Russland als Krisenmanager der postsowjetischen Unordnung
Konkret: Will Russland Europa schwächen?
Diese Behauptung wird in letzter Zeit zunehmend auf dem Schauplatz der medialen Propaganda von westlicher Presse und von westlichen Politaktivisten vorgetragen. Dazu sage ich ganz klar: Nein! Russland will Europa nicht schwächen. Russland kann ohne Europa nicht existieren, so wie Europa nicht ohne Russland. Darüber kann es keine zwei Meinungen geben, die Frage ist allein: wie?
Man muss sich nur die Jahrzehnte der neueren Geschichte anschauen, da gibt es eindeutige Daten zu dieser Frage:
Michail Gorbatschow wollte das Europäische Haus. Boris Jelzin wollte sogar der NATO beitreten, ist sogar der NATO beigetreten. Er war der Meinung, die NATO könnte sich auch nach Osten ausweiten - aber als gemeinsame Organisation, zusammen mit Russland. Wladimir Putin, als er im Jahr 2000 antrat, hat seine erste Grundsatzrede im deutschen Bundestag gehalten. Auf Deutsch. Er bot Zusammenarbeit an mit dem Ziel: Eine Sicherheitsarchitektur von Wladiwostok bis Lissabon zu schaffen. Gemeinsam den eurasischen Raum zu entwickeln. Das ist die Grundsituation.
Aber, dann gibt es ein Aber: Im Zuge der NATO-Osterweiterung, der Osterweiterung der EU, die bis nach Usbekistan entlang des russischen Bauches durch alle eurasischen Südgebiete reichen sollte, stand der Versuch, Russland einzuschnüren. Entlang begleitender Vorgänge wie der sog. bunten Revolutionen [Rosenrevolution in Georgien 2003, Orange Revolution in der Ukraine 2004 und die Tulpenrevolution in Kirgisien 2005; ergä. H.S.] kam Russland zu einer differenzierteren Politik gegenüber der EU.
Russland ging gezwungenermaßen dazu über, seine eigenen Interessen zu schützen. Das Motto hieß, Russland muss wieder auf die Beine kommen, muss wieder stark werden. Russland muss aus dem Elend des Zusammenbruchs und aus der Umklammerung herauskommen.