Unterschiede zwischen authentischem und synthetischem Terrorismus?

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Testbeispiele: Die Anschläge in Paris v. 07.01.2015 und Tunis v. 18.03.2015 

von Elias Davidsson (Komponist, Musiker, Autor und Menschenrechtsaktivist)


Immer wenn die Gewalt plötzlich und wahllos gegen Zivilisten ausgeübt wird und die Identität der Täter sich nicht eindeutig feststellen lässt, sollte man fragen, ob es eine authentische oder synthetische Terroroperation gewesen war. Die folgenden acht Fragen gestatten eine vorläufige und vernünftige Einschätzung der Ereignisse.


Frage 1: Hat sich eine reelle Organisation zur Tat bekannt?


Kommentar: Eine reelle Organisation ist eine, deren leitende Personen zugänglich sind, welche sich auf Mitglieder stützt und die sich für erklärten Ziele einsetzt. Der Freidenkerverband ist z. B. eine reelle Organisation. Das Rote Kreuz eine andere. Die kurdische PKK ein dritte. Es gibt reelle Organisationen, die gelegentlich terroristische Anschläge ausführen, z. B. die palästinensische Organisation Hamas. Es ist zwar theoretisch möglich, dass man Fälle finden kann, wo authentische Terroristen ihre Signatur nicht hinterlassen wollen, aber da der Sinn terroristischer Handlungen ist, eine Botschaft zu vermitteln – z. B. eine Forderung – würde eine solche Geheimhaltung den Zweck der Gewalttat widersprechen.

Im Fazit: Wenn eine Gewalttat, die dem äußerlichen Anschein politisch motiviert ist, von keiner reellen Organisation beansprucht wird, ist die Vermutung berechtigt, dass sie durch Geheimdienste bzw. das Militär eines Staates inszeniert wurde, um einer dritten Partei in die Schuhen zu schieben.


Frage 2: War die gewaltsame Handlung von einer politischen Forderung begleitet worden?


Kommentar: Eine authentische terroristische Handlung wird in der Regel durch eine ausdrückliche, bzw. implizite Forderung begleitet, die von einer breiten Volksbewegung unterstützt wird und mit den erklärten Zielen der Organisation stimmt. Wenn keine Forderung gestellt wird, bzw. wenn diese Forderung weder mit den erklärten Zielen der Organisation übereinstimmt noch von einer breiten Masse getragen ist, ist die Vermutung berechtigt, dass die Handlung durch Geheimdienste bzw. das Militär eines Staates inszeniert wurde.


Frage 3: Falls die Täter gestorben oder erfasst wurden, wurden sie von einer breiten Volksbewegung als Helden oder Märtyrer zelebriert?

 

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Für mehr #Datenvorrat. Sigmar #Gabriel: Hamstern für die Sicherheit

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von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE


Was macht das Eichhörnchen? Es legt Vorräte an, die es für den Notfall braucht. Bienen tun es, Vögel sorgen für die knappe Zeit vor und auch der australische Bergbilchbeutler hamstert sicherheitshalber Nahrung. Sicherheit ist auch das Stichwort für den Vizekanzler und Wirtschaftsminister Gabriel. Erst jüngst hat der SPD-Chef - der selbst ständig einen Bio-Rucksack vor sich her trägt - diese Sicherheitsbevorratung angemahnt: "Ich bin der Überzeugung, wir brauchen das", erzählte er jüngst dem DEUTSCHLANDFUNK zum Thema Vorratsdatenspeicherung, jener staatlichen Sammlung von durchaus privaten Daten, die dann, Sommer wie Winter, monatelang auf öffentlichen Rechnern rumliegen, um für die Notfälle zur Verfügung zu stehen. (⇒ Artikel b. DLF)
 

 

Was sollten Geheimdienst-Schnüffler zum Beispiel tun, wenn in datenarmen Zeiten, über Weihnachten oder bei Fußball-Weltmeisterschaften, wenig gemailt und telefoniert wird? Mal eben an den nahezu toten Leitungen schnüffeln, hilft dann wenig zur Linderung der kranken Sucht. Da müssen sich die geheimen Jungs schnell ein paar gespeicherte Megabytes durch die Nase ziehen, damit der staatliche Sicherheitsapparat nicht kollabiert. Auch wirkliche Staatsaffären könnten ruck-zuck aufgeklärt sein, gäbe es genug Vorrat. Zum Beispiel als der damalige Chef des NSU-Terror-Untersuchungsausschusses Sebastian Edathy mal den BKA-Präsidenten Jörg Ziercke in die demokratische Mangel nahm: Nur einmal hätte der beleidigte Ziercke in die gespeicherten Daten gucken müssen - wenn sie denn damals schon gespeichert gewesen wären - und der freche Edathy wäre schon im Juni 2012 der Vernichtung durch Datenveröffentlichung anheim gefallen.
 

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#Griechenland: Ausbruch aus dem #Eurogefängnis

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von Eric Walberg, Kanada


Es ist nicht einfach, den Euro-Minotaurus zu erlegen. Die Griechen haben nunmehr schon seit Jahren gelitten und auf die harte Tour gelernt, dass mit glänzenden Euros in den Händen die Prosperität nicht wunderbarerweise hinter der nächsten Ecke wartete. Was wartete, war eine Horde von deutschen Bankern, die scharf darauf waren, griechische Inseln für Winterurlaube zu kaufen, schmierige Banken, darauf aus, griechische Einkommen in ausländische Konten abzuziehen, und weitere Vorhaben der Herrschaften von der Hochfinanz.

Die Armen sind lediglich Bauern in diesem Spiel, und sogar wenn sie eine radikal gegen den Euro gerichtete Regierung wählen, werden ihre Politiker gezwungen, bei den Bailoutplänen mitzumachen in der Hoffnung, dass die Wut abklingen und der Marsch des Euro geschwind weitergehen wird.

Das geht so weiter mit Syriza, der Partei, die derzeit in Griechenland an der Macht ist. Ihr Erfolg hat Schockwellen durch die EU gejagt, obwohl sie behauptet, Europäertum zu unterstützen – sie stimmten für das Maastricht-Abkommen 1992, aber da gibt es Europäertum und Eurovandalismus. Syrizas nationaler Wiederaufbauplan fordert, die humanitäre Krise anzugehen, die Wirtschaft neu zu starten und Steuergerechtigkeit zu fördern, einen nationalen Plan, Arbeitsplätze zu schaffen und das politische System zu verändern, um die Demokratie zu vertiefen.

Auf der europäischen Ebene fordert das Programm einen „europäischen New Deal” mit großzügigen öffentlichen Investitionen der Europäischen Investitionsbank, ausgedehnter "Quantitativen Lockerung" (Kapitalzufuhr durch Gelddrucken) durch die Europäische Zentralbank (EZB) und eine Konferenz für die Reduzierung der griechischen und südeuropäischen Schulden nach dem Beispiel des Londoner Schuldenabkommens aus dem Jahr 1953.
 

 

Im Inland sieht das Programm einen „Plan des nationalen Wiederaufbaus” auf der Basis der Neuerrichtung und Ausweitung des Wohlfahrtsstaates und der Stärkung der demokratischen Institutionen Hand in Hand mit der Einführung von Formen der direkten Demokratie vor. Diese Politik würde finanziert durch Mittel, die durch den Kampf gegen Steuerflucht hereinkommen, sowie durch den Einsatz von europäischen Mitteln von Einrichtungen wie Strukturfonds und Kohäsionsfonds.
 

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Wolfgang #Berger: Wie sich der #Finanzsektor die Welt unterwirft

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von Marie-Luise Volk mit herzl. Dank an Prof. Dr. Dr. Wolfgang Berger (Text)


1914 am Vorabend des 1. Weltkriegs entsprach die Verteilung der Geldvermögen ungefähr der von 2014: 10 % der Bevölkerung war im Besitz von 90 % der Geldvermögen. Insgesamt waren sie sieben mal so hoch, wie die Wirtschaftsleistung eines Jahres. 2010 lag dieser Faktor bei 5,5, Tendenz weiter ansteigend.[1] Roger Martin du Gard, Autor des Werkes „Die Thibaults“ lässt seinen Helden zum 1. Weltkrieg sagen: „Nie zuvor ist die Menschheit so tief erniedrigt, ihre Intelligenz so rücksichtslos unterdrückt worden“.

Der Schweizer Professor Marc Chesney zeigt auf, wie das Demokratieversagen nach dem 1. Weltkrieg zu einer Herrschaft der Finanzaristokratie über die Wirtschaftspolitik führte.[2] Die Akteure dieser Finanzwelt befinden sich in einer Art gemeinschaftlichen Rausches, dessen gesellschaftliche Folgen nur in Ausnahmefällen von ihnen selbst wahrgenommen werden. Sam Polk, Trader eines spekulativen Fonds bringt es auf den Punkt: „Ich wollte mehr Geld und zwar aus dem gleichen Grund, wie ein Alkoholiker noch ein Glas braucht. Ich war süchtig.“ Und weiter: „Nicht nur, dass ich nicht dabei half, Lösungen für die Probleme der Welt zu finden, ich profitierte auch noch davon.“[3]

Wo genau die Schnittstellen zwischen Geldmacht und politischer Macht ineinanderfließen mag keiner genau beurteilen können. Indizien dafür, dass den „Süchtigen“ der Zugang zu ihrer „Droge“ von mächtigen Beratern aus der Finanzwelt geebnet wurde und immer noch wird, gibt es zuhauf. Ein freier, von politischem Einfluss weitgehend verschonter Finanzmarkt wurde zum wünschenswerten Ziel nahezu aller Eliten der westlichen Welt.
 

 

Rolf-Ernst Breuer, ex Vorstandssprecher der Deutschen Bank, sprach es in einem lesenswerten Aufsatz im Jahr 2000 so aus: „Wenn man so will, haben die Finanzmärkte quasi als ‚fünfte Gewalt‘ neben den Medien eine wichtige Wächterrolle übernommen. Wenn die Politik im 21. Jahrhundert in diesem Sinn im Schlepptau der Finanzmärkte stünde, wäre dies vielleicht so schlecht nicht.“[4]
 

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#CNN schlägt die Kriegstrommeln

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von Dr. Paul Craig Roberts


Präsident George W. Bushs nationale Sicherheitsberaterin Condi Rice warnte die Amerikaner, dass Saddam Husseins (nicht existierende) Waffen der Massenvernichtung zu einem Atompilz führen könnten, der über einer amerikanischen Stadt aufsteigt. Eine Gefahr dieser Art bestand allerdings nicht. Heute jedoch besteht eine sehr reale Gefahr für alle amerikanischen Städte, und die nationale Sicherheitsberaterin kümmert sich nicht darum.

Die Gefahr geht von Washington aus und entspringt der Dämonisierung Russlands und von dessen Führung.

Wolf Blitzer (siehe Foto) benutzte (am 13. März auf CNN) den Deckmantel eines Nachrichtenprogramms, um Propaganda ganz im Stil des Dritten Reichs oder vielleicht auch von George Orwells 1984 zu verbreiten. Die Orchestrierung präsentierte Russland als eine massive aggressive militärische Gefahr. Der Bildschirm war gefüllt mit abgeschossenen Raketen und einem Aufmarsch von amerikanischen Generälen Strangelove, die darauf drängten, provokante Maßnahmen gegen die russische Gefahr zu ergreifen. Blitzers Programm ist Teil der orchestrierten Propagandakampagne, die den Zweck verfolgt, die Amerikaner auf einen Konflikt mit Russland vorzubereiten.

Die Propaganda war dermaßen verantwortungslos und es wurden für eine Medienorganisation dermaßen viele unverhohlene Lügen verbreitet, dass es offensichtlich war, dass CNN und Wolf Blitzer keine Angst zu haben brauchten, wegen Verbreitung von Kriegsfieber zur Rede gestellt zu werden. Die sogenannten „Mainstream-Medien“ sind zu einem Propagandaministerium geworden.
 

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Schuldknechtschaft oder das ewig gleiche Spiel

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Debt servitude or the same old game


von Helmut Müller, Wien

 

Im Juni 2011 warnte der seiner unverblümten Ausdrucksweise und haltlosen Anschuldigungen gegen seine Person wegen inzwischen aus seiner Partei ausgeschlossene freiheitliche Nationalratsabgeordnete Werner Königshofer davor, „Griechenland mit einem Kaputtsparplan in die Rezession und in noch mehr Schulden zu treiben. Am Ende dieses Weges stünde ein hochverschuldetes Land, ohne Staatsvermögen, mit rezessiver Wirtschaft und einem demotivierten Volk. Das wäre die reine Schuldknechtschaft, die wegen der dramatischen Entwicklung der Staatshaushalte letztlich den allermeisten Völkern in der EU drohen würde“, so Königshofer. Ein Linker hätte das auch so sagen können.

Vier Jahre später hat die von der EU-Troika (die Europäischer Zentralbank (EZB), Internationalem Währungsfonds (IWF) und EU-Kommission) verordnete Sparpolitik die wirtschaftliche Lage Griechenlands alles andere als verbessert. Die Forderungen der Geldgeber, dazu Gehalts- und Pensionskürzungen oder der Kahlschlag im Gesundheitswesen zählen, haben das soziale Gefüge eher noch mehr belastet als ein wünschbares Ergebnis gebracht. So wurde im Zuge dessen die Kluft zwischen Arm und Reich noch vergößert. In dieser Situation sind überhebliche Wortmeldungen eines arroganten Deutschen, wie Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) einer zu sein scheint, eher fehl am Platze.
 

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John #McCain: Neuer Krieg - Neues Glück

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von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE


Er ist einer dieser "Freunde" von Angela Merkel, der John McCain. Schließlich ist er US-Senator und solche werden von der Kanzlerin gern hofiert und geherzt. Vor allem aber kann McCain nichts dafür: Zwar ist er auch und gerade im Ukraine-Konflikt der amerikanische Prototyp für kranke Kriegsgeilheit, aber der arme Mann wurde schon auf einer US-Militärbasis in Panama geboren, in einem dieser US-Protektorate.

Sein Vater war Admiral der US-Navy und sein Großvater auch. Als der kleine John das Alphabet lernte, fing es mit Armee an und hörte erst bei Zerstörung auf. Schon sein Großvater war Teilnehmer des Mexikanisch-Amerikanischen Kriegs (von 1846 bis 1848), eine Gelegenheit, bei der die USA sich die heutigen US-Staaten Kalifornien und Texas einverleibten. Wer solchermassen das Verwechseln von Mein und Dein geerbt hat, der muss den deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier beschuldigen, er würde Wladimir Putin nicht in die Schranken weisen, "der gerade in diesem Moment Ukrainer abschlachtet."

Das ist gemein, denn Steinmeier lernt noch vom großen US-Bruder. War er doch im Februar 2014 brav auf dem Kiewer Maidan und hat dort unter anderem mit Oleg Tjagnibok (staatlich geprüfter Antisemit, ukrainischer Nazi) verhandelt, um der Ukraine Freiheit und Frieden zu bringen. Das Ergebnis ist zu besichtigen.

Auch Senator McCain war schon auf dem Maidan gewesen: Am 14. Dezember 2013 unterstützte er dort in seiner Rede die Forderungen der Oppositionsparteien. Schließlich wollte er doch die Rendite für jene fünf Milliarden Dollar einfahren, die von der amerikanischen Regierung in den ukrainischen Regime-Change investiert worden waren. Es gibt dafür eine politische Redewendung: "Einmischung in die inneren Angelegenheiten" anderer Länder. Zwar ist die nach Art. 2 Ziff. 7 der UN-Charta verboten, aber die UN-Charta [siehe hier den Volltext] hängt bei den McCains zu Hause, sorgsam perforiert, auf dem Klo.
 

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#Gabriele #Krone-Schmalz: Medien nicht hilfreich!

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"Medien nicht hilfreich wenn von vornherein Etiketten verteilt werden!"


Journalisten sollen nicht Politik machen sondern erklären. Die promovierte Historikerin, freie Journalistin und Publizistin Prof. Dr. Gabriele Krone-Schmalz hatte sich in der Vergangenheit schon oft über die Qualität der "un"freien, embeddeden (Leit-)Medien geäußert und erntete gleichermaßen Häme wie Bewunderung. Hier eine top-aktuelle Videoaufzeichnung eines "artour"-Interviews über Russland, Putinversteher, Nemzow, Medien und Journalisten. "artour" ist das Kulturmagazin des Senders MDR.


"Putin war in seiner ersten Amtszeit eine Chance für Europa."

"Besorgniserregend finde ich, daß ein Begriff wie 'Verstehen' so eine 'Umdeutung' erfährt."



Wladimir Putins Rede im Deutschen Bundestag am 25.09.2001. (die ersten 2:40 Minuten in russisch mit dt. Untertiteln, danach spricht er in deutscher Sprache.)
 

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#EZB und nationale Notenbanken verpulvern 1 Billion Euro für die #Finanzindustrie

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von Ernst Wolff / Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“

 
Die Europäische Zentralbank (EZB) und die nationalen Notenbanken der Euro-Zone haben in der zweiten Märzwoche mit dem Ankauf von Staatsanleihen begonnen. Bis September 2016 sollen auf diese Weise monatlich 60 Mrd. Euro in das Finanzsystem fließen, insgesamt also 1,1 Billionen Euro.

Die EZB folgt damit dem Beispiel der US-Zentralbank Federal Reserve (FED), die durch drei aufeinanderfolgende Runden der „quantitativen Lockerung“ insgesamt 4,5 Billionen US-Dollar in das amerikanische Geldsystem gepumpt hat, und dem Beispiel Japans, dessen Zentralbank BoJ das Geldvolumen des Landes seit 2008 um ca. 600 % gesteigert hat.

Offiziell heißt es, die stagnierende Wirtschaft in der Eurozone solle durch die Schaffung von Liquidität angekurbelt, deflationäre Tendenzen sollten bekämpft und eine leichte Inflation von 2 Prozent herbeigeführt werden. Dieses Ziel kann allerdings nicht der Wahrheit entsprechen, denn weder in den USA, noch in Japan hat das Drucken enormer Geldmengen (und um nichts anderes handelt es sich) zum Erfolg geführt. In beiden Ländern stagniert die Wirtschaft nach wie vor, Deflation und Inflation halten sich die Waage.  


Warum greift die EZB trotzdem zu solch einer Maßnahme?

Die Antwort ist simpel: Weil sie keine andere Wahl hat, da sonst der Zusammenbruch des Systems droht. Sowohl Politiker, als auch die Finanzindustrie sitzen auf einem historisch nie da gewesenen Berg an Schulden. Die Länder der Eurozone sind derzeit mit 9,6 Billionen Euro oder 94 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) verschuldet, der Banken der Eurozone mit 20 Billionen Euro, wobei der Bereich der Schattenwirtschaft, der den des offiziellen Bankensektors bei weitem übersteigt, noch nicht einmal berücksichtigt ist. Diese ausstehenden Billionenbeträge verlangen Tag für Tag nach Zins- und Zinseszahlungen. Um sie leisten zu können, brauchen sowohl die Staaten als auch die Banken ständig frisches Geld, das ihnen nun von der EZB zur Verfügung gestellt wird.
 

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#STRATFOR: US-Hauptziel war Bündnis #Russland und Deutschland zu verhindern

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Der Gründer und Vorsitzende des führenden privaten US-amerikanischen Think Tank STRATFOR (Abkürzung für Stategic Forecasting Inc., Wiki und Webseite) Dr. George Friedman in einem Vortrag für "The Chicago Council on Global Affairs" (CCGA) über die geopolitischen Hintergründe der gegenwärtigen Ukraine-Krise und globalen Situation insgesamt.


Hier einige Ausschnitte mit deutschen Untertiteln: (Dauer 12:52 Min)


 

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Frauenkampf in #Westkurdistan: Gegen Repression, Patriarchat und Krieg

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von Nina Berger, Frauenzeitung Nr. 3, Arbeitermacht/REVOLUTION


Nach Jahren der Gleichgültigkeit oder auch der Paralyse insbesondere linker Bewegungen und Parteien gegenüber dem revolutionären Aufbruch in Syrien gibt es seit Sommer 2014 eine erstaunliche Wendung. Sie gilt der Aufmerksamkeit für den Kampf des kurdischen Volkes in Rojava, Westkurdistan.

Die internationale kurdische Gemeinschaft initiiert eine breite Solidaritätsbewegung und der Widerstand der Kämpferinnen und Kämpfer in der westkurdischen Stadt Kobanê ist auf einmal weltweit das Symbol für Selbstbestimmung und Frauenrechte. Wie kam es dazu, was wurde erreicht und welche Perspektive bietet sich? Für die Beantwortung der Fragen werden wir eine Analyse der aktuellen Situation versuchen und dazu einige Spezifika des Lebens der kurdischen Frauen in einer historischen Dimension, in Verbindung mit der kurdischen Befreiungsbewegung und der dahinterstehenden Ideologie darlegen.

 


Errungenschaften

Fest steht, dass der Befreiungskampf in Rojava schon jetzt zu enormen Errungenschaften für die Frauen geführt hat, die im Nahen und Mittleren Osten ihresgleichen suchen: So hat die Regierung des autonomen Kantons Cizîrê am 5. November 2014 mit dem Dekret Nr. 22 die Gleichheit von Frauen und Männern in Bezug auf Löhne, die berufliche Stellung, auf Erbrecht und auch auf Zeugenaussagen vor Gericht verkündet. Das Dekret verbietet gleichfalls die Verheiratung junger Frauen ohne deren Zustimmung und die Polygamie. Dieses Dekret und die Ausweitung sozialer und demokratischer Rechte können dazu beitragen, die gesellschaftliche Transformation in Rojava zu festigen und auf den Mittleren Osten ausstrahlen zu lassen.

Ohne die aktive Beteiligung tausender Frauen in den Selbstverteidigungskräften, in der YPJ, ohne die Bildung von Frauenräten und die Vertretung von Frauen auf allen Ebenen der politischen Gremien und des öffentlichen Lebens wäre diese Entwicklung unmöglich.


Hergang

Inmitten des syrischen Bürgerkrieges etablierten die KurdInnen in Rojava, Westkurdistan, im Sommer 2012 von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbemerkt ihr eigenes System. Sie übernahmen die Kontrolle über die Städte und Dörfer im kurdischen Norden Syriens entlang der Grenze zu den kurdischen Gebieten der Türkei in drei voneinander abgetrennten Kantonen (Verwaltungsbezirken), nämlich Efrin, Kobanê und Cizîrê.
 

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Das andere Reich der Desinformation

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L´autre Empire de la désinformation - The other Empire of disinformation


von Helmut Müller, Wien


Bevor die US-Armee massiv in Vietnam einfiel waren bereits US-Militärberater vor ihr im Land. Das hat Tradition, und die setzt sich global fort bis in unsere Tage. Jetzt hat man nämlich die Entsendung von solchen Beratern in die bekanntlich nicht an die USA angrenzende Ukraine angekündigt. Eine Provokation für den tatsächlichen Ukraine-Nachbarn Rußland, der, zur geheuchelten Empörung der Westler, entsprechend reagiert. Doch die NATO-Falken sind offenbar entschlossen, Europa an den Rand eines größeren Krieges zu bringen.

Angesichts der wahren Fakten hört sich nun eine Aussage von Daniel Lubkiwskij, (Foto li.) bis Dezember 2014 stellvertretender ukrainischen Außenminister und seit Januar 2015 Berater von Premierminister Arsenij Jazenjuk, geradezu als die eines Scherz- oder Trunkenbolds an. So meinte er allen Ernstes: „Wenn durchsickert, daß Präsident Putin einen Krieg gegen die freie Welt und deren Prinzipien begonnen hat…“ [⇒ s. Artikel auf  derStandard.at] Oh Gott, oh Gott! Da verschlägt es einen ja beinahe den Atem. Wirklich ein goldiges Kerlchen dieses anderen Reichs der Desinformation.

Jedenfalls eine Marionette ganz nach dem Geschmack der kleinen und großen Strategen im Westen. Dort, genauer in Brüssel, schien man die wohl bestellte Botschaft  bereits ungeduldig erwartet zu haben. Denn schon fordert der zwielichtige EU-Kommissionspräsident eine eigene Armee gegen die angebliche Gefahr aus Rußland. Dieser Herr, außer großzügiger Gastgeber für Konzerne, jetzt auch noch beflissener Laufbursche für die NATO?

Lassen wir die gestern schon verratenen hehren Prinzipien dieser freien Welt, in der das freie Wort im Mund umgedreht oder bereits verfolgt wird, sowie diesen an sich unnötigen Herrn Juncker einmal beiseite. Bestaunen wir stattdessen die Berichterstattung unserer „unabhängigen“ Medien. So läßt "DiePresse".com (Wien) am Sonntag Johannes Voswinkel, ein den Atlantikern offenbar affiner Journalist, zu Wort kommen.
 

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Krieg gegen #Griechenland: Rezepte aus der #Marktwirtschaft

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von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE


Erpresser sollen sie sein, die Neuen in Griechenland. Chaostruppe wird ihnen nachgerufen. Das Wort "Halbstarke" taucht aus den schmutzigen Tiefen der 50er Jahre wieder auf, doch den fragwürdigen Höhepunkt der billigen Griechenland-Beschimpfung leistet die angeblich seriöse FAZ: "Polit-Ganoven" nennt sie die neue griechische Regierung. Über die wirklichen griechischen Ganoven, die ihr Land in die Scheiße geritten haben - kein Wort. Kein Wort auch über die deutschen Regierungen, die mit den abgewählten griechischen Korruptions-Eliten prima Geschäfte gemacht hatten. Auch kein Text über Angela Merkel, die als Schuldeneintreiberin in Athen unterwegs war, als eine säumige Regierung die Raten für die gelieferten deutschen U-Boote nicht zahlen konnte.
 

 

Während in Griechenland das Gesundheits-System stirbt und in seinem Gefolge auch die Patienten, während Eltern kein weiteres Kind mehr in die Welt setzen wollen weil sie das eine schon kaum ernähren können, während Kinder im Schulunterricht vor Hunger in Ohnmacht fallen, leiert eine eisige EU-Bürokratur das runter, was sie schon seit fünf Jahren als einziges auf der Platte hat: SPAREN.

Gäbe es in Brüssel oder Berlin so etwas wie ein Resthirn, dann wüsste man dort, dass tote Schuldner schlechte Schuldner sind. Aber sie haben Angst in den EU-Zentralen: Das griechische Beispiel könnte Schule machen. Auch andere Völker in Europa könnten sich von der perversen Logik des Kapitals befreien wollen. Das darf nicht sein!
 

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Warum der Aufstieg des #Faschismus wieder Thema ist.

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von John Pilger / übersetzt von Konrad Kiener


Der kürzliche 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz war eine Erinnerung an das große Verbrechen des Faschismus, dessen Nazi-Ikonographie tief in unserem Bewusstsein liegt. Faschismus ist konserviert als Geschichte, als flimmernde Filmstreifen mit Schwarzhemden im Stechschritt, ihre Kriminalität furchtbar und offensichtlich. Jedoch, in denselben liberalen Gesellschaften, deren Krieg-führende Eliten uns drängen, nie zu vergessen, wird die sich beschleunigende Gefahr einer modernen Art des Faschismus unterdrückt; denn es ist ihr Faschismus. [Anm. H.S.: siehe Filmdoku am Ende]

„Einen Aggressionskrieg zu beginnen ...“ sagten 1946 die Richter des Nürnberger Tribunals, „ist nicht nur ein internationales Verbrechen, es ist das schlimmste internationale Verbrechen, es unterscheidet sich von anderen Kriegsverbrechen darin, dass es in sich das angehäufte Böse des Ganzen enthält.“

Hätten die Nazis nicht Europa überfallen, Auschwitz und der Holocaust wären nicht geschehen. Hätten die Vereinigten Staaten und ihre Satelliten 2003 nicht ihren Aggressionskrieg im Irak begonnen, dann wären annähernd eine Million Menschen heute noch am Leben; ein Islamischer Staat, oder IS hätten uns nicht in der Knechtschaft ihrer Barbarei. Sie sind die Abkömmlinge des modernen Faschismus, aufgewachsen durch die Bomben, die Blutbäder und die Lügen in dem surrealen Theater, bekannt als News.

Wie im Faschismus der 1930er und 1940er Jahre werden die großen Lügen mit der Präzision eines Metronoms geliefert: dank der allgegenwärtigen, sich ständig wiederholenden Medien und ihrer grassierenden Zensur durch Auslassung. Die Katastrophe von Libyen diene als Beispiel. Im Jahre 2011 flog die NATO 9.700 Kampfeinsätze gegen Libyen, wovon mehr als ein Drittel gegen zivile Ziele gerichtet waren. Uran-Sprengköpfe wurden verwendet; die Städte Misrata und Sirte wurden mit Bomben-Teppichen belegt. Das Rote Kreuz identifizierte Massengräber und UNICEF berichtet, „die meisten getöteten [Kinder] waren jünger als 10 Jahre“.
 

 

Die öffentliche Sodomisierung des libyschen Präsidenten Muammar al-Gaddafi mit einem „Rebellen“-Bajonett wurde von der damaligen US Außenministerin, Hillary Clinton mit den Worten begrüßt: „Wir kamen, wir sahen, er starb.“ Seine Ermordung wie die Zerstörung seines Landes rechtfertigte man mit einer bekannten Lüge; er habe „Genozid“ gegen das eigene Volk geplant. „Wir wussten … hätten wir noch einen Tag gewartet“, meinte Präsident Obama, „dann könnte Benghasi, eine Stadt von der Größe von Charlotte, ein Massaker erleiden, das quer durch die Region widergehallt und das Gewissen der Welt befleckt hätte“.
 

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#Eurokrisenpolitik: Zustimmung zur Erpressungspolitik ist keine Solidarität

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Artikel von Sahra Wagenknecht vom 05.03.2015

 

"Ich finde es falsch, dass die Linksfraktion im Bundestag am vergangenen Freitag mehrheitlich dem Ergebnis dieser Erpressungspolitik mit ihrem „Ja" den Segen gegeben. Eine Enthaltung hätte beides zum Ausdruck gebracht: die veränderte Situation in Athen durch die neue Syriza-Regierung, der unsere Solidarität gilt. Aber auch unsere Ablehnung der gescheiterten Griechenlandpolitik und der Erpressungsstrategie der Bundesregierung."

In Griechenland zeigen sich am stärksten die katastrophalen Auswirkungen der Eurokrisenpolitik: Das Kürzungsdiktat der Troika hat durch Senkungen der Löhne, Renten und Sozialleistungen zu einer humanitären Krise geführt. Die Wahl der neuen griechischen Regierung in Athen ist eine bewusste und mutige Entscheidung der griechischen Bevölkerung gewesen, die Zumutungen aus Berlin und Brüssel zu beenden. Daher wird der Kampf der neuen Regierung unter Syriza-Chef Alexis Tsipras gegen die sogenannte Austeritätspolitik der Troika von der Linken in Deutschland mit großer Anteilnahme und Solidarität verfolgt. Das ist nicht vollkommen uneigennützig: Die Zerschlagung der sozialen Sicherungssysteme in Griechenland hängt eng mit dem Sozialabbau und dem ausufernden Niedriglohnsektor in Deutschland zusammen.
 

 

Deutschlands Exporte konnten nach der Jahrtausendwende in der Form nur so extrem steigen, weil die preisliche Wettbewerbsfähigkeit durch das Lohndumping der Agenda-2010 Politik exzessiv gesteigert wurde. Dadurch blieb die Entwicklung der Reallöhne stark hinter der Produktivitätssteigerung zurück. Zum deutschen Lohndumping kamen noch die Folgen der globalen Finanzkrise und die währungspolitische Zwangsjacke des einheitlichen Euro-Währungsraums. Fertig war der fatale Krisencocktail, der Griechenland in eine Überschuldung trieb und anschließend das Kriseninstrumentarium der Eurozone nach sich zog.
 

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HUMAN RIGHTS WATCH: World Report 2015. #Menschenrechte auch in schweren Zeiten schützen

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Menschenrechte als Ausweg aus Krise und Chaos


von Human Rights Watch


Regierungen begehen einen großen Fehler, wenn sie beim Vorgehen gegen ernste Sicherheitsgefahren die Menschenrechte vernachlässigen, so Human Rights Watch bei der Veröffentlichung des jährlichen World Reports.

In dem 656-seitigen World Report, der 25. Ausgabe, dokumentiert Human Rights Watch die Menschenrechtslage in mehr als 90 Ländern weltweit. In der Einleitung macht Kenneth Roth, Executive Director, auf die Wagenburgmentalität aufmerksam, wenn es um Menschenrechte geht – diese kontraproduktive Haltung haben viele Regierungen in den vergangenen von Aufruhr geprägten Jahren vertreten.


„Menschenrechtsverletzungen spielten eine große Rolle, wenn es um die Entstehung und Verschärfung der heutigen Krisen geht“, sagte Roth. „Die Menschenrechte zu schützen und demokratische Verantwortlichkeit sicherzustellen, sind der Schlüssel zur Lösung dieser Krisen.“


Der Aufstieg der extremistischen Gruppe „Islamischer Staat“ (auch als IS bekannt) ist eine der globalen Herausforderungen, die eine Unterordnung von Menschenrechten hervorgerufen haben, so Human Rights Watch. Aber IS ist nicht aus dem Nichts entstanden. Neben dem Sicherheitsvakuum, das die US-Invasion im Irak zurückgelassen hat, waren auch die sektiererische und von Menschenrechtsverletzungen geprägte Politik der irakischen und syrischen Regierungen und die internationale Gleichgültigkeit darüber wichtige Faktoren, die zum Aufstieg von IS beigetragen haben.
 

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Gregor #Gysi vs. Sahra #Wagenknecht: Kleiner Mann, große Frau

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Ein Dilemma der Linkspartei

 

von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE


Gregor Gysi ist ein höchst intelligenter Mann. Ihm ist eine verführerische Intelligenz zu eigen, die mit blendendem Charme geziert ist. Dieser Tendenz zum Genialen kann nicht mal Gysi selbst widerstehen: Weil er so gescheit ist, hält er die meisten anderen für blöd.

Erst neulich wieder im Bundestag. Die LINKE-Fraktion hatte sich mehrheitlich für die Zustimmung der "Verlängerung der Griechenlandhilfe" entschieden. Dieser Antrag der Regierung hörte sich gut an: Frisches Geld für die armen Griechen, da kann man doch nicht Nein sagen. Sahra Wagenknecht konnte. Denn der scheinbar karitative Zug der Regierung sieht neben dem neuen Geld nur alten Unsinn vor: Die Verlängerung all jener Maßnahmen, die den Griechen mehr Elend und weniger Zahlungsfähigkeit beschert hatten. Darüber wollte Frau Wagenknecht in ihrer Fraktion reden. Aber die Fraktion ließ ausgerechnet die Frau aus ihren Reihen, die den meisten ökonomischen Sachverstand mitbringt, nicht zu Wort kommen. In der Linksfraktion, das weiß man, gilt das Wort von Gregor Gysi. Mit ihm ist vieles möglich, gegen ihn sehr wenig. Und der hielt einen Wagenknecht-Beitrag nun mal für unmöglich.

Wer jetzt so blöd ist, ausschließlich an eine inhaltliche Entscheidung gegen Wagenknecht zu glauben, der ist so blöd wie Gysi das gerne hätte. Denn hinter dieser Ohrfeige für Sahra Wagenknecht wabert die seit langem verdrängte Frage nach der "Doppelspitze" der Bundestagsfraktion. Ein Parteitag hatte sich für eine Doppelspitze ausgesprochen und auch eine Bundesausschuss-Tagung der Partei forderte eine Frau neben einem Mann an der Spitze der Fraktion. Und die wahrscheinlichste Frau neben dem Fraktions-Chef Gysi wäre eben Frau Wagenknecht.
 

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Ein Bail-In bei der Hypo Alpe Adria? Alarmstufe rot fürs globale Finanzsystem!

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von Ernst Wolff / Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“


Am Sonntag, den 1. März 2015 teilten das österreichische Finanzministerium und die Aufsichtsbehörde FMA mit, dass die Abbaugesellschaft HETA Asset Resolution AG abgewickelt werde und ein Konkurs nicht auszuschließen sei. Die Rückzahlung fälliger Schulden werde mit sofortiger Wirkung ausgesetzt. Bereits einen Tag später wurden 25 Mio. Euro aus dem Schuldscheindarlehen eines institutionellen Investors nicht zurückbezahlt.

Bei der HETA Asset Resolution handelt es sich um eine „Bad Bank“, die im Herbst 2014 als Auffanggesellschaft der HYPO ALPE ADRIA, der ehemals sechstgrößten österreichischen Bank, gegründet wurde. Die Rettung der HYPO ALPE ADRIA kostete die österreichischen Steuerzahler insgesamt 5,6 Mrd. Euro. Eine Rettung der HETA Asset Resolution würde nach Schätzungen von Experten bis zu 20 Mrd. Euro verschlingen. Der Betrag entspräche in etwa 6 % der Wirtschaftsleistung Österreichs.

Finanzminister Hans Jörg Schilling bekräftigte am Montag, dass die Regierung in Wien nicht finanziell einspringen und auch nicht für das Bundesland Kärnten geradestehen werde. Kärnten haftet mit 10,7 Mrd. Euro für die Bank und ist somit von der Zahlungsunfähigkeit bedroht.

Obwohl dieser Vorgang in den Mainstream-Medien außerhalb Österreichs kaum Beachtung fand, ist er von allergrößter Bedeutung: Sollte es tatsächlich zum Konkurs kommen, würden mit großer Sicherheit Kreditausfallversicherungen fällig werden. Weil dieser Markt unreguliert ist, kann niemand deren Höhe genau beziffern. Sie dürften sich aber in Größenordnungen bewegen, die nicht nur das österreichische Finanzsystem, sondern sogar das globale Finanzsystem gefährden könnten.
 

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Boris Kagarlitzki: Keine Provokation, eine Botschaft.

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von Kai Ehlers / Boris Kagarlitzki


Am 5.3.2015 veröffentlichte die Internet-Plattform „Rabkor“ (Moskau) den Kommentar von Boris Kagarlitzki (Foto rechts), Leiter des Moskauer Instituts für die Erforschung  der Globalisierung und sozialer Bewegungen (IGSO) in Moskau, unter dem oben stehenden Titel „Keine Provokation, eine Botschaft“. Wie dem Artikel klar zu entnehmen, skizziert Kagarlitzki darin den Gedanken, dass der Mord an Boris Nemzow als Botschaft regierungsnaher Kräfte an den russischen Präsidenten zu verstehen sei, dass es Zeit für einen Führungswechsel an der Spitze der russischen Regierung sein könnte.

Der Artikel war kaum erschienen, da hatten Deutsche Medien, die üblicherweise von Kagarlitzki und dem IGSO wie auch von anderen Kräften dieser Szene keine Notiz nehmen, Kagarlitzkis vorsichtige Überlegungen schon als Sensation aufgegriffen. Etwa BILD: „Moskauer Politologe spekuliert nach Mord an Boris Nemzow: Stürzt Russlands Elite Wladimir Putin?“

Es ist aufschlussreich für die Stimmung in Moskau, den Text zu lesen, den Kagarlitzki selbst dazu verfasst auch – auch wenn wir in der Einschätzung vielleicht etwas zurückhaltender sein möchten.

Kai Ehlers

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Keine Provokation, eine Botschaft.

von Boris Kagarlitzki


Boris Nemzow wurde genau zu dem Zeitpunkt erschossen, als die Vorbereitungen für den nächsten Marsch der Opposition in Moskau in vollem Gange waren. Ungeachtet der ernsthaften wirtschaftlichen Schwierigkeiten war ein massenhafter Protest jedoch nicht  zu erwarten, weil die Führer der Opposition den sozialen Problemen der Mehrheit der Bevölkerung keine Aufmerksamkeit gewidmet hatten: die Sparmaßnahmen, die von den Behörden eingeführt wurden, hatten keine Aufmerksamkeit der liberalen Führer gefunden – bestenfalls wurde erklärt, der Grund aller Probleme Präsident sei Putin und wenn er nicht bei da sei, werde die Krise von sich aus sofort aufhören.

Vor diesem Hintergrund kam der Mord, der am 27. Februar abends auf der Großen Moskauer Brücke ein paar Dutzend Meter vom Kreml entfernt geschah, gerade zur passenden Zeit. Und zwar so sehr, dass viele Kommentatoren vermuteten, er sei direkt von der Opposition organisiert worden, um eine massenhafte Mobilisierung von Menschen für den Protestmarsch zu erreichen, wenn er gleich in einen Trauerzug verwandelt werde.

Dies ist natürlich unwahrscheinlich. Das Ausmaß der Provokation ist unproportional groß für so kleine, lokale Ziele.

Wenn vor jedem Protestmarsch ein politischer Aktivist getötet würde, dann gäbe es in Russland bald keine solche Menschen mehr.
 

 

Unbegründet waren auch Ängste (oder Erwartungen), dass der Oppositionsmarsch sich vor dem Hintergrund der Ermordung zu einer großen Konfrontation  entwickeln und zu Zusammenstößen mit der Polizei und einem "Moskauer Maidan" führen werde. Das wäre zu einfach und zu offensichtlich. Der Trauermarsch verlief friedlich, ruhig und harmlos, wie es im Allgemeinen typisch für Proteste in der Hauptstadt ist, die ihre Aktivisten aus den Reihen älterer Mitglieder der sowjetischen humanitären Intelligenz, der kreativen Klasse und den Hipster mobilisiert. Die sind nicht nur nicht gewaltbereit, sondern ganz allgemein radikalen Aktivitäten abgeneigt.
 

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Deutschland im Tiefschlaf. Wie wir unsere Zukunft verspielen. (STEPHAN HEBEL)

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Buchvorstellung mit Rezensionen von Harry Popow und Rudolf Hickel (NDS)



Wenn dein Wecker nicht richtig tickt, dann kaufe einen neuen. Wenn aber die Oberen in der Politik dich übers Ohr hauen und du nichts merkst, dann schlafe ruhig weiter. Einem Wecker gleicht das Buch von Stephan Hebel mit dem Titel „Deutschland im Tiefschlaf. Wie wir unsere Zukunft verspielen“. Stephan Hebel ist seit Jahrzehnten Leitartikler und Kommentator. Er schreibt für die Frankfurter Rundschau sowie für Deutschlandradio, den Freitag, Publik Forum und weitere Medien. Er ist langjähriger FR-Leitartikler und Autor. Er diskutiert regelmäßig im Presseclub der ARD und ist ständiges Mitglied in der Jury für das Unwort des Jahres.

Autor:  Stephan Hebel

Verlag:  Westend, Frankfurt/M. (15. September 2014) – zur Verlagsseite

ISBN-13: 978-3-86489-067-3

Taschenbuch: 240 Seiten, Preis: 16,99 Euro [D], EUR 17.50 [AT], SFR 24.50 [CH], auch als eBook

Verschlafen wir unsere Zukunft?

Uns geht’s gut, erzählt uns die Kanzlerin, unterstützt von vielen Medien. Sie lullt uns mit dem Märchen ein, es könnte alles so bleiben, wie es ist, wenn wir nur weitermachen wie bisher. Und kaum jemand widerspricht, vor allem seit SPD und Grüne um die Rolle als Merkels Juniorpartner konkurrieren. Das heißt aber auch, Opposition muss jetzt mitten aus der Gesellschaft kommen, von uns Bürgerinnen und Bürgern. Denn eines ist klar: Wenn nicht wir die Welt verändern, wird sie uns verändern – mehr, als uns lieb sein kann. Und dann droht auch unsere sogenannte „Insel des Wohlstands“ unterzugehen.
 

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Bibis Angstschiss: Netanjahu fürchtet um seinen Krieg gegen den Iran

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von Wolfgang Blaschka, München

 

Israels Regierungschef ist ein armer Hund verglichen mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Er gebietet nicht über ein weltumspannendes Netz von 716 Militärbasen in 38 Ländern zuzügl. militärischer Präsenz in über weiteren 100 Ländern rund um den Globus [1], kann längst nicht auf weltweite Luftüberlegenheit bauen. Er braucht auch keine atomgetriebenen Flugzeugträger mit Treibstoff für die nächsten 25 Jahre, um auf den Weltmeeren zu kreuzen, selbst wenn der Staat, der sie einst ausgesandt hat, längst in der Pleite versunken sein sollte. So wie es die sowjetischen Kosmonauten erlebten, als sie aus dem All zur Erde zurückgekehrt die Sowjetunion nicht mehr vorfanden. Netanjahu benötigt das alles gar nicht. Seine Gegner wohnen quasi in "seinem" Land, das genausogut ihres ist. Die Wege sind kurz, allerdings mit Checkpoints gepflastert.

Er kann sich mit einer hochmodernen Armee begnügen, deren schillerndste Heldentaten darin bestehen, Steine schleudernde Kinder zu erschießen oder über Monate gefangen zu halten, weil sie vor seinen Soldaten ausgespuckt haben. Er kann sich auf ein geheimes Atomwaffenarsenal stützen, das gegen den "Feind", die Palästinenser schlechthin nicht einsetzbar ist, ohne Israel selbst "von der Landkarte zu radieren". Deswegen unterstellt er diesen aberwitzig perfiden Vorsatz lieber dem Iran, der weit genug weg ist, um mit der handfesten Drohung einer angeblichen Bedrohung sein eigenes Massenvernichtungswaffen-Monopol zu verteidigen.
 

 

Auf Gaza kann er nur konventionelle Bomben regnen lassen und notfalls auch Phosphor. Alle zwei Jahre ein Massaker zur Strafe für seine "Hilflosigkeit" gegen Tunnel und ungezielte Raketenangriffe aus dem hermetisch abgeriegelten Ghetto: Mehr geht kaum, um die "Existenz" Israels zu "verteidigen" und unmissverständlich unter Beweis zu stellen, wer das Sagen haben soll im Nahen Osten. Mit Blockade und Mauerbau, auch wenn das hässlich aussieht. Sein Land ist nur handtuchbreit, und macht dennoch Weltpolitik.
 

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Norbert Lammert: Man redet Deutsch

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von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE


Sprich gefälligst erstmal Deutsch: Diesen Herrenmenschen-Satz kann man schon mal in der U-Bahn hören, wenn ein deutscher Pädagoge mit Hauptschulabschluss einem dieser Ausländer mal klar macht, dass nicht alle Tage Kreuzberg ist. Natürlich nur dann, wenn nicht mehrere Kanaken in der Nähe sind. Nun hat der Bundestagspräsident, wohl geschützt durch ganze Bataillone von Sicherheitsbeamten, auch eine Lanze für das Deutschtum gebrochen: "Dass jemand, der in Deutschland tätig ist, auch Deutsch spricht, halte ich für eine schiere Selbstverständlichkeit. Das sollte auch für Imame gelten."

Das kann natürlich nur der Anfang sein. Demnächst, so ist zu hoffen, wird es in den Werbeagenturen ein Lammert-Verbot für "Denglisch" geben, jene kryptische Mischung aus schlechtem Deutsch und noch schlechterem Englisch, das zu Wendungen wie "entweder machen wir es jetzt stylisch oder es wird gecancelt" führen kann. Auch wird demnächst der Bundes-Sprachen-Schutz in die IT-Branche eingreifen, wenn mal wieder "gedownloadet" wird oder beim Auspacken des neuen "Smartphone" das Kommando "zip it!" ertönt, um später in der "Cloud" zu verschwinden obwohl keine einzige Wolke am Himmel ist. Nur wenig später wird Lammert dann deutsche Untertitel unter bayerische TV-Serien durchsetzen. Schließlich wissen wir alle, dass die DDR am Wort "Broiler" gescheitert ist: Ein Staat, der ein Grillhähnchen amtlich zum Broiler machte, konnte auf Dauer nicht ernst genommen werden.

Norbert Lammert
kommt aus Bochum: Dort besuchen jährlich etwa 70.000 Pilger die Stiepeler Wallfahrtskirche St. Marien mit dem Gnadenbild der "Schmerzhaften Mutter“. Und obwohl die Reform der katholischen Messe das Lateinische im Gottesdienst weitgehend abgeschafft hat, ist das mystische "Amen" immer noch nicht durch das von Luther übersetzte "Wahrlich" ausgewechselt worden. Wahrlich wurde Norbert Lammert vom zutiefst katholischen "Cusanuswerk" mit einer Graduiertenförderung auf die Erfolgsleiter gehoben. Nicht auszuschließen ist, dass hinter der Forderung des Karriere-Katholiken "Man spricht Deutsch" schnödes Konkurrenz-Denken steckt: "Man ist katholisch, zumindest aber christlich". Nicht auszudenken wenn die Bochumer Wallfahrt künftig von der Mekka-Pilgerei überschattet würde.
 

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#Benjamin #Netanjahus Rede vor dem #US-Kongress am 03. 03. 2015

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Reaktion des Weißen Hauses

von Jason Ditz  / Anmerkung und Ergänzungen von Helmut Schnug


Weißes Haus gibt klein bei, nachdem die Kriegstreiber Netanjahus Ansprache loben. Dieser erklärt, dass der Iran ein ewiger Feind der Vereinigten Staaten von Amerika ist.

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hielt heute eine Ansprache vor dem Kongress, die bemerkenswert ähnlich war der gestern vor AIPAC gehaltenen, komplett mit den Versuchen, den Iran mit Nazideutschland gleichzusetzen, und den Forderungen, die andauernden Atomverhandlungen abzusetzen und anstatt dessen den Iran mittels nicht näher ausgeführter Maßnahmen zu einem „besseren Abkommen“ zu zwingen.
 

 

Netanjahu erklärte, dass der Iran „eifrig Länder vereinnahmt,“ und seine Augen darauf gerichtet hat, die ganze Welt zu unterwerfen. Es soll natürlich festgehalten sein, dass der Iran mit genau drei Ländern verbündet ist, wobei das einzige davon aus letzter Zeit der benachbarte Irak ist, der ein gutes Verhältnis zum Iran entwickelt hat, nachdem die Vereinigten Staaten von Amerika dort im Verlauf des Einmarsches/der Okkupation im Jahr 2003 eine schiitische Regierung installiert haben.

Während er gegen den „Eroberungszug“ des Iran wetterte, erklärte Netanjahu, dass das Land „immer ein Feind Amerikas sein wird,“ und dass die andauernden Atomverhandlungen gewährleisten würden, dass der Iran Atomwaffen haben wird.

Netanjahu fuhr fort mit einer durch und durch verlogenen Ansprache, indem er behauptete, dass Ayatollah Khameini auf Englisch getweetet habe, Israel würde „ausgelöscht“ werden. Ein kurzer Überblick über Khameinis Tweets zeigt im Gegensatz dazu, dass seine Tweets zum Thema Israel beinhalteten: Aufrufe an alle Christen, Juden und Moslems, sich zusammenzutun und gemeinsam Israels Kriegsverbrechen zu kritisieren, ein Zitat von Nelson Mandela, der die Selbstbestimmung für die Palästinenser forderte, und als direkte Antwort auf die Frage, wie man Israel „eliminieren“ soll, eine Abstimmung unter allen Menschen aller Religionszugehörigkeiten, die dort lebten, forderte, um eine neue Regierung zu bilden, während er ausdrücklich sagte, dass der Iran militärische Schritte gegen Israel ablehnt.
 

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#Nemzow und #Putin – Opfer und Täter?

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von Kai Ehlers


Boris Nemzow wurde erschossen. Wurde Wladimir Putin damit gestärkt oder geschwächt? Spekuliert wird, was das Zeug hält. Es ist ein Strudel, der abwärts zieht. Es ist ein Ereignis, das einen Punkt setzt, dessen weitreichende Folgen aber zugleich nicht absehbar sind. Man muss sich fragen, was das alles bedeutet.

Die Mehrheit der Kommentare bewegt sich auf der Ebene geiler Neugier, auf der Ebene von Gerüchten, von Spekulationen und auch von haltlosen Anschuldigungen gegen Putin. Das alles ist traurig, langweilig, hysterisch und im Kern unklar, unwahr und - alles in allem - „irgendwie“ auch bedrohlich.

Wichtig ist jedoch allein die Frage: Wofür steht dieser Mord? Was wird mit ihm abgeschlossen? Was wird mit ihm neu eingeleitet?  

Im Scheinwerferlicht stehen zwei Männer, der eine als Opfer, der andere als vermeintlicher Täter. Der eine wird zum Märtyrer des demokratischen Wandels erhoben, der andere zum Mörder, zum Diktator, zum Stalin-Hitler-Monster dämonisiert, das nicht  nur Russland, sondern die Welt bedrohe.  

Eins ist so unwahr wie das andere. „Opfer“ und „Täter“ sind viel enger miteinander verwandt als es manchen Beobachtern erscheint: Beide, Boris Nemzow ebenso wie Wladimir Putin wuchsen auf, gingen zur Schule, erhielten ihre Ausbildung noch unter den Bedingungen der Sowjetunion. Putin, geboren am  7.10.1952, war 33 Jahre alt, Nemzow, geb. am 9.10.1959, war 26 Jahre alt, als Perestroika sich 1985 mit dem 27. Parteitag erstmals öffentlich wahrnehmbar outete. Beide gehen nach Einsetzen der Perestroika bei der neuen Macht in Dienst – Putin bei Anatoli Sobtschak in St. Petersburg (Leningrad), Nemzow von Boris Jelzin patroniert, als jüngster Gouverneur in Nischni Nowgorod, wo er sich als einer der radikalsten Privatisierer einen Namen machte.
 

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„Hilfszahlungen“ an Griechenland - wie Mainstream-Medien die Wahrheit auf den Kopf stellen

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Wie Mainstream-Medien die Wahrheit auf den Kopf stellen

 

von Ernst Wolff / Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“


Die wochenlange Auseinandersetzung zwischen der neuen griechischen Regierung und der Troika hat ein anschauliches Beispiel dafür geliefert, wie Mainstream-Medien der Politik in die Hände spielen und dabei die öffentliche Meinung in unserem Land zu manipulieren versuchen. Während die Troika Athen durch wirtschaftliche Erpressung unter Druck setzte und ihr jegliche Zugeständnisse verweigerte, starteten die Leitmedien eine breit angelegte Desinformations-Kampagne mit dem Ziel, die Bevölkerung auf die Fortsetzung der bisherigen Sparpolitik einzuschwören.
 

 

Zunächst wurde die neu gewählte Regierung in Athen nicht als eine Koalition aus einer liberalen Gruppierung und einer extrem rechts stehenden Partei dargestellt, sondern pauschal und wahrheitswidrig mit den Etiketten „radikal“, „ultralinks“ und „revolutionär“ versehen – in der offensichtlichen Absicht, sie als unmittelbare Gefahr für die bestehende Ordnung erscheinen zu lassen. Dass sich mehr als ein Drittel der griechischen Bevölkerung vom Bündnis Syriza die Beendigung der erdrückenden Sparmaßnahmen erhoffte, wurde weitestgehend aus der Berichterstattung ausgeklammert, die sozialen Notstände - wie die bei sechzig Prozent liegende Jugendarbeitslosigkeit, der Zusammenbruch des Gesundheitswesens oder die Zunahme der Zahl hungernder Rentner - fanden überhaupt keine Erwähnung mehr.
 

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Ist Umverteilen im #Kapitalismus möglich?

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Referat bei der Aschermittwochsveranstaltung in Regensburg

einer gemeinsamen Veranstaltung von:

attac, EBW, GEW, Kommunalpolitisches Forum Bayern e.V., Pax Christi,

Soziale Initiativen, ver.di-Jugend und ver.di-Regensburg in Kooperation mit Arbeit und Leben Bayern


von Conrad Schuhler / Vors. des Instituts für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.


Vor vier Wochen, als die Eliten der kapitalistischen Wirtschaft und ihrer Politik in Davos zum Weltwirtschaftsgipfel zusammenkamen, veröffentlichte Oxfam dazu seinen Bericht über die soziale Gleichheit bzw. Ungleichheit in der Welt. Oxfam ist eine der größten NGOs gegen Hunger und Not in der Welt. Die Organisation wurde übrigens 1942 in Oxford gegründet zur Linderung der Not im damals von der deutschen Wehrmacht besetzten Griechenland. Ein sozusagen aktueller Anlass. In seinem neuesten Bericht 2015 stellt Oxfam nun fest:


„Weltweit hat die soziale Ungleichheit extrem zugenommen. 70 % der Weltbevölkerung leben in Ländern, in denen die Lücke zwischen Arm und Reich in den vergangenen 30 Jahren gewachsen ist. In vielen Staaten eignet sich eine wohlhabende Minderheit einen immer größer werdenden Anteil am Nationaleinkommen an. Mittlerweile besitzen die weltweit 80 reichsten Personen genauso viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung – das sind rund 3,5 Milliarden Menschen! Und die Schere klafft immer weiter auseinander.“


Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander und zwar sowohl in den Entwicklungs- wie in den reichen Ländern.

Die allgemeine Ungleichheit der Einkommen und Vermögen in einer Gesellschaft wird mit dem Gini-Koeffizienten gemessen. Ein Koeffizient von 0 drückt aus, dass jeder dasselbe Einkommen hat. Einer von 1, dass das gesamte Einkommen einer einzigen Person zufließt. In drei Viertel der OECD-Länder – dort sind die Industrieländer zusammengefasst – ist der Gini-Koeefizient seit 1985 z.T. erheblich angestiegen. Insgesamt um drei Punkte, so auch in Deutschland. In Finnland, Israel, Neuseeland, Schweden und den USA stieg er um mehr als fünf Punkte.
 

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Die Wende naht! Olaf Scholz und das Himmel-Reich.

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von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE


Es war ein verzweifelter Plan, der vor geraumer Zeit in einem sozialdemokratischen Hinterzimmer gehäkelt wurde. Kurz nach den Hamburger Wahlen saß man zusammen. Da stimmt doch was nicht, meinte der kleine Kreis: In Hamburg holt unser Olaf 45 Prozent und im Bund kommen wir kaum über 25 rüber. Ganz Deutschland muss Hamburg werden, sagte der eine der Spin-Doctors. Und der andere spann den Faden fort: Die nächsten Bundestagswahlen sind 2017, da muss unser Olaf als Kanzler kandidieren und wir gewinnen die Wahl. Aber der Dritte sprach: Seht die Merkel-CDU ist die bessere SPD geworden. Frau von der Leyen verteidigt genau so weit vorne wie der Hindukusch-Struck, der Innen-de-Maizière ist so rechtsaußen wie der das-Boot-ist-voll-Schily und unser Wolfgang Clement war damals genauso neoliberal wie heute der Sigmar Gabriel. "Aber der ist doch von uns" rief einer dazwischen. Ja eben, setzte der Dritte fort - warum sollten die Leute uns wählen?

 


Nach noch ein paar Proseccos, die man mit abgespreiztem kleinen Finger trank, kam wieder der Dritte zu Wort, der als der Klügste galt, denn er hatte mal ein Buch von Michael Spreng gelesen, der dem Edmund Stoiber den Spin gedreht hatte: Wir müssen uns von der CDU unterscheiden, rief er in das Zimmer und lauter Beifall brandete auf. Dann schlich kalte Ratlosigkeit in den Raum: Wenn der Mitte-SPD-Platz schon von der CDU besetzt war und die LINKE den linken Platz besetzt hielt, wo sollte die arme SPD dann hin? Der Dritte Mann ließ nicht lange auf sich warten: Wir erobern die christliche Mitte! Längst hat die CDU durch ihre Modernisierung, ihre Anerkennung der Homo-Ehe, eine Geschiedene als Kanzlerin, die Wehrpflicht abgeschafft, die Atomkraftwerke kaltgestellt und mit einem Islam-Schmusekurs ihre alten, konservativen Ideale verraten. Wir müssen die Weichen anders stellen: Wenn die CDU unseren Platz eingenommen hat, dann nehmen wir deren Platz ein!

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Tsipras’ Kapitulation und die Aufgaben der Linken

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von Martin Suchanek


Gerade einen Monat nach ihrem Erdrutschsieg haben die Syriza-Führung und die von ihr dominierte Regierung ihren Offenbarungseid geleistet. Zuerst ging sie eine Koalition mit der rassistischen und anti-semitischen ANEL ein, eine Art Rückversicherung des griechischen Staatsapparates, der Großkapitalisten und der orthodoxen Kirche für den Fall, dass Tsipras weiter gehen sollte, als er selbst je wollte. Dann wurde der ehemalige Innenminister und ND-Mitglied Prokopis Pavlopoulos am 18. Februar auf Vorschlag von ANEL und mit Unterstützung der Nea Dimokratia zum Staatspräsidenten gewählt.
 

 

Und dann folgte die vollständige Kapitulation gegenüber der EU und dem deutschen Imperialismus. Außer kosmetischen Zugeständnissen, der „Umbenennung“ der Troika und einer begrenzten Wahl, welche Versprechen die griechische Regierung mehr, welche sie weniger bricht, blieb vom Syriza-Programm nichts übrig.

Hatte die neue Regierung kurz nach ihrer Wahl noch die rasche Umsetzung wichtiger Reformen versprochen und die Troika medienwirksam vor die Tür gesetzt, so überarbeitet sie jetzt täglich die „Kompromissvorschläge“, sprich die Kürzungsdiktate aus Brüssel und Berlin, um eine erste Kredittranche zu erhalten. Die Maulhelden des Neo-Reformismus verhalten sich ganz wie Schulkinder, die immer neu verbesserte Hausaufgaben an ihre Oberlehrer schicken, um nur ja nicht von der Schule zu fliegen. Die Schule sind EU und Eurozone und der Oberlehrer ist der deutsche Imperialismus - und die statuieren an Tsipras, Syriza und der griechischen Regierung gerade ein Exempel.
 

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Deutsche Exportwalze überrollt den Weltmarkt

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von Fred Schmid c/o Institut für sozial-ökolog. Wirtschaftsforschung e.V.


Die deutsche Exportwalze ist nicht zu stoppen. Um 3,7 % stiegen im vergangenen Jahr die Warenausfuhren – auf den Rekordwert 1.133,6 Milliarden Euro. Da die Einfuhren mit 916,5 Milliarden Euro nur 2,0 % höher waren, ergab sich der größte Exportüberschuss aller Zeiten: 217,0 Milliarden Euro; und im Gefolge davon der größte Leistungsbilanzüberschuss mit 215,3 Milliarden Euro (destatis, 9.2.15).

Betrachtet man das Ganze realwirtschaftlich, dann leistet sich Deutschland den Luxus, einen Teil seines Wohlstandes bzw. einen Teil der von den Erwerbstätigen erstellten Güter, an das Ausland zu verschenken - und das Jahr für Jahr. Pro Bundesbürger im Jahr 2014 2.700 Euro. Die kumulierten Exportüberschüsse von 2000 bis einschließlich 2014 betragen 2.100 Milliarden Euro, d.h. es wurden für über zwei Billionen mehr Waren ins Ausland geschafft, als umgekehrt importiert wurden (bei Dienstleistungen ist die Bilanz in etwa ausgeglichen). Nimmt man zur Handelsbilanz die Dienstleistungsbilanz hinzu und auch noch die Übertragungsbilanz – z.B. Überweisungen ausländischer Arbeitskräfte, Gewinntransfers, Zahlungen an internationale Institutionen, Entwicklungshilfe – dann erhält man die Leistungsbilanz. Sie ist für Deutschland ebenfalls positiv, seit Jahren etwa in der Größenordnung der aktiven Handelsbilanz.
 

 

Mit diesem permanenten und welthöchsten Leistungsbilanzüberschuss ist Deutschland der Störenfried Nummer 1 in der Weltwirtschaft. Denn er bedeutet, dass sich Jahr für Jahr das Ausland in gigantischem Umfang gegenüber Deutschland neu verschulden muss – mit einem wachsenden Schuldenberg. Wobei nicht der deutsche „Otto-Normal-Bürger“ der Gläubiger ist, sondern die aus Deutschland exportierenden Transnationalen Konzerne und finanzierenden Banken. Sie verfügen dann über die entsprechenden „Schuldscheine“, sei es in Form von Kredit-Papieren oder ausländischer Währung (Devisen). Damit spekulieren sie und die Superreichen (z.B. Großaktionäre) im internationalen Spekulations-Casino. Sie waren vor der Finanzkrise mitverantwortlich für die gigantische Immobilienblase in den USA, die dann 2007/08 platzte. „Nach Berechnungen des ifo Instituts hat Deutschland im Jahr 2014 einen neuen Weltrekord bei den Kapitalexporten erzielt“, heißt es in einer Pressemitteilung des Instituts (2.2.15).
 

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Zur Einigung zwischen der Syriza-Regierung und der Euro-Gruppe.

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Kapitulation ohne Alternative?

von Markus Lehner


Als im 5. Jahrhundert v.u.Z. eine zehntausende Soldaten starke Armee des persischen Großreiches in Griechenland einmarschierte, wurde ihr Vormarsch durch 300 Hopliten um den Spartaner Leonidas I. am Thermopylen-Pass aufgehalten. Die 300 opferten sich, damit die griechischen Stadtstaaten genügend Zeit bekamen, sich zu einigen, ihren Widerstand zu organisieren und letztlich die Perser bei Salamis und Platäa entscheidend zu schlagen.

Die neu gewählte, von Syriza geführte, griechische Regierung wollte Ende Januar den Eindruck erwecken, sich in ähnlicher Weise der Übermacht von Finanzmärkten und EU-Institutionen, geführt vom deutschen Imperialismus, entgegen zu stellen, um die Linke und die Protestbewegungen in ganz Europa aufzurütteln und ihr Zeit zu geben für den entscheidenden Widerstand. Insbesondere an Spanien, Portugal und Italien schien das Signal aus Athen gerichtet zu sein. Selbst einige konservative Wirtschaftsjournalisten sahen die „unnachgiebige Haltung“ von Varoufakis und Tsipras als Strategie, um Griechenland bewusst in den Staatsbankrott zu treiben, um dann den „Systemwechsel“ zu vollziehen.


Syrizas Programm

Eine Analyse des Wahlprogramms von Syriza und auch der generellen politischen Linie der Syriza-Führung hätte aber von vornherein gezeigt, dass sie die allgemeinen Rahmenbedingungen der europäischen Krisenpolitik im Grunde akzeptierte und nur eine „vernünftigere“ Politik im Rahmen des Kapitalismus auf ihrem Zettel stand. So bezeichnet sich Finanzminister Varufakis als „erratischen Marxisten“ (The Guardian, 18.2.). Darunter versteht er, dass seine marxistische Analyse zum Ergebnis kommt, dass eine Implosion des immer absurder werdenden kapitalistischen Systems „drohe“. Das Problem sei aber, dass die Linke sich „eingestehen sollte, dass wir noch nicht bereit sind, die Kluft, die ein Zusammenbruch des europäischen Kapitalismus erzeugen würde, mit einem funktionierenden sozialistischen System zu füllen“. Daher, so seine unausweichliche Schlussfolgerung, müssten „Marxisten“ um jeden Preis das gegenwärtige kapitalistische System stabilisieren, um Zeit zu gewinnen, eine gangbare Alternative zu formulieren. Erst dann wäre es möglich, eine „radikalere Agenda“ auf die politische Tagesordnung zu setzen.

Syriza entpuppt sich hier als geradezu klassischer Reformismus, der uns erklärt, dass „es noch nicht soweit ist“, „schon gar nicht bei uns in Griechenland“ und der sich als kompetentester Arzt am Krankenbett des Kapitalismus auserwählt sieht.
 

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Alternativen für eine selbstbestimmte Gesellschaft

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von Kai Ehlers


Können wir und was können wir dazu aus den Vorgängen in der Ukraine lernen?


Zugegeben, die Fragestellung ist vermessen. Während in Kiew mit einem „Marsch der Würde“ der demokratische Erfolg des Maidan beschworen wurde, allen voran unter Teilnahme des gegenwärtigen deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck, während sich in Moskau, organisiert von aktiven Vaterlandsverteidigern,  Zehntausende unter aufgebrachten Rufen „Kein Maidan in Russland“, „Keine Ukrainisierung in Russland“ zum Protest gegen die „Faschisten“ in Kiew versammelten, während in Sewastopol tags darauf der 23. Februar zum Tag des „Russischen Frühlings“ erklärt wurde, hörte man aus Lugansk und aus Donezk nichts dergleichen. Weder Pro noch Contra wurde demonstriert – Donezk lag stattdessen weiter unter Beschuss seitens der Ukrainischen Truppen, wie selbst regierungsnahen deutschen Medien zu entnehmen war.

Zur gleichen Zeit war aus dem Kiewer Außenministerium zu hören, dass man bereit sei zum „totalen Krieg“, war zu vernehmen, dass die faschistischen Freikorps sich, gedeckt von der Regierung, aber unter eigenem Kommando zusammenschlössen, um weiter gegen die „Terroristen“ vorzugehen. Kanadische, US-Amerikanische, Britische Politiker und auch deutsche, hier zurzeit mehr aus der zweiten Reihe sprechen sich für weiteres, bewaffnetes Vorgehen gegen Russland aus, Führende NATO-Generäle erklären, Russland wolle  NATO-Gebiete erobern. Es wird mit Macht weiter die Kriegspropaganda verschärft; die EU beschließt neue Sanktionen.

Was, fragt sich da manche/r, kann aus der gegenwärtigen Situation, noch ganz zu schweigen von den beiden zurückliegen Weltkriegen, anderes gelernt werden, als dass offenbar nichts gelernt wird?

Die großen Verschiebungen der globalen Kräfteverhältnisse scheinen unaufhaltsam auf eine nicht zu definierende Endstation zuzurasen. Die Weichen scheinen gestellt, die Führung  des Zuges auf Automatik geschaltet, das Zugpersonal darauf beschränkt die Fahrkarten zu kontrollieren. Antworten auf Fragen nach Ort und Zeit des Zielbahnhofs gibt es nicht. Ein Gefühl der Ohnmacht breitet sich unter den Fahrgästen aus. Also, was tun?
 

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Recht auf Beleidigen oder Prinzip Verantwortung?

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Gedanken zum Charlie-Hebdo-Massaker 

von Saral Sarkar, Köln


Die Mörder der Charlie-Hebdo-Karikaturisten bekamen ihre verdiente Strafe. Nach dem gesunden Volksempfinden ist es schon in Ordnung, dass sie von den Sicherheitskräften getötet wurden. Von ihrem eigenen Standpunkt sowie vom Standpunkt ihrer Geistesgenossen aus gesehen, waren die Mörder höchst erfolgreich. Sie konnten nicht nur die Beleidigung ihres Propheten rächen – für sie eine große Sache – sondern starben auch als Märtyrer, was sie wohl selbst wollten.

Die ermordeten Karikaturisten aber starben nicht als Märtyrer. Sie wollten nicht sterben. Sie hatten Polizeischutz beantragt und bekommen. Der Chefredakteur hatte zwar einmal gesagt, er würde lieber aufrecht stehend sterben als kniend leben. Aber das bezeugt eher seinen Starrsinn. Denn das, wofür er und seine Kollegen starben – nämlich das Recht, Prophet Mohammed und Millionen Muslime zu beleidigen – ist wahrlich keine große Sache.

Wie soll man zum Beispiel jemand, der wissentlich und mutwillig auf einem Minenfeld Fußball spielen will, anders charakterisieren als mit dem Wort „Starrkopf“? Fußball spielen kann man doch auch auf einem anderen Feld. Oder ging es ihnen etwa um eine ernsthafte und wichtige politische Sache? Etwa um Kritik an religiösen Aberglauben oder um Kritik an der Stellung der Frau im Islam? Außerdem kann man doch den Islam oder Religion überhaupt auch auf anderen Wegen kritisieren, die nicht geradewegs auf ein Minenfeld führen!

Es ist ja spätestens seit 2005 bekannt, als die dänische Zeitung Jyllands-Posten ihre Mohammed-Karikaturen veröffentlichte, wie wütend die muslimischen Massen weltweit auf solche Sachen reagieren. Seit jener Zeit wissen alle, dass besonders beleidigende Mohammed-Karikaturen gläubige Muslime zutiefst verletzen und dass einige von ihnen bereit sind, die Beleidigung ihres Propheten auf mörderische und selbstmörderische Weise zu rächen.
 

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Der diagnostische Blick auf den Krieg in der #Ukraine.

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Gespräch von Kai Ehlers mit Irina Golgowskaja

(Psychiaterin, Leiterin des Instituts „Eurasia – Zentrum für sanogene Medizin“ in Nowosibirsk)

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Kai Ehlers: Wie erleben Sie unsere heutige Situation?


Irina Golgowskaja: Ich denke, dass die westeuropäische Zivilisation zusammenbricht, noch schneller als vor schon fünf Jahren. Das geschieht faktisch dadurch, dass Amerika als schärfster Ausdruck der westlichen Zivilisation, im Niedergang begriffen ist. Amerika versucht Putin zum Krieg zu provozieren und glaubt, dass es dabei davonkommt. Tatsächlich wird das anders ablaufen: Die Amerikaner beginnen, dann treten die Muslime mit in den Krieg ein, danach die Chinesen, Russland wird am Ende übrigbleiben.


Kai Ehlers: Sie meinen, dass es Krieg geben wird?


Irina Golgowskaja: Ich denke, ja. Es wird Krieg geben. Das kommt in einem halben oder in einem Jahr. Philosophisch betrachtet, kann man sagen: Was da auf uns zukommt, bringt eine Entlastung, das hat sich schon lange aufgebaut. Die Zivilisation befindet sich in einem kranken Zustand. Es gibt eine Explosion der Aggression. Ein Ausbruch ist unvermeidlich, eben das, was in der Ukraine passiert. Bürgerkrieg ist ja ein Krieg innerhalb der Zivilisation, innerhalb der Gesellschaft. Um einen Bürgerkrieg zu beenden, wird ein äußerer Feind benötigt. Es wird einen Krieg der Zivilisationen geben. Die Menschheit ist auf einen Stand der Entwicklung gekommen, an dem sich die Frage stellt: Und was nun? Wie weiter?


Kai Ehlers: Wo sehen Sie die Gründe für diese Situation?


Irina Golgowskaja: Die zivilisatorische Entwicklung hat zum Stau von Aggressionen geführt. Alle Kulturen, alle Menschen sind den Weg der Nekrophilie gegangen, die einen so, die anderen anders. Wir haben uns zivilisiert, aber die Menschen akzeptieren die Werte der Kultur nicht wirklich. Die daraus resultierenden Aggressionen werden verdrängt, unterdrückt. Die Kultur hat keine wirklichen Möglichkeiten der Akzeptanz der Aggressionen entwickelt. Im Grund sind viele der kulturellen Werte, die uns anerzogen werden, einfach verlogen.


Kai Ehlers: Sehen Sie Orte, an denen die Welt besser ist? Oder die Menschen besser sind. Wenigstens anders?


Irina Golgowskaja: Kann durchaus sein. Wenn der Mensch näher an seiner biologischen Quelle ist, näher an den Pflanzen, näher an den Tieren, dann ist er gesünder, dann lebt er sein Leben gesünder. Das Leben in den Megastädten ist ein krankes Leben.

 

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Alarmbereitschaft! Krise als Dauerzustand – Gewöhnung an ein Unding.

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von Marianne Gronemeyer

Ivan_Illich_Selbstbegrenzung_Technokratie_Marianne_Gronemeyer_Industrialisierung_Inhumanitaet_Entschulung_Tools_for_Conviviality_Kritisches_Netzwerk_Wachstum_Deschooling_Society„Den Menschen, der seine Lust im Gebrauch des konvivialen Werkzeugs findet, den nenne ich nüchtern und zurückhaltend. Er kennt das, was im Spanischen "la conviviencia" heißt, er nimmt Anteil am Mitmenschen.“ Nüchternheit ist „eine Tugend, welche nicht jeglichen Genuß ausschließt, sondern nur den, der die persönliche Beziehung verdrängt oder verdirbt.“ So steht es in der Einleitung zu der 1975 in Deutschland erstmals erschienenen Ausgabe von ‚Selbstbegrenzung’ von Ivan Illich.

Wir haben Euch zu einer Zusammenkunft herbeigerufen, in der Hoffnung, dass diese Tugend der Nüchternheit, die die persönlichen Beziehungen erblühen läßt, hier einkehrt, obwohl unsere Einladung bei genauerer Betrachtung nicht sehr einladend ist. Wir haben Euch konfrontiert mit einer Kaskade von Wörtern, die allesamt das Zeug haben, uns das Fürchten zu lehren – jedes für sich allein, aber erst recht und mit geballter Wucht in ihrem Zusammenwirken. Kaum auszumachen, welches von ihnen am meisten beunruhigt und besorgt. Am aufdringlichsten verschafft sich vielleicht der ‚Alarm’ Gehör. Er signalisiert unmittelbar drohende Gefahr, ruft nicht nur zu erhöhter Wachsamkeit auf, sondern dazu, alles stehen und liegen zu lassen, unverzüglich zu handeln oder zu fliehen, je nachdem, ob man über Mittel verfügt, der Gefahr zu begegnen oder vor ihr zurückweichen muß. ‚Alarm’, weckt in mir unwiderstehlich Erinnerungen an das Heulen von Sirenen, die den nächsten Luftangriff auf Hamburg ankündigten. Und noch heute kann ich den samstäglichen 12-Uhr-Probealarm nicht hören, ohne dass dieser Schrecken wiederkehrt.

Im ‚Etymologischen Wörterbuch des Deutschen’ lese ich: „Alarm m. ‚Warnsignal bei Gefahr, Zustand der Gefahr, Beunruhigung, Bereitschaft“.[1] Von ‚Alarm’ abgeleitet sei der ‚Lärm’, während der Alarm selbst sich aus dem italienischen ‚all’ arme’, ‚Zu den Waffen!’, dem Weck- und Waffenruf der Soldaten, herleite.

Da kommt viel – auch Widersprüchliches – zusammen an Bedeutungen und Assoziationen: Flucht und Angriff, Gefahr, Sorge und Beunruhigung, Schrecken und Kopflosigkeit, Wachheit und Auf-dem-Sprung-Sein, Nervenanspannung und angehaltener Atem; vor allem aber knappe Zeit. Keine Zeit also für Besonnenheit, Gelassenheit und kluges Abwägen.
 

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Die Audienz. Eine heilige Soap mit Angela und Franz

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von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE


Ob es eine Artikel-Schnitz-Maschine gibt? Eine Stanze, die in allen deutschen Redaktionen steht und den immer gleichen Käse aus vergorenem Quark herstellt? Wer das immer noch nicht glauben mag, der sollte sich die Berichterstattung über den Besuch der Kanzlerin bei Papst Franziskus anschauen. Wollte man sie in einem Begriff zusammenfassen, dann wäre `höfisch´ das einzig mögliche Wort. Mit zwei Wörtern wäre der Besuch auch unter `heiligem Schleim´ rubrizert. Ehrfürchtig staunend liegen die Redaktionen auf dem Bauch, wagen kaum den Kopf zu heben, und können aus dieser Perspektive nur Quaken: "52 Minuten gilt es zu schlagen", schreibt die Süddeutsche. Denn so lange war Obama beim Papst - die Zahl hat Merkel bei ihrer Audienz knapp verfehlt.
 

           

 

Der STERN weiß zum Kanzler-Papst-Besuch, dass "Auguren vermelden". Wo heilig draufsteht, ist auch heilig drin. Da reicht so ein primitives Wort wie "berichten" nicht. Das muss "vermeldet" werden. Und da der deutsche Durchschnitts-Redakteur nicht ge- sondern ver-bildet ist, wirft er den Augur mal eben in seinen Sprachsalat, nicht wissend, dass der Augur in römischen Zeiten so eine Art Wahrsager war, der aus dem Vogelflug die Zukunft der Staatsprojekte voraussagte. Nun also vermelden die Wahrsager vom STERN: Fast 50 Minuten (Besuchszeit). 20 Minuten sind üblich, 30 Minuten gelten als Ausdruck von Wichtigkeit. Angela Merkel also: very, very important person, Doppel-VIP-Status. "Die mächtigste Frau der Welt, Protestantin . . . " salbt der STERN fort, kann sich aber nicht das Wort "Protestantin" verkneifen. Und alle, alle nutzen das Wort ebenfalls, denn es erhöht die REGIERENDEN nur weiter, soll doch der Leser denken: Obwohl sie nur Protestantin ist . . . kannze mal sehen, wie weit sie es gebracht hat.

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Die #Troika demütigt #Griechenland: Humanitäre Katastrophen interessieren nicht

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von Ernst Wolff / Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“


Seit 2010 hat die Troika aus IWF, EZB und EU-Kommission wechselnde Regierungen in Athen zu insgesamt sechs Sparprogrammen gezwungen, die den Lebensstandard der arbeitenden Menschen drastisch herabgesetzt, die Sozialsysteme zerstört und Millionen einkommensschwacher Griechen in bittere Armut gestürzt haben. Aus diesem Grund hat die Mehrheit des griechischen Volkes am 25. Januar 2015 eine Partei gewählt, die ihr im Wahlkampf das Ende dieser Sparpolitik versprochen und Hoffnung auf eine bessere Zukunft gemacht hat.

Vier Wochen später steht fest: Dieser Traum ist geplatzt. Die Troika hat in den Verhandlungen der vergangenen Woche unmissverständlich klargemacht, dass sie nicht bereit ist, von ihrem Kurs abzuweichen und auf der uneingeschränkten Fortführung der Austeritätspolitik besteht. Das heißt: Die arbeitenden Menschen in Griechenland sollen auch in Zukunft für die durch die Bankenrettung entstandenen Löcher im griechischen Staatshaushalt aufkommen.

Deutschlands Finanzminister Schäuble hat mit seiner unnachgiebigen Haltung ein Exempel statuiert und den arbeitenden Menschen in ganz Europa eine unmissverständliche Botschaft zukommen lassen: Die Troika orientiert sich einzig und allein an den Interessen der Finanzindustrie. Die Nöte arbeitsloser Jugendlicher, hungernder Rentner oder schwerkranker Menschen, die ihre Medikamente nicht bezahlen können, sind ihr gleichgültig.
 

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Salzwasser trinken: Durchmarsch der Lobbyisten in der Gesundheitswirtschaft

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von Urte Sperling / via Ossietzky.net


Ich lese in der Welt vom 21. Oktober, laut einer Studie der AOK gehöre das sogenannte Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) zu den am häufigsten diagnostizierten Entwicklungsstörungen. Die damit verbundene unkritische Verschreibung von Methylphenidat (bekannt auch als Ritalin®) habe sich innerhalb von sieben Jahren verdoppelt. Besonders alarmierend seien die Ergebnisse für die Jüngsten, die gerade in die Schule kommen und erst kurz vor dem gesetzlichen Stichtag sechs Jahre alt geworden sind. Sie haben oft einen geringeren Entwicklungsstand als ihre etwas älteren Mitschüler_innen. Dies heiße, ihre »altersgerechte Verspieltheit« und »typische Unbändigkeit« werden als Symptome gedeutet und häufig auch mit Psychopharmaka behandelt.

Diese Sorte Medikamente können – das zeigen einschlägige Erfahrungen – zur Einstiegsdroge für Kinder und Jugendliche werden, auf die später nicht selten die Abhängigkeit von anderen Medikamenten oder auch illegalen Drogen folgen.
 

 

Als Ritalin® in Deutschland auf den Markt kam, gab es keine Kontrollbehörde, die hier Einhalt geboten hätte. Damals schon wurden unüberhörbare Warnungen vor diesem Weg der pharmakologischen Ruhigstellung von Kindern laut. Sie blieben folgenlos – zu mächtig die Interessen der Pharmahersteller und ihr Einfluß auf Kinder- und Jugendpsychiater_innen, die ihre Eigenverantwortung irgendwann im Verlauf ihrer Ausbildung im Galopp der Karriereerfordernisse und des Anpassungsdrucks verloren haben.
 

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Ukraine: Ein Jahr nach dem 22. Februar 2014. Schluss mit Legenden und Mythen!

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von Kai Ehlers


Ein Jahr nach dem  22. Februar 2014, an dem der Maidan zum Fanal wurde, wenige Tage nach der Niederlage der Kiewer Offensive gegen den Osten des Landes, am Wendepunkt der Frage, ob es weitere Eskalationen mit internationaler Ausweitung geben wird oder eine (zumindest vorläufige) Runde politischer Verhandlungen, ist es angebracht, angesichts der immer wieder durch neue Legenden erweiterten Mythen um den ukrainischen Krieg einige Tatsachen in Erinnerung zu rufen.
 

Zuvor soll jedoch eine Erkenntnis mitgeteilt werden, die seit ein paar Jahren auf einer Business-Plattform des Internet angeboten wird. Die Seite trägt den Namen „karrierebibel“. Unter der Überschrift: „Urbane Legenden – Die Macht der Wiederholung“ schreibt da ein Jochen Mai am 13. Oktober 2007:


„Wiederholungen sind mächtiger als die Wahrheit. Das ist die Quintessenz einer interessanten Studie von Norbert Schwarz, Psychologe an der Universität Michigan, die zugleich auf die Untersuchungen der beiden Psychologen Milton Lepkin [sic!] aus dem Jahr 1945 zurückgeht. Schon sie fanden heraus, dass Menschen etwa falscher Kriegspropaganda mehr Glauben schenkten, je öfter sie diese hörten.

Tatsächlich ist es so, dass unser Gehirn irgendwann aufhört die Quellen eines Gerüchtes oder einer Information zu unterscheiden. Oder anders formuliert: Es macht keinen Unterschied, ob wir ein und dieselbe Information von vielen verschiedenen (und glaubwürdigen) Menschen hören oder nur immer wieder von derselben Quelle, so auch das Ergebnis eines Experimentes von
Kimberlee Weaver vom Institute for Social Research an der Universität Michigan. Es ist das Prinzip der urbanen Legende: Man muss den Leuten den Mist nur oft genug einbimsen, dann glauben sie irgendwann, dass es stimmt.

Erschreckend, nicht wahr? Die Erkenntnisse machen aber auch deutlich, wie wenig es bringt falsche Nachrichten durch richtige zu ersetzen oder sich gegen üble Gerüchte zur Wehr zu setzen, solange man die negativen Informationen (sic!) dabei widerholt. Der Effekt ist nur der, das sich der Unsinn noch mehr in den Köpfen festsetzt und nach einer gewissen Zeit von unserem Gedächtnis als wahr erinnert wird. An der Stelle
[sic!] funktionieren unsere grauen Zellen ein bisschen wie das Google-Cache: Einmal drin, kriegt man die Daten kaum noch aus dem Netz. Und das macht uns erstaunlich anfällig für Manipulationen.“ (⇒ Quelle: karrierebibel.de)

 
Erinnern wir uns also in aller gebotenen Kürze, welche Entwicklung zu den Vorgängen in der Ukraine geführt hat, ohne die Legenden und Mythen, die zurzeit immer wieder und immer öfter verbreitet werden, hier noch einmal zu wiederholen. In einem nächsten Text können wir uns dann die Vorgänge selbst noch einmal vornehmen.


 

 

Das strategische Konzept der USA

Seit spätestens 1991 verfolgen die USA aktiv die Strategie der Absicherung der Ihnen mit der Auflösung der UdSSR zugefallenen Weltherrschaft. Die Kontrolle des Eurasischen Raumes ist dabei für die USA von zentraler Bedeutung. Sie treten mit dieser Strategie in die Fußstapfen des Britischen Empires, das mit diesen Theorien schon in den ersten Weltkrieg mit dem Ziel eintrat, Deutschland und Russland in Gegensatz zueinander zu bringen. Sir Halford John Mackinder entwickelte die Theorie von der Weltinsel (Europa, Asien und Nord-Afrika) und dem darin zentralen Herzland (praktisch das damalige Russische Reich). Von Mackinder ist der Kernsatz seiner Theorie überliefert: „Wer über Osteuropa herrscht, beherrscht das Herzland. Wer über das Herzland herrscht, beherrscht die Weltinsel. Wer über die Weltinsel herrscht, beherrscht die Welt.“
 

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EZB: Dopingmittel für die Finanzmärkte

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von Leo Mayer / Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.


Der Einspruch von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesbank-Chef Jens Weidmann war erfolglos. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ab März jeden Monat Staatsanleihen im Wert von 60 Milliarden Euro aufkaufen. Und zwar bis Ende September 2016. Ausgeschlossen ist Griechenland. Die Reaktionen auf den Beschluss der EZB sind gegensätzlich.

Über den Aufkauf von Staats- und Unternehmensanleihen wird die EZB ab März 60 Milliarden Euro monatlich in die Finanzmärkte pumpen – vorerst bis Ende September 2016. In Summe: 1.140 Mrd. Euro. Und es kann noch mehr werden. EZB-Chef Mario Draghi kündigte bereits an, dass „so lange gekauft wird, wie es die Inflation notwendig erscheinen lässt." Der Aufkauf soll nach einem festen Schlüssel erfolgen, der sich am Anteil den die Notenbanken der einzelnen Länder an der EZB halten, orientiert.
 

 

Mit diesem Programm will Draghi verhindern, dass die Euro-Zone in eine Deflation rutscht. Die EZB hat jetzt sämtliche Handlungsmöglichkeiten ausgeschöpft. So meint der Präsident des "Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung" (DIW), Marcel Fratzscher: „Dieses Programm ist die letzte Option für die EZB, die Kreditvergabe an die privaten Haushalte und die Unternehmen zu verbessern, damit Europa aus der Krise kommt."

Als erste Reaktionen fiel der Euro nach dem Beschluss zum Anleihenkaufprogramm wie ein Stein zu Boden und auf seinen tiefsten Stand gegenüber dem Dollar seit mehr als elf Jahren, während der DAX mit einem neuen Rekordhoch auf die Entscheidung der EZB reagierte.


Merkel und Weidmann übergangen

Merkel, Schäuble und Bundesbank-Chef Jens Weidmann kämpfen seit Jahren gegen ein solches Programm. Sie drängen stattdessen auf „Strukturreformen“, und argumentieren, dass das „günstige Geld den Reformwillen in Krisenstaaten ausbremsen“ könnte. Für Wachstum müssten die EU-Länder mit Reformen sorgen - nicht aber die EZB über eine lockere Geldpolitik, so Weidmann.
 

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IWF-Kredite an die Ukraine: Ziel ist die vollständige Destabilisierung des Landes

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von Ernst Wolff / Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“


Am 12. Februar verkündete Christine Lagarde, Direktorin des Internationalen Währungsfonds, der IWF habe sich mit der ukrainischen Regierung auf ein neues wirtschaftliches Reformprogramm geeinigt. Die Bekanntgabe der Nachrichterfolgte nur wenige Minuten nach Beendigung der Friedensgespräche zwischen den Regierungschef Deutschlands, Frankreichs, Russlands und der Ukraine in Minsk. Der Zeitpunkt war nicht zufällig gewählt. Die USA waren von den Friedensgesprächen ausgeschlossen worden und reagierten nun, indem sie der Welt durch ihre mächtigste Finanzorganisation eine klare Botschaft zukommen ließen: Die Politik der Ukraine wird auch weiterhin von Washington aus bestimmt - wenn schon nicht durch Waffenlieferungen, dann zumindest wirtschaftlich und finanziell.
 

 

Christine Lagardes Behauptung, das Programm werde für eine „unmittelbare wirtschaftliche Stabilisierung“ sorgen und markiere „einen Wendepunkt für die Ukraine“ sind ebenso weit von der Wirklichkeit entfernt wie das seit Jahren von den Mainstream-Medien vermittelte Bild des IWF als einer Hilfsorganisation, die in Not geratene Länder„rettet“. Kaum ein Cent der Kredite wird die arbeitende Bevölkerung der Ukraine je erreichen. Stattdessen wird der Löwenanteil des Geldes benutzt werden, um die den USA ergebene Regierung von Premierminister Jazenjuk zu stützen. Es wird sie in die Lage zu versetzen, die von ihrer Vorgängerregierung nach der Finanzkrise von 2008 angehäuften Schulden zu bedienen, einen Großteil der monatlichen Militärausgaben von 250 Millionen US-Dollar für den Krieg gegen die eigene Bevölkerung zu bestreiten und zumindest einige der durch den wirtschaftlichen Zerfall entstandenen Löcher im Staatshaushalt zu stopfen.
 

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Proteste gegen Gewalt an Frauen in der Türkei: "Wir trauern nicht, wir rebellieren"

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von Svenja Spunck


Die Leiche der jungen alevitischen Kurdin Özgecan Aslan wurde am Mittwoch in einem Fluss in Mersin gefunden, einer Stadt im Südosten der Türkei. Sie wurde erst erstochen und dann verbrannt, weil sie sich gegen einen Vergewaltiger wehren wollte. Der Haupttäter ist zwar verschwunden, aber einige Männer aus seiner Familie, die an der Tat beteiligt waren, haben bereits gestanden. Sie kommen wohl aus dem Umfeld der faschistischen Bozkurt, der "Grauen Wölfe". Auf Facebook hatten sie angekündigt, eine türkische Serie zu schauen, deren Plot damit beginnt, dass eine junge Frau vergewaltigt wird.

Zunahme von Gewalt gegen Frauen

Özgecan war auf dem Weg nach Hause und saß als letzte im Kleinbus, als der Fahrer sie angriff. Auf Grund ihrer Herkunft war sie in der Türkei ohnehin sozial benachteiligt. Doch an dieser Stelle möchten wir darauf eingehen, warum brutale Gewalt gegen Frauen in der Türkei kein Einzelfall ist. Seit der Regierung der AKP hat sie außerdem rasant zugenommen. Zwischen 2002 und 2009 stieg die an Anzahl der registrierten Fälle um 1.400 Prozent!

Die AKP (Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung) ist eine konservativ-islamistische Partei, die seit 2002 die Türkei regiert. Ihre Politik gegen die Gleichberechtigung von Männern und Frauen, gegen Nicht-Muslime und gegen ethnische Minderheiten wird autoritär durchgesetzt, wobei sie großen Rückhalt in der stark religiösen und wirtschaftlich-rückständigen Landbevölkerung hat. Schon am Beginn seiner politischen Karriere hat der ehemalige Bürgermeister von Istanbul und heutige Präsident der Türkei, Recep Tayyip Erdoğan verkündet „Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.“
 

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1020 Minuten Minsk: Rettungsaktion für Petro #Poroschenko

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von Wolfgang Blaschka, München


Ausgerechnet als der Flughafen von Donezk von den Belagerungstruppen des Kiewer Regimes freigekämpft war, und die östlichen Aufständischen aus den Trümmern des wochenlang erbittert umkämpften, in sich zusammengesackten Gebäudes heraus in die Offensive gingen, dämmerte es dem kerneuropäischen Staatschef-Duo Hollande und Merkel, dass es um ihren hart umworbenen EU-Assoziierungskandidaten Poroschenko und seine Rest-Ukraine nicht gut stand. Da musste dringend eine westlich inspirierte diplomatische Großoffensive gegensteuern, zumal aus den USA bereits ernsthafte Debatten um die Lieferung von Kriegswaffen über den Großen Teich drängten. Die Frage war nur noch, ob unmittelbar tödliche Waffen wie Panzerabwehr, Artillerie und Raketen oder "non-lethal weapons", also Radaranlagen, Nachtsichtgeräte und anderes Gefechtsführungs-Equipment, vielleicht in ein paar sanitätsdienliche Ballen Verbandszeug verpackt. Das würde den offenen Eintritt der USA in den Krieg an der Ostflanke der NATO bedeuten.
 

 

Obama stand unter Druck, den Forderungen nach Forcierung des Krieges nachzugeben, die Kerneuropäer unter dem Druck der osteuropäischen, US-orientierten baltischen Länder und Polens, die in der Ukraine-Frage der jeweils scharfmacherischsten Lösung zuneigen, wenn es nur gegen Russland geht. Da konnten sich Deutschland und Frankreich bequem als Friedensmächte ins Spiel bringen, ohne dass ihnen Ölzweige oder Erdgasschleier aus der Frisur gefallen wären. Angela Merkel gab die Friedensfürstin par excellence, sekundiert vom Verhandlungskünstler Steinmeier, und lehnte sich an den Charlie-gebeutelten Hollande, um ihr Gewicht auf das Doppelte zu erhöhen. Schließlich galt es gegen den Darth Vader Putin einiges in die Waagschale zu werfen, der für alles, was in der Ostukraine geschieht, verantwortlich gemacht wird, gerade so als wäre er es gewesen, der nach dem faschistischen Februarputsch die russische Sprache verbieten hätte wollen, um einen billigen Vorwand zu haben den Donbass, ja mehr noch ein imaginäres Neurussland, an sich zu reißen. Man schreckte nicht einmal davor zurück, ihm den MH-17-Abschuss zu unterstellen.
 

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Wenn Ungerechtigkeit zum Geschäft wird. #Ecuador vs. #Chevron-Texaco.

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In Ecuador wehrt sich eine Regierung gegen einen multinationalen Energiekonzern.

Die Geschichte des Rechtsstreits Ecuador gegen Chevron-Texaco

Von Wilson A. Ramírez, Elke Zwinge-Makamizile / amerika21


Den Richterspruch von 2011, der die Firma Chevron-Texaco nach 20 Jahren Prozessdauer zur Zahlung von 9,5 Milliarden US-Dollar verurteilte, bestätigte der Oberste Gerichtshof Ecuadors im Jahre 2013. Trotzdem ist er immer noch nicht umgesetzt. In Ecuador hat Chevron keine Aktiva mehr, und in anderen Ländern wurde die Umsetzung des Urteils, das heißt die Belastung von Chevron-Vermögen zugunsten der ecuadorianischen Opfer und der Umwelt, noch nicht veranlasst beziehungsweise wurde sie verhindert. Dies kann zu der Annahme verleiten, dass für die 30.000 geschädigten Personen, die von der Umweltverseuchung durch Texaco betroffen sind, Gerechtigkeit eine Utopie bleiben muss.
 

 

Insgesamt ist Texaco für den Ausfluss von nicht weniger als 71 Millionen Liter Erdölrückständen und 64 Millionen Liter Rohöl auf mehr als zwei Millionen Hektar Gelände sowie für die daraus resultierende Vergiftung von Flüssen und Grundwasser verantwortlich.

In der Bevölkerung des betroffenen Amazonasgebiets ist die Zahl der Krebserkrankungen im Vergleich zu den anderen Landstrichen um das Mehrfache gestiegen (vgl. unter anderem die "Weltspiegel"-Reportage über den Fall Chevron-Texaco in der ARD, 2014).

 


Vorgeschichte

In den 1960er-Jahren wurden viele Länder Lateinamerikas von Militärdiktatoren regiert. Im Fall Ecuadors war es 1963 eine sogenannte Militärjunta, bestehend aus den Leitern der Marine, des Heeres und der Luftwaffe, welche die verfassungsmäßige Regierung des Dr. Carlos Julio Arosemena Monroy stürzte. Mit dieser Militärregierung, die sich selbst als Befehlsempfänger des US-Botschafters verstand und eng mit dem US-Auslandsgeheimdienst CIA zusammenarbeitete, konnte das US-Unternehmen Texaco gute Geschäfte machen.
 

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Die Bibel. Die Kirchen. Der Krieg.

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von Hartwig Hohnsbein / via Ossietzky.net


Die Bibel enthält zum Thema »Krieg und Gewalt« höchst widersprüchliche Aussagen.

Da gibt es einmal die entsetzlichen alttestamentlichen Texte, in denen den »Kindern Israel«, dem angeblich »auserwählten Volk Gottes«, dem ein »Gelobtes Land« versprochen worden war, nach dem »Befehl Gottes« die Ausrottung unschuldiger Ureinwohner dort befohlen wird. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die »Eroberung Jerichos« (Josua 6), ein Text, der bis in die heutige »Westjordan-Politik« Israels weist. Er endet mit der Feststellung: »So eroberten sie [die Israeliten] die Stadt und vollstreckten den Bann [die Ausrottung; H. H.] an allem, was in der Stadt war, mit der Schärfe des Schwerts, an Mann und Weib, jung und alt, Rindern, Schafen und Eseln« (Josua 6 Vers 21) – »Heiliger Krieg« total.

Dann aber gibt es, auch schon im Alten Testament, Texte anderer Art, Texte einiger Propheten wie Jesaja, Jeremia, Amos, Micha, die aus dem Elend der Kriege, auch den unheiligen »Heiligen Kriegen«, gelernt hatten und nun eine bessere, gerechte Welt verhießen, zu deren Aufbau die »Schwerter zu Pflugscharen umgeschmiedet« werden müßten und »die Menschen hinfort nicht mehr lernen (sollen), wie man Kriege führt« (in Jesaja 2). An diese Propheten knüpft Jesus später an: In der »Bergpredigt«, die die »Magna Charta« der Christen sein sollte (Matthäus 5-7), werden die »selig« gepriesen, die »Frieden schaffen«, gespeist aus einer »Feindesliebe«, die für die Verfolger bitten läßt (Matthäus 5 Vers 44). Das schließt Waffeneinsatz, auch als »letztes Mittel«, als »ultima ratio«, prinzipiell aus. Anschaulich und vorbildhaft wird uns das in der Darstellung der Verhaftungsszene Jesu vor Augen gestellt, als Petrus, der Jesus mit dem Schwerte verteidigen will, zurechtgewiesen wird: »Stecke dein Schwert an seinen Platz. Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen« (Matthäus 26 Vers 52).

Bis ins 4. Jahrhundert waren diese Worte für die Christen wegweisend: Wer als Soldat Christ werden wollte, mußte den Militärdienst quittieren, und als Christ durfte niemand Soldat werden. Der bedeutende Kirchenvater Tertullian lehrte um 200 n. Chr.: »Im Krieg muß der Soldat Dinge tun, die einem Abfall [vom Glauben] gleichkommen.« (Tertullian, De corona militis 14; zit. bei Karlheinz Deschner: »abermals krähte der hahn«, 1962, hier: 1972, S. 505)
 

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10.3 Millionen Unterschriften für Frieden und Freiheit für #Abdullah #Öcalan

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von Internationale Initiative »Freiheit für Abdullah Öcalan – Frieden in Kurdistan«


In Anwesenheit von mehreren internationalen PolitikerInnen und MenschenrechtlerInnen verkündete die "Internationale Inititaive - Freiheit für Abdullah Öcalan - Frieden in Kurdistan" auf einer Pressekonferenz in Straßburg, dass bei der weltweiten Unterschriftenkampagne für die Freilassung vom PKK-Vorsitzenden Öcalan und allen politischen Gefangenen in der Türkei über 10 Millionen Unterschriften gesammelt wurden.

Im März 1999, als die "Internationale Initiative »Freiheit für Abdullah Öcalan – Frieden in Kurdistan«" gegründet wurde, war es undenkbar. Undenkbar, dass Abdullah Öcalan jemals lebend freikommen würde. Nach seiner Verschleppung aus Kenia mit Hilfe westlicher Geheimdienste, einem scheinbaren großen Sieg des türkischen Staates, war die Frage eher, ob Abdullah Öcalan ohne Verfahren exekutiert oder nach einem Verfahren hingerichtet würde. An »Freiheit für Abdullah Öcalan« auch nur zu denken, erschien irrsinnig. Nichtsdestotrotz las eine beeindruckende Zahl von Intellektuellen, Künstlerinnen, Politikern und Aktivistinnen die Zeichen der Zeit anders. Schon damals, vor 16 Jahren, wussten sie, dass für eine nachhaltige Lösung der sogenannten kurdischen Frage kein Weg an einer Verhandlungslösung und Öcalans Freiheit vorbeiführen wird. Diese Gruppe gründete die Internationale Initiative.
 

 

In den folgenden Jahren gaben die Kurden ihren populären Repräsentanten, Abdullah Öcalan, nicht auf. Mit unzähligen Demonstrationen, Märschen, Protestaktionen, Sitzblockaden, Hungerstreiks und sogar Selbstverbrennungen demonstrierten sie für seine Freiheit und eine Lösung der kurdischen Frage. Unzählige Menschen landeten in den Kerkern des türkischen Staates, manche auch in europäischen Gefängnissen. Doch: die Kurden gaben niemals auf. Vor dem Europarat halten sie seit 2012 jeden Tag eine Mahnwache ab. Sie wissen, dass der Mann, dem sie vertrauen, Abdullah Öcalan, Frieden und die Verwirklichung des Jahrzehnte alten Traums der Kurden bringen wird: Freiheit. Es ist die Freiheit, für die alle der heute hier Anwesenden kämpfen. Viele, viel zu viele haben diesen Kampf für die Freiheit mit ihrem Leben bezahlt. Doch die Kurden gaben den Kampf niemals auf, hörten nie auf, Öcalans Freiheit zu fordern.
 

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#Minsk II – was gut ist und was besser sein könnte

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von Kai Ehlers


Halten wir uns knapp: Gut ist es und für die Menschen in der Ukraine eine Hoffnung, dass verhandelt wurde, und zwar nicht über Waffenlieferungen an Kiew, sondern über Wege zur friedlichen Lösung der Konflikte des Landes. Gut ist, dass an diesen Gesprächen nicht nur die Präsidenten Kiews, Russlands, Frankreichs und ihre Stäbe teilnahmen, sondern auch die Vertreter der Volksrepubliken, wenn auch immer noch am Katzentisch.

Gut ist die Einigung auf Einführung einer Waffenruhe ab Sonntag, den 15. Februar 2015, wenngleich eine sofortige Einstellung der Gefechte besser gewesen wäre. Gut ist selbstverständlich auch, dass man sich einigen konnte, am zweiten Tag des Waffenstillstands damit zu beginnen, auf beiden Seiten die schweren Waffen zurückzuziehen, um so einen Puffer zwischen den Kriegsparteien entstehen zu lassen. Gut ist schließlich, dass man übereinkommen konnte, dies alles von der OSZE überwachen zu lassen.
 

 

Erfreulich sind Beschlüsse zur Einführung einer „umfassenden Amnestie“ sowie zu einer „humanitären Versorgung bedürftiger Menschen in der Ostukraine“, Erfreulich auch, dass „alle ausländischen Truppen und Söldner unter OSZE-Überwachung ukrainisches Staatsgebiet verlassen, beziehungsweise alle illegalen Gruppen ihre Waffen abgeben“ sollen.

Nicht nur gut, sondern bereits verblüffend sind Vereinbarungen, dass vom ersten Tag an nach Abzug schwerer Waffen „Modalitäten für Wahlen in den Regionen Donezk und Luhansk vereinbart werden“ sollen. Die Wahlen sollen zudem noch „mit dem im September 2014 verabschiedeten Gesetz  über Selbstverwaltung der genannten Gebiete übereinstimmen“. Dazu passen Beschlüsse, die eine  „Kontrolle der russisch-ukrainischen Grenze“ vorsehen; aber erst, „nachdem in den Regionalwahlen in Donezk und Luhansk der von der Bevölkerung gewünschte Status der Gebiete  geklärt und später umgesetzt ist.“
 

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Terroristen des IS: Alles aus dem Ruder gelaufen?

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von Winfried Wolk / via Ossietzky.net


Plötzlich waren sie da, im Sommer 2014, einfach so, wie vom Himmel gefallen, die Terroristen des IS. »Vom Himmel gefallen« stimmt selbstverständlich für diese relativ kleine, aber extrem gewalttätige Gruppe nicht. Die Heerscharen des IS können gar keine himmlischen sein. Bestien, Monster und Schlächter seien sie, die ganze Landstriche im Irak und Syrien in Angst und Schrecken versetzen, erfahre ich aus unseren Medien. Nun war ich nie in dieser Gegend, jetzt nicht und früher auch nicht. Um mir eine Meinung bilden zu können, bin ich deshalb auf die Berichterstattung der Medien angewiesen. Meine bevorzugte Quelle ist zumeist SPIEGEL ONLINE, wo ich erhellende, oft aber auch verwirrende Informationen erhalte.

Allerdings war es am 12. September 2014 "der Freitag", der mich verstörte. Konrad Ege eröffnete mir dort unter dem Titel »Mit dem Teufel spielen«: »Im syrischen Bürgerkrieg, so die Brookings Institution in Washington, haben vor allem Geldgeber aus Kuwait extremistische Gruppen finanziert. ›Mit dem Feuer spielen‹ heißt die Ende 2013 vorgelegte Studie. Das sei aus dem Ruder gelaufen. So könne der ›Islamische Staat‹ nun seine Botschaft in dem von der US-Invasion zerstörten und mit einer repressiven schiitischen Führung versehenen Irak verbreiten.« Ich bin verunsichert. Sie waren also gar nicht so plötzlich und unvermittelt vom Himmel gefallen, die Terroristen des IS. Da war nur etwas »aus dem Ruder gelaufen«. [⇒ Artikel derFreitag, Ausg. 37/14]

Ich erfahre, daß der IS, nachdem er kurzzeitig zu den Guten gehörte, weil gegen den syrischen Diktator Baschar al-Assad kämpfend, nun zweifelsfrei zum Reich des Bösen gehört. Ein amerikanischer Präsident hatte einmal die Welt in die für alle verständlichen Kategorien »gut« und »böse« eingeteilt. Dabei sind die Guten die, die die westlichen Werte vertreten, Werte die sich dann letztendlich in Erdöl und anderen wertvollen Ressourcen manifestieren und in Märkten und Einflußzonen. Die Bösen, so verstehe ich das, sind die anderen, die den Bemühungen der Guten Widerstand entgegensetzen. Der IS scheint irgendwie dazwischen zu liegen. Einerseits kämpft er gegen Assad, andererseits verfolgt er aber auch den westlichen Vorstellungen zuwiderlaufende Interessen.

Eigentlich Eigentlich war vorgesehen, in Syrien ein "regime change" zu veranlassen und dafür alle verfügbaren Kräfte zu mobilisieren, weil Assad kein im Sinne des Westens guter, heißt williger, Regent ist. Ein freiheitliches System sollte etabliert werden, genauso wie vor Jahren im Irak oder unlängst in Libyen. Beide Länder sind heute weitgehend unregierbar geworden.

 

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#Lawrow auf der Münchner #Sicherheitskonferenz

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Rede des russischen Außenministers Sergej Lawrow bei der 51. SIKO am 7. Feb. 2015.


Übersetzung: Susanne Brammerloh / russland.RU
 

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

Herr Wolfgang Ischinger hat das Thema „Kollaps der Weltentwicklung“ auf die Tagesordnung gesetzt. Man muss zustimmen, dass die Ereignisse bei weitem nicht nach einem optimistischen Szenario verlaufen. Aber die Argumentation mancher unserer Kollegen, es sei zu einem plötzlichen und schnellen Zusammenbruch der seit Jahrzehnten herrschenden Weltordnung gekommen, können so nicht hingenommen werden.

Es ist eher umgekehrt – die Ereignisse des letzten Jahres haben gezeigt, dass unsere Warnungen hinsichtlich der Existenz von tiefen Systemproblemen bei der Organisation der europäischen Sicherheit und in den internationalen Beziehungen im Ganzen gerechtfertigt waren. Ich möchte an die Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin erinnern, die er von dieser Tribüne vor acht Jahren gehalten hat.

Die Konstruktion der Stabilität, die sich auf die UN-Satzung und die Prinzipien von Helsinki gestützt hat, ist schon lange untergraben worden – durch die Handlungen der USA und ihrer Verbündeten in Jugoslawien (die Bombardements dort), im Irak, in Libyen, mit der Erweiterung der NATO nach Osten und der Schaffung von neuen Demarkationslinien. Das Projekt der Errichtung eines „europäischen Hauses“ ist gerade deshalb nicht umgesetzt worden, weil unsere Partner im Westen sich nicht von den Interessen der Schaffung einer offenen Sicherheitsarchitektur bei geneseitiger Achtung der Interessen leiten ließen, sondern von den Illusionen und Überzeugungen der Sieger im Kalten Krieg. Die im Rahmen der OSZE und des Russland-NATO-Rates feierlich angenommenen Verpflichtungen, die eigene Sicherheit nicht auf Kosten der Sicherheit der anderen zu gewährleisten, wurden in der Praxis ignoriert.

Das Problem der Raketenabwehr ist ein schillerndes Beispiel für den destruktiven Einfluss einseitiger Schritte auf dem Gebiet militärischer Aktivitäten, die den elementaren Interessen anderer Staaten zuwiderlaufen. Unsere Angebote zur gemeinsamen Arbeit bei der Raketenabwehr wurden zurückgewiesen. Stattdessen wurde uns vorgeschlagen, bei der Schaffung der globalen amerikanischen Raketenabwehr mitzumachen, streng nach den Richtlinien aus Washington. Wie wir schon mehrmals betont und anhand von Tatsachen erklärt haben, birgt diese Raketenabwehr reelle Risiken für die russischen Kräfte der atomaren Eindämmung.

 

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Achtung – Mythen um die Ukraine

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von Kai Ehlers

Kaum ein Jahr ist seit dem politischen Umsturz in Kiew vergangen und schon verwandeln sich die damaligen Vorgänge und ihre Folgen in Mythen, die das Zeug haben, Geschichte zu erklären, bevor sie stattgefunden hat. Die wichtigsten sollen hier aufgezeigt werden.

Mythos eins: Russland führt Krieg gegen die Ukraine:

Diese Behauptung führt konsequent dahin, dass Angela Merkel und François Hollande heute vor aller Welt in der Pose von Schlichtern auftreten können, die Wladimir Putin und Petro Poroschenko dahin bringen müssten, den Krieg, den Russland angeblich gegen die Ukraine führt, im Dialog miteinander zu beenden. Das ist eine famose Position für Angela Merkel, nachdem sie als Kanzlerin Deutschlands und die zur Zeit führende Stimme der Europäischen Union zuvor an der Entstehung des Maidan-Aufruhrs und dem daraus folgenden Sturz der gewählten Präsidenten Wiktor Janukowytsch und allen daraus hervorgehenden Folgen aktiv gewirkt hat. Perverser, und man muss gestehen, wirkungsvoller kann die Verdrehung von Ursache und Wirkung in diesem ukrainischen Drama nicht mehr inszeniert werden. In dieser Rolle kann sich sogar Barack Obama wohlfühlen. Nicht verwunderlich, dass er „Angela“ dafür in höchsten Tönen lobt.
 

Tatsache ist allerdings, dass nicht Russland und die Ukraine im Krieg miteinander liegen, sondern die Kiewer Führung mit Teilen ihrer eigenen Bevölkerung. Nicht Russland hat die Ukraine überfallen und nicht Russland bombardiert ukrainische Städte, sondern die Kiewer Regierung hat der Bevölkerung des Ostens, nachdem sie diese zu Terroristen erklärt hat, den Krieg erklärt und bombardiert Städte des eigenen Landes – mit der Begründung, dass diese untrennbarer, nicht aufzugebender Teil der Ukraine seien. Hat man etwas davon gehört, dass die „Terroristen“ in vergleichbarer Weise Kiew bombardieren oder mit gezieltem Terror heimsuchen? Wie wahnsinnig muss eine Führung sein, die ihr eigenes Land zusammenschießen lässt, statt mit ihren Landsleuten in den Dialog um die von ihnen geforderten politischen Vorstellungen um mehr Autonomie zu gehen.

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Ein- oder Zweistaaten-Perspektive: Palästina versus Israel oder Israel-Palästina?

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von Wolfgang Blaschka, München


In Zeiten, da es üblich ist mit dem Slogan "Deutschland, halt's Maul" jeglichen Kommentar aus deutschem Munde zum israelisch-palästinensischen Konflikt generell vom Tisch wischen zu wollen, ist es besonders heikel, Argumente für die eine oder andere Friedensperspektive zu formulieren, Ratschläge zu erteilen, Bedenken zu äußern oder auch nur Meinungen zu haben zu der Frage, was besser wäre für den Nahen Osten:

  • zwei selbstständige, souveräne Staaten, die sich in formell anerkannter Koexistenz, aber grundsätzlich gegensätzlicher Interesenslage gegenüber stünden und beargwöhnten, belauerten und hin und wieder über die eine oder andere Frage aneinander gerieten und sich dabei diplomatisch, wirtschaftlich oder gar militärisch Konkurrenz machten, oder aber . .
  • ein gemeinsamer Staat, in dem israelische Juden und Palästinenser jeglicher ideologischer und religiöser Provenienz, ob Christen, Kopten, Moslems oder welcher Glaubensrichtung auch immer, sowie die allseitig wachsende Schar der nichtgläubigen Freisinnigen in einem demokratischen, säkularen, gemeinsamen Staat gleichberechtigt leben könnten, ohne einander permanent in die Quere zu kommen, aber auch ohne sich andauernd aus dem Weg gehen zu müssen.

Die Zwei-Staaten-Lösung wird z.B. von dem israelischen Soziologen Professor Moshe Zuckermann präferiert (siehe Artikel bei Hintergrund.de). Letztere Möglichkeit scheint in weiter Ferne und muss angesichts der krassen Konfrontation und der eklatanten Kriegsverbrechen wie naive Utopie anmuten, zugegeben. Der israelische Historiker und Autor Prof. Ilan Pappé (siehe Foto) ist einer der renomiertesten Befürworter der Einstaatenlösung (siehe Artikel im KN), ebenso die amerikanische Philosophin und Autorin Prof. Judith Butler, der amerikanisch-israelische Friedensaktivist, Professor für Anthropologie und Autor Jeff Halper neben vielen anderen.
 
Segregation nach dem Muster der Apartheid hätte indes weder mit tatsächlicher Demokratie etwas zu tun noch mit Menschenwürde oder gar mit wirklichem Frieden, dessen unabdingbare Voraussetzung umfassende Gerechtigkeit wäre, also gleiche Rechte für Alle inklusive eines garantierten Rechts auf Rückkehr, ob in Form der (Wieder)-Ansiedelung oder ersatzweiser Entschädigung für jene, die auf dem Territorium des alten Palästina vor 1948 lebten und leben, wie auch immer dieses verfasst und aufgeteilt wäre. Auch mit einem tatsächlich lebensfähigen palästinensischen Staat auf zwei getrennten Territorien wäre der Konflikt nicht aus der Welt.
 
Bei der Zwei-Staaten-"Lösung" blieben die aus Jaffa oder Haifa vertriebenen Palästinenser weiterhin Vertriebene auf unabsehbare Zeit, zumindest solange die heute besetzten Gebiete, dann als eigenständige Gebilde in palästinensischer Selbstverwaltung als deren Staat bestünden, während das israelische "Kernland" sie weiterhin ausschlösse, um den demographisch abgesicherten "Judenstaat" zu garantieren, in dem die verbliebene palästinensische Minderheit ein marginalisiertes Schattendasein zu fristen haben würde, wenn nicht gar bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit der subtilen Aufforderung konfroniert wäre, sie sollte doch besser dahin gehen, wo ihresgleichen das Sagen habe, nach dem praktischen Motto: "Geh doch rüber, wenn's Dir hier nicht passt".
 

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Wer in der Bundeswehr dient

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von Otto Köhler/ via Ossietzky.net


Ein Gebot geht aus von der Zeit, dem Zentralorgan der deutschen Bellizisten: »Nennen wir sie Helden« kommandiert es. Und klärt endlich auf: »Der Beruf des Soldaten ist todernst.« Doch der Gedanke an den Krieg, in dem »Soldaten töten und getötet werden« sei uns heute, bedauert die Verfasserin, »fremd geworden«.

Die Autorin ist sachverständig. Sie heißt Christiane Scherer, hat vor Jahren als Philosophiedozentin an der Westberliner Freien Universität ihren Namen aus Verehrung für Theodor W. Adorno (»Dialektik der Aufklärung«) in Thea Dorn geändert und schrieb dann ihr grundlegendes Werk »Berliner Aufklärung«: Ein Mörder deponiert die säuberlich zerlegten Überreste eines verhaßten Professors auf die 54 Postfächer des Philosophischen Instituts.

Thea Dorn weiß also ebensogut wie der Kundus-Oberst und nunmehrige General Georg Klein Bescheid, wie todernst der Beruf des Soldaten ist. Sie weiß schon lange von »unseren« Soldaten in Afghanistan, wie wichtig Massaker an Zivilisten [Erg. Admin: hier und hier] sind, denen glaubt sie: »Ohne massiven militärischen Schutz – der zum Beispiel auch beinhaltet, daß man es nicht einfach geschehen läßt, wenn Taliban zwei Tanklastzüge entführen – brauchen wir hier keinen Tag länger zu arbeiten
 

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Die Auseinandersetzung um die Krim

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Die Journalistin Beate Taufer hat den historischen Hintergrund des Krim-Konfliktes unter verschiedenen Gesichtspunkten des Völkerechts beleuchtet. Sie kommt zu dem Schluss, daß eine Verhandlungslösung zwischen der Ukraine und der Krim-Bevölkerung sowie deren jeweiligen Verbündeten möglich und gerechtfertigt ist. Doch dafür müssen die relevanten historischen, völkerrechtlichen und politischen Faktoren, die zur heutigen Situation geführt haben, in ihrer Wechselwirkung und Bedeutung anerkannt werden. Die bisherige verkürzte Rhetorik des Westens lässt nur Raum für eine militärischen Eskalation. Doch auch für Russland gilt es, die Krim-Historie neu zu interpretieren.

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Die Auseinandersetzung um die Krim

- nicht nur der Osten, auch der Westen muss seine Argumente erneuern -

Von Beate Taufer


Der Anfang Dezember 2014 veröffentlichte Appell von 60 Politikern, Künstlern und Intellektuellen zur Rückkehr zu einer Ost-West-Entspannungspolitik beinhaltet die einzig mögliche konstruktive Orientierung deutscher Außenpolitik. Der Aufruf, endlich die internationalen Zusagen einzuhalten, die am Ende des kalten Krieges, also vor beinahe 25 Jahren, vereinbart wurden, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung! Eine Nichteinhaltung von internationalen Zusagen, auf deren Grundlage die größten Umwälzungen der Nachkriegszeit stattfanden, ist gleichbedeutend mit einem schweren Vertragsbruch.(*) Dies müßten die Regierungen der EU- und NATO-Staaten eingestehen, ehe sie Russland mit dem Vorwurf von Vertragsbrüchen zu isolieren versuchen. Die Vorwürfe gegen Russland sind nicht zu trennen vom Vertragsbruch (d.h. von der Nichteinhaltung internationaler Zusagen) seitens des Westens nach dem Ende des kalten Krieges.


Die Krim-Frage und das Völkerrecht

Wie die Verfasser des Appells richtig zum Ausdruck brachten, kommen und gehen die politischen Repräsentanten, doch die Völker bleiben. Von daher ist es den Versuch wert, das Ganze mal unter dem Blickpunkt a) der Geschichte und b) des universellen Völkerrechts zu betrachten. Nur so wird man der Krim-Frage gerecht.
 

 

Wieso eigentlich ist die Krim Teil der Ukraine? War sie nicht immer Teil Russlands? Seit über 250 Jahren? Ja schon, doch 1954 hat der Präsident der damaligen Sowjetunion, Nikita Chruschtschow, einen Teil des russischen souveränen Territoriums – die Krim – an den Staat Ukraine verschenkt. Am 29.02.1954 dekretierte das Präsidium des Obersten Sowjet der UDSSR die Übergabe der Krim an die Ukraine. Die Stadt Sewastopol war von dieser Schenkung allerdings ausgenommen, was im Juli 1993 vom russischen Parlament bestätigt wurde. War das ein völkerrechtlich legitimer Akt? Kann der Präsident eines Landes dem Präsidenten eines anderen Landes einen Teil des souveränen Staatsgebietes schenken?

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Mach den Schröder. Aber bitte nur nach Plan!

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von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE


Ronald Pofalla machte ihn, Dirk Niebel machte ihn, Daniel Bahr machte ihn: Den Schröder. Jenen flotten Seitensprung aus der Politik in die Wirtschaft. Nun also Katherina Reiche. Die Dame Reiche will endlich eine reiche Dame werden. Denn bisher war Frau Reiche in zwei Merkel-Kabinetten parlamentarische Staatssekretärin und kam dort auf kaum 150.000 Euro jährlich. Jetzt winkt ein Job beim "Verband kommunaler Unternehmer e.V." (VKU). Dort gibt´s satte 600.000 Euro im Jahr. Da kann man doch nicht NEIN sagen. Auch wenn der Wechsel vom Verkehrsministerium zum VKU eine höchst unappetitliche Lobbyisten-Rutsche ist, letztlich auf dem eigenen Schleim.

Doch wie immer bei den vielen Wechseln - raus aus der Politik und rein ins Wirtschaftsvergnügen - taucht die "Karenz-Zeit" für solche Sprünge in der Diskussion erneut auf. Über ein oder anderthalb Wechseljahre denkt die Regierung nach. So lange Wartefristen verlangen einen ordentlichen Personal-Entwicklungsplan. Deshalb müssen für das aktuelle Kabinett schon heute die Arbeitsplätze von Morgen gesucht werden.

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Politik zum Vergessen

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von Michael Parmentier


Moderne Gesellschaften wie die unsere wollen sich verändern, sind an Entwicklung interessiert. Sie suchen die ständige Innovation und damit die Abgrenzung von den Handlungen der Vorfahren und die Überwindung vorhandener Traditionen. Deshalb brauchen sie ein historisches Bewußtsein. Sie brauchen es, um im Sog der Veränderungen ihrer selbst gewiß zu bleiben und die Orientierung in die Zukunft nicht zu verlieren.

Paradoxerweise wird aber die Ausbildung eines solchen historischen Bewußtseins ausgerechnet von derjenigen Wirtschaftsweise erschwert, wenn nicht verhindert, die als Motor der Entwicklung seit Jahrhunderten das Tempo der gesellschaftlichen Veränderung immer weiter beschleunigt und schließlich in schwindelerregende Höhen getrieben hat: der kapitalistischen Ökonomie.
 

 

Je mehr sie das Leben dominiert, desto stärker verengt sich der zeitliche Blickwinkel. Ihrer inneren Logik nach ist die kapitalistische Wirtschaftsweise nämlich auf Geschichte nicht angewiesen. Sie braucht für die Aufrechterhaltung ihrer Kreisläufe kein langfristiges, über Jahrhunderte reichendes Planungsverhalten. Und sie braucht erst recht kein ebenso weitreichendes Erinnerungsvermögen. »Die Wirtschaft benötigt ein Gedächtnis«, wie Niklas Luhmann erkannte, »ausschließlich im Zusammenhang mit Kredit.« Und dabei geht es um vergleichsweise kurze Zeitspannen. Wie es scheint werden sie sogar immer kürzer. Die herrschende finanzmarktgetriebene Form des Kapitalismus ist nur noch an schnellen Gewinnen interessiert. Alles verantwortungsvolle Planen, das die Folgewirkungen der eigenen Wirtschaftsweise auf die zukünftigen Generationen miteinkalkuliert, und alles geschichtskundige Erinnern, das über die Auswertung von Feedbackdaten hinausgeht, wird von einer an der jeweils höchsten Rendite orientierten Rationalität als Effizienzbremse gebrandmarkt.
 

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NATO-Sicherheitskonferenz 2015: Militärische Neuaufteilung der Welt

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von Jürgen Roth


Nach Beendigung des Kampfeinsatzes in Afghanistan - ein vollständiger Truppenabzug steht natürlich nicht ins Haus - will sich die NATO wieder stärker auf Europa konzentrieren. Zur Abschreckung Russlands ist die Aufstellung einer Sondereinsatzgruppe mit sehr hoher Einsatzbereitschaft aus mehreren tausend Soldaten, va. aus Deutschland, Norwegen und den Niederlanden, geplant. Die Zahl der Manöver an der Ostflanke des Militärbündnisses soll gesteigert, die Rotation von Einheiten aller Teilstreitkräfte der USA und anderer Verbündeter in die Russland am nächsten liegenden NATO-Staaten fortgesetzt werden. Unklar ist noch die Finanzierung und inwieweit dort Vorratslager für militärische Güter angelegt werden. Diesen Strategiewechsel Richtung Kalter Krieg 2.0 hat der NATO-Gipfel in Wales im September 2014 beschlossen.

 


Neue Bipolarität

Es liegt auf der Hand, dass diese Beschlüsse etwas mit der Ukraine-Krise zu tun haben. Doch um ein komplettes Bild von der Politik gegenüber Russland und ihrer Geschichte zu zeichnen, Gemeinsamkeiten und Differenzen der NATO-Staaten untereinander auszumachen, müssen wir zunächst einen Blick auf die globalen Geostrategien der Großmächte werfen.

Bereits jetzt treibt die Welt auf einen Konflikt zwischen China und den USA zu. Die ökonomische Vorherrschaft des Noch-Welthegemons USA schwindet. Bis in die 1990er Jahre hinein stellte sich das als Aufholen der westeuropäischen Länder und Japans dar. Seitdem verlieren die USA viel stärker an ökonomischer Potenz gegenüber den BRICS-Staaten, hier v.a. China. Dieser Prozess hat sich seit Ausbruch der großen Weltwirtschaftskrise noch einmal beschleunigt.
 

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Mobilisierungsspot für die Demo gegen die sog. Sicherheitskonferenz (SIKO) 2015

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Im Februar treffen sich in München wieder hochrangige PolitikerInnen und Kriegsstrategen, Vertreter von Wirtschafts- und Rüstungskonzernen – vorwiegend aus den NATO- und EU-Staaten – zu ihrer sogenannten Sicherheitskonferenz. Dort werden Strategien beraten, mit denen sie ihre wirtschafts- und machtpolitischen Interessen weltweit durchsetzen wollen. Sie reden von Frieden und Sicherheit, aber sie sind die Repräsentanten eines Systems, das zwangsläufig Kriege herbeiführt.

Deshalb gehen wir auf die Straße:

  • Gegen Kriegsgeschäfte und militärische Machtpolitik
  • Für Frieden, Abrüstung und soziale Gerechtigkeit – Für eine Welt ohne Atomwaffen
  • Gegen Militarisierung der Gesellschaft, gegen Nationalismus und Rassismus
  • Für internationale Solidarität und Gewaltfreiheit in den internationalen Beziehungen
  • Gegen alle Auslandseinsätze der Bundeswehr
  • Bundeswehr raus aus Bildungseinrichtungen, Jobcentern, Kommunen und Messen
  • Für die Auflösung der Interventionstruppen und letztlich der Bundeswehr
  • Für den Austritt Deutschlands aus der NATO und allen EU-Militärstrukturen
  • Für die Auflösung der NATO
  • Gegen alle Waffenexporte
  • Für den Einsatz der Rüstungs- und Kriegsmilliarden zur Bekämpfung von Hunger und Armut in der Welt

Ohne massiven Druck von unten werden die Regierenden ihre Rüstungs- und Kriegspolitik nicht ändern. Überlebensnotwendig ist daher, dass alle, die einen Wandel herbei führen wollen, sich organisieren und gemeinsam handeln. Deshalb:


Kommt bitte alle nach München - zeigen wir es den Banditen!

Beteiligt Euch an der Großdemonstration gegen die NATO-Kriegskonferenz

Weitere Infos – hier klicken
 

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Mini-Maidan in Budapest gewinnt an Fahrt

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von Daniel McAdams  


Es heißt, dass die Ungarn gut in Mathematik sind. Immerhin sind der Vater der Wasserstoffbombe, der Erfinder des Rubik-Würfels und eine ganze Reihe wirklich brillianter Mathematiker Ungarn. Tatsächlich sieht es so aus, als seien Mathematik und die davon abgeleiteten Künste endemisch in der ungarischen DNA – man werfe nur einen Blick auf all die ungarischen Schachmeister.

Wenn es allerdings um die Wissenschaft des Regimewechsels geht, kann Mathematik in den meisten Fällen ein Hindernis statt ein Vorteil sein. Zum Beispiel beteiligten sich an einer Demonstration am Wochenende – der jüngste Versuch, die demokratisch gewählte Regierung in Ungarn zu stürzen – nur geschätzte 3.000 Demonstranten.
 

 

Dennoch ist der Organisator der Demonstration, Balázs Gulyás, überzeugt, dass 3.000 eine absolute Mehrheit in einem Land mit 10 Millionen Einwohnern bilden. Gulyás, ein ehemaliger Politiker der oppositionellen ungarischen sozialistischen (ehemals kommunistischen) Partei, sagte: „Wir wollen zeigen, dass das Land nicht dasselbe ist wie Orbán, dass die Mehrheit nicht seine Politik unterstützt, näher an Vladimir Putin heranzurücken.“

In der offenkundig unmathematischen Auffassung von Gulyás sind 3.000 eine Mehrheit von 10 Millionen.

Es scheint komisch, aber wir müssen uns daran erinnern, dass die Proteste, die letztes Jahr die gleichermaßen demokratisch gewählte Regierung der Ukraine stürzten, ebenfalls eine sehr kleine Minderheit der tatsächlichen Wähler mobilisieren konnten – obwohl sie beanspruchten, für „das Volk“ zu sprechen.
 

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Julia Klöckner: Freiheit für den Hitlergruß

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von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE


Wer schon mal Weinkönigin war - wie Julia Klöckner, CDU-Chefin in Rheinland-Pfalz - dem fällt es naturgemäß schwer nur als Kronprinzessin gehandelt zu werden. Zumal wenn Königin Angela offenkundig nicht vorhat in nächster Zeit zurückzutreten. Nun hat sich Prinzessin Julia lange mit der eigenen Meinung zurückgehalten. Und wenn sie bisher eine Meinung hatte, dann war es die der Königin. Jetzt aber, wo Frau Klöckner meint, es gäbe billig ein paar Pegida-Wählerstimmen abzustauben, wagt sie sich aus der Deckung: In einem Interview mit "dpa" plädierte die dafür dafür, den "Hitlergruß" unter den Schutz der Meinungsfreiheit zu stellen.
 

 

Die Dame Klöckner ist schön katholisch. Als Hildegard von Bingen, eine Klosterfrau aus Rheinland-Pfalz, vom Papst heilig gesprochen wurde, war Julia höchst enthusiastisch: "Mein Respekt und meine Bewunderung galten Hildegard auch bereits vor ihrer Heiligsprechung." Als die selbe Frau Klöckner ein Burka-Verbot in Deutschland forderte, fiel der ehemaligen Religionslehrerin nicht auf, dass die Ordenstracht vieler Nonnen sich nur wenig von der Burka unterscheidet. Tapfer das katholische Abtreibungs-Verbot verteidigend ist der Klöckner auch nicht klar geworden, dass religiöse Intoleranz nicht nur auf den Islam beschränkt ist, den sie, gegen die Kanzlerin gewandt, als nicht zu Deutschland gehörend empfindet. Sich mit der Merkel anzulegen, wenn man CDU-Ambitionen hat, ist mutig.
 

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Die Wiederauferstehung der Spartaner in Griechenland

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von Dr. Paul Craig Roberts


Nachdem ich gerade geschrieben habe, dass Griechenland Spartaner braucht, um sich gegen seine Gläubiger und die EU durchzusetzen, lässt die neue griechische Regierung erkennen, dass es sich bei ihr um Spartaner handelt. Hören Sie, was der neue griechische Premierminister Alexis Tsipras sagt: „Wir sollten die Regierung aus Neonazis in der Ukraine nicht akzeptieren oder anerkennen.“ „Der EU fehlt Demokratie, und die Bürger glauben nicht, dass ihre Stimme die Politik ändern kann.“

Die neue griechische Regierung hat gegen die jüngste Verurteilung Russlands durch die EU protestiert, indem sie sagte, dass dieser Angriff gegen Russland in den Medien berichtet wurde, als wäre er einstimmig, während in Wirklichkeit Griechenland, die Slowakische Republik, Ungarn und Österreich dagegen gestimmt haben. Gegen Russland wurden keine neuen Sanktionen verhängt.

Der neue griechische Außenminister Nikos Kotzias sagte, dass eine Vorkehrung, die weitere Sanktionen gegen Russland verhängt hätte, auf das Beharren Griechenlands hin von der Tagesordnung des Treffens gestrichen wurde. Griechenland verlangte auch, dass das Kommuniqué nicht direkt Russland die Schuld am Konflikt in der Ukraine gibt.

Der deutsche Außenminister Steinmeier tobte anscheinend, dass die EU Russland weiter vermöbeln würde, wenn die unabhängigkeitsbewussten Ostukrainer einen Angriff gegen die geschlagenen Kräfte unternehmen, die am letzten Überfall Kiews gegen die russischsprachigen Provinzen der Ukraine beteiligt waren. Der Washingtoner Hampelstaat Ukraine ist in Gefahr zusammenzukrachen, wenn Russland den separatistischen Provinzen freie Hand lässt.
 

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Richard Karl Freiherr von #Weizsäcker: Wenig Wasser, vollmundige Formulierung

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von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE


Ja, Richard Karl Freiherr von Weizsäcker hat mit seiner Rede von 1985 - als er die über Jahrzehnte von ihm und seiner Schicht bedauerte "Niederlage Deutschlands" auch gern als "Kriegsende" verklappt - endlich als Befreiung bezeichnen mochte, einen Schritt gemacht. Ein Schritt für die Menschheit, als der seine Rede zurzeit auf allen deutschen Kanälen und in den gedruckten Schlagzeilen verkauft wird, war es natürlich auch damals nicht. Außerhalb der Bonner Republik wusste nahezu jeder, dass dieses zähe, nazistisch verrohte Deutschland von außen befreit werden musste.

Selbst konnte es das nicht. Und im anderen Deutschland, der DDR, gehörte der Begriff der Befreiung zur Staatsräson. Im Westen war die "Befreiung" solchen, die einen Verstand hatten und Anstand, lange und längst vor von Weizsäcker eine gewohnte Vokabel. Trotzdem musste man ihm ob seiner späten Erkenntnis danken. Hatte er doch das alte, mit dem Drecks-Reich verkrustete Eliten-Denken einer langsamen Auflösung anheim gegeben.

Nichts Schlechtes, sagt man, soll über die Toten geredet werden. Und wirklich war von Weizsäcker einer der besseren deutschen Bundespräsidenten. Gemessen am Ex-SA-Mann Karl Carstens, am senilen Sprachverdreher Heinrich Lübke oder dem singenden Walter Scheel "hoch auf dem gelben Wagen" der aber auch mal in der NSDAP war. Vom Reisenden in billigem Pathos Joachim Gauck ganz zu schweigen. Unerreicht im westdeutschen Vergleich blieb und bleibt allerdings jener Bürgerpräsident Gustav Heinemann, der auf die Frage nach seinem Verhältnis zum Staat zu sagen wusste: "Ach was, ich liebe keine Staaten, ich liebe meine Frau; fertig!" Doch immerhin, Richard von Weizsäcker, hatte so etwas wie Altersmilde und Altersweisheit kennen gelernt und mitgeteilt.
 

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Stoppt den Konfrontationkurs und die neue NATO-Aufrüstung

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Aufruf zu Protesten gegen die sog. SIKO am 7. Februar 2015 in München.


KEIN FRIEDEN MIT DER NATO


von Wolfgang Blaschka

 

Auf der sogenannten Sicherheitskonferenz (SIKO) geht es – entgegen der Selbstdarstellung der Veranstalter – weder um Sicherheit noch um Frieden auf dem Globus. Die SIKO ist eine Versammlung wirtschaftlicher, politischer und militärischer Machteliten vor allem aus den NATO- und EU-Staaten, die sich über Strategien zur Aufrechterhaltung ihrer globalen Vorherrschaft und über gemeinsame Militärinterventionen verständigen.

Vor allem aber ist die SIKO ein medienwirksames Propaganda-Forum zur Rechtfertigung der NATO, ihrer Milliarden-Rüstungsausgaben und ihrer auf Lügen aufgebauten völkerrechtswidrigen Kriegseinsätze, die der Bevölkerung als „humanitäre Interventionen“ verkauft werden.

Bundespräsident Gauck nutzte die SIKO 2014 als Tribüne zur Werbung für eine stärkere deutsche Kriegsbeteiligung. Deutschland müsse sich „früher, entschiedener und substanzieller“ militärisch engagieren. Außenminister Steinmeier und Kriegsministerin von der Leyen stießen ins selbe Horn. Für die herrschende Machtelite ist die angebliche „militärische Zurückhaltung“ längst ein Relikt der Vergangenheit. Die neue Großmachtpolitik Deutschlands – getarnt als „weltpolitische Verantwortung“ – ist inzwischen Bestandteil einer offensiven Propaganda-Kampagne staatstragender Politiker und Medien und Richtschnur deutscher Außenpolitik. Dabei ist selbst die Unterstützung der von Faschisten durchsetzten Kiewer Regierung recht.


Mit der NATO gibt es keinen Frieden

Als militärischer Arm der reichsten westlichen kapitalistischen Staaten ist die NATO eine Kriegsallianz zur globalen Durchsetzung von deren wirtschafts- und machtpolitischen Interessen. Sie ist eine Bedrohung für die ganze Menschheit. Sie garantiert eine Weltordnung, in der 1% der Menschen 40% des Weltvermögens besitzen; eine Wirtschaftsordnung, die sich durch Ausbeutung von Mensch und Natur am Leben hält und zugleich die menschlichen Lebensgrundlagen zerstört.
 

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US-Orden für Kiews Helden. Geld-Prämien für Kiews Soldaten

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von Ulrich Gellermann / RATIONALGALERIE


Es war eine rührende Szene, als Frederick „Ben“ Hodges, der Befehlshaber aller (Land-)Streitkräfte der NATO und der USA in Europa, in der vergangenen Woche das Zentrale Militär-Krankenhaus in Kiew besuchte und dort einen Soldaten der ukrainischen Armee mit einem Ehrenzeichen der 7. US-Armee, die man auch als US Army Europe kennt, auszeichnete: "Ich bin stolz darauf, wie Sie ihrem Land dienen". Hodges, der seinem blutigen Geschäft auch schon im Irak und in Afghanistan nachging, hätte auch sagen können: "Wie Sie meinem Land dienen", schließlich schätzen die USA den Ukraine-Krieg als antirussischen Störfall sehr.

Übertragen wurde die höchst patriotische Angelegenheit vom Online-TV-Sender Hromadske.TV. Das ist ein Laden, der laut eigenem Jahresgeschäftsbericht "Spenden" von der niederländischen Botschaft, und der US-Botschaft in Kiew und auch vom "International Renaissance Foundation" (IRF) bekommt. Der IRF ist eine von George Soros finanzierte ukrainische Stiftung, die zu seiner "Open Society Foundation" (OSF) gehört.

Der Multimilliardär Soros, der sein Geld durch Spekulationen gegen diese oder jene Währung verdient hat - "Down with the D-Mark!" rief er einst aus [Anm. Admin H.S.: siehe PdF-Anhang] und es klappte - investiert sein Kleingeld gern in Regime-Wechsel: Die jeweils neuen Regierungen sind dann reif für die "Liberalisierung des Marktes". Die Übersetzung des Begriffs ins Anständige heißt, dass man für den Finanz-Terror gegen Staaten und Völker auf keinen Fall bestraft wird oder ins Gefängnis kommt.
 

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Freiheit, wo bist du? Nicht in Amerika oder Europa

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von Dr. Paul Craig Roberts

 

Als der ehemalige leitende Angestellte von Goldman Sachs, der jetzt die Europäische Zentralbank (EZB) leitet, bekanntgab, er würde 720 Milliarden Euros im Jahr drucken, um mit diesen faule Kredite von den politisch vernetzten großen Banken zu kaufen, sank der Euro, und der Aktienmarkt und der Schweizer Franken schossen in die Höhe. Wie in den Vereinigten Staaten von Amerika dient Quantitative Easing (QE – geldpolitische Maßnahme in Form von Anleihekäufen) dazu, die schon Reichen reicher zu machen. Einen anderen Zweck hat es nicht.
 

 

Die finanzstarken Finanzinstitutionen, die die problematischen Staatsschulden Griechenlands, Italiens, Portugals und Spaniens zu niedrigen Preisen zusammengekauft haben, werden jetzt die Staatsanleihen zu hohen Preisen der EZB verkaufen. Und obwohl die Arbeitslosigkeit im größten Teil Europas auf Depressionsniveau liegt und den Bürgern eine Sparpolitik auferlegt worden ist, stieg der Aktienmarkt in der Erwartung, dass ein guter Teil der 60 Milliarden Euro, die Monat für Monat erschaffen werden, ihren Weg in die Aktienmärkte finden werden. Liquidität heizt den Aktienmarkt an.

Wohin kann das Geld sonst noch gehen? Einiges wird in Schweizer Franken fließen und einiges in Gold, solange noch Gold zu bekommen ist, aber hauptsächlich betreibt die EZB die Gelddruckerei, um den Reichtum des Einen Prozents zu steigern, das die Aktien besitzt. Die Federal Reserve (FED) und die EZB haben den Westen in die Zeit zurückgeführt, als eine Handvoll von Aristokraten alles besessen hat.
 

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Ukraine – Nationalismus – Russischer Maidan – Alternativen

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Kai Ehlers spricht mit dem russischen Dichter-Schriftsteller Jefim  Berschin


Jefim Berschin ist Schriftsteller, Dichter, Journalist, Autor verschiedener Bücher, u.a. des auf Tatsachen basierenden essayistischen Romans „Wüstes Land“, das er auf der Grundlage seiner Erfahrungen als journalistischer Berichterstatter in den Unabhängigkeitskriegen in Prednestrowien, Aserbeidschan und in den Tschetschenienkriegen nach der Auflösung der Sowjetunion schrieb. Berschin ist zudem Dialogpartner von Kai Ehlers in dem Buch „Russland. Herzschlag einer Weltmacht“, das der Frage nachgeht, was das Russische an Russland ist. Das vorliegende Gespräch wurde aktuell per Skype geführt.

 


 

Kai Ehlers: Die politische Situation zwischen Russland und dem Westen ist sehr gespannt. Wo siehst du die Gründe für diese Entwicklung?


Jefim Berschin: Ich denke, dass die Entwicklung schon seit langem läuft. Sie steuert jetzt auf den Höhepunkt zu. Es ist die Wirtschaft, die heute herrschende Konsumethik, die auf den Höhepunkt zutreibt. Nichts kann ewig wachsen. Es gibt eine Grenze, hinter der mit Notwendigkeit eine Expansionsdynamik eintritt; da geht es dann darum neue Märkte, neue Territorien als Absatzmärkte zu gewinnen.
 

Kai Ehlers: Du willst sagen, dass der gegenwärtige Krisenprozess unausweichlich ist?


Jefim Berschin: Ja, in dem System, das wir heute sehen ist dieser Konflikt programmiert. Man muss entweder anhalten oder es beginnt die Aggression – aber bei Beibehaltung des Systems kann man nicht anhalten. Bei dem heutigen Wertesystem ist der Krieg unausweichlich. –  Das heißt, unmissverständlich gesprochen, die Welt braucht neue Entwicklungsmodelle.
 

Kai Ehlers: Welche Rolle siehst du für Russland in dieser Situation?

 

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Weder #Dollar noch #Scharia

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Ni Dollar ni Sharia - Neither Dollar nor Charia


von Helmut Müller, Wien


In diesen Tagen ist viel von Islamisierung und, in diesem Zusammenhang, von Unterwerfung die Rede. Zwar werden diese Bedrohungen von der Spitzenpolitik und gewissen Medien frech geleugnet, die Realität widerlegt deren Lügen aber Tag für Tag. Die durch Unterwerfung (⇒ Artikel im Mag. Cicero) begünstigte schleichende Islamisierung ist, unabhängig von linken oder rechten Schlafwandlern und Tagträumern, eine Tatsache. Desgleichen Angst und Sorge der Mehrheitsbevölkerung.

Islamistischen Ansinnen hätte nie Raum zur Entfaltung gegeben werden dürfen, im Gegenteil, diese hätte sachlich begründet und entschieden zurückgewiesen werden müssen. Da nun aber, dank einer fahrlässigen Politik, das Problem uns noch lange beschäftigen wird, wären tiefere- und weitreichendere Überlegungen anzustellen. Um aber zu vernunftgeleiteten Handlungsanleitungen zu kommen, würde allerdings ein kühler Kopf von Vorteil sein. Sonst könnte es bei weiterem Dilettantismus nicht nur die Warmduscher in den EU-Regierungskanzleien noch richtig kalt erwischen.
 

 

Doch ehe wir uns nun zur Zufriedenheit einer bestimmten “Freundes”-Seite nur auf den Islam fixiert ausrichten, sollten wir besser nicht übersehen, daß wir uns doch längst einer anderen, wenn auch beinahe ausschließlich materiell gesteuerten Macht unterworfen haben. Zahlen wir denn nicht brav Schutzgeld den US-Imperialisten? Opfern nicht junge Europäer ihr Blut auf den Schlachtfeldern des US-„big business“ und gehen wir nicht schon brav umerzogen den verhängnisvollen „American Way of Life“ mit all seinen Verrücktheiten und Grauslichkeiten?

So scheinen die EU-Gesellschaften längst nichts anderes mehr zu sein als eine moderne Version der alten Kolonialvölker, dazu auch noch von Abstiegsängsten geplagt. Mit dem Sternenbanner-Balken im Auge sehen sie, zum Vergnügen Washingtons und Tel Avivs, nur die eine Gefahr. Aber genau derselben westlichen Politik verdanken wir es ja, daß die islamische Invasion samt ihren islamistischen Begleiterscheinungen eine reale Bedrohung für uns Europäer geworden ist.
 

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