einer einzigen Summe oder als monatliche private Rente ausgezahlt. Der Staat unterstützt die betriebliche und private Altersvorsorge mit Zuschüssen.

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Was steckt hinter dem Drama um die Deutsche Bank?

von Ernst Wolff - Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“

Die Ereignisse um die Deutsche Bank sind nicht nur ein Lehrstück in Sachen Korruption, Manipulation und politischer Erpressung. Sie enthüllen auch die gewaltigen Gefahren, die derzeit hinter den Vorgängen an den Finanzmärkten lauern.

Der Kurssturz der Deutsche-Bank-Aktie in den vergangenen zwei Wochen ging auf die Ankündigung des US-Justizministeriums zurück, das Geldhaus wegen illegaler Hypothekengeschäfte mit einer Rekordstrafe in Höhe von $14 Mrd. zu belegen.

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Bei dieser unverhüllten Drohung dürfte es sich um eine Antwort der USA auf die Ende August von der EU-Kommission wegen Steuerbetrugs gegen den US-Großkonzern Apple verhängte Strafe in Höhe von 13 Mrd. Euro handeln. Außerdem war der Schachzug eine kühle Machtdemonstration Washingtons gegenüber Berlin und ein Versuch, Öl ins Feuer der zerstrittenen EU zu gießen.

Die gegen Apple und die Deutsche Bank verhängten Strafen zeigen, dass sich zurzeit hinter den Kulissen ein erbitterter Kampf abspielt: Die Kontrahenten USA und EU kämpfen beide auf eigenem Boden mit unlösbaren Problemen und versuchen daher mit allen Mitteln, dem jeweils anderen größtmöglichen Schaden zuzufügen – um sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen und um von den eigenen Problemen abzulenken.

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Dresden: Einheitsfeier unter Polizeistaatsbedingungen

von Marianne Arens und Ulrich Rippert / wsws.org

An diesem Wochenende beginnen die alljährlichen Feierlichkeiten zum Jahrestag der Deutschen Einheit. Die zentrale Festveranstaltung soll in Dresden stattfinden. Am Montag wird Bundespräsident Joachim Gauck im "Internationalen Congress Center Dresden" (ICD) der sächsischen Landeshauptstadt erwartet.

Nachdem Anfang der Woche zwei Sprengsätze explodierten – einer am Eingang zur Fatih Camii Moschee im Stadtteil Cotta, ein anderer am Kongresszentrum unweit des Landtags, auf einer Terrasse an der Elbe – herrscht in Dresden Ausnahmezustand. Die Stadt gleicht einer Polizei-Festung.

2.600 Polizisten wurden zusammengezogen, darunter ein Spezialkommando der sächsischen Polizei und die Eliteeinheit GSG9. 3.800 Meter Gitter-Absperrungen sind aufgebaut, 50 Fahrzeugsperren errichtet, dazu wurden 1400 große Betonblocks angeliefert und blockieren Zufahrtswege zu den Schauplätzen der Feiern. Seit zwei Tagen finden nachts in der Innenstadt verdachtsunabhängige Personenkontrollen statt. Alle staatlichen Institutionen und muslimischen Einrichtungen stehen unter verstärktem Polizeischutz. Rund um den Einheitstag sollen auch Flugverbotszonen eingerichtet werden, die sogar für Drohnen gelten; zeitweise wird die Elbe für den Schiffsverkehr gesperrt.

Die beiden Bombenanschläge vom Montag werden für eine beispiellose Polizeistaatsinszenierung genutzt. Wer hinter den Anschlägen steht, ist bisher ungeklärt. An beiden Tatorten wurden Reste selbstgebastelter Sprengsätze gefunden. Verletzt wurde niemand.

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