Wir gründen eine Freie Schule: Geschichte einer Elterninitiative

von Björn Kunter

Seit einem Jahr gibt es uns. Die Freie Schule Wendland in Grabow oder auch "Freie Morgenrotschule Wendland", noch benannt nach ihrer Vorgängerschule. 67 SchülerInnen der Jahrgänge 1 bis 7, unterstützt von zehn LernbegleiterInnen und fast ebenso vielen IntegrationshelferInnen. Später wollen wir bis zur 10. Klasse und maximal 100 SchülerInnen wachsen. Dies ist meine Geschichte unserer Elterninitiative.

Als SchülerInnenvertreter in den 1980er Jahren träumte ich von Summerhill. Diese vom Reformpädagogen A.S. Neill gegründete Schule, in der die Kinder selber entscheiden durften, ob sie lernen und zum Unterricht kommen wollten, erschien mir in den täglichen Auseinandersetzungen in Klassen- und Schulkonferenzen wie eine unerreichbare Utopie.

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Wahrscheinlich hätte ich 25 Jahre später mein Kind daher ganz selbstverständlich in die lokale Grundschule eingeschult. Eher zufällig ging ich vor zweieinhalb Jahren zu einem Infotreffen der Elterninitiative für eine Freie Schule Wendland und war begeistert.

Inzwischen gibt es auch in Deutschland 92 Freie Alternative Schulen (FAS), in denen die Kinder selbstbestimmt lernen und frei von Klassenarbeiten und Notendruck aufwachsen können. Klar, dass ich das auch für meine Kinder wollte und in die Gründungsinitative einstieg.

Zum Glück wussten wir nicht, auf was wir uns eingelassen hatten. Anfangs schienen sich alle Probleme von selbst aufzulösen. Schulmöbel erhielten wir von anderen Schulen, ein Gebäude stand in Aussicht, die Schulbehörde schien aufgeschlossen und die Finanzierung, naja, dafür bekommen wir dann den Kredit.

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Wahlen ändern nichts. Scheingefechte zwischen Pest und Cholera

von Ernst Wolff - Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“

Ob es um das Amt des Präsidenten der USA, die Posten im Berliner Senat oder die Zusammensetzung der Gemeinderäte in der niedersächsischen Provinz geht – Wahlen haben heute alle eines gemeinsam: Sie ändern nichts.

Es handelt sich um reine Scheingefechte, bei denen die beteiligten Akteure sehr genau darauf achten, die wirklich brennenden Fragen zu umgehen und die Wählerschaft von den wahren Verursachern der derzeitigen Probleme abzulenken.

Die Mittel, mit denen die Wahlkandidaten arbeiten, sind nicht neu: Es werden Vorurteile bedient, Feindbilder aufgebaut und Ängste geschürt – eine sichere Methode, um die Wähler zu verunsichern und ihren Blick auf die drängendsten Probleme der Gegenwart zu vernebeln.

► Das größte Problem unserer Zeit

Das Hauptproblem unserer Zeit, das eigentlich im Mittelpunkt eines jeden Wahlkampfes stehen müsste, ist die rasante Zunahme der sozialen Ungleichheit. Nach Angaben der Hilfsorganisation OXFAM verfügten 2014 85 Einzelpersonen über ein Vermögen, das dem Besitz der ärmeren Hälfte der Menschheit entspricht. 2015 waren es nur noch 62 Personen.

So erschreckend die Zahlen sind, es handelt sich dabei nur um die Spitze eines Eisberges: In den USA leben inzwischen 60 Millionen Menschen von Essenmarken, Hunderttausende mussten Häuser und Wohnungen aufgeben und leben in Zeltstädten. Die Obdachlosigkeit unter sozial Schwachen nimmt zu, die Lebenserwartung ab. Gleichzeitig haben die Spitzenverdiener in den USA ihr Vermögen kontinuierlich vermehrt.

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Russland hackt zurück: Dopingunterlagen von US-Sportlern geleakt

von Jens Berger / NDS

ritalin_methylphenidate_doping_dopingkontrolle_dopingtest_steroide_opioide_kritisches_netzwerk_steroids_stimulans_stimulanzien_stimulant_upper_drug_dope_test_anti-doping.jpgDie vor wenigen Wochen ausgetragenen Olympischen Spiele von Rio könnten zu einem sportpolitischen Skandal erster Güte werden. Wir erinnern uns: Auf starken Druck westlicher Medien hin wurden große Teile des russischen Olympiateams bei den Spielen gesperrt. Systematisches Doping – so der keinesfalls von der Hand zu weisende Vorwurf. Dass nicht nur die Russen systematisch dopen, war eigentlich von vorn herein klar; jedoch gefielen sich vor allem die deutschen Journalisten offenbar in der Rolle des Anklägers und biederten sich zudem dabei nur all zu gerne an der antirussischen politischen Großwetterlage an. Hochmut, so sagt das Sprichwort, kommt vor dem Fall. Die russische Hackergruppe „Fancy Bear“ veröffentlichte heute die ersten Dokumente, die sie aus einem Hack der Welt-Anti-Dopingagentur WADA erbeutet haben will. Diese Dokumente belegen – so sie denn authentisch sind – systematisches Doping auch bei US-Sportlern. Und „Fancy Bear“ kündigt bereits an, dass viele weitere Dokumente folgen sollen.

Für das US-Publikum war Simone Biles wohl neben dem Schwimmer Michael Phelps der größte Star der Spiele von Rio. Nicht zu unrecht, schließlich konnte die afroamerikanische Turnerin in Rio vier goldene und eine bronzene Medaille gewinnen. Was für ein Erfolg. Dumm nur, dass mindestens drei der Dopingproben, die Biles in Rio abgab, positiv ausfielen. Die Proben enthielten, so die geleakten Dokumente, Methylphenidat, besser bekannt unter dem Handelsnamen Ritalin, ein Stoff, der als Stimulanz auf der Dopingliste steht.

Warum gab es keine große Meldung? Warum wurden der US-Turnerin die Medaillen nicht wieder abgenommen? Ganz einfach, Biles Betreuer deklarierten am 16. August – pikanterweise also zumindest laut den geleakten Dokumenten erst nach Auswertung der Dopingproben -, dass sie das Methylphenidat enthaltende Präparat namens Focalin XR eigenommen habe und dies medizinisch gerechtfertigt sei. Warum die Sportlerin ein Medikament einnehmen „muss“, das auf der Dopingliste (PDF) steht, ist freilich unbekannt.

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Vom 10. September 2001 bis heute: 15 Jahre Verbrechen

von Thierry Meyssan / voltairenet.org

Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten gedenken dem 15. Jahrestag des 11. September. Er ist für Thierry Meyssan eine Gelegenheit, eine Bilanz der Politik von Washington seit diesem Datum zu ziehen; eine besonders düstere Bilanz. Entweder - oder: entweder die Version der Attentate vom Weißen Haus ist authentisch, dann ist ihre Reaktion auf die Attentate besonders kontraproduktiv; oder sie ist falsch, und in diesem Fall haben sie es geschafft, den Nahen und mittleren Osten zu plündern.

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Vor 15 Jahren in den Vereinigten Staaten, am 11. September 2001, wurde "der Plan der Kontinuität der Regierung" um 10:00 morgens durch den nationalen Koordinator für Sicherheit, Infrastrukturschutz und Terrorismusbekämpfung, Richard Clarke, aktiviert. [1]. Ihm zufolge ging es darum, auf die Ausnahmesituation zu reagieren, die durch die beiden Flugzeuge, die in dem World Trade Center in New York eingeschlagen hatten und durch das dritte, das in dem Pentagon eingeschlagen hätte, entstanden war. Dieser Plan sollte aber nur im Falle der Zerstörung der demokratischen Institutionen, zum Beispiel im Fall eines nuklearen Angriffs, verwendet werden. Niemals war vorgesehen, ihn zu aktivieren, solange der Präsident, der Vizepräsident und die Präsidenten der beiden Kammern lebendig und in der Lage waren, ihre Aufgaben zu erfüllen.

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NATO auf Kurden-Jagd. Europäische Union jagt mit

von Ulrich Gellermann, Berlin

Wie Zwillinge traten sie in Ankara auf: Der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini. Der selbe Tag, die selbe Stadt: Sie hätten ihre jeweiligen Pressekonferenzen auch gemeinsam abhalten können. Stoltenberg sicherte der Türkei „die Solidarität des Bündnisses“ zu. Mogherini verstieg sich gar zur Unterstützung der Türkei bei „ihrem Engagement für Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit“.

In den Gefängnissen der Türkei sitzen, im Ergebnis von Massenverhaftungen, die Opfer türkischer Menschenrechte. Dutzende Zeitungen sind im Gefolge der türkischen Form von Demokratie verboten. Zehntausende Lehrer und Hochschullehrer wurden ohne Grund und Verfahren entlassen, sicher weil die Türkei ein Rechtsstaat ist, den die Europäische Union unterstützt.

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Ein synchroner Trick macht die Augenwischerei möglich: Im Mittelpunkt aller Kommentierung und medialer Verarbeitung türkischer Verhältnisse steht der misslungene Putsch. Dass lange vor dem Putsch alle Vorformen der Diktatur geprobt wurden, dass nach dem Putsch ein Erdoğan-Rachefeldzug auch die trifft, die mit dem Putsch nichts zu tun haben, ist aus der öffentlichen Wahrnehmung nahezu verschwunden.

Das soll eine Türkei reinwaschen, die in Syrien jeden Moment auf russisches Militär stoßen kann: Was ist, wenn türkische Panzer bei ihrer Jagd auf syrische Kurden auch nur versehentlich von russischen Raketen getroffen werden? Der Krieg zwischen der NATO und den russischen Streitkräften wäre nicht auszuschließen. Das ist der größte anzunehmende Unfall, der vor einem atomaren Konflikt denkbar wäre.

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Bundesregierung plant massive Aufrüstung der Geheimdienste

von Sven Heymanns / wsws.org

Die deutsche Bundesregierung plant eine massive Aufrüstung der Geheimdienste. Das Budget für das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) soll allein im kommenden Jahr um achtzehn Prozent steigen, der Bundesnachrichtendienst (BND) soll zwölf Prozent mehr Geld erhalten. Das berichtet der Rechercheverbund von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR.

Der Ausbau der deutschen Geheimdienste ist Bestandteil einer umfassenden inneren und äußeren Aufrüstung. Allein bei der Bundespolizei sollen nach Aussage von Innenminister Thomas de Maizière (CDU) von 2016 bis 2020 mehr als 7.000 neue Stellen entstehen. In seiner Rede zur Haushaltsdebatte im Bundestag am Dienstag verkündete Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) neben der Erhöhung des Verteidigungshaushalts auch „die Ausgaben für die innere Sicherheit bis 2020 deutlich zu erhöhen, um mehr als 2,2 Milliarden Euro gegenüber der bisherigen Finanzplanung“.

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Offiziell wird diese massive Aufrüstung mit Defiziten und Sicherheitslücken im Kampf gegen den Terrorismus begründet. Tatsächlich ist das Ziel dieser weitreichenden Maßnahmen die möglichst umfassende Überwachung der Bevölkerung und der Aufbau eines regelrechten Polizeistaats. Angesichts einer weit verbreiteten Opposition gegen den Kriegskurs aller Parteien, einer immer schärferen sozialen Ungleichheit und der anhaltenden Wirtschaftskrise bereitet sich die herrschende Klasse gezielt auf den Ausbruch offenen Klassenkampfs vor.

Aus geheimen Haushaltsunterlagen, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen, geht das Ausmaß der inneren Aufrüstung im Detail hervor. Das Bundesamt für Verfassungsschutz soll im kommenden Jahr 45 Millionen Euro mehr erhalten als bisher. Bei einem Budget von zukünftig 307 Millionen Euro jährlich entspräche dies einer Erhöhung von achtzehn Prozent binnen eines Jahres.

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G20 - Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer

von Thierry Meyssan / voltairenet.org

Die Staats- und Regierungschefs suchen nach Gelegenheiten, um sich für bilaterale und sogar multilaterale Diskussionen zu treffen. Sie frönen daher der Versammlungen, eine Krankheit, die aus nutzlosen Gipfeltreffen besteht, nur um über andere Themen hinter den Kulissen verhandeln zu können, ohne diese Gespräche rechtfertigen zu müssen. Der G20-Gipfel in Hangzhou entging nicht dieser Mode.

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Die Staatschefs des G20 versammelten sich in Hangzhou (China). Der G20 ist die Sitzung der 19 größten Volkswirtschaften der Welt – aber ohne Spanien, den Niederlanden oder die Schweiz - plus der Europäischen Union. Dieser Organismus wurde 1999, am Rande des G7, mit den Finanzministern gegründet, um die aufstrebenden Volkswirtschaften an den Beschlüssen des Westens zu beteiligen. Er machte anlässlich der Finanzkrise von 2008 einem Gipfel der Staatsoberhäupter Platz, in der Hoffnung, die Ausbreitung der Krise eindämmen zu können.

In Wirklichkeit hat kein einziger G20-Gipfel über irgendetwas entschieden. Das ist auch eher beruhigend, weil, wenn diese Versammlung es erreicht hätte, würde es bedeuten, dass die Reichen für die Armen entscheiden.

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Die Revolution bist Du! Der Tolstojanismus als soziale Bewegung in den Niederlanden

anarchismus_christlicher_christian_anarchist_leo_lev_lew_tolstoi_tolstoj_tolstojaner_bergpredigt_gewaltlosigkeit_pazifismus_kritisches_netzwerk_bibel_jesu_christen-anarchisten.pngDie niederländischen TolstojanerInnen, die sich selbst "Christen-Anarchisten" nannten, bildeten ein ausgedehntes Netzwerk, dessen Mitglieder sich auf verschiedenen Gebieten betätigten. Sie kämpften gewaltfrei gegen Militarismus und Ausbeutung, aber auch gegen Alkohol, Rauchen und Tierversuche und traten für den Vegetarismus und die freie Ehe, aber gegen ungezügelten sexuellen Genuss ein. Sie lehnten Staat und Kapitalismus ab, widersetzten sich aber gleichzeitig dem Parteisozialismus.

Praktisch umgesetzt haben sie ihre Ideen in Vorformen sozial-kultureller Stadtteilarbeit in Amsterdam und in Siedlungen wie der Kolonie der Internationalen Bruderschaft sowie in der Humanitären Schule in Blaricum. Dies alles waren Aspekte des Strebens nach einem besseren Menschen und einer besseren Welt. Der anarchistische Aspekt wird u. a. in der auf die individuelle Veränderung ausgerichteten Strategie deutlich, die nicht auf gesetzliche Regelungen oder "Lobbyarbeit" abzielte, aber auch in direkten Handlungen der Verweigerung.

Dennis de Langes Studie ist die erste, welche die TolstojanerInnen als soziale Bewegung in den Niederlanden beschreibt. Sie stellt die wichtigsten Protagonisten vor, diskutiert deren Visionen und Kämpfe und behandelt umfassend all die unterschiedlichen Aspekte, Phasen und Projekte dieser Bewegung.

► Die Revolution bist Du!

Der Tolstojanismus als soziale Bewegung in den Niederlanden

Autor: Dennis de Lange

Herausgegeben, kommentiert und aus dem Niederländischen übersetzt von Renate Brucker

177 Seiten, 24 Abb., 16,90 Euro; ISBN 978-3-939045-27-4; >> Erscheint Ende September 2016 im Verlag Graswurzelrevolution.

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Die Kurdistan-Projekte. Neun Antworten zur kurdischen Frage

von Thierry Meyssan / voltairenet.org

Das aktuelle von Frankreich und den Vereinigten Staaten unterstützte Projekt für Kurdistan hat nichts mit dem legitimen zu tun, das bei der Konferenz von Sèvres (1920) von den gleichen Ländern anerkannt wurde. Es betrifft überhaupt nicht das gleiche Gebiet!

Dieses Pseudo-Kurdistan ist nur ein Köder des Westens, um die syrischen Kurden gegen Damaskus umzudrehen. Seine Gründung wäre keine Lösung der kurdischen Frage und würde einen Konflikt verursachen, der mit dem fast 70 Jahre alten Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern vergleichbar wäre.

Um die aktuelle Situation zu entwirren, erläutert Thierry Meyssan hier die widersprüchlichen Positionen der neun wichtigsten ausländischen Mächte, die in diesen Fall verwickelt sind.

Die Truppen-Bewegungen und die Schlachten im Sommer in Nord-Syrien sind für Beobachter Augen unverständlich. Dennoch verfolgt jede gegenwärtige Macht ihre eigenen Ziele mit Hartnäckigkeit.

Obwohl alle Protagonisten behaupten gegen Daesh zu kämpfen, bewegt sich das islamische Emirat wohl, aber zieht sich nur in die Wüste zurück. Das wirkliche Thema der Ereignisse ist aber die mögliche Schaffung eines Kurdistans auf Kosten der arabischen und christlichen Bewohner [1].

Hier ist eine Analyse der Kriegs-Ziele der dortigen hauptsächlichen Mächte, wobei klar ist, dass Syrien ein souveräner Staat ist und dass keiner der unten angeführten Protagonisten nicht das geringste Recht besitzt, Syrien zu amputieren, um einen neuen Staat zu schaffen.

► Neun Antworten zur kurdischen Frage, wovon sieben illegal sind:

1- Daesh wird sich der Schaffung eines Kurdistan nicht entgegensetzen, solange es nicht östlich des Euphrat liegt

Das von John Negroponte, dann von General David Petraeus erstellte islamische Emirat im Irak, wird nach wie vor von ihm gesteuert. Letzterer vertraute den Befehl dieser Vereinigung der Muslim-Bruderschaft, der Naqchbandis und der syrisch-irakischen sunnitischen Wüstenstämme, der Türkei an.

So zogen sich die Dschihadisten, anlässlich der Einnahme vom Daesh-besetzten Dscharabulus durch die türkische Armee, ohne Kampf zurück, indem sie ihrem türkischen Mentor gehorchten. Nach der Schlacht von Ain al-Arab (Kobané) hat Daesh das Prinzip eines Kurdistans akzeptiert, aber nicht östlich des Euphrat.

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Hillary Clinton fordert Militarismus und Krieg

von Patrick Martin / wsws.org

hillary_clinton_american_exceptionalism_militarismus_kriegstreiber_war_crimes_establishment_wall_street_russia_china_neocons_democratic_party_democrats_kritisches_netzwerk.jpgDie Demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton ist entschlossen, den Kriegskurs der Vereinigten Staaten fortzusetzen und auszuweiten. Das bekräftigte Clinton am 31. August in einer Rede vor der Amerikanischen Legion, einem Verband der Kriegsveteranen. Ihr zufolge hätten die USA das Recht und die Pflicht, die Welt mit militärischer Gewalt zu beherrschen.

Die Kandidatin gelobte, als Präsidentin werde sie dafür sorgen, dass die USA die dominierende Militärmacht der Welt bleiben würden. Der US-Imperialismus werde die Militärbündnisse weiterführen, mit denen er Europa und den Fernen Osten kontrolliert, und, falls notwendig, auch unabhängig von der Weltmeinung einseitig Krieg führen.

Clinton nannte wiederholt Russland und China als mögliche Ziele eines amerikanischen Kriegs, obwohl jeder derartige Konflikt die Gefahr eines Atomkriegs heraufbeschwören würde. Einmal mehr betete Clinton die unbewiesenen Anschuldigungen gegen Russland herunter und erwähnte die angeblichen russischen Hacker- und Cyberangriffe, zum Beispiel gegen das Nationalkomitee der Demokraten.

Sie erklärte: „Als Präsidentin werde ich klarstellen, dass die Vereinigten Staaten Cyberangriffe wie jeden anderen Angriff behandeln. Wir werden darauf mit massiver politischer, wirtschaftlicher und militärischer Vergeltung reagieren.

In drohendem Ton erklärte sie, eine ihrer ersten Amtshandlungen werde darin bestehen, eine umfassende Überprüfung der amerikanischen Nuklearwaffen durchzuführen: „Wir müssen sicherstellen, dass das US-Waffenarsenal für zukünftige Bedrohungen gerüstet ist“, d.h. um einen Atomkrieg zu führen.

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Der Bundestag schafft sich ab: Eine Akklamations-Maschine macht sich überflüssig

von Ulrich Gellermann, Berlin

bundesadler_sturzflug_absturz_bundesregierung_deutscher_bundestag_bundeswappen_wappentier_staatswappen_kritisches_netzwerk_demokratie_entdemokratisierung.pngEs muss demnächst die Stelle eines Bundestag-Herolds ausgeschrieben werden. Der sollte, in einer schicken Uniform, versteht sich, vor Beschlüssen des Bundestages, neben das Rednerpult treten, dreimal mit seinem Zeremonienstab nachdrücklich auf den Boden des Hohen Hauses klopfen und in die Kameras rufen: „Hört! Hört! Hört! Falls die Versammlung dieser, in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählten Vertreter des ganzen Volkes (Artikel 38 Grundgesetz) zu irgendeinem Beschluss kommen sollte, dann ist das alles unverbindlicher Unsinn. Selbst wenn es kein Unsinn sein sollte, kann und wird sich die Regierung davon distanzieren, wann immer es ihr beliebt!

Das würde nicht nur der Wahrheitsfindung dienen, sondern auch der Abbildung der Wirklichkeit. Denn wenn der Bundestag wirklich einmal eine Meinung hat, die von der Regierungsmeinung abweicht, dann ruft die Regierung schnell „gilt nicht“ und schon ist der Rechtsfrieden wieder hergestellt. Wie jüngst im Fall der Armenien-Resolution.

Im Teil I des Beschlusses des Bundestages heißt es:

„Der Deutsche Bundestag verneigt sich vor den Opfern der Vertreibungen und Massaker an den Armeniern und anderen christlichen Minderheiten des Osmanischen Reichs, die vor über hundert Jahren ihren Anfang nahmen. Er beklagt die Taten der damaligen jungtürkischen Regierung, die zur fast vollständigen Vernichtung der Armenier im Osmanischen Reich geführt haben. Ebenso waren Angehörige anderer christlicher Volksgruppen, insbesondere aramäisch/assyrische und chaldäische Christen von Deportationen und Massakern betroffen. Im Auftrag des damaligen jungtürkischen Regimes begann am 24. April 1915 im osmanischen Konstantinopel die planmäßige Vertreibung und Vernichtung von über einer Million ethnischer Armenier. [...] Der Bundestag bedauert die unrühmliche Rolle des Deutschen Reiches, das als militärischer Hauptverbündeter des Osmanischen Reichs trotz eindeutiger Informationen auch von Seiten deutscher Diplomaten und Missionare über die organisierte Vertreibung und Vernichtung der Armenier nicht versucht hat, diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu stoppen.“

Deutscher Bundestag, Drucksache 18/8613

Im Teil II des Beschlusses fordert der Deutsche Bundestag die Bundesregierung u. a. dazu auf, „sich gegenüber der türkischen und der armenischen Regierung für die Ratifizierung der 2009 unterzeichneten Zürcher Protokolle einzusetzen.“

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China und Syrien

von Thierry Meyssan / voltairenet.org

Selbst wenn man nicht weiß, was tatsächlich zwischen den chinesischen und den syrischen Streitkräften vereinbart worden ist, so verändert allein die Existenz eines Abkommens zwischen ihnen zugleich das Schlachtfeld und das Gleichgewicht der internationalen Beziehungen. Während die angelsächsischen Geheimdienste im letzten Jahr originelle Falschmeldungen über eben dieses Thema verbreitet haben, arbeitet Thierry Meyssan heraus, um welche Herausforderungen es geht.

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Obwohl der Besuch in Syrien von Admiral Guan Youfei (Chef der neuen chinesischen Behörde für internationale militärische Zusammenarbeit) im Rahmen einer Kontaktaufnahme mit den Ländern der gesamten Region stattfindet, hat er doch den Westen in Besorgnis versetzt. Dem unterzeichneten Vertrag zufolge hat das chinesische Heer es zunächst nur übernommen, syrisches Militär in China im Sanitätsdienst auszubilden. Allerdings hat jeder gut verstanden, dass sich hinter diesem Abkommen anderes verbirgt, denn die Hälfte der Militärärzte wird schon seit vier Jahren in China ausgebildet. Obgleich nicht bekannt ist, was wirklich beschlossen wurde, markiert allein die Existenz dieses Vertrags einen Strategiewandel.

Tatsächlich hat sich die Volksrepublik China in den letzten fünf Jahren von jeder Form der Zusammenarbeit zurückgehalten, die von Washington als militärische Unterstützung verstanden werden könnte. Entsprechend verweigerte sie nicht nur die Lieferung von Waffen, sondern auch von ziviler Ausrüstung wie Tunneldetektoren, die in diesem Krieg unbedingt notwendig sind.

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US-Wahlen: Trump kontra Hillary. Wall Street meets Wall Street?

von Conrad Schuhler / Vors. des Instituts für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.

Die Präsidentschaftswahlen der USA im November 2016 finden in einer prekären politischen und ökonomischen Lage statt. Nach acht Jahren Obama-Präsidentschaft werden die USA von schroffer sozialer Ungleichheit zerrissen. Über die Hälfte des gesamten Einkommenswachstums zwischen 2009 und 2014 floss zum obersten „1 %“ der Bevölkerung. Das Einkommen dieser Reichsten stieg um gute 25 %. Die US-Durchschnittsfamilie verfügt heute hingegen um 3.000 Dollar pro Jahr weniger als im Antrittsjahr Obamas. Während das oberste Prozent der Haushalte 40 % des Gesamtvermögens besitzt, müssen sich die Arbeiter – in der US-Terminologie die „middle class“ – als die Verlierer der wirtschaftlichen Entwicklung erfahren.

Die Angst vor weiterem Abstieg treibt ihre Wut auf das Establishment und sie zu großen Teilen an die Seite von Donald Trump. Der skrupellose, milliardenschwere Immobilienspekulant Trump kann sich gegen die „betrügerische Hillary“, die Personifizierung von Wall Street-Washington, als Robin Hood des Mittelklassen-Amerikas darstellen.

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Auch das Erbe der Obama-Regierung in Sachen Außen- und Sicherheitspolitik kann weder die Zustimmung der Linken noch die von „Middle America“ hervorrufen. Obama war zwar zurückhaltender im Einsatz von Bodentruppen als seine Vorgänger, stattdessen aber hat er schnell und kräftig den Einsatz von Spezial-Operationen und vor allem den globalen Drohneneinsatz ausgedehnt.

  • Er hat sich der Errichtung einer atomwaffenfreien Zone im Nahen Osten widersetzt (offenbar, um die israelischen Atomwaffen vor der Kontrolle zu schützen).
  • Er hat die Spannungen an der Grenze zu Russland intensiviert.
  • Er hat ein Programm in Billionenhöhe für die Entwicklung des US-Nukleararsenals aufgelegt.
  • Er hat auf der pazifischen wie der atlantischen Seite „Freihandelsabkommen“ vorangetrieben, in deren Mittelpunkt der sog. Schutz der Investoren-Rechte steht, die also den Konzernen nützen, nicht den Verbrauchern oder Beschäftigten.

Andererseits hat Obama Schritte unternommen in Richtung Normalisierung der Beziehungen zu Kuba und auch zu China. Solche und andere Maßnahmen fügen sich, urteilt Noam Chomsky, zu einer gemischten Geschichte, die von kriminell bis zu bescheidenen Verbesserungen reicht.

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Der Terror und die Religion. Religion ist das Vehikel, Terror die Praxis, Profit ist das Ziel.

Jens Wernicke (NDS) mit dem Autor und Friedensforscher Werner Ruf.

werner_ruf_islamischer_staat_profit_religion_globalisierter_terror_kritisches_netzwerk_syrien_staatszerfall_geostrategie_konfessionalisierung_schiiten_sunniten.jpgGeostrategische Erwägungen und die Kontrolle von Öl und Gas bestimmen seit dem 19. Jahrhundert die Interessen der großen Mächte im Nahen Osten. Mit dem »arabischen Frühling« schienen sich die Hoffnungen der Menschen auf ein Leben in Würde zu erfüllen. Doch der Sturz säkularer Diktatoren mündete in Staatszerfall, Aufstieg des politischen Islam und unverhohlene Hegemonialpolitik der Despotien am Golf, allen voran Saudi-Arabien.

Ausgetragen werden die Konflikte mit Hilfe privater Gewaltakteure, unter denen der »Islamische Staat« sich dadurch auszeichnet, dass er sich von seinen Sponsoren weitgehend unabhängig gemacht hat. Religion wird instrumentalisiert zur Errichtung neuer Ordnungen und Machtstrukturen, die ethno-religiöse Säuberungen gigantischen Ausmaßes zur Folge haben. Über die politische Ökonomie von Terror und pervertierter Religion sprach Jens Wernicke mit dem Autor und Friedensforscher Werner Ruf.

Jens Wernicke: Herr Ruf, in Ihrem aktuellen Buch untersuchen Sie die politische Ökonomie von unter anderem dem sogenannten „Islamischen Staat“. Was ist der „Islamische Staat“ überhaupt?

Werner Ruf: Der „Islamische Staat“ ist nur einer von gut einem Dutzend von Gewaltakteuren, die in Syrien ihr Unwesen treiben und sich dabei auf eine sektiererische Auslegung des Islam berufen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Gewaltakteuren hat der IS es vermocht, im Irak und in Syrien staatliche Strukturen aufzubauen, ein Mindestmaß an Sicherheit für die Menschen herzustellen, Grundbedürfnisse wie die Wasser- und Energieversorgung einigermaßen zu sichern und so eine gewisse Akzeptanz zu erreichen. Religion – oder besser: Konfession – ist dafür das Vehikel. Gnadenlos verfolgt werden „Ungläubige“, als da sind: Christen, Zoroastrier, Jesiden, aber auch säkulare Muslime jedweder Richtung und vor allem Schiiten.

Letzteres hat seinen Ursprung in der Konfessionalisierung der Politik, die die USA nach dem Krieg von 2003 im Irak betrieben haben, wo nicht nur die Armee, sondern der gesamte öffentliche Dienst einschließlich Erziehungs- und Gesundheitswesen von „Sunniten“ gesäubert und durch „Schiiten“ ersetzt wurden. Saddam Hussein stammte zwar aus eine sunnitischen Region, aber er war säkular, beispielswiese war der Dauer-Außenminister des Irak, Tariq Aziz, Christ.

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TERROR IST NÜTZLICH. Instrumentierung des Terrorismus

. . . als staatspolitisches Mittel für den Freibrief zur Willkür

von Peter A. Weber, Klotten

Terror_Hass_Wut_Angst_Terroranschlag_Terrorbekaempfung_Widerstand_Voelkerrecht_Menschenrechte_Humanitaet_Staatsterrorismus_Fundamentalisten_Hassprediger_by_Thomas_Max Müller_pixelio.d.jpgAuf Uli Gellermanns Blog RATIONALGALERIE findet sich ein Artikel vom 31.01.2013 mit dem Titel „Terror ist nützlich“. Er enthält einen wesentlichen Ausspruch, der das teuflische Wesen des Terrorismus treffend brandmarkt: „Der Terrorismus ist - wo immer auf der Welt - ein Phänomen der Armut. Doch es wird nicht die Armut bekämpft, sondern eine ihrer Folgen: Der Terror.“

Wir sollten jedoch vorsichtig sein, wenn wir den verurteilenden Begriff Terrorismus zielgerichtet verwenden und Individuen als „Terroristen“ beschuldigen. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich oft, daß Differenzierung erforderlich ist. Nicht jeder, der als „Terrorist“ diffamiert wird, hat die Begriffszuweisung verdient. Nicht wenige selbsternannte Terrorismusbekämpfer und angebliche Vorreiter der Freiheit sind in Wirklichkeit verkappte Militaristen und Kriegstreiber, die nur ihre eigenen Vorteile im Sinne haben und ihre Machtansprüche zementieren wollen.

Es dürfte sich langsam herumgesprochen haben, daß die wirklichen Ursachen für die Entstehung von Terror- oder Widerstandsbewegungen hauptsächlich in herrschender Armut, Ungleichheit, Ungerechtigkeit, Entrechtung, Diskriminierung, Arbeitslosigkeit und Ausgrenzung zu suchen sind. Man betrachte nur einmal die Ghettos der Megastädten dieser Welt und in Europa beispielsweise die Banlieues in Frankreich. Hier rächt sich der Kolonialismus der letzten Jahrhunderte – und durch eine verpaßte Integration schafft man sich eine Brutstätte des radikal-fundamentalistischen Islamismus sowie des Terrorismus im eigenen Lande. Alles handgemacht!

Aber die sog. Experten für Terrorbekämpfung sowie die Vertreter der Machtblöcke und Wirtschaftslobby machen ihren Einfluß geltend, um von dieser Tatsache abzulenken. Terrorismus ist in der Realität sehr willkommen, weil er den idealen Persilschein darstellt, um ohne weitere Rechtfertigungen und demokratischen Legimitationen willfährige Aktionen einzuleiten. Wo er noch nicht existiert, wird er bewußt provoziert. Wo er bereits wuchert, gießt man gerne noch ein wenig Öl ins Feuer, um die unheiligen Projekte umzusetzen, die man insgeheim im Schilde führt. Es gibt eine ganze Palette von Arten des Terrorismus, die sich nach ihrem Ursprung unterscheiden und bei denen auch die Erscheinungsformen verschieden sind:

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Der Untergang Deutschlands: Burka überholt Dirndl

Das Wahlkampf-Kettensägen-Massaker

von Ulrich Gellermann, Berlin

In Ergolding, Niederbayern, haben sie jüngst einen Mann notschießen müssen. Nicht tot, nein, not wie Notwehr. Weil: Der Mann ist mit einer laufenden Motorsäge auf einen Polizisten losgegangen. Ob er „Allahu akbar“ gerufen hat? Warum? Es täte in den Wahlkampf passen. Denn Wahlkampf ist. Woran man das merkt? Alle Welt fragt Frau Merkel, ob sie wieder Kanzler werden wolle. Es müsste Kanzlerin heißen? Aber nicht im Falle Merkel. Und außerdem sind schon am 4. September Landtagswahlen in Mecklenburg. Da könnte die AfD mehr Stimmen bekommen als die CDU. Und wenn der Mann in Niederbayern, der mit der Motorsäge in der Hand, jetzt „Allahu akbar“ gerufen hätte, und die CDU ihn hätte totschießen lassen können, dann hätte auch die Frau Merkel der Frau von dem Mann aus Niederbayern das Burkatragen verbieten können. Denn die Burka ist undeutsch. Und wenn jetzt die Burka das Dirndl rechts überholt, dann ist Deutschland am Ende.

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Was die Burka mit der Kanzlerwahl im nächsten Herbst zu tun hätte haben sollen? So viel wie das Riesenfoto von Nina Queer, einer bekannten Dragqueen aus der Hauptstadt, auf dem Wahlplakat der Berliner SPD. Die sieht zwar aus wie eine fett gewordene Nina Hagen, ist aber trotzdem ein Mann, oder so ähnlich. Oder so ähnlich wie Politik lautet auch der Slogan der SPD in Berlin, wo am 18. September Wahlen sind: „Berlin bleibt frei“ steht auf dem Plakat. Ja, ist denn der Russe schon wieder ante portas, also kurz vor Spandau? Muß die Freiheit gegen Panzer verteidigt werden? Nein, die Dragqueen - Schaut auf diese Stadt! - steht einfach für die sexuelle Freiheit. Und weil die Berliner Sozialdemokraten keinen echten Schwulen mehr an der Spitze haben und ihr aktueller Spitzen-Kandidat den abenteuerlich Namen Michael Müller trägt und das coole Image einer Büroklammer hat, also da muss die Berliner SPD einfach zum Äußersten greifen: Zu Nina Queer, um nur ja nichts Inhaltliches erzählen zu müssen.

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Möglichst gleiche Bildungschancen, das war einmal

Wie Arbeiterkinder schon während des Studiums in die Schuldenfalle getrieben werden

von Laurenz Nurk, Dortmund

Als am 1. September 1971 das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) in Kraft trat, konnte man noch von einer Reform sprechen, die auch ihren Namen verdiente. Das BAföG gab es als Vollzuschuss, es musste nichts zurückgezahlt werden. Individuell bedürftigen Studierenden wurde ein garantierter Rechtsanspruch auf Förderung zugesprochen, damit war diese Förderung einklagbar.

Erst das BAföG ermöglichte in den 1970er Jahren es den Kindern, einen Bildungsweg einzuschlagen, der in ein Studium münden konnte und den Arbeiterfamilien die reale Chance, in die Mittelschicht aufzusteigen. Die jungen Menschen hatten das Gefühl, in eine Gesellschaft hineinzuwachsen, die an ihnen interessiert ist und sie als Vollmitglied integrieren will.

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Die Erfolgsstory des BAföGs war anfangs recht rasant. BAföG half z.B. die Ende der 1960er Jahre durch den Sputnikschock (Start des ersten künstlichen Erdsatelliten Sputnik 1, am 4. Oktober 1957) ausgelöste Bildungslücke zu schließen und führte zu einer umfassenden Reformierung des deutschen Bildungssystems. Doch das ging nicht lange gut.

Während es bis Mitte der 1970er Jahre noch Erweiterungen der Förderungsvoraussetzungen und strukturelle Verbesserungen gab, wurde dann der Kreis der Anspruchsberechtigten und die Ausgestaltung der Förderung immer wieder verändert. So ging man bei der Förderung von Studierenden von der Vollförderung auf eine Mischförderung durch Zuschuss und Grunddarlehen über und für Schüler, insbesondere an allgemeinbildenden Schulen wurde die Leistung von einengenden Voraussetzungen abhängig gemacht.

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Der Horror von Köln. Was geschah wirklich?

Jens Wernicke im Gespräch mit Walter van Rossum via NDS

Durch die Ereignisse am Hauptbahnhof in der Silvesternacht 2015/16 wurde Köln zu einer Art Chiffre barbarischer Gewalt knapp unterhalb von 9/11. Die schaurigsten Pegida-Fantasien schienen wirklich zu werden: Zu Hunderten fallen „Araber“ über wehrlose deutsche Frauen her – und dies auch noch vor den Augen einer völlig überforderten Polizei. Eine „fremde“, bedrohliche und aggressive „Kultur“ erschien von nun an als größtmögliche Bedrohung für „unsere“ Zivilisation. Doch was ist in Köln wirklich geschehen? Und was wurde aus den Mörderbanden vermeintlich ausländischen Ursprungs? Jens Wernicke sprach mit dem in Köln lebenden investigativen Journalisten und Buchautor Walter van Rossum.

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Jens Wernicke: Herr van Rossum, die Ereignisse des letzten Silvesters in Köln haben Sie sowohl als Kölner als auch als Journalist nicht mehr losgelassen. Auf „Deutschlandfunk“ erschien daher vor kurzem ein beachtenswertes Feature von Ihnen hierzu. Ist inzwischen klar, was da genau, was wirklich geschah?

Walter van Rossum: Es stehen ca. 1.200 Anzeigen im Raum. Der größte Teil betrifft Handydiebstahl oder ähnliche kleinkriminelle Delikte, bei ca. 500 Anzeigen geht es um Sexualdelikte. Allerdings muss man da differenzieren. Es hat keinen einzigen Fall von erzwungenem Geschlechtsverkehr gegeben – auch wenn man kürzlich noch versucht hat, zwei Fälle nachzuliefern. Bei 21 Anzeigen geht es um Vergewaltigung als Form sexueller Nötigung. In diesen Fällen sollen etwa Finger in die Geschlechtsteile eingeführt worden sein.

Bei dem Gros der Anzeigen von Sexualdelikten handelt es sich um 470 Fälle von sogenannter sexueller Beleidigung – also Handlungen, die im Volksmund etwa „Grabschen“ heißen. Strafrechtlich gehören die eher zu den Bagatelldelikten, doch man sollte die Leiden auch dieser Opfer nicht kleinreden. Es geht nicht nur um das Betatschen an sich. Die bedrohlichen Umstände, unter denen das geschehen ist, können durchaus die traumatisierende Wirkung gesteigert haben.

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Alltag. Stillhalten, Gedankenlosigkeit und Verdrängung.

Notizen aus dem Vorbewussten

von Karl Kollmann

► Grundriss

Du lebst. Erinnerst du dich?“ – erst wenn ein Baumarkt in seiner Werbung so hinreißend formuliert, rumort es ein bisschen im Kopf, eine Art gedankliche Blähung mit werblich angestupsten, kurzem Innehalten. Von selbst kommt man da selten drauf – einfach zu viel Alltag. Marx hat zwar dichte Daten zur Entlohnung und den Arbeitszeiten in den Fabriken des neunzehnten Jahrhunderts gesammelt, sich darüber hinaus jedoch kaum für das tägliche Leben der Zeitgenossen interessiert. Das war ebenso bei den ihm nachfolgenden Linken meist ausgeblendet, sieht man einmal von Herbert Marcuse oder Erich Fromm ab.

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Anders bei den Bezugsgrößen der Konservativen und Rechten. Heideggers „Sein und Zeit“ ist ein solches Kondensat des Denkens über den Alltag in ziemlich verschwurbelter Sprache; Freuds kulturpsychologische Schriften, Georg Simmels Arbeiten zu Geld und Großstadt, oder Berger / LuckmannsDie gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit“ mit den alltäglichen Konversationsmaschinen sind da weitaus näher an die Lebenswelt der zeitgenössischen Menschen gerückt, ebenso war Pierre Bourdieu sehr nah am Alltag, aber links war er nicht.

Warum interessiert sich „die Linke“ so wenig für alltägliche Verhältnisse, sieht man von arbeitsökonomischen Gegebenheiten (Lohn, Arbeitszeit) ab? Wer ist denn überhaupt heute noch links? Die rosagrünen LOHAS und BOBOs mit selbstgefälliger Gutmenschen-Attitüde sind es definitiv nicht – das sind modisch verbrämte Konservative. Politische Korrektheit ist ihnen ein kleines blockwartähnliches alltägliches Herrschaftsinstrument, eine Sprachpistole die bei Bedarf aus der Tasche gezogen wird: „Nazi“, „Unmensch“, „Kaltland, du mieses Stück Scheiße“. Fangschuss! – das war es dann schon.

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Chapeau an die Gothaer Richter

weiterer Vorlagebeschluss an das BVerfG zur Rechtmäßigkeit von Sanktionen im SGB II

von Laurenz Nurk, Dortmund

richterhammer_gerichtshammer_court_gavel_bundesverfassungsgericht_bverfg_sozialgericht_kritisches_netzwerk_gericht_richter_grundgesetz_richterspruch_urteil_rechtsspruch.jpgDa muss man vor den Richtern am Sozialgericht Gotha den Hut ziehen: Nachdem der erste Vorlagenbeschluss zur Rechtmäßigkeit von Sanktionen im Sozialgesetzbuch II (SGB II) wegen formeller Fehler abgelehnt wurde, haben sie nun einen weiteren Vorlagebeschluss zum Bundesverfassungsgericht (BVerfG) gemacht, um eben die Rechtmäßigkeit von Sanktionen im SGB II prüfen zu lassen.

Denn die Gothaer Richter sind der Meinung, dass einem Hartz-IV-Bezieher nicht das Arbeitslosengeld gekürzt werden darf, weil er ein Arbeitsangebot abgelehnt hat und diese geltende Praxis verfassungswidrig ist, weil sie die Menschenwürde des Betroffenen antastet, sowie Leib und Leben gefährden kann.

Erstmals wird auch gefragt, ob neben der Verletzung der Gewährleistungspflicht des Existenzminimums und damit auch des Rechts auf Leben und körperliche Unversehrtheit, gleichfalls noch die grundgesetzlich garantierte Berufsfreiheit durch die Sanktionen ausgehebelt wird.

Der Aspekt der grundgesetzlich garantierten Berufsfreiheit hat in den seit Jahren geführten Diskussionen um die Sanktionsmechanismen praktisch so gut wie nie eine Rolle gespielt. Obwohl die Menschen, die im Hartz-IV-Bezug sind, permanent unter Druck möglicher Sanktionen stehen, weil jeder Vermittlungsvorschlag des Jobcenters ein „nichtablehnbares Angebot” ist. Die Freiheit der Berufswahl gibt es für sie nicht. Jetzt muss das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe erneut entscheiden.

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Die Helden von Kobanê im türkischen Krieg. Volker Kauder an der Seite von Recep Tayyip Erdoğan

von Ulrich Gellermann, Berlin

UNSERE Kurden! Das waren die tapferen Frauen und Männer, die Ende 2014 dem Islamischen Staat, in der Schlacht um Kobanê, eine ganze Region entrissen hatten! TV-Sendungen und Zeitungsseiten wussten sich vor lauter virtueller Schlachtenbummelei nicht lassen: UNSERE KURDEN! Wenn aber unsere Kurden sich in ihren traditionellen Gebieten in der Türkei gegen die Herrschaft aus Ankara wehrten, wenn sie gar in Form der PKK auf deutschem, also unserem! Gebiet, politisch agierten, dann wurden sie schneller zu Terroristen erklärt, als man Kurdistan hatte rufen können. Jetzt also bekriegt die türkische Armee auf syrischem Staatsgebiet UNSERE KURDEN und so recht weiß der deutsche Medienmacher auch nicht: Sind es immer noch UNSERE KURDEN oder doch Terroristen oder was?

Ziemlich sicher ist: Die Kurden sind eine ungefähr 30 Millionen starke ethnische Volksgruppe, die in der Türkei, im Irak, im Iran und in Syrien lebt. Am Rande Syriens, an der Grenze zur Türkei, streben die dort lebenden Kurden gerade einen eigenen Staat an. Auch wenn die dortige Hauptkraft  "Partiya Yekitîya Demokrat" (dt. „Partei der Demokratischen Union“, Kürzel PYD heißt, ist sie der PKK nahe genug, um den in der Türkei inhaftierten Abdullah Öcalan auch als ihren Führer zu begreifen. Der ist marxistisch inspiriert oder zumindest so angestrichen und kann deshalb nie und nimmer UNSER Kurde sein.

Faktisch gibt es bereits einen kurdischen Staat: Die Autonome Region Kurdistan, im Irak. Die gehört ebenso faktisch den USA wie der Familie Barzani, muss also eigentlich von UNSEREN KURDEN bewohnt sein, sonst hätte Frau von der Leyen doch nie und nimmer gute Gewehre von Heckler & Koch und prima deutsche Panzerfäuste dahin geliefert.

Die Familie Barzani, die im irakischen Kurdistan jeden zweiten Posten besetzt, vor allem mit Masud Barzani. Der macht den Präsidenten der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak und ist schon lange im Geschäft. Barzanis Vater war schon mal an einer kurdischen Staatsgründung in Persien beteiligt, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Der aktuelle Barzani ist kein wirklicher Freund von Abdullah Öcalan: Bei zwei Führern ist immer einer zu viel. Das alles weiß der deutsche Redakteur nicht, er will es nicht wissen. Deshalb klatscht er immer Beifall, wenn UNSEREN KURDEN Waffen geliefert werden. Was aber nun? Unser NATO-Partner Türkei bekämpft gerade unsere tapferen Kobanê -Kurden.

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Katastrophen-Regierung im Hamsterrad. Krisenlösungsmodell Terror-Angstmache

von Wolfgang Blaschka, München

hamster_hamsterrad_goldmaster_hamsterzucht_hamsterfell_feldhamster_hamsterkaeufe_panikaeufe_kritisches_netzwerk_notbevorratung_notstand_zwerghamster_nagetier.jpgDie Bundesregierung hat die Bevölkerung aufgerufen, für den Katastrophenfall vorzusorgen und für mindestens zehn Tage Lebensmittel-Vorräte einzubunkern. Da die Deutschen ein folgsames Volk sind, wird die Empfehlung gewissenhaft befolgt werden, was unweigerlich zu verstärkten Hamsterkäufen führen muss. Den Tierhandlungen kann es nur recht sein, auch wenn so viele Hamster derzeitig gar nicht vorrätig sein sollten. Dann muss man sie eben nachzüchten. Das ging ja beim IS-Terror auch.
 
Die Tierchen gelten als durchaus vermehrungsfreudig, sind leicht zu halten und in der Regel gut genährt. Pro Person einen Hamster täglich als Minimalversorgung, das würde bedeuten: Bei 80 Millionen Einwohnern bräuchte das Land binnen kürzester Frist also 800 Millionen Hamster, wenn die Kinder ihren eigenen nicht hergeben wollen, um ihn im Keller zu verspeisen, wenn draußen der kalte Blaulicht-Terror tobt und der Innenminister im erhitzten Hamsterrad seiner Sicherheits-Hysterie durchdreht.
 
Solange sitzt man sicher im Bunker und verputzt täglich seinen pausbäckigen Nager, gegrillt, gesotten oder gebacken. Für Veganer kommt Ersatznahrung in Form von Körnern und Nüsslein in Betracht, was das Hamsterfutter drastisch verknappt und die Preise etwa für Haferflocken deutlich hochtreibt, so dass wir am Ende bei einer "gesunden" Inflationsrate von zwei Prozent landen. Auch die Milchpreise könnten so wieder aus dem Keller rausgelockt werden, indem die treusorgenden Menschen ihre lebenden Nachwuchs-Konserven mit Pipetten aufpäppeln.

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Der Schleier des Abendlands. Erkundungen im Reich des männlichen Blicks

von Franz Schandl

kleidung_damenkleid_damenmode_dessous_etuikleid_mode_kleider_machen_leute_kleidungsnorm_kritisches_netzwerk_dresscode_weiblichkeit.jpgKleider machen Leute, zweifellos. Insbesondere freilich Frauen. Ob Orient, ob Okzident, ob Islam, Christentum oder Kulturindustrie: Kleidungsnormen betreffen Frauen um vieles extensiver und restriktiver als Männer. Es gleicht einem überkonfessionellen patriarchalen Gewohnheitsrecht. Gerade im entwickelten Kapitalismus inszeniert sich die Ästhetik des Markts primär am weiblichen Körper, speziell in der flächendeckenden Werbung. Frauen haben sich nicht nur im Handeln zu verdinglichen, sondern vor allem auch im Aussehen. Das ist eine der ihnen zugeschriebenen Hauptaufgaben.

Kleidung fungiert doppelt: als Schutz (Kälte, Hitze, Regen, Wind) und als Maske, letztere aufgefächert durch diverse Moden. Die erste Maskierung ist wohl die, nicht nackt sein zu dürfen, nicht zu viel Blöße zu zeigen, Scham zu entwickeln. Doch damit hat es sich nicht. Kleidung als Verkleidung legt einen Schleier über die Person, die sie trägt. Bedeckung mag obligat sein, es ist aber zu fragen, wie weit sie reicht, welche Regionen ihr gehören, welche frei bleiben dürfen bzw. sollen. Weiterhin woraus das Material besteht, was es ausdrückt, ob es eng anliegt, somit Körperformen betont oder ob es gar durchsichtig ist, Haut nicht nur zeigt, sondern durchscheinend hervorhebt.

Soll der Körperteil pointiert oder soll er versteckt werden? Ersteres exponiert sich in der Karriere des Netzes und seines prominentesten Vertreters, des transparenten Damenstrumpfs. Netz und Strumpf sind jedenfalls eindeutig dem Frauenkörper zugeordnet. Frauen sind Trägerinnen von Stoffen, bei denen angezogen und ausgezogen nicht unterscheidbar sind.

Netz und Strumpf sind der abendländische Schleier. Nicht in der Nacktheit, sondern in diesem Dazwischen liegt der Reiz, darin also, dass Kleidung den Körper verhüllend enthüllt. Frauen haben die Transparenz ihres Geschlechts am Markt zu demonstrieren. Sie amtieren als Sondermarke. Westliche Frauen haben sich doppelt zu präsentieren. Abseits von Schamlosigkeit und Verlogenheit sollte klar sein, dass sie sexy zu sein haben.

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Gegen CETA auf die Straßen: Nur wer den Widerstand übt, wird den Aufstand wagen

von Ulrich Gellermann, Berlin

ceta_comprehensive_economic_and_trade_agreement_kritisches_netzwerk_freihandelsabkommen_handeslsabkommen_ttip_canada_kanada_european_union_entdemokratisierung.pngEin heiteres Konzerne-Raten wird zur Zeit auf offener Bühne gespielt: Wer ist noch dreister, noch brutaler, noch mächtiger? Traditionell wird der Macht-Preis Jahr für Jahr an die Finanzoligarchie vergeben, die, unmittelbar gefolgt von der Waffenindustrie, wie eine Krake in allen Branchen ihre Tentakel hat.

Doch in den Disziplinen "Dreist" und "Brutal" gibt es in diesen Tagen einen echten Konkurrenzkampf. Die Automobilindustrie, an deren Spitze mit der Volkswagen AG ein deutscher Konzern steht, ist in ihrem frechen Abgasbetrug in der Disziplin Dreistigkeit kaum zu überbieten. Sitzt bisher einer der Abgas-Betrüger im Gefängnis? Die Automobil-Chefs machen nicht mal den Hoeneß, das Symbol-Sitzen, obwohl es um Beträge geht, die der Fußball-Uli höchstens träumt.

Im Windschatten von VW schiebt sich in diesen Tagen ein anderer Konzern an die Spitze: Die Bayer AG kauft bald für etwa 64 Milliarden Euro die Monsanto AG und mendelt sich so zur größten Chemie-Keule der Erde. Als gäbe es keine gesellschaftliche Debatte über die Brutalität der Umweltgifte, der Genmanipulation und die Verletzung der Menschenrechte. Ethik? So nennen die Konzernspitzen das Papier in den Vorstands-Toiletten.

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New York Times verteidigt US-Imperialismus und denkt über ethnische Säuberung nach

von Eric London / wsws.org

the_new_york_times_magazine_nyt_jake_silverstein_scott_anderson_fractured_lands_cia_kritisches_netzwerk_medienhuren_irag_war_crimes_propaganda_imperialismus_imperialism.jpgDie Printausgabe des New York Times Magazine vom 14. August ist einem einzigen Thema gewidmet und trägt den Titel: „Zerrüttete Länder: Wie die arabische Welt aus den Fugen geriet“ ("Fractured Lands: How the Arab World Came Apart" Artikel.).

Der Autor Scott Anderson berichtet auf 60 Seiten ausführlich aus dem Leben von sechs Menschen aus unterschiedlichen Regionen des Nahen Ostens. Die Schilderungen beginnen in den Jahren vor der amerikanischen Invasion des Irak 2003, handeln vom arabischen Frühling, dem Aufstieg des IS in 2014/15 und den Migrantenströmen aus der vom Krieg zerrissenen Region.

Der Herausgeber des Magazins, Jake Silverstein, schreibt im Vorwort:

Über ein Thema wie dieses haben wir noch nie geschrieben… Es geht um die Katastrophe, die zum Zerfall der arabischen Welt führte. Alles begann mit der Invasion des Irak vor 13 Jahren, die den IS entstehen ließ und die weltweite Flüchtlingskrise ausgelöst hat. Die Katastrophe ist überall zu spüren. Die Ursachen sind bestimmt vielfältiger Art, doch ihre Folgen, Terror und Unsicherheit auf der ganzen Welt, sind uns allen vertraut.“

Silverstein schließt mit den Worten: „Zum ersten Mal konzentrieren wir unsere ganze Energie und Aufmerksamkeit auf eine einzige Geschichte und bitten unsere Leser darum, dies ebenfalls zu tun. Wir sind nämlich überzeugt, dass sie hier eine der klarsten, beeindruckendsten und menschlichsten Erklärungen dafür finden werden, was in dieser Region falsch gelaufen ist.“

Die Veröffentlichung hat objektive Bedeutung. Darstellungsform, Inhalt und Ton der Artikel bringen das Gefühl der amerikanischen herrschenden Klasse zum Ausdruck, dass sie im Nahen Osten auf eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes zusteuert. Die Frage, die Anderson eingangs aufwirft, „Weshalb ist es so gekommen?“ stellt sich auch die herrschende Klasse, die konsterniert vor den verheerenden Folgen ihrer eigenen rücksichtslosen und kurzsichtigen Politik steht.

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#GLADIO: Bekommen deutsche Leitmedien Anweisungen vom Kanzleramt?

von Elias Davidsson

Die Existenz der sogenannten Geheimarmeen der NATO wurde von den Regierungen 45 Jahren verschwiegen. Italiens Präsident Francesco Cossiga erklärte stolz seine Beteiligung an der Verschwörung und bewunderte gar die langlebige Geheimhaltung.

Vorerst schwieg die NATO über die Enthüllungen. Ein Monat später erklärte Jean Marcotta, Sprecher der NATO, dass das Bündnis nichts mit Gladio und den geheimen Armeen zu tun hatte. Am folgenden Tag, 6. November 1990, zog ein NATO-Sprecher die Leugnung zurück.

Dass westliche bzw. globale Medien einer zentralen Steuerung unterliegen lässt sich nicht durch die Vorlage eines Dokuments oder einer Zeugenaussage eindeutig belegen. Diese These beruht jedoch auf erheblichen Indizien. Es handelt sich keineswegs nur um das Beharren aller Medien auf der absurden 9/11 Legende. Eine ähnliche Gleichschaltung kann bei der Berichterstattung über die Gladio-Netzwerke dokumentiert werden, zumindest was Deutschland und Frankreich betrifft.

Ich habe die Berichterstattung der europäischen Medien über die Gladio-Netzwerke in den Jahren 1990-2000 untersucht. Hier sind die Befunde:

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In Italien berichtete in erster Linie eine Zeitung – La Stampa –  regelmäßig und ausgiebig über die Aufklärung der Gladio-Netzwerke. In diesen 10 Jahren publizierte La Stampa einige Hundert Beiträge, wo Gladio erwähnt wurde, darunter welche über Gerichtsverfahren, Aussagen von Politikern, usw.

 Niederländische Zeitungen, insbesondere NRC Handelsblad und Het Parool, publizierten zahlreiche Beiträge über den holländischen Ableger von Gladio, der vom Staat finanziert wurde. Zwei ehemalige Mitarbeitern dieses Gladio- Ablegers versuchten die Erlanger Firma Nutricia GmbH zu erpressen und wurden verhaftet. Auch darüber erschien – soweit mir bekannt – kein Wort in der deutschen Presse.

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Luftbrücke in den Krieg: GRÜNE treiben das Schlachten in Syrien voran

von Ulrich Gellermann, Berlin

Ein kleiner Junge blickt ins Nichts: Omran Daqneesh aus Aleppo. Das Nichts seiner Zukunft in einem Syrien des Krieges. Verloren sitzt er in der Ambulanz, einer der vielen Kriegsverlierer. Sein Bild ging um die westliche Welt. Seine Botschaft, manchmal im Kommentar zu lesen, manchmal im antrainierten Reflex des Betrachters längst freigeschaltet: Der Russe war´s, Assad war´s. Lange Jahre gut gerüsteter Medienarbeit zahlen sich aus: Schon die schlichte Überlegung, dass es in jedem Krieg zwei Seiten gibt, ist dem gewöhnlichen Medien-Konsumenten aus dem Hirn amputiert.

Die Frage nach Beweisen, nach Umständen, nach Ursachen gar, liegt ihm inzwischen so fern, wie die Entscheidungszentren, in denen dieser Krieg gemacht wird.

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Tage später, nachdem Omrans Foto seine Wirkung getan hat, gibt es in einigen wenigen Medien, nicht mehr ganz vorn, eher hinten im Nebensächlichen, eine Notiz zum Fotografen des anrührenden Kinderbildes: Es hat ein Mann geschossen, der selbst schon auf einem Foto zu sehen war. Das zeigt ihn, wie er grinsend mit Kämpfern der Zenki-Milizen posiert. Das sind die Verbrecher, die ein anderes syrisches Kind enthauptet haben.

Dieses Foto vom 5. August, das nicht annähernd die Popularität des Fotos mit dem kleinen Omran erlangte, zeigt sie: Die zweite Seite im syrischen Krieg. Die sogenannten Rebellen, Oppositionellen, Aktivisten. Auch der inzwischen weltberühmte Fotograf des Omran-Fotos wird in den einschlägigen Medien zu den „Aktivisten“ gezählt.

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Der Terror als Mittel zur Überwindung der Demokratie

Jens Wernicke (NDS) im Gespräch mit Conrad Schuhler (isw München)

 Der Terror ist immer und überall, will es scheinen. Kaum eine Nachrichtensendung vergeht, ohne dass wir auf „die terroristische Bedrohung“ und die von dieser ausgehende Gefahr hingewiesen und in Angst und Schrecken versetzt werden. Über den Terror, seine Ursachen sowie den Unterschied zwischen linken und rechten Antworten hierauf sprach Jens Wernicke mit Conrad Schuhler, Vorsitzender des Instituts für sozial­ökologische Wirtschaftsforschung in München.

Jens Wernicke: Herr Schuhler, in unseren letzten Gesprächen hatten wir bereits über die „Terror-Manipulation“ und das Wechselspiel zwischen Anschlägen, Geheimdienstaktionen und einem Klima der Angst gesprochen, das dazu benutzt wird, um Prozesse der Entdemokratisierung zu beschleunigen und forcieren.

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Seitdem ist viel passiert und hat die Lage sich deutlich zugespitzt. Es scheint, als wären „wir alle“ von „islamistischem Terror“ bedroht und täte die Politik ihr Möglichstes, die deswegen vorhandene allgemeine Angst in der Bevölkerung gen Militarisierung der Außenpolitik, aber auch der inneren Sicherheit zu verwenden. Wie bewerten Sie die Lage? Was erleben wir im Moment?

Conrad Schuhler: „Terror“ und „islamistischer Terror“ sind zu den Hauptchiffren für Fremdenfeindlichkeit, Flüchtlingsabwehr und mehr Polizeistaat geworden. Ungarns rechtsradikaler Präsident  Orbán hat erklärt: Jeder einzelne Migrant stellt ein Terrorrisiko dar. Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Seehofer sagte nach dem Attentat in München, nun sei der islamistische Terror in Deutschland angekommen. Tatsächlich hat der Münchner Attentäter, ein Iraner, aus einer rechtsradikalen Perspektive gehandelt und geschossen. Der norwegische Nazi-Massenmörder Anders Behring Breivik war einer seiner Heroen. Seine neun Todesopfer hatten allesamt einen Migrationshintergrund.

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Sicherheit in Zeiten der Schwarzen Null

Proaktives bzw. reaktives Handeln von Politikern

von Annette Brückner / Redaktion POLICE-IT

Proaktiv ist ein Handeln, das sich durch Vorausplanung und Zielorientierung auszeichnet.

► Politische Forderungen und ihr möglicher Beitrag zu mehr Sicherheit

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In diesem Sinne ist das Handeln der meisten Politiker nicht als proaktiv zu bezeichnen. In der aktuellen Lage, nach mindestens drei Anschlägen in wenigen Tagen, übertreffen sich führende Politiker vielmehr mit Forderungen, wie auf die aktuelle Situation zu reagieren sei.

  • Der Waffenhandel soll strenger kontrolliert werden. Dabei ist bekannt, dass 95% aller Straftaten mit illegalen Waffen begangen werden. [1]
  • Sogenannte Killerspiele sollen verboten werden: Denn der Bundesinnenminister beklagt das „unerträgliche Ausmaß von gewaltverherrlichenden Spielen im Internet auf eine schädliche Entwicklung von Jugendlichen“. Den behaupteten Zusammenhang hat die Wissenschaft bisher allerdings gar nicht finden können. [2]
  • Die Videoüberwachung soll ausgebaut werden, um Straftaten aufzuklären. Wie das finanziert werden soll und welches Personal sich um die Auswertung kümmert, steht in den Sternen.
  • Überhaupt: Überwachung! Auch die Telekommunikationsüberwachung soll ausgeweitet werden. Das erst vor kurzem erweiterte Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung soll schon wieder ausgeweitet werden und jetzt noch länger als zehn Wochen die Speicherung von Verbindungsdaten erlauben.

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Die sogenannten Integrationsgesetze

. . . der Bundesregierung und der CSU-Regierung in Bayern

von Claus Schreer / Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus

Die Gesetze sind das Gegenteil von Integration

 Am 7. Juli 2016 haben Bundesregierung und Bundesrat – mit den Stimmen der Landesregierungen, an denen die Grünen beteiligt sind – ein neues Bundesintegrationsgesetz  ( Gesetzestext) beschlossen. Die Steilvorlage dazu hatte die bayerische CSU-Regierung mit dem Entwurf eines bayerischen Integrationsgesetzes geliefert. ( BayIntG - siehe PDF_Symbol.gif im Anhang!). Das CSU-Gesetz zeichnet sich besonders durch die in der Präambel formulierten völkisch-nationalistischen Integrationsziele aus und besteht – ebenso wie das Bundesgesetz – aus einem Regelwerk von Pflichten und Sanktionen für alle Zugewanderten, bis hin zur Verpflichtung auf die sogenannte „unabdingbaren Achtung der Leitkultur“ als „identitätsbildende Prägung unseres Landes“. Bayern sei – steht im Gesetz der CSU – „tief verwurzelt in Werte und Traditionen des gemeinsamen christlichen Abendlandes (…) geformt von gewachsenem Brauchtum, von Sitten und Traditionen.

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Beide Integrationsgesetze, das bayerische und das der Bundesregierung sind Gesetze, die diesen Namen nicht verdienen. Sie sind ein Angriff auf die unantastbare Würde des Menschen und auf den unverzichtbaren Anspruch auf gleiche Rechte für Alle, die hier leben. Am 26. Mai hat die Bundesregierung einen Entwurf für das Bundes-Integrationsgesetzes beschlossen, den die Bundeskanzlerin als „Meilenstein“ in der Geschichte der BRD feierte.

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Zynismus als Staatsräson. Aleppo: Die Freundin der Terror-Paten

von Ulrich Gellermann, Berlin

Zynismus wirft die Bundeskanzlerin der russischen Regierung vor. In den Kämpfen um das syrische Aleppo seien die von Russland eingeräumten Feuerpausen zu kurz, „um eine Versorgung der verzweifelten Menschen wirklich aufzubauen."

Wer sitzt denn da im Glashaus und wirft mit Dynamitstäben?

  • Das ist jene Dame, die noch als Oppositionsführerin den mörderischen US-Krieg gegen den Irak befürwortete, in dessen Ergebnis unter anderem der „Islamische Staat“ den Nahen Osten terrorisiert.
  • Das ist jene Dame, die auf dem Schoß islamistischer Staaten wie Katar und Saudi-Arabien sitzt, die in Syrien den Krieg finanzieren und Hauptverantwortliche für das Leid der syrischen Bevölkerung sind.
  • Das ist jene Dame, die dem türkischen Terror-Paten Recep Tayyip Erdoğan das Händchen hält, um ihr fatales Flüchtlingsversprechen zu kaschieren.
  • Das ist jene Frau, hinter deren harmlosem Hausfrauenlächeln der Zynismus zur deutschen Staatsräson geworden ist.

Eine ganze Medienfront im teuren Dreiteiler weiß sich kaum zu lassen, vor lauter Friedens-Empörung gegen Russland: Die „armen Menschen in Syrien“, rufen deutsche Hundeseelen aus den sicheren Redaktionsräumen, der „brutale Assad!“ stöhnen sie auf, um ein rituelles „gräßlicher Putin!“ hinterherzuschicken. Das ist jene korrupte Front, die den Krieg im Irak bis zu seinem bittern Ende als irgendwie notwendig charakterisierte und die bis heute die 50.000 Toten im Ergebnis des libyschen Krieges als Kollateralschaden ignoriert und in Syrien nur tapfere Oppositionelle, kühne Rebellen und edle Aktivisten gegen das Assad-Regime erkennen will, während an der Seite der syrischen Regierung im Spiegel deutscher Medien nur Gewohnheitsverbrecher unterwegs sind.

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Deutsche Medien steigern Kriegshetze gegen Russland

von Ulrich Rippert / wsws.org

Am Dienstag erschienen nahezu alle führenden deutschen Zeitungen mit heftigen Attacken auf die russische Regierung, die sie für die zugespitzte Kriegssituation in Syrien und der Ukraine verantwortlich machen. Am Abend zuvor hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Putin-Regierung außergewöhnlich scharf kritisiert und ihr Zynismus vorgeworfen.

Merkels Sprecher Steffen Seibert erklärte, die russische und die syrische Regierung seien für die humanitäre Katastrophe in der syrischen Stadt Aleppo verantwortlich. Das Angebot der russischen Seite, einen Versorgungskorridor für Nahrung, Wasser und Medikamente einzurichten und eine tägliche dreistündige Feuerpause zu garantieren, sei „kein Entgegenkommen, sondern Zynismus“, sagte Seibert.

 

Selten hat die Bundesregierung wegen des Kriegs in Syrien so deutlich Kritik an Russland geübt“, kommentierte die Süddeutsche Zeitung in ihrem Leitartikel. Sie unterstützte den Standpunkt der Regierung.

Auf der Meinungsseite derselben Zeitung behauptete Stefan Kornelius: „In Aleppo wird die Welt Zeuge von Verbrechen an der Menschlichkeit unter massiver russischer Mitwirkung. Moskau befeuert eine militärische Auseinandersetzung, die Assoziationen an die Trümmerschlachten des Zweiten Weltkriegs auslöst.“ Die „mahnenden Worte“ aus Berlin seien zwar zu begrüßen, aber Worte reichten „nie aus, um eine Kriegspartei zur Einsicht zu bewegen“. Kornelius forderte Taten und deutet an, dass man eine Kriegspartei nur durch Gewalt zur Einsicht bringen könne.

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Die Linke, der Terror und die innere Sicherheit

von Conrad Schuhler / Vors. des Instituts für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.

Innere Sicherheit – der Grundwiderspruch von Rechts und Links

Aus der Perspektive der Konservativen, der Rechten, entspringen terroristische Gewalttaten der „condition humaine“, der menschlichen Verfasstheit. Innenminister de Maizière behauptete nach den Terrorakten von Nizza und Würzburg: „Aber es gehört leider zum menschlichen Leben, dass es solche Gewaltexzesse gibt.“ (Spiegel, 30/2016).

Als „Turboradikalisierer“ der Gewalttäter gilt der Islam beziehungsweise seine Medina-Variante, der Islamismus. Er biete die Möglichkeit, die Gewalttat in einen Zusammenhang mit Politik oder göttlichen Geboten zu stellen. Nicht nur werde die Sache, für die getötet und gestorben wird, dadurch erhöht, sondern auch die „bisher egale Existenz“ des Attentäters (FAS, 24.07.2016).

Seit dem Münchner Attentat am 22.07.2016 tritt neben den „religiösen Terrorismus“ im konservativen Erklärungskanon vermehrt die psychotherapeutische Deutung. Es werden drei Tätergruppen unterschieden: die Psychopathen, die Psychotiker und die Traumatisierten. (Süddeutsche Zeitung, 25.07.2016) Alle Täter wiesen eine starke Persönlichkeitsstörung – oder gar -zerstörung – auf. Nur solche gestörten Persönlichkeiten würden in die Welt des Terrors abdriften. „Eine gesunde Person kann oft die schwersten Konflikte irgendwie abfedern.“ (SZ, a.a.O.)

Dass Traumatisierungen und Persönlichkeitsstörungen nicht vom Himmel fallen, sondern im Wesentlichen soziale Ursachen haben, die zu psychischen Defekten führen, wird von den konservativen Terrorverstehern geleugnet. Diese Leugnung sozialer, politischer Gründe des Terrorismus oder auch der „Amokläufe“ liefert ineins die Begründung für die Technik der Rechten, wie dem Terrorismus zu Leibe zu rücken sei: „Das Wichtigste ist, dass unsere Sicherheitsbehörden frühzeitige Informationen über Gefährder oder mögliche gefährliche Entwicklungen erhalten und nutzen.“ (de Maizière, a.a.O.) Die Antwort der Rechten auf den Terror ist die Abschottung der Außengrenzen und die Perfektionierung des Polizeistaats nach innen.

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Der Diplomatie zuliebe? Ex-CIA-Chef will Iraner und Russen in Syrien töten

von sputniknews.com/

michael_mike_morell_former_deputy_cia_syria_syrien_russia_wladimir_vladimir_putin_russophobie_pentagon_moskau_washington_damaskus_kritisches_netzwerk_baschar_al-assad.jpgUm die Syrien-Krise zu regeln, sollten die US-Streitkräfte in Syrien „heimlich“ Iraner und Russen töten, meinte Ex-CIA-Chef Michael Morell in einem CBS-Interview.

Washington sollte Morell zufolge aktiver die Rebellen in Syrien unterstützen.

Als wir im Irak waren, belieferten die Iraner schiitische Kämpfer mit Waffen, denen amerikanische Soldaten zu Opfer fielen. Die Iraner ließen uns die Zeche zahlen. Wir müssen nun so handeln, dass in Syrien die Iraner die Zeche zahlen. Wir müssen die Russen zahlen lassen“, sagte der Ex-CIA-Chef.

Sollen wir die Iraner und Russen bezahlen lassen, indem wir sie töten?“, präzisierte CBS-Moderator Charlie Rose. „Ja, heimlich“, bestätigte Morell. Das heiße zwar nicht, dass man die ganze Welt und das Pentagon darüber informieren müsse. Man sollte aber sicherstellen, dass Moskau und Teheran es wissen.

Außerdem wolle der Ex-CIA-Chef den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad erschrecken: „Ich will seine Büros mitten in der Nacht mit Bomben bewerfen. (…) Ich will sein Präsidentenflugzeug am Boden zerstören. Ich will seine Präsidentenhelikopter vernichten. Ich will ihn denken lassen, dass wir hinter ihm her sind.“ Dabei bestehe Morell nicht darauf, Assad ums Leben zu bringen. Er sei dafür, dem Präsidenten all das zu nehmen, was seine Machtbasis ausmacht und was er zum Überleben braucht.

Dadurch könne man Druck auf Damaskus, Moskau und Teheran ausüben, um eine „diplomatische Regelung“ der Syrien-Krise herbeizuführen.

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Das große Fressen Eine globale Mega-Fusionswelle schwappt über den Globus

von Fred Schmidt / isw München

Es ist das größte Fusionsvorhaben, das je ein deutscher Konzern geschmiedet hat. Der Chemie-Multi Bayer mobilisiert gut 60 Milliarden Dollar, um den berüchtigten Agrokonzern Monsanto (USA) zu übernehmen. Allerdings, so deutsch ist der Chemieriese Bayer mittlerweile nicht mehr. Nur 20,6 Prozent des Grundkapitals sind in der Hand deutscher Aktionäre. Es dominieren die Shareholder aus dem angelsächsischen Bereich: 27,6 Prozent des Aktienkapitals sind im Portefeuille US-amerikanischer Fonds, weitere 18,9% werden von britischen Institutionellen (teilweise Dependancen von amerikanischen) gehalten. Es handelt sich also weitgehend um eine Verschmelzung von US-Kapital.

Der Deal ist Teil einer gigantischen Fusions- und Übernahmewelle (Mergers & Akquisitions – M&A), die gegenwärtig über den Globus rollt. Der Übernahmemarkt ist binnen weniger Jahre buchstäblich heiß gelaufen: Waren es 2012 2,7 Billionen Dollar, die für M&As ausgegeben wurden, so wurden 2014 für 3,7 Billionen und 2015 für über 5 Billionen Dollar Unternehmen gekauft und verkauft; eine Steigerung von 85% gegenüber 2012. Fünf Billionen, das ist soviel, wie die Wirtschaftsleistung (BIP) von Deutschland und Italien zusammengenommen.

Dominierend sind allerdings nach wie vor innerstaatliche Übernahmen; allein drei Billionen von den fünf Billionen Dollar wurden in den USA umgesetzt. Von den zehn größten Übernahmen weltweit, wurden sechs inneramerikanisch abgewickelt. Die größte Übernahme 2015 war jene des Pharmaherstellers Allergan durch den Pharmakonzern Pfizer für 160 Milliarden Dollar (FAZ, 9.7.16).

Auf Asien entfielen Übernahmen im Wert von knapp 1,5 Billionen Dollar – eine Steigerung von 42 Prozent gegenüber dem Vorjahr, Grenzüberschreitende Fusionen (cross-border mergers) machten mit 721 Milliarden Dollar erst einen Anteil von 14% am gesamten Fusionsvolumen aus, allerdings stiegen sie laut dem World Investment Report 2016 von UNCTAD gegenüber dem Vorjahr um 67 Prozent und haben sich gegenüber 2013 fast verdreifacht (263 Mrd. $). ( siehe REPORT als PDF_Symbol.gif)

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Resozialisiert die Republik! #Hoeneß muss Bundespräsident werden

von Ulrich Gellermann, Berlin

uli_hoeness_fc_bayern_muenchen_steuerhinterziehung_selbstanzeige_steuersuender_steuerzahler_steuerfahndung_steuerhinterzieher_steuerbetrueger_kritisches_netzwerk_resozialisierung.jpgUli Hoeneß ist zurück. Nicht nur zurück aus dem Gefängnis, wo er wegen ein paar schäbiger Millionen nicht gezahlter Steuern schmachten musste. Nein, bald wird er auch wieder Chef beim FC Bayern München sein. Das ist christlich, das ist eine „Wiedereingliederung in die Gesellschaft“, was ja wohl das Ziel des Strafvollzugs ist. Doch wer dabei stehen bleiben will, der handelt am verdienten Uli Hoeneß schändlich.

Er war der große Mann, der den deutschen Fußball beruhigend übersichtlich gemacht hat: Jahr für Jahr wurde Bayern München deutscher Meister, das wußte man immer schon ein Jahr im Voraus. Das vermied Infarkte und andere Krankheiten, die aus Stress entstehen. Und trotzdem hat man den Mann in den Kerker geworfen. Hier ist nicht Wiedereingliederung angesagt, hier kann das Programm nur Wiedergutmachung heißen: Wenn uns im kommenden Jahr der allseits geschätzte Bundespräsident Gauck verlässt, kann es nur einen geben der im folgt: Uli Hoeneß.

Die neuen deutschen Militär-Herausforderungen würde nach dem nötigen Wechsel des Bayern-Präsidenten ins Bundespräsidentenamt zu einem kernigen „Mia san mia“ mutieren und im Ausland jenen heilsamen Schrecken verbreiten, der dem Waffenexport erst die nötige Fahrt verliehe. Auch die Frage, wer denn an der Spitze der EU-Tabelle stünde, würde sich durch diese Personal-Rochade für die nächsten Jahre erledigt haben: Was erlauben Martin Schulz, Jean-Claude Juncker oder Herman Van Rompuy? Die Zwerge werden abgeräumt, Deutschland vor noch ein Tor. Was die Merkel bisher heimlich erledigt hat, vollbringt unser Mann vom FC Bayern demnächst öffentlich: Heute gehört uns das Badetuch am europäischen Pool und morgen die ganze Welt.

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Friedensfahrt Berlin-Moskau startete am 8. August am Brandenburger Tor


Frieden ist alternativlos - @druschba.paneurasia

von den Veranstaltern der Friedensfahrt Berlin - Moskau

Staatssekretär a.D. Willy Wimmer verabschiedete 235 Friedensfahrer in 70 Fahrzeugen vor über 1.500 Versammelten. Erste Etappe Stettin (Polen) und Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad (Königsberg) erreicht.

In Berlin am Brandenburger Tor auf dem westlich gelegenen "Platz des 18. März" versammelten sich 235 Friedensfahrer, um sich auf die Abreise nach Russland vorzubereiten. Die 72 beteiligten Fahrzeuge, von Motorrädern über PKWs und Wohnmobile bis hin zum Reisebus, wurden in 12 Fahrzeuggruppen eingeteilt und zur Kommunikation während der Konvoi-Fahrt mit Funkgeräten ausgestattet. Die Berliner Polizei zeigte sich sehr hilfsbereit und steuerte das Parken auf dem Vorplatz des Brandenburger Tores und dem Mittelstreifen der "Straße des 17. Juni".

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Willy Wimmer, Staatssekretär a.D. im Bundesministerium für Verteidigung, verabschiedete die Teilnehmer der Friedensfahrt mit einem flammenden Plädoyer für die Rückkehr zum Bau eines erweiterten europäischen Hauses, zu dem natürlich auch Russland gehöre. „Es ist hervorragend, dass hier über 200 Menschen das Heft in die Hand nehmen und unseren russischen Nachbarn unmissverständlich signalisieren, dass wir in Frieden und Freundschaft miteinander leben und so auch Spannungen abbauen wollen!

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Roter Teppich für Erdoğan: ARD schenkt der Diktatur Sendezeit

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AKP-Organisation in Deutschland ist der lange Arm


von Ulrich Gellermann, Berlin


Mit hochgeföhnter Servilität saß der Chefredakteur des bayerischen Rundfunks, Sigmund Gottlieb, dem Chef der türkischen Diktatur, Recep Tayyip Erdoğan, gegenüber. Sorgen mache er sich, sagte der Interview-Beauftragte der ARD im Ersten TV-Programm zu ganz ordentlicher Sendezeit, Sorgen wegen der gefährlichen Lage im Land. Gemeint waren nicht die Medienverbote und Verhaftungen in der Türkei schon vor dem versuchten Militärputsch, die Bedrohung der Justiz, die Repression gegen Rechtsanwälte und Strafverteidiger, lange vor dem missglückten Staatsstreich, und auch nicht die befohlene Brutalität der Polizei gegen die Bevölkerung auf dem Taksim-Platz und anderswo. Natürlich galten die Gottlieb-Sorgen auch nicht den vom Erdoğan-Militär ermordeten Kurden, sondern dem armen Erdoğan selbst: „Es gab Luftangriffe, es war eine gefährliche Situation, war es die kritischste Situation Ihrer Amtszeit?
 

 

Ganz sicher war das Interview keine kritische Situation für den türkischen Präsidenten. Es war, nach Maßstäben eines anständigen Journalismus, unnütz und liebedienerisch. Und völlig auf der Linie einer deutschen Regierung, die gerade versucht, den türkischen Ausnahmezustand in einen harmlosen Notstand umzudeuten. In dieser für Frau Merkel kritischen Situation, in der immer mehr deutsche Wähler die Frage stellen, ob das Land in Berlin oder in Ankara regiert wird, musste ein Entlastungs-Interview her, in dem der arme Diktator seine schwierige Lage darstellen durfte: „Zerstören sie damit nicht ein Stück Bildung?“ fragte der bayerische Schleppenträger der Diktatur besorgt, mit Blick auf die vielen, über Nacht in der Türkei entlassenen Lehrer. Da könne er ganz beruhigt sein, teilte ihm Erdoğan mit, er stelle gerade an die 30.000 neue ein. Aufatmend lehnte sich der Stichwortgeber zurück. Ja, im Präsidentenpalast werden die Probleme gelöst, liest man auf seinem Gesicht. Dass die türkische Demokratie in Stücke geschlagen wird, ist ja nicht sein Thema.

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Schere zw. Arm und Reich in Deutschland größer als bisher bekannt

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von Elisabeth Zimmermann / wsws.org


Das ARD-Magazin Monitor berichtete am 14. Juli über neue Zahlen zu den Einkommen von Top-Verdienern in Deutschland. Es bezog sich dabei auf Daten von Spitzenverdienern bei mehr als 1.300 Unternehmen, die von der Unternehmensberatung Kienbaum erhoben wurden.

Nach dieser Studie stiegen die Einkommen von Geschäftsführern von Unternehmen von 1997 bis 2014 um durchschnittlich 42 Prozent, die Einkommen von Unternehmensvorständen um 59 Prozent und die Einkommen von Vorstandsmitgliedern in DAX-Unternehmen um 186 Prozent. Die Einkommen von Durchschnittsverdienern stiegen im gleichen Zeitraum nur um 15 Prozent.

Die Kienbaum-Studie beziffert das durchschnittliche Brutto-Einkommen von Unternehmensvorständen im Jahr 2013 auf etwa 500.000 Euro. Das ist mehr als das Doppelte dessen, was das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) für dieses Jahr erhoben hat. Das SOEP geht davon aus, dass das oberste Prozent der Topverdiener 2013 durchschnittlich nur etwa 200.000 Euro brutto verdient hat.

Die Zahlen des SOEP gehen in viele andere Untersuchungen über Armut und Reichtum in Deutschland ein. Sie bilden auch eine wichtige Grundlage für den "Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung" [⇒ siehe   im Anhang!] und stellen die Kluft zwischen Arm und Reich nur höchst ungenau dar.

Es war bisher schon bekannt, dass die Zahlen über das Einkommen von Topverdienern nur unzureichend erfasst wurden. Zum großen Teil bestanden sie aus Schätzungen, wie sie durch Umfragen und Hochrechnungen des SOEP erfasst wurden. Neu ist das Ausmaß des Auseinanderklaffens zwischen hohen und durchschnittlichen Einkommen.

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Akute „Sonderlage dahoam“. München zwischen Amok-Panik und Terror-Angst

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von Wolfgang Blaschka, München


Bayern ist scheinbar gerüstet für jeden erdenklichen sicherheitsrelevanten Fall, mit Ausnahme eines Atomkrieges vielleicht. Nur gegen etwas ist nicht nur der Freistaat nicht gefeit: Dass seine Bürger durchdrehen. So wie der strebsame 18-jährige in Deutschland geborene und aufgewachsene Schüler Ali David Sonboly, der sich für Hänseleien, handgreifliches Mobbing und Diebstahl an seinen ehemaligen Mitschülern rächen wollte, indem er sie unter falscher Identität zu einem kostenlosen Essen im Fast-Food-Restaurant einzuladen vorspiegelte, um sie zu töten. Doch daraus wurde nichts. Stattdessen tötete der „einsame Wolf“ wahllos neun andere Menschen und verletzte 27 weitere, 10 davon schwer. Die meisten waren Jugendliche wie er selbst, viele mit Migrationshintergrund.

 

 

Einer der wenigen, die eintrudelten, war enttäuscht, dass die angebliche Einladerin nicht zugegen war, und verdrückte sich nach kurzer Begrüßung gleich wieder zum Einkaufen schräg gegenüber. So entkam er der Rache des ehemaligen Mitschülers, der seinem Faible für den norwegischen Nazi-Killer Anders Behring Breivik genau am fünften Jahrestag von dessen Bombenanschlag in Oslo und dem folgenden Massaker auf der Insel Utoya freien Lauf ließ.

Doch nicht nur der labile, psychisch kranke und Ego-Shooter-besessene Ali David drehte durch. Ganz München drehte durch. Und die Polizeiführung griff mächtig in die Speichen des ganz großen Rades, das die gesamte Stadt stillstehen ließ: Es herrschte behördlich verordneter Ausnahmezustand, dem 1,5 Millionen Menschen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren. Die Staatsmacht saß ihren eigenen Terrorphantasien auf, die Bewohner ihrerseits der geschürten Hysterie. Plötzlich wurde angeblich überall geschossen. Der reale „Counter-Strike“ nahm polizeigesteuert seinen unheilvollen Lauf.

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Stoppt den Kreislauf der Gewalt in der Türkei!

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von Connection e.V. und Bund für Soziale Verteidigung und Internationaler Versöhnungsbund

Auszug aus der Broschüre "Stoppt den Kreislauf der Gewalt in der Türkei!"


"Europa hat uns vergessen", das ist die bittere Aussage, die in diesen Tagen so oft im Südosten der Türkei zu hören ist. „Wir dachten, Europa stünde für Menschenrechte und Frieden. Aber im Gegensatz zum Krieg in der Türkei in den 90er Jahren, kümmert sich heute niemand darum, was bei uns geschieht.

Wir, eine von der "War Resisters‘ International" (WRI / Internationale der Kriegsdienstgegner/innen) koordinierte Arbeitsgruppe, hörten dies während einer Delegationsreise, die wir Ende April nach Diyarbakr und Cizre unternahmen. Und tatsächlich spielt der Krieg in den kurdischen Gebieten der Türkei hier in Europa kaum eine Rolle. Die Europäische Union - und allen voran die deutsche Bundeskanzlerin - sucht vielmehr das Gespräch mit der türkischen Regierung und dem Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, damit die Türkei Hunderttausende im Land gestrandete syrische Flüchtlinge davon abhält, in die EU zu kommen.
 

 

In dieser Broschüre dokumentieren wir Berichte über den Krieg, die Realität der Ausgangssperren und der Straßenkämpfe. Verschiedene Organisationen kommen zu Wort. Aber wir zeigen auch auf, welche zivilen Widerstandsformen, welche Solidaritätsarbeit und welche Aktivitäten es gegen den Krieg gibt.


Das Rad dreht sich weiter

Einen besonderen Stellenwert nimmt in dieser Broschüre die ausführliche Analyse des Krieges von Hülya Üçpinar und Andreas Speck ein. Sie stellten ihren Beitrag bereits Mitte März 2016 zusammen, um die Hintergründe für die erneute Eskalation des Konflikts zwischen der Türkei und der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu beschreiben. In der Zwischenzeit gab es weitere Entwicklungen, an die wir an dieser Stelle erinnern wollen:

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Grenzpraktiken: Skandalisierung ungarischer und österreich. Ausgrenzungspolitik

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von Anja Svobodovna


Eine syrische Geflüchtete wurde von Grenzpolizei angeschossen, innerhalb des Schengen-Raums, an der slowakisch-ungarischen Grenze. Kaum Aufmerksamkeit. Keine Demonstrationen. Kein Aufschrei. Ein Vorfall von vielen.

Empörung bleibt aus. Es werden keine Konsequenzen gezogen aus den Praktiken an den äußeren europäischen Grenzen, wie dem Erschießen von Geflüchteten an den syrisch-türkischen und bulgarisch-türkischen Grenzen und brutaler Gewalt an diesen und weiteren Grenzen. Die mangelnde Aufmerksamkeit ist im Angesicht zentral- und westeuropäischer rassistischer Ignoranz nicht verwunderlich.

Dass das Schießen auf Geflüchtete an der ungarisch-slowakischen Grenze auch so wenig Reaktionen hervorruft, lässt sich nun wohl nicht mit dem allzu beliebten Argument der geographischen Nähe und ‚europäischen Verbundenheit' erklären (siehe Brüssel vs. Aleppo), sondern nur noch durch die Normalisierung von menschenverachtender Politik.

 


Die Zustände werden normalisiert

Neue Gesetzgebungen, schärfere Rhetorik und das Bekanntwerden von noch schlimmerer Praxis überraschen nicht mehr, sondern beginnen zu lähmen.

Dabei wäre es unsere Aufgabe zu diskutieren und zu skandalisieren, was passiert, weil es nicht nur lange nicht da gewesene Einschnitte in menschenwürdiges Leben sind, sondern weil das Ausbleiben von Skandalisierung und detaillierter Information ein weiterer Schritt auf dem Weg von Vergessen und Ausblenden ist. In diesem Sinne hier ein Überblick über die aktuellen dramatischen Verschlechterungen in Ungarn und Österreich und die sich gegenseitig aufstachelnde Politik der jeweiligen Regierungen.

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Friedensmarsch nach Kiew - Zehntausende sind dabei

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Friedensfahrt Berlin-Moskau solidarisiert sich mit Friedensmärschen orthodoxer Kirchen in der Ukraine


Seit 3. Juli versammeln sich Zehntausende von Bürgern und Gläubigen der orthodoxen Kirchen in der Ukraine, darunter viele ältere Menschen, Frauen und Kinder, um aus Westen und Osten über mehrere Hundert Kilometer nach Kiew zu pilgern. Dort versammeln sich die Teilnehmer am 27. Juli zu einer Friedenskundgebung, bei der über eine Million Menschen erwartet werden. Die Friedensmärsche stellen eine gemeinsame Initiative der über zwei Jahrzehnte hinweg tief zerstrittenen Kiewer und Moskauer Patriarchate der russisch-orthodoxen Kirche dar.
 

 

Initiator Dr. Rainer Rothfuß und die Organisatoren der Friedensfahrt Berlin-Moskau solidarisieren sich mit dieser ukrainischen Friedensinitiative von historischem Ausmaß.

"Wir danken den Teilnehmern der ukrainischen Friedensmärsche, die unter großen Entbehrungen hunderte Kilometer Fußmarsch auf sich nehmen, um eine drohende Eskalation des Krieges in der Ukraine abzuwenden. Letztlich entscheidet sich am Ukraine-Konflikt die Frage über Krieg oder Frieden und über weitere wirtschaftliche Trennung oder Zusammenwachsen des europäischen Raums in Richtung Osten", so Dr. Rainer Rothfuß.

Die Organisatoren der Friedensfahrt, die vom 7.-21.8.2016 über 4200 km in Privatfahrzeugen durchgeführt wird, sind überzeugt, dass diese vom ukrainischen Volk getragene Friedensinitiative einen ebenso wichtigen Beitrag zur Beendigung des Konfliktes leisten kann wie politische Bemühungen auf höchster Ebene.

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Der Putsch in der Türkei der US-Militarismus und die Zerstörung der Demokratie

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von Bill Van Auken / wsws.org


Eine Woche nach dem gescheiterten Militärputsch gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan besteht kein Zweifel mehr, dass Washington maßgeblich an den blutigen Ereignissen in Istanbul und Ankara beteiligt war.

Hochrangige türkische Militärs mit engen Beziehungen zum Pentagon waren direkt in den Umsturzversuch involviert. Zu ihnen gehört auch der Kommandeur des Luftwaffenstützpunkts Incirlik, auf dem die USA ihr größtes Atomwaffenarsenal in Europa lagern. Von dort aus fliegen sie Bombenangriffe gegen den Irak und Syrien. Mehrere Flugzeuge, die den Putsch unterstützten, starteten unter den Augen des US-Militärs von Incirlik. Als sich abzeichnete, dass der Putsch scheitern würde, ersuchte der türkische Kommandeur des Stützpunkts um Asyl in den USA.
 

 

Am Mittwoch, den 20. Juli stellte sich heraus, dass Russland die türkische Seite vor dem bevorstehenden Putsch gewarnt hatte. Die Warnung beruhte auf abgefangenem Funkverkehr zwischen den Putschisten, der an den türkischen Geheimdienst Millî İstihbarat Teşkilâtı (MİT) weitergeleitet wurde. Erdoğan wurde die Warnung so rechtzeitig übermittelt, dass er es schaffte zu fliehen – eine knappe halbe Stunde, bevor ein Sondereinsatzkommando den Badeort [Marmaris, Erg. H.S.] erreichte, in dem der türkische Präsident Urlaub machte. Das Kommando hatte den Auftrag, ihn entweder umzubringen oder gefangen zu nehmen.

Kann man glaubhaft annehmen, dass die CIA und das amerikanische Militär mit ihrer massiven militärischen Präsenz in der Region und den umfangreichsten elektronischen Überwachungssystemen der Welt von diesem Funkverkehr nichts gewusst haben?

Wenn der Militär- und der Geheimdienstapparat der USA diese Informationen nicht an die türkische Regierung weitergeleitet haben, dann liegt der Grund dafür auf der Hand: Sie waren an dem Putschversuch beteiligt. Obama wollte Erdoğan nicht warnen, er wollte seinen Tod.

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"Ich glaube nicht an Gewalt" - zur Menschenrechtssituation in Ägypten

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Ein Gespräch mit dem ägyptischen Kriegsdienstverweigerer Mohamed Fathy Abdo Soliman


von Bernd Drücke


Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen sind in Ägypten an der Tagesordnung. Präsident Abd al-Fattah as-Sisi regiert das Land autoritär und rücksichtslos. Das Militär hat fast unumschränkte Macht und erstickt politischen Protest mit äußerster Brutalität und Härte. Nur wenige Menschen wagen es in dieser Atmosphäre der Einschüchterung und Gewalt, sich dem Militär entgegenzustellen und den Kriegsdienst zu verweigern. Mohamed Fathy Abdo Soliman ist einer von ihnen. Um der Repression zu entgehen, floh er 2015 aus Ägypten. Zurzeit lebt er in Deutschland und hofft, Asyl zu erhalten. Für die Graswurzelrevolution interviewte ihn Koordinationsredakteur Dr. Bernd Drücke im Mai im GWR-Büro. Das Gespräch wurde aufgezeichnet und anschließend von hm übersetzt. (GWR-Red.)


Bernd Drücke: Hallo Mohamed, stellst du dich bitte kurz vor?


Mohamed Fathy Abdo Soliman: Ich heiße Mohamed Fathy Abdo Soliman und komme aus Ägypten. Ich bin Friedensaktivist und verstehe mich als Agnostiker, bin also kein Muslim. Zudem bin ich Nubier, gehöre also einer in Ägypten benachteiligten Bevölkerungsgruppe an.

2012 wurde ich aufgefordert, meinen Militärdienst anzutreten, aber ich habe mich geweigert, denn ich glaube nicht an Gewalt. Krieg ist keine Lösung. Dazu kommt, dass in Ägypten das Militär massiv im Inneren eingesetzt wird, um Demonstrationen und Proteste auf den Straßen zu unterdrücken. Dabei werden Menschen auf offener Straße erschossen. So wie es auf dem
Tahrir-Platz geschehen ist. Daran möchte ich mich nicht beteiligen.


 

Wenn du Glück hast, und nur dann, musst du beim Militär nicht auf Menschen schießen, sondern bekommst einen Sklavenjob in einer Fabrik, in der Industrie. Dem Militär gehören nämlich über 40% der ägyptischen Volkswirtschaft. Viele Rekruten werden in den Militärbetrieben zur Arbeit eingesetzt.

Sie bekommen keinen Lohn und sind dem Militärgesetz unterstellt.

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Bankenkrach – der Nächste?

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von Leo Mayer / isw München


Jetzt kommt so etwas wie die zweite Welle – neun Jahre nach der Finanzkrise“, warnt der ehemalige Schweizer Zentralbankchef Philipp Hildebrand. Der Deutsche-Bank-Chefökonom fordert schon mal 150 Milliarden für Europas Banken. Angeblich ist der Brexit schuld. Doch das Problem liegt tiefer.

Seit dem Brexit-Referendum sind Europas Banken wieder in die Debatte gerückt. Innerhalb von zwei Tagen verloren die europäischen Banken fast ein Viertel ihres Börsenwerts. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass der Absturz der Banken bereits in vollem Gange war: Vom Mai 2015 bis April 2016 stürzte der Sammelindex des europäischen Bankensektors ‚Stoxx Europe 600 Banks‘ (600 Unternehmen aus 18 europäischen Ländern) um über 30 Prozent ab. So ist das Brexit-Referendum mehr der Zünder als der Grund der neuen Bankenkrise.


Italiens Banken in der Krise

Im Zentrum stehen die italienischen Banken, allen voran die älteste Bank der Welt und gegenwärtig der gefährlichste Brandherd der Finanzwelt, die Banca Monte dei Paschi di Siena (MPS). Diese hat faule Darlehen von rund 47 Milliarden Euro in den Büchern – und ist von der Pleite bedroht.
 

 

Insgesamt kommen die italienischen Banken auf 360 Milliarden Euro fauler Kredite, ein Fünftel der italienischen Wirtschaftsleistung. Von diesen 360 Mrd. werden rund 200 Mrd. – 14 Prozent aller Kredite – als ernsthafte Forderungsausfälle eingestuft, d.h. die Kreditnehmer können ihre Schulden nicht mehr bedienen, weil sie pleite sind. Verschärft wird die Situation dadurch, dass die ’notleidenden Kredite‘ in den Bankbilanzen noch mit 41 Prozent bewertet werden – ihr Marktwert liegt aber nur noch bei 18 bis 20 Prozent.

Dieser Berg fauler Kredite ist das Ergebnis von acht Jahren wirtschaftlicher Stagnation. Italien befindet sich seit dem Ausbruch der Finanz- und später der Euro-Schuldenkrise in einem nicht enden wollenden Niedergang – der sich jüngst wieder beschleunigt. Mittlerweile liegt die Wirtschaftsleistung elf Prozentpunkte unter dem Niveau vor 2008 und befindet sich derzeit auf dem Level des Jahres 2000; Italien hat seit Beginn der Krise ca. 30 Prozent seiner Industrieproduktion verloren, die Arbeitslosenquote liegt bei über 12%, die Jugendarbeitslosigkeit kletterte 2015 auf ein Rekordhoch von über 44%. Auch mit seinen Staatsschulden hat Italien im Jahr 2015 einen neuen Rekordstand erreicht (über 2.200 Mrd. bzw. 135% des BIP).

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Frankreichs Terror gegen Syrien: Deutsche Medien schweigen dröhnend

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von Ulrich Gellermann, Berlin


Bei Mord- und Totschlag senden und schreiben sich deutsche Medien mit langen Zeigefingern durch ihre Konsumenten-Landschaft: Der Russe war´s, und wenn der gerade mal nicht zur Verfügung steht, dann wird es einer aus dem afghanisch-pakistanisch-irakischen Raum gewesen sein. Dass der wirkliche Terror, wenn man die Todeszahlen betrachtet, immer und gern seine Ursache in den USA hat und wenn die es mal gerade wirklich nicht waren, dass dann immer und gern eines der "ach so zivilisierten" Länder des Westens in die Bresche bombt, mag der ARD-BILD-FAZ-Verbund zum Verrecken, in des Wortes doppelter Bedeutung, nicht wissen.

Gerade erst verübte Frankreich in Syrien sein gerühmtes Savoir-vivre (Lebensart) an 120 Menschen. An Kindern, an Frauen, an Alten, an Zivilisten. Die lebten jüngst noch in Toukhan al-Kubra, einem Dorf unweit Aleppo. Den Bomben-Vorfall meldete die syrische Regierung umgehend dem UN-Sicherheitsrat. Und Frankreich schweigt, Deutschland auch. Die USA ohnehin. Sind doch nur Syrer. Ist doch kein kostbares europäisches oder gar amerikanisches Leben.
 

 

Ganz zufällig stürzte gerade in Libyen ein französischer Militärhubschrauber ab: Drei tote Soldaten. Was macht die französische Armee in Libyen? Gibt es für den Einsatz einen UN-Beschluss? Das klärt François Hollande, der unglaublich tapfere französische Präsident, gern auf: Frankreich führe in Libyen “gefährliche Aufklärungsoperationen" durch. Am soeben noch lebenden Körper Libyens operiert der große weiße Doktor aus Paris herum. Und warum? Das sagt uns dann der Regierungssprecher Stéphane Le Foll: "Die Spezialkräfte sind da, natürlich um zu helfen und dafür zu sorgen, dass Frankreich überall präsent ist, um gegen die Terroristen zu kämpfen."

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Rassenpolitik und die US-Wahlen

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von Barry Grey / wsws.org


Anlässlich der Wahlparteitage der beiden großen kapitalistischen Parteien – der Republikanische hat am Montag begonnen – bemühen sich die beiden Parteien, allen voran die Demokratische Partei, und ein Großteil der Medien, die Hautfarbe als das vorrangige soziale und politische Problem in Amerika darzustellen.

Damit setzen die Demokraten ihre Jahrzehnte lange Politik fort, verschiedene Formen der Identitätspolitik basierend auf Hautfarbe, Geschlecht, sexueller Orientierung etc. in den Vordergrund zu schieben. Seit dem Polizeimord an zwei Schwarzen, Alton Sterling in Louisiana und Philando Castile in Minnesota, sowie der Erschießung von fünf Polizisten in Dallas hat das einen neuen Höhepunkt erreicht. Die tödlichen Schüssen auf drei Polizeibeamte in Baton Rouge haben die Kampagne noch weiter angeheizt.

Mittwoch letzter Woche veranstaltete Präsident Barack Obama ein Treffen im Weißen Haus mit Vertretern der Polizei, Politikern und etablierten Führern von Menschenrechtsorganisationen wie Al Sharpton sowie bekannten Persönlichkeiten der Organisation „Black Lives Matter“ (Das Leben von Schwarzen zählt) wie DeRay McKesson. Er erklärte die Polizeigewalt zu einer Frage, die ausschließlich die Polizei und die „farbigen Gemeinden“ etwas angeht. Am darauffolgenden Abend hatte er den Vorsitz einer einstündigen Veranstaltung mit demselben Tenor, die von ABC News übertragen wurde.

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Digitalisierung ist Klassenfrage. 24. isw-forum zu digitaler Arbeit und Industrie 4.0

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von Kerem Schamberger / isw München


Wir diskutieren heute über die sich entwickelnde Realität der Wirtschaft. Derzeit gibt es 10 Millionen intelligente Roboter, 2020 sollen es Milliarden sein“, mit diesen Worten leitete Conrad Schuhler das 24. isw-forum im Münchner Gewerkschaftshaus ein. Trotz eines bayernweiten Aktionstages gegen das Freihandelsabkommen CETA, das isw schickte solidarische Grüße, kamen mehr als 70 Menschen. Vor allem Gewerkschafter und Aktivisten sozialer Bewegungen wollten über die vierte industrielle Revolution diskutieren. Die Referenten und ihre Themen versprachen einen interessanten Samstag.
 

 

Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Mitglied im Vorstand der IG Metall, referierte über das Spannungsfeld der digitalen Arbeit – stellt diese eine reine Rationalisierungsstrategie des Kapitals dar, oder beinhaltet sie auch Humanisierungspotential für die arbeitenden Menschen? Thomas Hagenhofer, Mitglied im ver.di-Arbeitskreis Medienberufe, beschäftigte sich mit der Frage, ob Digitalisierung zu menschenleeren Fabrikhallen führen wird und wie weitere Auswirkungen auf die Beschäftigung aussehen könnten. Last but not least drehte sich bei Marcus Schwarzbach, Berater für Betriebsräte, alles um Digitalisierung und Arbeitszeit.

Urban stellte zu Beginn fest, dass sich die Debatte um die Digitalisierung durch sehr abstrakte Diskussionen ohne Konturen auszeichnet. Der Begriff Industrie 4.0 wurde erstmals auf der Hannover-Messe 2013 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt und war Teil einer Marketingstrategie der großen deutschen Elektro- und Metallindustrie. Er stellte aus dieser Sicht vor allem eine betriebswirtschaftliche Strategie, um Rationalisierungen der Arbeitswelt zu pushen, dar, so der Gewerkschafter. Bisher gäbe es keine verlässlichen Studien zur Digitalisierung der Industrie, sondern vor allem wertvolle Erfahrungsberichte der Betriebsratskollegen.

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Der russische Dämon. Feindbild Russland - das Phänomen der Russophobie

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Jens Wernicke (NDS) im Gespräch mit dem Publizisten Hannes Hofbauer

Die Typisierung „des“ Russen mit allerlei negativen Adjektiven beherrscht aufs Neue die Schlagzeilen deutschsprachiger Medien. Der dabei verwendete Singular ist ein untrügliches Zeichen für Distanz, Abscheu, Hass. Die meinungsbildenden Kräfte im Westen, so lehrt die Zeitgeschichte, freundeten sich mit Russland und seinen Führern nur in der Phase der Zerstörung der Sowjetunion an. Schon kurz darauf schlug die Freude über das Ende der kommunistischen Epoche in Skepsis um.

Das alte Feindbild entstand neu und durchzieht nun wie ein roter Faden die Rezeption Russlands im Westen. Jens Wernicke sprach hierzu mit dem Publizisten Hannes Hofbauer, der in seinem soeben erschienenen Buch „Feindbild Russland“ das Phänomen der Russophobie bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgt und als Werkzeug zur Durchsetzung von wirtschaftlicher und politischer Macht skizziert.

 

Islamophobie, Homophobie, Russophobie


Jens Wernicke: Herr Hofbauer, mitten in die immer schlimmer werdende Hetze gegen Russland publizieren Sie ihr neues Buch. Hoffen Sie, dass die Kriegstreiber noch aufzuhalten sind?


Hannes Hofbauer: Feindbildproduktionen reflektieren Feindschaften; das ist in der Weltpolitik nicht anders als im gesellschaftlichen Leben. Wenn wir uns die neue Ausprägung des alten Feindbildes Russland ansehen, dann hat sich das – nach einer Reihe von Zäsuren, über die noch zu sprechen sein wird – unmittelbar nach dem „Njet“ des ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowitsch zum Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union im November 2013 festgesetzt. Damals wurde allen Beteiligten klar, dass der weitere Vormarsch von EU und NATO in Richtung Osten von Moskau nicht mehr so widerspruchslos hingenommen wird, wie die Erweiterungen des westlichen Einflussbereichs seit den 1990er Jahren.

Ich erwähne das nur gleich zu Beginn unseres Gesprächs, um klar zu machen, dass die „Hetze gegen Russland“ handfeste wirtschaftliche und geopolitische Interessen des Westens begleitet. Seit zur Ukrainekrise eine neue Front – nämlich die im Nahen Osten – hinzugekommen ist, sinken die Chancen auf ein friedliches Miteinander und haben die Kriegstreiber Hochkonjunktur.

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Der Generalbundesanwalt ist eine Beleidigung für die Justiz

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Eine Beleidigung des Generalbundesanwaltes


von Ulrich Gellermann


Darf man die Justiz beleidigen? Natürlich nicht. Ich versuche das trotzdem mal: Der Generalbundesanwalt ist gegenüber Verbrechen der Bundesregierung blind. Er ist eingebunden in ein Netzwerk von Treue und Gehorsam gegenüber einer Staatsmaschine, die mit dem Grundgesetz Fußball spielt und das für eine Notwendigkeit ausgibt.

Der Generalbundesanwalt ist an einer Fälschung beteiligt, die der Bevölkerung eine unabhängige Justiz vorgaukelt, die aber in der grundsätzlichen Frage von Krieg und Frieden Fünf gerade sein lässt. Der Generalbundesanwalt nimmt Weisungen entgegen, auch wenn er gar keine bekommen hat. Der Generalbundesanwalt ist ein gelernter Opportunist. Gut, hier fehlt die Stelle mit den Ziegen, aber dafür gab es keinen hinreichenden Tatverdacht. Alles andere lässt sich belegen.

Am Ende des letzten Jahres hatte die deutsche Regierung in ihrer Weisheit entschieden, die Bundeswehr zu einem „Einsatz“ gegen den IS nach Syrien zu senden. Eine untertänige Mehrheit des Bundestages stimmte diesem Bruch des Völkerrechts zu. Zwar redet die unendlich schlaue Regierung beharrlich von einem „Einsatz“, obwohl mehr als 55 Prozent der Deutschen das für einen „Krieg“ hielten und halten. Aber die Bevölkerung, die bevölkert zwar das Land, aber das reicht dann auch.

Nicht wenige dieser Deutschen sahen mit dem Kriegseinsatz das Grundgesetz und sein Friedensgebot verletzt und zeigten dieses Verbrechen beim Generalbundesanwalt an. Der hat scheinbar lange darüber nachgedacht, denn erst Monate später trudelte ein Serienbrief bei den Anzeigenden ein, unterschrieben von einem/einer geschlechtsneutralen „Schneider-Glockzin“. Wer auch immer drunter steht: Verantwortlich ist ein Generalbundesanwalt, der in unverantwortlicher Weise das Grundgesetz verbiegt und zudem eine grausige Komik verbreitet.

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Feindbild Russland. Geschichte einer Dämonisierung (HANNES HOFBAUER)

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DER BUCHTIPP!

Die Typisierung „des“ Russen mit allerlei negativen Adjektiven beherrscht aufs Neue die Schlagzeilen deutschsprachiger Medien. Der dabei verwendete Singular ist ein untrügliches Zeichen für Distanz, Abscheu, Hass. Die meinungsbildenden Kräfte im Westen, so lehrt uns die Zeitgeschichte, freundeten sich mit Russland und seinen Führern nur in der Phase der Zerstörung der Sowjetunion an. Schon kurz darauf schlug die Freude über das Ende der kommunistischen Epoche in Skepsis um. Das alte Feindbild entstand neu.

Hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg herrscht im Westen wieder eine russophobe Grundstimmung. Washington und Brüssel erlassen Einreiseverbote gegen Diplomaten, verhängen Sanktionen, sperren Konten, schließen Russland aus internationalen Gremien aus, boykottieren sportliche Großereignisse und mobben „Russlandversteher“ in den eigenen Reihen. Ein Stellvertreterkrieg in der Ukraine verfestigt das gegenseitige Misstrauen.
 

               

 

Autor Hannes Hofbauer verfolgt das Phänomen der Russophobie zurück bis ins 15. Jahrhundert, als der Zar im Zuge der kriegerischen Reichsbildung gegen Nordwesten zog. Es ging um Herrschaft, Konkurrenz und Meereszugang. Der Kampf um reale wirtschaftliche und (geo)politische Macht wurde auch damals schon ideologisch begleitet: Der Russe galt seinen Gegnern als asiatisch, ungläubig, schmutzig und kriecherisch, Stereotypen, die sich über Jahrhunderte erhalten haben.

Das Feindbild-Paradigma zieht sich wie ein roter Faden durch die Rezeption Russlands im Westen. Aktuell reagiert diese empört auf die Politik des Kreml, der mit der Machtübernahme Wladimir Putins innenpolitisch auf Konsolidierung und außenpolitisch auf Selbständigkeit setzt. Die Wegmarken der neuen Feindschaft sind zahlreich. Sie reichen vom Krieg der NATO gegen Jugoslawien (1999) über die Verhaftung des Oligarchen Michail Chodorkowski (2003) und die Osterweiterung der NATO, den mit US- und EU-Geldern unterstützten „Farbrevolutionen“ bis zum Krieg um die georgischen Provinzen Abchasien und Südossetien (2008) und hinterlassen die bislang tiefste Kluft im Kampf um die Ukraine (2015), die am überwunden geglaubten West-Ost-Konflikt auseinander gebrochen ist.

„Feindbild Russland“ erzählt die Beziehungsgeschichte des Westens mit Russland und spürt den wirtschaftlichen und geopolitischen Grundlagen der Russophobie nach.

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CETA und die nationalen Parlamente – freut Euch nicht zu früh!

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von Jens Berger / NDS


Nun soll das europäisch-kanadische Freihandelsabkommen CETA also doch „von den nationalen Parlamenten“ verabschiedet werden. Für viele freihandelskritischen Beobachter ist dies ein Grund zur Freude. Vor allem die Grünen haben bereits angekündigt, aus ihrem Widerstand gegen CETA eine Kampagne zu machen und „CETA zu stoppen“. Das wäre natürlich wunderbar; nur leider scheint Optimismus hier fehl am Platze zu sein. Es ist nämlich noch offen, über was die nationalen Parlamente eigentlich konkret abstimmen sollen und was passiert, wenn ein Staat CETA nicht ratifiziert. Am Ende könnte gar ein Szenario stehen, bei dem Nägel mit Köpfen gemacht werden, während die Gegner noch ihren Widerstand planen.

28 nationale und 14 regionale Parlamente müssen nun auf europäischer Seite „über CETA“ abstimmen. Doch über was genau dürfen die Parlamentarier entscheiden? Über das gesamte Abkommen? Oder nur über den kleinen Teil, der keine EU-Belange, sondern lediglich rein nationale Belange betrifft? Experten schätzen diesen Anteil übrigens auf 5% bis 10% des gesamten Abkommens.

In den deutschen Medien wird diese Unterscheidung seltsamerweise gar nicht vorgenommen. Hier ist CETA ein monolithischer Block, der entweder komplett „EU-only“ ist und ausschließlich in Brüssel verabschiedet werden kann oder ein gemischtes Abkommen, bei dem dann die 42 nationalen bzw. regionalen Parlamente dem gesamten Abkommen zustimmen müssen. Diese Rechtsauffassung teilen die Kanadier aber beispielsweise nicht. Dort heißt es in der angesehenen Zeitung THE GLOBE AND MAIL:

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Deutscher Werberat schützt die Junkfood-Industrie

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foodwatch und die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) legen Einspruch gegen ein Urteil des Deutschen Werberats ein. Dieser hatte eine Beschwerde der Organisationen gegen die EM-Kampagne von Coca-Cola zurückgewiesen. Das absurde Argument: Die Marketingmaßnahmen, darunter Cola-Aktionspackungen mit Panini-Stickern und Cola-Sammeldosen mit den Gesichtern der deutschen Nationalelf, richteten sich nicht explizit an Kinder, sondern in erster Linie an Erwachsene.

foodwatch und die DDG hatten Ende Juni einen sofortigen Stopp der EM-Kampagne von Coca-Cola gefordert und dies mit einem Verstoß gegen Verhaltensregeln für Lebensmittelwerbung begründet. Bei der Kampagne „Hol Dir das Team auf 24 Sammeldosen“ sind die Gesichter der Fußballnationalspieler auf Cola-Dosen abgebildet. Coca-Cola bietet zudem Aktionspackungen mit speziellen Stickern für die beliebten Panini-Alben an.

 


Coca-Cola verstößt gegen mehrere Verhaltensregeln

Coca-Cola verstößt mit seiner Kampagne gegen drei Verhaltensregeln des Deutschen Werberats über die „kommerzielle Kommunikation für Lebensmittel“:

⇒ 1. sei die Kampagne eine „direkte Aufforderung zum Kauf oder Konsum an Kinder“.

⇒ 2. nutze Coca-Cola das besondere Vertrauen aus, das Kinder Vertrauenspersonen wie den deutschen Fußball-Nationalspielern entgegenbringen.

⇒ 3. erschwere die Kampagne das „Erlernen einer ausgewogenen, gesunden Ernährung“.

Zuckergetränke wie Coca-Cola gelten nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als unausgewogene Lebensmittel, für deren Absatz Hersteller kein Kindermarketing betreiben sollten.

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Türkei-Putsch nicht ohne USA. Bundeswehr in NATO-Treue fest an der Seite welcher Türkei?

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von Ulrich Gellermann, Berlin


Seit Wochen kursierten im politischen Washington Gerüchte über einen Militärputsch in der Türkei. Ausgelöst hatte diese Vermutungen der ArtikelCould there be a coup in Turkey?“ von Michael Rubin im Blog des neokonservativen „American Enterprise Institute for Public Policy Research“ (AEI). Das AEI ist ein reaktionärer US-amerikanischer Think Tank in Washington, D.C. und gilt als Denkfabrik jenes militärisch-industriellen Komplexes in den USA, der sich wesentlich durch die Regierungen des Bush-Clans (Vatern und Sohn) vertreten sah. Namen wie Richard Perle, Lynne Cheney und Irving Kristol sind unter den prominenten Fellows des Institut zu finden. Michael Rubin berät für das US-amerikanische Militär hochrangige Offiziere, die in den Irak oder nach Afghanistan beordert werden.

Auch wenn US-Präsident Obama anlässlich des aktuellen Putsch-Versuchs zur Unterstützung der „demokratisch gewählten“ Regierung in der Türkei aufgerufen hat, ist nicht auszuschließen, dass eine andere Fraktion der US-Herrschaften eine andere Politik in der Türkei wünscht. Die Republik Türkei ist seit 1952 Mitglied der NATO. Nahezu zeitgleich kämpfte die türkische Armee an der Seite der US-Armee im Koreakrieg (1951-53): Rund 6.000 türkische Soldaten unterstützen den Machtanspruch der USA im Konflikt mit der Volksrepublik China. Seit dieser Zeit ist die Zusammenarbeit zwischen der US-Armee und den Türk Silahlı Kuvvetleri, den türkischen Streitkräften mehr als eng.
 

 

Die türkische Armee begreift sich selbst als Hüterin der Verfassung. Einer Verfassung, die Präsident Erdoğan durch seine Angriffe auf den dort verankerten Laizismus und seine diktatorischen Ansprüche seit langem gefährdet. Im Artikel 2 der Verfassung definiert sich die Türkei als „demokratischer, laizistischer und sozialer Rechtsstaat“. (⇒ komplette türkische Verfassung in deutsch als  im Anhang!)

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Amokfahrt in Nizza: Terror auf allen Kanälen

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von Ulrich Gellermann, Berlin


Von einem "Angriff auf Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" wußte der französische Botschafter in Deutschland, Philippe Étienne, sofort zu erzählen. Aus der fernen Mongolei meldete sich die Terror-Expertin Angela Merkel mit der hochtönenden Botschaft, dass sie im Kampf gegen den Terrorismus fest an der Seite Frankreichs stünde. Der sonderbare Jean-Claude Juncker, der sich nicht nur gut im Steuerrecht auskennt, sondern auch schon mal Botschaften von Außerirdischen empfängt, sprach in einer Erklärung von einem "Terrorakt", den er scharf verurteile. Und Bundespräsident Joachim Gauck, der Mann, der jede Herausforderung annimmt, wenn er nur nicht selbst in den Kampf ziehen muss, blähte sich auf und wusste ganz genau: "Ein Angriff auf Frankreich ist deshalb ein Angriff auf die gesamte freie Welt“.

Zu dem Zeitpunkt, als alle alles wußten, war nichts, aber auch gar nichts klar, außer: Ein Mann aus Tunesien, der in Nizza lebte, ist mit einem LKW in die feiernde Menschenmenge auf der „Promenade des Anglais" in Nizza gefahren und hat nicht zu ermessendes Leid angerichtet. Die britische Premierministerin Theresa May, kaum im Amt und mit dem üblichen Regierungsverstand begabt, rief, wen auch immer, auf: „Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln, diese brutalen Mörder zu besiegen, die unsere Art zu leben zerstören wollen“.

Plural? Welche Mörder ausser dem Attentäter Mohamed Lahouaiej-Bouhlel kennt sie denn im konkreten Fall? Prätentiös musste der französische Präsident erklären, Frankreich habe es mit einem Gegner zu tun, der allen Ländern den Krieg erklärt habe, deren größter Wert die Freiheit ist. Scheinbar kannte er den Täter. Ob er mit ihm schon mal telefoniert hat? Sahra Wagenknecht von der Linkspartei sagte in eine Kamera, der Anschlag in Nizza sei ein Anschlag auf unsere Freiheit.

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Russland, die EU und europäische solidarische Interessen

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von Peter Weber, Klotten


In der letzten Zeit häufen sich die Meldungen über die offensichtlichen Anstrengungen von westlicher Seite, den Kalten Krieg wieder aufleben zu lassen. Der NATO-Gipfel vom 9.7.2016 in Warschau spricht Bände im Sinne einer reaktionären Gesinnung des Westens. Ich habe mich immer bemüht, die Verhältnisse möglichst objektiv von beiden Seiten zu sehen und zu schildern. Nachdem ich nun einen persönlichen Aufenthalt in Russland erlebt habe fern vom touristischem Pauschalismus und jeden Tag individuell von russischen Gastgebern betreut und geleitet wurde, hat sich dieses Vorhaben mehr als bestätigt.

Daher bin ich ziemlich sicher, daß von Russland keine Gefahr für uns ausgeht. Die Tatsache, daß in Russland keine optimalen demokratischen Zustände herrschen, ändert nichts daran. Auch bei uns liegt einiges im Argen, weshalb wir zunächst vor unserer eigenen Haustür kehren sollten, bevor wir andere maßregeln. Russland jedenfalls hätte viel zu verlieren, sollte es in Richtung Westen intervenieren.

Wladimir Putin ist - genau wie die meisten westlichen Politiker - ein Machthaber und vertritt naturgemäß die nationalen Interessen Russlands wie dies GB, Frankreich, die USA u. a. auf westlicher Seite ebenfalls tun. Aber er ist im Gegensatz zu vielen westlichen Politikern keine Dumpfbacke und klug genug, keine unnötigen Provokationen vorzunehmen. Von Russland ginge nur dann eine Gefahr aus, wenn der Westen weiter auf Aggression setzt und die Gemüter weiter anheizt. Wenn der Westen überreizt, muß er sich nicht wundern, wenn Gegenreaktionen erfolgen.

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IWF an EU: Enteignet eure Bürger!

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Von Ernst Wolff / Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“


Das globale Finanzsystem gleicht seit 2008 einem Patienten, der auf der Intensivstation liegt und künstlich am Leben erhalten wird. Seine Ärzte sind die Zentralbanken, die ihm immer höhere Dosen immer billigeren Geldes verabreichen und dabei wissen: Ohne diese Behandlung wäre der Patient innerhalb kürzester Zeit tot.

Ähnlich wie mit dem Finanzsystem verhält es sich derzeit mit den italienischen Banken. Sie sind aus eigener Kraft nicht überlebensfähig. Für genau diesen Fall hat die EU die Bail-in–Regelung eingeführt. Sie besagt: In Not geratene Banken sollen nicht mehr wie 2008 durch ein Bail-out, also mit dem Geld der Steuerzahler, sondern zunächst durch die teilweise Enteignung von Aktionären, Einlegern und Sparern gerettet werden.


Italien und EU in der Sackgasse

Dieses Prinzip ist allerdings bereits im vergangenen Dezember bei vier Banken in der Toskana angewendet worden und hat nicht nur dort, sondern in ganz Italien für Aufruhr gesorgt: Es wurde nämlich deutlich, dass es alles andere als sozial gerecht ist. Während ultrareiche Investoren ihre Vermögen durch ihren Informationsvorsprung rechtzeitig abziehen und in Sicherheit bringen konnten, wurden Arbeiter, Angestellte, Kleinunternehmer und Rentner kalt erwischt und über Nacht zwangsenteignet. Einige von ihnen verloren ihre gesamten Ersparnisse.

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Für Deutschland sterben. Die Zukunft der Billiglöhner: Die deutsche Legion

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von Ulrich Gellermann, Berlin


Nos anciens ont su mourir / Pour la gloire de la Légion“ heißt es im Lied der französischen Fremdenlegion, „Unsere Alten wussten zu sterben / Für den Ruhm der Legion“, lautet die deutsche Übersetzung. Das wird man umtexten müssen, wenn die geplante deutsche Legion ihre mörderische Arbeit aufnimmt. Das jüngste Weißbuch der Bundeswehr schafft zwar die Voraussetzung für eine deutsche Legion, aber Alte, die schon für deren Ruhm gestorben sind, hat die neue Fremdenlegion noch nicht aufzuweisen.

"Nicht zuletzt böte die Öffnung der Bundeswehr für Bürgerinnen und Bürger der EU nicht nur ein weitreichendes Integrations- und Regenerationspotenzial für die personelle Robustheit der Bundeswehr, sondern wäre auch ein starkes Signal für eine europäische Perspektive“, heißt es im schönsten von-der-Leyen-Deutsch des Weißbuches, dem wichtigsten Grundsatzdokument deutscher „Sicherheitspolitik“. Und das zitierte Kapitel trägt den unnachahmlichen Titel: "Zur künftigen Personalstrategie der Streitkräfte." (als unten angehängt)
 

      

 

Diese eklige Mischung aus Wehrmachts- und Unternehmensberater-Sprech meint übersetzt: Wir brauchen für Auslandseinsätze eine robuste Todesschwadron, die auch mal alle Fünfe gerade sein lässt. So geht blutige Integrationspolitik. Zur Zeit haben immer weniger junge Leute Lust auf den Dienst in der neuen deutschen Herausforderungs-Armee. Da rekrutieren wir eben das „Regenerationspotenzial“ im Ausland. Und vorläufig beschränken wir uns auf die Fremden in der Europäischen Union, so verstehen wir eine europäische Perspektive.

Den Ostländern laufen doch ohnehin die Bürger weg. Rund drei Millionen junge Polen sind schon ausgewandert. Aus den prekären Ländern Bulgarien, Rumänen und den jugoslawischen Nachfolgestaaten sind ähnliche Zahlen bekannt. Der billigste deutsche Soldat bekommt zur Zeit 2.000 Euro. Da kann sich aber ein Pole ohne Arbeit freuen, wenn er das Geld bekommt. Und wir sorgen auch noch für gesunde Konkurrenz: Das Einstiegsgehalt bei der französischen Fremdenlegion liegt bei 1.280 Euro, das toppen wir auf alle Fälle.

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Friedensfahrt Berlin – Moskau vom 07. – 21. August 2016

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Helmut Schnug / Initiatoren Dr. Rainer Rothfuß und Owe Schattauer


Die Friedensfahrt von Berlin nach Moskau ist eine Bürgerinitiative zur Förderung der Völkerfreundschaft zwischen Deutschland und Russland.

Wir glauben an die Möglichkeit von Frieden trotz der offensichtlichen geopolitischen Agenda verschiedener Länder und Gruppierungen uns unseren europäischen Nachbarn Russland medial als Feindbild zu präsentieren. Anstelle von Sanktionen, militärischen Drohgebärden oder gar Krieg setzen wir auf Kennenlernen und Kooperation zwischen den Bevölkerungen beider Staaten, um das alternativlose, höchste Gut, den Frieden, zu sichern.

Wir sind fest entschlossen, eine am Bedürfnis des Menschen orientierte „Geopolitik von unten“, im Sinne tragfähiger Friedenspolitik auf der Grundlage von Empathie und Völkerfreundschaft, selbst in die Hand zu nehmen. Mit der Friedensfahrt setzen wir ein Zeichen und verbinden Menschen, Vereine, Städte, Firmen und letztlich zwei Völker miteinander.

Diese seitens der Menschen geschaffenen unumstößlichen Fakten der Völkerfreundschaft müssen seitens der Politik respektiert und weiterentwickelt werden.


Initiatoren der Friedensfahrt fordern Dialog mit Russland statt Aufrüstung in Osteuropa

Der Beschluss der NATO-Staaten bei ihrem Gipfeltreffen vom 8.-9. Juli in Warschau zukünftig in Polen, Lettland, Litauen und Estland jeweils 1.000 Soldaten zu stationieren, wird von den Initiatoren der für den 7.-21. August 2016 geplanten Friedensfahrt Berlin-Moskau kritisiert.

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Narrenstreich: NATO verspricht weitere 4 Jahre Krieg in Afghanistan

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von Ron Paul


Der längste Krieg in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika ist gerade noch länger geworden. Auf dem Warschauer Gipfel der NATO 2016 stimmte die Organisation zu, die afghanischen Sicherheitskräfte bis zum Jahr 2020 zu finanzieren. Hand in Hand mit dem Geld gehen natürlich US-Truppen und der NATO, und Tausende von Kontraktoren, Ausbildern und so weiter.

Präsident Obama sagte letzte Woche, dass die USA 3.000 Soldaten mehr als geplant in Afghanistan behalten müssen. Der wahre Grund liegt auf der Hand: der Einsatz ist gescheitert, und Washington kann das nicht zugeben. Obama sagte das allerdings so nicht. Er sagte: „Es liegt im Interesse unserer nationalen Sicherheit, besonders nach all dem Blut und Geld, das wir die Jahre hindurch investiert haben, dass wir unseren Partnern in Afghanistan die beste Chance bieten, zum Erfolg zu kommen.
 

 

So irrational ist die Logik Washingtons. Wo sonst außer in einer Regierung würde man das Argument hören, dass man nicht aufhören kann, Geld für ein Projekt auszugeben, weil man schon so viel nutzlos ausgegeben hat? In der realen Welt tun Menschen, die ihr eigenes schwer verdientes Geld in ein gescheitertes Unternehmen gesteckt haben etwas, was „die eigenen Verluste begrenzen“ heißt. Die Regierung tut das nie.

Reichen 15 Jahre „Blut und Geld” der USA nicht für eine „beste Chance“, um zum Erfolg zu kommen?

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Stellt unsere Kriegsverbrecher vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag

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von Eric Margolis


Der Chilcot-Bericht diese Woche über die Rolle Britanniens beim Einmarsch in den Irak 2003 war so höflich und reserviert wie eine ordentliche englische Teeparty. Keine direkten Beschuldigungen, keine Rede von Kriegsverbrechen durch den damaligen Premierminister Tony Blair oder dessen Leitstern, Präsident George W. Bush. Aber immerhin ziemlich belastend.

Derartige Regierungsberichte und Kommissionen sind eher dazu bestimmt, die Wahrheit zu vernebeln statt zu enthüllen und hässliche Fakten unter Bergen von Papier zu begraben, wie im reizenden Programm „Yes, Prime Minister“ lustig bemerkt wurde.
 

 

Und unter Bergen von Lügen. Die größte Lüge auf beiden Seiten des Atlantiks war, dass die Invasion und Zerstörung des Irak das Ergebnis von „fehlerhaften Geheimdiensterkenntnissen“ war. Die Lager von Bush und Blair und die Medien der Vereinigten Staaten von Amerika und des Vereinigten Königreichs trieben diese absurde Linie voran.

Nachdem ich seit 1976 über den Irak berichtet hatte, war ich einer der ersten, der versicherte, dass Bagdad keine sogenannten Massenvernichtungswaffen besaß, sowie keine Möglichkeiten, diese zu befördern, falls es doch welche hatte. Dafür wurde ich hinausgeworfen und kam auf die Schwarze Liste des führenden TV-Netzwerks und führender Zeitungen in den USA.

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Merkels Hand-Granate: Putin auf Hartz Vier: Fordern & Fördern

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von Ulrich Gellermann, Berlin


Da streckt sie die Hand aus, die Frau im Kostümchen: „Guten Tag Herr Putin, ich hätte gern einen Dialog mit Ihnen“. – Und in ihrer Hand liegt eine Granate. Nur so ist der dieser Satz der Bundeskanzlerin zu verstehen: "Abschreckung und Dialog: Das klare Bekenntnis zu Solidarität mit unseren Bündnispartnern gemäß Artikel 5 des NATO-Vertrags und die ausgestreckte Hand zum Dialog“, das hat die Frau jüngst im Bundestag als letzte Weisheit vor dem NATO-Gipfel in Warschau verkündet.

Es ist die Weisheit des Selbstmordattentäters. Und insofern ist es dann auch die letzte. Lässig tropfte der Frau mit dem Tantengesicht und dem Herzen eines Suizidmörders der Artikel 5 des NATO-Vertrages von den Lippen: „Die Parteien vereinbaren, dass ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle angesehen wird.“ Welcher NATO-Staat ist denn von der Russischen Föderation angegriffen worden? Kein Aufschrei in deutschen Medien, nur die untertänige Weitergabe einer Bedrohungslüge: Mit neuen NATO-Truppen wird zur Zeit nur Russland bedroht. Gelogen hat die Merkel.
 

 

Ton und Gestus der Merkelschen „Abschreckung-und-Dialog-Doktrin“ sind aus den Büros der Agentur für Arbeit bekannt:

  • Sie haben ein Arbeitsangebot, so schlecht es auch sein mag, nicht angenommen? Sanktionen!
  • Sie haben einen Lehrgang, warum auch immer, abgebrochen? Sanktionen!
  • Sie haben nicht genug Bewerbungen geschrieben? Sanktionen!

Das asoziale Hartz-Vier-Instrumentarium nennt diese Methode Fördern & Fordern: Befördert wird der Arbeitslose in den Hungerjob, gefordert wird eine sklavische Demut.

Jetzt also der Präsident der Russischen Föderation: Zuckerbrot und Peitsche wird ihm angeboten, wie einem unmündigen Kind. Nur das Zuckerbrot wurde leider vergessen. Das wurde an den Hasardeur Petro Poroschenko vergeben. Der ukrainische Präsident, obwohl nicht Mitglied der NATO, nahm beim Warschauer NATO-Gipfel am „kleinen Kreis“ teil: US-Präsident Barack Obama, der britische Premier David Cameron, Frankreichs Präsident François Hollande, der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi und die Tante aus Deutschland kamen zusammen.

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Brexit, Russland, Noworossija: Kritischer Blick aus Russland auf die (europäische) Linke

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Kai Ehlers / Boris Kagarlitzki



Kai Ehlers - Der Brexit bringt es an den Tag: Wer geglaubt hat, das politische Russland nähme keinen Anteil am europäischen Geschehen, weil es zu sehr mit sich selber beschäftigt sei, sieht sich dieser Tage eines Besseren belehrt.  

Zwar hält sich das offizielle Russland mit Stellungnahmen weitgehend zurück, um so aufmerksamer jedoch werden die Vorgänge von Seiten der radikaldemokratischen Opposition verfolgt, wie dem unten folgenden Text aus dem Moskauer ‚Institut für Fragen der Globalisierung‘ zu entnehmen ist. Das Institut, das von Boris Kagarlitzki geleitet wird, vertritt die radikaldemokratischen Teile der Opposition in Russland. Seine Vertreter sind nicht zu verwechseln mit den Kritikern, die Putin bis heute mit Argumenten des gescheiterten Jelzinschen Liberalismus attackieren.

Im radikaldemokratischen Lager fühlt man sich aktuell an die Erfahrungen erinnert, die in den zurückliegenden drei Jahren mit dem Verlauf der ukrainischen ‚Revolution‘ gemacht werden mussten, wo Ansätze zur Entwicklung von Demokratie in Nationalismus und Separatismus stecken geblieben sind und schließlich in dem ‚eingefrorenen Konflikt’ endeten, den wir heute sehen.

Zur Kritik an der Politik des Westens, der ‚Demokratisierung‘ predigte, aber wirtschaftlichen Niedergang und die faktische Kolonisierung eines „failed state“ für die Ukraine brachte, kommt die ernüchternde Bestandsaufnahme für den östlichen Teil des Landes hinzu, in dem die Visionen für Autonomie und Selbstbestimmung im Zuge des inner-ukrainischen Krieges in einer Militärverwaltung untergingen.

Zur Erinnerung: Im Juli 2014, kurz nach dem Übertritt der Krim in russisches Staatsgebiet, fand in Jalta/Krim eine Konferenz des internationalen Solidaritätsnetzwerkes der Globalisierungsgegner statt, das zur Solidarität mit den von einem Krieg bedrohten Menschen in der Ukraine aufrief.  Von den rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern kamen vier Fünftel aus den autonomen Republiken Donezk, Lugansk und anderen nach Autonomie strebenden Teilen der Ukraine, die übrigen aus Russland, Europa, Kanada und den USA.

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Frankreich: Neues Arbeitsgesetz per Notverordnung

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von Alex Lantier / wsws.org


Vor dem Hintergrund anhaltender Proteste gegen das geplante reaktionäre Arbeitsgesetz in Frankreich griff Premierminister Manuel Valls erneut auf Artikel 49-3 der Verfassung[1] zurück, um das Gesetz in leicht geänderter Form ohne Abstimmung durch die Nationalversammlung zu bringen und damit die Voraussetzungen für seine endgültige Verabschiedung zu schaffen. Mehrere hundert Demonstranten auf der Seine-Brücke Pont de la Concorde, die direkt auf das Parlamentsgebäude zuführt, wurden von Bereitschaftspolizei eingekesselt.
 

 

Auch gegen Proteste in zahlreichen anderen Städten setzte die Sozialistische Partei (PS) am Dienstag beispiellose Sicherheitsvorkehrungen in Kraft. Die Demonstration in Paris begann am Place d’Italie. Er wurde abgesperrt und von Bereitschaftspolizei umstellt. Die Demonstrationsteilnehmer wurden einer dreimaligen Durchsuchung unterzogen. Dabei wurden sie von oben bis unten abgetastet. Erst dann durften sie den Platz betreten.

Im Mai hatte die PS bereits den ersten Entwurf des Arbeitsgesetzes mithilfe des Artikels 49-3 durch das Parlament gepeitscht und später angedroht, den Protesttag am 24. Juni unter Berufung auf den Ausnahmezustand zu verbieten. Jetzt gibt sie erneut zu erkennen, dass sie vor nichts zurückschrecken wird, um ihre unsoziale Agenda durchzusetzen. Seit der Vorlage des ersten Gesetzentwurfs im Mai trampelt sie über die massive Opposition der Bevölkerung hinweg. Vor dem Hintergrund der Krise, die durch das Brexit-Votum ausgelöst wurde, und in Erwartung eines wirtschaftlichen Einbruchs will die PS das arbeiterfeindliche Gesetz so schnell wie möglich in Kraft setzen.

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Das britische Referendum: Ein großer Tag in der europäischen Geschichte

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von Boris Kagarlitzki / Direktor des ‚Instituts für Globalisierung und soziale Bewegung’ (IGSO) in Moskau


Aus dem Russischen von Kai Ehlers


Niemand hatte an diesen Sieg geglaubt. Sogar die, die die Kampagne für Großbritanniens Auszug aus der EU angeführt hatten, hatten nicht erwartet, dass am Morgen des 24. Juni 2016 verkündet werden würde, dass die Mehrheit für den Bruch mit der Brüssel’schen Bürokratie und der Politik des vergangenen Viertels des Jahrhundert gestimmt haben würde.

Die britische Entscheidung, sich zurückzuziehen, schickte Sturmwellen über den Kontinent. Die Eliten der Staaten waren verwirrt, die Märkte gerieten in Panik. Euro, Pfund und Öl stürzten ab, die Börsen-Spekulanten waren fassungslos. Die Griechen fühlten sich gerächt für die Art wie sie von der EU behandelt worden waren. Menschen in den benachbarten Staaten diskutierten die Möglichkeit, die britischen Erfahrungen selbst zu wiederholen. Das Bewusstsein der Massen ist an einem Wendepunkt: Was undenkbar schien, was definitiv außerhalb jeder Sphäre der Möglichkeiten zu sein schien, war plötzlich Realität geworden.
 

 

Die EU-Gegner hatten gewonnen trotz der Tatsache, dass alle herrschenden Eliten vereint für die Erhaltung der herrschenden Ordnung gestimmt hatten. Schottische Nationalisten, irische Republikaner, sogar die Labour Party schlossen sich den regierenden Tories an und argumentierten, dass das Land bei einer falschen Wahl vor einer Katastrophe stünde. Die Mainstream-Medien, nahezu die gesamte politische Klasse, die bekanntesten Intellektuellen und Schriftsteller und die Stars im Sport machten Kampagnen gegen den Exit. Die vertrauten Gesichter im Fernsehen schienen zu einem zu verschmelzen. Und dieses eine verschwommene Gesicht log auf die verschiedenste Weise, überredete, schüchterte ein und schmeichelte den Wählern. Leider stimmte in letzter Minute auch noch Jeremy Corbyn, der Vorsitzende der Labour Party in diesen Chor mit ein, allerdings mit Vorbehalt. Angesichts einer drohenden Spaltung der Partei gab er unter dem Druck des rechten Flügels nach und sprach vage davon, „in der EU bleiben zu wollen, um sie von innen zu reformieren“.

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BREXIT Skizze: „Mehr EU“ oder Rückfall in Nationalismus

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Ist das die einzige Alternative?



Europa“, „mehr äußere, mehr innere Sicherheit“, Bildung eines „Kerneuropa“, geführt von einem „Direktorium“, bestehend aus Deutschland, Frankreich, Italien, deren Vertreter schon jetzt beteuern müssen, kein „Direktorium“ sein zu wollen, zugleich „Weiterentwicklung“ der EU-Institutionen zu einer „wahren europäischen Regierung“, die von einem europäischen Parlament kontrolliert werde – wahlweise, falls alles nicht klappe, „mehr NATO“ – solche Schlagworte beherrschen zurzeit die etablierte politische Debatte um die möglichen Konsequenzen, die dem Ausscheiden Englands aus dem EU-Verband zu folgen hätten. Das alles geschieht mit der Begründung, den „Rechtspopulisten“ für die Inszenierung eines Dominoeffektes weiterer Referenden nach ihrer Art und möglichen Gefährdungen durch Russland keine Chancen geben zu dürfen.

Aber sind das die Alternativen: Mehr Zentralismus und „Sicherheit“ oder Rückfall in nationalistische Kleinstaaterei, an dessen Ende möglicherweise neue Kriege stehen könnten?

Nein, das sind schon lange nicht mehr die Alternativen. Forderungen nach Autonomie sind in der EU heute keineswegs nur nationalistisch, fremdenfeindlich oder gar rassistisch orientiert. Man denke nur an die Schotten oder die Katalanen. Seit Jahren und mit zunehmender Erweiterung und in wachsendem Maße  entwickeln engagierte Demokraten Ideen, Vorschläge, Pläne und Aktivitäten für ein Europa selbst bestimmter Völker und Regionen, anstelle einer bürokratischen EU der „Institutionen“. Die Ereignisse in Großbritannien heben das jetzt mit ins Licht.
 

 

Im Folgenden werden die Grundideen, Perspektiven und Problem, die in diesen Zusammenhängen diskutiert werden, vorgestellt:


Europa der Regionen: Wege der Selbstbestimmung auf freiheitlicher und demokratischer Grundlage[1]

Europa, die EU, der Euro-Raum befinden sich in der Krise. Das ist kein Geheimnis. Aus der Wertegemeinschaft, die nach zwei Weltkriegen aus dem Impuls hervorging, nie wieder Krieg, nie wieder Nationalismus, nie wieder Faschismus auf europäischem Boden zuzulassen, treten die Konturen einer Festung Europa immer deutlicher hervor, für die die Konkurrenzfähigkeit im „global play“ oberste Priorität hat. Im selben Zuge kommen Impulse aus der Bevölkerung, die sich unter der Forderung nach mehr Demokratie gegen diese Entwicklung wenden.

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Italiens Bankenkrise: Lunte am Pulverfass EU

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Von Ernst Wolff / Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“


Während die internationale Öffentlichkeit wie gebannt auf den Brexit und seine Folgen starrte, haben sich in der vergangenen Woche anlässlich der italienischen Bankenkrise hinter den Kulissen der EU dramatische Vorgänge abgespielt. Sie zeigen, dass nationale Regierungen und EU-Bürokratie aus Angst vor der Reaktion der Bevölkerung davor zurückschrecken, die von ihnen selbst zur Aufrechterhaltung des Bankensystems eingeführten rechtlichen Regelungen des Bail-in durchzusetzen. Diese Kapitulation bedeutet im Grunde nichts anderes als dass die Endphase der EU eingeläutet ist.
 

 

Um die Hintergründe und die Tragweite der Geschehnisse zu verstehen, hier zunächst ein Blick auf die Situation der italienischen Banken:


Italienische Banken in tiefer Krise

Die italienischen Banken befinden sich seit Längerem in einer tiefen Krise. Sie führen nach offiziellen Angaben faule Kredite in Höhe von 360 Mrd. Euro in ihren Bilanzen. Erst im Dezember griff die Regierung in Rom ein und rettete vier regionale Banken vor der Insolvenz. Sie griff dazu auf das in der EU eingeführte Bail-in zurück und erleichterte ca. 150.000 Aktionäre und Anleihegläubiger um die runde Summe von 750 Mio. Euro.

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Holländer: Neu abstimmen! Ukrainer rein in die EU, Russen raus aus Europa

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von Ulrich Gellermann, Berlin

Diese Niederländer. Man darf sie einfach nichts fragen. Die sagen glatt NEEN - NEIN. Wo doch die Europäische Union in ihrer Weisheit ein JA erwartet hätte. Gerade erst am 6. April haben die Holländer in einem Referendum mit rund 60 Prozent das EU-Assoziierungsabkommen mit der Ukraine abgelehnt. Am Rand des letzten EU-Gipfels, noch ganz unter dem Eindruck des Brexit, hatten die Chefs der Union einen Ausweg gesucht. Denn schon im Jahr 2005 hatten die Niederländer in einem Referendum die Europäische Verfassung einfach abgelehnt. Auch mit rund 60 Prozent. Damals kamen die EU-Oberen endgültig zur Auffassung: Demokratie ist sehr, sehr hinderlich. Flugs bastelten sie den Lissabon-Vertrag. Der war nicht besser als die Verfassung, ließ sich aber an den Völkern vorbei unterschreiben. Das fand man vorteilhafter. Nun also schon wieder die Niederländer.
 

 

Das hatte sich die Europäische Union so schön gedacht, damals im November 2014, als man das Assoziierungsabkommen zwischen der EU und der Ukraine in die Welt gesetzt hatte: Die Ukraine sollte der EU-Marktvergrösserung dienen, der bisherige Handel der Ukrainer mit den Russen konnte prima gestört und so nebenbei der ukrainische NATO-Vorgarten in ein hübsches Minenfeld verwandelt werden. Hatte man doch mit dem Artikel 7 des Abkommens eine „Annäherung im Bereich der Außen- und Sicherheitspolitik, einschließlich der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik“ festgeschrieben. Diese schöne militärische Annäherung bis an die russische Grenze fand doch tatsächlich bei den Russen keinen richtigen Beifall. Und als dem damaligen ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowytsch klar wurde, dass der Vertrag weder mehr ökonomische noch sicherheitspolitische Vorteile für die Ukrainer bringen würde und er deshalb das Abkommen aussetzte, da ging der Kiewer Maidan los.

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Nach Brexit-Votum: Künstliche Beatmung fürs globale Finanzsystem

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Von Ernst Wolff / Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“

 

Die Entscheidung der Mehrheit der britischen Bevölkerung, die EU zu verlassen, hat drei Entwicklungen verdeutlicht: 1. Medien und Politik in Europa verlieren zusehends die Fähigkeit, die öffentliche Meinung zugunsten der Finanzindustrie zu manipulieren. 2. Das globale Finanzsystem kann Erschütterungen wie nach dem Brexit-Votum nur noch durch ein koordiniertes Eingreifen der Zentralbanken überstehen. 3. Der Machterhalt der Finanzelite und das System der parlamentarischen Demokratie sind auf Dauer nicht miteinander vereinbar.


Brexit-Votum hatte mit Demokratie nichts zu tun

Das Brexit-Votum zielte nicht darauf ab, dem britischen Volk die Entscheidung über die eigene Zukunft zu überlassen. Es war ein taktisches Manöver, mit dem die Cameron-Regierung die eigene Politik zur weiteren Begünstigung der Finanzelite absichern wollte. Trotz einer Manipulations-Kampagne von historischem Ausmaß ist dieses Manöver misslungen. 
 

 

Das Brexit-Manöver war nicht das erste seiner Art in der EU. Vor knapp einem Jahr ließ die griechische Regierung die Bevölkerung (auf Grund einer eklatanten Fehleinschätzung der Stimmung im Land) über die Austeritätspolitik abstimmen. Obwohl die überwältigende Mehrheit sich für ein Nein („Oxi“) entschied, verschärfte die Regierung ihre gegen die arbeitende Bevölkerung gerichtete Sparpolitik sogar noch.

Zwar werden Wirtschaft und Politik – entgegen aller anderslautenden Beteuerungen - auch im Falle Großbritanniens alles unternehmen, um die Entscheidung gegen die EU-Mitgliedschaft rückgängig zu machen. Das wird aber nicht verhindern, dass das Brexit-Votum wegen der Bedeutung Großbritanniens als fünftgrößter Wirtschaftsmacht der Erde und als Sitz des Finanzplatzes der City of London international wesentlich höhere Wellen als das Oxi-Votum in Griechenland schlägt.

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