Flüchtlingsintegration braucht leistungsfähige öffentliche Strukturen

von Laurenz Nurk, Dortmund

Das Flüchtlings- und Migrationsthema wirft ein ganz neues Licht auf den Wert einer leistungsfähigen öffentlichen Daseinsvorsorge.

Ohne das ehrenamtliche Engagement so vieler Personen und Organisationen wäre die Aufnahme der Flüchtlinge in einem organisatorischen und humanitären Desaster geendet. Nun wird nochmals deutlich, dass die Aufgaben im gesamten öffentlichen Dienstleistungsbereich nicht mehr erfüllt werden können. Das Gerede vom angeblich zu großen öffentlichen Sektor ist ein bisschen leiser geworden, weil jeder Mensch spürt, dass nach aktuellen Schätzungen dem Staat fast 180.000 Beschäftigte, besonders in den Kommunalverwaltungen, fehlen.

Das ehrenamtliche Engagement so vieler Personen und Organisationen bei der Aufnahme der Flüchtlinge hat einerseits gezeigt, dass viele Menschen keine Zuschauer mehr sein, Solidarität leben und praktizieren wollen und andererseits, dass es dauerhaft darum geht, diese vielen Hilfen zu professionalisieren und den öffentlichen Dienst in den verschiedenen Aufgabenfeldern leistungsfähig zu machen.

Anfang der 1990er Jahre gab es im öffentlichen Dienst bundesweit 6,7 Millionen Beschäftigte, darunter 2,1 Millionen bei den Kommunen. Der Personalabbau erfolgte schwerpunktmäßig in der Zeit bis 2005, um mehr als zwei Millionen, auf nur noch 4,6 Millionen Beschäftigte wurde das Personal des öffentlichen Dienstes bis dahin reduziert. Die Einsparungen und der Stellenabbau gingen kontinuierlich weiter, so dass im Jahr 2014 Deutschland mit einem Anteil der Personenausgaben von nur noch 7,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) innereuropäisch gemeinsam mit Rumänien das Schlusslicht bildete.

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The New York Times schürt Kriegshysterie um Estland

von Bill Van Auken / wsws.org

the_new_york_times_magazine_nyt_jake_silverstein_scott_anderson_fractured_lands_cia_kritisches_netzwerk_medienhuren_irag_war_crimes_propaganda_imperialismus_imperialism.jpgDie New York Times ist ein verlässliche Propagandaorgan der US-Regierung gegen Russland. Seit dem Putsch in der Ukraine von 2014 macht sie den russischen Präsidenten Wladimir Putin praktisch für alles Schlimme verantwortlich, seien es die Gräuel im Syrienkrieg oder der Aufstieg Donald Trumps.

In ihrer Ausgabe vom 1. November setzte die Times diese anti-russische Kampagne mit einem Nachrichtenfeature fort. Es trägt den Titel: „Furcht vor russischen Ambitionen: Estland wird zur Nation der Aufständischen”. Der Artikel preist die Aktivitäten einer paramilitärischen Einheit in dem winzigen baltischen Land. Die ehemalige Sowjetrepublik ist heute NATO-Mitglied und liegt gerade einmal 140 Kilometer von St. Petersburg entfernt.

Unter der Leitung von James D. Bennet, Chefredakteur seit Anfang des Jahres, verfolgt die Times eine aggressive, anti-russische Linie. Sie spiegelt den Konsens im Pentagon und der CIA wider, wonach Russland heute das größte Hindernis für das Streben der USA nach globaler Hegemonie darstelle. Bennets Vater war früher Chef von USAID, einer Agentur, die immer wieder als CIA-Frontorganisation dient. Sein Bruder ist der dienstältere US-Senator von Colorado. Bennet ist also bestens für die Rolle als Kriegspropagandist gerüstet.

Ergänzt wird die redaktionelle Propaganda gegen Russland von diversen Experten vor Ort, die am laufenden Band so genannte „Nachrichten”-Artikel produzieren, die die schlimmsten Auswüchse der Boulevardpresse beinhalten.

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Saudis kämpfen für Menschenrechte in Jemen

Deutscher Rüstungskonzern liefert die Rechtshilfe

von Ulrich Gellermann, Berlin

joachim_ruecker_spd_sonderbeauftragter_bundesregierung_stabilitaetspartnerschaft_mittlerer_osten_menschenrechtsrat_united_nations_human_rights_council_unhrc_kritisches_netzwerk.jpgHoppla, wird sich der letzte deutsche Präsident des UN-Menschenrechtsrates (UNHRC) Joachim Rücker, unser SPD-Mann aus Schwaben, gedacht haben: Hoppla, da sind sie ja wieder, die Saudis, als die erneut in den UN-Menschenrechtsrat gewählt wurden. Von den Saudis weiß man ja, dass sie als wesentliches Menschenrecht die Scharia auf Vorrat halten, inklusive Enthauptungen, Steinigungen und Folterei aller Art.

Für einen Wimpernschlag könnte Rücker sich gefragt haben, ob das Land denn wirklich ausgerechnet in den Menschenrechtsrat gehöre, aber dann hat er sich wahrscheinlich an die Milliarden und Abermilliarden erinnert, die Deutschland mit den Saudis im Rüstungssektor umsetzt und war überzeugt: Wenn einer sich um Menschenrechte kümmert, dann doch wohl die Saudis. Inzwischen ist Joachim Rücker zum Job des neuen Beauftragten der Bundesregierung für die „Stabilitätspartnerschaft im Mittleren Osten“ gewechselt. Zu dieser Gegend gehören Saudi-Arabien wie auch der Jemen.

Besonders intensiv sorgen sich die saudischen Freunde Deutschlands um die Menschenrechte im Jemen. So gründlich, dass die Opfer ihrer Bomben – gern Frauen, Kinder, Alte, Zivilisten aller Art – gar nicht mehr an Menschenrechte denken müssen. Denn seit dem letzten Jahr führen die Saudis im Jemen etwas durch, das in deutschen Medien vornehm eine „Militärintervention“ genannt wird.

Na klar, wer eine blutige Diktatur ein „Königreich“ nennt, der muss einen völkerrechtswidrigen Überfall auf ein Nachbarland auch eine „Intervention“ nennen. Und wer sich die Partner dieser „Intervention“ ansieht, der weiß, dass die Menschenrechte der Jemeniten in guten Händen sind: Denn neben Saudi-Arabien bomben dort Bahrain, Katar, Kuwait, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Ägypten - eine prima Mischung aus islamischen Diktaturen und einer laizistischen. Unterstützt werden sie von Freiberuflern der al-Qaida im Jemen (AQAP) und eines Ablegers des Islamischen Staates (IS). Alles bekannte Kämpfer für Menschenrechte.

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Equal Pay für Leiharbeit

Diskriminierende Tarifverträge ersatzlos kündigen!

von Laurenz Nurk, Dortmund

Die Zersplitterung des Arbeitsmarktes schreitet immer weiter voran und hat sich mit den Jahren verfestigt und eigene Strukturen entwickelt, aus denen sich teils widersprüchliche Interessen unterschiedlicher Gruppen von Beschäftigten ergeben. So neigen die noch einigermaßen abgesicherten Stammkräfte dazu, Leiharbeiter als flexible Sicherheitspuffer zu sehen und sie damit auch sozial abwerten. Für sie selbst entsteht ein exklusiver Club in den Betrieben, bei einer ausgeprägten Solidarität mit den Angehörigen der eigenen Statusgruppe. Dagegen werfen die Leiharbeiter den Stammkräften häufig vor, sich auf ihren privilegierten Stellen einen ruhigen Job zu machen und sich nur um sich selbst zu kümmern.  

Diese Spaltung wird sich so lange fortsetzen, wie die Gewerkschaften und Betriebsräte keinen solidarischen Gegenkurs steuern.

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Doch genau das Gegenteil wird derzeit vom DGB mit den Tarifverhandlungen für die Beschäftigten in Leiharbeit und von der Bundesregierung mit dem Gesetz zur Änderung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) inszeniert.

Der Begriff Leiharbeit ist eigentlich nichtzutreffend, denn die Beschäftigten werden nicht verliehen, sondern vermietet. Das Ausmaß, das diese Arbeitsvermittlung angenommen hat ist erschreckend.

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Wie die westliche Heuchelei die Welt noch gefährlicher macht

von Michael Jabra Carley via NachDenkSeiten

Der Westen ist immer ein großer, geschäftiger Umschlagplatz der Heuchelei gewesen, der sich selbst als liberal, progressiv, zivilisiert und demokratisch hinstellt. Man kennt die entsprechenden Phrasen; die Liste ist sehr lang. Nehmen wir nur die Vereinigten Staaten – sie sind die „leuchtende Stadt auf dem Hügel“: gerecht, uneigennützig, demokratisch, und mit einer „Mission, die demokratischen Freiheiten auf der ganzen Welt zu verbreiten“.

Unsere Sache ist immer die Sache der gesamten Menschheit gewesen“, erklärte Lyndon Johnson während des Präsidentschaftswahlkampfs 1964. Um seinem Argument Rückendeckung zu geben, zitierte Johnson Präsident Woodrow Wilson, der ähnliche Dinge über die Tugendhaftigkeit der USA zu sagen hatte. Seitdem hat sich nichts geändert: Man höre sich nur an, wie Präsident Obama über den Altruismus der Vereinigten Staaten spricht: „Wir sind die Ausnahmenation“, sagt er häufig.

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Diese westlichen, besonders aber US-amerikanischen angeblichen Tugenden werden ins Feld geführt, um politische Strategien, Krieg und verdeckte Aktivitäten zu rechtfertigen, die alles andere als tugendhaft sind. Beginnen wir mit Präsident Wilson. Er ist am besten für die „Vierzehn Punkte“ bekannt, das heißt, nationale Selbstbestimmung, „Demokratie“, öffentliche Abkommen und so weiter. „Tut, was ich euch sage, nicht, was ich selber tue“, hätte Wilson in den Hinterzimmern der Diplomatie hinzufügen können. So sah er zum Beispiel keine „Selbstbestimmung“ für die Philippinen (eine US-Kolonie) oder, in den USA selbst, für die amerikanischen „Neger“ vor.

Dazu muss man wissen, dass Wilson ein Anhänger der Rassentrennung und ein Unterstützer der Rassengesetze und des Ku-Klux-Klan war. Er war der Meinung, „wir“ bräuchten den Ku-Klux-Klan, um die „Farbigen“ in Schach zu halten, besonders die, die aus Frankreich zurückkamen, wo sie in der US-Armee gedient hatten. Sie könnten ja nun denken, sie hätten Anspruch auf dieselben Rechte wie die Weißen. Und so wie die Schwarzen in den USA der Rassendiskriminierung unterworfen wurden, wurden die Bolschewiki in Russland einer Militärintervention der Entente ausgesetzt, um ihre sozialistische Revolution zu zerstören.

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Quellen des Terrorismus: Ergebnis der vom Westen betriebenen Globalisierung

von Conrad Schuhler / Vors. des Instituts für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.

Die Länder mit dem höchsten Terror-Index, die zugleich die wesentlichen Exportländer des Terrors sind, sind allesamt „fehlgeschlagene Staaten“, die deshalb „fehlgeschlagen“ sind, weil kriegerische Überfälle des Westens ihre staatlichen Strukturen und Apparate zerschlagen und ihre Ökonomien ruiniert haben.

In Afghanistan hatten die USA seit den 80-er Jahren die Terrororganisation al-Qaida aufgebaut. Mit Hilfe der Terrororganisationen der Taliban wurde die Kabuler Linksregierung und ihre sowjetischen Helfer niedergerungen bzw. aus dem Land getrieben. Als dem Sicherheitsberater des US-Präsidenten Carter, Zbigniew Kazimierz Brzezinski, vorgehalten wurde, es seien die USA gewesen, die die islamistischen Gruppen erst hochgepäppelt haben, sagte er: „Was ist wichtiger in der Weltgeschichte? Die Taliban oder der Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums?“ (Le Nouvel Observateur, 15.01.1998).

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Das Hochrüsten der Terrorgruppen und das anschließende jahrelange Gemetzel in Afghanistan mit dem Entstehen neue, antiwestlicher Terrorkräfte ist eine direkte Folge des militärischen Eingreifens der USA und der NATO. Drei Wochen nach den Anschlägen gegen die Twin Towers in New York starteten die USA ihren Angriff auf Afghanistan als „Bündnisfall“ der NATO. Vorgeblich ging es um die „Selbstverteidigung“ der westlichen Wertegemeinschaft gegen Afghanistan. Damit wurde das Gewaltverbot der UNO ausgetrickst, es genügte, die NATO-Partner zu überzeugen und die „Koalition der Willigen“ war perfekt. Der Angriff war völkerrechtswidrig, war illegal.

Unter dem Banner des „Kriegs gegen den Terror“ wurden und werden nun illegale Kriege überall dort durchgezogen, wo die USA und die NATO sie für ihre Interessen benötigen. Die USA und Großbritannien überfielen 2003 den Irak. Zuvor hatten sie sich vor der UNO mit ihren Lügen und Fälschungen zu den angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak blamiert.

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Amazon kommt nach Dortmund – ist das gut? Ja, aber!

von Laurenz Nurk

An das neue Logistik-Zentrum von Amazon sind in Dortmund große Hoffnungen geknüpft. Alle erwarten, dass ein spürbarer Beitrag geleistet wird, die hohe Arbeitslosigkeit in Dortmund und in der Region zu senken. Bei der geplanten Ansiedlung von Amazon sollen 27 Millionen Euro investiert werden, 2.000 Arbeitsplätze entstehen und Dortmund wird dann nach Werne und Rheinberg der dritte Amazon Standort in NRW.

Die Euphorie bekommt aber einen Dämpfer, wenn man sich einmal das Unternehmen selbst und die Arbeitsbedingungen in den Amazon Betrieben genauer anschaut.

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Während der Dortmunder Oberbürgermeister Ullrich Sierau sagt, „Faire Löhne für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen spielen eine wichtige Rolle“ und Thomas Westphal von der Dortmunder Wirtschaftsförderung meint: „Vor allem bedeutet es, Arbeit für alle‘, denn durch Amazon ergeben sich neue Jobs für hochqualifizierte, aber auch für geringqualifizierte Menschen,“ betont Roy Perticucci, Chef des Europäischen Logistiknetzwerks: „Amazon wird in Dortmund ab 2017 mehr als 1.000 neue feste Arbeitsplätze in der Region schaffen – mit wettbewerbsfähigen Löhnen und umfangreichen Zusatzleistungen ab dem ersten Tag”, und stapelt etwas tiefer. Da sind es nur noch 1.000 Arbeitsplätz und was „wettbewerbsfähige Löhne“ sind, kennt man von Amazon besonders gut.

Schauen wir uns die Logistikbranche im Allgemeinen und Amazon, den Riesen der Branche, im Besonderen, einmal genauer an.

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Wohnungsnot und Mieten: Pfusch am Bau

von Charles Pauli / isw München

Wohnungsmangel und explodierende Mieten sind zentrale politische Themen. Öffentliche Bauförderung und Maßnahmen wie die Mietpreisbremse sollen die Situation verbessern. Funktionieren wird das allerdings nicht, weil die gängige Wohnungspolitik nicht Lösung, sondern Teil des Problems ist.

Bekanntlich ist Wohnungsknappheit eine regionale Erscheinung. Es gibt Ballungsgebiete mit starkem Bevölkerungswachstum, allen voran München, aber auch Stuttgart oder Berlin und weite Regionen mit abnehmender Bevölkerung. Dort stehen Wohnungen und Häuser leer. Angesichts dieser simplen Tatsache könnte man auf die naheliegende Idee kommen, dass die Wohnungsnot mit Regionalentwicklung zu tun hat. Genauer gesagt, mit einer regional divergierenden Wirtschaftsentwicklung und einem zunehmenden regionalen Ungleichgewicht in Deutschland.

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Auf die Idee kommt aber keiner. Stattdessen wird beispielsweise in der Münchner Presse permanent über die Attraktivität dieser Stadt berichtet, die anscheinend so unwiderstehlich ist, dass jeder hierher will, koste es, was es wolle. Ursachen der Wohnungsnot wären demzufolge das Hofbräuhaus, der Englische Garten und der Starnberger See.

► Kapitalzentralisation

Nehmen wir also für einen etwas realistischeren Blick auf das Thema durchaus München als Beispiel her: Schaut man in die örtliche Statistik, fällt sofort auf, dass von 2010 bis 2014 in München 82.000 zusätzliche sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze aufgebaut wurden. Der Schreiber dieser Zeilen hat als Betriebsratsvorsitzender eines Münchner Großunternehmens jahrelang miterlebt, woher dieser Zuwachs unter anderem kommt: Dort wurden immer wieder Abteilungen aus anderen deutschen Städten nach München verlagert und zentralisiert. Mitarbeiter aus Frankfurt, aus Mannheim und natürlich aus der weiteren Umgebung Münchens mussten ihren Jobs folgen. Freiwillig war das genauso wenig, wie bei den Zehntausenden aus den neuen Bundesländern, die vor einigen Jahren nach München ziehen mussten und als Wochenendpendler noch heute die Autobahnen in Richtung Sachsen füllen. Begründet waren diese Zentralisierungen vor allem in der Strategie, möglichst große Einheiten zu schaffen, die man dann besser durchrationalisieren konnte.

Wir sehen hier also einen marktmäßig ganz normalen Vorgang der Zentralisation von Kapital und Investitionen. Arbeitsplätze wandern in einige Ballungsräume, weil das betriebswirtschaftlich profitabel ist. Die Menschen wandern hinterher, die Mieten steigen, die Infrastrukturen sind überfordert – und die Abwanderungs-Regionen und -Städte bluten aus.

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Pharmakologischer Seelenmord

von Götz Eisenberg via NachDenkSeiten

Immer mehr Eltern gehen dazu über, ihren schlaflosen und schreienden Babys und Kleinkindern Beruhigungsmittel und andere psychoaktive Substanzen zu verabreichen. Sie fügen ihren Kindern damit nicht nur Schaden zu, sondern üben sie obendrein – ohne es zu ahnen – in den Modus der chemisch-pharmakologischen Verhaltenssteuerung und Affektregulierung ein. Normgerechtes Verhalten wird mehr und mehr zu einer Frage der „Einstellung“ – auf das richtige Medikament und die richtige Dosis.

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Der Pharmaindustrie scheint im gesellschaftlichen Modernisierungsprozess die Aufgabe zuzufallen, die Anpassung der Individuen an die Verhaltenszumutungen des „flexiblen Kapitalismus“ (Richard Sennett) chemisch-pharmakologisch zu erleichtern und sie bei der Stange zu halten.

Welches Kind hätte nicht Grund, über seine Eltern zu weinen?“ (Friedrich Nietzsche)

Die tägliche Zeitungslektüre, die laut Hegel einmal das „Morgengebet des Bürgers“ gewesen ist, lehrt einen das Fürchten. Dieser Tage stieß ich in der Sonntagsausgabe der FAZ unter der Überschrift "Schlaf, Kindlein, schlaf" auf einen Artikel, der darüber berichtet, dass immer mehr Eltern ihren Babys und Kleinkindern, wenn diese zu sehr schreien oder nicht durchschlafen, Sedativa, also Beruhigungsmittel, verabreichen. Kinderärzte stellen offenbar auf Bitten der Eltern bereitwillig entsprechende Rezepte aus. „Atosil“ wurde früher Menschen verordnet, die als schizophren galten, heute kommt es als Beruhigungs- und Schlafmittel zum Einsatz.

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Warum schweigen die Lämmer? Strategien der Erzeugung von Duldung und Lethargie.

Zusammengefasst von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

rainer_mausfeld_warum_schweigen_die_laemmer_duldung_lethargie_demokratie_kritisches_netzwerk_kapitalismus_neoliberalismus_propaganda_freiheit_rassismus_manipulation.jpgDie Hauptverantwortung einer Regierung in einer "Demokratie" ist, die Minorität der besitzenden Klasse gegen die Majorität der Nicht-Besitzenden zu schützen. Eine repräsentative Demokratie repräsentiert NICHT den Willen des Volkes. Die bewusste und intelligente Manipulation der Verhaltensweisen und Einstellungen der Massen ist ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Gesellschaften.

Solche Sätze hören wir nicht sehr häufig. Aber dank der Aachener Friedenstage waren sie zu hören. "Warum schweigen die Lämmer? – Demokratie und Neoliberalismus – Strategien der Erzeugung von Duldung und Lethargie" – das ist der Titel eines außergewöhnlichen, eineinhalbstündigen Vortrags von Prof. Rainer Mausfeld, einem Psychologen und Kognitionsforscher an der Universität Kiel, gehalten am 22. April 2016 im Rahmen der 17. Aachener Friedenstage – veranstaltet vom Euregioprojekt Frieden in Kooperation mit dem Bundesverband Arbeiterfotografie. Es ist nach dem Vortrag über "Demokratie, Psychologie und Empörungsmanagement" der zweite Vortrag in der Reihe "Warum schweigen die Lämmer?"

In einem ersten Bericht geben wir die Inhalte der ersten Hälfte des Vortrags wieder, direkt im Anschluß folgt der zweite Teil.

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Der Neoliberalismus und das Ende der Demokratie. (1)

Das Interessante ist, dass solch eine Metapher wie selbstverständlich hingenommen wird. Was bedeutet das? Eigentlich sind wir das Volk. Und jetzt erfahren wir: eigentlich sind wir eine Schafsherde. Was charakterisiert eine Schafsherde? Sie lässt sich einfach leiten. Es gibt keine Individuen, stattdessen Mitläufer. Beabsichtigt ist damit zu sagen: die sind unverantwortlich, die sind triebgesteuert, affektgesteuert. Machen wir's kurz: die sind eigentlich blöd... Wer benutzt die Metapher? Es sind die Eliten, die das Volk als Herde bezeichnen... Die benutzen die Metapher als Unterscheidungsmerkmal zwischen Volk und Eliten. Bei den Eliten finden Sie keinen Herdendrang... Das heißt: die Unverantwortlichkeit ist immer die des Volkes. Und das Unterscheidungsmerkmal wird benötigt, um die Legitimation von Herrschaft zu begründen...

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NEIN zu CETA erwürgt die EU - in letztem Moment wohl doch nicht

von Ulrich Gellermann

wallonie_wallonien_wallonische_region_wallonia_belgien_belgium_ceta_comprehensive_economic_trade_agreement_kritisches_netzwerk_demokratie_eu_handelsabkommen_wallonne.png Schwere dicke Tränen rollten ihr die Wangen runter: Der kanadischen Ministerin für internationalen Handel, Chrystia Freeland. Da hatte es so ein europäisches Idiotenland gewagt – klein, hässlich, unbedeutend – und zunächst NEIN zum CETA-Abkommen gesagt. Wallo-Was, Wallo-Wer, Wallo-Wie? Na warte, da reiste sie ab, oder dann doch nicht, oder wie?

Vor laufenden Kameras erlebten wir alle diese Tragödie. Die Wallonie tat Kanada Gewalt an: „Kanada hofft auf Erwachen aus dem CETA-Alptraum“, referierte die TAGESSCHAU beflissen. Und fuhr fort: „Der Tonfall genervt, die Lippen schmal, die Geduld beinahe aufgebraucht. Kanadas Handelsministerin Chrystia Freeland weigert sich aber weiter tapfer, die letzte Hoffnung auf ein Handelsabkommen zwischen Kanada und der Europäischen Union aufzugeben.“ Nicht, dass sich die TAGESSCHAU erneut als schlicht korruptes Regierungsorgan entblößte.

Nein! Sie verteidigte nur die Demokratie! Denn immerhin hat Manfred Weber, Vorsitzender der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament, als CSU-Mann ein totaler Demokratie-Experte, gesagt: „Entscheidungen zur Handelspolitik durch 38 Parlamente inklusive einigen Regionalparlamenten haben nichts mit mehr Demokratie oder Transparenz zu tun.Ja, wo kommen wir denn da hin, wenn jedes dahergelaufene Parlament in Europa mitreden wollte! Das kann man nur noch Demokratur nennen.

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Desinformation und Propaganda durch Mainstreammedien

Meinungsmanipulation und Volksverdummung seitens des ORF

von LOGOS

Für Feedback bitte unbedingt die Ausführung im Abschnitt "Kommentierung" am Ende des Artikels lesen!

► 1 Vorbemerkungen

Vor kurzem jährten sich die Terroranschläge vom 11. September 2001 zum 15. Mal. In vielen Mainstreammedien war das Anlass genug, etwas darüber zu veröffentlichen. So auch im ORF. Zwar verwahren sich die Mainstreammedien, die sich gern selbst das Label "Qualitätsmedien" anheften möchten, regelmäßig aufs Schärfste gegen den Vorwurf „Lügenpresse“ - dennoch haben gerade ebenjene durch ihre mitunter grob einseitigen Beiträge diesem Vorwurf Vorschub geleistet [1].

Entzündet hat sich dieser Vorwurf an den zum Teil hetzerischen um nicht zu sagen Kriegs-treibenden Beiträgen zum Thema Ukraine - aber auch Freihandelsabkommen oder die Flüchtlingsthematik. Mehr aber noch als jene ist das Thema 9/11 durch eine zutiefst einseitige „Berichterstattung“ gekennzeichnet.

[1] Es sollte sich für jeden halbwegs intelligenten Menschen von selbst verstehen, dass sich der Vorwurf, so er denn ernst genommen werden soll, selbstverständlich nicht pauschal gegen die gesamte Presse und alle Journalisten richtet, sondern Diejenigen, die es infolge o.g. verzerrter Darstellungen de facto trifft. Pauschale und undifferenzierte Vorwürfe sind schon im Ansatz verrissen, weil sehr wohl mitunter auch ARD, ZDF etc. wirklich gute Beiträge und Artikel bringen. In diesem und nur in diesem Sinne sei hier der Vorwurf „Lügenpresse“ aufgegriffen. Von einem generalisierten Vorwurf distanzieren wir uns ausdrücklich.

Dass selbst diese Wertung mitunter noch euphemistisch geschmeichelt ist bewies das ORF mit dem letzten Betrag in der „Dokureihe zum Thema Verschwörungstheorien“ zum Thema 9/11.

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Die Bundeswehr verkommt zum zentralen militärischen Akteur

. . . .  einer transatlantischen Weltpolizei

Jens Wernicke (NDS) mit Florian Kling, IT-Offizier in der Bundeswehr

bundesadler_sturzflug_absturz_bundesregierung_deutscher_bundestag_bundeswappen_wappentier_staatswappen_kritisches_netzwerk_demokratie_entdemokratisierung.png Die Bundeswehr ist eine Verteidigungsarmee. Sie verteidigt unser aller Freiheit am Hindukusch. Kämpft weltweit tapfer gegen Terroristen. Verhindert Kriege. Baut Brunnen. Hilft Hungernden und Leidenden. Und, ja, sorgt sogar dafür, dass wir Bananen im Supermarkt haben. Das wäre ohne sie und also ohne Militär kaum mehr möglich, weswegen sie immer weiter modernisiert und transformiert werden muss. Glauben Sie nicht? Halten Sie für Propaganda? Jens Wernicke auch. Daher sprach er für die NachDenkSeiten mit Florian Kling, dem Sprecher des Arbeitskreises „Darmstädter Signal“, einer Vereinigung kritischer Staatsbürger in Uniform, über aktuelle Entwicklungen bei der Bundeswehr, denen dringend Einhalt geboten gehört.

Jens Wernicke: Herr Kling, Sie sind Sprecher des Arbeitskreises „Darmstädter Signal“, einer Vereinigung aktiver und ehemaliger Soldaten, die sich zum Ziel gesetzt hat, kritisch die politischen Entscheidungen über die deutschen Streitkräfte zu begleiten. Die Gründer wandten sich bereits vor vielen Jahren gegen die „Nach“-Rüstung mit Atomraketen in West- und Ost-Europa und forderten eine kleinere, nicht angriffsfähige Bundeswehr sowie den Abbau aller Massenvernichtungsmittel weltweit. Das „Leitbild vom Staatsbürger in Uniform“ solle endlich verwirklicht werden, hieß es damals und heißt es nach wie vor.

Nun befindet sich die Bundeswehr seit Jahren in einem „Transformationsprozess“: ein „Krieg um die Köpfe“ ist entbrannt und die Bundeswehr wird immer häufiger dazu benutzt, Dinge zu tun, die eher als Kolonialkrieg denn Landesverteidigung zu interpretieren sind. Wie stellen sich diese Entwicklungen für Sie als kritischen Soldaten dar? In welcher Situation befinden wir uns?

Florian Kling: Tatsächlich haben wir heute eine Bundeswehr, die ganz anders ist als zur Zeit der Nachrüstung und der Gründung unseres Arbeitskreises im Jahr 1983. Die Bundeswehr hat von ihren Ausmaßen viel der erkennbaren Bedrohlichkeit verloren und – wie es regelmäßig in die Medien getragen wird – auch ausrüstungstechnisch nicht mehr die Schlagkraft, um etwa einen Krieg im Stile des Ost-West-Konfliktes zu führen, geschweige denn zu beginnen.

Leider geben die letzten Jahrzehnte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs aber keinen Grund zur Entwarnung. Aus einer Bundeswehr, die durch das Grundgesetz auf territoriale Landesverteidigung ausgerichtet war, ist über den Umweg der Bündnisse inzwischen eine weltweit flexibel agierende Einsatzarmee geworden, die fast überall dort anzutreffen ist, wo auf der Welt gerade gekämpft und Krieg geführt wird.

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Die Bundeswehr – der zukünftige Modellarbeitgeber?

von Laurenz Nurk

Die Bundeswehr soll mehr Verantwortung übernehmen. So verklausuliert meint man den immensen Schub bei der Aufrüstung zur Kriegsvorbereitung.

Nachdem es nur noch die Berufsarmee gibt, hat die Bundeswehr jetzt schon einen riesengroßen Personalmangel. Das liegt auch daran, dass die jungen Menschen, nachdem sie auf die bunten Werbebroschüren hereingefallen sind, nach den Alltagserfahrungen im Dienst, schnell wieder ins Zivilleben wechseln.

Um die zukünftigen Aufgaben personell überhaupt annähernd bewältigen zu können, wird nun nicht gekleckert, sondern richtig geklotzt.

Es gilt schon seit einiger Zeit nicht mehr, dass das Grundgesetz Angriffskriege verbietet und Einsätze nur zur Landesverteidigung zulässt. Im Jahr 2012 hat das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) geurteilt, dass Einsätze bei „Ereignissen katastrophischen Ausmaßes“ gestattet sind, wenn der Bundeskanzler sich dafür ausspricht.

Dass die Einsätze nicht nur zur Landesverteidigung durchgeführt werden, zeigten die Einsätze gegen Jugoslawien, gegen die Demonstranten gegen den G-8-Gipfel in Heiligendamm 2007 oder die seit langen schon laufenden Vorbereitungen des Einsatzes der Bundeswehr bei Streiks im öffentlichen Dienst. Auch der verfassungsfeindliche Bundeswehreinsatz im Inneren wird demnächst geprobt.

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Die Grenzen der Toleranz. Warum wir die offene Gesellschaft verteidigen müssen.

Vorstellung des neuen Buchs von Michael Schmidt-Salomon

Eigentlich wollte er einen philosophischen Roman schreiben, doch die Islam-, Flüchtlings- und Rechtspopulismus-Debatte veranlasste ihn dazu, ein politisches Sachbuch zu verfassen: In diesen Tagen erscheint im Piper Verlag "Die Grenzen der Toleranz – Warum wir die offene Gesellschaft verteidigen müssen" von Michael Schmidt-Salomon. Der Philosoph und Vorstandssprecher der  Giordano-Bruno-Stiftung wird das hochbrisante Buch nach der Premiere in Essen und einer Lesung zur Buchmesse in Frankfurt (21.10) am 23. Oktober am gbs-Stiftungssitz in Oberwesel vorstellen.

Mit den "Grenzen der Toleranz" hatte sich Schmidt-Salomon bereits 2007 in einem gleichnamigen Vortrag in Hamburg auseinandergesetzt. Die Reaktionen auf die islamistischen Attentate der vergangenen Monate und der Aufstieg rechtspopulistischer Bewegungen nicht nur in Deutschland brachten ihn Anfang 2016 dazu, das Thema noch einmal aufzugreifen. Anlass dafür, dem Problemfeld ein ganzes Buch zu widmen, war eine eher unscheinbare Pressemeldung, die davon berichtete, dass die italienischen Behörden zum Besuch des iranischen Präsidenten Rohani im Februar 2016 die nackten, antiken Statuen auf dem Kapitol verhüllten, um ihren Respekt gegenüber Rohanis religiösen Gefühlen zu dokumentieren.

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Foto: © Gerhardt / VIP BERLIN MAGAZIN – DAS FOTOBLOG. Berlin in Bildern. www.Berlin-Magazin.de

"Dieser Vorfall zeigt im Kleinen, was im Großen schiefläuft", erklärt Schmidt-Salomon. "Eine offene Gesellschaft sollte ihre Werte nicht schamhaft verhüllen, wie es die italienischen Behörden im Falle der antiken Statuen getan haben, sondern sich selbstbewusst zu ihnen bekennen. Denn Rationalität, Freiheit, Gleichheit, Individualität und Säkularität sind keine Prinzipien, für die man sich in irgendeiner Weise schämen müsste! Im Gegenteil: Sie sind die bedeutendsten Früchte und wichtigsten Motoren des zivilisatorischen Fortschritts unserer Spezies!"

Eben dies zeigt Schmidt-Salomon in seinem aktuellen Buch auf. Er analysiert die gefährliche Irrationalität der Islam- und Flüchtlingsdebatte, die zum Aufstieg rechtspopulistischer Bewegungen geführt hat, kritisiert die "rückgratlose Appeasementpolitik" des Westens gegenüber "rücksichtslosen Despoten", erläutert die "Kunst der zivilisierten Verachtung", die "Prinzipien der offenen Gesellschaft", die "Spielregeln des zivilisierten Widerstreits" und die "10 Gebote der Rationalität". Nicht zuletzt gibt er in dem Buch auch politische Handlungsempfehlungen, die dazu beitragen könnten, die offene Gesellschaft gegen ihre Feinde zu verteidigen.

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Skandal: Putin der Schreckliche tötet Berlin-Mitte

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von Roland Bathon

Seine erste Schandtat auf deutschem Boden hat der russische Präsident Putin schon verübt, bevor er ihn überhaupt  betrat: „Putin legt das Regierungsviertel lahm“ titelte heute der Tagesspiegel.

Offenbar waren also nach Informationen deutscher Journalisten all die Sicherheitsmaßnahmen, die zu einer weitgehenden Sperre der Berliner Innenstadt führten, nur durch Russlands Präsident verursacht. Wären Poroschenko und Hollande alleine gekommen, hätten sie wahrscheinlich einen Spaziergang durch eine jubelnde Menge gemacht. Wobei nicht die ganze Menge gejubelt hätte, da heute im Regierungsviertel laut unserer Reporterin Julia Dudnik nicht nur Putin-Hater, sondern auch Putin-Fans anwesend waren - und die mögen Poroschenko wahrscheinlich nicht. Nein, die Sicherheitsmaßnahmen sind schlimmer als jemals zuvor, schreibt der Tagesspiegel. Außer vielleicht, als Obama da war, schreiben wir hinterher. Oder die G7 in Deutschland stattfand. Oder der Staatspräsident von Israel uns besuchte – ja schrieb man da auch die Israelis, die G7-Gipfel-Teilnehmer oder der US-Präsident sind schuld, dass die deutsche Hauptstadt zusammenbricht? Wahrscheinlich nicht.

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► Offene Gullideckel und verpfuschte Geburtstagsfeiern

Dafür ist die Atmosphäre, die der Tagesspiegel blumig ausschmückt, auf jeden Fall so, wie man sich als Unerfahrener Russland vorstellt – ein Hauch von Totalitarismus in Berlin. „In der Wilhelmstraße fahren Panzerwägen auf, Anwohner kommen kaum in ihre Häuser, Sicherheitsbeamte leuchten in jeden Gulli.“ lesen wir da – na Gott sei dank waren es noch nicht russische Panzer, die nach Berlin eingerückt sind. Aber russischen Flair verbreiten Panzermeldungen ja immer. Es kommt noch schlimmer: „Ein Tagesspiegel-Redakteur befürchtet, dass ihn wegen der ganzen Sicherheitsvorkehrungen sein Sohn an seinem heutigen Geburtstag gar nicht besuchen kann.“ Das ist die Höhe! Und Putin ist Schuld!

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„Terror“ – wie die ARD ihre Zuschauer für dumm verkauft

. . . und „nebenbei“ auch noch die Kärrnerarbeit für die Feinde des Rechtsstaats erledigt

von Jens Berger / NDS

„Grandiose Quoten“ hat er eingefahren – der Themenabend „Terror“, den die ARD mit großem Tamtam am Montag zelebrierte. Zum Höhepunkt dieses „Populisten-Pornos“ (Zitat Heribert Prantl) durfte das „Volksgericht“ in Person der Zuschauer dann nach einem absurden und höchst manipulativen Schema abstimmen, ob „das Grundgesetz in globalisierten Zeiten nicht mehr genüge“ (Zitat Thomas Wassmann in der hartaberfair-Sendung zum Themenabend). Im Ergebnis stimmten fast alle Zuschauer im Sinne der Feinde des Rechtsstaats. Experiment geglückt? Offenbar schon; zumindest dann, wenn das Experiment darin bestand, wie einfach das Volk manipuliert werden kann.

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Mit „Terror“ hatte das auf ein gleichnamiges Theaterstück des Krimiautoren Ferdinand von Schirach basierende Fernsehspiel nur am Rande zu tun. Im Hintergrundplot entführten Terroristen einen nach München fliegenden Linienjet, den ein Bundeswehrpilot dann entgegen der Befehlslage abschoss, bevor er in ein vollbesetztes Fußballstadion gesteuert werden konnte. Im eigentlichen Fernsehfilm inszenierten die Macher das Gerichtsverfahren zu diesem Hintergrund. Fiktion trifft Realität.

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Berlin: Rot-Rot-Grün bereitet Fortsetzung des Sparkurses vor

von Verena Nees / wsws.org

Seit dem 6. Oktober führen SPD, Linke und Grüne in Berlin Koalitionsverhandlungen über die Bildung des nächsten Senats. Die drei Parteien wollen nicht, dass die Bevölkerung zuviel darüber erfährt. Sie haben Stillschweigen über den Inhalt der Gespräche vereinbart.

berlin_baer_bundeshauptstadt_bundestag_bundeskanzleramt_regierender_buergermeister_michael_mueller_berliner_senat_schloss_bellevue_ber_brandenburger_tor_kritisches_netzwerk.pngAm Verhandlungstisch sitzen Politiker, die von den Wählern bei der Abgeordnetenhauswahl vom 18. September für ihre rechte, unsoziale Politik massiv abgestraft worden sind. Die mit der CDU regierende SPD erhielt eines ihrer schlechtesten Wahlergebnisse. Ebenso gehörten die Grünen zu den Wahlverlierern, und die Linke konnte nur dank Stimmengewinnen in einigen Westbezirken ihr schlechtes Wahlergebnis von 2011 leicht verbessern. In ihren Hochburgen im Osten verzeichnete sie dagegen ebenfalls Verluste und erreichte kaum mehr Sitze als die rechtextreme AfD.

Bei den Koalitionsgesprächen lassen sich drei Parteien erstaunlich viel Zeit. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) ist seit vergangenem Freitag erst einmal auf Dienstreise in Südamerika, um Vorträge bei der UN-Siedlungskonferenz zu halten.

Erst am 24. Oktober, nach einer 14-tägigen Pause während der Berliner Herbstferien, sollen die Koalitionsgespräche fortgesetzt werden und inhaltliche Fragen wie Soziales, Wirtschaft und Sicherheit ins Zentrum rücken. Nach dem bisherigen Fahrplan ist für Mitte November der Abschluss der Verhandlungen geplant, und Anfang Dezember sollen Parteitage der drei Parteien die Ergebnisse diskutieren.

Die Linke hat jedoch nach der letzten Koalitionsrunde den Beginn ihres Landesparteitags um eine Woche auf den 10./11. Dezember verschoben; ursprünglich sollte bereits am 8. Dezember die Zusammensetzung der Regierungskoalition bekannt gegeben werden.

Auch wenn es nur dürftige Informationen über die ersten drei Verhandlungstreffen gibt, ist eines bereits deutlich geworden: Ein rot-rot-grünes Bündnis würde den bisherigen Kurs der Haushaltskonsolidierung und damit der Sparprogramme auf dem Rücken der Bevölkerung fortsetzen.

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Entschließung „Betriebsräte-Mobbing und kein Ende?

Jetzt konsequent Widerstand leisten!”

von Laurenz Nurk

Zunehmend ist zu beobachten, wie in den Betrieben Versuche gestartet werden, die Arbeit der Betriebsräte systematisch zu behindern, bis hin, sie ganz zu unterbinden. Verstöße gegen die Regelungen des Betriebsverfassungsgesetzes (BetrVG) durch den Arbeitgeber und die Geschäftsführung gehören leider in vielen Betrieben mittlerweile zum Alltag. Immer wieder werden die Rechte der Betriebsräte und der anderen betriebsverfassungsrechtlichen Organe nicht beachtet und deren Arbeit behindert. Es häufen sich Wahlbehinderungen und Beeinflussungen von Wahlen.

Die Betriebe versuchen ganz systematisch, die Etablierung und Arbeit gewerkschaftlicher Betriebsräte in ihren Betrieben zu unterbinden. Zur Unterstützung kaufen sie sich Anwälte ein, deren Kanzleien die richtigen Tipps und Methoden in ihrem antigewerkschaftlichen Angebot haben. Das Ziel dieses Vorgehens ist, einzelne Betriebe oder gar ganze Konzerne zu betriebsratsfreien Zonen zu machen oder den betriebsratsfreien Status quo dort zu wahren.

Die bisher bekannt gewordenen Fälle von Betriebsräte-Mobbing (BR-Mobbing) sind nur die sichtbare Spitze des Eisberges. Hunderte von aktiven Betriebsratsmitgliedern sind mittlerweile eingeschüchtert und gekündigt worden. Zehntausende der von ihnen vertretenen Beschäftigten in den Betrieben haben bis heute die Demontage ihrer demokratisch gewählten Interessenvertretungen durch Unternehmensleitungen und deren Helfern aus den Rechtsanwaltkanzleien und Beratungsfirmen erleben müssen.

Den Kampf gegen Mobbing der Betriebsräte ist mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu organisieren, er ist eine elementare Aufgabe der Gewerkschaften.

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Neue Kriegsschiffe gen Osten: Kurs auf Kaliningrad

Ulrich Gellermann, Berlin

Wenn das der Kaiser wüsste! Wilhelm II., der Flottenkaiser, der dem Deutschen Reich mit dem Aufbau seiner Flotte Weltgeltung verschaffen wollte, hätte fünf Gründe zur Freude: Denn genau fünf neue Korvetten stellt die Bundeswehr in den nächsten Jahren in Dienst. Und damit kein Irrtum entstehen kann, haben zwei Koalitionspolitiker, Eckhardt Rehberg (CDU) und Johannes Kahrs (SPD), der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, dem Zentralorgan für NATO-Botschaften, diesen Beschaffungsakt persönlich begründet: „Um den neuen sicherheitspolitischen Herausforderungen im Ostseeraum, im Mittelmeer und in globaler Hinsicht nachzukommen“. Das relativ Neue ist die Verschärfung der Vorkriegslage im Ostseeraum: Erst im Juni dieses Jahres fanden in der Ostsee die größten NATO-Manöver seit dem Zweiten Weltkrieg statt: 50 Kriegsschiffe, 60 Flugzeuge und Hubschrauber und mehr als 6.000 Marinesoldaten aus zwölf Ländern spielten Krieg mit Russland.

Die fünf neuen Kriegsschiffe werden, wie ihre Vorgänger, wieder bei den traditionellen Kriegsschiffswerften Blohm + Voss und der Bremer Fr. Lürssen Werft auf Kiel gelegt werden. Die früheren Konkurrenten werden gerade in diesen Tagen im Rahmen einer freundlichen Übernahme zusammenlegt. Lürssen hatte für den Kaiser und dessen Ersten Weltkrieg ferngelenkte Boote (FL-Boote) geliefert. Die Boote waren eine Art Torpedo-Ersatz und sollten mit Sprengstoff beladen zum Rammen gegnerischer Schiffe verwendet werden. Auch für die Schwarze Reichswehr, den illegalen Probelauf der Nazi-Wehrmacht, lieferte Lürssen im Geheimen Schiffe für den künftigen Einsatz als Torpedoschnellboote.

Die Partner-Werft Blohm + Voss, schon im Ersten Weltkrieg führend im U-Bootsbau, begrüßte die Machtergreifung der Nazis öffentlich und nachdrücklich, auch weil in Vorbereitung des Zweiten Weltkrieges öffentliche Mittel in den Schiffbau flossen und im Zuge der Aufrüstung die Zahl der Aufträge wieder zunahm.

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Neuvorstellung: ARMUT von Prof. Dr. Christoph Butterwegge

Basiswissen Politik, Geschichte, Ökonomie

Verlag: PapyRossa Verlag - ISBN 978-3-89438-625-2 - Pocketformat, 131 Seiten - 9,90 €

► Produktbeschreibung:

»Basiswissen« bringt in handlicher Form leicht verständliche kritische Einführungen in Grundbegriffe aus Politik, Geschichte, Gesellschaft und Ökonomie.

»Armut« ist ein brisanter, weil politisch-normativer, emotional besetzter und moralisch aufgeladener Begriff. Christoph Butterwegge diskutiert den Armutsbegriff, wirft einen Blick auf die Geschichte der Armut und vermittelt die theoretischen Grundlagen. Er stellt die Hauptrichtungen der Armutsforschung vor, erläutert die gängigen Methoden der Armutsmessung und hinterfragt die statistische Datenlage, wie sie die Armuts- und Reichtumsberichte der Bundesregierung dokumentieren.

christoph_butterwegge_armut_armutsbekaempfung_gerechtigkeit_buergerversicherung_reichtumsfoerderung_kritisches_netzwerk_soziale_grundsicherung_integration_hartz_iv_kinderarmut.jpgNeben den unterschiedlichen Erscheinungsformen und den Folgen der Armut für die Betroffenen wie die Gesellschaft beschäftigen ihn die Entstehungsursachen und die wenig überzeugenden Erklärungsansätze der (­Medien-)Öffentlichkeit. Abschließend geht es um den Kampf gegen die Armut sowie die Frage, welche Maßnahmen hierbei Erfolg versprechen und ob das bedingungslose Grundeinkommen ein Patentrezept darstellt.

Einleitung . . . . . . . . 6

1. »Armut« – ein heftig umkämpfter, aber kein Kampfbegriff  . . . . . . . . 8

2. Die bisherige Armuts- und Reichtumsberichterstattung der Bundesregierung: Daten statt Taten?  . . . . . . . . 33

3. Reichtumsförderung statt Armutsbekämpfung: Warum die Regierenden eine unsoziale Politik machen  . . . . . . . . 59

4. Der fragwürdige Umgang mit Armut und Armen  . . . . . . . . 78

5. Scheinbare und wirkliche Alternativen zur Armut  . . . . . . . . 104

Literaturauswahl  . . . . . . . . 129

► Einleitung:

Was ist Armut? Gibt es dafür eine allgemein verbindliche Definition, auf die sich Fachwissenschaftler/innen, Journalist(inn)en und verantwortliche Politiker/innen einigen können?  Existiert Armut etwa auch im wohlhabenden, wenn nicht reichen Deutschland? Falls ja, wie entsteht sie und wer ist davon betroffen oder bedroht? Auf diese und ähnliche Fragen gibt es unterschiedliche, manchmal auch gegensätzliche Antworten, was ebenso der Erklärung bedarf wie das Phänomen selbst. Kann man ihm wirksam begegnen, und wenn ja, welche Gegenmaßnahmen versprechen nachhaltigen Erfolg?

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Der gläserne Beschäftigte

Betriebliche Interessenvertretung kann und muss viel tun

von Laurenz Nurk

Nun ist es so weit. Es gibt den vollkommen durchsichtigen Beschäftigten. Jetzt kann man in die Belegschaft hineinhorchen, Schlüsselstellungen aufzeigen, Meinungsführer und Cliquen herausfiltern, die Arbeitsweise des Einzelnen und die Beziehungen untereinander offenlegen. Das ist Realität im Betrieb geworden, weil nun eine vielfältige Software dazu serienreif geworden ist und schon angeboten wird.

Mit der neuesten Analysesoftware können Arbeitgeber die kompletten innerbetrieblichen Kommunikationsbeziehungen auswerten, die gläserne Belegschaft ist Realität geworden. Nach mehreren Datenschutzskandalen in jüngerer Vergangenheit ist der Arbeitnehmerdatenschutz wieder in den Fokus gerückt.

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Doch die betriebliche Interessenvertretung kann und muss der Auswertung der riesigen Datenberge in den Unternehmen auch in Zeiten von Social Media und Big Data einen Riegel vorschieben. Für die praktische Betriebs- oder Personalratsarbeit kann die folgende Checkliste eine große Hilfe sein und auch eine Möglichkeit bieten, sich in das komplizierte Thema einzuarbeiten.

Es handelt sich bei den neuen Überwachungsmöglichkeiten nicht – wie Arbeitgeber oft beschwichtigend meinen -, um harmlose Suchtools, die lediglich das Auffinden von Dateien und Dokumenten erleichtern. Es sind hoch leistungsfähige Programme entstanden, die genaueste Auswertungen ermöglichen.

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WikiLeaks: Obamas Wahlkampf war vorsätzliche Täuschung

WikiLeaks-Enthüllung räumt letzte Zweifel aus

von Ernst Wolff - Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“

Das Politik-Magazin NEW REPUBLIC hat am 14. Oktober eine von WikiLeaks enthüllte  Email veröffentlicht, deren Inhalt auch den letzten Zweifel daran beseitigt, um was für eine Farce es sich bei US-amerikanischen Wahlen handelt und wer das Land in Wahrheit regiert.

Die Email wurde am 6. Oktober 2008 - also ca. einen Monat vor der Wahl am 04. November 2008 - von Michael B. Froman verfasst. Froman, zurzeit US-Handelsbeauftragter und Verhandlungsführer der USA bei der Vorbereitung des Transatlantischen Handelsabkommens TTIP, arbeitete damals in leitender Funktion für Citigroup, eines der größten und einflussreichsten Bankenkonsortien an der Wall Street.

Die Email war an John David Podesta gerichtet, von 1998 bis 2001 unter Bill Clinton Stabschef des Weißen Hauses und im Oktober 2008 als Leiter des „Transition Teams“ („Übergangsteams“) zuständig für die Vorbereitung von Barack Obamas Amtsübernahme im Januar 2009 und die damit zusammenhängende Personalauswahl.

► Unter dem Betreff „Listen“ enthält Fromans Email folgenden Wortlaut:

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#Erbschaftsteuerreform: Armut und Reichtum per Gesetz

Die unsozialen Folgen der jüngsten Erbschaftsteuerreform

von Prof. Dr. Christoph Butterwegge / NDS

Am 17. Dezember 2014 hatte der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts das Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuergesetz in der bislang gültigen Fassung wegen einer „Überprivilegierung“ der Firmenerben für grundgesetzwidrig erklärt und dem Gesetzgeber eine Frist bis zum 30. Juni 2016 eingeräumt, um eine verfassungskonforme Neuregelung zu treffen. Erst nach anderthalb Jahren und zahlreichen Verhandlungsrunden konnten sich CDU, CSU und SPD auf einen Gesetzentwurf verständigen, der zwar am 24. Juni 2016 den Bundestag passierte, aber vom Bundesrat am 8. Juli 2016 abgelehnt und an den Vermittlungsausschuss zur „grundlegenden Überarbeitung“ überwiesen wurde.

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Nachdem die großkoalitionäre Bundestagsmehrheit am 29. September 2016 auch den dort zwischen CDU, CSU, SPD und Landesregierungsgrünen, aber gegen die Stimmen der von LINKEN mitregierten Bundesländer Brandenburg und Thüringen sowie der Bundestagsgrünen beschlossenen „Kompromissvorschlag“ durchgewunken hat, entscheidet morgen [Freitag, 14. Oktober] der Bundesrat, in dem die von Bündnis 90/Die Grünen mitregierten Länder das Zünglein an der Waage bilden, abschließend über das Gesetz zur Anpassung des Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuergesetzes an die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts.

► Die erfolgreiche Einflussnahme der Wirtschaftslobbyisten auf die Legislative

Wer sehr reich ist, ist meistenteils auch politisch einflussreich. Mit einem durchschlagenden Erfolg des exzessiven Lobbyismus lieferte die jüngste Reform der Erbschaftsteuer dafür ein besonders drastisches Lehrbeispiel. Jan Hildebrand und Donata Riedel sprachen im Handelsblatt (v. 8./.9./10.7.2016) von einer „harte(n) Lobbyschlacht“, die durch das Missverständnis der Unternehmer ausgelöst worden sei, aufgrund des oben genannten Bundesverfassungsgerichtsurteils müsse sich an der weitgehenden Steuerbefreiung von Firmenerben kaum etwas ändern. Dabei fungierte die CSU als parlamentarischer Arm der Hardliner im Unternehmerlager, obwohl es in der Landesverfassung des Freistaates Bayern unmissverständlich heißt: „Die Erbschaftsteuer dient auch dem Zwecke, die Ansammlung von Riesenvermögen in den Händen einzelner zu verhindern.

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"Armut in einem reichen Land" von Prof. Dr. Christoph Butterwegge

Wie das Problem verharmlost und verdrängt wird

christoph_butterwegge_armut_in_einem_reichen_land_reichtum_problem_verharmlost_verdraengt_verarmung_hartz_iv_kritisches_netzwerk_grundsicherung_armutsbekaempfung.jpgAutor: Prof. Dr. Christoph Butterwegge

Verlag: Campus Verlag, Frankfurt/M. - ISBN:  978-3-59339-605-7; EUR 24,90 - Vierte, um die Darstellung der gesetzlichen Neuregelung von Hartz IV erweiterte und aktualisierte Auflage.

► Produktbeschreibung:

Die Folgen der Finanzkrise, Angst vor gesellschaftlichem Abstieg, soziale Ungleichheit: Diese Fragen treiben viele Menschen um, und doch, so konstatiert Christoph Butterwegge, wird Armut in Deutschland immer noch nicht konsequent bekämpft, sondern verharmlost und "ideologisch entsorgt". In der dritten, aktualisierten Auflage seines Standardwerks geht er auf die Neuregelung von Hartz IV sowie auf deren Folgen ein. Schließlich zeigt Butterwegge, was getan werden muss, damit sich die Kluft zwischen Arm und Reich wieder schließt.

In Deutschland geht das Gespenst der Armut um. Nicht länger tabuisiert, ist es inzwischen zum viel diskutierten Topthema geworden: Hartz IV, die Angst der Menschen vor sozialem Abstieg, die Folgen der Weltfinanzkrise. Dennoch wird Armut immer noch nicht konsequent bekämpft, sondern geleugnet, verharmlost und "ideologisch entsorgt". Wie dies in Politik, Medien und auch der Wissenschaft geschieht, zeigt Christoph Butterwegge an zahlreichen Beispielen.

In der zweiten, aktualisierten Auflage seines Buchs geht er unter anderem auf den Regierungswechsel im Jahr 2009 ein sowie auf die neuen Hartz IV-Bestimmungen. Er verdeutlicht, warum Äußerungen wie die von Guido Westerwelle über Hartz IV-Bezieher oder von Thilo Sarrazin über Arme und Migranten die Gesellschaft weiter spalten. Schließlich zeigt er, was getan werden muss, damit sich die Kluft zwischen Arm und Reich wieder schließt.

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Göring-Röttgen: Schwarz-Grüne Koalition in Aleppo

Wer Assad stürzen will, der will das Massaker

Ulrich Gellermann, Berlin

Ob sie gut gefrühstückt hatten? Saßen sie warm und trocken? Der ewige Messdiener Norbert Röttgen (CDU) und die frömmelnde Grüne Katrin Göring-Eckardt. Als sie unisono die Russen als Kriegsverbrecher bezichtigten, weil die in Syrien an der Seite der Regierung Assad gegen die fanatischen Truppen unter den schwarzen Fahnen des Dschihad kämpfen. Wissen sie wer sie sind, die Enkel der deutschen Kriegsverbrecher? Die Erben des Russlandfeldzuges zur Vernichtung der Völker der Sowjetunion. Und mehr noch: Wissen sie, auf wessen Seite sie kämpfen? An der Seite der USA, deren aktuelle Blutspur von Afghanistan über den Irak und Libyen eben bis nach Syrien reicht.

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Nicht einmal in all den Kriegsjahren mochten die beiden auch nur ein Kriegsverbrechen der USA entdecken. Doch jetzt schäumen sie, wüten, werfen mit den Verbrechen nur so um sich. Verschärfen schwätzend einen Krieg, dessen Ursache sie nicht kennen wollen und doch kennen könnten: den ungestillten Hunger der imperialen USA nach einem weiteren ausländischen Militärstützpunkt, denn die bisherigen 761 existierenden reichen dem Imperium noch nicht. Nach einer weiteren Beherrschung von Rohstoff-Quellen, denn mit mehr als der Hälfte der Reichtümer unserer Welt ist die Gier der USA nicht gestillt. Mehr, mehr, mehr schreit die Wall Street, mehr, mehr, klingt das Echo aus Washington. Und in den Chor mischen sich die Stimmen der Röttgens und der Eckardts, wie die Töne von Aufzieh-Puppen.

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Arbeitsverweigerung: Hillary Clinton und das Versagen der Medien

von Jens Berger / NDS

Echter Qualitätsjournalismus sollte Distanz halten und sich nicht gemein machen mit einer Sache; auch nicht mit einer guten. So formulierte es einst der Tagesthemen-Moderator Hanns Joachim Friedrichs. Gemessen an diesem Standard sind die Stars des US-Journalismus die schwarzen Schafe in einer Branche, in der man offenbar die weißen Schafe mit der Lupe suchen muss. Die Medienkonzerne finanzieren Hillary Clinton, Clinton bedient ausgesuchte Journalisten mit „Informationen“ aus erster Hand und gemeinsam arbeitet man an einer Strategie, das Weiße Haus zu erobern. So nah waren sich Politik und Medien in einem als demokratisch geltenden Staat noch nie.

Die New York Times (NYT) macht heute mit einer Geschichte auf, in der man lustvoll darüber berichtet, dass es bei den Republikanern immer mehr Spitzenpolitiker gibt, die Trump den Rücken kehren. Gleich daneben berichtet das „Editorial Board“ von der „verschrobenen“ Welt des Donald Trump. Bei der Washington Post (WaPo) heuchelt man in der Spitzenstory des Tages immer noch darüber, wie böse Donald Trumps „frauenfeindliche“ Sprüche sind und auch auf allen anderen großen Zeitungs- und Medienseiten findet man nahezu ausschließlich negative Berichte und Kommentare über den Kandidaten Trump. ??

► Ist in den USA sonst nichts passiert?

Gab es nicht erst vor wenigen Tagen einen echten Scoop, bei dem den Medien von Hackern Tausende interne Mails von Hillary Clintons Wahlkampfchef zugespielt wurden? Darüber berichten natürlich auch die Massenmedien. Die New York Times macht sich beispielsweise Gedanken darüber, ob die Leaks aus den Reihen der Trump-Kampagne stammen und echauffiert sich darüber, dass offenbar russische Hacker hinter dem Datenraub stehen. Während man bei MSNBC nichts besseres zu tun hat, als schnell einen „Experten“ aus dem Hut zu zaubern, der bar jeder Indizien behauptet, die Mails von Wikileaks seien Fälschungen. Nun gut, so lange man „den Russenals universellen Bösewicht heranziehen kann, muss man sich ja nicht mehr mit Inhalten beschäftigen.

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Chemnitz: Jagd auf Terrorverdächtigen

. . . mündet in gigantische Polizeistaatsübung

von Marianne Arens / wsws.org

Die Fahndung nach einem mutmaßlichen syrischen Bombenbauer mündete am Wochenende in eine umfassende Polizeistaatsübung. Im Morgengrauen des 8. Oktober umstellten schwer bewaffnete Einheiten der sächsischen Spezialeinsatzkräfte (SEK) einen Wohnblock in der Chemnitzer Fritz-Heckert-Siedlung. Ihr Auftrag: der Zugriff auf einen mutmaßlichen Terrorverdächtigen, den 22-jährigen Dschaber al-Bakr aus Syrien, den die Geheimdienste seit Wochen observiert hatten.

Kurz nach sieben Uhr verließ ein junger Mann das Haus. Polizisten riefen ihn an und gaben einen Warnschuss ab, ließen ihn aber entkommen, obwohl es sich höchst wahrscheinlich um den Gesuchten handelte.

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Darauf riegelte die Polizei das ganze Viertel ab. Aberhunderte Beamte von Polizei, SEK, Bundespolizei, Landeskriminalamt und weiteren Behörden beteiligten sich an einer bundesweiten Großfahndung. In der City von Chemnitz, aber auch in Dresden zogen bis an die Zähne bewaffnete Polizeikolonnen auf. Der Hauptbahnhof Chemnitz wurde stundenlang ganz gesperrt. An mehreren Flughäfen, darunter Schönefeld und Tegel in Berlin, wurden massive Sicherheitsmaßnahmen hochgefahren. Im ganzen Bundesgebiet und auch europaweit lief die Fahndung nach al-Bakr.

In Chemnitz bereiteten die Polizisten derweil den Sturm der observierten Wohnung vor. Sie weckten alle Hausbewohner und evakuierten mehrere Dutzend Menschen mit bereitgestellten Bussen. Dann sprengten sie die Wohnungstür auf. In der Wohnung fand sich, wie die Polizei berichtete, ein halbes Kilo des hochexplosiven Sprengstoffs TATP, daneben ein weiteres Kilo anderer Chemikalien, sowie Teile einer Rohrbombe.

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Der schmutzige Krieg gegen Syrien (The Dirty War on Syria)

Buchbesprechung von Dr. Ludwig Watzal, Bonn

Regierungspropaganda und die Desinformation von Nichtregierungsorganisationen haben die Medienberichterstattung über den Syrienkonflikt von Beginn an stark beeinflusst. „Der schmutzige Krieg gegen Syrien“ wurde von einer Fülle von Desinformation begleitet, wie sie die Welt bisher noch nie gesehen hat. Diese Faktoren haben Tim Anderson motiviert, dieses Buch zu schreiben.

Von Beginn des inszenierten Aufstandes in der Stadt Daraa durch Agenten der USA und befreundeter Geheimdienste haben die internationalen Nachrichtenagenturen und fast alle führenden westlichen Medien dem syrischen Präsidenten Bashar al-Assad die alleine schuld an diesem Konflikt zugewiesen.

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Tim Anderson, australischer Politikwissenschaftler hat mit seiner Untersuchung den Schleier der Propaganda über den Krieg in Syrien gelüftet. Hervor kamen die USA, ihre westlichen Alliierten, deren despotische arabische Freunde, Israel und die Türkei, die sich Terrororganisationen wie den  „Islamischen Staat“, al-Kaida“ oder die „al-Nusra-Front“ als nützliche Idioten halten, um einen weiteren Umsturz eines säkularen Regimes im Nahen Osten zu bewerkstelligen. Mit dem Schutz der Menschenrechte hatte diese zynische Politik des Westens nie etwas zu tun. Hätte nicht Präsident Vladimir Putin in diesen Konflikt eingegriffen, und zwar auf Einladung von al-Assad, wäre der Umsturzplan des Westens vermutlich schon längst aufgegangen.

Der Autor bietet nicht nur der Leserschaft, sondern insbesondere den Medienschaffenden einen alternativen Narrative an, da letztere nur die US-amerikanische Propaganda nachgeplappert und somit die westliche Öffentlichkeit manipuliert haben. Seine Untersuchung beruht auf Tatsachen und nicht wie die des Westens auf Fiktionen. Meldungen einer obskuren „Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ in London werden von westlichen Journalisten ungeprüft übernommen und als Tatsachen verkauft. Dieser Ein-Mann-Betrieb ist ähnlich fragwürdig wie die damalige „Lybische Liga für Menschrechte“ in Genf.

Beide „Beobachtungsstellen“ erschienen auf der Bildfläche, als der Westen seine Aggressionskriege gegen Libyen und Syrien startete. Erinnert sei an die angeblichen Gräueltaten von Saddam Hussein in Kuwait, als angeblich Neugeborene aus den Brutkästen herausgenommen worden seien. Oder das die Soldaten von Gaddafi angeblich Frauen vergewaltigt haben sollen. Diese Schauermärchen entpuppten sich als eine von den USA inszenierte Propagandashow, um ihre anschließend begangenen kolossalen Kriegsverbrechen in einem „positiven“ Licht erscheinen zu lassen.

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"Der schmutzige Krieg gegen Syrien" von Tim Anderson

Washington, Regime Change und Widerstand.

Autor: Tim Anderson, Verlag: Liepsen-Verlag Marburg. ISBN  978-3-9812703-9-6

Erschienen am 22.6.2016. Kostet 15.00 Euro. In der deutschen Übersetzung von Jochen Mitschka und Hermann Ploppa. Marburg 2016.

Die Öffentlichkeit ist entsetzt über den Krieg in Syrien, der von beispielloser Brutalität geprägt ist. Die Lage scheint unkontrollierbar geworden zu sein. Kritische Beobachter wie Jürgen Todenhöfer gehen davon aus, dass die Unfähigkeit der USA, die politische Lage im Nahen und Mittleren Osten richtig einzuschätzen, mit verantwortlich sei für die ungeheure humanitäre Katastrophe und die immensen Flüchtlingsbewegungen.

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Dieser Auffassung widerspricht der australische Soziologe Tim Anderson energisch. Seine These: das angerichtete Chaos ist das logische Ergebnis der geostrategischen Konzeption eines ‚Neuen Mittleren Ostens‘ durch die USA. Während die USA in diesem Konflikt als Akteur nur am Rande in Erscheinung treten, haben sie durch Stellvertreterarmeen vor Ort systematisch und absichtsvoll die gewachsenen Strukturen des Nationalstaats Syrien zerschlagen. Das Ziel ist ein Regime Change oder sogar die Erschaffung ganz neuer Mini-Staaten vor Ort. Die Methode ist keineswegs neu: im Falle Nicaraguas in den 1980er Jahren wurden die USA sogar vom Internationalen Gerichtshof für diese Vorgehensweise verurteilt.

Tim Anderson stützt seine Thesen vornehmlich auf anerkannte westliche Quellen: Zeitungsberichte, Memoranden von Think-Tanks, oder auch auf wissenschaftliche Expertisen. Anderson beleuchtet logische Widersprüche und Zugeständnisse in diesen Quellen. Es entsteht ein logisches Handlungsmuster:

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Auf einem Auge blind: Wenn ein SPD-Vors. Wirtschaftspolitik macht

Stand und Auswirkungen der Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel

von Annette Brückner (Abbe) / CIVES Redaktionsbüro

REWE und die anderen Kläger wollen ihren Widerstand gegen die Ministererlaubnis aufgeben. Damit wäre der Weg frei für die Übernahme der 450 Läden von Kaiser’s Tengelmann durch EDEKA. Angeblich werden dadurch die Arbeitsplätze bei KT „weitgehend“ erhalten. Doch das könnte zum Pyrrhussieg werden zu Lasten von Verbrauchern, Produzenten und Anbietern. Ein teuer und auf Kosten aller erkaufter, kurzfristiger Imagegewinn für den SPD-Vorsitzenden.

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Es mag zaghafte Zuversicht aufgekommen sein bei den Beschäftigten von Kaiser‘s Tengelmann, als sie hörten, dass die Zerschlagung des Unternehmens doch noch nicht beschlossene Sache sei: Die Kläger gegen die Ministererlaubnis, nämlich der potentielle Übernehmer REWE, sowie die Handelsketten MARKANT und NORMA, sollen „unter bestimmten Bedingungen“ zugestimmt haben, ihre Klage gegen die Ministererlaubnis zurückzuziehen. Wesentlich mehr ist derzeit zum Stand oder Ergebnis der Verhandlungen nicht bekannt, außer dass man sich bis zum 17. Oktober auf Einzelheiten verständigen möchte.

Ob dabei tatsächlich ein Sieg für die Beschäftigten herauskommt, bleibt abzuwarten. Der SPD-Vorsitzende Gabriel, der sein Gewicht als Wirtschaftsminister in die Waagschale geworfen hatte, um sein Bild als SPD-Vorsitzender aufzupolieren und „für die Arbeitnehmer zu kämpfen“, wird die aktuelle Entwicklung als Sieg auslegen.

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Im Dienste Moskaus: Die Bush-Family

Die TAGESSCHAU auf der Spur des Verbrechens

von Ulrich Gellermann, Berlin

Die TAGESSCHAU, jene berühmte Maschine zur Verbreitung bedeutender Nachrichten aus Washington, hat wieder ein Meisterstück abgeliefert: Unter dem Titel „Hackt Russland die US-Wahl?“, noch zaghaft mit einem Fragezeichen versehen, gibt die TAGESSCHAU eine Meldung des „Ministerium für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten“ ziemlich ungeprüft weiter. Das auch „Heimatschutzministerium“ (Homeland Security) genannte Amt, die drittgrößte Behörde der USA (200.000 Mitarbeiter), hat zwar den repressiven Charakter der DDR-Staatssicherheit, aber nicht deren bürokratische Akkuratesse: Es gilt auch als Ministerium für die Verbreitung von aufblasbaren Fürzen zur Irritation der Öffentlichkeit.

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Der jüngste, brav von der TAGESSCHAU referierte Furz, stellt sich bei genauer Betrachtung als eine Aktion der Enthüllungsplattform Wikileaks heraus. Die hatte schon im August gehackte E-Mails von Mitgliedern und Mitarbeitern des Parteivorstandes der Demokraten veröffentlicht. Aus denen wurde klar, dass der Wahlkampf von Hillary Clinton gegen ihren parteiinternen Rivalen Bernie Sanders bevorzugt, also manipuliert worden war. Aus dieser uralten Nachricht macht das US-Ministerium zur Verbreitung gasförmiger Gerüchte jetzt eine nagelneue Botschaft: Der Russe war´s! Und die TAGESSCHAU referiert diesen altbackenen Unsinn: „Schon damals verdächtigen Experten und Regierungskreise russische Hacker mit Verbindungen zu Regierungsorganisationen.

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DGB-Ausbildungsreport 2016: erschreckendes Untersuchungsergebnis

. . . über die Situation junger Menschen in den Ausbildungsbetrieben

von Laurenz Nurk, Dortmund

dgb_studie_ausbildungsreport_2016_ausbildung_berufsausbildung_ausbildungsplaetze_kritisches_netzwerk_ausbildungsplatz_ausbildungsplaetze_leistungsdruck_arbeit_bildung.pngEnde September war es wieder soweit: Dann wurde für das Berufsausbildungsjahr 2016 Bilanz gezogen und mitgeteilt, wie viele junge Menschen eine Berufsausbildung begonnen haben und wie viele auf der Strecke geblieben sind.

Es schließt sich ein seit Jahrzehnten bekanntes Schauspiel an. Die Gewerkschaften drohen mit der Ausbildungsplatzabgabe und die Unternehmen machen Versprechungen, um das duale Ausbildungssystem, das seine Ineffektivität hinreichend unter Beweis gestellt hat, zu retten. Dieses System hat ihnen bisher immer billige Arbeitskräfte beschert, obwohl sich die Ausbildung in ihren eigenen Betrieben ständig verringert hat und der Staat mit Steuermitteln ihnen die Facharbeiter zunehmend ausgebildet hat.

Zum Beginn des Berufsausbildungsjahres 2016 hatte die DGB-Jugend den Ausbildungsreport 2016 herausgebracht. Die Untersuchung ergab ein erschreckendes Ergebnis über die derzeitige Situation hinter den Türen der Ausbildungsbetriebe.

Wie früher schon häufiger geschehen, trafen die Beteiligten mal wieder eine Vereinbarung. Gemeinsam hatten sich Gewerkschaften, Politik und Wirtschaft in der „Allianz für Aus- und Weiterbildung“ zum Ziel gesetzt, der Schieflage auf dem Ausbildungsmarkt entgegenzuwirken. Mit solchen unverbindlichen Zusagen sollte auch für eine verbesserte Ausbildungsqualität gesorgt, die duale Ausbildung attraktiver werden und im besseren Licht stehen.

Außerdem wurden von der Wirtschaft für 2015 zusätzlich 20.000 Ausbildungsplätze zugesagt, wie so häufig wurde dieses Versprechen nicht eingehalten, es wurden gerade mal 7.300 Plätze zusätzlich geschaffen.

An der repräsentativen Befragung für den Ausbildungsreport 2016 haben sich 13.603 Auszubildende aus den 25 häufigsten Ausbildungsberufen beteiligt.

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Bundesgerichtshof lehnt Entschädigung für Kundus-Opfer ab

von Verena Nees / wsws.org

Sieben Jahre nach dem von der Bundeswehr organisierten Luftangriff im afghanischen Kundus, dem über hundert Zivilisten zum Opfer fielen, hat der Bundesgerichtshof (BGH) Schadenersatzansprüche für Hinterbliebene abgewiesen. Wie bereits die Vorinstanzen urteilte das Karlsruher Gericht am Donnerstag, dass die Opferfamilien keinen „unmittelbaren völkerrechtlichen Anspruch“ auf Schadensersatz hätten. Derartige Ansprüche könnten nur zwischen Staaten abgewickelt werden.

Zugleich entschied das BGH, dass die Kläger auch keinen Schadensersatzanspruch nach nationalem Recht hätten. Das deutsche Amtshaftungsrecht sei grundsätzlich auf „militärische Handlungen der Bundeswehr im Rahmen von Auslandseinsätzen nicht anwendbar“, erklärten die Richter des III. Zivilsenats des BGH.

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Schließlich sprachen sie auch den verantwortlichen Kommandeurs des blutigen Massakers an Zivilisten, den Bundeswehroberst und heutigen Brigadegeneral Georg Klein, von jeder Amtspflichtverletzung frei. Seine militärische Entscheidung am 4. September 2009 sei nicht fehlerhaft und „völkerrechtlich zulässig“.

Dieses Urteil hat politisch weitreichende Bedeutung für die militärischen Planungen der Bundesregierung. Es stärkt die Position des Militärs in der Politik und senkt die Hemmschwelle für künftige Verbrechen in Kampfeinsätzen. [Pressemitteilung des BGH: Urteil vom 6. Oktober 2016 – III ZR 140/15 ]

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Italien ist der US-Stützpunkt für Afrika

von Manlio Dinucci / voltairenet.org

Dem Pentagon genügt es nicht, Kriege im Donbass, in Syrien und im Jemen zu organisieren. Gegenwärtig entsendet es Streitkräfte nach Afrika, um sich den Schwarzen Kontinent untertan zu machen.

Die Scheinwerfer der politischen Medien sind auf Syrien gerichtet, das im Zentrum einer kolossalen PSYOP [psychologische Kriegsführung] steht, die Angegriffene als Angreifer erscheinen lässt. Dadurch bleibt im Schatten verborgen, was sich in anderen Gebieten des Nahen Ostens und Afrikas ereignet.

Die Vereinigten Staaten, Saudi-Arabien, Katar, Kuwait und die "Vereinigten Arabischen Emirate" (VAE) – die seit fünf Jahren mit Hilfe von eingeschleusten terroristischen Kräften in Syrien Krieg führen und jetzt der syrischen Regierung Kriegsverbrechen vorwerfen, indem sie die morgen in Rom gezeigte Fotoausstellung „Caesar“ sponsern [1] – morden weiterhin Zivilpersonen im Jemen hin.

 Das  "United States Central Command" (CENTCOM; deutsch Zentralkommando der Vereinigten Staaten) beteiligt sich an dem Krieg mit offiziell dokumentierten „antiterroristischen“ Angriffen, die im Jemen mit Drohnen und Jagdbombern ausgeführt werden.

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Noch tiefer im Schatten bleiben in den Medien die Einsätze des US-Militärs in Afrika. Sie werden durch das "United States Africa Command" (AFRICOM; deutsch Afrikanisches Kommando der Vereinigten Staaten) vorgenommen, das in Italien zwei wichtige untergeordnete Kommandobehörden hat.

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Bußgeldverfahren gegen Hartz-IV-Bezieher

Bei der Bespitzelung von Hartz-IV-Beziehern erhalten

Jobcenter ähnliche Kompetenzen wie die Staatsanwaltschaft

von Laurenz Nurk

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat eine neue Weisung für die Bußgeldparagraphen 63 und 64 im Zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II) herausgegeben, die es in sich hat. Die neue Weisung regelt das Bußgeldverfahren gegen Hartz-IV-Bezieher.

Vorgegangen werden soll damit gegen Bezieher von SGB II-Leistungen ab dem 14. Lebensjahr, denen vorgeworfen wird, mangelhaft mitgewirkt zu haben. Dies geschieht alles unter dem Dach des Jobcenters. Einmal wird dort der Verdacht der mangelnden Mitwirkung bzw. des ordnungswidrigen Verhaltens festgestellt, dann werden dort weitere Ermittlungen durchgeführt und schließlich die Geldbuße festgesetzt.

Die für die Betroffenen zuständigen Sachbearbeiter sollen mit der neuen Weisung Verdachtsfälle besser erkennen können und an die hausinterne Bearbeitungsstelle für Ordnungswidrigkeiten (OWi) weiterleiten, die dann die monatlichen automatischen Datenabgleiche erstellt.

Die ermittelnden Sachbearbeiter besitzen weitgehend dieselben Rechte und Pflichten wie die Staatsanwaltschaft bei der Verfolgung von Straftaten. Die Weisung empfiehlt ihnen, sich nach den Vorschriften der Staatsanwaltschaft, z.B. der Strafprozessordnung, zu richten.

Selbst wenn sich der Verdacht nicht bestätigt und das Bußgeldverfahren eingestellt wird, ist nicht alles gut. Die Weisung sieht vor, dass der Betroffene, seine Auslagen, etwa die Rechtsanwaltskosten, selbst zu tragen hat. Nur auf Antrag kann das Jobcenter nach eigenem Gutdünken entscheiden, ob der Staat doch diese Kosten übernimmt.

Für die Bußgeldparagraphen 63 und 64 im SGB II hat die BA nun eine 75 Seiten umfassende sogenannte Fachliche Hinweise herausgegeben. (siehe PDF_Symbol.gif im Anhang)

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Krisenherd Naher und Mittlerer Osten: Die Kraftprobe

von Thierry Meyssan / voltairenet.org

Für Thierry Meyssan kann der syrische Konflikt jederzeit zum Weltkrieg degenerieren. Die Vereinigten Staaten sind nicht mehr in der Lage, ihre Zusagen einzuhalten, wie beim Abkommen des  Eid al-Adha [islamisches Opferfest] zu sehen war, aber wollen deswegen nicht ihr Ziel aufgeben (die Entwicklung Chinas und Russlands zu verhindern, um eine unipolare Weltordnung zu wahren). Moskau und Peking ihrerseits sehen sich von jetzt an in einer Position der Stärke. Wir nähern uns dem entscheidenden Moment des Umsturzes der Weltordnung oder des Atomkriegs.

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Moskau hat nie an die Aufrichtigkeit Washingtons geglaubt. Trotzdem hat es seit dem Juni 2012 ohne Ende Abkommen aneinandergereiht, die nie gehalten wurden. Es betrachtet die Vereinigten Staaten nicht als Herrn der Welt, sondern als ein Imperium im Niedergang. Im Bewusstsein der enormen militärischen Kräfte des Pentagon, vor allem der nuklearen, will es Washington freundlich zum Friedhof geleiten und verhindern, dass es aufmuckt und einen Weltkrieg auslöst.

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Michael Csaszkóczy: "Der Verfassungsschutz ist Teil des Problems"

Ein Interview mit Michael Csaszkóczy, der seit über 25 Jahren vom Geheimdienst bespitzelt wird

Michael Csaszkóczy (* 1970 in Heidelberg) ist Realschullehrer und Antifa-Aktivist. Bekannt wurde er durch die am Ende erfolglosen Versuche der Bundesländer Baden-Württemberg und Hessen, ihm wegen "Zweifel an seiner Verfassungstreue" die Anstellung als Lehrer zu verweigern. (GWR-Red.)

ueberwachung_bnd_bundesnachrichtendienst_spitzel_geheimdienst_verfassungsschutz_bespitzelung_datenschutz_inlandsgeheimdienst_kritisches_netzwerk_schnueffelstaat_spionage.pngGraswurzelrevolution: Michael, seit dem 17. Juni 2016 hast du es schriftlich: Der "Verfassungsschutz" (VS) darf dich ganz offiziell überwachen, wie er das schon seit über 25 Jahren tut. Mit welcher Begründung hat ihm das Verwaltungsgericht Karlsruhe diesen Freibrief ausgestellt?

Michael Csaszkóczy: Im Wesentlichen erklärt das Gericht, dass der Inlandsgeheimdienst zur Erfüllung seiner Aufgaben jedem Verdacht nachgehen dürfe. Um die Beantwortung der Frage, ob ich selbst denn nun ein Verfassungsfeind sei, wie der ‚Verfassungsschutz' das ja auch nach den einschlägigen Urteilen behauptet, hat sich das Gericht damit herumgemogelt.

Ein Verdacht bestehe allein schon deshalb, weil ich mich ‚in den falschen Kreisen bewege', präziser: in der Roten Hilfe, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der AntifaschistInnen (VVN/BdA) und der Antifaschistischen Initiative Heidelberg organisiert bin.

GWR: Im Jahr 2010 hast du dich erstmals an Datenschutzbehörden und Gerichte gewandt, um zu verlangen, dass der Inlandsgeheimdienst endlich aufhört, dich zu bespitzeln. Ein riesiger Aufwand für dich und deine MitstreiterInnen, zumal sich das Verfahren über fast sechs Jahre hinschleppte, bis es schließlich mit einer klaren juristischen Niederlage für dich endete. Bist du enttäuscht? Überrascht?

Michael Csaszkóczy: Ach na ja, enttäuscht: Ich hatte wenig vom Gericht oder gar vom Geheimdienst erwartet. Enttäuscht bin ich allenfalls davon, dass wir es nicht geschafft haben, das Verfahren besser zur Skandalisierung der Geheimdienstpraktiken zu nutzen. Aber das ist eine generelle politische Enttäuschung: Die Machenschaften des Verfassungsschutzes - insbesondere im Zusammenhang mit dem NSU - sind ja mittlerweile kein Geheimnis mehr und flimmern zur Prime-Time fast allabendlich über die Bildschirme. Trotzdem rührt sich politisch nahezu nichts. Ohne Gegenwehr wurden die Machtbefugnisse der Schlapphüte sogar ausgeweitet und ihr Etat erheblich aufgestockt.

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Offene Ganztagsschule: Die bildungspolitische Fehlkonstruktion

Kinder, Eltern und pädagogische Fachkräfte werden im Regen stehen gelassen

von Laurenz Nurk, Dortmund

Konzipiert hatte man Anfang dieses Jahrhunderts die Offene Ganztagsschule (OGS) als Übergangslösung zum gebundenen Ganztag (Schulpflicht am Nachmittag), aber 13 Jahre danach gilt die Übergangslösung immer noch. Es gibt immer noch keine landesweiten Regeln oder Standards zu Kosten, Betreuungsstandards, Qualifikation des Betreuungspersonals. Alles  ist von der Kommune und deren finanziellem Zuschuss oder dem jeweiligen Träger der OGS abhängig. Die Stadt schließt mit den freien Trägern Leistungsvereinbarungen, die in der Regel nur den Umfang der Betreuung festschreibt, den Trägern aber das programmatische und personale Planen komplett überlässt.

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Einen Rechtsanspruch auf einen Platz ihrer Kinder in der Tagesbetreuung, wie in den Vorschuleinrichtungen, haben die Eltern in der Grundschule nicht. Die Versorgung mit Ganztagsplätzen ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich, genauso unterschiedlich sind auch die Rahmenbedingungen für die Arbeit der pädagogischen Fachkräfte.

In den letzten 10 Jahren sind in NRW über 200 000 Plätze im OGS-Bereich entstanden. Gab es 2005 noch 12 000, sind es in diesem Jahr 265 000 Plätze. Finanziert wird ein Platz für ein Kind mit 700,00 Euro vom Land NRW und 410,00 Euro von der Kommune, die auch noch zusätzlich einen Betrag bis zu 150,00 Euro erheben kann. Bundesmittel gibt es mittlerweile gar keine mehr.

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New York Times brandmarkt Russland als „Unrechtsstaat“

von Bill Van Auken / wsws.org

Am Donnerstag veröffentlichte die New York Times einen Leitartikel, in dem sie Russland als einen „Unrechtsstaat“ brandmarkte. Gleichzeitig wächst die Gefahr, dass die USA eine weitere militärische Eskalation in Syrien vorbereiten.

Die verschärfte Rhetorik, die im Bezug auf Russland immer hysterischer wird, ist eine Reaktion auf das unübersehbare Debakel des US-Imperialismus, der seit fünf Jahren einen Stellvertreterkrieg für einen Regimewechsel in Syrien führt. Mithilfe der Rückendeckung russischer Luftstreitkräfte stehen die syrischen Regierungstruppen offenbar kurz davor, den ganzen Ostteil Aleppos einzunehmen. Das wäre die letzte größere Bastion der „Rebellen“, die von den USA unterstützt werden und im Wesentlichen aus islamistischen, mit al-Qaida verbündeten Milizen bestehen.

Außenminister John Kerry stellte seinem russischen Amtskollegen Sergei Lawrow am Mittwoch ein Ultimatum: Entweder Russland stelle die Aktivitäten seiner Luftwaffe und die der syrischen Kampfflugzeuge ein, oder Washington werde alle Syrien-Gespräche mit Moskau abbrechen.

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Die Bedeutung dieser Drohung wurde vom Sprecher des Außenministeriums, John Kirby, noch einmal in einer Pressekonferenz betont. Er erklärte, wenn Russland sich nicht den Forderungen der USA beuge, „dann werden Extremisten und extremistische Gruppen… ihre Operationen ausweiten, die sich sicher auch gegen russische Interessen, vielleicht sogar gegen russische Städte richten werden. Die russischen Truppen werden weitere Opfer beklagen und materielle Verluste erleiden, und vielleicht auch weitere Flugzeuge verlieren.

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Das Drei-Säulen-Modell der Altersvorsorge

Zwei von drei Säulen wackeln schon

von Laurenz Nurk, Dortmund

Zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde das alte Ziel der Rentenversicherung, der Sicherung des Lebensstandards nach einem langen Erwerbsleben, verlassen und die Beitragsstabilität, sprich Senkung der „Lohnnebenkosten“ in den Vordergrund gestellt. Die Beiträge sollen bis zum Jahr 2030 nicht über 22 Prozent steigen und bis zu diesem Zeitpunkt das Rentenniveau um 20 Prozent sinken. Für die Beschäftigten heißt das, dass die gesetzliche Rente an Wert verlieren wird und sie privat und betrieblich vorsorgen sollen.

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Das neue System wird das „Drei-Säulen-Modell“ genannt. Die Gesetzliche Rentenversicherung als erste Säule der Altersversorgung beruht auf dem Umlageverfahren, das heißt, die Erwerbstätigen zahlen mit ihren Beiträgen die laufenden Renten. Dagegen basieren die betriebliche Altersversorgung und die private Altersvorsorge auf dem Kapitaldeckungsverfahren. Die Beiträge der Versicherten werden dabei auf einem persönlichen Beitragskonto zuzüglich Zinsen und Zinseszinsen, sowie der von den Versicherungsunternehmen erwirtschafteten Überschüsse angesammelt. Hieraus werden dann die Versicherungsleistungen entweder in einer einzigen Summe oder als monatliche private Rente ausgezahlt. Der Staat unterstützt die betriebliche und private Altersvorsorge mit Zuschüssen.

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Was steckt hinter dem Drama um die Deutsche Bank?

von Ernst Wolff - Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“

Die Ereignisse um die Deutsche Bank sind nicht nur ein Lehrstück in Sachen Korruption, Manipulation und politischer Erpressung. Sie enthüllen auch die gewaltigen Gefahren, die derzeit hinter den Vorgängen an den Finanzmärkten lauern.

Der Kurssturz der Deutsche-Bank-Aktie in den vergangenen zwei Wochen ging auf die Ankündigung des US-Justizministeriums zurück, das Geldhaus wegen illegaler Hypothekengeschäfte mit einer Rekordstrafe in Höhe von $14 Mrd. zu belegen.

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Bei dieser unverhüllten Drohung dürfte es sich um eine Antwort der USA auf die Ende August von der EU-Kommission wegen Steuerbetrugs gegen den US-Großkonzern Apple verhängte Strafe in Höhe von 13 Mrd. Euro handeln. Außerdem war der Schachzug eine kühle Machtdemonstration Washingtons gegenüber Berlin und ein Versuch, Öl ins Feuer der zerstrittenen EU zu gießen.

Die gegen Apple und die Deutsche Bank verhängten Strafen zeigen, dass sich zurzeit hinter den Kulissen ein erbitterter Kampf abspielt: Die Kontrahenten USA und EU kämpfen beide auf eigenem Boden mit unlösbaren Problemen und versuchen daher mit allen Mitteln, dem jeweils anderen größtmöglichen Schaden zuzufügen – um sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen und um von den eigenen Problemen abzulenken.

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Dresden: Einheitsfeier unter Polizeistaatsbedingungen

von Marianne Arens und Ulrich Rippert / wsws.org

An diesem Wochenende beginnen die alljährlichen Feierlichkeiten zum Jahrestag der Deutschen Einheit. Die zentrale Festveranstaltung soll in Dresden stattfinden. Am Montag wird Bundespräsident Joachim Gauck im "Internationalen Congress Center Dresden" (ICD) der sächsischen Landeshauptstadt erwartet.

Nachdem Anfang der Woche zwei Sprengsätze explodierten – einer am Eingang zur Fatih Camii Moschee im Stadtteil Cotta, ein anderer am Kongresszentrum unweit des Landtags, auf einer Terrasse an der Elbe – herrscht in Dresden Ausnahmezustand. Die Stadt gleicht einer Polizei-Festung.

2.600 Polizisten wurden zusammengezogen, darunter ein Spezialkommando der sächsischen Polizei und die Eliteeinheit GSG9. 3.800 Meter Gitter-Absperrungen sind aufgebaut, 50 Fahrzeugsperren errichtet, dazu wurden 1400 große Betonblocks angeliefert und blockieren Zufahrtswege zu den Schauplätzen der Feiern. Seit zwei Tagen finden nachts in der Innenstadt verdachtsunabhängige Personenkontrollen statt. Alle staatlichen Institutionen und muslimischen Einrichtungen stehen unter verstärktem Polizeischutz. Rund um den Einheitstag sollen auch Flugverbotszonen eingerichtet werden, die sogar für Drohnen gelten; zeitweise wird die Elbe für den Schiffsverkehr gesperrt.

Die beiden Bombenanschläge vom Montag werden für eine beispiellose Polizeistaatsinszenierung genutzt. Wer hinter den Anschlägen steht, ist bisher ungeklärt. An beiden Tatorten wurden Reste selbstgebastelter Sprengsätze gefunden. Verletzt wurde niemand.

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Nationalismusanspruch von CDU/CSU

von Peter Weber, Klotten

Grundlage meines Beitrages ist ein am 30.09.2016 bei taz.de veröffentlichter Artikel mit dem Titel "Leitkultur-Versuch der CSU/CDU Sachsen - Heimat und Patriotismus".

In Zeiten gesellschaftlicher Unruhe wird wichtig, was Halt und Orientierung gibt.“ So lautet der erste Satz eines Papiers, das Vertreter der CSU und der CDU Sachsen in Berlin vorgestellt haben. Was „Halt und Orientierung“ geben soll, steht in ihrem „Aufruf zu einer Leit- und Rahmenkultur“. Als „Kraftquellen“ nennen sie „Heimat und Patriotismus“ sowie „Leitkultur“. - weiter.

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Das hat uns gerade noch gefehlt: Die CDU/CSU will eine Leitkultur für Sachsen unter dem Motto „Heimat und Patriotismus“ installieren. Dann kann man doch nur konstatieren: „Nachtigall ick hör dir trapsen.“ Mit solch populistischen und nationalistischen Sprüchen versucht die CDU/CSU die AfD rechts zu überholen. Populistischer geht es wirklich nicht mehr. Wenn man sich die, nachfolgend zitierten, abgesonderten und absurden Sprüche kritisch betrachtet, stellt sich doch unweigerlich die Frage, ob wir uns im Jahre 2015 oder 1933 befinden:

In Zeiten gesellschaftlicher Unruhe wird wichtig, was Halt und Orientierung gibt.

Da fehlt nur noch Ordnung, Disziplin, Frohsinn und völkisches Denken. Und vor allem der Traum von unserer Überlegenheit über Barbaren.

Aufruf zu einer Leit- und Rahmenkultur“.

Was soll die denn darstellen? Orientierung an Standards einer christlichen Religion, die die Menschheit gegeißelt hat? Oder an eine rein egozentrische nationalistische und wirtschaftsfeudalistische „Kultur“, die andere Länder unterbuttert und niederkonkurriert?

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Lied für Dr. Angela Merkel von Christoph Holzhöfer

Danke für alles ... du liebe Kanzlerin von Deutschland.

Angela_Merkel_Volk_Neoliberalismus_Totengraeber_Demokratie_CDU_Charlie_Hebdo_Heuchler_Amtsmissbrauch_Bundesnachrichtendienst_Verfassungsschutz_Kritisches_Netzwerk.jpgDer Musiker und Dichter Christoph Holzhöfer wurde 1960 in einem kleinen Dorf im Sauerland geboren. Er lebt und arbeitete einige Zeit in Berlin und jetzt wieder im Sauerland. Er macht Musik, schreibt Gedichte (von denen einige bereits in Druck gegangen sind) und tritt damit gelegentlich auch bei diversen politischen und sonstigen Veranstaltungen auf.

Neben vielen selbstverfassten und selbstkomponierten Liedern hat Christoph Holzhöfer auch eine Reihe von Vertonungen bekannter Dichter der deutschen Arbeiterbewegung, wie beispielsweise Erich Mühsam oder Kurt Tucholsky geschaffen, welche er mit eigenen Kompositionen umrahmte. Von einigen davon waren bislang gar keine musikalischen Vertonungen vorhanden.

Seine Gedichte und vor allem Liedertexte haben meist einen sozial- und gesellschaftskritischen Aspekt und umfassen viele historische aber auch brandaktuelle Themen. Sein Repertoire ist dementsprechend groß und kann sich auf jeden Fall sehen und hören lassen. Da seine Lieder bisher auf keinem Tonträger erschienen sind, lassen sie sich auch nur via YouTube anhören.

Christoph Holzhöfer gibt auch Bücher heraus ... verdient aber nichts daran ... ist nur aus Idealismus & um die Bücher zu unschlagbaren Preisen anzubieten ... so dass jeder diese kaufen kann ... [Kontakt bitte über KN-ADMIN H.S. - siehe Impressum]

        

Lied für Dr. Angela Merkel

Danke für alles ... du liebe Kanzlerin von Deutschland

 Es ist wohl wahrlich an der Zeit, mal Danke zu sagen
Nach 11 langen schönen Jahren, die du jetzt Kanzlerin bist
Danke, dass so viele Menschen Arbeit haben
Wie noch nie in diesem Land! Ach, wie schön das doch ist

Danke! für die tollen Handelsbilanzüberschüsse
Du hast dieses Land so mächtig & so reich gemacht
Danke! für die Banken- & Euro-Rettung
& dass du die Griechen so fertig gemacht hast

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Menschen mit Behinderung sind vom Arbeitsmarkt abgehängt

Ihre Lebenssituation verbessert sich nicht

von Laurenz Nurk, Dortmund

Die meisten Menschen wünschen sich, mit einem sicheren Arbeitsplatz den Lebensunterhalt selbst zu verdienen, wenn möglich sogar mit einer Arbeit, die den eigenen Fähigkeiten und Interessen entspricht. Doch wer behindert ist, hat es auf dem deutschen Arbeitsmarkt schwer, eine seinen Fähigkeiten entsprechende Beschäftigung zu finden. Die Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten sind zwar gesetzlich verpflichtet, fünf Prozent ihrer Stellen mit Schwerbehinderten zu besetzen, doch viele Arbeitgeber zahlen lieber eine Ausgleichsabgabe, als dass Menschen mit Behinderungen einstellen.

Behinderung-Ankettaktion-Ausgrenzung-Barrierefreiheit-Integration-Inklusion-Separation-Exklusion-Behinderte-Schwerbehinderung-Kritisches-Netzwerk-Handicap-Teilhabe

Seit einigen Jahrzehnten be­we­gt sich we­nig in die­ser Grup­pe. Die Arbeitslosenquote von Menschen mit einer Schwerbehinderung ist fast doppelt so hoch wie bei Menschen ohne Behinderung und genau das nimmt kaum jemand wahr.

Viele behinderte Menschen hatten ursprünglich große Hoffnungen in das neue Bundesteilhabegesetz (BTHG) gesetzt und wurden herbe enttäuscht. Das umstrittene Gesetz soll nun Anfang 2017 in Kraft treten.

Nun haben sich viele Betroffene zusammengetan und machten Druck auf die Bundestagsabgeordneten und auf die Länder, um deren Zustimmung für das Bundesteilhabegesetz (siehe teilhabegesetz.org) im Bundesrat zu verhindern, leider ohne Erfolg.

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Krisenimperialismus: Tod und Zerstörung

von Tomasz Konicz

Der »Krisenimperialismus« ist kaum mehr auf Beherrschung aus. Ziel ist, die »Überflüssigen« von den kapitalistischen Zentren fernzuhalten.

 Der Kapitalismus ist kein Naturding. Er ist nicht die ewige Voraussetzung menschlicher Entwicklung, wie es die herrschende Ideologie mit ihrer Naturalisierung kapitalistischer Verhältnisse propagiert. Beim kapitalistischen Weltsystem handelt es sich um eine historisch kurze, instabile und autodestruktive Gesellschaftsformation, die – ausgehend von ersten Ansätzen vor rund 500 Jahren – ihren gesamtgesellschaftlichen Durchbruch im Rahmen der berüchtigten ursprünglichen Akkumulation erst vor gut 300 Jahren erlebte. Die Zivilisationsgeschichte spielte sich somit überwiegend außerhalb der kapitalistischen Vergesellschaftungsformen ab, die heutzutage als selbstverständlich angesehen werden.

Was den Kapitalismus von all den vorherigen Gesellschaftsformationen unterscheidet, ist die ungeheure, mehrdimensionale Expansionsdynamik dieses Weltsystems, die Folge eines tendenziell grenzenlosen Akkumulationsprozesses des Kapitals ist, der auf der Verwertung von Lohnarbeit in der Warenproduktion basiert. Der Verwertungszwang des Kapitalverhältnisses – die konkurrenzvermittelte Notwendigkeit, aus Geld mehr Geld zu machen – ist in sich selbst widersprüchlich. Die entscheidende, das kapitalistische Weltsystem tendenziell in den Kollaps führende Schranke ist das Kapital selbst.

Die Lohnarbeit bildet die Substanz des Kapitals, doch zugleich ist das Kapital bemüht, durch konkurrenzbedingte Rationalisierungsmaßnahmen die Lohnarbeit aus dem Produktionsprozess zu verdrängen. Derjenige Kapitalist, der als erster solche Maßnahmen erfolgreich einführt, kann auf Extraprofite hoffen. Diese Extraprofite, die daraus resultieren, dass der »innovative« Kapitalist – etwa durch neue Maschinen – in kürzerer Zeit mit weniger Arbeitskräften mehr Waren produzieren lassen kann, schmelzen allerdings ab, sobald seine übriggebliebenen Mitbewerber diese Innovationen übernehmen. Im Endeffekt sinkt die Gesamtmasse des im betroffenen Industriezweig generierten Werts, während der Ausstoß an Gebrauchswerten zunimmt.

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Al-Qaida-Kommandeur: „Wir kämpfen an der Seite der USA“

Jens Wernicke (NDS) mit Jürgen Todenhöfer, Journalist und Publizist

Bereits 1916, als die Staatsgrenzen Syriens und seiner Nachbarstaaten gezogen wurden, war die Region ein Spielball der Großmächte. Hundert Jahre später liegt das Land in Trümmern. Jens Wernicke sprach – anlässlich neuer Beweise von vor Ort – mit dem Publizisten und ehemaligen Medienmanager Jürgen Todenhöfer zur Lage in Syrien und der Verantwortung auch und insbesondere des Westens hierfür. Wie zuvor bereits Karin Leukefeld berichtet auch Todenhöfer von einem gezielt betriebenen Wirtschafts- und Stellvertreterkrieg des Westens gegen Syrien, der zunehmend zum Exitus des syrischen Staates führe, die Bevölkerung in den Hungertod treibe und bereits 11 Millionen Syrer auf die Flucht getrieben hat.

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Jens Wernicke: Herr Todenhöfer, gestern Abend veröffentlichten Sie ein Video vom syrischen Bürgerkrieg im Internet, dem gar nicht genug Aufmerksamkeit zuteilwerden kann. Worum geht es konkret – und wie kam es dazu?

Jürgen Todenhöfer: Es war mein siebter Besuch im syrischen Bürgerkrieg. 13 Tage waren wir dort. Mit Worten lässt sich das Ausmaß der Zerstörungen und des Leids auf beiden Seiten kaum noch beschreiben. Mein Sohn Frederic ist daher gerade dabei, drei Kurzfilme vorzubereiten. Den ersten haben wir gestern veröffentlicht. Ein Interview mit einem Al-Qaida-Kommandeur in Aleppo. Aufgenommen vor 10 Tagen in einem Steinbruch im Niemandsland von Aleppo. 200 Meter vor den Linien der Al-Qaida-Filiale Jabhat al-Nusra.

Er berichtet offen über seine Geldgeber Saudi-Arabien, Katar und Kuwait und seine leicht eingeschränkte Dankbarkeit gegenüber den USA, über die Ablehnung jeder säkularen Lösung und die Forderung eines „Islamischen Staats“, über die Ablehnung des Waffenstillstands, der Hilfskonvois und vieles mehr.

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US-Russisches Abkommen: Die Masken sind gefallen

von Thierry Meyssan / voltairenet.org

Nach fünf Jahren Krieg in Syrien sind die Masken gefallen. Die Verbreitung des Textes des US-Russischen Abkommens legt die versteckten Absichten der beiden Großen offen: Die "Seidenstraße" abschneiden für Washington, die Dschihadisten vernichten für Moskau. Darüber hinaus zeugen das Scheitern dieser Vereinbarung und die Debatten im Sicherheitsrat vom Surrealismus der Rhetorik von Präsident Obama: in fünf Jahren war er nicht in der Lage, eine Gruppe "moderater" Opposition aufzubauen und konnte sie daher auch nicht einsetzen, dem Wortlaut des Abkommens widersprechend. Die Vereinigten Staaten sind nicht fähig, Wort zu halten.

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Das Scheitern des US-Russischen Abkommens vom 9. September und die folgenden resultierenden Diskussionen im Sicherheitsrat erlauben, mehrere Hypothesen zu bestätigen.

Das aktuelle strategische Ziel der Vereinigten Staaten in Syrien ist also, die "Seidenstraße" abzuschneiden. Seit vielen Jahren in Vorbereitung, und dann mit der Machtübernahme von Präsident Xi Jinping im Mai 2013, hat China aus der Wiederherstellung dieser historischen Kommunikations-Achse sein Hauptziel gemacht. Da China aber der größte Hersteller der Welt geworden ist, hat Xi beschlossen, sie durch eine "neue Seidenstraße" über Sibirien und Osteuropa, bevor sie in die Europäische Union mündet, zu verdoppeln.

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Ethik und Profitsystem: globaler Wertewandel nötig

von Conrad Schuhler / Vors. des Instituts für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.

ingo_schulze_kapitalismus_ethik_moral_profit_profitstreben_oekononie_wertewandel_marktkonforme_demokratie_demokratiekonforme_maerkte_dresdner_reden_kritisches_netzwerk.jpgIn seiner Dresdner Rede hat Ingo Schulze sich auf die Suche nach dem „Zauberwort“ gemacht, das mit einem Mal die Natur des Kapitalismus offenlegen würde. Ganz im Sinne der modernen Semantik hatte einst Joseph von Eichendorff, der Sänger der Romantik, gedichtet:

Schläft ein Lied in allen Dingen,
die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.

Das Zauberwort, das Ingo Schulze fand, heißt kapitalistisches Profitstreben. Aus ihm leitet er ab die absurd ungleiche Verteilung des Reichtums in unserem Land, die Übervorteilung der Verbraucher, die Ausbeutung der Beschäftigten und schließlich die Abschaffung der Demokratie, die nach den Worten von Frau der Merkel eine marktkonforme Demokratie zu sein habe. Müssten wir, fragt Schulze, nicht eher demokratische Marktzustände haben? [kompletter Dresdner Redetext und als PDF_Symbol.gif im Anhang!]

Der Literat aus Dresden bringt also die kapitalistische Ökonomie in Gegensatz zu Ethik und Moral, wo es bekanntlich um das Richtige, das sittlich Vernünftige zu gehen hat. Auch die Veranstalter des heutigen Austauschs sehen diesen Widerspruch zwischen Ethik und Profitsystem und plädieren für einen globalen Wertewandel.

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Nazigeldwäsche: Ein Geschenk des Himmels.

Wie Daimler-Benz Nazigeld waschen durfte

Doku von Dr. Gabriele 'Gaby' Weber, San Telmo/ Buenos Aires (ARG) und zeitw. Berlin

daimler_benz_argentinien_argentina_jorge_antonio_juan_peron_nazigeldwaesche_nazigold_gaby_weber_geldwaesche_nationalsozialismus_kritisches_netzwerk_steuerhinterziehung_korruption.jpgDer Mythos sagt, dass wir unseren Wiederaufbau Ludwig Erhard verdanken, dem Wirtschaftsminister Adenauers und späteren Bundeskanzler. Doch die Realität ist eine andere: Danach verdanken wir unser Wirtschaftswunder einem ganz anderen Mann: dem Argentinier Jorge Antonio (* 14.10.1917; † 11.02.2007), rechte Hand des damaligen Präsidenten Juan Perón und Wäscher “unseres” Nazigoldes.

Unter Erhards Regie und mit ausdrücklicher Erlaubnis der USA wuschen er und Daimler-Benz ab 1949 im grossen Stil das während des Zweiten Weltkrieges in der Schweiz versteckte Kapital. Im Beipack wurden Nazis im Werk Mercedes-Benz Argentina untergebracht. Das Imperium Antonios war eine “monströse Organisation”, wie später Richter urteilen werden.

Geldwäsche? Welch hässliches Wort! “Es war für die Deutschen ein Geschenk des Himmels”, sprach Antonio der Autorin ins Mikro. Wie dieses System von Währungsmanipulationen, Steuerhinterziehung, Korruption und schwarzen Kassen funktionierte, beschreibt der Film mit zahlreichen Dokumenten.

Die Dokumente der "Untersuchungskommission Jorge Antonio" waren verschollen, bis die Autorin sie in einem Verlies einer Bank fand. Das Interview mit Jorge Antonio führte die Autorin kurz vor seinem Tod im Jahre 2007. Es wird zum ersten Mal in diesem Film gezeigt.

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CETA: Wie weiter nach dem Einknicken der SPD?

von Leo Mayer / isw München

Ist es die Lust an der Inszenierung des eigenen Untergangs? Oder was treibt die SPD? Da demonstrieren 320.000 Menschen gegen CETA, da unterschreiben in Bayern 50.000 Menschen an einem Tag das Volksbegehren ‚CETA im Bundesrat ablehnen‘ und Sigmar Gabriel sagt nach der Zustimmung des SPD-Konvents zu CETA, das sei „ein guter Tag“ für die SPD gewesen.

Im Vorfeld des Konvents wurde das politische Schicksal von Sigmar Gabriel als SPD-Chef und Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl 2017 vom Abstimmungsverhalten der Delegierten abhängig gemacht. Aber nicht in dem Sinne, dass er eine Mehrheit seiner Partei für das Anliegen der Mehrheit der Bevölkerung gewinnen müsse, sondern im Gegenteil. Kanzlerkandidat könne er nur werden, wenn er die SPD dazu bewegt, sich gegen die Mehrheit der Bevölkerung und große Teile seiner eigenen Partei zu positionieren.

Das ist ihm gelungen. Sigmar Gabriel hat sich durchgesetzt. Zwar mit Tricks und Täuschungen. Aber mit Zweidrittelmehrheit hat sich der SPD-Parteikonvent für das Freihandelsabkommen mit Kanada ausgesprochen. Auch Matthias Miersch, Sprecher der Parlamentarischen Linken in der SPD-Bundestagsfraktion und vorher einer der einflussreichsten Kritiker des CETA-Abkommens, warb in Wolfsburg für ein Ja des Konvents.

Dass die Wirtschaftsverbände begeistert sind, das überrascht nicht. Irritierend vielleicht, dass SPD-Vizevorsitzender Ralf Stegner, der häufig dem linken Parteiflügel zugeordnet wird, meint: „Das stärkt die Partei und ihren Vorsitzenden.“ Wie das? Wo doch nach einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid zwei Drittel der SPD-Wähler eine vorläufige Anwendung von CETA ablehnen und nur ein Drittel CETA positiv sieht.

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Weder Donald Trump, noch Hillary Clinton

US-Politik wird von US-amerikanischer Finanzindustrie (Wall Street) entschieden

von Ernst Wolff - Autor des Buches „Weltmacht IWF- Chronik eines Raubzugs“

Das politische Schauspiel, das die Amerikaner derzeit erleben, ist nicht neu: Alle vier Jahre findet in den USA eine Medien- und Materialschlacht statt, die den Eindruck erwecken soll, das amerikanische Volk stimme auf demokratische Weise über den künftigen Kurs des Landes ab.

In Wahrheit wird nur darüber entschieden, wer in den kommenden vier Jahren vom Weißen Haus aus die Interessen der Wall Street vertreten, das amerikanische Volk durch immer neue Scheingefechte von seinen wahren Problemen ablenken und es durch gezielte Manipulation auf weitere Kriege vorbereiten soll.

Die Unterschiede zwischen den Kandidaten Clinton und Trump spiegeln dabei die verschiedenen Standpunkte der amerikanischen Finanzindustrie wider. Im Umgang mit Russland zum Beispiel setzt Clinton auf Konfrontation und die Fortsetzung der laufenden Kriegsvorbereitungen, während Trump den von Ex-Präsidentenberater Zbigniew Brzezinski propagierten Kurs der „Neuausrichtung“ („realignment“) der Beziehungen zu Russland verfolgt.

 Brzezinskis Kurs beharrt auf der Rolle der USA als Weltmacht Nr. 1, erkennt aber an, dass das Land an Wirtschaftskraft verloren hat und seinen Status nur dann aufrechterhalten kann, wenn es einem bewaffneten Konflikt mit Russland – zumindest vorerst – aus dem Weg geht.

Hintergrund dieser Strategie ist keinesfalls eine Hinwendung zu friedlicherer Politik. Im Gegenteil - die Neuausrichtung gegenüber Russland erlaubt die Konzentration aller militärischen Kräfte der USA auf einen anderen Konflikt, der für die Wall Street derzeit Priorität besitzt: den Krieg im Nahen Osten.

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Oktoberfest 2016: Wiesn hinter Gittern.

Doch die Gefährdung kam von oben

von Wolfgang Blaschka, München

oktoberfest_munich_bierfest_volksfest_theresienwiese_wiesn_muenchen_oktoberfestung_kotzhuegel_kotzwiese_terrorangst_terrorhysterie_hendl_dirndl_bavaria_kritisches_netzwerk.jpgManch ein Schießbudenbesitzer war den Tränen nahe, weil es ihm gar so nass reingegangen war zum Wiesn-Auftakt: "Heute haben wir 25 Euro eingenommen. Davon kann ich kaum den Strom bezahlen". Geschweige denn die Angestellten. Die rund 400 kleinen Schausteller, Eisverkäufer, Karussell- und Fressbuden-Betreiber waren verzweifelt und drohten am vierten Tag mit Protestaktionen.
 
Ab 21 Uhr wollten sie die Lichter löschen und in partiellen Wiesnstreik treten. Und das auf dem größten Volksfest der Welt! Die Sause drohte zu floppen. Seppi Schmid, der Wiesn-Chef und CSU-Großstadt-Großkoalitionär thematisierte großspurig schon mal kleine Nachlässe bei den Standmieten, konnte und wollte aber nichts versprechen. Denn der Sicherheitsaufwand mit Zaun und 450 Einlass-Ordnern kostet die Stadt immerhin 3,6 Millionen. Die werden immerhin erst nächstes Jahr draufgeschlagen. Den Großwirten kann das egal sein: Bier geht immer. Da darf es durchaus nass reinlaufen, wenn man im Trockenen sitzt. Die Polizei meldete die erste Alkoholleiche allerdings erst gegen 15 Uhr, so spät wie selten. Nur eine halbe Million kam am ersten Wochenende, also halb so viele wie sonst.

War es die Terrorangst oder einfach nur das vermaledeite Sauwetter? 25.000 konnte es nicht abhalten zur Anti-CETA-Demo zu gehen. Aber Teufelsrad und Achterbahn fahren gegen den Terror? Sich im Kettenkarussell oder per Schiffschaukel in die prasselnden Böen werfen, nur um "unsere Lebensart" zu verteidigen, das ginge den meisten Feierwütigen dann doch zu weit.

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Syrien, der russische Brückenkopf im Nahen Osten

von Alexandre Artamonov

Thierry Meyssan beantwortete die Fragen von Alexandre Artamonov für Pravda TV, über die Situation in Syrien und die Geopolitik des Mittelmeers.

Eine kurze, nicht wörtliche Übersetzung des Interviews:

Pravda TV: Guten Tag auf Pravda.ru. Ich, A. Artamonov, habe das Vergnügen hier Thierry. Meyssan, den bekannten Geoanalytiker per Skype aus Syrien zu empfangen. Guten Tag T. M. Jeder kennt T. Meyssan, in Frankreich und in Russland und so brauche ich ihn nicht vorzustellen mit seiner Website Voltaire.

Erste Frage an Thierry Meyssan (TM): Laut dem französischem Außenminister Jean-Yves Le Drian (11.Sept 2016) käme die französische Flotte auf Dauer ins Mittelmeer und ins Schwarze Meer, was einer Änderung der Politik der NATO gleichkäme.

TM: Zuerst zur dauernden Anwesenheit der Flotte: laut den internationalen Abkommen dürfen die westlichen Schiffe nicht länger als 21 Tage im Schwarzen Meer verweilen. Daher wird es sich um ein kontinuierliches Abwechseln der westlichen Schiffe handeln. Ich glaube nicht dass es etwas Neues ist, da die NATO, besonders seit dem Kiew-Putsch, dort schon präsent ist. Dann zum Mittelmeer im Allgemeinen: es ist ein Meer mit Geschichte. Es ist nicht, wie man glaubt, eine konfliktreiche Geschichte zwischen dem Norden und Süden, sondern seit Jahrhunderten ein Konflikt zwischen dem Westen und dem Osten des Mittelmeeres. Die Staaten die dort Interesse besitzen sind Frankreich, England, aber auch die USA, Russland und was man vergisst, auch China, weil schon am Ende des Altertums das Mittelmeer ein chinesisches Meer war.

Pravda TV: Hm. Einverstanden. Und noch etwas zum Schwarzen Meer: Ein franz. Schiff „Le Dupuy de l’homme“ (genauer Name unverständlich) wäre permanent im Schwarzen Meer anwesend.

TM: haha! Es ist ein Spionage-Schiff, aber es wird nicht lange dort bleiben, weil Russland dort, wie hier in Syrien und in Kaliningrad [ehemaliges Königsberg;] an der deutschen Grenze eine Art Störgerät, das die NATO-Kommunikationen im Umkreis von 300km unmöglich macht, rund um die Krimbasis installiert hat. So glaube ich nicht, dass dieses Schiff dort noch lange bleiben wird.

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Die Identität von Flüchtlingen hat mit „Sicherheit der Bevölkerung“ nichts zu tun

Mit letzter Sicherheit kann die Identität von Flüchtlingen ohnehin nicht mehr festgestellt werden

von Annette Brückner / Redaktion POLICE-IT

syrian_passport_syria_syrie_civil_war_refugees_ausweis_kritisches_netzwerk_fluechtlinge_damaskus_aleppo_asylbewerber_staatsbuergerschaft_fake_blanko-paesse.jpgWenn vier von fünf Flüchtlingen im Herbst letzten Jahres ohne Ausweise gekommen sind, und die Übrigen echte syrische Pässe kaufen konnten, in die Fälscher für viel Geld die Wunschpersonalie und das Passfotos des Käufers eingesetzt haben, dann steht fest, dass Identitätsangaben von Asylbewerbern auf deren Angaben beruhen. Die können stimmen oder auch nicht. Doch nicht jeder, der falsche Angaben gemacht hat, weil er sich dadurch einen Vorteil im Asylverfahren verspricht, ist deswegen gleich ein Terrorist. Die Behörden sollten sich auf tatsächliche Verdachtsfälle konzentrieren; Politiker sollten Stimmung gegen Asylbewerber nicht weiter mit falschen Argumenten anheizen.

In der Sicherheitsdebatte gibt es einen neuen Aufreger. Der Bote war diesmal Thomas Roth, der Anchorman der Tagesthemen. Der legte sich am vergangenen Samstag bedeutungsschwer ins Zeug: Es sei für die Sicherheit der Bevölkerung „entscheidend“, wer mit welcher Identität ins Land gekommen sei [1]. Damit leitete er über zu einem Filmbeitrag über ein Hickhack zwischen einzelnen Bundesländern, die dem "Bundesamt für Migration und Flüchtlinge" (BAMF) vorwerfen, „gefälschte“ syrische Pässe nicht erkannt zu haben.

So ziemlich alles an dieser Meldung ist irritierend:

► Vier Fünftel aller Asylbewerber haben doch angeblich gar keine Pässe …

Anfang des Jahres berichteten diverse Medien [2] unter Berufung auf das Bundesministerium des Inneren, dass zwischen 77 und 80% aller Asylbewerber (damals) ganz ohne Ausweispapiere eingereist sind. Ihre ‚Identität‘, also Namen, Herkunft, Geburtsdatum usw. konnten sie sich nach freien Stücken aussuchen: Ob sie stimmte oder nicht, wissen nur sie selbst.

Dass man ohne Pass auf eine Flucht geht, mag gute Gründe haben und ist nicht schon per se verwerflich, geschweige denn kriminell: In vielen Ländern, aus denen Flüchtlinge kommen, ist es nicht üblich, Pässe zu haben. Eine Flucht geschieht häufig so plötzlich, dass keine Gelegenheit mehr ist, sich einen Pass zu besorgen. Auch ist die Vorstellung etwas „deutsch“, dass man vor einer Flucht zunächst auf die Meldebehörde marschiert und dort ein zur Ausreise geeignetes Dokument beantragt. Selbst vorhandene Ausweispapiere wurden in vielen Fällen vernichtet, weil die Flüchtlinge Probleme bei der Einreise befürchteten. Insofern gibt es mehrere nachvollziehbare Gründe, warum ein Schutzsuchender ohne Ausweis einreist. [3].

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Windflüchter – Werner Rügemer: Bis diese Freiheit die Welt erleuchtet

Buchtipp von Harry Popow

Windflüchter – das sind Bäume und Sträucher an der Meeresküste, die unter konstanten Westwinden stark gekrümmt wurden. Ein anderer Wind weht in der menschlichen Gesellschaft. Er ist eisig und menschenfeindlich, fegt mit aggressiver Gewalt über den ganzen Globus, zwingt mit finanzgewaltigen Helfern und den Medien die Menschen, sich krumm zu machen, sich abzuducken, sich willenlos anzupassen. Ja, dieser Kapitalwind macht die Konsumenten im Namen des Neoliberalismus glauben, das sei alles vernünftig und normal und wer nicht mithalten kann, sei selber Schuld. Und wer das ändern will, der unbequeme Fragen stellt, der sei ein Störenfried im System. Oder ein Krimineller. Oder gar ein Terrorist?

werner_ruegemer_bis_diese_freiheit_die_welt_erleuchtet_transatlantische_sittenbilder_aus_politik_wirtschaft_geschichte_kultur_kritisches_netzwerk_desinformation_vergessensproduktion.jpg           werner_ruegemer_kritisches_netzwerk_arbeitnehmerrechte_ttip_windfluechter_fertigmacher_vergessensproduktion_ratingagenturen_arbeiterfotografie_arbeitsunrecht_colonia_corrupta.jpg 

Zu den Widerständigen zählen Millionen ehrlicher nach Wahrheit strebender Leute, Verbände, Bündnisse, Parteien in aller Welt, freilich mit sehr unterschiedlichen Gedankenkonstruktionen oder gar Illusionen. Unter ihnen einzelne Politiker und Künstler. Einer von ihnen ist Werner Rügemer, (Dr. phil.), geboren 1941, Publizist, Lehrbeauftragter an der Universität zu Köln. Er ist Mitglied im deutschen P.E.N.-Club, im wissenschaftlichen Beirat von Attac und bei Business Crime Control. 2002 erhielt er den Journalistenpreis des Bundes der Steuerzahler NRW, 2008 den Kölner Karlspreis für kritische Publizistik.

► Manipulierungstechniken des Kapitals

In seinem neuen Sammelband “Bis diese Freiheit die Welt erleuchtet“ hat uns der unbeugsame Autor einiges zu sagen. Im Vorwort heißt es: „Wie genau konnte der Kapitalismus in die Poren des Verhaltens, Denkens und Fühlens so tief eindringen?“ Und sei er überall derselbe? Täuschen sich die „Deutschen“ nicht darüber hinweg, dass „sie selbst Vasallen sind, freilich privilegierte Vasallen?

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Grün-Schwarz in Ba.-Wü. für Bundeswehreinsatz im Innern

von Anna Rombach und Marianne Arens / wsws.org

 In Baden-Württemberg hat die erste grün-schwarze Landesregierung einem gemeinsamen Manöver von Bundeswehr und Polizei im Februar 2017 zugestimmt. Fünf Monate nach ihrer Amtsaufnahme erweist sich die Koalition unter Winfried Kretschmann als Vorreiterin von Militarismus, Sparpolitik und Angriffen auf Flüchtlinge.

Ministerpräsident Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) begrüßt den Einsatz der Bundeswehr im Innern schon lange. Während Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) ausgerechnet zum traditionellen Antikriegstag am 1. September, dem Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs, solche gemeinsamen Übungen von Bundeswehr und Polizei ankündigte, rechtfertigte dies Kretschmann mit den Worten: „Da es diese Möglichkeit [einer Unterstützung der Polizei durch die Bundeswehr] als ‚ultima ratio‘ gibt, muss man eine solche Unterstützung auch mal einüben.

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Die Wandlung der Grünen von Pazifisten zu Militaristen zählt schon bald zwanzig Jahre. Noch vor Bildung der rot-grünen Bundesregierung im Herbst 1998 stimmten die Grünen dem Kampfeinsatz der Bundeswehr im NATO-Krieg gegen Jugoslawien zu. Jetzt spielen sie eine Schlüsselrolle, um den Einsatz militärischer Kräfte im Inland gesellschaftsfähig zu machen.

Doch die traumatischen Erfahrungen mit Krieg, Faschismus und Polizeiterror sind in der Bevölkerung noch sehr lebendig. Keine Regierung seit 1945 hat es bisher gewagt, das Militär im Inneren gegen die Bevölkerung einzusetzen. Schon die Gründung der Bundeswehr 1955 wurde von der Adenauer-Regierung nur gegen massive Proteste durchgesetzt. Der Bevölkerung wurde damals versprochen, das Militär würde niemals im Innern eingesetzt. Zwar wurde schon 1968 das Grundgesetz durch die Notstandsgesetze aufgeweicht und 2012 erlaubte das Verfassungsgericht bestimmte Bundeswehreinsätze im Innern, aber der Widerstand gegen die gesellschaftliche Militarisierung ist nach wie vor in der Bevölkerung weit verbreitet.

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Moderner Sklavenhandel. Leiharbeit: "Schmuddeltarif" statt "equal pay"?

von Mag Wompel

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"Wer die Leiharbeit aus der Schmuddelecke herausholen will, der muss dafür sorgen, dass gleicher Lohn für gleiche Arbeit gezahlt wird." Das ist kein Zitat aus dem Jahre 1972, als das Verbot der Leiharbeit durch die erstmalige Einführung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) von einer SPD/FDP Koalition - mit Unterstützung der DGB-Gewerkschaften - aufgehoben wurde! Es stimmt, die deutschen DGB-Gewerkschaften waren damals und lange Zeit danach immer noch für ein Verbot der Leiharbeit, weil sie in der Tat in die Schmuddelecke gehört. Pikant an diesem Zitat ist, dass es aus dem Jahre 2013 stammt, vom damaligen DGB-Vorsitzenden Michael Sommer.

Ausgesprochen hat er es nur kurz bevor die DGB-Tarifgemeinschaft aus den meisten der DGB-Gewerkschaften zum wiederholten Mal Tarifverträge zur Regulierung der Leiharbeit mit den großen Verbänden des Gewerbes geschlossen haben.

Ich stifte Verwirrung: Was kann pikant sein an Tarifverträgen?

► Kann Tarif denn Sünde sein?

Viele von uns glauben, Tarifverträge dienen der Besserstellung der Lohnabhängigen gegenüber der gesetzlichen Regelung - ob in Sachen Gehalt, Arbeitszeit oder sonstiger Arbeitsbedingungen. Das sollten sie unbedingt und immer noch. Doch bereits seit Ende der 1970er und verschärft der 1980er Jahre fingen einige Belegschaften an, beim Wort "Tarifverhandlungen" die Geldbörse festzuhalten, denn immer üblicher wurden Absenkungen erkämpfter Standards durch Tarifvorbehalte, Differenzierungsklauseln und Standortvereinbarungen.

Die Motivation der Gewerkschaften bzw. ihrer Betriebsräte?

Einerseits "Rettung" von Arbeitsplätzen vor Arbeitsplatzabbau und -verlagerung durch ihre Verbilligung. Eine Dumpingspirale, die um die Welt zieht und bis heute kein Ende gefunden hat. Und andererseits pure Regulierungssucht, mit der die Gewerkschaftsapparate ihre Notwendigkeit unter Beweis stellen: "Hauptsache mit Tarifvertrag" und mit dem berüchtigten "Fuß in der Tür".

► Schmuddeltarif

Die Tarifverträge in der Leiharbeit sind dennoch besonders pikant, denn sie verhindern das auf europäischer wie nationaler Ebene festgeschriebene Equal-Pay-Gebot - ein echter Schmuddeltarif eben.

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Oliver Stone - Agent Moskaus

Wenn deutsche Pro-Amerikaner echte Amerikaner zu Anti-Amerikanern machen

von Ulrich Gellermann, Berlin

Von Oliver Stone weiß man, dass er ein zu Recht berühmter US-amerikanischer Regisseur, Drehbuchautor und Filmemacher ist. Mit Filmen wie "Platoon" (zum Vietnamkrieg), wie "John F. Kennedy – Tatort Dallas" (JFK), "Natural Born Killers" und "Nixon – Der Untergang eines Präsidenten", hat er dem politischen Film wichtige und erfolgreiche Beiträge geliefert. Von Stone weiß man, dass er zur anderen, zur besseren Seite der USA gehört. Jetzt bringt er auch noch den Film "Snowden“, über den von Obama gejagten und von der deutschen Regierung verachteten Whistleblower in die Kinos.

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Das geht nicht, haben sie bei der obersten Medien-Agentur Deutschlands, der TAGESSCHAU-Redaktion gedacht. Da könnte ja das schöne Bild von den sauberen USA ins Wanken geraten, an dem die Reaktion seit Jahrzehnten so tapfer arbeitet. Aber den Film, der verspricht ein Welterfolg zu werden, gar nicht wahrnehmen? Das kann die TAGESSCHAU bei Nazis in der Ukraine machen, bei Friedensaufrufen von Prominenten, bei terroristischen Aktivitäten der Saudis. Das alles kann die Doktor-Gniffke-Truppe, nach dem TAGESSCHAU-Chef benannt, unter den Redaktionstisch fallen lassen. Aber einen der berühmtesten Filmemacher der Welt? Der außerdem seinen Film auch noch in Deutschland produziert hat? Da muss man sich was einfallen lassen.

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Fabio De Masi: So viel Unterhaltung wie Gabriel bietet nicht mal Donald Trump

Jens Wernicke (NDS) mit dem Europa-Abgeordneten Fabio De Masi

TTIP, CETA und TISA sind gut. Wer dagegen ist, ist Nationalist, dumm, wahrscheinlich Nazi. Das schrieb der SPIEGEL schon vor Längerem. Und neuerdings reiht sich auch das kritische Webmagazin Telepolis in diese „Querfront-Demagogieein. Wie die Bürger sich auch drehen und wenden, der Kampfpresse-Journaille machen sie es offenbar nie recht: Wenden sie sich von der verlogenen Politik, die beständig ihre Interessen mit Füßen tritt, ab, beschimpft man sie als „politikverdrossen“; begehren sie hiergegen auf, werden sie als „Wutbürger“ stigmatisiert. Tragen sie tumbe Parolen wie „Lügenpresse!“ gegen die alltägliche Medienmanipulation auf die Straße, sind sie rechts, weil nicht intellektuell genug.

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Jens Wernicke sprach mit dem Europa-Abgeordneten Fabio De Masi, der die Sache deutlich anders einschätzt und kein heiles Haar an der entsprechenden Propaganda der Leitmedien lässt.

Jens Wernicke: Herr De Masi, am Wochenende gab es bundesweite Großdemonstrationen gegen TTIP und CETA. Bei ersterem sei die Politik in die Defensive geraten, bei zweiterem würde es nun aber ernst: Beim Treffen der Handelsminister in Bratislava am 22. und 23. September soll der Weg für die Unterzeichnung und vorläufige Anwendung freigemacht werden. Wie stellt der Sachstand bei beiden Abkommen sich aus Ihrer Sicht dar?

Fabio De Masi: Ein Abschluss von TTIP, dem Abkommen mit den USA, ist derzeit wegen der US-Präsidentschaftswahlen unwahrscheinlich.

Man sollte sich aber nicht täuschen lassen. Wirtschaftsminister Gabriel und die EU-Kommission wollen CETA durchdrücken. Die US-Seite ist daher sehr entspannt. Denn CETA, das Abkommen mit Kanada, enthält teils sogar weitergehende Regelungen als bei TTIP angestrebt. Um das Abkommen zu nutzen, reicht es für einen US-Konzern oder EU-Konzerne, eine Zweigniederlassung in Kanada zu unterhalten.

Hinzu kommt das Dienstleistungsabkommen TISA. Das soll noch vor den US-Wahlen unter Dach und Fach gebracht werden.

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Brasilien: Rousseffs Absetzung - die nationale Schande

von Wolf Gauer, São Paulo - Brasilien

Böllerschüsse und teures Feuerwerk in den „besseren“ Vierteln von São Paulo signalisierten am 31. August 2016 das Ergebnis der Schlussabstimmung des brasilianischen Senats im beschämenden Amtsenthebungsprozess gegen Dilma Vana Rousseff, die legitime Präsidentin Brasiliens: „Dilma“ ist abgewählt. Mit 61 Ja- und 20 Nein-Stimmen. Trotz ihrer fulminanten Verteidigungsrede, die so sicher in die brasilianische Geschichte eingehen wird wie das vergleichbare „Politische Testament“ des Präsidenten Getúlio Vargas, der sich nach der Niederschrift erschoss (1954).

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Der ungeliebte Interims-Präsident Michel Elias Temer Lulia, vormals Rousseffs Vize (eine Konzession an den sozialdemokratischen Koalitionspartner PMDB), ist nunmehr Regierungschef bis zu den Präsidialwahlen von 2018. Einige Senatoren geben zu, dass sie gegen ihre Überzeugung gestimmt haben, nämlich so, wie es die extreme Hasskampagne der Medienkonzerne gegen die integre Nachfolgerin von Präsident Lula da Silva diktierte (vgl. Dilma und die repräsentative Demokratie, Ossietzky 12/2016). Ihre politischen Rechte hat man Rousseff in separater Abstimmung überraschend belassen, und sie kämpft weiter. Beim Obersten Bundesgericht ist schon Beschwerde gegen das Verfahren eingelegt. Altpräsident Lula da Silva bemüht sich um eine nationale demokratische Front gegen die Regierung der Putschisten.

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Bratislava: der Gipfel des Kleingeistes

von Thierry Meyssan / voltairenet.org

Die 27 Staaten, die in der Europäischen Union bleiben wollen, haben in Bratislava (Slowakei) ein separates Gipfeltreffen – ohne Großbritannien – abgehalten. Sie sollten über ihr gemeinsames Projekt nachdenken, gaben sich aber damit zufrieden, die abgedroschenen alten Platten neu aufzulegen. Die Welt verändert sich. Großbritannien passt sich an. Die Europäische Union stagniert.

Drei Monate nach der Entscheidung der britischen Wähler, aus der Europäischen Union auszutreten, haben sich deren Staats- und Regierungschefs – mit Ausnahme der Premierministerin des Vereinigten Königreichs – in Bratislava getroffen, um der EU neue Impulse zu geben.

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Man hoffte auf ein Überdenken von dem, was zum Brexit geführt hatte, und wie das Bündnis damit umgehen sollte. Doch dazu kam es nicht. Die 27 begnügten sich auszusprechen, was möglicherweise die Auflösung der EU beschleunigen könnte, und redeten über Terrorismus, ohne zu begreifen, dass die Gefahr eine innere ist, dass Deutschland und Frankreich den Plan einer gemeinsamen europäischen Streitmacht wieder auferstehen ließen und dass Jean-Claude Juncker die Interessen der luxemburgischen Banker vertrat.

Anlässlich des Brexit haben wir erklärt, dass der Buckingham Palast und eine einflussreiche Partei der herrschenden britischen Klasse sich von Washington distanzieren wollten und sich wirtschaftlich an China sowie militärisch an Russland anzunähern wünschten [1]. Downing Street hat indessen keine seiner Karten aufgedeckt und hält seine Absichten bis zur Eröffnung der Verhandlungen über den Austritt aus der EU geheim.

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Bürger stemmen sich gegen CETA, TTIP und TiSA

Frankfurt, 17. September 2016, 12.00 Uhr Opernplatz

von Marie-Luise Volk

Es gibt wohl kaum eine Stadt in Deutschland, die prädestinierter für den Protest gegen die sogenannten Freihandelsabkommen CETA, TTIP und TiSA ist als Frankfurt am Main. Als Finanzmetropole Deutschlands ist sie Ausdruck eines ungezügelten Finanzkapitalismus, der völkerverachtender nicht sein kann. Allein in Frankfurt haben 50.000 Bürger Flagge gezeigt. Allein in Frankfurt sind 50.000 Bürger auf die Straße gegangen und haben den Befürwortern von CETA & Co. gezeigt, dass sie wissen, um was es geht und dass sie dem Ansinnen der Politik, die Regeln für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit außer Kraft zu setzen, eine klare Absage erteilen. Ein großes Aufgebot an Polizei sorgte dafür, die Innenstadt zu sperren.

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Ca. 30 Organisationen hatten ein breites Bündnis geschaffen, um den Protest auf die Straße zu bringen. Wochenland wurde für die Teilnahme am Protest getrommelt. Die Stimmung auf dem Opernplatz war eindeutig: Wurden Politiker zitiert, die sich für die sogenannten Freihandelsabkommen aussprachen, erschallten die Buh-Rufe und schrillen Trillerpfeifen. Kam die Botschaft „CETA, TTIP und TiSA – stoppen“ überschlugen sich die Beifallsbekundungen. Das Publikum hatte sich offensichtlich mit den Folgen der sogenannten Freihandelsabkommen auseinandergesetzt.

Die Redebeiträge der Referenten zielten auf die verschwiegenen Schwachstellen der geplanten Abkommen: Ob Arbeitnehmerrechte, bäuerliche Landwirtschaft, Umweltschutz, nichts, aber auch gar nichts wird von Veränderungen ausgenommen sein. Und zwar von Veränderungen, von denen die Großkonzerne profitieren – natürlich zu Lasten der Bevölkerung. Zu Recht blitzte bei den Referaten und Statements auch die Kritik am Kapitalismus durch. Es fehlte jedoch der gezielte Hinweis auf das fehlerhafte Geldsystem. Ist doch dieses untaugliche Geldsystem verantwortlich für die einseitige Vermögensvermehrung zugunsten der 1-Prozent-Finanzelite.

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Kinderarmut in Deutschland wächst weiter

von Dietmar Henning / wsws.org

In Deutschland sind im letzten Jahr fast zwei Millionen Kinder und Jugendliche in Armut aufgewachsen. Als arm gelten sie, wenn ihre Eltern auf staatliche Leistungen nach dem zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II), landläufig Hartz IV, angewiesen sind.

Die bundesweite Quote der Kinder unter 18 Jahren in Hartz-IV-beziehenden Familien ist auf 14,7 Prozent angestiegen und liegt damit um 0,4 Prozentpunkte höher als 2011. Die Hauptstadt der Kinderarmut ist Berlin. In keiner anderen deutschen Stadt wohnen mehr arme Kinder und Jugendliche als hier. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung hervor.

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Zwar ging die Armutsquote in Berlin in den vergangenen Jahren leicht von 33,7 auf 32,2 Prozent zurück. „Zugleich nahm aber die Zahl armer Kinder und Jugendlicher zu, weil insgesamt mehr Kinder in der Hauptstadt leben“, so die Autoren der Studie. Fast jeder dritte Unter-18-Jährige in Berlin lebe mit seiner Familie von Sozialleistungen.

Die Daten der Studie stammen aus Statistiken der Bundesagentur für Arbeit sowie einer Langzeitstudie zu Armutsfolgen für Kinder und Jugendliche.

Betrachtet man die regionalen Armutsquoten, so zeigt sich, dass es nach wie vor große Unterschiede gibt. Die von Armut geprägten ostdeutschen Bundesländer verharren auf einem hohen Niveau. Die Quote sank dort zwar seit 2001 um 2,4 Prozentpunkte, lag aber im letzten Jahr immer noch bei 21,6 Prozent. Jedes fünfte Kind ist hier arm.

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#Bayer, #Monsanto und die Zukunft der Landwirtschaft

von Leo Mayer / isw München

Für 66 Milliarden US-Dollar übernimmt Bayer den Saatgutmonopolisten Monsanto. Damit entsteht der mit Abstand größte Agro-Konzern der Welt. Angeblich geht es um den Kampf gegen den Hunger und die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung. Da kommt das isw-spezial 28 (Angela Müller: „Das Geschäft mit der Nahrung“) gerade zum richtigen Zeitpunkt. Die Menschheit kann ernährt werden. Aber nicht durch Agrargiganten wie Bayer/Monsanto und weitere Industrialisierung der Landwirtschaft, sondern nur wenn umgesteuert wird – wenn Kleinbauern zum Motor der Ernährungssicherung gemacht werden, wenn von der intensiven zu einer nachhaltigen Landwirtschaft übergegangen wird, die es den Böden erlaubt, sich zu regenerieren.

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Mit der Übernahme von Monsanto durch Bayer erreicht die Konzentration auf dem Agro-Markt einen neuen Höhepunkt – Bayer steigt zum größten Agrochemie-Konzern der Welt auf. Schlüsselelemente der Nahrungsmittelkette liegen nun in der Hand eines einzigen Konzerns. Bei den Pestiziden erreichen Bayer und Monsanto zusammen einen Marktanteil von rund 25%, beim Saatgut für gentechnisch veränderte und konventionelle Ackerfrüchte einen von rund 30%. Allein die Gen-Pflanzen betrachtet, erreichen die beiden Gesellschaften vereint mit weit über 90% sogar eine klare Monopolstellung auf dem Markt.

66 Mrd. US-Dollar legt Bayer für Monsanto auf den Tisch. Dies ist die größte Übernahme, die je ein deutscher Konzern geschmiedet hat. Allerdings: so deutsch ist der Chemieriese Bayer mittlerweile nicht mehr. Nur 20,6% des Grundkapitals sind in der Hand deutscher Aktionäre. Es dominieren die Shareholder aus dem angelsächsischen Bereich: 27,6% des Aktienkapitals sind im Portefeuille US-amerikanischer Fonds, weitere 18,9% werden von britischen Institutionellen (teilweise Dependancen von amerikanischen) gehalten. Es handelt sich also weitgehend um eine Verschmelzung von US-Kapital.

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Wieder mehr junge Menschen im HARTZ-IV-System

Die im Dunkeln sieht man nicht

von Laurenz Nurk, Dortmund

Vor zwei Jahren war das Thema Griechenland noch in aller Munde, ebenso war die Rede von einer verlorenen Generation, von den arbeitslosen Jugendlichen in den südlichen EU-Ländern, man sprach von Europas Tragödie.

Beide Themen sind aus den Schlagzeilen raus. Dabei ist in Italien immer noch mehr als jeder dritte der unter 25-Jährigen arbeitslos, in Griechenland jeder zweite, in Frankreich immer noch jeder vierte. Die Verarmung der jungen Menschen schreitet voran.

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In Deutschland ist die Zahl der HARTZ-IV-Empfänger zwischen 15 und 24 Jahren von 2014 zu 2015 erstmals seit Jahren wieder gestiegen. Der DGB spricht von einer Verfestigung von Armutslagen im Hinterhof unserer Wohlstandsgesellschaft.

Die DGB-Studie zeigt auf, dass die Zahl der HARTZ-IV-Empfänger zwischen 15 und 24 Jahren von 2014 zu 2015 erstmals seit Jahren wieder um 8.600 auf 746.000 gestiegen ist. Etwa 300.000 junge Menschen sind sogar schon seit vier Jahren auf die staatliche Grundsicherung angewiesen.

Immer mehr Menschen erfahren die gesellschaftliche Benachteiligung und Spaltung oftmals schon in jungen Jahren. Sie wachsen mit permanentem Verzicht auf, während andere sich scheinbar alles leisten können.

Jugendliche, die im Umfeld des Hartz-IV-Systems leben, haben ein höheres Risiko für mehrfache Benachteiligung. Neben finanziellen Problemen und Überschuldung sind es vor allem Arbeitslosigkeit, niedriges Erwerbseinkommen in der Familie und entsprechend schlechte Wohnverhältnisse. Dazu kommen schlechtere Chancen in der Schule, im Berufsausbildungssystem und in der Arbeitswelt.

Wenn man genauer hinschaut wird deutlich, dass nicht jeder junge Mensch, der HARTZ-IV bezieht, automatisch als Arbeitsloser registriert ist. Bei den unter 25-Jährigen geht ein großer Teil noch zur Schule, er studiert, macht eine Ausbildung und lebt noch bei den Eltern, die meistens selbst hilfebedürftig sind.

Die andere große Gruppe ist tatsächlich auf Jobsuche und benötigt staatliche Hilfe, da sie über kein Einkommen verfügt. Wieder andere sind krank oder stehen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung, weil sie Kinder erziehen oder ihre Eltern pflegen.

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„Values and deals“ Anmerkungen zu einem verborgenen Aspekt des syrischen Krieges

Dass es in Syrien nicht um das Wohlergehen der dort lebenden Menschen geht, bedarf keiner Beweise: 400.000 Tote, 11,6 Millionen Menschen auf der Flucht, ein zerstörtes Land. Diese Tatsachen sprechen für sich. Dass dem Terrorismus mit Bomben nicht beizukommen ist, gleich, wo sie produziert, von wem sie abgeworfen werden und wie entschlossen sich alle Beteiligten geben, ist ebenso offensichtlich. Dass es um den geostrategischen Zugriff auf diesen Raum geht, um Zugriff auf Ressourcen, um den Zugang zum Mittelmeer wie auch zum Indischen Ozean, ist auch klar. Das alles kann selbstverständlich nicht oft genug wiederholt werden.

Aber etwas Drittes rückt in den aktuellen Absprachen zwischen USA und Russland um einen Waffenstillstand zur Zeit in Syrien zutage, was einer genaueren Betrachtung bedarf. Deutlich wurde das durch einen irritierenden Auftritt Baschar al-Assads unmittelbar nach Bekanntgabe der zwischen den USA und Russland getroffenen Absichtserklärungen ihre Parteigänger – „Rebellen“ hier, Assads Truppen dort – zu einer Einstellung der Kämpfe veranlassen zu wollen:

Der syrische Staat“, ließ Assad bei einem, wie die FAZ zu Recht als besonders bemerkenswert hervorhebt, „seltenen öffentlichen Auftritt“ demonstrativ verlauten, „ist entschlossen, jedes Gebiet von den Terroristen zurückzuerobern“. Die syrischen Streitkräfte, so Assad  weiter,  würden ihre „Arbeit unerbittlich und ohne Zögern, unabhängig von inneren oder  äußeren Umständen“  fortsetzen. (Zitiert nach FAZ, 13.09.2016)

Was war das? Die Ansage eines unverbesserlichen „Schlächters“? Eine Provokation? Verzweiflung? Eine Dummheit? Ein abgesprochener Auftritt? Wenn abgesprochen, dann mit wem und wofür?

► Schweigen zu Assad

 Bei genauerem Nachforschen fällt auf, dass in den aktuellen Verlautbarungen zu den Waffenstillstandsverhandlungen nichts darüber ausgesagt wird, welche Rolle Assad in der von Amerikanern und Russen angekündigten Wende spielen soll, nachdem zuvor aggressiv über die Rolle Assads als Staatspräsident gestritten wurde.

Die russische Position war bisher eindeutig: Syrien ist ein souveräner Staat, Assad sein gewählter Präsident. Niemand hat das Recht zu intervenieren und einen „Regimechange“ zu erzwingen. Eine Ablösung Assads kann nur durch Wahlen erfolgen.

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Ungarn raus, Niger rein: Die Zukunft der Europäischen Union ist schwarz

von Ulrich Gellermann, Berlin

jean_asselborn_aussenminister_immigration_asyl_migration_luxemburg_europaeische_union_european_union_kritisches_netzwerk_luxembourg_ungarn_groussherzogtum_letzebuerg.jpgUngarn raus aus der EU! Forderte jedenfalls der EU-Außenminister Jean Asselborn und wahrte dabei die gewohnte luxemburgische Zurückhaltung. Denn natürlich könnte er beim Rauswurf auch an Polen denken. Auch an Tschechien, die Slowakei und Österreich. Alles Länder, die sich brutal gegen Flüchtlinge abschotten. Alles Länder, in denen die bürgerliche Demokratie ordentlich beschädigt ist. Alles Länder, die in der einen oder anderen Weise der Eurokratie zu widersprechen wagen. Und wenn man mal beim Rauswerfen ist: Was ist eigentlich mit den baltischen Staaten?

Ginge es nicht um die Aufnahme von Flüchtenden, sondern um die Ursachen der Flucht, müsste sich die EU natürlich komplett selbst rauswerfen. Selbst bei AfD-Wählern soll sich rumgesprochen haben, dass zu den wesentlichen Fluchtursachen Kriege gehören. Und an der Spitze der weltweiten Waffenexporteure stehen Länder wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Die beiden letzteren waren führend an der kriegerischen Zerstörung Libyens beteiligt. Und es gibt kaum einen Krieg in Afrika, an dem die alten Kolonialmächte nicht wenigsten ein bisschen mitgemischt haben. Also, wenn einer was davon versteht, die Völker der Welt in Bewegung zu setzen, dann die EU. Unter sachkundiger Hilfe der USA versteht sich.

Nicht wenige Flüchtlinge verlassen ihre Länder auch, weil sie schlicht hungern. Hunger herstellen, dass ist für die Europäische Union die leichteste Übung: Afrikanische Futtermittel billig einkaufen, in der europäische Hühnchenmast verwenden, die „besseren“ Hühnerteile selber fressen, Flügel, Hälse, Füße, Knochen und Innereien nach Afrika exportieren, mit Niedrigstpreisen für das Abfallfleisch die heimische Geflügelproduktion kaputt machen und so eines der Wunder kapitalistischer Ökonomie bewirken: Mit dicken Hühnchen magere Afrikaner und fette Profite erzeugen. Damit das so bleibt, drückt die EU gerade diverse „Economic Partnership Agreements“ (EPA) mit afrikanischen Ländern durch, Freihandelsabkommen, die in Afrika die Freiheit des Neoliberalismus herstellen. Allein Kenia würde der Abbau der Zölle auf europäische Importe nach Schätzungen eines kenianischen Wirtschaftsinstitutes jährlich bis zu 110 Millionen Euro kosten.

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Es sind Duma-Wahlen – und keiner kriegt es mit

von Lothar Deeg, Sankt Petersburg

Stell Dir vor, am übernächsten Sonntag wären Bundestagswahlen – und es interessiert niemanden. Und der Wahlkampf verläuft kaum bemerkbar. So stellt sich die Situation gegenwärtig in der russischen Demokratie dar.

Am 18. September ist in Russland der nur einmal jährlich stattfindende Wahltag: Dieses Jahr werden sowohl die Abgeordneten des Parlaments, der Staatsduma, wie auch die Parlamente von gleich 39 Regionen sowie sieben Gouverneure neu gewählt. Etwa in der Hälfte des Landes fallen also „Bundestagswahlen“ auch noch mit „Landtagswahlen“ zusammen.

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In Deutschland wie in wohl jedem westeuropäischen Land würde sich der Wahlkampf nun überschlagen. Russland beweist dieser Tage wieder einmal, dass es anders funktioniert: Wer fernseh-abstinent lebt und Politik nicht für ein Thema von Privatgesprächen hält, hat alle Chancen, gar nicht mitzubekommen, dass Wahlen anstehen.

► Wahlplakate fehlen im Stadtbild

In St. Petersburg, wo ebenfalls das Stadtparlament zusammen mit der Duma gewählt wird, gibt es beispielsweise so gut wie keine Plakatwerbung – und wenn, dann auf ohnehin vorhandenen Werbeflächen. Gelegentlich stehen Flugblattverteiler an Metrostationen, ab und an findet sich auch eine Wahlkampfzeitung oder ein Kandidaten-Flyer im Briefkasten – aber dies geht im üblichen alltäglichen Werbungs-Wust schlichtweg unter.

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