Griechenland: "Wir leben zusammen, wir kämpfen zusammen"
Interview mit zwei Aktivistinnen des besetzten Hotels City Plaza in Athen
Das City Plaza ist ein Hotel im Herzen von Athen. Es war ein Symbol der griechischen Krise, jahrelang war es geschlossen. Heute ist es wieder geöffnet und voll belegt - und zwar mit über 400 Geflüchteten und einigen AktivistInnen, die das City Plaza im April 2016 besetzt haben. So ist mitten in einem Viertel, in dem 20 Prozent die faschistische Partei "Goldene Morgenröte" wählen, ein selbstorganisierter Ort der Solidarität entstanden.
Graswurzelrevolution (GWR): Olga, kannst du uns von der Entscheidung berichten, das Hotel zu besetzen und wie die ersten Tage abliefen?
Olga: Bevor wir am 22. April das Gebäude besetzt haben, haben wir die Entscheidung, das praktische Vorgehen und mögliche Probleme für circa zwei Monate in verschiedenen Versammlungen diskutiert. Während dieser Zeit wollten wir das Gebäude nicht betreten, weil die Nachbarschaft uns hätte sehen und es möglicherweise der Polizei melden können. Darum sind wir kurz vor der Besetzung nur für wenige Minuten dorthin gegangen und haben die Schlösser ausgetauscht, aber niemand hat das Gebäude betreten.
Dann, am besagten Freitag, haben sich verschiedene Gruppen zu einem festen Zeitpunkt rund um das Gebäude versammelt. Eine Minute vor zehn setzten sich diese Gruppen, insgesamt waren es 100 Personen, in Bewegung. Wir öffneten die ausgetauschten Schlösser und betraten das Gebäude. In dem Gebäude war es sehr dreckig, es wurde seit sieben Jahren nicht als Hotel genutzt, es gab kein fließendes Wasser, was es sehr schwierig gemacht hat, das Gebäude zu reinigen.
Die Situation draußen war furchtbar. Als die Nachbarn bemerkten, dass wir das Gebäude besetzt haben, sind sie aus ihren Wohnungen gerannt und völlig ausgerastet. Es gab viele Versuche, uns anzugreifen und so haben wir eine Kette aus ca. 50 Personen gebildet, die den Zugang zum Gebäude schützen sollten. Eine Stunde nachdem wir das Gebäude betreten haben, war die Ankunft der ersten 120 Geflüchteten geplant.
Als die ersten ankamen, war es sehr schrecklich. Viele von ihnen hatten Angst, als sie sahen, wie wir attackiert wurden. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite warteten einige Personen, die zu uns kommen wollten, doch sich nicht über die Straße trauten. So haben wir eine Gasse gebildet, um diese Menschen zu beschützen und ins Gebäude bringen zu können. Die Nachbarn haben uns beleidigt, haben uns geschlagen. Sie sagten, sie werden die Polizei und die Faschisten rufen und dass wir verschwinden sollen.