Der Migrationspakt der Vereinten Nationen - der neokoloniale Pakt.

von Hannes Hofbauer

+++Der Migrationspakt der Vereinten Nationen wird wenig verbessern u. vieles verschlechtern, vor allem aber eines: die migrationsauslösende Ungleichheit weiter verstärken.+++

Ausgerechnet in der Nähe des afrikanisch-europäischen Nadelöhrs treffen sich am 10. Dezember 2018 VertreterInnen der UNO-Staatenwelt zum Migrationshype. An der afrikanisch-europäischen Schwelle lebt das alte koloniale Erbe noch, dessen territoriale Reste sich bis in unsere Tage erhalten haben, und zwar in zweifacher Hinsicht. Da sind einmal die spanischen Exklaven Melilla und Ceuta, die mit hohen Maschendrahtzäunen umgeben sind, an deren scharfen Metallzähnen sich das anbrandende Elend des schwarzen Kontinents blutig schlägt.

Vis-à-vis davon, an der südlichsten Spitze der iberischen Halbinsel, erinnert das Vereinigte Königreich an seine hegemoniale Vergangenheit und behauptet allem Gerede von einer „gemeinsamen europäischen Kultur“ zum Trotz den Felsen Gibraltar als eigenes Hoheitsgebiet. Bei den Feierlichkeiten zur Beschlussfassung des „Globalen Paktes für eine sichere, geordnete und reguläre Migration“, vulgo: Migrationspakt, wird vom Kolonialismus und seinen bis heute reichenden Folgen nicht die Rede sein und insbesondere auch nicht darüber, welche Grundlagen für Krisen, Kriege und Vertreibungen auf dem afrikanischen Kontinent seine Proponenten gelegt haben.

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Patriotismus und europäische Souveränität sind eine grandiose Augenwischerei

Zum Gedenken an den hundertsten Jahrestag des Kriegsendes von 1918 ist der neue Nationalismus, der sich mit Donald Trumps „AMERICA FIRST“ beschleunigt verbreitet, scharf in die Kritik gekommen, allen voran durch den französischen Präsidenten Emmanuel Macron.

Bei der Gedenkfeier in Paris verurteilte Macron den neuen Nationalismus in Gegenwart Wladimir Putins und Donald Trumps und weiterer 60 internationaler Gäste als Gefährdung des Weltfriedens. Nicht neuer Nationalismus, sondern Solidarität, vor allem die Europas müsse die Botschaft der Kriegsergebnisse von 1918 sein.

In seiner Rede zum Volkstrauertag vor dem Deutschen Bundestag eine Woche später steigerte Macron sich zur Forderung nach der Entwicklung einer „europäischen Souveränität“, „durchaus in Verschiedenheit“, wie er betonte, die an die Stelle des neuerlich wieder aufkommenden Nationalismus gesetzt werden müsse. Europa, so Macron, „lebt heute vor, wozu die Welt imstande ist, wenn die Hoffnung stärker ist als das Schicksal.“ Europa habe die Aufgabe, „die Welt auf einen friedlichen Kurs zu bringen.“ Kanzlerin Merkel lobte Macrons „beeindruckende“ und „großartige“ Rede gleich zweimal hintereinander, wie die FAZ süffisant anmerkte, und erklärte, sie empfinde wie der französische Präsident.

Die Welt ist beeindruckt. Wie gern möchte man aufatmen. Wie gern zustimmen. Ein vielfältiges Europa der Solidarität als Impulsgeber einer weltweiten Friedensordnung! Packen wir es an! Ja, endlich – wäre da nicht der Nachsatz Macrons, mehrmals in letzter Zeit wiederholt, dass ‚wir‘ für diesen Weg zum Frieden eine Europäische Armee bräuchten, um Europa vor der russischen Aggression zu schützen.

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Entscheidung des Gerichtshofs der EU zur Führung der PKK in der Terrorliste

Rechtliche Grundlage in der Terrorliste aufgehoben!

Mahmut Şakar, Ko-Vors. von MAF-DAD e.V. im Interview mit Civaka Azad

kurdenkonflikt_kurdish_kurdistan_kurden_basisdemokratie_kommunalismus_konfoederalismus_hdp_autonomie_kritisches_netzwerk_pkk_selbstbestimmtheit_selbstbestimmung_selbstverwaltung.jpgCivaka Azad: Der Gerichtshof der Europäischen Union (engl. Court of Justice of the European Union, CJEU) hat am Donnerstag entschieden, dass die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zwischen 2014 und 2017 zu Unrecht auf der Liste terroristischer Organisationen stand. Das Gericht in Luxemburg erklärte die zugrundeliegenden Beschlüsse der EU-Staaten wegen Verfahrensfehlern für nichtig. Wie bewertest du diese Entscheidung und die Urteilsbegründung?

Mahmut Şakar: Ich beurteile die am 15. November 2018 verkündete Entscheidung des Gerichtshof der Europäischen Union als äußerst bedeutend und historisch. Es ist das bislang bedeutendste Verfahren gegen die Terrorliste. Dieses Verfahren wurde gegen die EU-Liste am 10. Februar 2014 eröffnet. Man hat daraufhin auch gegen die alle sechs Monate stattfindende Erneuerung der Liste geklagt. Damit ist der Hauptgegenstand die Liste von den Jahren 2014 bis 2017.

Mit der Entscheidung des Gerichts wurde dargestellt, dass alle Listen in diesen genannten Jahren nicht rechtens waren. Bis heute hat der Rat der Europäischen Union die Argumente in vier unterteilte Hauptkategorien vorgebracht um die Auflistung der PKK in der Terrorliste zu rechtfertigen. Das Gericht hat all diese Argumente behandelt und für nichtig erklärt. Nach Ansicht des Gerichts gibt es keine hinreichende Begründung, warum die PKK auf der Liste geführt werde. In diesem Zusammenhang kann ich sagen, dass mit dieser Entscheidung die Argumente des Rates der Mitgliedstaaten für die Führung der PKK auf der Terrorliste keine rechtliche Grundlage mehr hat.

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Krieg entlang der Bruchlinien: Die machtpolitische Instrumentalisierung religiöser Konflikte

. . . . soll die syrische Gesellschaft zerstören.

von Karin Leukefeld

Schon im Oktober 2011 hat der syrische Präsident Baschar-al Assad in einem Interview mit dem Londoner „Telegraph“ vor einem Flächenbrand im Mittleren Osten gewarnt. Ein Krieg gegen Syrien könne ein „neues Afghanistan“ zur Folge haben, sagte Assad dem Reporter Andrew Gilligan in Damaskus. Syrien liege an einer Bruchlinie und jeder — militärische — Eingriff in dem Land werde „ein Erdbeben auslösen“, so Assad. Syrien sei mit Ägypten, Tunesien oder dem Jemen nicht zu vergleichen, wo zu Beginn des Jahres 2011 Massenproteste Regierungswechsel ausgelöst hatten. „Jedes Problem in Syrien wird die ganze Region verbrennen.

Syrien liegt nicht nur an einer geostrategischen Bruchlinie zwischen Nord und Süd, Ost und West, wo es um Zugang und Kontrolle von Ressourcen, Märkten und Transportwegen geht. In Syrien gibt es innerhalb des Landes weitere Bruchlinien entlang religiöser und ethnischer Verschiedenheiten. Es gibt Dutzende religiöser Strömungen unter den Muslimen und Christen im Land, es gibt Dutzende Volksgruppen, die im Laufe der Jahrhunderte in Syrien ein neues Zuhause fanden.

Eine solche Gruppe sind die Drusen, die in zwei Auswanderungswellen im 17. und 18. Jahrhundert aus dem Libanon nach Syrien kamen. Sie zogen jenseits des Berges Hermon über die fruchtbaren Golanhöhen, wo viele von ihnen sich ansiedelten. Andere zogen weiter über den Hauran und ließen sich östlich der Ebene im Umkreis der Stadt Sweida am Fuße eines Gebirges nieder.

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100 Jahre Erster Weltkrieg. Emmanuel Macron: "Über Gräber – vorwärts!“

von Ulrich Gellermann, Berlin

Rund hundert Jahre ist der Erste Weltkrieg vorbei. Und im Bundestag erinnerte man an das Ende des mörderischen Schlachtens. Mit dabei: Emmanuel Macron, der „chef des armées“, der französische Staatspräsident. Immerhin wüten 6.800 französische Soldaten in Zentral- und Westafrika, um das koloniale Erbe tapfer gegen die Eingeborenen zu verteidigen. Denn die, so muss man vermuten, wollen tatsächlich ihre Rohstoffe selbst verwerten und sie nicht den französischen Konzernen freiwillig überlassen.

Untertänigst darf die Bundeswehr in Mali bei dieser postkolonialen Aktion mitwirken: Gegen Sinn, Verstand und Grundgesetz beteiligt sich die deutsche Armee an der französischen "Anti-Terror-Operation Barkhane". Davon zur Gedenkfeier im Bundestag kein Wort. Aktuelle Tote stören nur, wenn man den längst Verstorbenen gedenkt.

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Die politischen Stiftungen: Teil der Menschenrechtsindustrie

 

+++Auszug aus dem Buch "Die Menschenrechtsindustrie im humanitären Angriffskrieg  - Die verlorene Unschuld der Menschenrechtler - Syrien, Deutschland und der Angriffskrieg" von Jochen Mitschka und Tim Anderson, ISBN-13: 978-3-86445-586-5, gebunden, 304 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Preis: 19,99 €+++

Politische Stiftungen, die angeblich »Nichtregierungsorganisationen« sind, werden also nach eigener Aussage der Bundesregierung Deutschlands durch Bundesministerien finanziert (mal abgesehen von den sonstigen Steuergeldern, die Haupteinnahmequellen der Stiftungen sind). So viel zur Unabhängigkeit.

In Deutschland haben neben den bekannten internationalen Organisationen, die bereits erwähnt wurden, diese parteinahen Stiftungen und die Bertelsmann Stiftung besonderes Gewicht. Daher will ich auf diese näher eingehen.

Wenn man nun die Frage stellt: »Wer kontrolliert die Vorsitzenden?«, liegt zumindest in diesen Fällen der Finanzierung expliziter Projekte durch die Bundesregierung die Vermutung nahe, dass die Projekte den Zielen der politischen Führung Deutschlands entsprechen müssen.

► Heinrich-Böll-Stiftung

Dass Halbwahrheiten, Lügen o. Falschinformationen von einer deutschen Stiftung mit dem anspruchsvollen Namen »Heinrich-Böll-Stiftung« verbreitet werden, mag man zunächst nicht glauben. Aber dort, wie in so vielen Organisationen, haben Menschen mit ihren Schwächen, Vorurteilen und Charaktereigenschaften das Sagen, nicht Statuten oder ambitiöse Namen. Dass die Böll-Stiftung oft mit Amnesty International und von dort geliefertem Material arbeitet, mag den uninformierten Leser beeindrucken, nicht aber jemanden, der sich mit den Hintergründen und der Politik von Amnesty auseinandergesetzt oder bereits die vorhergehenden Seiten gelesen hat.

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Jochen Mitschka und Tim Anderson: Die Menschenrechtsindustrie im humanitären Angriffskrieg

Die verlorene Unschuld der Menschenrechtler

Syrien, Deutschland und der Angriffskrieg

Völkerrechtswidrige Angriffskriege im Namen der Menschlichkeit

Jochen Mitschka und Tim Anderson zeigen anhand aktueller Beispiele, wie unsere Meinungsbildung durch Geschichtsschreibung, Medien und "Nichtregierungsorganisationen" (NGOs) beeinflusst und vor allem manipuliert wird.

In unseren Tagen haben die USA und ihre westlichen Verbündeten - darunter auch Deutschland - eine besonders perfide Sichtweise der Wirklichkeit in den Köpfen der Menschen verankert: Nach diesem Bild gebietet es der Einsatz für Menschlichkeit und Demokratie, in anderen Ländern zu intervenieren und bewaffnete Auseinandersetzungen zu führen.

Insbesondere die Einsätze der westlichen Verbündeten im Mittleren Osten werden als "Interventionen aus humanistischen Motiven" verklärt. In Wirklichkeit geht es den USA und ihren Vasallen darum, die Ölquellen und Pipelines in die Hand zu bekommen und die Kontrolle über strategisch wichtige Länder wie den Irak, Libyen und Syrien zu erlangen.

► Wie NGOs die öffentliche Meinung manipulieren

Die Autoren enthüllen vor allem die Rolle der NGOs in diesem Spiel. Organisationen wie Amnesty International oder Human Rights Watch geben vor, unabhängig zu sein und sich für humanitäre Ziele einzusetzen. Wie Mitschka und Anderson belegen, werden sie jedoch von westlichen Regierungen, Konzernen und Geheimdiensten finanziert und bereiten mit ihrer Propaganda den Boden für die Angriffskriege der USA und ihrer Verbündeten. Was nur wenige wissen: Auch viele deutsche NGOs und parteinahe Stiftungen setzen sich für die strategischen Ziele Amerikas ein.

Jochen Mitschka und Tim Anderson stellen überzeugend dar, wie die Menschen in Deutschland durch eine alles überwältigende Kriegspropaganda, betrieben von Politik und Medien, für die wirklichen Tatsachen "blind" geworden sind.

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Die grüne Staatspartei: Entwicklung der Grünen mit deutlichem Rechtsruck

von Ulrich Rippert

Auf ihrem Europa-Parteitag vollzogen die Grünen am vergangenen Wochenende einen deutlichen Rechtsruck. Sie reagieren damit auf die wachsende politische Instabilität, die sich nach den Stimmenverlusten von Union und SPD bei den jüngsten Landtagswahlen und dem Verzicht von Angela Merkel auf den CDU-Vorsitz weiter verschärft hat. Die Grünen bieten sich als Stabilitätsanker und Staatspartei an, die bereit ist mit allen anderen Parteien zusammenzuarbeiten, um die innere und äußere Aufrüstung durchzusetzen.

Gleich zu Beginn des Parteitages hielt Grünen-Chefin Annalena Baerbock vor den 800 Delegierten in Leipzig eine Lobrede auf das Gewaltmonopol des Staates und schwärmte von Polizeieinheiten in Kampfmontur. Sie habe an der Demonstration gegen rechte Ausschreitungen in Chemnitz teilgenommen, berichtete Baerbock und sagte dann: „Ich spürte plötzlich, wie dankbar ich war, dass eine Hundertschaft der Polizei in Kampfmontur auf mich zukam, um mich vor den Nazis zu schützen.“ Und weiter: „Dieses Gewaltmonopol des Staates zu verteidigen, war den Grünen nicht in die Wiege gelegt. Aber: Auch das ist jetzt unser Job.

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Never again! Mohnblumen als Mahnblumen für den Frieden.

von Ernst Grube

Unter diesem Motto organisierte der Künstler Dr. Walter Kuhn auf dem Münchner Königsplatz eine Gedenkinstallation zum 100. Jahrestag des Endes des ersten Weltkriegs. Seinen Aufruf: „Never Again“ versteht er als „die entschiedene Aufforderung an alle Mächte dieser Welt, abzurüsten, die Waffen niederzulegen und an einer friedlichen Lösung von Konflikten zu arbeiten“.

Neben vielen anderen Münchner Persönlichkeiten sprach Ernst Grube bei der Eröffnung der Kunstaktion am 11. November.

Seit Anfang November besuchen Staatsmänner in Europa Soldatenfriedhöfe des Ersten Weltkrieges im Westen. Dort reichen sie sich die Hände. Gleichzeitig arbeiten sie an europäischen Militärbündnissen, betreiben eine nie dagewesene Aufrüstung im Rahmen der NATO, der EU und auch national. An den Grenzen zu Russland finden gerade umfangreiche Kriegsübungen mit zehntausend deutschen Soldaten statt.

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Trumps Krim-Krieg. Das deutsche Kartell kriegt mit.

von Ulrich Gellermann, Berlin

Manchmal, denkt man, manchmal muss man doch bei Donald Trump gar nicht hinhören: Großfressig, lärmend, pöbelnd kommt der US-Präsident daher. Immer im "Frechheit-Siegt-Modus". Zwar war Russland zeitweilig von Trumps Verbalattacken verschont geblieben, aber wer sich in diesen Tagen mit der Verkündung neuer „Strafmaßnahmen“ gegen Russland beschäftigt, erkennt gefährliche Parallelen zur Clinton-Obama-Administration: „Man werde auch weiter gegen diejenigen vorgehen, die aus der illegalen Annexion der Krim durch Russland Profit schlagen wollen”, teilte das US-Finanzministerium mit, verkündet die weltgrösste Nachrichtenagentur REUTERS freudestrahlend.

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Und die DEUTSCHE PRESSEAGENTUR (dpa) verkündet tapfer unisono. Wer hat von wem abgeschrieben? Die „dpa“ von „REUTERS“ oder umgekehrt? Ganz sicher schreibt der Rest ab: Von der TAGESSCHAU über DIE WELT bis zum österreichischen STANDARD. Alle reichen die sogenannte Nachricht bis hin zur Wortwahl weiter: Statt „Sezession“ wird das Wort „Annexion“ benutzt, statt neutraler Weitergabe von Informationen wird die US-Propaganda-Trommel gerührt, jenes fatale Instrument, mit dem man Kriege vorbereitet.

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Die europäische Hydra: Lohn- und Sozialdumping – Wettbewerbsrecht als Ausweg

von Susanne Wixforth und Werner Buelen / A&W blog

Der Kampf gegen grenzüberschreitenden Sozialbetrug und -missbrauch kann am besten mit dem Ringen gegen das mythische Monster Hydra beschrieben werden – die vielköpfige Wasserschlange der griechischen Sagen.

Dieser Konflikt ist ungleich, weil jedes Mal zwei neue Köpfe wachsen, wenn einer abgehackt wird. Gelingt es den Gewerkschaften, einen Fall der Unterentlohnung aufzudecken, sind gleich wieder zwei neue da. Das europäische Wettbewerbsrecht könnte ein geeignetes Schwert gegen die Hydra sein.

Während bis in die 1990er-Jahre vornehmlich Unternehmen untereinander im Wettbewerb standen, sind mit zunehmender Divergenz der Wirtschafts- und vor allem Lohnentwicklung in den EU-Ländern die Mitgliedstaaten selbst in den Wettbewerb miteinander eingetreten. Die loyale Zusammenarbeit und das gegenseitige Vertrauen sowie die Solidarität zwischen den EU-Mitgliedstaaten sind zu einer Illusion geworden.

ArbeitnehmerInnenfreizügigkeit im Binnenmarkt ist beschränkt durch mangelnde EU-Rechtsharmonisierung, fehlende Mindeststandards sowie schlechte Transportabilität der erworbenen Rechte. Gleichzeitig fallen auf nationaler Ebene die geschützten Räume weg, weil Schutzgesetze für Beschäftigte als Behinderung der wirtschaftlichen Grundfreiheiten eingestuft werden. Der Binnenmarkt wird von den ArbeitnehmerInnen zunehmend als Bedrohung wahrgenommen.

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US-Halbzeitwahlen – zerrissene USA. Weiter grünes Licht für Trumps Katastrophenpolitik.

von Conrad Schuhler / Leiter der Redaktion des isw München e.V.

Die Halbzeitwahlen (englisch midterm elections) zum US-Kongress haben der Demokratischen Partei zum ersten Mal seit 2010 wieder die Mehrheit im Abgeordnetenhaus gebracht. Im Senat konnten die Republikaner dagegen ihre bisherige Mehrheit noch ausweiten. Damit sind die Projekte, die in der Trump-Propaganda ganz oben stehen, aber der Zustimmung des Hauses bedürfen – vor allem die Mauer an der Grenze zu Mexiko und die Zerschlagung von Obamacare, dem staatlichen Gesundheitsdienst – in weite Ferne gerückt. Doch braucht die Verabschiedung internationaler Verträge wie auch die Besetzung der höchsten Richterstellen und Kabinettsposten nur die Zustimmung des Senates, hängt also letzten Endes von den Stimmen der republikanischen Senatoren ab. Für den Trumpschen Wirtschaftskrieg, für das neue atomare Wettrüsten, für die Sabotage der Klimaabkommen besteht im US-Kongress also nach wie vor „Freie Fahrt“.

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Denn die Republikanische Partei ist mehr pro Trump denn je. Trump hat mit seinem mächtigen Wahlkampfendspurt den republikanischen Kandidaten ins Senatorenamt geholfen, auf die es vor allem ankam: in Indiana, North-Dakota, Missouri, Tennessee und Texas. In Texas half er dem womöglich noch rechts von ihm stehenden Ted Cruz ins Amt gegen den neuen Hoffnungsträger der Demokraten, Beto O’Rourke. In Florida und Ohio, zwei zentralen Staaten für die Präsidentschaftswahlen 2020, war Trump der erste Wahlhelfer für die siegreichen republikanischen Gouverneurskandidaten.

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Einkommen in Deutschland: Verfestigung an den Rändern

Neuer Verteilungsbericht des WSI

Pressemitteilung der Hans-Böckler-Stiftung

Die Einkommen in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren polarisiert, und das gleich auf zwei Ebenen: Zum einen ist die Gruppe der mittleren Einkommen geschrumpft, weil der Anteil der Haushalte unter der Armutsgrenze deutlich und der über der statistischen Reichtumsgrenze etwas zugenommen hat. Zum zweiten haben sich Armut und Reichtum verfestigt. Das lässt sich daran ablesen, dass mehr Haushalte über mindestens fünf Jahre hinweg einkommensarm beziehungsweise einkommensreich sind, wobei die Tendenz bei armen Haushalten erneut deutlich ausgeprägter ist.

Zudem zeigen sich wesentliche Unterschiede nach Geschlecht und Region: Dauerhafte Armut kommt in Ostdeutschland etwa sechs Mal so häufig vor wie in den alten Bundesländern. Westdeutsche Männer haben am häufigsten ein dauerhaft hohes Einkommen: Etwa zwei Drittel der Wohlhabenden sind männlich, insgesamt leben 95 Prozent der Einkommensreichen in den alten Bundesländern. Bildung und Vollzeiterwerbstätigkeit sind wesentliche Faktoren, um Armut zu vermeiden und ein höheres Einkommen zu erzielen. Daher müssen soziale Hürden beim Bildungszugang abgebaut und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter verbessert werden.

Zu diesem Ergebnis kommt der neue Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.

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Der Weg zu mehr leistbarem Wohnraum führt über eine kluge Raumordnungspolitik

von Gerald Fröhlich / A&W blog

Steigende Mietpreise, Bevölkerungswachstum, junge Familien, denen die Suche nach einer größeren Wohnung nachts den Schlaf raubt: Viele der aktuellen Probleme unserer Zeit drehen sich um das Thema leistbares Wohnen.

Um erschwinglichen Wohnraum zu schaffen, stehen Mechanismen aus dem Wohn- und Mietrecht, der Wohnbauförderung oder der Steuerpolitik zu Verfügung. Doch das Problem ließe sich bereits früher abfedern: mit einer klugen Raumordnungspolitik.

1. Leistbares Wohnen sollte im Raumordnungsrecht verankert werden

Raumordnungsziele und -grundsätze (wie Standorteignung oder Standortausstattung) können Fehlentwicklungen in der kommunalen Siedlungstätigkeit entgegenwirken. Die räumliche Anbindung an bestehende Siedlungsgebiete sowie die Berücksichtigung der infrastrukturellen Standorteignung führt letzten Endes auch zu niedrigeren Kosten für die dort lebenden Menschen. Einzelne Bundesländer [Österreichs; H.S.] versuchen, diesbezüglich Initiativen zu setzen, beispielsweise Wien mit der Beachtung der Ansprüche der Bevölkerung an zeitgemäßes Wohnen bzw. Tirol mit dem Anstreben angemessener Grundstückspreise bzw. Wohnungspreise. Im Bundesländervergleich überrascht jedoch die geringe Bedeutung von leistbarem Wohnen als gesetzliches Anliegen in der Raumordnung.

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foodwatch: Wahl zum Goldenen Windbeutel 2018 gestartet

Verbraucher wählen Werbelüge des Jahres  

Fünf Produkte von Coca-Cola, Dennree, Edeka, Heinz und Schwartau nominiert

Die Wahl zum Goldenen Windbeutel 2018 ist eröffnet: Verbraucherinnen und Verbraucher können ab heute auf www.goldener-windbeutel.de abstimmen, welches Produkt aus dem Supermarkt den Negativpreis für die dreisteste Werbelüge des Jahres erhalten soll. Die Verbraucherorganisation foodwatch hat fünf Kandidaten nominiert, die exemplarisch für Etikettenschwindel im Lebensmittelmarkt stehen: das „Glacéau Smartwater“ von Coca-Cola, das „Bratöl Olive“ der Bio-Marke Dennree, den Erbseneintopf von Edekas Eigenmarke „Gut und Günstig“, den „Kids Tomato Ketchup“ von Heinz und den Riegel „Corny Milch“ von Hersteller Schwartau.

[. .] Von Gesundheitsschwindel bis Eltern-Abzocke: Im hart umkämpften Lebensmittelmarkt lassen sich die Hersteller mit millionenschweren Marketingbudgets immer wieder neue Tricks einfallen, um den Kundinnen und Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Das nervt! Die Lösung kann nicht sein, dass Verbraucherinnen und Verbraucher lernen, sich im Täuschungs-Dschungel zurechtzufinden – sondern die Hersteller müssen ihre Produkte ehrlich und leicht verständlich kennzeichnen“,

erklärte Sophie Unger von foodwatch, Wahlleiterin für den Goldenen Windbeutel. Mit 2,8 Milliarden Euro pro Jahr ist die Lebensmittelwirtschaft [und insbesondere die Nahrungsmittelwirtschaft. Bedauerlicherweise weist nicht einmal der selbsternannte "Essensretter" foodwatch auf diese wichtigen Unterscheidungsmerkmale hin! H.S.] die Branche mit den höchsten Werbeausgaben in Deutschland. Die Politik sei in der Verantwortung, endlich für klare gesetzliche Kennzeichnungsvorgaben zu sorgen, forderte Sophie Unger.

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Friedrich Merz – übernimmt die Wall Street jetzt Berlin?

von Conrad Schuhler / Leiter der Redaktion des ISW München e.V.

Friedrich Merz Geldaristokratie Finanzelite Geldadel Rechtskonservatismus Wertkonservatismus Kritisches-Netzwerk Neoliberalismus Wirtschaftsliberalismus NutzmenschhaltungDass die CDU der politische Wurmfortsatz des großen Kapitals ist, ist nichts Neues. Ur-Kanzler Adenauer hatte im Bundestag einen einzigen Duzfreund, Robert Pferdmenges. Sein „Finanzberater“, der im Privatberuf Teilhaber beim Bankhaus Sal. Oppenheim jr. & Cie. in Köln. Von 1948 bis 1951 leitete Pferdmenges gemeinsam mit dem zweiten Finanzberater Adenauers, Hermann Josef Abs, treuhänderisch den Flick-Konzern, dessen Eigentümer sich wegen krimineller Kooperation mit dem Nazi-Staat vor dem Nürnberger Militärgericht zu verantworten hatte. Abs, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, wurde nur deshalb nicht BRD-Außenminister, weil er lieber den „Welt-Bankier“ machte.

Friedrich Merz tritt also in ausgelatschte Spuren. Aber sein Zugriff auf den CDU-Vorsitz hat doch den Zauber des Neuen. Merz ist nämlich nicht nur unter anderem Aufsichtsratsmitglied des AXA-Versicherungskonzerns, Verwaltungsratsvorsitzender der Privatbank HSBC Trinkaus & Burkhardt (HSBC) und Senior-Partner der internationalen Anwaltsfirma Mayer Brown, die auf Fusionen und Übernahmen spezialisiert ist, sondern er ist auch Aufsichtsratsvorsitzender der deutschen Tochtergesellschaft von BlackRock, dem größten Vermögensverwalter der Welt.

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Repair Cafés gegen die Kultur des Wegwerfens

Kulturen des Reparierens: Dinge – Wissen – Praktiken

Netzpolitik_Markus_Beckedahl_digital_rights_Datenschutz_Freiheitsrechte_Informationsfreiheit_Meinungsfreiheit_Ueberwachung_Kritisches_Netzwerk_Uploadfilter_Internetzensur_Zensur_Algorithmen

Sie wollen die Konsumgesellschaft verändern: Das ist eines der Ziele der Aktiven in Repair Cafés. Sigrid Kannengießer zeigt an drei Fallbeispielen, warum Hilfesuchende ihre Alltagsgegenstände in die Repair Cafés bringen und wie dort geholfen wird. Aber kann man schon von einer „Reparaturbewegung“ sprechen?

In Repair Cafés kommen Menschen zusammen, um defekte Alltagsgegenstände gemeinsam zu reparieren. Während einige TeilnehmerInnen ehrenamtlich ihre Hilfe bei diesen Veranstaltungen anbieten, suchen andere Unterstützung beim Reparieren und bringen kaputte Fahrräder, Textilien oder Elektrogeräte, insbesondere Medien- sowie Küchengeräte, mit. Die Reparatur dieser unterschiedlichen Gegenstände wird räumlich oftmals an verschiedenen „Stationen“ durchgeführt: Schilder über oder auf Tischen kündigen an, welche Alltagsgegenstände die jeweiligen, an den Tischen sitzenden HelferInnen reparieren können.

Die Reparaturveranstaltungen sind kostenlos: Weder werden Eintrittsgebühren erhoben noch muss für die Reparaturhilfe bezahlt werden. Neben der eigentl. Reparaturhilfe werden während der Veranstaltungen auch Kaffee und Kuchen oder andere Speisen angeboten, oftmals auf Spendenbasis.

Sigrid Kannengießer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung der Universität Bremen. Sie studierte Medienkultur und Politische Wissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Hamburg. Ihren Beitrag „Repair Cafés – Orte gemeinschaftlich-konsumkritischen Handelns“ veröffentlichte sie im Buch "Kulturen des Reparierens. Dinge – Wissen – Praktiken", herausgegeben von Stefan Krebs, Gabriele Schabacher und Heike Weber. Verlag transcript, ISBN: 978-3-8376-3860-8.

Die gekürzte Fassung des Buchbeitrags erscheint hier mit freundlicher Genehmigung durch die Autorin und durch den transcript-Verlag (2018).

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Dr. Gniffkes Macht um acht: ARD-aktuell macht dem Friedrich Merz die Räuberleiter

Für den Bewerber um den CDU-Vorsitz wird der Rote Teppich ausgerollt

ARD-aktuell missachtet ihre gesetzlichen Programmrichtlinien

von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam

Die Tagesschau und ihre Geschwistersendungen der ARD-aktuell [1] bewähren sich derzeit als Steigbügelhalter des Finanzmanagers Friedrich Merz bei dessen Bewerbung um den CDU-Vorsitz. Er ist als Vorsitzender des Vereins „Atlantik-Brücke“ ein Wasserträger der USA und der Geldaristokratie; ein Transatlantiker par excellence, verbrüdert im Geiste mit ARD-Repräsentanten wie dem Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni, Tina Hassel, dem WDR-Intendanten Tom Buhrow, WDR-Fernsehprogrammdirektor Jörg Schönenborn und dem BR-Intendanten Ulrich Wilhelm, die wie viele andere namhafte Figuren des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Atlantikbrücken-Vereinsmitglieder sind.

Zwar schreibt das Gesetz dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor, in seinem Informationsangebot die Grundsätze der Unabhängigkeit und Objektivität zu wahren, seine Nachrichtensendungen parteipolitisch neutral zu gestalten, der Wahrheit verpflichtet, um Vollständigkeit bemüht. Im Falle Merz praktiziert der Laden jedoch wieder einmal parteipolitische Vetternwirtschaft.

Kanzlerin Angela Merkel hatte nach der Serie von Wahlschlappen ihrer Partei am 29. Oktober öffentlich erklärt, auf dem CDU-Parteitag im Dezember nicht noch einmal für den Vorsitz kandidieren zu wollen. Schon vorher waren mehrere Bewerber um das Parteiamt bekannt.

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Angela Merkel geht: Und ewig kehrt sie wieder.

von Ulrich Gellermann, Berlin

Die Winterzeit und der irre wichtige, jährliche Wechsel zu einer fiktiven Sommerzeit wird wohl beendet. Bald, so tönte seit es Wochen aus den Medien, bald könnte die uns bekannte Zeiten-Welt enden und ganz andere Zeiten könnten ausbrechen. Genug des Uhrzeit-Wechsels. Jetzt, aber jetzt beginnt dem Abendland was zu dämmern: Die Merkel geht.

Und nun dräut es aus denselben Medien:

Der Anfang vom Ende?

Das Ende von was?

Kann sein, dass es ein Ende der zur Zeit vorherrschenden Kapital-Verwaltungs-Fraktion wird. Aber schon wer sich die öffentlich diskutierten CDU-Alternativen ansieht, kann kein besonders dickes Ende ahnen:

Annegret Kramp-Karrenbauer? Die wäre für die Fortsetzung der Merkel mit anderen Mitteln.

Jens Spahn? Aus echter Münsterländer Brett-Vorm-Kopf-Eiche, mit total modernem PVC-Furnier beklebt.

Friedrich Merz, der mit dem Bierdeckel tanzt?

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USA kündigen INF-Vertrag und starten neue Runde des Wettrüstens

von Walter Listl / isw München

US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, aus dem INF-Vertrag aussteigen zu wollen. Mit dem INF-Vertrag (Intermediate-Range Nuclear Forces) von 1987 verpflichteten sich die USA und die damalige Sowjetunion, auf den Besitz und die Entwicklung von landgestützten Atomraketen von 500 bis 5500 km Reichweite zu verzichten. Zu diesen Raketen gehörten damals die amerikanischen Pershing II und die sowjetischen SS-20 Raketen.

Gegen die Stationierung von SS20-Mittelstreckenraketen auf sowjetischer Seite und von US-amerikanischen Pershing II auf deutschem Boden hatten in den 1980er Jahren Millionen Menschen protestiert. Der Vertrag führte zur Zerstörung dieser Kurz- und Mittelstreckenraketen auf beiden Seiten. Das INF-Abkommen und die Zerstörung dieser Waffen trug wesentlich dazu bei, das atomare Wettrüsten zu begrenzen.

Mit Trumps Ankündigung, aus dem INF-Vertrag auszusteigen ist eine neue gefährliche Runde des Wettrüstens wahrscheinlich. Russland hat bereits angekündigt, auf ein Ausscheiden der USA aus dem INF-Vertrag entsprechend zu reagieren.

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Deutschlandweite Strafanzeigen gegen Sexualstraftäter der katholischen Kirche

Juristen fordern Ermittlungsverfahren in allen deutschen Diözesen

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Über den Missbrauchsskandal ist viel gesprochen worden, nun ist es an der Zeit zu handeln: Sechs renommierte Juraprofessoren haben am Freitag in Verbindung mit dem Institut für Weltanschauungsrecht (ifw) Strafanzeigen bei jenen Staatsanwaltschaften eingereicht, die für die 27 Diözesen in Deutschland zuständig sind. In ihrer elfseitigen Begründung legen die Rechtsexperten dar, dass im Fall des katholischen Missbrauchsskandals ein zwingender Anlass zur Einleitung von "Ermittlungsmaßnahmen zur Überführung der Täter" besteht, "etwa für eine Durchsuchung von Archiven und die Beschlagnahme der vollständigen, nicht anonymisierten Akten."

In ihrem Schreiben zeigen sich die Strafrechtsprofessoren Holm Putzke, Rolf Dietrich Herzberg, Eric Hilgendorf, Reinhard Merkel, Ulfrid Neumann und Dieter Rössner überrascht darüber, "wie zurückhaltend Staat und Öffentlichkeit (bislang) mit dem alarmierenden Anfangsverdacht schwerer Verbrechen umgehen." Dies habe möglicherweise seinen Grund in einer in Deutschland herrschenden "intuitiven Vorstellung von der sakrosankten Eigenständigkeit der Kirche". In den USA sei dies beispielsweise anders: Dort seien wegen des Missbrauchsskandals bereits strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen worden.

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Verkämpft im Wohnungskampf? Über die Sackgassen der Wohnungspolitik

von Charles Pauli / isw München

Wohnungsmangel und explodierende Mieten sind derzeit zentrale politische Themen. In den vergangenen Wochen haben Zehntausende in deutschen Städten gegen Horrormieten und Wohnungsspekulation demonstriert. So unterstützenswert diese Aktionen sind – ein genauerer Blick auf das Thema wirft die Frage auf, ob der aktuelle „Wohnungskampf“ wirklich zielführend ist – oder ob er nicht vielmehr Gefahr läuft, lediglich an Symptomen herumzukurieren.

► Wohnungsnot oder Leerstand?

Denn auch bei einem durchgesetzten Umwandlungsverbot von Miet- in Eigentumswohnungen, auch bei einer verschärften Mietpreisbremse – letztlich bleibt immer ein lokaler Mangel an Wohnungen das Kernproblem. Was wiederum so gut wie immer zu der Forderung führt: Mehr bauen. Und damit sitzt man schnell in der politischen Falle. In Deutschland fehlen eine Million Wohnungen – in den Boomzentren. Und gleichzeitig stehen fast zwei Millionen Wohnungen leer – vorwiegend in den ökonomisch schwächeren Regionen und Städten. Das Wohnungsproblem resultiert also letztlich aus der wachsenden Divergenz der Regionen, aus dem Auseinanderfallen Deutschlands (und Europas) in Boomregionen und in ökonomisch abgehängte Abwanderungs-Regionen.

Daraus wiederum resultiert die Tatsache, dass pro Jahr bis zu 30.000 Menschen zusätzlich in eine Stadt wie München ziehen. Ähnliche Zahlen gibt es inzwischen für Berlin. Auch Frankfurt und Stuttgart verzeichnen dramatische Zuwächse. Wenn man, um beim Beispiel München zu bleiben, den Wegzug gegenrechnet, ergibt sich dadurch ein Nettozuwachs von 20.000 Menschen und damit kaum eine Möglichkeit, das Wohnungsproblem zu entschärfen.

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Die Bedrohungen der NATO: Ein Rüpel auf dem Parkett der Völkergemeinschaft fühlt sich bedroht

Verkehrte Welt.

von Peter Frey /  Peds Ansichten

Man kann das Kriegsgetrommel des westlichen Militärbündnisses beim besten Willen nicht überhören. Die immer aufs Neue fabulierten Bedrohungen, mit denen Politiker, Medien, „Experten“ und hohe Militärs das Dasein dieser Organisation als existenzielle Notwendigkeit zum Schutze der westlichen Wertegemeinschaft begründen, lassen sich ja aus leidvoller Geschichte begründen. So oft, wie NATO-Mitgliedsstaaten seit ihrer Gründung angegriffen wurden. Erinnern Sie sich, wie oft?

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Vorsicht, Satire!

Arbeiten wir also die Liste jener NATO-Staaten auf, die Aggressionen ausgesetzt waren, was zur Ausrufung des Bündnisfalles führte.

Der NATO-Staat Bosnien-Herzegowina wurde von Serbien angegriffen, weshalb das arme unschuldige und schutzlose Bosnien-Herzegowina, eine Demokratie vor dem Herren und auch absolut souverän und demokratisch entstanden, gegen den Aggressor Serbien verteidigt werden musste. Daher nahm die neue deutsche Wehrmacht, genannt Bundeswehr, auch bereitwillig Verantwortung wahr und erfüllte in den warmen Gewässern der Adria Aufgaben im Rahmen eines Embargos gegen Jugoslawien.

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Technologiekonzern Fujitsu vernichtet 1800 Arbeitsplätze in Augsburg und München

von Gustav Kemper

Der Schock traf die Belegschaft des Augsburger Fujitsu-Werkes am Freitagmorgen. Die Geschäftsführung verkündete auf einer Betriebsversammlung die Schließung des Standortes. Spätestens bis September 2020 sollen sämtliche Bereiche der Produktion, Entwicklung und Logistik „abgewickelt“ werden. Dadurch entfallen etwa 1500 Arbeitsplätze in Augsburg sowie weitere 300 in München und anderen Standorten.

Fujitsu Technology Solutions GmbH: Eingangsbereich des Augsburger Werkes. Foto: © Fujitsu.

Im Augsburger Werk produzieren etwa 550 Arbeiter täglich bis zu 8000 Systemplatinen, PCs, Work Stations und Server. Dabei werden Komponenten verarbeitet, die in China vorgefertigt wurden. Weitere 500 sind in Forschung und Entwicklung beschäftigt und etwa 400 in Vertrieb und Marketing. Mehrere Hundert Leiharbeiter werden die ersten sein, deren befristeter Vertrag nicht verlängert wird.

Durch Insolvenzen, Betriebsschließungen und das „Gesundschrumpfen“ von Unternehmen hat die Region um Augsburg in den letzten Jahren Tausende Arbeitsplätze verloren:

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Dr. Gniffkes Macht um acht: Völkermord im Jemen? Fiderallala

+++Bombardements auf Schulbusse und Marktplätze, alle zehn Minuten stirbt ein Kind in diesem Krieg – aber ARD-aktuell behandelt den Genozid nachrangig+++

von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam

Über den Völkermord im Jemen berichtet ARD-aktuell in der Hauptausgabe der Tagesschau um 20 Uhr seit Kriegsbeginn vor drei Jahren allenfalls sporadisch. Die westliche Kriegsallianz – es sind ja beileibe nicht bloß Saudi-Araber – bombt tagtäglich zivile Einrichtungen in Grund und Boden, nimmt Schulbusse, Marktplätze und alle Menschenansammlungen unter Raketenfeuer, und seien es auch „nur“ Beerdigungen oder Hochzeitsfeiern. Die USA, Frankreich und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind mit Bodentruppen dabei, Großbritannien mit Militärberatern.

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Die Westliche Werte-Gemeinschaft liefert das Mordwerkzeug und verdient sich an den Rüstungsexporten ins Kriegsgebiet dumm und dämlich. Dass diese „Wertegemeinschaft“ verantwortlich ist für die größte humanitäre Katastrophe dieses Jahrhunderts, rückt die Tagesschau allerdings nicht nachhaltig ins öffentliche Bewusstsein.

Im Jemen führen ja auch keine Russen völkerrechtswidrigen Krieg und machen sich übelster Kriegsverbrechen schuldig, sondern dort morden Deutschlands „Partner“ und „Verbündete“, geführt von den USA. Daher bleibt die Tagesschau vornehm zurückhaltend. Sie serviert ihr dürftiges Informationsangebot nur in Nebengewerken, auf tagesschau.de oder dem Sendeplatz tagesschau24, allenfalls in einer ihrer Vorausgaben am Nachmittag. Sie vermeidet vor allem direkte und klare Sprache:

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14 Thesen zur Rolle und Entwicklung Indiens

von Prof. John Neelsen

Im Anschluss an den aktuellen report 114 „Indien im System des globalen Kapitalismus“ 14 Thesen zur zukünftigen Rolle und Entwicklung Indiens:

1. Indien stellt unter den 193 Mitgliedern der UNO mit rund einem Sechstel der Weltbevölkerung, als fünftgrößte Volkswirtschaft, Atomstaat und Ordnungsmacht im Indischen Ozean schon heute eine globale Macht.

Seine wirtschaftliche und geopolitische Bedeutung wird weiterwachsen: drittgrößte Volkswirtschaft um die Mitte des Jahrhunderts repräsentiert es – nach dem Niedergang des Westens und Ende der US-Hegemonie – einen Pol in dem multipolaren internationalen System der Zukunft. In dem sich abzeichnenden Konflikt zwischen den USA und China bzw. Russland kommt ihm eine Schlüsselrolle zu.

2. Lange Zeit führender Vertreter der Blockfreien und des globalen Südens, seit kurzem Mitglied der BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) und der »Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit« (SOZ),(China, Indien, Kasachstan, Kirgisistan, Pakistan, Russland, Tadschikistan und Usbekistan), verfolgt das Schwellenland heute vorrangig eigene nationale Interessen, die sich auch in einem wachsenden Militärhaushalt im Kampf um Macht- und Einflussvorteile im kapitalistischen Weltsystem werden sicherheitspolitische Allianzen auch mit alten imperialistischen Ländern, wie den USA und Japan, geschlossen, während China als Konkurrent und Gegner erscheint.

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Wladimir Putin macht im Valdai-Club klare Ansagen

von Maren Müller (Originaltext von Tom Luongo)

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Jedes Jahr spricht der russische Präsident Wladimir Putin auf dem Valdai Economic Forum. Und jedes Jahr ist sein Vortrag wichtig. Putin ist keiner, der zu wichtigen Themen ein Blatt vor den Mund nimmt.

Die Spannungen zwischen Russland und dem Westen haben das Niveau des Kalten Krieges erreicht, und Valdai war das erste Mal, dass wir Putin seit Helsinki und den Ereignissen danach – IL-20, Khashoggi usw. – in einer langen Diskussion sprechen hörten.

Also, dieses Gespräch sollte jeder hören. Und wenn ich „jeder“ sage, dann meine ich damit jede einzelne Person, die vom Zusammenbruch des politischen Systems der USA betroffen sein könnte und wie das auf Russland betrifft. Mit anderen Worten, so ziemlich jeder auf dem Planeten.

Denn was Putin in Valdai tat, war, die neuen Verhaltensregeln in geopolitischen Angelegenheiten festzulegen. Er hat den US-amerikanischen und europäischen Oligarchen, die ich „Die Davos Clique“ nenne, eine Mahnung erteilt. Es gibt eine Grenze für eure Provokationen und Versuche, Russland zu untergraben. Also überschreitet diese Grenze nicht.

► Frieden durch Stärke

Das große Zitat aus seinem Vortrag ist das, auf das sich alle konzentrieren, und das zu Recht: die russische Politik des Einsatzes von Atomwaffen.

Es ist nicht so, dass Putins Haltung anders wäre als in der Vergangenheit. Russland wird unter allen Umständen, in denen die Zukunft Russlands auf dem Spiel steht, gegen einen Aggressor zurückschlagen. Es war seine Zusicherung, dass es

1) gerecht und rechtschaffen wäre, „wie Märtyrer zu sterben“ und

2) so schnell und brutal gehen würde, dass die Aggressoren „wie Hunde sterben“ würden, ohne die Chance, um Erlösung zu bitten.

Das sind starke Worte. Es sind die Worte eines gottergebenen Mannes. Und das Wort gottergeben, wie Jordan Peterson uns in Erinnerung ruft, beschreibt jemanden, der Waffen hat, weiß, wie man sie benutzt, und sie ummantelt hält, bis er keine andere Wahl hat. Die Reaktion des Publikums war nervöses Gelächter, aber ich glaube nicht, dass Putin es hier übertrieben hat. Er meinte es ernst. Das ist die Definition von gottergeben.

Es ist wirklich nicht anders als die Haltung von Außenminister James N. Mattis, der sagte: „Ich komme in Frieden. Ich habe keine Artillerie mitgebracht. Aber ich flehe euch an, mit Tränen in den Augen: Wenn ihr mich ficken wollt, werde ich euch alle töten.

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Die Krise des Systems: Die neoliberale Ordnung stirbt. Beerdigen wir sie!

»Wenn eine menschenverachtende Ideologie als alternativlos verkauft wird, dann geht es ums Ganze. Der Neoliberalismus versucht mit Zähnen und Klauen seine Pfründe zu verteidigen und sei es durch die Diffamierung aufrechter Antirassismus-Aktivisten als Antisemiten. Jonathan Cook analysiert in seinem Artikel verschiedene Lebensverlängerungsmaßnahmen des bereits am Tropf hängenden Neoliberalismus. Die Zeit spielt gegen ihn, und für die vielen«. (-RUBIKON)

Der Neoliberalismus stirbt

von Jonathan Cook

neoliberalismus_stop_neoliberalism_finanzfaschismus_armut_ausbeutung_kritisches_netzwerk_marktradikalismus_menschenverachtung_sozialabbau_kapitalismus_sozialdarwinismus.png In meinem neuesten Essay habe ich behauptet, dass die Macht in unseren Gesellschaften auf Struktur, Ideologie und Narrativen beruht — die das stützen, was wir grob unsere gegenwärtige „neoliberale Ordnung“ nennen, — und nicht auf Individuen. Beachtenswert ist, dass unsere politischen und medialen Klassen, die natürlich tief in diese neoliberale Struktur eingebettet sind, genau das Gegenteil zu verbreiten versuchen: dass Individuen oder ähnlich denkende Gruppen Macht hätten, dass sie — zumindest theoretisch — für den Gebrauch und den Missbrauch dieser Macht zur Verantwortung gezogen werden müssten und dass eine bedeutende Veränderung dadurch herbeigeführt werden könne, dass diese Individuen ausgetauscht werden — und nicht dadurch, dass man grundlegend die Machtstruktur verändert, innerhalb derer sie wirken.

► Nicht Individuen, sondern Ideologien

Unsere politischen und medialen Debatten werden also darauf reduziert, wer für Probleme in der Wirtschaft, im Gesundheits- und Bildungssektor oder in der Kriegsführung verantwortlich gemacht werden sollte. Es findet keine Auseinandersetzung darüber statt, ob fehlerhafte Politik in der flüchtigen Verantwortung von Individuen oder politischen Parteien liegt oder ob sie nicht vielleicht Symptom einer gegenwärtigen neoliberalen Malaise ist — Manifestation einer Ideologie, die natürlich bestimmte Ziele wie beispielsweise das Streben nach größtmöglichen Profiten und endlosem wirtschaftlichen Wachstum verfolgt und die anderen Überlegungen gegenüber taub ist, wie zum Beispiel dem Schaden, den sie unserem Leben oder unserem Planeten zufügt.

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Es grünt so grün wenn Illusionen blühen

Finanzbetrug und Wahlbetrug

von Ulrich Gellermann

Die Medien-Welt erzitterte kurz und belanglos: Mal wieder hatten die Banken in die Taschen der Steuerzahler gegriffen. Diesmal waren es 55,2 Milliarden Euro, die über die betrügerischen "Cum-Ex-Files" den Besitzer gewechselt hatten: Aus der Staatskasse in die Bank-Tresore. An der vordersten Aufdeckungs-Front hatte das Recherchezentrum CORRECTIV diese scheinbare Sensation enthüllt. Ein Zusammenschluss von 19 Medien aus zwölf Ländern habe diese Arbeit geleistet. So berichten pompös und selbstbewusst die Botschafter der Enthüllung. Jene Sender und Zeitungen, die seit Jahr und Tag einen Journalismus inszenieren, der immer wieder für kurze Zeit die Hoffnung auf echte Nachrichten und unverfälschte Berichte aufkeimen lässt.

© Recherchezentrum CORRECTIV >> https://correctiv.org/

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Hatte da nicht im letztem Jahr noch ein tapferes Recherche-Team von ARD-Panorama, der ZEIT und ZEIT ONLINE mehr als 30 Betrugs-Milliarden aufgespürt, die dem Staat durch Cum-Cum- und Cum-Ex-Geschäfte entgangen sind? Waren es nicht gar 376 Journalisten aus 76 Ländern, die vor zwei Jahren mit den „Panama Papers“ einen permanenten Steuerbetrug aufdecken konnten, in den scheinbar seriöse Unternehmen aller Art verwickelt waren?

Sind zwischenzeitlich Massenprozesse gegen die Betrüger bekannt geworden o. gar Massenverhaftungen? Nichts davon zu lesen, zu hören oder zu sehen. Dieselben Journalisten, die kurz enthüllten, sind wieder in ein Schweigen verfallen, sind zu den eigentlich üblichen Bräuchen der Branche zurückgekehrt. Kein Nachfragen, kein Nachhaken bei Justiz und Politik.

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Pilger: Die Propaganda gewinnt immer, wenn wir es zulassen

John Pilger über das Ende des Journalismus, wie wir ihn kennen.

von John Pilger

Daran hat sich wohl seit Leni Riefenstahl, von der dieses Zitat stammt, nichts geändert. Ein Wandel in den letzten Jahrzehnten indes ist die Bereitschaft der Journalisten, sich in den Dienst von Propaganda zu stellen. Ob es nun die Verleumdungskampagne gegen Julian Assange ist, die PR-Maschinerie für die „Austerität“ oder die Berichterstattung über Syrien — es geht nicht um Fakten, sondern um „Wahrnehmung“. Und dafür sind heute PR-Firmen zuständig. In ihrem Buch „Propaganda Blitz“ beschreiben David Edwards und David Cromwell die Vorgehensweise der Propagandisten. John Pilger [Foto re.] über dieses Buch im Besonderen und Propaganda im Allgemeinen.

Der Tod Robert Parrys Anfang des Jahres fühlte sich an wie ein Abgesang auf das Zeitalter der Reporter. Parry war ein „Wegbereiter für unabhängigen Journalismus“, schrieb Seymour Hersh, mit dem er viel gemein hatte.

► Journalisten „vom alten Schlag“

Hersh deckte das Massaker von Mỹ Lai in Vietnam sowie die heimliche Bombardierung Kambodschas auf, während Parry die Iran-Kontra-Affäre enthüllte — ein auf Waffenhandel und Drogenschmuggel basierendes Komplott, das vom Weißen Haus ausging. 2016 lieferten die beiden Journalisten unabhängig voneinander überzeugende Beweise dafür, dass die Assad-Regierung in Syrien keine chemischen Waffen eingesetzt hatte. Dies hat man den beiden nie verziehen.

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Russland als Krisenmanager der postsowjetischen Unordnung

Konkret: Will Russland Europa schwächen?

Diese Behauptung wird in letzter Zeit zunehmend auf dem Schauplatz der medialen Propaganda von westlicher Presse und von westlichen Politaktivisten vorgetragen. Dazu sage ich ganz klar: Nein! Russland will Europa nicht schwächen. Russland kann ohne Europa nicht existieren, so wie Europa nicht ohne Russland. Darüber kann es keine zwei Meinungen geben, die Frage ist allein: wie?

Man muss sich nur die Jahrzehnte der neueren Geschichte anschauen, da gibt es eindeutige Daten zu dieser Frage:

Michail Gorbatschow wollte das Europäische Haus. Boris Jelzin wollte sogar der NATO beitreten, ist sogar der NATO beigetreten. Er war der Meinung, die NATO könnte sich auch nach Osten ausweiten - aber als gemeinsame Organisation, zusammen mit Russland. Wladimir Putin, als er im Jahr 2000 antrat, hat seine erste Grundsatzrede im deutschen Bundestag gehalten. Auf Deutsch. Er bot Zusammenarbeit an mit dem Ziel: Eine Sicherheitsarchitektur von Wladiwostok bis Lissabon zu schaffen. Gemeinsam den eurasischen Raum zu entwickeln. Das ist die Grundsituation.

Aber, dann gibt es ein Aber: Im Zuge der NATO-Osterweiterung, der Osterweiterung der EU, die bis nach Usbekistan entlang des russischen Bauches durch alle eurasischen Südgebiete reichen sollte, stand der Versuch, Russland einzuschnüren. Entlang begleitender Vorgänge wie der sog. bunten Revolutionen [Rosenrevolution in Georgien 2003, Orange Revolution in der Ukraine 2004 und die Tulpenrevolution in Kirgisien 2005; ergä. H.S.] kam Russland zu einer differenzierteren Politik gegenüber der EU.

Russland ging gezwungenermaßen dazu über, seine eigenen Interessen zu schützen. Das Motto hieß, Russland muss wieder auf die Beine kommen, muss wieder stark werden. Russland muss aus dem Elend des Zusammenbruchs und aus der Umklammerung herauskommen.

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Die parallele Verwaltung das Modell Stiftungen 6 + 1

ein Film v. Dr. Gabriele 'Gaby' Weber, San Telmo / Buenos Aires (ARG) u. zeitw. Berlin

Bis heute werden amtliche Unterlagen in parteinahen Stiftungen gelagert, und die lassen nur die hinein, die sie reinlassen wollen. So werden die Gesetze zur Presse- und Informationsfreiheit umgangen und Historiker ausgetrickst. Es entsteht, finanziert mit Steuergeldern, eine parallele Verwaltung. Die Rede ist von „Diebstahl von Bundes-Eigentum“ und „Komplizenschaft von Bundesregierung und Parteien“.

Zwei Fronten stehen sich gegenüber:

Auf der einen Seite die Politik, und zwar ALLE im Bundestag vertretenen Parteien. Auch die Stiftungen der Grünen und der Linken machen mit der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) gemeinsame Sache, wenn es um das Verstecken von Nazi-Akten und den Aufbau einer parallelen Verwaltung geht. Sie wollen ihr Gewohnheitsrecht durchsetzen und ihre Pfründe sichern.

Auf der anderen Seite der Barrikade stehen das Bundesarchiv (BArch), die Wissenschaft wie die Archivschule Marburg, die Historiker und Journalisten, u. sogar der Bundesrechnungshof (BRH) hat das Aktenverstecken als „unzulässig“ kritisiert. Die Unterlagen hätten bereits bei Amtsende nicht aus dem Kanzleramt mitgenommen werden dürfen. Das Bundeskanzleramt ignoriert die Rechtslage. Dort ist es üblich, daß ein Kanzler, wenn er aus dem Amt scheidet, seine Akten mit nach Hause nimmt. 

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Neben den Menschen gibt es noch Journalisten

von Friedhelm Klinkhammer (Foto li.) und Volker Bräutigam (Foto re.)

+++Wenn ein ARD-aktuell-„Faktenfinder“ über Rechtsextremismus, Gewalt und die Würde des Menschen schwadroniert, muss man das aufwischen.+++

Friedhelm_Klinkhammer_Kritisches_Netzwerk_Medienkritik_Medienhuren_Gesinnungsjournalismus_pressitude_ARD_Systemmedien_Leitmedien_KonzernmedienVolker_Braeutigam_Kritisches_Netzwerk_Medienkritik_Medienhuren_Gesinnungsjournalismus_pressitude_Programmbeschwerde_ARD_Systemmedien_Leitmedien_KonzernmedienKommentare geben grundsätzlich die Meinung des jeweiligen Autors und nicht die der Redaktion wieder,“ heißt es am Schluss der Meinungsseite auf tagesschau.de. Und damit gilt das auch für Schreiberlinge, die als Mitarbeiter der Redaktion ARD-aktuell Sonderzugriffsrechte auf die Seite haben. Sie können dort gleich etwas unter sich lassen, wenn ihnen danach ist, und eine ordentliche Portion Selbstgefälligkeit abprotzen.

Wie z.B. Patrick Gensing, Chef des ARD-„Faktenfinders“. Wer wollte es ihm versagen, sich über Rechtsextremismus auszulassen? Wo wir doch eh alle die Guten sind und Rechtsextremismus zum Kotzen finden?

Also sprach Patrick Gensing im Duktus des edel Selbstgerechten und namens der ARD Vorkämpfer für Demokratie und Menschenrechte:

"Die Gewalt ist der Kern des Rechtsextremismus: Diese Ideologie basiert auf Ausgrenzung, auf der Idee, dass Menschen nicht gleichwertig seien. Der Rechtsextremismus bekämpft die Pfeiler des demokratischen Rechtsstaats, der jedem Menschen eine einzigartige Würde und deren Schutz garantieren soll. Der Rechtsextremismus konstruiert eine eigene Identität, die nur durch Abgrenzung u. Abwertung von anderen Menschengruppen funktioniert. Der Rechtsextremismus verachtet die Diskussion, den Kompromiss und glorifiziert die Tat." [1]

Wir kommen noch darauf zurück, wie menschenverachtend die ARD-aktuell-Redaktion in ihren Sendungen “Tagesschau”, “Tagesthemen”, “Tageschau24”, “Nachtmagazin” usw. ihren Auftrag interpretiert, objektiv zu unterrichten; wie sie mit Nachrichtenkonsumenten umspringt, die gebührenzwangsweise ihre Kunden sind.

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Ukraine-Russland-Konflikt: Was Ihnen deutsche Medien vermutlich nicht mitteilten

von Jochen Mitschka

Wenn ich deutsche und ausländische Nachrichtensendungen vergleiche, stelle ich immer wieder fest, dass die Gewichtung der Wichtigkeit von Informationen stark abweichen. Besonders wenn die Quellen der Information nicht zu einem der NATO-Länder gehört. Aber selbst innerhalb der EU, innerhalb der NATO-Länder gibt es erstaunliche Differenzen in der Gewichtung von Nachrichten. Hier ein paar Beispiele, alleine in Hinsicht auf Nachrichten aus der Ukraine in den letzten Wochen.

► Die Terroristenschleuser

In der von Deutschland nicht anerkannten Volksrepublik Lugansk (LPT) die sich in einem Gebiet der Ostukraine konstituiert hat, weil die Menschen nicht mit dem gewaltsamen Putsch und seinen Folgen in Kiew im Jahr 2014 einverstanden waren, wurde Mitte Oktober vom Sicherheitsdienst nach eigenen Angaben ein kriminelles Netzwerk aufgedeckt, das auch Terroristen in EU-Länder und nach Russland schleusen sollte. Das Gebiet der Ukraine bietet sich insofern für solche Aktivitäten an, da sich durch den Bürgerkrieg und den wirtschaftlichen Niedergang Extremisten und Waffen zahlreich vorhanden sind.

Das Ministerium für staatliche Sicherheit der Volksrepublik Lugansk hat das Mitglied einer georgischen kriminellen Organisation verhaftet, der sich damit befasst hatte, Militante von Terrororganisationen aus Ländern des Mittleren Ostens in der Ukraine zu legalisieren, mit dem Ziel, sie weiter in EU-Länder und die Russische Föderation zu schleusen“ [1]

Die Sprecherin des Ministeriums erklärte, dass der verhaftete ukrainische Staatsbürger, Oleg Stepanenko, der mit falschem Pass eingereist war, Teil der Neo-Nazi-Organisation „National Corps“ der Ukraine wäre.

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Kreutzers Ohrfeige: Vernunft vs. Ideologie

von Egon W. Kreutzer, Elsendorf

Es gehört zu den auffälligsten Erscheinungen unserer Zeit, dass die Diskussionen um alle wichtigen Themen inzwischen zu asymmetrischen Auseinandersetzungen geworden sind, in denen – wie im finsteren Mittelalter – die Welt des forschenden Erkennens von der Welt des gläubigen Enthusiasmus in blutrünstiger Vernichtungsabsicht überrollt wird.

Nehmen wir Sahra Wagenknecht als Beispiel.

Nach meinem Eindruck als Außenstehender hat sie, wie kaum eine andere Person innerhalb der Partei „die LINKE“, die Grundlagen kommunistisch-sozialistischer Ideologie studiert und bis auf den innersten Kern durchdrungen und ist bereit, engagiert für eine Welt zu kämpfen, die diesem Ideal nahekommt.

Dennoch erkennt sie die Grenzlinie zwischen visionären Idealen und den Gegebenheiten der Realität so klar, dass sie diese Linie gar nicht als für sie relevante „Kampfzone“ wahrnimmt, weil sie weiß, dass es vollkommen sinnlos ist, gegen Fakten und Logik anzudiskutieren. Damit allerdings zerstört sie den Unfehlbarkeitsanspruch der gesamten Linksheit und macht sich damit zur Ketzerin, die auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden muss.

Dass dem so ist, dass viel zu viele in dem kindischen Glauben leben, das Platzen ihrer Traumschlösser und Trugbilder sei nicht die Folge ihrer eigenen Realitätsverweigerung, sondern der Erfolg feindseliger Saboteure, die es mit aller Härte zu bekämpfen gilt, macht die ganze Erbärmlichkeit  der Spezies Mensch auf wahrhaft beschämende Weise sichtbar.

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Demokratie - Fiktion der Volksherrschaft (EGON W. KREUTZER)

Buchempfehlung von KN-ADMIN H.S.

Text: Egon W. Kreutzer

Wie kommt es wohl, dass "der Staat" sich gegen seine Bürger in jeder nur erdenklichen Weise zu deren Nachteil und Missfallen durchzusetzen vermag, wo doch in der Demokratie die Bürger Plan und Ziel der Politik bestimmen?

Freiheit und Demokratie.

Ein Vorwort

Phrasen, wie „Freiheit und Demokratie“, bis zum Überdruss gehört, haben längst ihre dem ursprünglichen Sinn entsprechende Bedeutung verloren. Wäre es anders, wir würden darum kämpfen.

„Freiheit und Demokratie“ steht für etwas ganz anderes, nämlich für den starken, ja übermächtigen Staat, der seine Macht mit den Mitteln psychologischer Gewalt erhalten kann, weil seine Bürger nach Jahrzehnten subtiler Gehirnwäsche soweit abgestumpft sind, dass die Anwendung physischer Gewalt zur Durchsetzung so genannter „Staatsziele“ nur noch in Ausnahmefällen erforderlich scheint.

Freiheit gibt es, ohne Zweifel, doch sie hat ihren absoluten Charakter eingebüßt. Freiheit ist zur Ware geworden und kann gegen Bezahlung in unterschiedlichsten Graden der Abstufung erkauft werden. Doch es ist nicht der demokratisch verfasste Staat, der mit „Freiheit“ Handel treibt. Der Staat greift nur insoweit in den Freiheitsmarkt ein, als er mithilft, die Freiheit zu einem knappen Gut zu machen und damit die Preise hochzuhalten. Der Staat kauft quasi – per Gesetz – jeden Überschuss an Freiheit auf und zwingt die Bürger damit an jene Futterkrippen, wo die letzten, erbärmlichen „Freiheitskrümel“ wohlfeil angeboten werden.

Die Rechtfertigung für dieses staatliche Agieren liefert – so widersinnig dies zunächst auch scheint – ausgerechnet die Demokratie. Jene Demokratie, die, fernab von ihren Idealen, zur gelebten Selbstverständlichkeit geworden ist. Kaum jemand, der noch widerspricht, wenn es heißt: „Wahlen ändern nichts“, oder: „Die Da-Oben machen ja sowieso was sie wollen.

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Österreich: Automatisierte Diskriminierung per Algorithmus

Österreichs Jobcenter richten künftig mit Hilfe von Software über Arbeitslose

von Alexander Fanta

In Österreich teilt ab nächstem Jahr ein Algorithmus alle Jobsucher in Kategorien. Wer schlecht abschneidet, dem werden Zukunftschancen verbaut. Die Behörden bejubeln das als Effizienzsteigerung mit modernsten technischen Mitteln. Experten warnen hingegen vor automatisierter Diskriminierung.

220.000 Menschen sind nach neuesten Zahlen in Österreich arbeitslos. Damit möglichst viele davon schnell wieder einen Job finden, finanziert der Staat ähnlich wie in Deutschland Maßnahmen zur Weiterbildung. Wer eine solche Schulung bezahlt bekommt, entscheidet das Arbeitsmarktservice (AMS), das österreichische Gegenstück zu den Jobcentern in Deutschland. Bereits ab Januar hilft den Beratern des AMS ein algorithmisches Empfehlungssystem, wie nun bekannt wurde.

Die Software teilt künftig Arbeitssuchende in drei Gruppen ein: Hohe Chancen, mittlere Chancen, niedrige Chancen. Wer in letzterer Kategorie landet, kriegt eher keine teure Ausbildung bezahlt. Die Arbeitsvermittler erhoffen sich von von der Software raschere Entscheidungen – mehr Effizienz für weniger Geld. „Wir setzen derzeit öfter geförderte Beschäftigungsprojekte bei ganz Schwachen ein und sind dann oft unglücklich, dass wir zu sehr hohen Kosten im Vergleich relativ wenige Arbeitsaufnahmen bei dieser Personengruppe haben“, sagt Behördenchef Johannes Kopf. Die Software soll dabei helfen, die „Schwachen“ in billigere Kurzzeitprogramme zu stecken. „Die Technik trifft keine Entscheidung, sondern weist nur die Arbeitsmarktchancen aus“, betont Kopf. Ab Januar 2019 testen die Arbeitsämter die Software der Firma Synthesis Forschung. Ab 2020 soll sie regulär zum Einsatz kommen.

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Hans-Böckler-Stiftung: Neue Studie untersucht verstetigte Prekarität

Rund jede und jeder achte in der Erwerbsbevölkerung

. . . muss dauerhaft unter prekären Umständen leben

von Hans-Böckler-Stiftung

Wie groß ist das Prekariat, wenn man einen strengen empirischen Maßstab anlegt? In der Erwerbsbevölkerung leben gut 12 Prozent oder gut vier Millionen Menschen dauerhaft in prekären Umständen. Das heißt: Job ohne Perspektive, zu wenig Einkommen, mangelhafte soziale Absicherung, und das über mehrere Jahre. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie.

Der Begriff Prekariat war jahrelang in aller Munde. Dennoch existiert bis heute keine allgemeinverbindliche Definition. Klar ist immerhin: Gemeint ist eine Gruppe, die zwischen der sozial abgesicherten Mehrheit der Erwerbstätigen und den beinahe gänzlich aus dem Erwerbszusammenhang Ausgeschlossenen, etwa Langzeitarbeitslosen, steht. Sie strampelt sich in wechselnden, schlecht bezahlten Jobs ab, ohne auf einen grünen Zweig zu kommen. Aber lebt jeder befristet Beschäftigte, Leiharbeiter, Minijobber oder mit geringem Erfolg Selbstständige automatisch in prekären Umständen?

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Währungscrash in der Türkei. Auf dem Weg zum IWF?

von Axel Gehring / Gastautor des isw München e.V.

Nach jahrelangen Kursverlusten, die sich im Laufe dieses Jahres deutlich beschleunigten, befindet sich die Türkei – spätestens seit dem Währungseinbruch auf 4,90 Lira pro US-Dollar im Mai – in einer manifesten Wirtschaftskrise. Bereits damals wurde das baldige Umschlagen der Währungskrise in eine Schuldenkrise erwartet. Einzige Voraussetzung dafür war ein weiterer Kursverlust der Türkischen Lira. Die Versuche der AKP-Regierung Alternativen zu einem IWF-Programm zu finden, verlaufen derweil ernüchternd.

Für die Regierung kam das Ereignis zur Unzeit, hatte sie doch die Wahlen vorgezogen, um der lang erwarteten schweren Wirtschaftskrise gerade noch rechtzeitig zu entkommen. Abgesehen von zwei Zinserhöhungen, die die Zentralbankbürokratie dem Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan abrang, um einen weiteren Kursabsturz zu verhindern, verzichtete die Regierung auf einen Kurswechsel in ihrer Wirtschaftspolitik hin zu neoliberaler Strukturanpassung.

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Kreutzers Stimme aus seinem Giftschrank: Es ist etwas oberfaul!

von Egon W. Kreutzer, Elsendorf

Reichtum kann nicht dadurch entstehen, dass man Hungerlöhne zahlt und Wucherpreise verlangt. Die ganze Sache mit der Produktion und dem Konsum, mit Löhnen und Preisen, auch mit Inflation und Fiat Money geht hinten und vorne nicht auf.

Wer die Welt in zwei Lager teilt und auf der einen Seite die Reichen, das Kapital, die Arbeitgeber ansiedelt und auf der anderen Seite die Arbeitnehmer und Konsumenten, muss feststellen, dass der Versuch der Reichen, dadurch noch reicher zu werden, dass sie die Arbeit billig einkaufen und die Produkte teuer verkaufen, schlicht und einfach nicht funktionieren kann.

Wenn als Kaufkraft nur jene Geldmenge zur Verfügung steht, die von den Arbeitgebern in Form von Löhnen in den Markt eingebracht wurde, ist es vollkommen ausgeschlossen, die Produktion mit Gewinn zu verkaufen. Schließlich gilt: Gewinn = Umsatz minus Kosten.

Das erzähle ich nun schon seit fast zwanzig Jahren und während dieser zwanzig Jahre sind die Reichen reicher geworden, obwohl – und weil – die Armen ärmer geworden sind, was nicht gerade als Beweis für meine These gelten kann.

Doch gibt es sicherlich unter meinen Lesern einige, die sich daran erinnern, dass ich auch stets von drei Möglichkeiten gesprochen habe, den Geldmangel auf der Konsumentenseite zu beheben, nämlich den Export, also das Anzapfen eines anderen Wirtschaftsraumes, die Neuverschuldung, also das Anzapfen der Zukunft, sowie das Entsparen und den Verkauf von Sachwerten, also das Anzapfen des vorhandenen Vermögens.

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Kindheit 6.7: Artgerechte Kindheit. Unser Nachwuchs wird auf dem Altar der Ökonomie geopfert.

von Hans-Joachim Maaz / RUBIKON

Kinder sind sehr lebendig — bevor ihnen ihre Vitalität im Namen von Ideologie und Effizienz ausgetrieben wird. Längst bekannte Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie werden einfach ignoriert. Die Folgen sind auch gesamtgesellschaftlich verheerend. Hans-Joachim Maaz ist nach der Lektüre empört und betroffen. Eine emotionale Buchrezension von „Kindheit 6.7“.
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Als ich die Bitte angenommen hatte, eine Rezension über „Kindheit 6.7“ von Michael Hüter zu schreiben, war ich schon beim Querlesen dieses umfassenden Manifestes von dem spürbaren Plädoyer für Kinder und Familien sehr berührt. Jetzt – durchgelesen – fühle ich mich zu einer „üblichen“, eher intellektuellen Rezension nicht in der Lage. Zu viel gewichtiger Inhalt, wie Familie und Kindheit entwicklungspsychologisch, bindungstheoretisch, neurobiologisch, sozial- und gesellschaftskritisch durchleuchtet werden, als dass ich mit einer überschaubaren inhaltlichen Rezension diesem außergewöhnlichen Werk gerecht werden könnte.

Der Autor Michael Hüter – Historiker und Kindheitsforscher – hat auf überzeugende Weise die historische Dimension der gesellschaftlichen Verhältnisse von Kindheit, Familie, Entwicklung und Bildung umfassend recherchiert und zur kritischen Reflexion gebracht. Dabei erschreckt eine Erkenntnis wegen ihrer Aktualität auf besondere Weise, dass dem Untergang der Hochkulturen stets der Zerfall des Familienwesens mit wachsender Kinderlosigkeit vorausgegangen ist. Und eine „Rettung“ aus einem solchen Schicksal ist nur möglich, wenn das Wohlwollen für Familie und Kindheit in den Mittelpunkt der Gesellschaft mit allen notwendigen politischen und ökonomischen Maßnahmen gestellt wird.

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foodwatch: Schulmilchprogramm im Lobby-Sumpf

Report entlarvt jahrzehntelange Verflechtung zwischen

. . Milchwirtschaft, Wissenschaftlern und Politik in NRW

foodwatch kritisiert Absatzförderung zu Lasten der Kindergesundheit

+++Dubiose Auftragsstudien der Milchwirtschaft stellen zuckrigen Kakao als gesund dar+++

+++NRW-Landesregierung finanziert Marketingaktionen der Milchwirtschaft an Schulen+++

+++Bis zu 90 Prozent der Milchpäckchen für Schulen in NRW sind gezuckerter Kakao+++

+++Interne Protokolle der Treffen zwischen Land und Milchlobby veröffentlicht+++

Eine Landesregierung beauftragt Lobbyisten, Werbung an Schulen zu machen – und stattet sie dafür mit Steuergeldern aus. Ein Abgeordneter kritisiert von der Oppositionsbank aus die gezuckerten Schulmilchprodukte, nur um später, als Minister, vom Kakao zu schwärmen – im Interview mit dem Molkereikonzern »FrieslandCampina Germany GmbH« („Landliebe“). Ein kleines Grüppchen Wissenschaftler zieht auf Werbetour für den Schulkakao und hantiert dabei mit dubiosen Auftragsstudien, die den Kakao als gesund darstellen.

In ihrem am Mittwoch in Düsseldorf vorgestellten ReportIm Kakao-Sumpf: Von gekauften Studien bis zur wundersamen Partnerschaft von Milchwirtschaft und Politik“ hat foodwatch auf mehr als 80 Seiten jahrzehntelange Verflechtungen zwischen Milchwirtschaft, Wissenschaftlern und Politik entlarvt. Am Beispiel Nordrhein-Westfalen stellt die Verbraucherorganisation dar, wie das Schulmilchprogramm alles einem Ziel unterordnet: der Förderung des Milchabsatzes.

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Studie: In Krankenhäusern fehlen rund 100.000 Pflege-Stellen

Gesetzesvorschläge des Gesundheitsministeriums greifen zu kurz

von Hans-Böckler-Stiftung

Im Pflegedienst deutscher Krankenhäuser fehlen schätzungsweise gut 100.000 Vollzeitstellen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Expertise. Zwei geplante Gesetzesregelungen aus dem Haus von Gesundheitsminister Jens Spahn sollen nun für „ausreichend“ Pflegepersonal sorgen. Die vorliegenden Entwürfe des Bundesgesundheitsministeriums werden die große Personallücke aber nicht schließen, zeigt die Studie von Prof Dr. Michael Simon, Pflegeexperte von der Hochschule Hannover.

So setze die geplante „Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung“ (PpUGV) „die Linie der vorherigen Regierungen fort und verweigert Vorgaben, die eine bedarfsgerechte Personalbesetzung zum Ziel haben“, kritisiert Simon. Der vorliegende BMG-Entwurf für ein „Pflegepersonal-Stärkungsgesetz“ (PpSG) enthält nach Analyse des Forschers zwar einige positive Ansätze. Allerdings gehe er an einem entscheidenden Punkt in die falsche Richtung: Er nutze nicht die vorhandenen Möglichkeiten, den Personalbedarf realitätsnah auf Basis der in den Krankenhäusern behandelten Patienten zu erheben. Statt dessen beziehe er sich auf pauschale Kostengrößen, die unabhängig vom realen Pflege- und Personalbedarf kalkuliert werden.

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Internet der Dinge: Kalifornien verbietet Standardpasswörter

Ein Modell für Deutschland?

von Chris Köver

Geräte, die am Internet hängen, müssen in Kalifornien bald ein sicheres Passwort bekommen. Expert*innen halten das aber bestenfalls für einen ersten Schritt in Richtung größerer IT-Sicherheit.

„123456“, „admin“ oder „password“: Solche zeitlosen Standardpasswörter sind im US-Bundesstaat Kalifornien ab dem 1. Januar 2020 verboten. Das verfügt ein neues Cybersecurity-Gesetz, das Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown vergangene Woche unterzeichnet hat. Spätestens ab diesem Datum muss jedes neue Gerät, das in Kalifornien auf den Markt kommt und „direkt oder indirekt“ mit dem Netz verbunden ist – vom Router bis zur smarten Glühbirne – mit Sicherheitsfunktionen ausgestattet sein, die einen unzulässigen Zugriff von Außen verhindern. Geräte, die außerhalb eines lokalen Netzwerkes per Passwort erreichbar sind, müssen entweder mit einem einzigartigen Passwort ausgeliefert werden oder Nutzerinnen und Nutzer dazu zwingen, vor der ersten Verwendung ein eigenes Passwort festzulegen.

Die Absicht dahinter: Außenstehende sollen schwache Passwörter nicht einfach erraten und sich so Zugang zu Geräten verschaffen können. In der Vergangenheit waren schlecht gesicherte Heimgeräte wie Router oder smarte Kühlschränke immer wieder von Hacker*innen für sogenannte Botnetze gekapert worden – eine Art Zombie-Armee, die ohne das Wissen und Zutun ihrer Besitzer*innen Spam verschickt, Webseiten mit Überlastungs-Angriffen in die Knie zwingt oder Schadsoftware streut. Das funktioniert unter anderem deswegen, weil Geräte mit bekannten Standardpasswörtern ausgeliefert werden und Nutzer*innen sich nicht die Mühe machen, diese nachträglich zu ändern.

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Mieses Maaßen-Nachspiel mit ARD-aktuell-Chef Gniffke

Gniffke will dem abgehalfterten Verfassungsschützer ans Bein pinkeln,

. . . . aber so richtig traut er sich wohl doch nicht

von Friedhelm Klinkhammer (Foto li.) und Volker Bräutigam (Foto re.)

Ach, wie gerne wohl hätte ARD-aktuell-Chefredakteur Dr. Kai Gniffke dem Seehofer-Schützling Hans-Georg Maaßen noch richtig eins auf die Nuss gegeben? Weil der, so sieht es Qualitätsjournalist Gniffke, über die TV-Nachrichten aus Hamburg in einer Weise gesprochen habe, die dazu angetan sei, „die Tagesschau in Misskredit zu bringen“.

Und das sogar vor dem Innenausschuss des Deutschen Bundestages! Das geht gar nicht.

Also holt Dr. Gniffke aus – und schifft, wie so oft, daneben. Mit einem unappetitlich-unaufrichtigen Beschwerdebrieflein an Maaßen, Kopie an den Bundestags-Innenausschuss. Aus seiner Seite tagesschau.de hält er die Chose sorgfältig raus.

Wir zitieren dieses Schreiben auszugsweise im Wortlaut nach einem Faksimile, das auf der eher halbseidenen Boulevard-Seite www.buzzfeed.com/de veröffentlicht wurde. [1] Es ist adressiert an „Herrn Präsident Dr. Hans-Georg Maaßen, Bundesverfassungsschutz“, ausgefertigt auf dienstlichem Briefbogen „Dr. Kai Gniffke, Erster Chefredakteur, ARD“ und datiert vom 20. September 2018:

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Polemik, Agitation und Propaganda der AfD: Thesen von Christoph Butterwegge

von Christoph Butterwegge

Viele versuchen derzeit, das Phänomen AfD zu verstehen. Bei nicht wenigen Politikern und Kommentatoren läuft dies aber darauf hinaus, sich dem Shooting-Star unter den Parteien anzubiedern und Teile ihrer Weltanschauung zu übernehmen. Auch, wie im Fall der CSU, um deren Wählerpotenzial für sich selbst nutzbar zu machen.

Die AfD wirklich zu verstehen, bedeutet jedoch oft, noch stärker abgestoßen zu werden von einem Politikprojekt, das sich auf dem Rücken ausgegrenzter Zuwanderer zu profilieren sucht und alles andere ist als eine „Alternative“ für die so genannten kleinen Leute. Gut, dass Christoph Butterwegge genauer hinsieht. Der Politikwissenschaftler, Armutsforscher und ehemalige Bundespräsidentschaftskandidat der Linken, analysiert in seinem BuchRechtpopulisten im Parlament“ Ideologie und sozialpolitische Hintergründe des Aufstiegs der AfD.

Thesen auf der Grundlage meines zusammen mit Gudrun Hentges und Gerd Wiegel verfassten Buches „Rechtspopulisten im Parlament“, erschienen am 2. Oktober 2018 im Westend Verlag (Frankfurt am Main).

1.

Rechtspopulistisch ist eine Partei, wenn sie die durch sozioökonomische Herrschaftsverhältnisse und politische Machtungleichgewichte im Rahmen der Globalisierung bzw. der neoliberalen Modernisierung verursachte Zerklüftung unserer Gesellschaft ignoriert und deren Widersprüche bzw. Klassengegensätze auf die verkürzte Frontstellung zwischen „Volk“ (lat. populus) und „korrupter Elite“ reduziert. Dabei wird auf (standort)nationalistische, rassistische, sozialdarwinistische u. wohlstandschauvinistische Ideologieelemente zurückgegriffen, für die erfahrungsgemäß besonders Menschen in der Mittelschicht anfällig sind, die Angst vor dem sozialen Abstieg und/oder dem Verlust ihrer „kulturellen Identität“ haben.

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Die Scheindemokratie. Warum schweigen die Lämmer?

 Bürger werden entmündigt u. als politisch apathische Konsumenten dressiert.

Exklusivabdruck aus Rainer Mausfelds

Warum schweigen die Lämmer?

von Rainer Mausfeld / RUBIKON

In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Demokratie durch die Illusion von Demokratie ersetzt. Neue Formen der Organisation von Macht sowie psychologische Methoden der Bewusstseinsmanipulation schützen die Mächtigen vor den Risiken demokratischer Ermächtigungen und stärken ihre Position. In seinem Buch deckt Rainer Mausfeld die Systematik dieser Indoktrination auf u. macht uns sensibel für die vielfältigen psychologischen Beeinflussungsmethoden.

Demokratie und Freiheit. Zwei Wörter, die mit unerhörten gesellschaftlichen Versprechen aufgeladen sind und gewaltige Veränderungsenergien zu deren Einlösung freisetzen können. Kaum mehr als ein Schatten ist heute von den mit ihnen ursprünglich verbundenen Hoffnungen geblieben. Was ist passiert?

Wohl nie zuvor sind zwei Wörter, an die so leidenschaftliche Hoffnungen geknüpft sind, in gesellschaftlich so folgenschwerer Weise ihrer ursprünglichen Bedeutung entleert, verfälscht, missbraucht und gegen diejenigen gewandt worden, deren Denken und Handeln sie beseelen.

Demokratie bedeutet heute in Wirklichkeit eine Wahloligarchie ökonomischer und politischer Eliten, bei der zentrale Bereiche der Gesellschaft, insbesondere die Wirtschaft, grundsätzlich jeder demokratischen Kontrolle und Rechenschaftspflicht entzogen sind; damit liegen zugleich weite Teile der gesellschaftlichen Organisation unseres eigenen Lebens außerhalb der demokratischen Sphäre. Und Freiheit bedeutet heute vor allem die Freiheit der ökonomisch Mächtigen.

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Griechenland und die Lüge von der „überwundenen“ Finanzkrise

von Ernst Wolff / Autor der Bücher „Weltmacht IWF“ und „Finanztsunami

Wer in der vergangenen Woche die Vorgänge im griechischen Bankensystem verfolgte, der rieb sich verwundert die Augen: Die vier größten Geldinstitute – »Piräus Bank«, »Eurobank«, »Alpha Bank« und »National Bank of Greece« – erlebten an der Athener Börse ein wahres Erdbeben.

Seit Anfang September hatte es im Bankensektor des Landes bereits gekriselt, doch in den ersten Oktobertagen verschärfte sich die Situation dramatisch: Die vier Institute mussten Einbußen von bis zu vierzig Prozent hinnehmen, der Aktienkurs der Piräus Bank brach um fast 30 Prozent ein, der Athener Bankenindex fiel auf den tiefsten Stand seit 31 Monaten.

Wie konnte das sein? War Griechenland nicht erst im August unter großem Beifall der Politik aus dem Euro-Rettungsschirm entlassen worden? Und hatten die vier Großbanken nicht erst im Mai einen Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) bestanden?

► Stresstests: PR-Instrument der EZB

In der Tat sind gerade einmal sechs Wochen vergangen, seit EU-Präsident Donald Tusk dem griechischen Volk mit den Worten „Ihr habt es geschafft!“ per Twitter zur Rückkehr an die internationalen Finanzmärkte gratulierte und EU-Finanzkommissar Pierre Moscovici von einem "symbolischen Schlussstrich unter eine existenzielle Krise des Euro-Währungsgebiets" sprach. Und es ist nicht einmal ein halbes Jahr her, dass die EZB den vier systemrelevanten griechischen Großbanken attestiert hatte, auch schwere Turbulenzen ohne größere Schäden überstehen zu können?

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Sucht in einer veränderten Welt

von Roland Forberger, Karlsruhe

Vieles hat sich in der Rückschau unseres Lebens verändert. Nicht nur unsere Arbeitsweise unterscheidet sich gänzlich von der vorangegangener Generationen – auch unsere Lebensweise hat ein Niveau erreicht, dass uns viele neue Entwicklungen ermöglicht. Dieses Potential nutzen wir aber kaum. Woran liegt das?

Von der Suche zur Sucht.

Aus den Geschichtsbüchern wissen wir, dass das Leben noch vor 100 Jahren kaum Freizeitaktivitäten ermöglichte. Lange Arbeitszeiten waren gang und gäbe. Bis vor Kurzem war das auch noch so. Der andauernde „Trend“ in der Arbeitswelt ermöglicht es uns zunehmend, mehr Freizeitaktivitäten nachzugehen. Die geregelte Arbeitszeit kann schrittweise reduziert werden – es sei denn, wir „flüchten“ förmlich in die Arbeit.

Mit der frei gewordenen Zeit lässt sich vielerlei machen. Die Optionen sind kaum überschaubar. Die Konsumgüterindustrie hat dies längst erkannt und versucht ihrerseits, möglichst viel unserer Zeit zu binden.

Technologie, die verbindet?!

Längst sind die Smartphones in den Kinderstuben angekommen. Die Zeit, die unsere Jüngsten auf Youtube, Facebook oder mit Computerspielen verbringen… unzählbar! Dabei fesseln die smarten „Tools“ uns nicht nur über unsere Faulheit an sich, sondern über Ausnutzung psychologischer Erkenntnisse, über die wir erst seit kurzem Klarheit haben, was jedoch noch lange nicht heißt, dass wir sie unter Kontrolle hätten.

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Urbaner Wettbewerb. Wien in Städterankings.

von Katharina Hammer / A&W blog

Wien wurde wieder zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt. Städterankings gibt es viele, dabei sagen die meisten aber wenig darüber aus, ob Lebensqualität auf Basis von sozialem Ausgleich und gerechten Lebensverhältnissen entsteht.

► Wien in Rankings

Vor Kurzem erschien die Rangliste der »Economistʼs Intelligence Unit (EIU). Insgesamt wurden dafür 140 Großstädte miteinander verglichen. Wien wurde hier erstmals vor Melbourne gereiht und rangiert damit auf Platz Eins. Für Wien sind gute Plätze bei Städterankings nicht unbedingt neu, beim »Mercer-Ranking Quality of Living« beispielsweise belegte Wien 2018 zum neunten Mal Platz Eins. Auch im europäischen »Smart-City-Ranking« oder dem »European-City-Ranking« zu Clean Air rangiert Wien auf den vorderen Plätzen.

► Konkurrenz unter Städten

Besonders häufig werden jene City-Rankings massenmedial aufgegriffen, die Städte möglichst einfach anhand einer Maßzahl präsentieren. So werden klare Gewinnerinnen und Verliererinnen produziert und der nächste Zeitungsartikel ist schnell geschrieben. Hier besteht die Gefahr, Konkurrenz unter Städten zu verstärken.

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Stellungnahme zum Entwurf des neuen Medienstaatsvertrags – Intermediäre

von Maren Müller

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+++Diskussionsentwurf zu den Bereichen Rundfunkbegriff, Plattformregulierung und Intermediäre+++

Die Rundfunkkommission der Länder lud die Bürger dazu ein, mittels Beteiligungsverfahren zu den Bereichen Rundfunkbegriff, Plattformregulierung und Intermediäre aus dem „Rundfunkstaatsvertrag“ einen „Medienstaatsvertrag“ zu machen. Gelegenheit für Stellungnahmen, Anmerkungen und Feedback bestand bis zum 30.09.2018 auf der Plattform www.rundfunkkommission.rlp.de.

Unsere Stellungnahme befasst sich aus Gründen der Zugehörigkeit zu den Neuen Medien lediglich den Teil, der hier als Intermediäre bezeichnet wird. Als Medienintermediär wird laut Beschreibung jedes Telemedium bezeichnet, welches auch journalistisch-redaktionelle Angebote Dritter aggregiert, selektiert und allgemein zugänglich macht, ohne diese zu einem Gesamtangebot zusammenzufassen. Medienintermediäre sind neben Suchmaschinen, Sozialen Netzwerken, App Portalen, User Generated Content Portale auch Blogging Portale u. News Aggregatoren.

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Die Muslimbruderschaft und deutsche Syrien-Politik

Über Deutschlands jahrelange Zusammenarbeit m. Terrororganisationen

von Peter Frey / Peds Ansichten

Ende 2011 lud die im Auftrag der deutschen Regierung wirkende »Stiftung Wissenschaft und Politik« (SWP) als Teil einer breitangelegten Initiative der sogenannten »Freunde Syriens«, interessante Gäste nach Berlin ein. Es handelte sich um eine von den westlichen Demokratien unter Führung der USA handverlesene syrische Opposition, die in die deutsche Hauptstadt berufen wurde, um den Generalplan für „den Tag danach“ mit zu entwickeln. Die Hälfte dieses Personals setzte sich allerdings aus Terroristen zusammen – und das war kein Versehen!

► Aber Deutschland ist doch im Kampf gegen den Terrorismus – oder etwa doch nicht?

Syrien bietet sich in vielerlei Hinsicht an, das Theater der Meinungshoheit als solches offenzulegen, ein Dauerschauspiel über den ewigen Kampf vom Guten gegen das Böse, von der Demokratie gegen Terror, von Gerechtigkeit des Wertewestens gegen blutige Tyrannen. Der Generalplan des Westens zur „Transformation“ der syrischen Gesellschaft lief unter diesen einprägsamen Kategorien und die deutsche Regierung spielte – dienernd, wie auch eigene egoistische Interessen vertretend – keinesfalls nur eine bescheidene Rolle.

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Washingtons Sanktionsmaschine

von Philip M. Giraldi

Vielleicht ist es Donald Trumps geschäftlicher Hintergrund, der ihn glauben lässt, dass, wenn man jemandem genügend wirtschaftlichen Schmerz zufügt, er sich letztendlich ergeben und zustimmen wird, alles zu tun, was man will. Obwohl dieser Ansatz bei New Yorker Immobilien gut funktionieren könnte, ist er kein sicherer Weg zum Erfolg in den internationalen Beziehungen, da die Länder nicht so anfällig für Druck sind wie einzelne Investoren oder Entwickler.

Washingtons jüngster Streifzug in die Welt der Sanktionen gegen China ist erstaunlich, selbst wenn man die niedrige Messlatte bedenkt, die von früheren Präsidenten, die auf Bill Clinton zurückgehen, gesetzt wurde. Peking hat bereits auf die Sanktionen der USA reagiert, die letzte Woche gegen die von der Regierung geführte Abteilung für Ausrüstungsentwicklung der chinesischen Zentralen Militärkommission (Central Military Commission, CMC) und ihren Direktor Li Shangfu verhängt wurden, weil sie "bedeutende Transaktionen" mit einem russischen Waffenhersteller getätigt haben, der auf einer Liste von US-sanktionierten Unternehmen steht.

Die Transaktionen umfassten den Kauf von russischen Su-35-Kampfflugzeugen sowie von Ausrüstung im Zusammenhang mit dem modernen Boden-Luft-Raketensystem S-400 Triumf. Die Sanktionen beinhalten ein Einreiseverbot des Direktors in die Vereinigten Staaten und blockieren alle seine Immobilien oder Bankkonten innerhalb der USA sowie das Einfrieren sämtlicher lokaler Vermögenswerte der Abteilung für Ausrüstungsentwicklung.

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Vertragsbruch, Erpressung, Nötigung, Krieg: Die Diplomatie der USA gegen den Iran

von Jochen Mitschka

Da weder die UNO-Generalversammlung, noch der UN-Sicherheitsrat sich euphorisch hinter den Wirtschaftskrieg der USA stellt, den ihr Präsident Donald Trump nach Bruch des „Joint Comprehensive Plan of Action“ (JCOPA, auch Iran deal) durch die Vereinigten Staaten (die Atomvereinbarungen waren durch den Sicherheitsrat ratifiziert und zu einem völkerrechtlichen Vertrag geworden, der nur entsprechend den Bedingungen des Vertrages verlassen werden konnte) gegen den Iran gestartet hat, holten sich die Kriegsbefürworter die Zustimmung in einem der bekannten privaten Foren, die durch die einschlägige Oligarchen und Regierungen finanziert werden.

► UANI

Am Dienstag, dem 25. September 2018, traten der Außenminister der USA, Mike Pompeo und der Nationale Sicherheitsberater John R. Bolton bei der Jahresversammlung der Organisation mit dem Namen „United Against Nuclear Iran“ (UANI) auf. Auf der Gästeliste der Veranstaltung steht praktisch jeder wichtige Politiker und Beamte, der in der Vergangenheit schon zu einem Angriffskrieg gegen den Iran gedrängt hatte. Mit anderen Worten: Ein Treffen der Kriegstreiber des Imperiums. Dabei ist der finanzielle Hintergrund der Organisation höchst seltsam.

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ERDOGAN NOT WELCOME - Erdoğan ist nicht willkommen!

BUNDESWEITE GROSSDEMONSTRATION

Ein Diktator kommt nach Berlin – und wird mit allen Ehren empfangen. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan wird Ende September erneut um deutsche Unterstützung für seine Kriegspolitik bitten. Es ist abzusehen, dass auch dieses Mal Waffenverkäufe abgesegnet, Kredite zugesagt und Investitionen in der Türkei vereinbart werden. Der Besuch des deutschen Wirtschaftsministers samt 80-köpfiger Entourage Ende Oktober in der Türkei passt da ins Bild. Der Besuch Erdoğans in Berlin wird Anlass zum Protest für all diejenigen sein, die sich in Deutschland und der Türkei für Demokratie, Freiheit und Frieden einsetzen.

Die Liste der Verbrechen des Erdoğan-Regimes ist lang. Heute sitzen tausende HDP-Mitglieder (Halkların Demokratik Partisi) in der Türkei in Haft, gemeinsam mit hunderten Journalistinnen und Journalisten sowie zehntausenden anderen politischen Aktivistinnen und Aktivisten. Im Südosten der Türkei werden tagtäglich Ausgangssperren verhängt, Kundgebungen oder Demonstrationen verboten und Militäroperationen durchgeführt.

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Rentenpläne – Russland ist nicht der Westen

Russlands Führung ist dabei, das letzte Tabu aus der Sowjetzeit brechen zu wollen. Sie will das Rentenalter, das seit den Tagen der Oktoberrevolution für Frauen bei 55, für Männer bei 60 Jahren lag, in Zukunft auf 60 Jahre für Frauen und 65 für Männer anheben. Ist Russland für eine solche Entwicklung bereit?

► Putins Begründung

Wladimir Putin begründete die Reform in seiner Fernsehansprache mit einer „demografischen Lücke“ und einem „Loch in der Rentenkasse“. Es gebe nach den Krisen der Transformationszeit zu wenig junge Menschen im Verhältnis zur alternden Bevölkerung. Eine Erhöhung des Rentenalters sei daher unausweichlich. Zugleich versprach er, um die Menschen zu beruhigen, dass die „Lgoti“, also die sozialen Vergünstigungen für Rentner, Bedürftige und Behinderte beibehalten werden sollen. Auch solle eine neue Kategorie von „Bürgern im Vorruhestandsalter“ eingeführt werden, um Vorruhestandskündigungen gesetzlich zu erschweren.

Im Pro und Kontra, das zur Zeit in Russland um die Reform tobt, werden seitdem die unterschiedlichsten Berechnungen vorgetragen,

was die Rentenkasse hergebe und was nicht,

wie die Bevölkerungsstruktur sich in den nächsten Jahren entwickeln werde,

wann wer zuerst von den neuen Regelungen betroffen werde usw..

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Scheitert ein halbwegs verbindliches EU-Lobbyregister am EU-Parlament?

Lobbyismus in der EU

von Nina Katzemich / LobbyControl

Neue Entwicklungen bei den Verhandlungen zwischen EU-Kommission, Parlament und Rat um das EU-Lobbyregister: Im Juli hat die EU-Kommission beschlossen, dass ihr das, was Parlament und Rat auf den Verhandlungstisch legen, nicht ausreicht. Nun drohen die beiden Verhandlerinnen aus dem Parlament, die Gespräche abzubrechen. Sie sehen keinen weiteren Spielraum, was Parlamentarier noch transparenter machen könnten bei ihren Treffen mit Lobbyisten. Wir sehen diesen Spielraum durchaus. Morgen entscheidet das Gremium der Fraktionsvorsitzenden, die Konferenz der Präsidenten.

Nochmal kurz erklärt: Weil ein gesetzlich verbindliches EU-Lobbyregister derzeit nicht möglich, will die EU-Kommission, dass alle drei Institutionen – Kommission, Rat, also das Gremium der nationalen Regierungen, und Parlament – sich verpflichten, nur noch registrierte Lobbyisten zu treffen, und diese Treffen zu veröffentlichen. So machen es bereits die EU-Kommissare und ihre Kabinette. Lobbyist/-innen, die sich mit einer/m Abgeordneten, einer/m Ratsvertreter/-in in Brüssel oder einer/m EU-Kommissar/-in treffen wollen, müssen sich dann in das Register eintragen. Klingt einfach, oder? In der Praxis wird darüber leider seit Jahren diskutiert.

► Alle wollen plötzlich die Verhandlungen abbrechen

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Der Mangel an bezahlbaren Wohnungen. Was ist die Wurzel des Übels?

von Claus Schreer / isw München

► Was sind die Voraussetzungen für eine soziale Wohnungspolitik?

Solange Wohnungen als Ware gehandelt und zum Zwecke des Profits gebaut werden, wird es keine sozialen u. für die Mehrheit der Bevölkerung erträglichen Mieten geben. Die Rendite, die von Wohnungseigentümern, den Investoren und Banken beansprucht wird, verhindert das.

Private Investoren bauen Wohnungen nur dann, wenn sie für ihr investiertes Kapital mindestens die marktübliche Rendite erzielen – ohne Aussicht auf Rendite werden auch keine Wohnungen gebaut. Bereits eine Rendite – oder die Verzinsung von 4 % auf das in eine Neubauwohnung investierte Kapital (bei Baukosten von 1500,- Euro und Grundstückskosten von 700,- Euro pro qm Wohnfläche) führt zu einer Mietbelastung von 7,30 Euro pro qm monatlich. Dazu kommen noch die anfallenden Kosten von ca. 5 Euro, dann liegt die Miete schon bei 12,30 Euro pro qm.

Tatsächlich entscheiden aber Angebot und Nachfrage über den Mietpreis. Dort wo das Wohnungsangebot knapp ist, wie in München, sind die Mieten wesentlich höher. Und die geltenden Mietgesetze garantieren immer weiter steigende Mieten. Um die Mieter wenigstens vor den schlimmsten Auswirkungen dieser Wohnungsmarktwirtschaft zu schützen, sieht sich der Staat seit jeher dazu gezwungen – mit Mietpreis regulierenden Maßnahmen einzugreifen.

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Russland, Sommer 2018: Kai Ehlers im Gespräch mit Michail Juchma

Zu Besuch bei einem alten Freund.

Vorweg ein paar Informationen: Michail Juchma (82) ist vielfach prämierter Autor, Mitglied des russischen und tschuwaschischen Schriftstellerverbandes, Autor von Büchern zur tschuwaschischen und russischen Geschichte, Sammler von Märchen und vom Vergessen bedrohter alter Erzählungen der Völker Russlands, Autor vieler, über die Grenzen der tschuwaschischen Republik hinaus gesungener Lieder, Verfasser von Komödien und Kurzdramen, seit 1992 Begründer und Leiter des tschuwaschischen Kulturzentrums in Tscheboksary an der Wolga. Er lebt heute als Rentner zusammen mit seiner Frau Rosa Schewlebi, ebenfalls Schriftstellerin, im vierten Stock einer Altbauwohnung in Tscheboksary, die bald zu hoch für sie sein wird.  

Ich kenne Michail Juchma bereits seit 1992, habe in meinen Büchern mehrfach über ihn und seine Tätigkeit berichtet, die an jene der Brüder Grimm erinnert, so in meinem 1994 erschienenen Reisebericht, „Jenseits von Moskau“, der die Zeit des Umbruchs von 1992 zum Thema hat. Später habe ich mit Freunden zusammen zwei von ihm wiederentdeckte tschuwaschische Epen ins Deutsche übersetzt: 2006 „Attil und Krimkilte – das tschuwaschische Epos zum Sagenkreis der Nibelungen“, 2011 „Yltanbik – der letzte Zar der Wolgabolgaren“. Die Übersetzung einer weiteren Arbeit Juchma‘s zum eurasischen Götterhimmel, in dessen Geist Juchma lebt, befindet sich bei mir zurzeit noch in Arbeit.

Entlang der Auf´s und Ab´s der neueren russischen Geschichte, von Gorbatschow zu Jelzin, von Jelzin zu Putin bis zur jetzigen Situation haben Michail Juchma und ich immer wieder Gespräche zum Leben in Tschuwaschien, bei den Völkern an der Wolga, zu den Umbrüchen in Russland und zur Rolle Russlands in der Welt geführt.

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Ausrichtung der Wohnungspolitik: Was tun gegen Mietenwahnsinn?

von Leo Mayer / isw München

Die Proteste gegen den Mietenwahnsinn gehen nicht spurlos an der Bundesregierung vorüber. Am Wochenende hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) getönt: „Wir brauchen dringend neue Wohnungen.“ Horst Seehofer, Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat, erklärte die Wohnungsfrage zur „sozialen Frage unserer Zeit“ und will „unverzüglich handeln, damit in dieser Legislaturperiode 1,5 Millionen Wohnungen neu gebaut werden“. Die SPD fordert aus Wahlkampfzwecken kurzzeitig Mietstopp, um ganz schnell wieder einzuknicken. Dabei wäre dies ein Thema, das den Koalitionsbruch lohnen würde – und nicht die Ablösung des Inlandsgeheimdienstchefs Maaßen und dessen Beförderung zum Staatssekretär für Sicherheit.

► Seehofers „Wohngipfel“. Ein Treffen der Immobilienlobby

Am Freitag (21. 9.) veranstaltet Seehofer einen „Wohngipfel“ in Berlin. Eingeladen sind 11 Verbände der Immobilien- und Baubranche, aber als Vertreter der Mieter*innen nur der Deutsche Mieterbund (DMB) sowie DGB und IG BAU; Sozialverbände, Wohnungslosenverbände, Umweltschützer*innen… fehlen. Damit wird schon an der Teilnehmerliste deutlich, dass sich die Wohnungspolitik der Bundesregierung auch weiterhin an den Wünschen der Immobilienlobby orientiert und nicht an denen, die auf bezahlbare Wohnungen angewiesen sind. „Mieterverbände sind nur als Feigenblatt vorgesehen“, erklärt DIE LINKE und glaubt nicht, dass „diese Runde etwas an den explodierenden Mieten ändert“.

Explodierende Mieten und Mangel an bezahlbarem Wohnraum sind zu einer der brennendsten sozialen Fragen geworden und treiben die Menschen auf die Straße.

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„Gefangen – Der Fall K.“ Eine Geschichte von erschreckender Aktualität.

Zum TV-Film von Regisseur und Co-Autor Hans Steinbichler

von Sybille Fuchs

Wer diesen Fernsehfilm von Hans Steinbichler am 10. September im ZDF gesehen hat, kann kaum glauben, dass er auf dem tragischen Schicksal eines Mannes beruht, das sich tatsächlich vor einigen Jahren in Deutschland zugetragen hat.

Er lehnt sich sehr eng an die wirkliche Geschichte des Oldtimer-Restaurateurs, Pazifisten und Umweltaktivisten Gustl Mollath an, der sieben Jahre [7½ J.; H.S.] unschuldig in einem bayerischen forensischen Hochsicherheitsgefängnis eingesperrt war, in dem normalerweise nur hochgefährliche psychisch gestörte Gewalttäter landen. Sein einziges Vergehen war die Aufdeckung krimineller Bankspekulationen. Der Fall hatte 2013 großes öffentliches Interesse erregt und zu Solidaritätsaktionen für Mollath geführt.

Filmszene aus "Gefangen – Der Fall K.“ mit Jan Josef Liefers als Wastl. © ZDF, Jürgen Olczyk (obs/ZDF/Jürgen Olczyk)

Es ist ein großes Verdienst des Filmteams, gerade heute an diese erschreckende Geschichte zu erinnern. Angesichts der in allen Bundesländern verschärften Polizeigesetze kann sich ein derartiger Albtraum für unschuldige Menschen, die gegen Ungerechtigkeit und das Profitsystem protestieren, leicht wiederholen.

Kit Hopkins und Hans Steinbichler (»Hierankl«, »Winterreise«, »Das Blaue vom Himmel«, »Tagebuch der Anne Frank« u.a.), der auch Regie führte, schrieben die finale Drehbuchfassung, und Henriette Piper lieferte die Vorlage für diesen ungewöhnlichen Fernsehfilm.

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Rentenlücke: Wenn der Altersruhestand zum Überlebensabend wird

von Markus Krüsemann

Unstete Erwerbsbiografien, Phasen der Arbeitslosigkeit, nur mäßig entlohnte Arbeit - auch jenseits der Erwerbsarmut und der dauerhaft prekären Beschäftigung verdüstern sich für eine zunehmende Zahl von abhängig Beschäftigten die Aussichten auf einen materiell auskömmlichen Ruhestand.

Die Zahl der RentnerInnen, die Grundsicherung im Alter erhalten, steigt bereits seit Jahren an. Und das ist erst der Anfang: Bei einem großen Teil der jetzt 55- bis 64-jährigen Erwerbstätigen ist die zu erwartende Rentenhöhe nicht ausreichend, um damit allein den aktuellen Lebensstandard zu halten. Würden sie jetzt in den Ruhestand gehen, so könnten 58 Prozent von ihnen ihren Konsum nicht aus Anwartschaften aus der gesetzlichen und betrieblichen Altersvorsorge oder Beamtenpensionen decken. Bei Erwerbstätigen, die allein Anwartschaften aus der Gesetzlichen Rentenversicherung haben, läge der Anteil sogar bei 69 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie des "Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung" (DIW).

Weniger dramatisch sieht es naturgemäß aus, wenn die Erwerbstätigen der untersuchten Altersgruppe nicht sofort in den Ruhestand gingen, sondern noch bis zum durchschnittlichen Rentenzugangsalter von 64 Jahren so weiterarbeiten würden wie aktuell. Unter Betrachtung aller Rentenanwartschaften sänke der Anteil der Personen, die ihren Konsum nicht decken können, von 58 Prozent auf 50 Prozent. Das aber wäre immer noch ein beunruhigend hoher Prozentsatz.

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"Der Anfang vom Ende des kirchlichen Arbeitsrechts in Deutschland!"

Rechtsexperten begrüßen das Urteil des EuGH vom 11. Sept.

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Die Rechtsexperten des Instituts für Weltanschauungsrechts (ifw) begrüßen das Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH), das die Kündigung eines Chefarztes wegen "fehlender Loyalität" zur katholischen Kirche als verbotene Diskriminierung nach Art. 21 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union (GRCh) gewertet hat. Ingrid Matthäus-Maier, ehemalige stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Mitglied im ifw-Beirat und Sprecherin der Kampagne "Gegen religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz" (GerDIA), bezeichnete das Urteil als "Anfang vom Ende des kirchlichen Arbeitsrechts in Deutschland".

Karikatur: © Jacques Tilly, Düsseldorf. >> http://www.grossplastiken.de/.

Wörtlich sagte Matthäus-Maier: "Endlich hat der Spuk ein Ende! Die Kirchen haben nie freiwillig auf ihre Privilegien verzichtet, sondern nur, wenn die Gerichte sie dazu gezwungen haben. Die Kirchenverantwortlichen haben nicht aus der Vergangenheit gelernt und stets nur millimeterweise nachgegeben – nun müssen sie ein ganzes Jahrhundert an Emanzipationsbewegung nachholen. Die Politik hat sich seit Jahren davor gedrückt, die 1,2 Millionen Beschäftigen von Diakonie und Caritas vor religiöser Diskriminierung zu schützen. Stets hieß es in Berlin, dies müsse die Kirche selbst lösen, doch dieses Argument hat spätestens durch das heutige Urteil seine Gültigkeit verloren."

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Idlib: Eingreifen, aber wie?

Anmerkungen zur Perversion eines Dialogs

Wer nach dem Treffen der deutschen Bundeskanzlerin und des russischen Präsidenten in Sotschi im Mai dieses Jahres und dem Folgetreffen vor ein paar Wochen auf Schloss Meseberg die Erklärungen der beiden auf sich wirken ließ, die sie vor dem Eintritt in die Gespräche vor der Presse abgaben, hätte sich der Hoffnung hingeben können, dass nun wieder eine Phase engerer deutsch-russischer Beziehungen eingeleitet werde.

Erklärte Angela Merkel doch nach einer Vorstellung der anstehenden Tagesordnung  –  von der Ukraine  über Nordstream 2, den Iran bis zu Syrien und zu den Menschenrechten – sie „glaube, dass die strittigen Fragen durch einen Dialog gelöst werden können.“ Ein wichtiges Thema sei „natürlich“ die Vermeidung einer „humanitären Katastrophe“ in Syrien.

Wladimir Putin pflichtete ihr bei, wurde allerdings konkreter. Es müsse alles getan werden, erklärte er, dass die Flüchtlinge aus dem Libanon, aus Jordanien, aus der Türkei, die potentiell eine enorme Belastung für Europa seien, nach Hause zurückkehren könnten. Elementare Dinge müssten dafür getan werden: „Man muss helfen, die Wasserversorgung, die sanitären Einrichtungen und die medizinische Versorgung  wiederherzustellen. Das sind die grundlegendsten Dinge. Und ich denke, dass alle daran interessiert sind, auch Europa.

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Leitfaden für Bluffer zum Bombenangriff auf Syrien

12 Lügen, die sie dir sagen, dass du dich für den

. . . bevorstehenden Bombenangriff auf Syrien betäuben sollst.

von Peter Ford

Die Propagandamühlen der britischen und amerikanischen Regierung - Sprecher, Medien, Think Tanks - erarbeiten mit Überstunden "Gesprächspunkte", um den bevorstehenden groß angelegten Bombenangriff auf Syrien unter dem Vorwand des Einsatzes verbotener Waffen zu begründen. Hier ist ein Führer durch das Top-Dutzend dieser Lügen, erstellt von einem ehemaligen Insider.

1. In Idlib gibt es mehr Babys als Dschihadis.

Zufällig ist dieses Juwel der moralischen Erpressung unwahr. Es gibt doppelt so viele Dschihadis (etwa 100.000) wie Babys (0-1 Jahr) (ca. 55.000). Was soll dieses Faktoid überhaupt sagen? Versuchen Sie, ein Gebiet mit Dschihadis nicht zu befreien, weil Sie vielen Kindern schaden könnten? Die westliche Koalition achtete kaum auf derlei Überlegungen, als sie Mossul und ar-Raqqa vernichtete, um ISIS zu vernichten. In ar-Raqqa ziehen sie immer noch Babys aus dem Schutt heraus.

2. Die Berichte [über den bevorstehenden Angriff mit chemischen Waffen] müssen wahr sein, denn Assad hat es schon einmal getan.

Falsch. Seit 2013, als Assad unter Aufsicht der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) die chemischen Waffen aufgegeben hat, hat die OPCW die Orte angeblicher Angriffe in von Dschihad beherrschten Gebieten nicht mehr besucht, sondern Berichte von Pro-Dschihadi-Organisationen wie den Weißhelmen [White Helmets] und der "Syrian American Medical Society" [SAMS] sowie Beweise von feindlichen Geheimdiensten akzeptiert. Im Falle des einen Ortes, den die OPCW besucht hat, Douma, sagte ihr Bericht, dass sie keine Beweise für Sarin, keine unerwünschten Spuren in einer der Blutproben von "angeblichen Opfern" (ihre Bezeichnung), keine Körper und nur zweifelhafte Beweise für die Verwendung von Chlor fanden.

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AFFENMENSCHEN SORGEN SICH UM DIE ZUKUNFT UNSERES PLANETEN

DER HÖHLENMENSCH

Eine politische Satire von Harry Popow

Unter dem Titel „DER HÖHLENMENSCH – AFFENMENSCHEN SORGEN SICH UM DIE ZUKUNFT UNSERES PLANETEN“ veröffentlichte der Diplom-Journalist und Blogger Harry Popow im Eigenverlag epubli am 08.09.2018 eine politische Satire gegen die Menschenfeindlichkeit des weltweiten Kapitals.

Ein bisher in menschlichen Kinderhänden verbrachtes „Leben“ eines kleinen Affen mit Namen DIDA, angeblich geboren im fernen ALTAI-Gebirge, haucht der Mensch BENNO Leben ein und verbindet es mit ihrem Freund DADA und dem noch im Gebirge lebenden Urgroßvater SCHIMPF-PANSE, dem Erfahrenen und Gebildeten.

Die Höhlenbewohner müssen mit Bitterkeit erfahren, dass der Klimawandel auch sie erwischt hat. Eine eilig zusammengerufene Vollversammlung beschließt: Wir müssen erkunden, ob es Schuldige gibt an der Erderwärmung. Ob Überirdisches im Spiel sind oder gar die Menschen, unter denen der SCHIMPF-PANSE einst gelebt hatte? DIDA soll sich mit ihrem Freund DADA auf die mit Drohnen angetriebene Lanze setzen. Sie mögen Ursachenforschung betreiben – gemeinsam mit ihrem Bekannten, dem Menschen BENNO.

Satire, Sarkasmus und Humor, gemixt mit Erkenntnissen aus Wissenschaft und Literatur, ergibt ein spannendes Kaleidoskop von Eindrücken und Nachdenkenswertem, das hinführt zur Einsicht: Es gilt, den Planeten zu retten vor dem unglaublichen Raubzug der angeblichen „Kraken“. Jeder tue, was er kann.

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Niederlande: Skandal über Finanzierung von Terrorgruppen in Syrien

von Kumaran Ira

Am 10. September berichtete das Nachrichtenprogramm "Nieuwsuur" des öffentlich rechtlichen Fernsehens in den Niederlanden über die Finanzierung einer dschihadistischen Gruppe in Syrien, welche die Staatsanwaltschaft als „Terrororganisation“ bezeichnete.

Diese Affäre macht mehr als deutlich, dass der Krieg für einen Regimewechsel in Syrien, den die USA und Europa seit 2011 anheizen, wahrhaft kriminell ist. Schon vorher war enthüllt worden, dass der französisch-schweizerische Baukonzern LAFARGE Milizen des Islamischen Staats (IS), die in Europa Terrorangriffe verübten, finanziert hat.

Wie "Nieuwsuur" berichtete, hat die holländische Regierung 22 dschihadistische Oppositionsgruppen, die gegen die Soldaten der syrischen Regierung kämpften, mit „nicht-tödlichen Mitteln“ versorgt. Dazu gehörte letztes Jahr die Versorgung der Miliz Jabhat al-Shamiyah mit Uniformen und Pick-ups. Das war Teil des geheimen Programms zur Unterstützung der Rebellengruppen in Syrien. Das Programm lief von 2015 an bis Anfang diesen Jahres.

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TAGESSCHAU vernebelt Machenschaften mit der Rente

Dr. Gniffkes Macht um acht

von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam

Der Qualitätsjournalismus vermeidet wirksame Information über Alternativen zum neoliberalen Sozialabbau. Das spiegelt sich auch in der Berichterstattung über die Rentenpolitik wider. Die Sendung ARD-aktuell bildet da keine Ausnahme.

Der Qualitätsjournalismus von ARD-aktuell hat es geschafft: Gemeinhin gilt als unumstößlich, dass künftig "immer weniger Erwerbstätige eine immer größere Zahl von Rentnern finanzieren müssen". Denn: "Die Deutschen leben immer länger." Daher der Zwang, die Beiträge zu erhöhen, die Lebensarbeitszeit zu verlängern und das Rentenniveau abzusenken. Das Erste deutsche Fernsehen und die übrigen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbieter haben wesentlichen Anteil an der Festigung dieses Glaubenssatzes. Alternative Rentenmodelle spielen im öffentlichen Diskurs kaum mehr eine Rolle.

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China und Russland stärken ihre Beziehungen gegen Drohungen der USA

von Peter Symonds

Am Dienstag trafen sich der chinesische Präsident Xi Jinping und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin in Wladiwostok. Bei dem Treffen sagten sie eine engere Zusammenarbeit bei der Abwehr der USA in strategischen und wirtschaftlichen Fragen zu.

Die Trump-Regierung forciert ihre Handelskriegsmaßnahmen gegen China und bereitet weitere Zölle auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar vor. Gleichzeitig verhängt sie weitere Sanktionen gegen Russland.

Darüber hinaus heißt es in der Nationalen Verteidigungsstrategie (National Security Strategy >> NSS) des Pentagon, die am 18. Dezember 2017 vorgestellt wurde, dass nicht länger der Terrorismus im Mittelpunkt der amerikanischen Militärstrategie stehe, sondern die Konkurrenz zwischen Großmächten. Russland und China werden in dem Dokument als „revisionistische Mächte“ gebrandmarkt, d.h. als Länder, die eine Bedrohung für die bestehende und vom US-Imperialismus dominierte „regelbasierte, internationale Ordnung“ darstellen.

Weder Xi noch Putin erwähnten die USA oder Trump, doch beide ließen keinen Zweifel daran, dass die Stärkung der Beziehungen zwischen Russland und China eine Reaktion auf die Strafmaßnahmen der USA ist. In einer offensichtlichen Anspielung an Washingtons Adresse erklärte Xi, dass beide Länder zusammenarbeiten würden, um „sich der Politik einseitiger Maßnahmen und des Handelsprotektionismus entgegenzustellen.

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Am 11. September 2001 begann der Niedergang der Medienwelt.

Der Anfang vom Ende

von Wolf Reiser / RUBIKON

Seit langem schon haben sich die deutschen Medien von ihrer grundsätzlichen Funktion in unserer Gesellschaft verabschiedet und sich ihrer Existenzberechtigung entledigt. Wer die Arbeit der öffentlich-rechtlichen Sender und jene der führenden Tageszeitungen und Magazine über einen längeren Zeitraum verfolgen konnte, erlebt, dass sich mit 9/11 nicht nur ein paar Geschäftstürme zu Schutt und Asche verwandelten, sondern auch Auftrag und Sinn des Journalismus im Ground Zero verdampften.

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Menschen, die in meinem Schwabinger Kaffeehaus nach wenigen Minuten eines Leseversuchs mit Kopfschütteln ihre einst geliebte Süddeutsche Zeitung zu Seite legen, fragen mich immer häufiger, da sie wissen, dass ich viele Jahrzehnte für fast alle nennenswerten Printorgane gearbeitet habe, was eigentlich aus uns Journalisten geworden ist, wann das alles begann mit dem sittlichen Zerfall und ob sich die Branche irgendwann einmal von dieser Implosion erholen wird, ein Fakt, womit sie sich nicht auf den Einbruch an den Kiosken beziehen.

Wenn ich in Erzählstimmung bin, dann plaudere ich ein wenig oder empfehle dem einen oder anderen mal nachzulesen, wie Sebastian Haffner sich über Goebbels und dessen Umgang mit den Medien äußerte:

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